"Eine gute Frage, was ist der Staat? Der Staat an sich ist ein Gedanke, ein geistiges Konstrukt und der Zusammenhalt all jener Menschen die diesen Staat ausmachen. Wer bildet also den Grundstein Roms? Die Steine der Stadt? Nein. Man könnte sämtliche Häuser, Mauern, Theater niederreißen, Rom würde weiter existieren. Denn Rom, das sind die Menschen die es ausmachen.
Sollten wir all dieses Materielle verlieren, so werden die Römer es erneut aufbauen, denn solange ein Römer noch lebt, existiert auch noch Rom. Rom ist mehr als ein Haufen Steine, ja Rom ist sogar mehr als der römische Bürger selbst. Rom ist vor allem eines - ist eine Geisteshaltung. Das ist meine persönliche Auffassung.
Nur ein Mensch besitzt Geisteshaltung, deshalb ist es unsere oberste Pflicht den Menschen, den Römer und damit Rom selbst zu verteidigen. Alles andere ist zur Not ersetzbar.
Deinen Einwand bezüglich von zu opfernden Menschenleben greife ich gerne auf. Selbstverständlich kommt es vor, dass zur Erhaltung Roms Menschenleben geopfert werden müssen. Aber auch diese Menschen opfern ihre Leben nicht für ein Haufen Steine. Sie sterben, damit andere Römer leben können. Die Legionen kämpfen für Rom für seine Menschen und schützen jene die sich selbst nicht schützen können. Das ist der Hintergrund, warum wir unsere Gesundheit und sogar unser Leben aufs Spiel setzen, es opfern oder es entrissen bekommen.
Selbst im Angesicht des Todes muss ein Legionär oder Urbaner standhaft bleiben und seinem Dienst gerecht werden. Dafür wählte er den Dienst an der Waffe. Den Tod nicht zu fürchten, weil man das Leben nicht wertschätzt, ist ein leichtes. Dieser Mann wählte den falschen Beruf. Der wahre Legionär oder Urbaner kämpft, weil er es muss und weil er das Leben liebt. Das Leben der Römer, das Leben Roms und sein eigenes.
Der Wille des Imperiums ist für mich der Wille Roms. Schütze ich einen Römer, schütze ich Rom und das Imperium. Andere mögen andere Wertemaßstäbe ansetzen.
Stellen wir uns vor, Du bist Urbaner. Dein Einsatzort ist ein brennendes Haus. Die Vigiles sind scheinbar mit allem beschäftigt, aber der Brand scheint sie momentan aus unerklärlichen Gründen nicht zu interessieren. Du siehst, dass sich noch Menschen in dem brennenden Haus befinden. Du weißt sie sind schwach und ihnen läuft die Zeit davon und die Luft geht ihnen aus. Dein Vorgesetzter erteilt Dir den Befehl, den Vigiles zur Hand zu gehen die sich um eine einzige Sklavin kümmern, die weit entfernt von den Flammen in Sicherheit sitzt.
Leitest Du dem Befehl Deines Vorgesetzen Folge und lässt die Menschen in dem Haus verbrennen?
Leistest Du dem Befehl Folge und hilfst den Vigiles?
Oder missachtest Du den Befehl, gehst in das Haus und versucht die Menschen zu retten? In der Hoffnung wenigstens einem beistehen zu können?
Und eine weitere Frage meinerseits. Stell Dir jetzt vor, Du bist nicht der Urbaner.
Du bist der Mann in dem brennenden Haus für den sich niemand interessiert. Du bist ein Bürger Roms. Was erwartest Du von Deiner Cohortes Urbanae?
Die Blickwinkel auf eine Situation sind mannigfaltig und können von mindestens zwei Seiten betrachtet werden.
Weiter wäre die Frage in Deinem Fall, wenn es nicht der Mensch selbst ist, der für Dich Rom ist. Wenn es nicht der Römer ist, der für Dich Rom repräsentiert und die damit verbundene Geisteshaltung, was ist dann für Dich Rom? Das würde mich interessieren.
Zum Thema Gesetz. Das Gesetz soll zuerst dem Menschen dienen, denn aus diesem Grunde dient der Mensch auch dem Gesetz. Er weiß, halten wir uns alle gemeinschaftlich daran, dann haben wir alle einen Vorteil davon. Verkommt das Gesetz aber dazu, dass man diese "Regel" nur noch einhält, weil sie da ist, selbst wenn sie sich schon längst überholt hat - dann muss eine Überholung her. Wären Gesetze unumstößlich oder nicht anpassbar, dann hätten sie ihre Daseinsberechtigung verloren. Es ginge rein um den Selbsterhalt des Gesetzes", legte Lurco seine Sichtweise dar.
Seinem Patron nickte Lurco zustimmend zu.
"Korrekt, das würde ich unter Ermessenspielraum verbuchen. Räumen ja, aber wie? Auf das wie kommt es an. Das Beispiel mit dem brennenden Haus ist ein sehr gutes Beispiel, meines beruht sogar leider auf Tatsachen".