Beiträge von Manius Purgitius Lurco

    Lurco betrat sein neues Büro und stellte fest, dass er schon Besucher gehabt hatte. Ein Topf voll hatte sein Schatz zurück gelassen mit einer Wachstafel voller Liebenswürdigkeit. Lurco las die Tafel mehrfach, ehe er sich kurz umschaute und sie dann ans Herz drückte.


    Salbei - zur Erfrischung des Geistes

    Zitronenmelisse - um Schwerverdauliches leichter verdaulich zu machen

    Thymian - für eine kräftige Lunge, ab dem nächsten Dienstgrad musst du gut brüllen können

    Lavendel - gegen Nervosität und Ungeziefer, vielleicht hilft es auch gegen unerwünschten Besuch


    Über die Beschreibungen musste Lurco schmunzeln, besonders über die letzte Erläuterung. Besuch war manchmal wirklich lästig wie Ungeziefer, jedenfalls was ihren Dienst anging. Wer war schon alles vor der Castra aufgeschlagen und meinte sich unberechtigt Zutritt verschaffen zu können? Auf der anderen Seite hatte es auch schon hochinteressanten Besuch gegeben, einschließlich seines späteren Patrons! Es hatte Personen gegen, die ein Verbrechen meldeten und hilflose Gestalten denen nicht mal mehr die Urbaner helfen konnten, obwohl er es zumindest versucht hatte.


    Was wohl aus Kyriakos und seinen Leuten geworden war? Seite an Seite hatten sie gekämpft, sich einmal kurz wiedergesehen und dennoch aus den Augen verloren. So Mars wollte, würde er den Weg des Mannes beschützen der mehr Mumm und Rechtschaffenheit gezeigt hatte, als so mancher Kollege.


    Lurco tippte jedes der Pflänzchen einzeln an und stellte den Topf ins Fenster. Dabei wurde ihm bewusst, dass er bis auf die Zitronenmelisse keine der Pflanzen wirklich kannte. Blieben noch drei, die Fehlerquote der Zuordnung war also nicht so hoch. Die Zitronenmelisse aufgegossen gab zudem ein leckeres Getränk und ins Posca schmeckte sie hervorragend. Er würde am Abend Scato fragen, wer wer im Blumenkästchen war. Lurco fühlte mit dem Finger, ob die Pflanzen schon ihre Wasserration erhalten hatten. Sie waren satt und scheinbar glücklich, so setzte er sich an seinen Schreibtisch und schrieb seine Fallakte als Bericht ab, um seinen Tribun auf den neusten Stand bezüglich der Ermittlung im Mordfall zu halten.

    Lurco hatte das Vorzimmer des Tribunus Cohortis Urbanae bezogen, somit saß er vor dem Officium des Tribuns und filterte die Besucher, die sich Einlass beim Tribun erhofften. Es war Lurcos Aufgabe zu entscheiden, ob die Personen zum Tribuns selbst vorgelassen werden mussten, oder ob er sich der Sache annahm. Als Cornicularius unterstand er nun direkt dem Tribun, Lucius Petronius Crispus. Lurco freute sich über den Posten und den damit einhergehenden Aufstieg. Auch über das Vorzimmer selbst, sein eigenes Officium dass dem des Tribuns vorgelagert war, freute er sich enorm.


    Einladend aber genauso zweckmäßig hatte er es eingerichtet. Beim Eintritt in das Vorzimmer blickte man auf einen großen Schreibtisch. Auf der linken Seite neben dem Schreibtisch stand ein kleiner Schrank der gefüllt war mit Wachstafeln, Pergament und allen anderen benötigten Schreibutensilien. Auf der rechten Seite befanden sich zwei große Aktenschränke, in denen Lurco all die Berichte verstauen wollte, die er zu verfassen gedachte und die er natürlich auch anfertigen musste. Neben dem kleinen Schrank mit den Schreibutensilien war ein kleiner Waffenständer zu finden. Schließlich konnte er nicht mit Schwert und Dolch am Schreibtisch sitzen. Aber jederzeit griffbereit musste er beides haben. Keiner durfte an ihm vorbei, notfalls musste er Angreifer auch abwehren können.


    Das Officium wurde von einer kleinen Feuerschale abgerundet, die in sicherer Entfernung vor dem Schreibtisch stand. So konnte weder Arbeit in Flammen aufgehen, noch konnte Lurco sich daran verbrennen, sobald er sich an den Schreibtisch setzte. Und selbstverständlich durfte der kleine Hausaltar nicht fehlen, der auf Schreibtischhöhe über dem kleinen Regal zur linken Hand an der Wand hin. Eine Statue von Mars stand in dem kleinen Altar und sorgte für den göttlichen Beistand den man sicher auch in einem Officium benötigte.


    Alles in allem fühlte Lurco sich bereits sehr heimisch in seinem kleinen Büro.

    Officium Tribunus Cohortis Urbanae

    Vorzimmer des Tribunus Cohortis Urbanae


    Cornicularius Cohortes Urbanae

    Manius Purgitius Lurco





    Dies ist die Amtsstube des Cornicularius Cohortes Urbanae Manius Purgitius Lurco.

    Als Büroleiter des Tribunus Cohortis Urbanae hat er die Berechtigung des Zugriffs auf die zwei persönlichen Scribae des Tribuns, Actuarii und Schreibstuben in der Principia.



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    Fallakte Mordfall - Leichenfund am Tigillum Sororium


    Stand: 19.04.:

    Gegebenheiten/bisherige Erkenntnisse (stichpunktartig):

    - Leiche: männlich, nackt, leichenblass, geschwollener Bauch, gepflegte Erscheinung - Bart gestutzt,

    Haare gezupft, Hände gepflegt, ehemals beringt.

    - Tatort: Roma, Tigillum Sororium, zu Füßen der Altäre


    - Opfer erstem Anschein nach wohlhabend gewesen oder sogar reich

    - Opfer wurde (möglicherweise) zum Schweigen gebracht, Verräter oder jemand der zu viel wusste

    - Opfer dient (möglicherweise) als Warnung für andere

    - Opfer keine ersichtlichen Abwehrspuren. Möglicherweise Täter Bekannte, Verwandte, "Freude"

    - Opfer wurde Püppchen in den Rachen geschoben

    - Püppchen ähnlich den Vogelschädeln der Krähen (Bande)? Markenzeichen? Wenn ja von wem?



    geklärte Gegebenheiten:

    Todesursache: Ersticken durch Püppchen

    Kehlschnitt: erfolgte nach dem Tode

    Todeszeitraum: Opfer seit ein bis zwei Tagen tot, garantiert jedoch mindestens einen Tag



    Klärungsbedarf:

    - Identität des Opfers. Obdachlose befragen, Nachtarbeiter - Fuhrwerk etc. befragen

    - Soziales und Berufliches Umfeld des Opfers?

    - Wohnort des Opfers und Besitz?

    - Der oder die Täter? Einzelperson, Gruppe oder Bande? Wer kennt das Markenzeichen?

    - Opfer eventuell aufgrund seines Berufes oder Standes ermordet?

    - Möglicherweise Ritualmord? Kelten/Menschenopfer (Püppchen/Ritualgegenstand?)

    - Weshalb wurde dem Opfer nach dem Ersticken die Kehle durchgeschnitten? Ritual?

    - Möglicherweise Mord aus Habgier? Familie?


    Bemerkungen:

    - Hinweis von Scato - Vermisstenanzeigen durchgehen

    - Püppchen aus der Asservatenkammer bergen



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    Bericht:


    Bericht - 19.04.:


    Autopsie

    Mordfall - Leichenfund am Tigillum Sororium


    Sisenna Iunius Scato

    Miles Medicus

    Urbaner, Zwölfte Kohorte, dritte Zenturie, siebtes Contubernium



    "Wir stellen zunächst fest, dass der Mann tatsächlich tot ist. Das haben andere vor mir schon getan, aber ich bestätige es hiermit. Neben der durchtrennten Kehle und der Blässe, die auf hohen Blutverlust hindeutet, gibt es weitere Todesanzeichen. Der Mann fühlt sich sehr kalt an. Die Vitalfunktionen sind erloschen, keine Atmung ist zu verzeichnen, kein Herzschlag. Ihr habt ihn herumgetragen, doch man sieht, dass sich das Restblut im Rücken sammelt. Totenflecken sind die Folge, allerdings nicht so ausgeprägt, wie wenn es wärmer wäre. Die Leichenstarre löst sich schon wieder."


    "Jap. Der Mann ist seit ein bis zwei Tagen tot. Leichengeruch ist festzustellen, aber noch kein Verwesungsgeruch, was dem kühlen Wetter geschuldet ist. Er wurde dem Stadium der Starre nach zu urteilen gestern oder vorgestern ermordet. Je nachdem, wann du am Tatort warst, kannst du das vielleicht noch präzisieren, Lurco.


    Kommen wir zum augenfälligsten, zum Kehlenschnitt. Mich macht stutzig, dass wir hier keine blutigen Ränder sehen. Normalerweise ist so ein tiefer Schnitt eine elende Sauerei, der ganze Mensch ist voller Blut und die Wundränder sind ebenfalls blutverkrustet, aber ich habe eine Vermutung."

    "Die Augen sind gebrochen, ihr seht - da ist nicht das berüchtigte Starren zu finden, was viele bei einem Toten vermuten. Das ist Unsinn. Hier starrt überhaupt niemand mehr, die Lider hängen vollkommen schlaff, genau wie auch die Augäpfel selbst erschlaffen. Sie wirken eingefallen und vertrocknet. Da, seht ihr? Die Augäpfel befinden sich im Stadium fortgeschrittener Verfärbung, sie sind bräunlich. Der Mann ist, wie ich bereits sagte, mindestens 24 Stunden tot.


    Aber wir sehen noch etwas. Die Adern in den Augen sind geplatzt, starke Netzhauteinblutungen sind zu verzeichnen. Und das ist des Rätsels Lösung. Dieser Mann wurde nicht durch den Schnitt in der Kehle getötet, wie es zunächst scheint - sondern er wurde erstickt! Er blutete erst im Anschluss vollkommen sauber aus, weshalb er auch nicht von oben bis unten mit Blut beschmiert ist, sondern recht sauber wirkt."



    "Ich sehe keine Würgemale am Hals und keine Abwehrspuren. Hier fand kein Kampf statt, womöglich wurde das Opfer sediert und erstickte am Versagen der Lungenmuskulatur. Ich vermute aufgrund der Stärke der Einblutung jedoch eher etwas anderes: Es steckt was in seinem Rachen, hat er etwas verschluckt. Ein Stein, eine Nuss ... etwas derartiges vielleicht. Reich mir mal die lange Pinzette da, Lurco. Entscheidend ist für den Fall zu wissen, dass der Schnitt durch die Kehle nicht Todesursache gewesen ist - er ist erst nach dem Tod erfolgt! Warum? Das kann man nur spekulieren."



    Bericht gefertigt:


    Unterzeichnet

    Manius Purgitius Lurco,

    Cornicularius - Tribuni Cohortis Urbanae,

    Urbaner, Zwölfte Kohorte, dritte Zenturie, siebtes Contubernium






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    Lurco grüßte mit allem gebotenen Respekt seinen Patron.


    "Ebenso sind Weisungen und Befehle unserer Vorgesetzen Regeln die wir zu befolgen haben. Befehle werden befolgt und nicht hinterfragt. Somit sind jene Weisungen und Befehle "Gesetze" die unsere Vorgesetzen sitiuationsbedingt aussprechen. Jenen Befehlen liegen natürlich rechtliche Gesetze zu Grunde. Demzufolge könnte man auch unsere Weisungen die wir zum Beispiel Bürgern erteilen, als Regeln und Gesetze betrachten. Wir stellen eine Regel auf, um eine Situation zu deeskalieren oder andere vor Schaden zu schützen. Ein Beispiel hierfür wäre ein Platzverweis. Eine klare Regel, die sofort einzuhalten ist, aber nicht von ewiger Dauer ist", warf Lurco ein.

    Mein aufrichtiges Beileid Decima Messalina. :(

    Bezüglich des Rollenspiels, wie Scato schon anmerkt, es findet sich ein Weg solltest Du Schwierigkeiten haben.

    Falls Du das Pausieren meinst, aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

    Deine Mitspieler hast Du informiert und jeder wird für Deine Pause Verständnis aufbringen.

    Sim-Off:

    Wir bleiben auf Feld 47 stehen (ich hoffe das ist korrekt)



    Lurco folgte den Befehlen des Praefectus Urbi und marschierte in dem von ihm befohlenen Tempo, wie auch den Richtungswechseln. Das Straucheln von Frugi wurde auch von diesem bemerkt. Lurco hoffte, dass es keinen Ärger für Frugi gab. Zum Schluss gab ihr Vorgesetzter den Befehl zum Anhalten, was Lurco befehlsmäßig tat. Lurco hoffte, dass er jedes Kommando auch exakt gehört und verfolgt hatte, den Trupp in die Irre zu führen, war das Letzte was er sich wünschte. Abwartend schaute er zu ihrem Praefectus, allerdings nur mit den Augen, ohne seine Haltung zu ändern.

    Lurco nahm mit dankbarem Nicken die Liste entgegen. Er betrachtete sie eingehend und freute sich über die detallierte Arbeit von Ravilla. Zudem liebte er Listen und Berichte, nichts entspannte ihn mehr, nun vielleicht außer Scatos Zuneigung und Liebe, als gute Berichte und Listen zu verfassen. Das ordnete seine Gedanken.


    "Eine erstklassige Liste Ravilla, vielen Dank. Dein Neffe ist gegrüßt, er steht hier neben mir", gab Lurco mit einem freundlichen Grinsen zurück.

    Den wortstillen Scato der nur beobachtet hatte, konnte man leicht übersehen, wenn man so eine Persönlichkeit wie Ravi war.

    Der Praefectus Urbi faltete Scato für seine bekleckerte Tunika und seine grünen Hände zusammen. Scato tat Lurco leid, vermutlich ging die Farbe überhaupt nicht mehr ab. Eine neue Tunika musste her und irgendein Mittel, mit dem man Pflanzenreste von Händen entfernen konnte. Für die Neulinge erklärte der Urbi noch einmal gesondert die Befehle, was Lurco als freundlich und entgegenkommend empfand. Wie der Mann erläutert hatte, trainierten sie hier für ihn, anstatt für sich. Nun beide hatten etwas davon, ihr Urbi würde wieder in Form kommen nach seiner Krankheit und gemeinsam trainierte es sich einfach leichter. Man wurde angespornt und von den anderen moralisch mitgezogen. Im Training mochte Jugend über Alter siegen, im Kampf hätte Lurco niemals darauf gewettet. Das wozu ein alter Hase nicht mehr zu leisten im Stande war, machte er mit Erfahrung und entsprechender Handlung wett.


    Lurco hörte die Befehle und leistete ihnen Folge, dabei sah er, dass Frugi kurz strauchelte. Der Mann fing sich aber wieder. Frugi sah mitgenommen aus, müde, oder war er möglicherweise sogar krank? Er würde versuchen ihn sicherheitshalber im Auge zu behalten und Scato nachher davon berichten. Vielleicht konnte er sich den Kameraden einmal anschauen und ihm helfen. Lurcos Konzentration lag nun auf den Befehlen und Frugi.

    Lurco hörte Scato aufmerksam zu, während er sich Notizen machte und schaute mit in den Rachen des Toten. Da war nichts weiter zu finden, obwohl Scato sich alle Mühe gegeben hatten in die Tiefen des Körpers vorzudringen. Der Mann war also an dem Püppchen erstickt.


    "Ich danke Dir für die Informationen Scato. Als erstes werde ich das Püppchen zurückholen müssen. Hoffentlich ist es noch in Maros Officium. Andernfalls werde ich selbst den Cultus Deorum aufsuchen. Zuerst benötige ich das Beweismittel zurück und im Anschluss können sie mir Auskunft darüber erteilen, ob sie von Menschen opfernden Kulten wissen.


    Die Öffentlichkeit selbst zu informieren, heißt auch den oder die Täter zu informieren. Dafür ist es noch viel zu früh. Bedenke, sobald sich herum spricht, dass wir den Toten gefunden haben, wird sich auch die Warnung der oder des Täters wie ein Lauffeuer verbreiten. Wir verbreiten nicht die Botschaft der Mörder. Wir ermitteln verdeckt und müssen vorsichtig und akribisch vorgehen.


    Nur wenn uns keine andere Möglichkeit mehr bleibt, werden wir die Öffentlichkeit selbst in die Ermittlungen einbeziehen. Es ist an uns, durch Zeugenbefragung so viel wie möglich herauszufinden und dabei so wenig Informationen wie nötig herauszugeben. Andernfalls verbauen wir uns die Chance, dass sich der oder die Täter selbst offenbaren. Zum Beispiel in dem eine Person etwas preisgibt, dass sie nicht wissen kann. Es sei denn sie ist ein Mitwisser oder gar der Täter selbst.


    Die Totenmaske ist eine sehr gute Idee, ebenso die Zeichnung. Die Vermisstenanzeigen werde ich durchgehen und mit dem äußeren Erscheinungsbild unseres Opfers abgleichen. Vermisst wird dieser Mann sicherlich. Er war reich. Und sollten seine Verwandten ihn ermordet haben, dann wird er garantiert vermisst. Immerhin möchte diese dann die Erbschaft einstreichen.


    Mich ärgert es gerade dass ich das Beweismittel aus der Hand gegeben habe. Man sieht, wenn man nicht alles selbst macht, trägt man die Konsequenzen. Also zurück zu Maro und das Püppchen geschnappt. Also bis später Scato, ich komme auf Dich zurück wegen dem Püppchen. Ich werde Deine Worte als Bericht verfassen und an unseren Tribun weiterleiten",
    sagte Lurco und klappte seine Wachstafel zu.

    Lurco klappte seine Wachstafel zu und nickte erfreut. Das war eine Verhandlung nach seinem Geschmack. Sie hatten sich ohne Probleme einigen können. Zudem durften sie einen Blick hinter die Kullissen werfen. Es gehörte sehr viel Planung, Umsicht und Ideenreichtum dazu, so eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Von den dazugehörigen Kontakten und den Sesterzen ganz zu schweigen. Der Mann vor ihnen besaß all dies und war zudem noch ausgesprochen höflich. Was hätte Lurco dafür gegeben, ihm einmal in privater Runde zuzuhören, um von ihm zu lernen. Scato und er mussten sich ebenfalls derartiges Verhandlungsgeschick aneigenen, wenn auch nur einen Bruchteil davon.


    "Wunderbar, auf eine gute Zusammenarbeit was Veranstaltung und Sicherheit angeht. Es hat mich sehr gefreut, Deine Bekanntschaft gemacht zu haben", antwortete Lurco gut gelaunt und wartete darauf, dass ihm der Genannte die Informationen aushändigte.

    Lurco notierte alles geflissentlich mit, damit nichts von den Informationen die Scato anhand der Autopsie festgestellt hatte verloren ging. Es war die letzte Sprache mit dem Toten und Scato sprach für ihn. Es war durchaus möglich, dass so die entscheidenden Hinweise zur Täterergreifung gemacht werden konnten. Das sie nicht grinsen sollten, war selbstverständlich, aber es geschah oft als Übersprungshandlung. Niemand missachtete den Toten, denn sie waren damit beauftragt worden, seine oder seinen Mörder zu stellen und ihm das Handwerk zu legen. Nachem Lurco alles fein säuberlich notiert hatte, Wort für Wort, damit er einen Bericht einreichen konnte, widmete er sich wieder Scato.


    "Im Rachen des Toten steckte ein kleines Püppchen. Das Püppchen steckte sehr weit hinten, direkt am Gaumensegel. Ich hatte etwas Schwierigkeiten es aus dem Hals des Verstorbenen zu ziehen. Das Püppchen habe ich nicht mehr, ich habe es Maro überreicht. Dieser wollte zwecks Abklärung den Cultus Deorum befragen, ob sie eine Übersicht über Kulte haben, die zu Menschenopfern neigen. In diesem Zusammenhang wollte er ihnen auf mein Anraten hin, auch das Püppchen zeigen. Maro hat das Beweismittel Scato", warf Lurco hilfreich ein.

    Lurco hörte dem Gastgeber und seinen Vorrednern aufmerksam zu.


    "Richtig, eine Regel ist eine Übereinkunft. Man hält sich an jene Übereinkunft, damit es nicht zu Zwist in der bestehenden Gruppe kommt. Gleich wie die Gruppe nun aussieht, ob Familie, Orden, oder sogar einer Nation. Ausnahmen bestätigten die Regel, denn es gibt immer Regelbrecher. Und deshalb gibt es auch jene, die solche Brüche zu ahnden haben.


    Auch die Unterscheidung von moralischem und gesetzlichem Recht finde ich ist ein sehr guter Einwand. Das was man für moralisch vertretbar oder für strafbar hält, musste noch lange nicht mit den gesetzlichen Regeln kurzum den Gesetzen übereinstimmen. Denken wir an die Steuern, da wird jeder von uns denken, sind diese harten Regeln wirklich nötig? Bei einer grausamen Straftat hingegen fragen sich viele, wieso gibt es keine härteren Strafen? Jene würden über härtere Gesetze geregelt werden. Jene die also in unser aller Namen die Spielregeln unserer großen Gruppe erlassen, wandeln da auf einem sehr schmalen Pfad. Allen Recht machen kann es niemand.


    Die nächste Frage wäre dann, was ist ein Gesetz? Was für eine Regel ist dies? Ein Gesetz ist eine rechtlich bindende Regel, genannt Vorschrift oder eben Gesetz. Gesetze regeln den Umstand, wie etwas sein soll - welcher Umstand auch immer, um ein friedliches Miteinander zu ermöglichen. Wie mein Vorredner richtig sagte, zum Beispiel dass eine Ware zu bezahlen ist", stimmte Lurco zu.

    Lurcos Blick schwenkte sofort in die Richtung, in die sein Tribun gezeigt hatte. Eine Gruppe, Männer, jugendlich, Fremdländer, mit ärgerverheißenden Blicken die sie in Richtung der Göttin warfen.


    "Wird sofort erledigt", antwortete er knapp Crispus und beorderte sofort einige Männer zu sich.


    Weit ausgefächert gingen die Urbaner auf die Männer zu, so dass die Burschen einkreisen würden. Durch das bunte Treiben der Prozession war das Vorhaben etwas erschwert, aber sie waren Urbaner, sie wussten wie man sich freundlich aber bestimmt Platz verschaffte. Lurco kam auf gleicher Höhe mit Pullus bei der Gruppe an, die Hand auf dem Schwertgriff.


    "Name, Herkunft und Begehr von Euch. Zügig", befahl er schneidend wie befehlsgewohnt.

    Lurco nickte erfreut und zustimmend.

    "Selbstverständlich, sei unbesorgt unsere Arbeit dient der Sicherheit und unser Auftreten soll unter den Teilnehmern genau jenes Gefühl verbreiten - Sicherheit. Dies darf den Umzug in seiner Ausgelassenheit nicht gefährden, es muss mit größtmöglicher Sicherheit ermöglichen. Für die Liste wäre ich sehr dankbar. Falls Du keine Wünsche mehr hast, wären wir damit fertig und wir können sofort mit der Umsetzung der Sicherheitsmaßnahmen beginnen", antwortete Lurco. Er freute sich auf die Organisation, sowas erlebte man nicht alle Tage und eine derartige Verantwortung wusste er zu schätzen.

    Lurco beobachtete mit Argusaugen wie der wandelnde Fleischberg, nun völlig erschlafft Dank Scatos Griff, fortgeschafft wurde. Am liebsten hätte er ihm zum Dank noch einen kräftigen Tritt in den Hintern verpasst, aber Lurco wusste sich zu beherrschen und steckte das Schwert wieder ein. Immerhin war es seine Aufgabe während der Verhandlungen für Ruhe und Ordnung zu sorgen und nicht Arschtritte an Bedürftige zu verteilen. So nahm er wieder seinen Posten ein, schaute kurz rückversichernd zu ihrem Tribun und wartete auf den nächsten Fall und was dieser wohl bringen würde. Hoffentlich ein weit weniger bissiges Exemplar, schmunzelte Lurco in sich hinein.

    Lurco hob kurz die Hand um die Aufmerksamkeit seines Tribuns auf sich zu lenken.

    "Tribun ich habe einen Vorschlag zu unterbreiten. Schneller als jeder Mann und extrem zuverlässig darin, den Bestimmungsort zu erreichen ist die Brieftaube! Mit vorgefertigten Warnungen bezüglich, Feuer, Angriff oder dergleichen könnten entsprechende Tauben zu der jeweiligen Station sofort losgeschickt werden. Falls es nicht in Frage kommt, ausschließlich Brieftauben zu nutzen, sollten wir unsere möglichen Signalketten weit streuen. Das heißt, Wetter- und Situationsbedingt sollten wir auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Eines ist aber sicher, ob Tag oder Nacht, ob warm oder kalt, die Brieftaube wird ihr Ziel erreichen. Was sagst Du dazu?", fragte Lurco Crispus.


    "Bei Interesse hätte ich jemanden an der Hand, der verzügliche Brieftauben liefern könnte", ergänzte Lurco hilfreich.