Beiträge von Tiberios

    Tiberios hatte von dominus Saturninus die Strafe erhalten, die Küche der Casa Furia zu säubern, und ganze drei Tage lang hatte er geschrubbt, gescheuert und geputzt. Abends hatte er sich noch mit dem Neuen, Diocles, im Officium hingesetzt und ihm in die Führung der Haushaltsbücher gezeigt.
    Die Casa war wohlgeordnet, aufgeräumt und würde nach der Renovierung der Culina sein wie neu. Tiberios hinterließ alles so, wie er es hoffte eines Tages wieder vorzufinden, falls er einmal wieder in die Urbs Aeterna zurück kehren würde.


    Da er die Casa nicht hatte verlassen dürfen, waren verschiedene Dinge, die er vor seiner Abreise hatte erledigen wollen, liegen geblieben.
    Er hatte das Werk „Über den Ozean“ von Pytheas von Massalia, das er so gerne mochte und nicht mitnehmen konnte, Charislaus schenken (und vielleicht noch einmal sich von Terpander, der ihm auf seinen Brief nicht geantwortet hatte, verabschieden wollen).
    Jetzt hatte er es Diocles, damit der es in der Taverna Zum Lallenden Löwen vorbeibrachte, anvertraut.


    Früh am Morgen war es, noch vor dem ersten Hahnenschrei. Tiberios war noch in der Dunkelheit aufgebrochen und hegte die nicht unberechtigte Hoffnung, dass ihn im Laufe des Tages irgendjemand mitnehmen würde.


    Der furische Sklave trug nur ein leichtes Bündel. Erst im Handelshaus Furii würde er sich mit dem Proviant eindecken, den er schon bestellt hatte. In seinen Chiton hatte er Goldmünzen eingenäht: 3 Aurei für die Passage, hundert Sesterze hatte er bei seinen Schreibsachen im Gürtel hängen. Er trug seine Chlamys, seinen Mantel mit der Bronzespange über der Schultern, keine calcei, nur Sandalen. Wichtig war das Bronzeschild mit dem Namen seiner Eigentümerin und der Adresse um einen Hals, damit man ihn nicht für flüchtig hielt, das Schreiben seiner Domina, dass sie ihn wirklich alleine auf Reisen schickte und das Schreiben von Domina Sergia Severa an den Maiordomus der Casa Sergia in Alexandria.

    Vor ihm tauchte das Stadttor auf. Aber da er hinaus und nicht hinein aus der Urbs Aeterna wollte, erwartete er nicht, dass man ihn kontrollierte.


    >>> Aquila no capatat muscas

    Zitat

    Original von Manius Purgitius Lurco
    .


    Das ist genau der Punkt, den ich angesprochen habe: Das sind alles ingame- Argmente.
    Und da gibt es durchaus eine Handhabe: Du kannst Sklaven, die dich nerven, definitiv auf dem Sklavenmarkt verkaufen.


    Zitat

    Original von Manius Purgitius Lurco
    ]Du gehst da scheinbar von völlig falschen Voraussetzungen aus. Von Willkür wie gesagt sprach keiner, ausschließlich Du Tiberios.


    Willkürlich wird niemand seinen Sklaven töten.


    Wohlbegründet hingegen schon. Und das liegt ja dann an dem Sklaven, ob er seinem Herrn dazu den passenden Grund liefert.


    Genau das ist die Definition von Willkür. Ich meine damit nicht "böswillig" , sondern "ohne Rechtssicherheit":


    ich sage nicht, dass das gar nicht gehen würde, ich weiß nur nicht, wie viele Sklaven Ids sich auf so etwas einlassen würden, denn nachher gerät man eben an einen jähzornigen Dominus, und dann ist der sorgfältig aufgebaute Char weg.

    Zitat

    Original von Manius Purgitius Lurco
    Nope, keiner außer Dir sprach von Willkür Tiberios.
    Es gab zum Vorschlag sogar eine Begründung.
    Sklave = Gegenstand.
    Sklave benimmt sich sklavisch korrekt, er hat nichts zu fürchten.
    Sklave benimmt sich daneben, Herr darf ihn töten. Muss aber nicht.


    Zitat

    Original von Marcus Iulius Dives
    Es vermischt schlicht SimOn und SimOff. ;)
    SimOn magst du mit den Sklaven - partiell (danke, Tiberia Stella) - recht haben.
    SimOff jedoch sollten alle aktiven Spieler das gleiche Recht auf Selbstbestimmung ihrer ID haben.


    Das ist genau für mich der Punkt.
    Der regelhafte Tod (also dass es eben nicht ingame durch Spiel, sondern durch die Spielregel passiert) kann nicht am inhaltlichen Spiel der ID festgemacht werden. Bei der Beurteilung des "Wohlverhaltens" einer ID läge die Maxime der Entscheidung in der Willkür eines anderen Spielers.
    Ich sehe nicht, dass das für eine bessere Atmosphäre oder sonst was sorgt.


    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    Indes ist das Problem in der Tat nicht der aktuelle Status Desideratus oder Elysio, sondern die ungeklärte SimOn-Abwesenheit (also auch alle Charaktere, deren Spieler sich einloggen, doch SimOn und SimOff nicht reagieren).
    Ich würde es durchaus begrüßen, dass ein neues System dies mit einbezieht. Dass also Spieler ins Desideratum/Elysio fallen, die SimOn nicht mehr aktiv sind, ihre IDs aber auch nicht in ein Exil versenden. .


    Das mit der Erinnerungsmail kenne ich so aus anderen Foren. :dafuer:


    Nach wie vor halte ich die begründete Einzelfallentscheidung am besten.

    Es gibt 3 Möglichkeiten der Lex Zombie

    1- Lectio bleibt wie sie ist
    2-der Elysium- Status fällt weg, es gibt nur noch Desiderati. Desiderati können jederzeit zurückkommen, und ihr Hab und Gut, ihre Witwe und ihren alten Job anfordern bzw sie kommen ohne weltliche Güter zurück.
    3- Es soll Einzelfallregeln geben, ein Kann aber kein Recht auf Wiederauferstehung


    (Weitere Vorschläge, die aber weiter weg führen: Sklaven- IDs wären grundsätzlich sterblich, Kennzeichnung bestimmter IDs als sterblich)


    Da es einiges Pro und Contra gibt, wäre ich für eine Abstimmung. =)

    Gladiatoren konnten schon immer sterben, so viel ich weiß.
    Wer würde das bei Sklaven bestimmen? Die ID des Dominus/ der Domina?


    Es ist meistens so, dass man sim off durchaus gleichrangig agiert, auch wenn man sim on unterschiedlichen Standes ist, und ich würde keinen Sklaven ohne Zustimmung seines Spielers töten.
    Wenn beide es wünschen, können sie den Tod eines Char jederzeit ausspielen.


    Was ich noch anregen würde, ist jedoch, dass man evtl. seinen Char im Vorfeld als möglichen morituri markieren könnte, also von vornerein sagen: Der oder die darf auch draufgehen, wenn es ingame passt.

    Das Ansinnen des Jünglings, mehr über die Seelenreisen - nun war nicht wirklich das Wort, doch er legte es nicht auf die Goldwaage - und Platon lernen zu wollen, weckte sofort Tiberios' Begeisterung. Er rief aus:
    „Oh, die Seelenlehre des Platons, obwohl er selbst nie von metempsychosis, Seelenwechsel, spricht, aber das wohl damit meint, könnte ich dir vortragen, und du brauchst auch nichts zu bezahlen. Warum du nichts bezahlen musst, erkläre ich gleich.


    Eine Einführung in die Seelenlehre von Platon wäre auch schnell getan; ich denke, wenn du dir drei, vier Stunden Zeit nimmst, bekommen wir das hin.
    Denn schon hier ist zu unterscheiden, dass Platon durchaus nicht sein ganzes Werk durchgehend die gleiche Theorie vertritt; In der ersten Zeit, die etwa vom Tode des Sokrates bis zu den ersten Reisen dauert, in der zweiten Phase seines Schaffens von seinem Aufenthalt in Megara bis zur Gründung der Akademie und in der dritten, dann Spätphase bis zu seinem Tod, in der er quasi die Synthese der anderen beiden Zeiträume erreicht, modifiziert er nämlich seine Ansichten.


    Erst später greift Platon auf die Totenrichter und darauf zurück, dass die Art der Wiedergeburt eine Belohnung oder eine Strafe für das geführte Leben sein kann.


    Im Gegensatz zu Sokrates sucht er nicht nach dem Wahren und Guten sondern nach dem Wahrhaftig Existierenden, und so dreht sich ein großer Teil seiner schriftstellerischen Tätigkeit darum, die Existenz der Psyche zu beweisen.


    Dieses Vernünftige, das wahr und das Wahre, das vernünftig ist, bezeichnet er als Idee oder eidos,und durch die Präexistenz unserer Psyche, die vor der Geburt in dem tópos hyperouránios, dem überhimmlischen Ort, weilte, sind wir ab und an fähig, uns an die Welt der Ideen zu erinnern, doch nur wenn wir die Bande des sinnlichen Begehrens ablegen. Priestern, Sehern und Dichtern wird manchmal diese Einsicht geschenkt.


    Die anamnesis, die Erinnerung an die Ideen, die die Seele einst geschaut hat, ist für Platon der Beweis dafür, dass so wie Wärme eine Eigenschaft des Feuers ist, Existenz eine Eigenschaft der Seele ist und deshalb werden wir wiedergeboren.


    Wenn die Amnanesis aber existiert, so ist alles Lernen nur ein Wiedererinnern, mein Freund, was bedeutet, dass du eigentlich das ganze philosophische Wissen schon in dir trägst, und meine Aufgabe wäre nur, in dir die verschüttete Erinnerung freizulegen.
    Wie aber kann ich von dir Geld verlangen für etwas, was du schon weißt?

    Das Wort „Erinnerung“ erinnerte Tiberios daran, dass er nicht alleine sondern als Begleitung von dominus Saturninus auf dem Sklavenmarkt war. Und das es anstatt Vorträge zu halten, hier seine Aufgabe war, sich um den neuen Scriba zu kümmern. Vermutlich war das gerade eine dieser Eigenmächtigkeiten, die der furische Dominus an ihm nicht mochte.
    Und so sagte er etwas bedrückt: „Danke, dass du mir den Apfel verkauft hast. Ich habe leider keine Zeit mehr, Dominus. Vielleicht können wir uns mal an einem anderen Tag treffen, doch gerade braucht mich mein Herr."
    Seine Miene hellte sich auf:
    „Aber ich versichere dir , dass ich mich dann besser vorbereite und auch die entsprechenden Textstellen herausgesucht habe. Dann kann ich dir alles viel ausführlicher erklären als so aus dem Stehgreif.“

    Bevor er an die Arbeit ging, beantwortete er jedoch Dominus Saturninus Frage:
    "Ich würde Domina Furia Stella niemals in Stich lassen.", erwiderte er. Er hatte noch nie daran gedacht, wegzulaufen, aber dass Dominus Saturninus ihn danach fragte, hatte er sich selbst zuzuschreiben.

    Ich stimme Dives zu, wenn auch aus der anderen Sicht des monatelangen herrenlosen Sklaven, die ja dann bei der Rückkehr der Elysium ID in Theorie wieder an sie zurück fallen. Ich würde etwas anderes vorschlagen :Die Lectio weiterführen, und Wenn jemand zurück kehren möchte und gerade die driftigen Gründe hat, die angesprochen wurden, sowie plausibel darlegen kann wo und wie er wieder einsteigen kann, dann kann er die SL anschreiben, und es kommt zu einer individuellen Lösung.

    „Mehr als drei Asse habe ich nicht bei mir.“ sagte Tiberios bedauernd: „Ein Apfel muss genügen. Ich will ihn dem neuen Sklaven geben. Ich bin mir sicher, dass ihm schon die Zunge am Gaumen klebt.“
    Er legte die Bronzemünzen auf seine Handinnenfläche und lächelte. Der andere Bursche, ungefähr in seinem Alter, wirkte freundlich.
    „Na den Verkauf beherrschst du bereits, so geschäftstüchtig wie du bist.“, wandte er ein, als Awidan meinte, er wolle sich in Kauf und Verkauf üben:
    „Ich hatte den neuen Scriba nach seinem Lieblingsschriftsteller und seinem Lieblingszitat gefragt.“, beantwortete er die Frage:
    „Und ob er letzeres entweder ins Griechische, wenn es von einem lateinischen Autoren stammt oder ins Lateinische, wenn der Verfasser ein Grieche sein sollte, übersetzen kann. Ich dachte, so kann ich ein wenig über seine Fähigkeiten und auch seine Art, die Welt zu sehen, herausfinden. Mein erster dominus in Roma hatte mir damals die Aufgabe gestellt, einen von mir erwählten Satz in Latein, Koiné und Attisch niederzuschreiben, und ich hatte mir etwas von Platon gewählt: Ex praemissis autem facti dicimus quod necesse est causa effectus.*
    Ich denke nicht, dass ich dir mit dieser Auskunft groß weiter helfen konnte, das tut mir Leid.“


    Sim-Off:

    *Von dem Gewordenen aber sagen wir, daß es notwendig aus einer Ursache entstanden sei.

    Tiberios beobachtete den schwarzhaarigen Spartiaten, wie er die Steine zurück legte. Er tat das mit so viel Sorgfalt, dass der furische Sklave ahnte, dass hier jemand begraben war, den er nicht ermordet sondern geliebt hatte. Oder beides.
    Immer noch misstraute er Kyriakos zutiefst, und seine Voreingenommenheit verhinderte, dass sein Talent mit aller Welt zu reden und Bekanntschaft zu schließen, diesmal zur Entfaltung kam.
    Dunkel und rätselhaft war ihm der Spartiate, und Tiberios, der den Hauch der rauen, alten Kriegerwelt spürte, für die er nicht unempfänglich war, wich zurück, als hätte er in das kochende Blut des Phlegethons gefasst.


    Der Jüngling hob die Hand:„Chairete Kyriakos von Sparta!“, sagte er, als er zu dem Schluss kam, dass der Lupo ihm nichts mehr antun wollte. Noch immer kam ihm das kyrios nicht über die Lippen.
    „Wenn es Eireann nicht ist, so ist es Helvetius Archias, der meinen Tod wünscht.“, murmelte Tiberios zu sich selbst und bewegte sich langsam rückwärts, als sei Kyriakos ein wildes Tier, das ihn noch unerwarteterweise anfallen könnte. Aus welchem Grund jedoch Archias ihn jagte, ahnte er noch immer nicht. Vielleicht war der Wirt des Blinden Esels so etwas wie das siebenundzwanzigste Feld beim Senet - man betrat es und wurde einfach vom Chaos verschlungen, ohne Ziel und Absicht.


    Hätte Tiberios gewusst, dass es ausgerechnet Kyriakos war, der gemeinsam mit Lurco die Krähen von Archias mitbeseitigt und dafür gesorgt hatte, dass auch er gerettet war, er wäre dankbar gewesen. Aber er wusste es nicht.


    Tiberios verstand Kyriakos nicht. Wie sollte er? Obwohl beide ihr heimatliches koiné gesprochen hatten, sprachen sie nicht die gleiche Sprache.

    Officium Maiordomus >>>

    Tiberios hatte nach einer Weile alles vorbereitet, was er brauchte, was einfach war, da er die Ordnung der Wirtschaftsräume im Kopf hatte:


    -Scheuermittel für die Küche: feiner Sand und Asche. Asche gab es aus dem Herd mehr als genug, und sie löste Fett und Ruß.
    -Eine Paste aus Milch und Salz würde die Arbeitsflächen aus Marmor reinigen, bevor man sie ganz dünn mit Olivenöl einrieb.
    -Ein Essigbad für alles Tönerne wie die dolia, die Vorratsbehälter für lose Nahrungsmittel
    - nitron oder nitrum* für die Abflüsse und Abgüsse.
    Rhea hatte früher schon Besen mit Gestecken von Mentha pulegium**gebunden, die sicher jedes Ungeziefer vertreiben würden, und Tiberios nahm sich außer einem Schwamm, vielen Tüchern und mehreren Eimern für die verschiedenen Reinigungslösungen auch solch einen Besen mit in die culina.
    Der innen verrußte Offen, in dem Lyda Brot und Kuchen buk, war am schmutzigsten, und wie immer fing Tiberios mit der schwierigsten Tätigkeit an, auf dass es dann leichter werden möge. Er kniete vor der Öffnung des Ofens, schob seinen Oberkörper so weit hinein wie es ging und trug das Scheuermittel auf.
    Der junge Sklave war den ganzen Tag auf sich gestellt, da ihm niemand helfen durfte, also schwieg er und arbeitet gründlich.
    Dabei wiederholte er im Kopf und auch halblaut die Textpassagen der Medea.
    Ab und zu trank er Posca aus einem Krug, den ihm eine freundliche Seele – Lyda oder Rhea - hingestellt hatte. Am Abend waren Tiberios´ Hände empfindlich und aufgesprungen, das kam vom Scheuern.



    Sim-Off:

    * Speisenatron
    **Polei -Minze

    Tiberios jedoch nickte: „Ja, Dominus Saturninus“, sagte er: "Ich fange sofort an." Er kleidete sich bis auf das subligaculum aus, denn es war einfacher, einen Körper zu waschen als eine Tunika, und er wollte der Wäscherin Chloe keine zusätzliche Arbeit aufbürden. Er wusste bereits, was er benötigen würde und wo er es fand, und ging, seine Putzutensilien zu richten.


    >>> Culina

    Briseis schlug mit dem Kopf hin- und her und biss sich auf die Fingerknöchel ihrer Hand, um nicht laut zu schreien vor Lust, als Terpander in sie eindrang. Er war so gut gebaut, dass es hätte schmerzhaft sein können, aber er hatte sie vorbereitet; hingebungsvoll war sie und mehr als willig.
    Als er sie nun erst langsam weitete und dann mit schnellen Bewegungen nahm, spürte sie seine kraftvollen Stöße gegen ihr Pireneum und ihre Hinterbacken und merkte, wie sich ihre Öffnung verengte und sie dann tief in ihrem Inneren kam.

    Sie versuchte, Terpander zu halten: Geliebter Terpander….“,

    und Tiberios lag erschöpft und zitternd von den Nachwehen des klîmax auf der Wiese, und es war ihm gleich, dass sie Publikum hatten.

    Tiberios schaute den Römer mit glänzenden Augen an und bemerkte wohl, dass dieser mit seinem Geist weit weg in der Vergangenheit war. Icarion untermalte das, was erzählt wurde, mit leichten Akkorden auf seiner Kithara, einmal langsam und weich, dann dräuend und dunkel, so dass Tiberios meinte, die Hitze des Feuers zu spüren, das Aufblitzen der Rüstungen und dann den Pfeilhagel zu sehen, und das Stöhnen der Verwundeten zu vernehmen….er ballte die Fäuste und ihm stockte der Atem beim Zuhören – und er atmete erleichtert aus, als Serapio das Rätsel auflöste und ihm zuzwinkerte:
    Kamelreiter aus der Wüste, ein gefährlicher und unheimlicher Gegner, aber keine mythischen kopflosen daimones waren es gewesen!
    Serapio sprach weiterhin leichthin und wie im Plauderton von seiner bewegten Vergangenheit, doch der furische Sklave ahnte, dass es eine fürchterliche Schlacht gewesen sein musste - unter so vielen fürchterlichen Schlachten.
    „Was ist der Feuergürtel, Dominus Serapio?“, fragte er, als aber dann Serapio eine Vermutung über den Ursprung der Geschichten über die acephaloi äußerte, nickte er heftig und rief aus:
    „Für so viel Sonderbares gibt es eine ganz natürliche Erklärung, Dominus – wenn auch nicht für alles, möchte ich meinen! Oh, das mit den Blemmyern und deinen Reisen, das solltest du aufschreiben lassen!“
    Sein Blick folgte dem Blick des Römers auf dessen Schwertarm, und er ahnte wohl, dass all die Wunder, die der Tribun gesehen hatte, seinen Preis gekostet hatten, und er wusste schon, dass Tyche niemals etwas umsonst gab.
    Aber als Serapio den Praefectus Legionis Octavius Dragonum und den Bürgerkrieg erwähnte, verstand er, warum es unter Umständen nicht opportun sein mochte, über jene Tage zu berichten, doch da keimte eine neue rettende Idee in seinen Geist auf, und wie er so war, er musste sie los werden:
    „Schreib bitte zweierlei, Dominus Serapio: Einen sachlichen Reisebericht über all die Phänomene, die dir begegnet sind und einen zweiten, einen geheimen Bericht, der die gesamte Wahrheit umfasst. Und am besten lässt du beide Berichte nachlässig herumliegen, denn viele Werke wurden durch Zufall und nicht durch Absicht überliefert. Du wirst berühmter werden als Pytheas von Massilia!“


    Tiberios bedauerte es in diesem Moment sehr, dem Römer bei diesem begeisternden Werk nicht helfen zu können, doch ihn tröstete die Aussicht, dass er in seiner Position bestimmt bessere Scribae als er einer war und andere Vertraute hatte.
    Wieder fiel sein Blick auf den Schwertarm des Mannes und voller Ehrfurcht hätte der junge Alexandriner gerne die Narben berührt, doch er hielt sich zurück, um den Zauber nicht zu stören, der für ihn sich um diesen Nachmittag wob. Die Laube tauchte die Welt in grüngolden geflecktes Zwielicht und malte goldene Kringel auf das dunkle Haar des Decimers.
    „Was hast du nach dem Sieg über die Blemmyrer getan, Dominus?“, fragte Tiberios: „Bist du weiter nach Süden bis zu jenem Feuergürtel gezogen?“

    Tiberios aber hatte den Mann mit den Äpfeln und den Blick von Diocles bemerkt, und er erinnerte sich gut daran, dass er selbst damals auf dem Podest Durst gehabt hatte, aus dem einfachen Grund, weil man vorher nicht allzu viel zu trinken bekam. Es machte einen schlechten Eindruck auf die Kundschaft, wenn einem Sklaven ständig die Blase drückte oder er sich gar andauernd erleichterte.
    Er ging nun zu Awidan hin, dessen Status für ihn nicht ersichtlich war, weil er nicht wie Tiberios eine Bronzetafel um den Hals trug, und fragte:
    "Salve dominus, würdest du mir wohl einen Apfel aus deinem Beutel verkaufen?"
    Er hielt drei Asse in seiner Hand

    Tiberios sprang auf das Podest, er war etwas kleiner als Diocles und musste zu ihm hochschauen.
    Laut und klar sagte er auf Koiné:Chaire Diocles. Nenne mir deinen Lieblingsautor und dann dein Lieblingszitat, und übersetze es in die jeweils andere Sprache.“
    Auch Tiberios wollte heraus finden, welche Art Mensch der junge Sklave war und dachte, dass man das durch die bevorzugte Lektüre am besten feststellen konnte. Außerdem konnte er auf diese Weise herausbekommen, ob der zukünftige Scriba in den beiden hauptsächlich gesprochenen Sprachen des Imperiums sattelfest war.

    Tiberios schaute von den Rechnungen auf, die er ordnete, dann deutete er eine Verbeugung an und legte das, an was er arbeitete, zur Seite:
    "Salve Dominus Saturninus", sagte er: "Was kann ich für dich tun?"