Tiberios machte wieder eine Bewegung in Richtung Sulamith, aber da kam das schwarzhaarige Schankmädchem zurück und schüttelte unmissverständlich den Kopf und hielt ihm die Hand vor die Brust.
Lass es, sagten Gesten und Blick.
So abgebrüht und grob die Frau Tiberos vorgekommen war, so gutherzig war sie doch offensichtlich, denn jetzt ging sie auf den Tisch mit den drei Männern und der bedrängten Sulamith zu und brüllte schon von Weitem :
„ANCILLA , sofort zu mir, du faules Stück ! Bei den Göttern, das Mädel hat weniger Verstand als wie ein Esel ! Auf dem Misthaufen, wo sie gefunden wurde, hätte man sie liegen lassen sollen ! ANCILLA ,HIERHER !“
Beiträge von Tiberios
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Es wird um Gelder gehen , die Archias am Fiscus vorbei schmuggeln möchte oder ähnliches, dachte Tiberios, was sonst könnte ein Tavernenwirt von einem Scriba wollen ? Griechische Liebesgedichte für eine Schöne ?- das käme natürlich auch in Frage
Nun gut, das sind Gefallen, mit denen ich leben kann, außerdem hat der Wirt mir im Gegensatz zum letzten Mal explizit Stillschweigen zugesagt, demnach wird er keinen Brief an meinen dominus schicken.
Der junge Vilicus schlug ein und nun lächelte er : „Ich danke dir, dominus Helvetius Archias , für deine Hilfe. Wenn du mich brauchst, lass es mich wissen, du findest mich meistens in Portus im Handelshaus Furii oder du kannst mir eine Nachricht in die Casa Furia senden. Wenn ich darf, bezahle ich gleich, esse zu Ende und gehe dann. Ich komme zu dir, falls für Eireann schlechte Umstände eingetreten sind. Vale Bene – Möge Mercurius über dein Geschäft seine Hand halten!“
Tiberios verbeugte sich kurz und schob vier Sesterzen – so hatte er seine Schuld verstanden – in die Mitte des Tisches. Dann aß er den puls zu Ende. Er war kalt geworden , aber schmeckte immer noch köstlich und der Wein war auch gut.
Er blieb noch sitzen, weil es warm und angenehm war und weil seine Rückfahrtgelegenheit nach Ostia erst spät fahren würde , und er wollte sich nicht in der Suburra herumtreiben . Mittlerweile waren viele Urbaner gekommen, und Tiberios beobachtete sie aus seiner Einsamkeit heraus. Es musste schön sein, Kameraden und Gemeinschaft zu haben.
Aber dann dachte er, dass auch wenn er alleine war, Fortuna mit ihm war und sein Glück ihn nicht in Stich gelassen hatte.
Tiberios' fröhliches Naturell gewann langsam wieder die Oberhand.Sim-Off: Tiberios hat wirklich keine Ahnung, wer Archias ist
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Tiberios schaute Sulamith nach, die wie ein echtes Schankmädchen mit entblößter Schulter – da konnte sie freilich nichts dafür, der Mann, der sie so angefahren hatte, hatte ihr gerade die Tunika zerfetzt- am Tisch der drei Räuberkumpane servierte.
In dem Moment stieß ihn die Schwarzhaarige in die Rippe : „Hab doch gesagt, das Mädel soll hinterm Tresen bleiben .“, murmelte sie zu ihm : „Jetzt marschiert die los, was glaubt se eigentlich. Das sin Titus, Brutus und Trappo, mit denen is nich gut Kirschen essen, wenn man sich da rumziert. Und hinerher is das Geschrei groß.“
„Kann ich etwas tun ?“, fragte Tiberios höchst beeunruhigt.
Die Schwarzhaarige schüttelte den Kopf :
„ Meinst du hier den edlen Retter spielen ? Neee- besonders dem Brutus kommt es auf eine Leiche mehr oder weniger net an .Und du wärst eine hübsche Leiche.“
Sie kicherte kokett mit ihrem zahnlosen Mund und schlug Tiberios auf die Schulter, dass es krachte.Das Schankmädchen nahm einen Lappen vom Tresen. Eine steile Falte erschien auf ihrer Stirn.
Tiberios hoffte einen Moment, sie würde Sulamith ablösen, aber da riefen andere Gäste nach ihr ,und die Schwarzhaarige sputete sich. -
Tiberios sah den Wirt aufmerksam an und nickte bei jedem Wort, das er sprach :
„Du kannst mich Tiberius nennen, und Ich schlage ein.“, sagte er : „Acht Prozent für dich. Es handelt sich um eine Semilibra sehr guter Qualität., Wert 20 Aurei."Für diese Summe hätte man vermutlich ein Dutzend Sklavinnen frei kaufen können.
Tiberios fuhr fort :„ Das Geschäft findet ohnehin nur statt, wenn Eireann denn in schlechte Umstände geraten ist, was ich noch herausfinden muss. .
Aber der Gefallen, den ich dir eines Tages tun oder nicht tun soll, der ist bereits für dein Stillschweigen über dieses Gespräch, das verstehe ich doch richtig?
Ich bin mit allem einverstanden, dominus Helvetius Archias ,und ich bin dir sehr dankbar.“
Er lächelte nun und wirkte ruhiger als zu Beginn des Gesprächs:"Ich müsste leider auch eine Bedingung stellen: Der Gefallen darf nicht ihrgendwie gegen die Furier gehen ,ich bin der gens meines dominus verpflichtet.
Und -“Tiberios machte eine kleine Pause :
„ES könnte geschehen, dominus Helvetius Archias , dass es dir einfällt , den Erlös der Seide für dich zu behalten und Eireann dort zu lassen, wo sie ist. Du weißt, dass ich in deiner Hand bin und dich nicht verklagen könnte. Daher möchte ich dich einfach bitten: Tu so etwas nicht .“Sim-Off: -
Tiberios war erstaunt, als Hairan den Flirtversuch mit Sulamith abrupt abbrach und wieselartig verschwand.
Aber dann entdeckte er , warum der Mann sich so schnell zurückzogen hatte:
Mindestens drei Männer von Balbillus Räuberbande hielten sich in der Nähe auf. - und einer davon war unzweifelhaft Schläger Brutus.
Hairan schien so viel über diese Typen zu wissen, dass er ihnen nicht in die Quere kommen wollte, und Tiberios beneidete Hairan, darum, wie schnell er den Schauplatz räumte.Diesen Männern ein zweites Mal aufzufallen, das konnte nur übel enden. Da würde ihn auch sein Alexandriner Mundwerk nicht mehr retten. . Tiberios schaute also in seinen leeren Becher, tat so, als sei er noch voll und hoffte, dass der Halbschatten ihn unsichtbar machen würde.
Doch jetzt kam der Jüngere von den Dreien auf den Schank zu, zog ziemlich grob an Sulamiths Tunika und befahl ihr in barschem Ton an ihren Tisch zu kommen.
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„Kreta ? Bestimmt schön dort.“, sagte Hairan : „ Mein Name ist Anis von Alexandria…..“
- Alexandria - das hättest du wohl gerne – dachte Tiberios
...Wenn du möchtest, lese ich dir aus der Hand. Weder Gegenwart, noch Vergangenheit noch Zukunft bleibt den Kräften des Anis, Astrologe und Wahrsager verborgen., sagte Hairan ,
schloss einen Moment die Augen und legte den Zeigefinger an die Stirn , als würde er auf die Eingebung der Götter warten:„ Sula ? Ein wunderschöner exotischer Name. Griechisch ist er jedoch nicht. Und welchen Stand hast du ? Eine Freigelassene ? ...Nein, warte.....du bist eine Sklavin , richtig ? Bleibt die Frage : Was macht ein Mädchen mit deiner Klasse an einem Ort wie diesem ?“
Hairan deute um sich .
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Verzeihung, dominus Sisenna Iunius Scato
,
schon geschehen. -
Tiberios schüttelte den Kopf, er hatte auf Furius Cerretanus vielleicht den Eindruck gemacht, von sich selbst eingenommen zu sein , und das hatte er vermeiden wollen. :
„Oh nein, dominus Appius Furius Cerretanus, ich wollte keinesfalls sagen, dass die anderen Gelehrten unrecht haben. Der große Varro wäre eine wichtige Ergänzung : Vielleicht leben die kleinen Tierchen in den Miasmen, wie diese schwarzen kleinen Fliegen in der Luft , wenn ein Unwetter naht . Wenn es so wäre, hätte das praktische Konsequenzen für die Hygiene ….“Tiberios unterbrach sich selbst und nahm wieder Haltung an. Wenn ihn ein Thema fesselte, neigte er dazu , Vorträge zu halten, und das war für einen Sklaven völlig unangemessen, es sei denn, er wurde dazu aufgefordert.
Und Appius reagierte wohl auch ziemlich ungehalten, in dem er Tiberios der Bibliothek verwies: " Du hast sicher einiges zu tun. Daher halte ich dich nun nicht länger auf. Du kannst gehen."
„Verzeihung, dominus .“, sagte Tiberios und packte seine Sachen, so schnell er konnte, bevor er sich nochmal verbeugte: „Verzeih meine Ungeschicklichkeit “
Es gab einige Römer, die der Ansicht waren, gerade gebildete griechische Sklaven wären anmaßend und würden ihren Platz vergessen, und sollte Appius zu denen gehören, war er gerade in Ungnade gefallen.
Er machte besser, dass er ihm aus den Augen kam . -
Tiberios merkte, dass der Wirt grübelte, aber solange er das Gespräch nicht abbrach , war nichts verloren.
Er nahm noch einen Schluck Wein und fuhr fort :
„Bei der Ware handelt es sich um Seide. Die Höhe der Provision kannst du selbst bestimmen . Du würdest von mir eine fiktive Rechnung über einen regulären Erwerb bekommen, aber in Wahrheit würdest du nichts bezahlen.“
Tiberios sagte nicht dazu, dass es um „tote Ware“ ging, also Dinge, die bestellt, bezahlt, aber nie abgeholt worden waren. Er sagte auch nicht, dass er die Sache sofort Gnaeus Furius Philus gemeldet hatte, wie sich das gehörte und dass ihm lediglich ein Zeitfenster von wenigen Monaten bleiben würde, bis man die Unterschlagung entdecken würde – wenn es eine Probe gewesen war, dann auch früher. *Er fragte sich , wie es so weit hatte kommen können, dass er nur hier saß und über Dinge redete, die nicht zu ihm passten, die er bei jedem anderen verabscheut hätte – und für die er sich selbst hasste.
Fortuna hatte ihn verlassen.
Er war zutiefst unglücklich.
Erst hatte er selbst dafür gesorgt, Scato zu verlieren ** und als wollten die Götter ihn dafür bestrafen , nahmen sie ihm auch Eireann weg.Der Alexandriner Tiberos war nur noch weit maßloser als Scato , der an ihn nur das Geld aus der Stubenkasse verschleudert hatt, denn er verschleuderte gleich seine gesamte Existenz.
Für Scato würde er nie mehr etwas tun können. Für Eireann blieb der letzte Dienst, sie vor Schande und einem üblen Leben zu retten.
Nachdem ich das für mich klären konnte, zurück zum Geschäft, dachte Tiberios . Den Göttern sei Dank kann der Wirt keine Gedanken lesen.:
„Der Rest des Verkauferlöses ist dann für mich. selbst “, sagte er : „ Es sei denn, du entscheidest, Eireann Liberta auch noch gut auszustatten, damit es ihr wohl ergeht und sie sichtbar in der Suburra erscheint , dann geht diese Summe noch ab, dominus Helvetius Archias."
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Zu allem Überfluss suchte die Hebräerin nach sauberem Wasser – der junge Sklave war sich sicher, dass das Spülwasser höchstens einmal im Jahr gewechselt wurde. Aber Sulamith war wohl ein reinliches ordentliches Mädchen und wirkte hier wie ein Edelstein im Misthaufen.
Tastsächlich kam sie von ihrer Suche erfolgreich wieder und tauschte den Bottich aus .Tiberios nickte Sulamith zu. Bisher schien alles glatt zu gehen.
In diesem Moment stellte sich jemand an den Tresen, der dem Griechen bekannt vor kam. Ein junger schlanker Mann mit langem dunklen Haar, der gut aussehend hätte sein können, wären seine Augen nicht gewesen. Tiberios fand schon immer, sie ähnelten den schwarzen starren Augen von Reptilien.
Tiberios kannte den Mann aus Alexandria , und hatte in Roma bisher nur unangenehme Begegnungen mit ihm gehabt Hier nannte er sich Anis von Alexandria, Astrologe und Wahrsager.
Aber weder das eine noch das andere war wohl sein richtiger Name.
Hairan ging irgendwelchen Angelegenheiten nach , warf mit Geld um sich und - Tiberios wußte es nicht besser zu beschreiben - hetzte Leute gegen die Obrigkeit auf. Athenodoros, Tiberios‘ früherer Herr hatte Hairan einmal aus seinem Haus geworfen.Tiberios wußte nie so genau, was der Mann von ihm eigentlich wollte - außer dass er sich über ihn lustig machte und ihn als Lustknabe bezeichnete.
Der furische Sklave beugte sich noch tiefer, so dass er sich im Halbschatten befand, und hoffte, der unliebsame Bekannte würde ihn übersehen.
Hairan übersah ihn wirklich, dafür entdeckte er Sulamith und setzte sofort etwas auf, was ein gewinnendes Lächeln sein sollte – es glich dem Zähnefletschen eines Wolfes:
„Salve, Schöne – erfreulich – ein neues Gesicht.“, sagte er und ließ seinen Blick über ihre weiblichen Formen wandern: : „Wie heißt du und wo kommst du her ? Ich sehe schon, dass eine südlichere Sonne als die Romas dein Antlitz gebräunt hat – und verstehst du Latein ?“
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Tiberios überlegte, wie er sein Anliegen am besten ausdrücken konnte. Schon die Tatsache, dass ihm Archias zuhörte, anstatt ihn zu verhöhnen : Was geht mich irgendeine Sklavin an ! zeigte ihm, dass er zumindest Interesse geweckt hatte:
„Freikaufen, wenn Eireann in einem Lupanar oder einer Spelunke gelandet sein sollte“, präzisierte er:Aber dann muss es schnell gehen, deshalb wollte ich jetzt schon mit dir sprechen, dominus. Eireann ist meine Freundin und nur ihre Zuneigung mir gegenüber hat sie überhaupt in diese Lage gebracht.
Ich suche wenn der obengenannte Fall eintritt, einen freien Mann, der eine Ware für mich verkauft und dann mit dem Verkaufserlös die Angelegenheit mit Eireann regelt, beides gegen Provision selbstverständlich.
Nachdem was mir Eireann von dem Tag erzählt hat, als Iulius Caesoninus mit seinen Leuten hier herkam, hoffte ich, dass dir die Idee, eine Sklavin , die er bestrafen wollte, einfach freizulassen, gefallen würde. Die gens Furia hat weder etwas damit zu tun, noch dürfte sie je davon erfahren.".Tiberios nahm noch einen Schluck Wein. Er wußte , dass es, je weiter er redete, immer gefährlicher für ihn wurde.
Nicht wegen Helvetius Archias, der war nur ein Tavernenwirt , wenn er auch seine dunklen Seiten haben mochte, wie ein ausgesprochenes Vergnügen am Missgeschick anderer Leute. Aber der Römer würde sich nun so langsam zusammenreimen, um was es ging,
und dann würde seine Reaktion darüber entscheiden, ob er- Tiberiios – auch noch die letzte Katze aus dem Sack lassen musste..
Tiberios schloss einen Moment die Augen, um sich zu sammeln. Er fühlte sich nicht halb so sicher , wie er tat, er fühlte sich sogar ausgesprochen schlecht. Die ganze letzte Zeit war eine Katastrophe gewesen, eine Verkettung unglücklicher Umstände, als hätten die Götter Unheil für ihn beschlossen.. Dunkle Geschäfte, Andeutungen, Erpressung, Unterschlagung – das war nicht seine Welt. Nun war er mittendrin , und es blieb ihm nur noch übrig, einen Schritt nach dem anderen zu machen – wie auf einem Seil über dem Abgrund. -
„Du bist zu gütig, dominus Nero Helvetius Archias “, antwortete Tiberios , wobei nicht klar wurde, ob es sich auf den Wein oder auf das Arbeitsangebot bezog :
„ Leider kann ich die Stelle hinter dem Schank nicht annehmen , da ich schon als vilicus des Handelshauses Furii in Portus Ostiensis beschäftigt bin.
Aber ich habe die Stunden in deiner Taverne in Erinnerung behalten..“
Tiberios empfing seinen puls und den Wein. Das Essen roch ausgezeichnet – wer auch immer kochte, verstand seine Arbeit: :„ Die Nacht, als wir die Schulden abgearbeitet haben, hatte für das Mädchen - Eireann - böse Folgen: : Sie wurde von dominus Gaius Iulius Caesoninus verkauft. Heute haben sie sie auf dem Sklavenmarkt angeboten, und ich weiß nicht , in welche Hände sie gefallen ist !"
Trotz seiner Erbitterung hütete Tiberios sich, den ehemaligen dominus von Eireann offen zu kritisieren. Das stand ihm als Unfreien nicht zu, aber sein Blick sagte genug : Mochten die Erinnyen den Iulier holen !
Tiberios nahm einen Schluck Wein und fuhr fort:
„Falls Eireann nun wirklich in üble Umstände geraten ist, hätte ich durchaus die Mittel, sie freizukaufen. Doch bin ich auf die Hilfe eines freien Mannes angewiesen.“Er wartete Archias' Reaktion ab und versuchte einstweilen den puls. Das Essen schmeckte so gut wie es roch., der Käse war goldgelb geschmolzen, die Petersilie knackig und frisch, der Puls ohne Spelzen oder ungeöffnete Körner.
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Tiberios fasste Mut, weil Helvetius Archias ihn so freundlich empfing. Den Göttern sei dank war seine Person so unwichtig , dass der Wirt schon längst wieder vergessen zu haben schien, was an der Lupercalia geschehen war,.
Der furische vilicus hatte jedoch tastsächlich eine Lektion gelernt und legte vorsichtshalber die 5 Sesterzen , die er von Scatos Geld an sich genommen hatte, vor sich auf den Tisch. :
„Salve dominus Nero Helvetius Archias, bitte sag mir, was ich für diese Summe bestellen kann.“, sprach er:
"Wenn es ein guter Wein ist, hätte ich gerne davon . Und…..“
Jetzt ließ der Grieche die Regel, nach der er erzogen worden war, dass er nämlich freie Menschen, die ihn nichts angingen, um nichts zu bitten hatte , beiseite:
„Und wenn du mir die Ehre erweist, nimm dir bitte auch einen Becher, dominus Nero Helvetius Archias . Ich würde gerne etwas Geschäftliches mit dir besprechen und hoffe, dass ein erfahrener Herr wie du mir weiter helfen kann.“
Tiberios' Stimme klang höflich und ruhig, nur wer ihn kannte, wäre aufgefallen, wie angespannt er war. -
Während Eireann verkauft wurde, arbeitete Tiberios'Verstand fieberhaft. Er hatte noch gehofft, Iulius Caesoninus würde seine Freundin an eine römische Familie weiter geben, aber sie stand nun auf dem Sklavenmarkt und wurde an den Höchstbietenden versteigert.
Der Höchstbietende konnte jeder schmierige Kerl oder Lupanarbesitzer sein, Tiberios machte sich da nichts vor.Aber es gab vielleicht eine letzte Möglichkeit - Ausweg wollte Tiberios das nicht nennen, denn er wußte schon , dass es für ihn selbst schlecht enden würde.
Doch er dachte an Nero Helvetius Archias, der nach dem, wie ihn Iulius Caesoninus behandelt hatte - das wußte er von Eireann - nicht gut auf die gens Iulia zu sprechen war. Vielleicht würde der ihm, gegen eine Provision natürlich, helfen. Er brauchte einen freien Römer.
Tiberios trat in die Taverne ein und suchte sich einen Platz. Er wußte nicht, ob Helvetius Archias ihn wieder erkennen würde, denn der furische Sklave sah anders aus, seit er sich - die Kleidung eines römischen Bürgers war für ihn verboten - wie ein respektabler Grieche kleidete.
Tiberios wartete, in sich gekehrt und nervös.
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Tiberios nickte erfreut weil der Mann ihn erkannte, aber die nächsten Worte ließen ihn das Blut in den Adern gefrieren.:
Vilicus Tiberios, deine Freundin Livia wohnt hier nicht mehr. Sie hat allzu sehr über die Stränge geschlagen, weshalb der Herr sie gleich heute Morgen auf dem Sklavenmarkt verkaufen hat lassen. Wenn der betreffende Sklavenhändler sie noch nicht losgeworden ist müsste sie immer noch dort sein."
Eireann wurde gerade verkauft ! Sie war allein und in der schlimmsten Situation, in der man sein konnte ( ES sei denn ,man hatte einen grausamen Herren und WOLLTE verkauft werden).
Nur seine jahrelange Ausbildung als Scriba ließ Tiberrios die Fassung bewahren und er verbeugte sich nochmals :
"Ich danke dir für die Auskunft, Ianitor. Vale bene ", sagte er tonlos, er war ganz bleich geworden.
Er musste überlegen, was er tun konnte - und sein Verstand sagte ihm schon, dass es nichts gab, was ihm zur Verfügung stand. -
Die Freundlichkeit des Ianitors ließ Tiberios seine Höflichkeit wahren, obwohl er große Sorgen hatte.
Aber da konnte der Türsteher nichts dafür. .
Tiberios verbeugte sich kurz :
"Salve Ianitor , ich habe eine Frage: Ich mache mir Sorgen um Livia. Sie wollte sich bei mir melden, und das hat sie nicht getan."
Er fand es nun besser, sich vorzustellen, damit der Ianitor wußte, mit wem er es zu tun hatte.
"Mein Namen ist Tiberios, vilicus des Handelshauses Furii , Sklave des Gnaeus Furius Phllus."
Er deutete auf die Bronzetafel um seinen Hals . -
Von Sorge getrieben, begab sich Tiberios zur Villa der gens Iulia. Er hatte seit der gemeinsam verbrachten Nacht in den Gärten des Maecenas nichts mehr von Eireann gehört.
Innerlich zitterte er, aber er bemühte sich um Haltung. Der Ianitor war ein freundlicher Mann, vielleicht würde er ihm weiter helfen.Klopf ......
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Tiberios zog seine Tunika aus und breitete sie über ihnen aus.
Eireann lag in seinen Armen, und nun war es dunkel und ab und zu huschte der noch dunklere Schatten einer kleinen Fledermaus über sie hinweg. Tiberios küsste Eireann sehr lange und zärtlich , seine Bewegungen waren langsam. Er wollte der jungen Frau keinesfalls weh tun.
„Das erste Mal, das war mit Anippe...“, überlegte er : „Oder mit Daphne. Oder Timothea,ach egal. Ich habe mich ziemlich dumm angestellt, und das Mädchen lag vor Lachen auf dem Boden. „ich war furchtbar neugierig, denn ich hatte noch nie eine Frau berührt. Da hat sie meine Hand genommen und mir gezeigt, was sie mochte. „Er nahm Eireanns Hand und legte sie auf seine Hüfte, und dann liebte er sie und hielt sie so fest , wie er konnte, als konnte er dadurch verhindern, dass sie ihm weggenommen wurde.
Die Zukunft war ungewiss, nur dieser Moment war gewiss.
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Tiberios dachte wieder an Balbillus und seine Räuberbande , die anscheinend Stammgäste in der Spelunke waren , und daran, dass einer der Schläger Eireann belästigt und ihn fast verprügelt hätte.
Falls sie noch da waren, wollte er sich so hinstellen, dass er keinesfalls in ihr Blickfeld geriet, und neben dem Tresen war ein ganz guter Platz.
Er verstand überhaupt nicht, was gerade geschah. Wenn eine iulische domina unbedingt wollte, konnte sie doch mit ihren Leibwächtern die Spelunke besetzen und die Aranea, die Besitzerin, sofern sie aufzufinden war, in den Staub treten .
Die Iulierin würde ein paar Sesterzen anbieten, um das kleine Schankmädchen zu kaufen.
Würde sich die Besitzerin weigern, könnte man ihr mit Auspeitschung drohen, falls sie eine peregrina oder liberta war , war sie Römerin, könnte man ihr zu verstehen geben, dass man ihr Lokal schließen würde – genug hygienische Mängel waren bestimmt aufzudecken.Alles würde seinen gewöhnlichen Gang gehen.
Weshalb benahmen sich Sulamith und ihre domina nicht wie normale Menschen ihres Standes ?Das Schankmädchen fasste Tiberios in diesem Moment unterm Kinn : „Also Kleiner, willste was trinken oder was mit mir?“ Sie wiegte sich in den Hüften.
Tiberios hatte weder Geld noch irgendwelche Gelüste auf diese Frau, aber er wußte, dass sie gerade ihre einzige Verbündete war .
Er lächelte höflich : „Nein, danke. Später vielleicht.“, sagte er.
Dann wurde das Schankmädchen von einem Gast gerufen.Tiberios stellte sich an den Tresen, griff nach einem schmutzigen Bierkrug, den jemand zurückgelassen hatte, und zog ihn zu sich her. Er senkte den Kopf – so sah er aus wie ein junger Mann, der tief in sein Getränk schaute.
„Ich werde dich hier nicht alleine lassen.“, sagte er zu Sulamith. . Sie war eine Mitsklavin von Eireann, und die hätte er auch nie alleine an einem solchen Ort gelassen:„Aber ich bete zu allen Göttern , deinem Gott eingeschlossen, dass deine Herrin bald kommt.“
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Die Schlussfolgerung des Furiers verblüffte Tiberios völlig und einen Moment lang wirkte er irritiert, hatte sich jedoch gleich wieder im Griff.
Ob der dominus Appius Furius Cerretanus beliebte zu scherzen, fragte sich der junge Grieche, aber andersseits bestand auch die Gefahr, dass seine Worte völlig ernst gemeint waren.
Also sagte Tiberios wieder sehr höflich :
„So weit bin ich leider noch nicht gekommen mit der Lektüre. Ich war erst an dem Punkt, an dem Varro beschreibt, dass im Sumpf kleine Tierchen leben, die man mit bloßem Auge nicht erkennen kann , und die durch Mund und Nase bei Personen eindringen und Krankheiten verursachen. Aber zweifellos hast du Recht, dominus, die Bauern und Landarbeiter, die mit Erde und tierischen Ausscheidungen in Kontakt kommen, müssen voll von diesen Krankheitsüberträgern sein .“Besser, der Römer hielt ihn für einen absolut humorlosen Schreiberling als für einen unverschämten Haussklaven, der auf seinen Platz verwiesen werden musste. .