Beiträge von Tiberios

    Tiberios war so damit beschäftigt gewesen, Sulamith zu trösten , dass er gar nicht bemerkte, dass der blonde Gast in wenigen Schritten bei ihm war.
    Der Fremde packte ihn an der Tunika, zog iihn hoch und begann ihn übel zu beschimpfen:


    „Du kleine dreckige Ratte! Lass gefälligst deine schmutzigen Finger von ihr! Sonst schlag ich dich zu Brei, du kleiner schleimiger Lustmolch!


    Der Kerl war mindestens zwei Köpfe größer und schnürte dem furischen Sklaven fast die Luft ab.
    Zu allem Überfluss spürte Tiberios, wie der Stoff am Halsausschnitt seiner Tunika riss.


    "Ich glaube, da liegt ein Irrtum vor ", krächzte er :
    "Oder eine Verwechslung. Oder beides ?"

    Tiberios richtete seine grauen Augen auf die junge Frau, die nun zitterre und der Tränen die Wangen hinunterliefen.
    Er fuhr fort, ihre Wunden zu säubern, langsam ,um sie nicht zu erschrecken und sehr sanft.
    Dass Sulamith weinte , hielt der junge Sklave trotz allem ein gutes Zeichen.
    Als sie so starr und leblos gewesen war, hatte er schon befürchtet , die nekydaimones, die grausigen Totengeister, die Lebende und Tote quälten,, hätten sich ihres Verstandes bemächtigt.


    Aber dann merkte er , dass sie etwas sah , was er nicht sah.


    Ihn schauderte es.


    Die nekydaimones streckten ihre Knochenfinger nach dem Geist dieses Mädchens aus.


    " Große Allat!", rief Tiberios die Göttin aus Palmyra an, die er als Kind im Hause seines früheren Herren verehrt hatte:
    "Heile Sulamith von allem Bösen! Ich will dir auch ein schönes Opfer bringen!"


    Er drapierte den roten Vorhang , der zu verrutschen drohte, sorgfältig um Sulamiths Gestalt, als er merkte, dass neue Gäste gekommen waren.


    Vielleicht endlich die domina?


    Abe nein, es waren lediglich zwei Frauen, die sich im Hintergrund hielten und ein blonder großer Mann, der gleich das schwarzhaarige Schankmädchen in Beschlag nahm.


    Drei nicht besonders eindrucksvolle Gestalten.


    Tiberios blieb sitzen, wo er war.

    Tiberios nickte eifrig :
    "Ich war nicht selbst dabei, aber mir wurde gesagt, Urbaniciani hätten sie mitgenommen."
    Nun zögerte er:


    "Tatsächlich weiß ich nicht, wohin sie mit ihr gegangen sind. Das mit der Castra war nur eine Vermutung, dominus."


    Da der Furier immer noch bereit schien, ihn anzuhören, beantwortete Tiberios die gestellten Fragen:
    " Meine Freundin wurde von ihren domini Livia genannt, aber sie hat auch ihren eigenen barbarischen Namen : Eireann."


    Wie immer sprach er den Namen fast wie das griechische Eirene aus.:


    "Sehr hübsch, schlank, jung, dunkles Haar und blaue Augen, dominus."
    Und nun seufzte Tiberios etwas, aber er hatte sich vorgenommen, Offenheit walten zu lassen:


    "Und sie hat das keltische Temperament. Daher erscheint mir die Geschichte, dass sie verhaftet worden ist, leider nicht abwegig."

    Sulamith kam aus dem Nebenzimmer, in einem entsetzlichen Zustand, voller blauer Flecken und Kratzer, aber noch entsetzlicher schien die Tatsache zu sein, dass die junge Frau durch alle hindurch sah, als würde sie niemanden wahnehmen.


    Tiberios jedoch sah sie sofort , und mit einem Ruck riss er einen der blutroten Vorhänge, die die cellae vom Hauptraum trennten herab , eilte zu Sulamith und legte den Stoff wie einen Umhang um ihren Körper.
    Dabei fasste er ihre Schultern, sah ihr besorgt ins Gesicht:


    "Sulamith ", sagte er und es klang wie eine Beschwörung : "Sulamith".


    Er wiederholte ihren Namen.
    Tiberios hoffte auf ein Zeichen, dass die junge Hebräerin ihren Namen erkennen und ihn wahrnehmen würde:
    "Es ist vorbei, Sulamith.", sagte er :
    " Die Männer sind fort. Komm, setz dich."


    Das schwarzhaarige Schankmädchen tippte Tiberios auf die Schulter. Es trug ein sauberes Tuch und
    eine Schale mit Wein in der Hand.
    Ihre schwarzen Augen blickten mitleidig, als sie ihm die Schale reichte:


    "Als ich euch gesehen habe, wußte ich, dass das Probleme gibt.", seufzte sie: "Hilf dem Mädel, sich zu säubern."


    Tiberios nickte.
    Er tauchte den Stoff in den Wein und berührte damit Sulamiths blutige Lippe.

    Tiberios sah den Römer kurz und prüfend an, bevor er den Blick wieder senkte.
    Appius Furius Cerretanus schien ihm weiterhelfen zu wollen, aber gleichzeitig schien ihm auch nicht viel zu entgehen.
    Es war wohl besser, aufrichtig zu sein. :


    " Ich habe sehr persönliche Gründe zu fragen, ja.", sagte er:
    " Es handelt sich um eine junge Frau, die .....",


    er wußte nicht wirklich, wie er es ausdrücken sollte::


    "Sie ist eine sehr, sehr gute Freundin, eine Sklavin. Sie wurde kürzlich auf dem Sklavenmarkt verkauft. Sie hatte versprochen, mir eine Nachricht zu schicken, aber das tat sie nie.
    Ich habe sie gesucht, und ein Bettler hat mir auf dem Mercatus gesagt, er glaubt, Urbanici hätten sie direkt von dort mitgenommen.
    Ist sie denn in der Castra?"

    "Es ist die Bitte, dir eine Frage stellen zu dürfen.", sagte Tiberios:
    "Es liegt keinesfalls in meiner Absicht, dich zu verwirren, Appius Furius Cerretanus"


    Da der Römer ihm immer noch zuhörte, redete der junge Grieche gleich weiter, um ihm nicht die Chance zu geben, ihn zu unterbrechen:


    " Meine Frage ist, ob es für mich die Möglichkeit gäbe ,zu erfahren, ob im Carcer der Cohortes Urbanae eine bestimmte Person, die ich kenne, einsitzt. Mir wurde zugetragen, dass man sie verhaftet hat."


    Tiberios wurde nun rot.
    Verbindungen zu eventuellen Strafgefangenen machten sich nie gut, am allerwenigsten für einen Sklaven.


    Daher formulierte er seine Frage äußerst vorsichtig.

    Da der Furier ihn freundlich ansprach, kam Tiberios näher und grüßte mit einer Verbeugung :
    "Salve, Appius Furius Cerretanus",
    denn er hatte nicht vergessen, dass dem Furier der Titel "dominus" missfiel :


    " Ich habe eine Bitte...."
    Er zögerte, aber dann rief er sich ins Bewußtsein, dass Appius Furius Cerretanus ein vielbeschäftigter Mann war und bestimmt nicht den ganzen Tag Zeit hatte, und er fuhr fort,
    allerdings immer noch, ohne den Römer anzusehen:


    " Ich habe eine Frage an dich , dominus."


    Tiberios war so ausgebildet worden, dass er von sich aus nicht das Wort an die Herrschaft zu richten hatte, es sei denn, es gab etwas Wichtiges.
    Was er wollte, war jedoch privater Natur.
    Es fiel ihm schwer, über seinen Schatten zu springen, aber schließlich ging es um Eireann.

    Bibliothek >>


    In einem Moment kam es Tiberios vor, als hätte er ungewohnten Lärm gehört, der die Stille der Casa Furia störte, und er trat aus der Tür der Bibliothek , um zu sehen, was es gab.
    Die Porta war ziemlich fest zugeschlagen worden.


    Von seinem Standpunkt aus konnte der furische Sklave auch nichts erkennen, und er machte einen Schritt Richtung Atrium .
    An der Porta standen der dominus Appius Furius Cerretanus und der Ianitor Aischylos.
    Tiberios, der wußte, dass der Furier Optio bei den Cohortes Urbanae war, hatte eine Frage, die ihm sehr am Herzen lag , und die Eireann betraf.
    Aber er wußte nicht recht, wie er den Herren ansprechen sollte, der ihn nicht gerufen hatte.

    Tiberios stellte sich so hin, dass der Furier ihn hoffentlich bemerkte. Er hob die Hand zum Zeichen, dass er sprechen wollte.
    In Alexandria hätte er sich hingekniet, aber sein dominus Gnaeus Furius Philus hatte ihm schon erklärt, dass man das in Roma nicht so machte.

    Tiberios stand vor der geschlossenen Tür, hinter der Sulamith und ihr Peiniger verschwunden waren, und befürchtete Schlimmes.
    Sulamith tat ihm Leid.
    Er hatte ihr nicht beistehen können, auf keinste Weise.
    Ich hoffe, sie schafft es, sich so zu entspannen, damit er ihr nicht allzu weh tut - danach ein heißes Bad und warmes Muslum und viel Schlaf, dachte Tiberios nüchtern , denn das war das, was er an Sulamiths Stelle getan hätte. Und danach alles vergessen, besonders diesen hässlichen Titus.


    Der furische Sklave bückte sich und hob die Kupferschale auf, die er fallen gelassen hatte, trug sie zum Tresen und stellte sie ab.


    Sein Blick schweifte über die anwesenden Gäste. Um ihn herum tobte das raue Leben der Subura. Brutus hatte es gerade mit einem anderen Gast , sein Kumpel Tappo sprach anscheinend dem Wein zu.
    Hairan, der Spender des Getränkes, hatte sich irgendwohin verdrückt ; Tiberios war froh darum.


    Das schwarzhaarige Schankmädchen rannte hin und her und strich sich ab und zu die Haare aus der schweißnassen Stirn – ohne die Hilfe der Ancilla und ohne Sulamith blieb nun ein Großteil der Arbeit an ihr hängen.


    Wo nur die domina von Sulamith blieb ? Vielleicht hatte sich Sulamith da falschen Vorstellungen hingegeben ,und diese Iulia würde gar nicht kommen ? Vielleicht war von anfang an alles ein Hirngespinst der jungen Hebräerin gewesen?


    Tiberios schaute immer noch zur Tür, hinter der Sulamith verschwunden war , und dann in Richtung des Eingangs.


    Falls die domina doch noch kommen würde- hoffentlich brachte sie ein Dutzend mit Knüppeln bewaffneter Sklaven mit!

    Cubiculum Furia Stella >>


    Da die domina Furia Stella angekündigt hatte, vielleicht nach der cena in die Bibliothek zu kommen, wollte Tiberios alles vorbereiten.
    Er stellte den Lesesessel der domina so zurecht, dass der Lichteinfall optimal zum Lesen war und richtete ein Kissen für den Rücken, eines für den Nacken und schob den Fußschemel in die Nähe des Sessels..
    Dann legte er zwei Schriftrollen in ihren Hüllen auf den Tisch - das 14. Buch der Annalen von Tacitus - Tiberios fand es zwischen dem dreizehnten und dem fünfzehnten, wie das auch sein sollte - und auch das Perì tou Okeanou von Pytheas, falls Furia Stella doch einen Blick hineinwerfen wollte.


    Weil es zur Abendessenzeit schon dämmrig sein konnte, stellte er vier Öllampen im Halbkreis auf den Tisch. Neben die Schriftrollen platzierte Tiberios den fertigen Teil des Codex, den er mit der neuen Eisengallustinte beschrieben hatte.


    Danach verbrannte der junge Grieche ein wenig Mastix in einer Kupferschale, was einen leichten zitronigen Duft ergab, der die Sinne klären und die Konzentration erhöhen sollte.


    Tiberios schaute sich prüfend um. Die Bibliothek war ordentlich, die Behälter der Schrifrollen gereinigt, alles an seinem Platz. Der Ort strömte Schönheit und Harmonie aus.


    Der junge Alexandriner richtete einige Wachstafeln . Vielleicht brauchte man seine Dienste später als Scriba, um Notizen zu machen .
    Bis man ihn rief, würde er sich im Hintergrund halten.
    Leser und Leserinnen waren besondere Menschen, die gerne ungestört waren.

    "Andere Autoren zu diesem Thema sind mir leider nicht bekannt, domina" , sagte Tiberios bedauernd:
    "Über Britannien selbst hat Pytheas von Massalia einen Reisebericht verfasst"


    Tiberios erinnerte sich noch gut daran, wie er selbst in Alexandria das Buch Über den Ozean gekauft und gelesen hatte.
    Allerdings interessierte sich Pytheas mehr für Naturphänomene als für Menschen.


    Und bestimmt hatte auch Gaius Suetonius Paulinus, der damalige britannische Statthalter , über die Niederschlagung des Aufstandes seinen Militärbericht geschrieben.


    Aber ein nüchterne Zahlen waren vermutlich nicht das , was Furia Stella lesen wollte.


    Tiberios bedauerte es , nicht nützlicher sein zu können. Als ihn die domina entließ, verbeugte er sich tief.
    Dann ging er zurück in die Bibliothek.

    Tiberios hoffte, dass er Sulamith irgendwie helfen konnte.


    Er plante, Titus und dem Mädchen in das Hinterzimmer zu folgen und dort wie ein äußerst beschränkter Sklave mit dem Räucherwerk herumzufuchteln, um möglichst viel Rauch zu erzeugen.
    Vielleicht gäbe das Sulamith Gelegenheit , sich von ihrem Peiniger loszureißen und sich irgendwo zu verstecken.


    Dass Titus wütend werden und ihn vielleicht nieder schlagen würde, nahm der furische Sklave in Kauf.
    Hauptsache, Sulamith kam dem Typ aus den Augen.


    Tiberios hatte Titus fast erreicht , da spürte er einen harten Schlag gegen sein Schienbein; er stolperte und fiel längs hin.
    Die Schale mit dem Mastix fiel aus seinen Händen und kullerte unter die nächste Bank, das kostbare Räucherwerk verteilte sich auf dem Boden.




    Tiberios schaute sich verwirrt um, kam auf die Knie, fasste in das immer noch glimmende Mastix und verbrannte sich zwei Finger seiner linken Hand.
    Er zischte durch die Zähne.


    Es war Hairan, der sein Bein zurückzog - und sich bog vor Lachen.


    "Was sollte das werden?", fragte er : " Ein Opfer für Priapos, damit der Typ deine widerstrebende Freundin richtig gut zureitet ?"


    Tiberios sah Hairan verständnislos an. Dieser hatte ihm gerade das Bein gestellt und damit seinen kleinen Plan, Verwirrung zu stiften, verhindert.


    Hairan zuckte die Schultern, fixierte Tiberios mit seinen schwarzen Augen und lächelte :
    " Ich habe eine bessere Idee.", sagte er : " Lass uns zusehen. Diese Räume haben meistens Gucklöcher und wenn ich dem Schankmädchen ein paar Asse gebe ....ich mag es sehr, wenn sie sich wehren und rumheulen.."


    In Tiberios flammte Wut auf - wegen Hairan , aber auch wegen seiner eigenen Hilflosigkeit.


    "Was hast du nur davon ?", fragte der junge Alexandriner aufgebracht:
    "Die Erinnyen sollen dich holen und dich mit deiner eigenen Bösartigkeit ersticken, Hairan !"


    "Ach ,Titus macht sie dir nicht kaputt, du kriegst sie hinterher ja wieder.", spottete Hairan und leckte sich die Lippen.


    Der furische Sklave schwieg und senkte den Kopf. Sein Plan war fehlgeschlagen .


    Sulamith war mit Titus im Nebenzimmer verschwunden , die Tür war zu , und sie war ihm dort ausgeliefert.

    Tiberios stellte das Tablett samt der Rechnung auf dem Tisch ab .


    Die Frage der Herrin der Casa erstaunte den jungen Alexandriner..
    Nicht weil die domina die Schriften über den Boudicca- Aufstand lesen wollte, sondern weil sie eine keltische Sklavin erwähnte, die weggelaufen war.


    Bei den Göttern, waren denn all diese Keltinnen gleich !
    Er selbst hatte Eireann auf dem Frühlingsfest schon einmal in bösem Spott als "Königin Boudicca " bezeichnet. Und nun eine fugitive keltische Sklavin - vermutlich ein ähnlicher Feuerkopf wie seine Eireann.
    Einen Moment lang gestattete er sich Traurigkeit - er wußte nicht, was aus der jungen Frau geworden war.
    Aber dann bewahrte er Haltung:


    "Die Ab excessu divi Augusti beziehungsweise Annalen des Publius Cornelius Tacitus, das vierzehnte Buch ....in der Tat, domina, ich bin sicher, das ist im Bestand", sagte Tiberios.


    Zwar war der neue Bibliothekar mit seinem Codex noch nicht bis zum Buchstaben T gekommen, aber die Werke des berühmten Geschichtsschreibers fehlten in der Furischen Bibliothek bestimmt nicht.


    Die domina Furia Stella interessiert sich für die Geschichte der Kelten, um eine Sklavin, die dazu noch ungehorsam war, besser zu verstehen, dachte Tiberios, das ist in der Tat bemerkenswert.


    Er ließ sich seine Gedanken jedoch nicht anmerken, solch ein Urteil stand ihm auch nicht zu.


    Stattdessen fragte er:


    " Wünschst du, dass ich dir die Schriftrolle hierher bringe, domina ?"

    Tiberios öffnete die Tür, wobei er das Tablett in eine Hand nahm, trat ein und schloss sie wieder.
    Er blieb stehen und sagte mit einer tiefen Verbeugung:
    " Salve, domina "
    Der furische Sklave sah der Herrin nicht in die Augen, sondern blickte an ihr vorbei zu Boden:
    "Verzeih die Störung, domina. Ich wollte dir die Rechnung über die Tinten aus dem Farbengeschäft Pater Danuvius bringen. "

    Da Tiberios die domina Furia Stella seit seiner Rückkehr vom Markt nicht gesehen hatte , beschloss er , ihr die Rechnung über die beiden Tinten, die er aus der Farbenmischerei Pater Danuvius mitgebracht hatte, persönlich vorbeizubringen.
    Er legte die Rechnung



    Farbenmischer Pater Danuvius


    Rechnung


    ANTE DIEM XII KAL MAI DCCCLXX A.U.C. (20.4.2020/117 n.Chr.)


    An: Furia Stella - Casa Furia, Roma



    Gesamtbetrag: 10 Sesterze


    Vielen Dank für euren Einkauf
    und beehrt uns bald wieder!


    Alle Preise sind in Sesterze angegeben.

    ,


    auf das Silbertablett, mit dem er auch die Post für Gnaeus Furius Philus zu holen pflegte, und stand nun vor der Tür des cubiculums der Hausherrin.


    Nicht zu fest klopfte er an die Tür und trat dann drei Schritte zurück.


    Rufus


    Rufus freute sich offensichtlich:


    Endlich war die Zeit seiner bedrückenden Arbeitslosigkeit vorbei.
    Irgendwo unterkommen würde er schon, jetzt auch wieder bei den ziemlich biestigen Verwandten seiner Frau, die ihn nach Aufgabe der Bäckerei wie einen Aussätzigen behandelt hatten.
    Die Frau und der Kleine sollten aber noch eine Weile bei den Großeltern bleiben, er würde sie erst nach Rom holen, wenn er von Neuem Fuß gefasst hatte.


    "Das soll dir nicht leid tun. ,Norius Carbo", sagte Rufus fast feierlich und folgte seinem neuen Chef, um in der folgenden Zeit zu lernen, was es zu lernen gab.

    >> Farbenmischer Pater Danuvius


    Tiberios hatte die neue Tinte besorgt, um mit seiner Arbeit an dem Codex zu beginnen. Außerdem hatte er eine Rechnung für die domina Furia Stella :



    Farbenmischer Pater Danuvius


    Rechnung


    ANTE DIEM XII KAL MAI DCCCLXX A.U.C. (20.4.2020/117 n.Chr.)


    An: Furia Stella - Casa Furia, Roma



    Gesamtbetrag: 10 Sesterze


    Vielen Dank für euren Einkauf
    und beehrt uns bald wieder!


    Alle Preise sind in Sesterze angegeben.

    ,
    die er ihr sobald wie möglich vorlegen musste.


    Tiberios packte die Eisengallustinte aus. Den Polyptychon aus weißem Buchenholz hatte er schon zuvor besorgt..
    Aber er würde die Autoren und Werktitel zunächst einmal auf Tabulae notieren und später ins Reine schreiben.
    Außerdem waren einige Schriftrollenhüllen auszubessern.......


    Um ihn waren Schönheit und Harmonie, beides schätzte der furische Sklave sehr. Er fuhr mit seiner Arbeit fort.


    Rufus


    Rufus gab Carbo mit festem, aber nicht zu festem Druck die Hand , und er war sehr erleichtert, so freundlich empfangen zu werden :
    "Danke, Wasser ist vollkommen in Ordnung ", sagte er :


    " Ich bin vor vier Jahren mit meiner Frau aus den Albaner Bergen nach Rom gekommen. Ich bin der jüngste Sohn von Bauern, aber bei drei Brüdern fällt nicht so viel ab für einen. Da habe ich ein Handwerk gelernt - eben Bäcker. Brot mögen die Menschen immer, dachte ich.
    Ich hatte eine kleine Bäckerei in der Nähe der jetzigen neuen Urbanerstation und bin jede Nacht zur neunten Stunde raus zum Backen, die Frau stand hinterm Ladentisch, und dann habe ich noch abends die Bücher geführt, denn der Staat schaut darauf, dass man seine Steuern bezahlt.
    Es lief langsam gut , wir hatten unsere Kunden und ordentlich verdient, doch dann haben sie direkt gegenüber eine Großbäckerei aufgemacht.
    . Nun, die haben mir sogar angeboten , dort Aufseher zu werden , aber ich wollte kein Sklaventreiber sein.. Ich möchte Sachen herstellen und verkaufen, auf die ich stolz sein kann. "


    Rufus überlegte kurz , bevor er fortfuhr: :
    " Ich verstehe schon, dass du mir eine Vertrauensstellung anbietest, wenn du nach Mogontiacum zurück kehrst , und da muss dann auch das Vertrauen da sein, wenn ich alleine in deiner Farbenmischerei bin.
    Ich kann dir anbieten, dass ich zunächst hier auf Probe arbeite . Wenn du zufrieden mit mir bist, bleibe ich, wenn nicht , gehe ich wieder.
    ", sagte er auf seine bedächtige Art.


    Rufus


    Der junge Mann lächelte erleichtert, dann sagte er:


    "Salve, Norius Carbo, mein Name ist Rufus Gellius Paterculus, was aber zu lang ist, daher nenn mich einfach Rufus.
    Ich bin 25 Jahre alt und möchte mich auf die Stellenanzeige bewerben , die du auf dem Städtischen Markt hast aushängen lassen.
    Ich wohne dauerhaft in Rom und hatte meinen eigenen kleinen Betrieb, eine Bäckerei. ich weiß also, auf was es ankommt.
    Farben - noch keine Ahnung. Aber ich werde es lernen. "


    Rufus sprach mit der ruhigen Bedächtigkeit der Bauern aus dem Latium , nicht weil er langsam im Denken war, sondern weil er jedes Wort genau abwägte, das er sagte.