Beiträge von Tiberios

    Oh, ein paar Dinge, die dir gefallen., weiß ich schon.“, neckte sie Tiberios . Er lag hinter ihr und hielt sie in den Armen :
    Dein Hals ist empfindlich, dein Nacken auch.“ Er strich mit seinen Lippen über ihre Haut.:
    „Ich mochte es, als du deine Hand auf meine Brust gelegt hast. Wenn ich es mag, magst du es vielleicht auch. „
    Er streichelte Eireann langsam und liebevoll und achtete auf ihre Reaktionen. Eireann :kann so süß und hingebungsvoll sein , dachte er, und dann wieder der Feuerkopf, der sich am liebsten mit dem gesamten Imperium anlegen würde. Lieb und wild gleichzeitig. Was für ein Mädchen ! - SEIN Mädchen !!


    „Ist dir kalt ?“, fragte Tiberios, denn so langsam senkte sich die Dämmerung über den Park. : „Sag ja, dann benutzen wir meine Tunika als Decke.“


    Ob Eireann zuließ, dass er sich auszog?

    Als Appius das mit dem Zorn der Götter und der einer Frau erwähnte, schloss Tiberios daraus, dass er eventuell das Missfallen der domina erregt hatte.
    Er errötete und nickte zum Zeichen, dass er die Warnung verstand.


    Als Sklave mit einem selbstständigen Aufgabengebiet gab viele Möglichkeiten, Fehler zu begehen oder Kompetenzen zu überschreiten. Aber seine Vertrauensstellung als vilicus war auch eine große Ehre, für einen ehrgeizigen, jungen Scriba.


    Da wechselte Appius schon das Thema:
    " Was liest du da? Interessant? Wissenswert?" „


    Das war eine Erlaubnis zum Sprechen doch Tiberios nahm sich zusammen. Bestimmt wollte der Römer keinen Vortrag. Er schien ein freundlicher Herr zu sein , und vielleicht fragte er auch nur aus reiner Freundlichkeit.:


    „Sehr wissenswert, dominus Appius Furius Cerretanus.. Ich lese ein Buch des großen römischen Gelehrten Varro, seinen ersten Teil der Landwirtschaftslehre. Das Interessante ist, dass Varro eine andere Ansicht über die Übertragung von Krankheiten hat als die meisten Ärzte.“

    Tiberios, sei ehrlich mit mir. Willst du dies nur weil wir voraussichtlich getrennt werden könnten?“, fragte Eireann und schaute ihn an.
    „Eigentlich will ich es schon die ganze Zeit. „, sagte Tiberios : „Wenn ich nie gefragt habe, liegt es daran , dasss ich nie genau wußte, wo. Du verdienst eine schöne Umgebung , Eireann, keinen dunklen Winkel oder eine Hauswand wie eine lupa. Hier um uns ist die Schönheit des Frühlings, wir haben Zeit und wir lieben uns.“


    Als sie ihm sagte, sie liebe ihn und wolle ihn , hielt es ihn nicht mehr. Er zog sie auf das Lager, bettete sie auf seinen Mantel, überschüttete sie mit Küssen:
    "Meine Eireann“


    Ihre nächste Frage nach seiner Erfahrung brachte Tiberios zum Lächeln:
    „Ja, Eireann, ich habe es schon getan. „, sagte er einfach : „ Ich bin schließlich schon neunzehn.“

    Eireann klang unsicher. Ob sie dachte, sie könne etwas falsch machen?


    Tiberios küsste ihren Nacken und flüsterte ihr ins Ohr:
    „Hast du schon einmal zwei Spiegel sich gegenüber gestellt und eine Kerze in die Mitte?
    Vermutlich nicht – wer ist schon so reich und hat zwei Spiegel.
    Mein erster Liebhaber hat das jedoch für mich getan, und ich habe gesehen, dass sich die Kerzenflamme immer wieder spiegelt bis zur Unendlichkeit.
    Damit hat er mir das Geschenk der Lust erklärt.
    Es ist beispielsweise schön für mich, deinen Nacken zu küssen., und du magst es auch, und ich mag, dass du es magst und immer so weiter. Mach , was schön für dich ist, und für mich wird es das auch sein .Denk an die tausendfach gespiegelte Kerzenflamme. "

    Das Schankmädchen musterte Sulamith abschätzig, die Arme verschränkt, dann schnalzte es mit der Zunge und grinste und machte ein vulgäres Zeichen.
    Es gab durchaus – Tiberios erriet die Gedanken der Schankdirne – auch noble Römer und Römerinnen, die sich vom Schmutz und dem Laster in der Subura angezogen fühlten. Wer wußte, was gelangweilten reichen Damen an Perversitäten einfiel ?
    Aber – Sulamiths Gesicht war lieb und gut, sie wirkte nicht wie jemand, der seltsamen Lastern nachging.


    Das Schankmädchen kam zu einem anderen Schluss:
    Du bist doch ein braves Mädel, das sein tägliches Auskommen hat, das sehe ich „, sagte sie : „ Wenn jemand später Geld für die ancilla bringt, könnt ihr sie auch ganz kaufen, die stirbt eh bald. Aber solange -
    Sie dachte kurz nach :
    der Schankraum is nich für dich, du kannst deinen Hintern jedoch hinter den Tresen schieben und die dreckige Bierkrrüge waschen. Is eklig , aber kaum einer tatscht dich an. Wenn jemand ein Bier will, füllst du ihm den Krug. Wenn jemand Fischsuppe will, rufst du mich. Ich werde ja sehen, wie du dich anstellst.“
    Tiberios war erstaunt, dass in dieser Spelunke überhaupt etwas abgewaschen wurde. Er selbst schwieg und runzelte die Stirn : Wollte Sulamith tatsächlich diese niedrige Arbeit tun ?

    Tiberios zuckte erst zusammen, dann sprang er auf und verbeugte sich kurz , nahm sofort die anerzogene Haltung eines Scribas ein : dienstfertig, hilfsbereit und konzentriert.
    Er sah an dem Mann vorbei , da es sich nicht gehörte, ihm in die Augen zu blicken, aber er wußte dennoch, wen er vor sich hatte : Es war der Römer, der Appius Furius Cerretanus hieß und der nicht mit dominus angeredet werden wollte.
    Zumindest hatte ihm das gesagt, aber der Sklave war sich nicht sicher, ob der Furier diese kurze Bemerkung nicht schon wieder vergessen hatte..
    Es war besser, zumindest am Anfang alle Förmlichkeit zu wahren.
    Salve, dominus Appius Furius Cerretanus“, er nannte den ganzen
    Namen :
    „ Die domina Furia Stella war so gütig, mir zu erlauben , meine dienstlichen Briefe in der Bibliothek zu schreiben, und ich darf auch die Bücher hier benutzen.


    Tiberios war sich nicht sicher, ob das auch für private Korrespondenz galt, aber das würde er jetzt dem Römer nicht gerade auf die Nase binden. Dass er einen Nachtrag für den Geschäftsbericht an seinen dominus verfasst hatte, entsprach außerdem der Wahrheit.


    Tiberios wartete. Vielleicht wollte der Furier sich nur eine Lektüre aussuchen, vielleicht benötigte er jedoch seine Dienste.

    "Ich meine es ernst.", sagte Tiberios und errötete genauso wie Eireann:
    "Es würde ...nichts geschehen, was du nicht willst, und der alte Gott Faunus hat uns gesegnet, das wird uns Glück bringen."
    Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und berührte ihre Lippen mit den seinen, er spielte mit ihr, zog sie weg, verstärkte den Griff, dann löste er eine Hand und streichelte ihren Rücken:
    "Ich will dich, und wenn du mich auch willst, ist daran nichts Niedriges. ".
    Er nahm die andere Hand und zog sie immer noch sanft , aber bestimmter an sich heran. Einen Moment lang atmete er schneller:
    "Du entscheidest, kyria", sagte er : "Ich werde versuchen, dich heute glücklich zu machen. "
    Fast zu sich selbst sprach er die Worte des Dichters Horatius, die wie für ihre Situation geschrieben waren:


    "Ut melius quicquid erit pati!....
    Dum loquimur, fugerit invida aetas:
    carpe diem - quam minimum credula postero..
    ..."



    " Wie viel besser ist es doch, was immer kommen wird, zu ertragen!
    Noch während wir hier reden, ist uns bereits die neidische Zeit entflohen:
    Nutze den Tag - und vertraue möglichst wenig auf den folgenden!"


    denn er wußte, dass Eireann immer Freude daran hatte, wenn er ihr Gedichte aufsagte.

    Tiberios dachte noch über die Worte Sulamiths nach , als sie in die Spelunke eintraten: Fürchte dich nicht, Tiberios! Dir wird dort kein Leid zugefügt. Im Gegenteil, du wirst die Botschaft des Heils dort empfangen,
    „Du musst kein Jude sein, um die Liebe Gottes zu empfangen,“. „Jeder Mann, jede Frau und jedes Kind sind dem Herrn willkommen, ganz gleich, welchem Volk sie angehören oder von welchem Stand sie sind. Und glaube mir, es bedarf nicht viel, um Gutes zu tun.“


    Der Idee der völligen Gleichheit stand der statusbewußte Tiberios ablehnend gegenüber , denn sie sollte nicht nur nach oben – er wäre ein Mensch und keine Sache – sondern auch nach unten gelten : Er als gebildeter Scriba und Haussklave wäre gleich mit den ancillas dieser Welt?


    Jetzt werde ich sehen, was Sulamith unter Gutes tun versteht, dachte er, und beschloss genau aufzupassen, was geschhen würde.


    Die Erste, die ihnen entgegenkam, war das schwarzhaarige, schmutzige zahnlose Schankmädchen, das den Schläger Brutus vorher in einer cella entspannt hatte
    Sie erinnerte sich noch daran, dass Tiberios und Eireann mit der ancilla weggegangen waren.
    Jetzt kratzte sie sich unter den Achseln und sagte :
    Wo ist die ancilla ? Sie hätte schon längst wieder da sein sollen. Ich kann nicht gleichzeitig in den cellae und hier draußen sein . Wenn ihr irgendwas mit ihr angestellt habt, an dem sie krepiert ist, müsst ihr sie meiner Chefin ersetzen. „
    Das Schankmädchen schaute etwas angewidert drein.


    Tiberios zuckte die Schultern . Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Sulamith - Was würde sie antworten?

    Tiberios lächelte , als Eireann ihre Jungfräulichkeit peinlich war. Er umarmte sie wieder und wiegte sie sanft, küsste ihren Scheitel :
    Du warst verlobt ? Das tut mir Leid.“, sagte er .
    Keine Sorge, ich begebe mich nicht in Gefahr..Du weißt, dass ich immer sehr vernünftig bin."
    Er spürte Eireanns Hände auf seinen Wangen , nahm ihre Hand und küsste ihre Innenseite, ihr Handgelenk, jede einzelne Fingerspitze.
    „Ich habe mich so über deinen Brief gefreut“, sagte er : „Und diese hübsche Hand hat ihn geschrieben."


    Sie schaute ihn an – seine grauen Augen versenkten sich in ihre blauen.


    Plötzlich hatte Tiberios Angst, er würde seine Freundin nie wieder sehen. Wenn ihre domini mit ihr umgingen, wie sein kyrios ihn behandelt hatte, würde nicht einmal Gelegenheit bleiben, eine tabula vollzuritzen.
    Er stellte sich vor, dass das liebe stolze Mädchen, in einer kurzen Tunika auf dem Sklavenmarkt stehen würde, gefesselt und begafft, mit einem Schild um den Hals, das ihre Vorzüge pries. Das rohe Menschen Eireann kaufen würden, die sie schlugen , sobald sie nur den Mund aufmachte und die ihren Willen brachen.


    Er hätte nicht gedacht , dass sein Einwand in seinem Brief, er könne sie nicht beschützen, so schnell Realität werden würde.


    „Eireann“, sagte er ernst und etwas scheu : „Ich möchte dich etwas fragen, Würdest du mit mir schlafen? Ich dachte, es wäre vielleicht gut, wenn es für dein erstes Mal jemand wäre, der dich von Herzen liebt.“

    „Es sollte heute um dich gehen“, sagte Tiberios:
    „Ich dachte, wenn du noch Jungfrau bist, hast du vielleicht Angst vor dem männlichen Körper. Aber du brauchst niemals Angst vor mir zu haben. Ich bin immer gleich , - egal ob mit oder ohne Tunika.“


    Er hielt die junge Frau immer noch im Arm :
    „Ich dachte mir auch schon, dass du nicht um Gnade flehen willst.“, fuhr Tiberios fort:
    :„Wenn es etwas nutzen würde, würde ich es selbst für dich tun, denn schließlich haben alle Probleme im Blinden Esel angefangen, was dann auch meine Schuld ist. Ich vermute allerdings, dass mich Iulius Caesoninus nicht einmal vorlässt.“


    Der furische Sklave sah Eireann an, in deren Augen ein beinahe stählerne Glanz trat.
    Seine Augen verdunkelten sich , und dann stieß er hervor :
    „„Sie behandeln uns wie Sachen, aber wir sind klüger als Sachen, viel klüger. Wenn du irgendwie kannst, Eireann, schick mir eine Nachricht, wo du bist und wie es dir geht . Und wenn es dir schlecht geht….“
    Der griechische Sklave machte eine eindeutige Handbewegung. Er war zornig:
    . .Wenn dich Iulius Caesoninus in schlechte Hände gibt, dann flehe ich die Erynnien an, ihn in den Tartaros zu senden, und ich schwöre bei der großen Allat – o Allat nimm dies als Schwur – dass ich ihnen dabei behilflich sein werde.“
    Es klang wie ein Fluch.

    Tiberios schüttelte den Kopf, als Eireann nach seinem Kummer fragte : "Ein andermal, es hat Zeit.",
    sagte er.
    Und als er Eireanns Finger auf seiner Brust spürte, öffnete er seine Tunika ein wenig, hörte aber nicht auf, ihren Hals zu küssen.


    Sie ließ ihre Hand auf seiner bloßen Haut ruhen.
    Tiberios lächelte
    ."Sei ruhig neugierig!“, sagte er und zwinkerte ihr zu.
    Tiberios hatte keine Angst vor seiner Nacktheit, aber er wußte nicht, wie es Eireann damit erging. Sie war , soweit er das wußte, noch unerfahren .


    Er wurde aus seinen spielerischen Zärtlichkeiten gerissen, als Eireann die Hände vor ihr Gesicht legte, und schluchzte.


    Sofort setzte sich der furische Sklave neben sie und nahm sie in den Arm . Ihre Angst war wirklich groß, so hatte er die immer muntere Eireann, die mit ihrem hübschen Kopf durch die Wand wollte, noch nie gesehen.


    Das mit dem Verkaufen schien diesmal ernst zu sein.


    Ganz kurz erinnerte sich Tiberios daran, wie er selbst aus Alexandria wegverkauft worden war. Sein kyrios hatte ihm buchstäblich eine Falle gestellt, man hatte Tiberios in der Bibliothek eingeschlossen. . Als er darum bat, zu wissen, welchen Fehler er begangen hatte , hatte ihm der Ianitor gedroht, dass er in Ketten gelegt werden würde, wenn er nicht im Zimmer bliebe.
    Und dann der Schrei seiner Mutter Caenis, wie eine Amazone wehrte sie sich und rief sie seinen Namen.
    Tiberios verscheuchte diese Erinnerung.
    Ihm war damals keine Chance gegeben worden, sich zu verteidigen, aber Eireann hatte diese Chance vielleicht:


    “Dominus Caesoninus hat mir schon einmal damit gedroht. Und.. und der iulische Maiordomus hat mich ausgefragt, warum ich keine gehorsame Sklavin sein kann. Aber das kann ich einfach nicht.“
    , weinte sie.


    Tiberios sagte nicht : Ich hatte dich gewarnt. Das war nicht, was eine Freundin in Not hören wollte.


    Er sagte :
    „Eireann, hör zu, es gibt noch eine letzte Möglichkeit, dieses Schicksal abzuwenden : In der ganzen bewohnten Welt hat ein Sklave das alte Recht, wenn ihm unzumutbare Grausamkeit droht, die Götter um ihren Beistand zu bitten. Du müsstest dich zu Boden werfen und eine Gottheit der Iulier um Gnade anflehen, am besten ,in dem du die Knie ihrer Statue umklammerst. Kannst du das in Gegenwart des dominus Caesoninus tun ?“

    "Ich höre nicht auf", flüsterte Tiberios und liebkoste Eireanns Nacken langsam und sehr zärtlich weiter. Seine Lippen streiften ihre weiche Haut und ihre kleinen Härchen, die sich aufrichteten.
    Eireann schmiegte sich so sanft und süß in seine Arme, dass es ihm warm ums Herz wurde.


    Aber - all die wunderschönen Dinge ? Es war nirgends immer nur einfach.
    Irgendwann würde er ihr erzählen, welche Schwierigkeiten es zunächst mit Gorgonus im Handelshaus Furii gegeben hatte. ( und von Sisenna Iunius Scato und der Verletzung, die er - Tiberios - bewusst einem guten Mann zugefügt und die ihn selbst am meisten verletzt hatte ) Aber diese Probleme hatten später noch Zeit , heute brauchte Eireann seine volle Aufmerksamkeit.


    Ihre nächsten Worte klangen unheilvoll:
    “Mein Dominus hat gedroht das er mich ... mich verkauft.“, sagte Eireann,
    und Tiberios fragte sofort :
    "Nur gedroht ? Manchmal tun domini so etwas, um ihre Sklaven einzuschüchtern. Oder glaubst du, er macht die Drohung wirklich wahr ?"

    „Dafür kann ich meine freie Zeit einteilen “, sagte Tiberios aufmunternd: „ Wenn ich kann, komme ich nach Roma und besuche dich. Besonders schön wäre es, du würdest auch einmal nach Portus kommen. Dort gibt es einen kleinen Leuchtturm, der genauso aussieht wie der Pharos von Alexandria. Wenn ich dir schon nicht das Original zeigen kann, dann dann wenigstens die römische Kopie.“
    Als Eireann von Veilchenregen sprach, lachte Tiberios auf :
    So anspruchsvoll, die kyria“, neckte er sie : „Möchte gleich einen kompletten Veilchenregen...... „
    Er sprang auf, stellte sich hinter sie und berührte mit seinen Lippen ihren Hals bis zum Ansatz ihrer Tunika.
    „Ist das der kyria Recht ?“, murmelte er. Aber er spürte, dass sie seine sanften Berührungen mochte, und als sie seine Haut bewunderte, lachte er kurz , und als ihre Finger sanft über seinen Arm strichen, schloss er einen Moment die Augen.
    Dann hörte er Eireanns Stimme :
    Du hattest Recht Tiberios. Ich war unartig und mein.. mein Dominus... ist böse mit mir. Ich habe Angst das er seine Drohung wahr macht.“

    Tiberios zog die junge Frau an sich :
    „Dein Herz schlägt ganz schnell. Du fürchtest dich ja.“, flüsterte er :
    "Welche Drohung will dein dominus wahr machen ?“

    Tiberios stand vor ihr, seine grauen Augen funkelten:
    „Ich bin nun der vilicus des Handelshauses Furii in Portus Ostiensis“, erinnerte er sie : „Mein Pllatz ist vor allen Dingen dort . Ich komme nur ab und zu in die Casa Furia, um für meinen dominus Berichte zu verfassen. Daher hat es so lange gedauert, bis ich deinen Brief gelesen habe.“


    Er hob eine Hand und streichelte Eireanns Haar.
    „Ich erinnere mich noch an die Veilchen, mit denen ich dich während der Feriae Annae Perennae überschüttet habe“, sagte er spielerisch :
    „Kann es sein, das da eines lag“….Er näherte sich Eireanns Scheitel und streifte ihn mit den Lippen und hier….er berührte ihre Schläfen und hier ….er streifte ihre Augenlider ,ihren Haaransatz und setzte sich neben sie.
    Oder ich irre mich und sie waren hier…..“, sagte er und berührte mit der Hand Eireanns Hals : „Bei Blumen weiß man nie“


    Dann setzte er sich zu der jungen Frau .
    Er legte seinen Arm neben ihren, er war nie tätowiert oder markiert worden, und seine Haut war wie heller Marmor.
    Jetzt lachte er : „Wenn wir Statuen wären, wärst du aus Bronze und ich aus Stein !“
    Er ließ sich bei allem Zeit, was er tat, nun küsste er Eireanns Hände, dann legte er sich auf die Bank, bettete seinen Kopf in ihren Schoß und sah zu ihr auf:
    „Aber etwas bedrückt dich , meine Eireann „, sagte er viel ernster :
    „Bitte sag mir, was passiert ist. Du kannst mir vertrauen, dass ich es gut mit dir meine. Ich habe dir geschrieben, dass ich nie wieder über dich spotten oder dir gegenüber böse Worte gebrauchen will und das meine ich so, wie es dasteht."

    Tiberios führte Sulamith vom Tiberufer bis vor die Porta des düsteren Gebäudes. Die schmierige Spelunke am Kanal war in der Zeit von Tiberios 'Abwesenheit nicht besser geworden.
    Gekreische und Gelächter drangen nach draußen, und der Geruch nach Urin, ungewaschenen Leibern und schalem Bier waberte nach draußen. .
    Der Türsteher glotzte ihnen entgegen - ein Pärchen, die waren meistens unproblematisch , er winkte sie durch.
    Tiberios blieb stehen : " Du willst wirklich hier rein ?", vergewisserte er sich nochmals .

    „In zwei Nächten „, wiederholte Tiberios.: „Ich werde da sein..“
    Die Sache begann interessant zu werden.Wenn sie die Wahrheit herausfanden, konnte Eireann vor ihrem dominus, der sie zum Spionieren geschickt hatte, glänzen.


    Aber Nekropole ….Tiberios schauderte es. Die Nekropolen waren volle nekydaimones , bösartiger Totengeister . Kein Mensch, der seine Sinne beisammen hatte, würde sich nachts dort treffen.
    Ob die christiani ein Unterwelt – Kult waren ? Nun wurde er fast so misstrauisch wie es Sulamith zuvor gewesen war. Vielleicht hatten sie vor, ihn , den ahnungslosen Fremden, zu opfern ?


    Vorsichtshalber sagte er : „Mein Herr, der edle Furius Philus ,wird wissen, wohin ich gehe. „, und hoffte, dass Sulamith seine Bedenken nicht wahr nahm, sie sollte aber wissen, dass der Furier seinen Scriba suchen lassen würde, falls ihm etwas zustieß.


    „Es sind unsere Taten, die uns ausmachen und an denen wir gemessen werden, nicht das, wozu man uns gemacht hat oder als was wir geboren sind,“, sagte die Hebräerin.


    Wer misst uns?“, fragte Tiberios schnell : „ Ich kenne ein wenig von deiner Religion, ein Landsmann von dir hat mir in vieles erklärt. Ich respektiere den Gott der Hebräer, wie alle Götter. Aber ich bin kein Jude , und er ist nicht mein Gott. „


    Die Begründung , warum die iulische Sklavin zu der Spelunke wollte, stellte ihm die Haare zu Berge:
    Den Dienst der ancilla übernehmen ? Servieren? Von rohen Kerlen geschlagen und angetascht werden? Ich kann nicht glauben, dass du dir das für dich wünschst !“


    Jetzt zweifelte er ernsthaft an Sulamiths Verstand. Ihr Begehren stand einfach gegen alles, was er von der Welt wußte.


    „“Da du es unbedingt wünschst, bringe ich dich hin.“, sagte er : „Der Irrsinn wird der Berührung der Götter zugeschrieben, vielleicht beschützt dich dein Gott also tatsächlich !“


    Er nahm seine Fackel und ging ihr durch die Nacht voraus bis zur Schmierigen Spelunke am Kanal.

    Eireann kam tatsächlich - mit wehendem dunklen Haar lief sie auf Tiberios zu, hübsch und anmutig wie immer. Aber ihm fiel auf, dass sie blass war. Und dünner als beim letzten Treffen. Und ihre Augenlider waren geschwollen, als hätte sie geweint.
    Tiberios schloss sie in die Arme : "Chaire, Schönste !", sagte er zärtlich, dann nahm er ihre Hand :
    "Komm, ich zeige dir meinen Lieblingsort hier in den Gärten ! Da wären wir ungestört!"
    Tiberios führte Eireann durch die Porta und schlüpfte mit ihr durch die Hecke, die ihnen zur Rechten lag und nahm dann die Abkürzung durch eine andere. .
    .Er kannte einen Ort, an den er manchmal an Festtagen zum Lesen hergekommen war - eine kleine einsame Bank unter dem Standbild eines Faunes, der eine Nymphe ergriff. Die Statuen waren nie ganz große Kunst gewesen, aber nun waren sie halb vergessen und die Farbe blätterte ab.
    Tiberios zog seine Chlamys aus und legte sie über die steinerne Bank : „So, kyria, dein Sitz, einer Königin würdig“, sagte er.: "Setz dich !“
    Er sah sie besorgt an :
    "Was ist geschehen?", fragte er leise : "Du siehst traurig aus. Willst du mir etwa sagen, dass du es bereust, dass du dich heute mit mir triffst?

    Bevor Tiberios zur domus Iulia ging, wanderte er bis zur Castra Praetoria, die ja schon außerhalb der alten Stadtgrenzen lag.
    Dort grüßte er, schwieg aber ansonsten und hielt den Kopf gesenkt , er hatte die Chlamys um sich gewickelt und legte keinen Wert darauf, von jemandem beschrieben werden zu können.
    Seine Hände zitterten, und er mahnte sich zur Ruhe. Aber wie er zu Scato gesagt hatte, er war schon immer schlecht in apatheia gewesen.


    Tiberios gab zwei Sachen ab, ein Geldsäckchen und einen Brief: ( er ließ sich beides quittieren) Er war nur geldgierig, kein Dieb:


    Ad
    Sisenna Iunius Scato
    Miles Cohorta Urbanae
    zwölfte Kohorte, dritte Centurie
    Castra Praetoria,
    NON APR DCCCLXX A.U.C


    Ich erlaube mir, für meine Bemühungen 5 Sesterzen zu berechnen.
    Gezeichnet T.



    Anbei : Wechselgeld, Betrag von
    S Denare
    3 Sesterzen
    2 Asse


    PORTA ESQUILINA


    Tiberios wartete vor der Porta Esquilina, einem ehemaligen Stadttor von Roma, das niedergebrannt und von irgendeinem der augusti wieder aufgebaut worden war. Jetzt bildete es einen der Eingänge zu den Gärten des Maecenas , der weitausgedehnten wunderschönen Parkanlage.


    Ob Eireann kommen würde? Vielleicht brauchte man sie in der domus? Vielleicht bekam sie keinen Ausgang, weil der kleine Feuerkopf - er lächelte, als er sie in Gedanken so nannte, wieder irgendeine Strafe auf sich gezogen hatte.


    Ach, Eireann, dachte er. Er hätte so gerne einen Menschen zum Reden. Doch über das, was auf dem Forum der Minerva zwischen ihm und dem dominus Sisenna Iunius Scato geschehen war, konnte er nicht sprechen.
    Schmerz und Scham brannten immer noch in ihm.


    Tiberios sehnte sich danach, in den Arm genommen und getröstet zu werden.
    Eireann war seine älteste Freundin, der erste liebe Mensch, den er in Roma getroffen hatte. Sie war gut, tapfer und treu und außerdem , hier lächelte Tiberios vor sich hin , wunderschön mit ihren blauen Augen und dem dunklen Haar.
    Er freute sich darauf, sie im Arm zu halten.
    Eireann hatte ihm einen Brief geschrieben, und Tiberios stellte sich vor, wie sie alleine den ganzen Weg gelaufen war, um ihn in der casa Furia abzugeben.


    Ich liebe dich, hatte er in seiner Muttersprache geantwortet.. Bestimmt erriet Eireann die Bedeutung.


    Wo sie nur blieb ?

    Tiberios runzelte die Stirn.
    „Ich kann dir nur versichern, dass ich dir gegenüber keine bösen Absichten habe.“, sagte er zu Sulamith : „Aber du musst natürlich selbst entscheiden, ob du mir glauben willst.“
    Die nächsten Worte der Hebräerin verwirrten ihn noch mehr:
    Sie ist ein Mensch. Jedes Menschenleben ist wertvoll. Wenn wir nicht werden wie die Kinder, dann werden wir auch nicht würdig sein, die Gnade Gottes zu empfangen.
    „Wie kommst du darauf, dass wir Menschen sind ?“„, sagte der furische Sklave etwas spöttisch :
    Wir sind Sachen, und die Römer mit ihrem Hang zu allergrößten Genauigkeit haben definiert, dass wir bewegliche, sprechende Sachen sind. Wir können die Götter verehren, natürlich, doch bei dir klingt das so, als würde uns dein Gott besondere Gnade erweisen wenn wir wie diese ancilla werden“


    Aber Eireann schien schon auf diese ganze Geschichte anzuspringen. Ihr Blick wurde weich, sie nahm das kleine Schankmädchen, das schon wieder hustete und keuchend atmete, an der Hand.
    "“Wir sind alles Menschen aus Fleisch und Blut.“, sagte sie , obwohl Tiberios gerade gesagt hatte, dass das die Römer ganz anders sahen.
    Und sie würde das abgerissene Ding tatsächlich zu einer domina mitnehmen. Na, die würde bestimmt begeistert sein.

    Die nächste Bitte schien ihm noch abstruser :
    „Du willst zu dieser Taverne ? Was möchtest du dort tun ? „ Es war ihm gar nicht wohl dabei, dass die Räuberbande mit dem Schläger und dem Typen in der Ecke vielleicht immer noch dort feierte. :
    Das ist eine üble Spelunke! Ein Mann hat sogar Eireann belästigt, und
    Er schaute sie durchdringend an :
    „Willst du wirklich dorthin ? Ich werde dich nicht beschützen können.“

    Ich werde mich selbst nicht beschützen können, dachte er.

    Tiberios, der es nie gewagt hätte, für seine Privatangelegenheiten die Wertkarte der Furier zu belasten,
    war zu Fuß zur domus Iulia gegangen und warf einen Brief ein.
    Da er auch kein teures Schreibmaterial besaß, hatte er seine Nachricht auf eine Wachstafel geschrieben, die man zuklappen konnte.


    Auf der Außenseite stand :


    AD
    LIVIAm


    Der Brief selbst lautete:



    Chaire, Eireann
    wie hat mich dein Brief erfreut.
    Wenn ich an deine liebe Hand denke, die die Feder führte, bin ich tief bewegt.


    Doch bedenke, liebe Eireann ,
    ich bin von gleichem Stand wie du , ich kann dir wenig schenken, ich kann , was noch wichtiger ist, dich vor nichts und niemandem beschützen.
    Wir werden niemals eine Familie haben, denn Kinder gehören dem dominus der Mutter, und ich könnte es nicht ertragen, dass mein und dein Kind verkauft wird.


    Wenn du mich lieb hast, soll kein Zank zwischen uns herrschen. Ich habe gerade erfahren, wie verletzend böse Worte sein können, und ich werde aufpassen, was ich zu dir sage.
    Ich will dich achten, ehren und alles tun , was ich kann.
    Dennoch - überlege es dir gut, meine Eireann, ob du dir nicht lieber einen römischen Freund als Beschützer suchst.


    Wenn du aber Ja sagst und mich willst, so sei es drum, so werde ich bei dir sein , so lange es dauert, bis unser kleines Licht erlischt !
    ego sè agapo
    Tiberios


    Wenn du mich sehen willst und kannst , warte ich noch bis zum Einbruch der Dämmerung an der Porta Esquilina. Die Gärten des Maecenas snd nicht weit weg von deiner domus, du findest es bestimmt leicht.