Beiträge von Tiberios

    Bei dem schwarzhaarigen Schankmädchen konnte man förmlich den Stein hören, der ihr vom Herzen plumpste:
    "Oh, domina, danke, danke , danke ", stammelte sie und nahm die zwei aurei, um sie sofort sicher an ihrem Busen zu verwahren :
    "Das ist zu gütig, die Chefin wird zufrieden sein , das ist zu gütig., danke ! Es tut mir leid wegen der ancilla und deinem Mädel, das tut mir leid, aber danke !", sagte sie und wollte Iulia Graecina die Hände küssen.



    Als die Iulia Tiberios das Geleit des Custos anbot, verbeugte er sich kurz und sprach :
    " Dein Sklave hat mich nicht verletzt, und ich danke dir für deine große Freundlichkeit, domina Iulia Graecina. Aber die Casa Furia liegt in genau entgegengesetzter Richtung auf dem Quirinal. Doch sei unbesorgt, mir wird nichts geschehen."


    Der junge Alexandriner nickte dem blonden Custos zum Abschied zu und in Eireanns Richtung: :
    "Gute Nacht, meine Eireann."


    Aber dann wandte er sich wieder an die Iulia und bat :


    "O Domina Iulia Graecina, erlaubst du mir bitte, deiner Dienerin Sulamith noch etwas zu sagen? "

    Tiberios sprach einen Mann an , der gerade aus einem Hauseingang trat:
    „Salve, dominus, hat es hier gebrannt?“
    Der Mann sagte zwar gleich, er sei kein dominus, aber es schmeichelte ihm.
    Er deutete die Straße runter und gab freundlicher als er sonst gegenüber Fremden war, Auskunft :
    „Dort - ein recht hübsches Lupanar. Jetzt vollkommen futsch.“


    Tiberios sah sich die Brandstelle genauer an. Die umliegenden Häuser waren nicht betroffen, hier hatten die vigiles ganze Arbeit geleistet. Aber am Platz standen nur einige geschwärzte Mauernreste, alles andere war Schutt und Asche. Trotz der strengen Auflagen zum Brandschutz musste hier wohl etwas fürchterlich schief gegangen sein.


    War das das Magnum Momentum?“, fragte er, denn er erinnerte sich noch an die Lupercalia, als die domini Scato und Lurco ihn dorthin mitnehmen wollten.


    Der Mann schüttelte den Kopf: „Ne, das war das Ganymed, das war mit jungen Burschen. Also – wenn du dort um Arbeit fragen wolltest, kommst du zu spät.“
    Der Mann sprach ohne jede Anzüglichkeit. In seiner Welt musste jeder sehen, wo er blieb.
    „Nein danke, ich suche keine Arbeit“, erwiderte Tiberios höflich.


    Im gleichen Augenblick war der furische Sklave dankbar für das Leben, das ihm Fortuna geschenkt hatte.. Er wohnte in einem guten Haushalt, hatte genug zu essen und jetzt sogar neue Kleidung und durfte den ganzen Tag mit Schriftrollen arbeiten.


    Tiberios packte sein Bündel fester und wollte den Weg wieder zurückgehen, den er gekommen war. In der Casa Furia wartete seine geliebte Bibliothek auf ihn.

    Tiberios hatte beim Schreiner weitere weißgetünchte Buchentafeln für den Codex besorgt, den er für die Furische Bibliothek anfertigte. Seit die domina Furia Stella ihn so freundlich gelobt hatte, war sein Ehrgeiz, alles perfekt zu herzurichten, noch stärker geworden.
    So hatte er gerade zwei Buchentafeln zurückgewiesen, weil sie die Lochung nicht akkurat an den Stellen hatte, die er aufgetragen hatte.
    Aber was sollte es, er würde später nochmal wieder kommen .


    Tiberios trug die neuen Platten unterm Arm in einem Beutel und ging nun durch die Subura Richtung Casa.
    Er war ziemlich gut gelaunt, das Wetter war schön, er war weder durstig noch hungrig , und er trug eine neue Tunika aus dünnem Wollstoff und diesmal keine chlamys, keinen griechischen Mantel, denn beim Laufen war es ihm warm geworden.
    Mittlerweile kleidete sich Tiberios seiner Stellung als Bibliothekar angemessen gut, und nur die Bronzetafel mit dem Namen seines dominus , die er um den Hals trug, war ein Zeichen seines Standes.


    In der Luft lag immer noch ein scharfer Brandgeruch.
    Der furische Sklave blieb stehen und schaute sich um.
    Ganz in der Nähe musste es kürzlicheinen größeren Brand gegeben haben.
    Aber wo?

    Zitat

    Original von Appius Furius Cerretanus
    X(


    Nach 14 Stunden Dienst, 3 Stunden Schlaf und wieder Nachtdienst. Da sieht man die Sache nicht ganz so.... :( :D


    Kaffee geht aber immer :dafuer:


    Hammer ..... :huh: diese Arbeitszeiten


    Und hier im IR ist Kaffee noch nicht einmal erfunden. ;)

    Tiberios spürte er die Berührung der Iulia an seiner Schläfe und dass sie ihn hieß, aufzustehen.
    Der junge Sklave fühlte große Erleichterung. Die iulische domina würde vermutlich seinem dominus Gnaeus Furius Philus keine Meldung machen, damit er bestraft würde.
    Tiberios war noch recht neu in seinem Haushalt, und er durfte sich einfach noch keine Freiheiten herausnehmen, bis seine neue Stellung sicher war. Außerem war er ehrgeizig und fest entschlossen, sich eine gute Position bei den Furiern zu erarbeiten.


    Und wieder beobachtete der junge Grieche die iulische domina , ohne sie direkt anzusehen. Sie hatte trotz ihrer hohen Stellung und ihrer befehlsgewohnten Sprechweise etwas Sanftes und Gütges an sich, was er weder verstand noch einordnen konnte.


    Aber ob man mit Sanftheit und Güte in dieser Welt weiterkam?
    Tiberios bezweifelte es.
    Man sah ja an Sulamith, was solchen Menschen widerfuhr.
    Er war der Überzeugung, seine Feinde musste man bestrafen, wenn man die Möglichkeit hatte und das so rasch und unerbittlich wie möglich.
    So dachten die Römer und das hatte sie groß gemacht , und Tiberios war völlig einverstanden.


    Zu seiner Überraschung bekam Tiberios Rückhalt von dem Blonden, den sie Angus nannten. (wieder so ein Name, der irgendwie römisch klang, aber barbarisch war).:
    Ja Domina, das kann ich übernehmen. Ich suche nach dem Dreckskerl und bring ihn dir!“, sagte er.
    Fast wurde ihm der Mann sympathisch, und er wunderte sich etwas, dass der Custos so frei sprach. Aber das kannte er ja auch schon von Eireann.
    Das musste eine keltische oder vielleicht auch germanische Charaktereigenschaft sein, so genau kannte sich Tiberios im barbaricum nicht aus.


    Der furische Sriba erhob sich von den Knien.. Nun wagte er es auch, Eireanns Blick zu suchen und ihr beruhigend zuzuzwinkern. Ihm war nichts geschehen, außer dass seine Nase schmerzte.


    "Es ist heute schon das zweite Mal, dass ich diesem Titus begegne und ich sage dir, was ich über ihn weiß, wenn du ihn wirklich verfolgen möchtest. ", sagte Tiberios zu Angus:
    "Als ich mich vor einigen Stunden mit Eireann in dieser Spelunke aufgehalten habe, waren noch mehr Mitglieder dieser Bande anwesend. Ihr Anführer ist ein gewisser Babilus. Ein anderer Mann, ein riesiger Schläger, heißt Brutus. Ich halte sie für Räuber, auf jeden Fall sind sie gefährlich." *

    Das schwarzhaarige Schankmädchen wieselte herbei, als Iulia Graecina sie heranwinkte und schaute betrübt auf Sulamith.
    "So ein feines Mädel, das passt hier net her.", murmelte sie und dann auf die Frage nach der Besitzerin:
    "Tut mir Leid, edle domina , die Herrin is gerade nich da. Aber du kannst ihr eine Nachicht hinterlassen, sie meldet sich dann "
    Plötzlich bedeckte das Schankmädchen ihr Gesicht mit den Händen:
    " Ich kann doch nix dafür !", greinte es :
    " Du willst jetzt von der Aranea Schadensersatz, weil sie dein Mädel kaputt gemacht haben, und was meinst du, was meine Herrin dann mit mir macht ! Und die ancilla ist auch weg ! Oh, oh, oh, die prügelt mich windelweich, die schmeißt mich in den Tiber !"
    Und die Schwarzhaarige schluchzte und ihre Tränen hinterließen helle Spuren in ihrem nicht gerade sauberen Gesicht.


    Tiberios war als Haussklave in einem gehobenen Haushalt dazu ausgebildet worden, sein Werk im Hintergrund wie eine gutgeölte Maschine zu verrichten.

    Er hatte schlicht nicht damit gerechnet, dass die domina Furia Stella nicht nur bemerkte, wie viel Mühe er sich gab, sondern ihn auch noch besonders lobte, ja dass sie ihn anlächeln würde und sogar belohnen wollte.


    Nun strahlte der junge Alexandriner vor Freude und wurde rot vor Verlegenheit, verbarg das aber hinter einer tiefen Verbeugung .
    Ich danke dir, domina für deine Freundlichkeit“, sagte er bewegt:
    „Ich werde mir überlegen, was ich mir wünsche.“


    Tiberios vergaß nie, wenn er gütig behandelt wurde, dann ging er für diesen Menschen durchs Feuer. Und zu seinem Respekt für den scharfen Verstand seiner domina, kam nun auch Verehrung dazu.


    Tatsächlich wollte der junge Grieche seinen Wunsch noch zurückstellen, denn er hatte alles, was er brauchte und sich gerade wünschte.
    Aber vielleicht würde einmal der Tag kommen, in der er eine Bitte äußern musste und da war es gut, wenn ihm seine domina gnädig gesonnen war.

    "Ich danke dir, Appius Furius Cerretanus für diese Auskunft.",, sagte Tiberios und verbeugte sich kurz.
    Also im Gefängnis war Eireann anscheinend nicht, das hatte ihm der Furier gerade gesagt. Aber wo war sie dann? Seine Freundin schien wie vom Erdboden verschluckt.
    Tiberios machte sich große Sorgen, doch das behielt er für sich.
    Da in der Tat noch viel Arbeit auf den furischen Bibliothekar wartete,, ging er nachdenklich zurück in die Bibliothek.

    Tiberios nahm die dienstbereite und disziplinierte Haltung eines scribas an, zu der er ausgebildet war, da ihm die iulische domina die Erlaubnis gegeben hatte, zu sprechen.
    Diese Haltung half ihm, seine Gedanken zu ordnen und ohne Anteilnahme Bericht zu erstatten.
    „Ich bin Tiberios, Scriba des Gnaeus Furius Philus“, sagte er, und deutete auf die Bronzetafel, um seinen Hals, die seinen Eigentümer bezeichnete:
    „ Die Sklavin Livia, wie ihr sie nennt, ist mit mir befreundet , und wir trafen uns zufällig in dieser Spelunke.
    Wir unterhielten uns über alles Mögliche, auch über Kulte und dieses neuartige Christentum und das Fischzeichen, und die ancilla meinte, sie wüßte etwas mehr und brachte uns ans Tiberufer.
    Dort verteilte deine Sklavin Sulamith o domina, Essen und Trinken an bedürftigte Kinder.“


    Tiberios ließ die Vorgeschichte, dass nämlich Eireann den Auftrag von Iulius Antoninus erhalten hatte, die cristiani zu bespitzeln, aus und auch sonst so einiges. Er hoffte jedoch, dass seine Version einigermaßen plausibel klang:
    „ Danach teilten wir uns auf. Livia sollte das kranke Schankmädchen zu dir bringen, domina, Sulamith jedoch wollte mich in diese Spelunke hier begleiten, um den Dienst der ancilla zu ersetzen. Livia und ich hielten beides für eine schlechte Idee, und wir haben das auch geäußert, aber Sulamith….“
    Hier kam Tiberios der Gedanke, dass Sulamiths Verhalten vielleicht gegen den Willen der Iulia geschehen war, und er sagte bloß:
    "Äh….deine Sklavin hat ein gütiges Herz, domina, und jeder Fehler, den sie begangen hat, ist zweifellos aus der Güte ihres Herzens geboren.“


    Tiberios suchte weiterhin die richtigen Worte:
    „ Diese Spelunke hier ist ein Treffpunkt übler Menschen , Räuberbanden und pornai – Prostituierter.
    Einer dieser Bandenmitglieder – sein Name ist Titus – hatte es auf deine Sklavin abgesehen.
    Er hat sie an den Tisch gerufen, obwohl das schwarzhaarige Schankmädchen ihr gesagt hatte, sie solle hinter dem Tresen bleiben, dann hat er sie belästigt und schließlich in ein Nebenzimmer verschleppt..“


    Das war, was er sicher wußte. Und dass er hilflos gewesen war, und diese Hilflosigkeit ihn quälte
    und nun in kalten Zorn umschlug:
    „Da ich die Erlaubnis habe, frei zu sprechen, tu ich es hiermit:: Tritt sie hier alle in den Staub, domina! Lass diesen Titus suchen und ans Kreuz schlagen !"


    Tiberios verstummte.
    Er erschrak über sich selbst , er hatte aus Wut und Entsetzen über die Geschehnisse soeben alle für einen Sklaven gebotene Zurückhaltung vergessen.


    Er kniete sich hin , senkte den Kopf und verharrte regungslos.

    Als Hephitios die provokante Frage : Wäre es das nicht? stellte, grinste Tiberios in sich hinein.
    Er wäre der Letzte, der Iulius Caesoninus, dem ehemaligen Eigentümer seiner Freundin, einen Rattenbiss missgönnt hätte.
    Allerdings hatte er es sich zur Regel gemacht, niemals Negatives über seine oder andere domini zu sagen, bevor er dem Gegenüber nicht vollkommen vertrauen konnte.


    Die Idee, den toten Rabastos zu suchen, schreckte den neuen Bekannten übrigens nicht, im Gegenteil, er überlegte, wie man das bewerkstelligen konnte.


    „Ja, schade, dass du den linken Weg nicht kennst.“, stimmte Tiberios zu:
    „So kannst du mir auch nichts über die Gehdauer oder besonders markante Gebäude sagen.
    Obwohl : Es war doch Nacht, nicht wahr? Dennoch hat der kyrios Iulius Caesoninus den Verschlag sehr schnell gefunden – zumindest schließe ich das daraus, weil er deine kyria recht schnell befreien konnte.
    Ich vermute daher, dass das Gefängnis deiner entführten Herrin nicht weit vom Weg abliegen kann, sonst hätte er es im Dunkeln nicht entdeckt. Selbst das Licht einer Fackel reicht doch nicht so weit.
    Erinnerst du dich daran, ob der Mond schon aufgegangen war ?“


    Tiberios nahm seine Chlamys wieder und zog sie an, wobei er seine Bronzespange befestigte.:
    „Keine Ursache, Hephitios, ich habe dir gerne geholfen.“,
    sagte er und streckte dem jungen Rhodier seine Hand hin:
    „Ich freue mich, dass ich dich kennen gelernt habe.
    Nochmals zum Thema Rabastos, die Schatten werden gerade länger, und ich möchte offen gesagt keinem Totengeist dieses bösartigen Sklaven begegnen."


    Tiberios schüttelte sichbei dem Gedanken:
    "Ich würde jetzt besser nach Hause gehen – auch damit den neuen Tintenfläschchen, die ich gerade teuer erstanden habe, nichts geschieht, denn es wäre ein großes Unglück, und man würde mich bestrafen, wenn sie mir zerbrechen.
    Doch wenn du möchtest, schicke mir eine Nachricht an die Casa Furia , oder ich schicke dir Nachricht an die Casa Octavia, und wenn wir beide frei haben, suchen wir gemeinsam nach dem dritten Weg, dem Verschlag und der Leiche dieses Kerls.“


    Nun zwinkerte er Hephitios zu:
    „Die grüne Tunika steht dir übrigens ausnehmend gut, deine kyria hat Geschnmack. Chaire !"

    Tiberios fasste die dunkelgrüne Tunika mit beiden Händen an einem Ende und schüttelte sie, während Hephitios das Gleiche am anderen Ende tat.:


    Du bist ein guter Erzähler, Hephitios, das ist meine ehrliche Meinung.
    Ich finde auch nicht, dass du als Leibwächter versagt hast.
    Wenn es zwei Wege und zwei Männer gibt, muss der eine einen und der andere den anderen wählen.
    Es war Tyche, die Göttin des Schicksals, die entschieden hat, dass du den falschen Weg nimmst und der julische dominus den richtigen.- Wäre es umgekehrt gewesen, hätte Iulius Caesonius vielleicht Prügel und den Rattenbiss abbekommen. Das wäre doch nicht besser.“


    Er zuckte die Achseln:, aber seine Augen begannen unternehmungslustig zu funkeln:


    „Da Rabastos erschlagen und nie beerdigt wurde, findet er ja nun keine Ruhe, sondern ist ein nekydaimon geworden, ein böses Wesen, das Lebende und Tote quälen will. Zumindest bei uns zuhause sagt man so..
    Jetzt ist hellichter Tag, da kann er uns nichts tun. Weißt du denn den Weg zu diesem Verschlag ? Ich würde gerne nachsehen, ob das mit den nekydaimones die Wahrheit ist. Außerdem habe ich noch nie ein komplettes Skelett gesehen. "


    Tiberios fasste die Tunika an :
    "Sie ist trocken, du kannst sie wieder anziehen, glaube ich. Nicht , dass mir dein Anblick missfiele, doch meine chlamys ist wirklich zu kurz für dich, du bist freilich auch ein Stück größer als ich. "

    Er hoffte insgeheim, dass er den neuen Bekannten mit seinem Ansinnen, den toten Rabastos zu suchen, nicht allzu sehr befremdete. Die unstillbare alexandrinische Neugier, die auch grausige Dinge einschloss, war manchmal selbst für andere Griechen schwer zu verstehen.

    Oh ja sie ist die Beste. Sie behandelt einen fast wie einen freien Mann. Gut, sie behandelt einen auch wie einen freien Mann, aber nur wenn wir alleine sind. Ist das bei dir auch so? Diese Tunika ist mir auch deshalb wichtig, weil sie das erste Geschenk der Herrin an mich war. Noch direkt am Sklavenmarkt nach meinem Kauf, damit ich nicht mit nacktem Oberkörper zu ihr nachhause laufen musste.", sagte Hephitios über seine kyria Octavia Flora.


    Tiberios deutete auf die Tunika und lächelte :


    „Ich dachte mir, dass dieses Kleidungsstück dir etwas Besonderes bedeutet. Weißt du, als junger Scriba musste ich stundenlang hinter der Kline meines früheren kyrios warten, bis er mich brauchte. Das war sehr langweilig ,und so fing ich an, das Verhalten der Leute meiner Umgebung genau zu beobachten. Wenn jemand von etwas Wichtigem spricht, ändert er für gewöhnlich etwas an seinem Wesen: Seinen Blick, seine Stimme oder seine Gesichtsfarbe".


    Der furische Sklave wurde ernster:


    „Meine Herrschaft, die gens Furia schätzt meine Arbeitskraft und behandelt mich gut, aber niemals wie einen freien Mann – und ich bin froh darum, denn so weiß ich , woran ich bin.


    Terpander – das ist auch ein griechischer Sklave, aber weit älter als wir - hat zu mir gesagt, solche menschlichen domini sind der Traum und der Albtraum jedes Sklaven. Der Traum , weil sich natürlich jeder wünscht, menschlich behandelt zu werden, doch der Albtraum , weil man dich , wenn du dann die Ansprüche stellst, die zu einer wirklichen Freundschaft gehören, ganz schnell auf deinen Platz verweisen
    kann."
    *


    Dann erzählte Hephitios Tiberios das gefährliche Abenteuer, das er bei der Befreiung seiner domina Octavia Flora aus den Fängen des rachsüchtigen Sklaven Rabastos erlebt hatte. **


    Als der junge Rhodier jedoch Iulius Caesoninus erwähnte, verdunkelten sich für einen Moment lang Tiberios‘ Augen, und er hoffte, dass seinem neuen Bekannten seine Reaktion nicht auffallen würde.
    Auf den Iulier war er nicht gut zu sprechen. Er hielt ihn für grausam, weil er seine Freundin Eireann verkauft hatte – und nun jede Spur von ihr fehlte. ***


    Aber die Geschehnisse um den ungetreuen Rabastos waren sehr aufregend , und Tiberios lauschte aufmerksam; nur manchmal warf er einen Ausruf ein und bedeutete dem octavischen Custos fortzufahren.


    „Ich hoffe, dieser Rabastos wurde zur Abschreckung gekreuzigt! “, rief Tiberios aus , als Hephitios zum Ende kam:
    „ Er hat alles getan, um sein Verhängnis herauszufordern.
    Aber sei nicht traurig, dass nicht du die Herrin befreit hast. Dadurch gabst du dem edlen Römer Iulius Caesoninus Gelegenheit zum Glänzen, und jetzt mag er dich bestimmt lieber als im umgekehrten Fall. "

    Er schaute Hephitios bewundernd an :
    „Was für eine unglaubliche Geschichte du erlebt hast und so gut erzählt ! Ich danke dir, dass du sie mit mir geteilt hast. Ich hoffe sehr, deiner domina geht es wieder gut , und auch du hast dich von dem Rattenbiss wieder erholt. Zumindest siehst du erholt aus.“, sagte er freundlich.


    Tiberios warf einen Blick auf die dunkelgrüne Tunika:
    „Wir sollten jeder an einer Ecke ziehen, dann wird sie schön glatt.“, sagte
    er:„Schau, sie ist fast trocken .“



    Sim-Off:

    ** Danke für diese interessante Geschichte :)


    "Ich denke meine Kyria, Octavia Flora, hätte ihre helle Freude an dir, sie liebt nämlich Bücher! Du stehst nicht zufällig zum Verkauf?" , fragte Hephitios, und Tiberios winkte ab :


    "Wer würde mich kaufen, wenn er dich haben kann.", lachte er :
    " Wie jeder Scriba habe ich die Neigung zum Bauchansatz", er klopfte sich auf den Magen, dann wurde er ernster:


    " Meine Ausbildung begann, da war ich noch sehr jung.", sagte er :
    "Stundenlanges Stillsitzen und die Lehrer waren schnell dabei, zu strafen, wenn man mal einen Moment nicht aufpasste. Ich glaube, ich hätte auch lieber gefischt und im Meer gebadet. Aber später war ich froh, dass ich lesen konnte. Es gibt so viel Wundersames und Schönes in Schriftrollen, und ich beneide dich darum, dass du diese Welt gerade entdeckst."


    Als Hephitios erzählte, dass seine kyria ihn im Lesen und Schreiben unterrichtete, nickteTiberios:
    " Deine kyria Octavia Floria mag dich wohl sehr gerne.", sagte er freundlich :
    "Ist deine Tunika denn eine Gabe von ihr, da sie dir so wichtig ist?"


    Dann beantwortete der junge Rhodier Tiberios' Frage nach seinem Dienst als Custos Curporis und kündigte eine längere Geschichte an.


    Tiberios klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter:


    "Nicht dein Ernst ! Du bist Grieche wie ich und warnst mich, dass eine Geschichte lang sein könnte?. Dir muss doch klar sein, dass ich sie umbedingt hören möchte. Bitte fang an !"

    Endlich ließ der Blonde Tiberios los, der sich an den Kragen griff und ein paar mal schluckte.
    Seine Nase war gerötet und geschwollen, aber als er sie vorsichtig berührte, schien den Göttern sei Dank nichts gebrochen.


    Jetzt fing auch noch Eireann damit an:
    "“Bitte sag das du Sulamith nichts getan hast.“, sagte sie.


    Tiberios runzelte die Stirn, doch selbst dieser kleine Anflug von Mimik ließ seine Nase schmerzen.
    "Für was haltet ihr mich ?", fragte er tonlos.


    Der furische Sklave senkte vor Iulia Graecina den Kopf und hob die rechte Hand zum Zeichen, dass er etwas sagen wollte.
    "IIch flehe dich an, domina , hör mich an", bat er :
    " Erlaube mir, frei zu sprechen !"


    Er warf Angus einen kurzen verächtlichen Blick zu:


    "Aber halte mir bitte deinen schwachsinnigen Barbaren vom Hals ", fügte er an.

    " Ein Custos Corporis - daher so stark. ", sagte Tiberios bewundernd :


    Als Hellene hatte er ein Auge für männliche Schönheit und Nacktheit war etwas Natürliches für ihn - allerdings nicht für zwei römische Mädchen, die stehen blieben und kicherten und Hephitios so schmachtend anstarrten, als wäre er eine gerade lebendig gewordene Statue von Phidias.


    "Nein, ich bin nicht aus Athen, obwohl es mein Wunsch wäre , die Stadt der Pallas Athena einmal zu sehen, ich stamme aus Alexandria. Ich bin ein Scriba und nun Bibliothekar, was nur bedeutet, dass ich viel mit Sprache zu tun habe. Du sprichst Koine, unsere Umgangssprache, mit dorischem Akzent, daher kam ich darauf, woher du kommen könntest", sagte Tiberios und freute sich ein bißchen, dass er sich nicht geirrt hatte: Hephitios war von der Insel Rhodos.



    Tiberios sah zu, wie sein neuer Bekannter seine grüne Tunika walkte und rieb, aber dann fragte:"
    "Meinst du das bisschen Wasser und Gereibe reicht aus, um die Tunika wieder ganz sauber zu kriegen? Oder könnte man sonst noch irgendetwas machen? Ich kenne mich damit leider überhaupt nicht aus!"


    "So viel ich weiß , wäscht man mit altem Urin oder Aschenlauge. " , sagte Tiberios :
    "Da der Fleck aber noch frisch war , kann man ihn mit Walken und Drücken bestimmt noch entfernen.
    Wenn du die Tunika nachher glatt ziehst und in die Sonne legst, ist sie wie neu. Als ich in Roma anfangs nur eine Tunika besaß, musste ich das auch immer so machen."

    Tiberios trank einen Schluck Wasser aus dem Brunnen. Dabei fasste er an den Beutel, den er am Gürtel trug. Darin waren die fünf Tintenfläschchen , die er für die Bibliothek bsorgt hatte, und die durften keinesfalls zerbrechen :


    " Wie ist deine Arbeit als Custos Corporis denn so?", fragte er: " Hast du schon einmal einen Angriff auf deine kyria abwehren müssen ?"

    Tiberios lächelte nun und seine Augen funkelten vergnügt. Mein Retter, hatte ihn der junge Mann genannt.
    Sehr höfliche Art zu sprechen hatte dieser Hephitios.


    Offensichtlich war er auch ein Hellene , und Tiberios stellte sich nun vor :
    " Tiberios, Sklave des Gnaeus Furius Philus , zu Diensten. "
    und deutete auf die Bronzetafel , die er um den Hals trug.
    Sie diente mehr zum Schutz, dass ihm während seiner Besorgungen nichts geschah , als dafür, ihn zu kennzeichnen. Er konnte sie jederzeit abnehmen:


    "Du bist von...."


    Tiberios hatte Spaß daran, an Hand der Sprache herauszufinden, woher andere Leute kamen, und Hephistos Art zu sprechen klang für ihn dorisch :
    " Kreta ? Oder Rhodos? Oder vielleicht sogar Sparta? "


    Tiberios musterte ihn von oben bis unten :
    "Sparta könnte es durchaus sein, trainiert wie du bist. Nun, zweifellos wärst du die Freude der Schönheiten der Subura, würdest du dich deiner Tunika entledigen , aber ich glaube , es ist besser, ich leih dir die da."


    Der furische Sklave trug über seiner hellen Tunika eine chlamys, einen knielangen griechischen Mantel, den er mit einer bronzenen Spange über der Schulter befestigt hatte.


    Er löste nun die Spange und formte aus dem Mantel ein Bündel, das er ziemlich fest zusammendrehte:


    "Fang , Hephitios !", rief er und warf dem neuen Bekannten das Bündel zu.

    Tiberios , der gerade von der Farbenmischerei Danuvius kam und nach Hause wollte, sah einen jungen Mann, der auf einer Kiste saß und offensichtlich in Gedanken versunken war, und somit nicht bemerkte, dass ein Hund sich ihm näherte.
    Erst als das Tier sein Bein hob, sprang der junge Mann auf:
    "He, du Töle!!", rief er aus.
    Der Straßenköter ergriff die Flucht, aber ein gelber Streifen zog sich über die Tunika.


    Tiberios blieb stehen, musste sich ein Grinsen verbeißen. Der Anblick war komisch gewesen. Aber
    er sagte freundlich :
    " Brauchst du einen Brunnen ? Ich weiß, wo hier einer ist."

    Der Schlag des Fremden auf seine Nase trieb Tiberios die Tränen in die Augen.
    Auf zivilisierte und höfliche Weise konnte man mit dem blonden Hünen wohl nicht reden - aber zurückschlagen wagte der junge Grieche auch nicht, denn der Kerl war ihm eindeutig körperlich überlegen .


    " Lass mich los, du Ausgeburt des Tartaros !",
    rief Tibeios und begann ihn mit der ganzen Phantasie eines Alexandriners zu beschimpfen, wobei er verzweifelt versuchte , sich aus dem Griff zu befreien:


    "Mögen die Erinnyen dir die Eingeweide rausreißen und dir in den Kopf stopfen, dann hättest du zumindest etwas Gehaltvolles darin ! Ich hoffe, die Keres des Todes jagen dich bis in die tiefsten Tiefen der Unterwelt und schlagen dich, wie du gerade mich schlägst - weißt du denn wie weh das getan hat ?! Mögen Nykodaimones dir jedes Haar einzeln ausrupfen und daraus einen Strick drehen, womit du dich dann kopfunter erhängen kannst, damit dein Schatten auf ewig ruhelos zwischen den Gräbern herumirrt, während Algea, der Schmerz und .Limos, der Hunger, die Kinder der grausigen Eris dich plagen ......."


    Hier verfiel Tiberios teilweise in sein heimisches Griechisch , weil er, wenn er aufgeregt war, manchmal Latein vergaß.:
    "Ich schwöre bei Allat, die Minerva ist, du großer gelbhaariger Barbar, ich habe dem Mädchen nichts getan!"


    Tiberios seufzte, sein Zorn verrauchte so rasch wie der Schlag auf die Nase, der ihn hervorgerufen hatte und machte Niedergeschlagenheit Platz:
    "Ich habe allerdings eine böse Tat auch nicht verhindert..
    Also schlag ruhig zu, denn ich habe es vermutlich verdient."