Beiträge von Manius Purgitius Lurco

    "Beruhigt Euch alle wieder, Terpander hat einen schlechten Tag und den hat jeder einmal von uns. Jeder zeigt so etwas auch anders. Der eine verkriecht sich im Bett, der nächste läuft eine Runde und der dritte ist knurrig. Er kurriert sich oben etwas aus und morgen ist er wieder ganz der alte.


    Scato hat Recht, solange wir nicht Zuhause sind, hütet Terpander das Haus, einschließlich seiner Bewohner. Das heißt, dass er auch auf Dich aufpasst Sati. Das gibt ihm zwar nicht das Recht, jeden nach seinem Gutdünken zu verschönern, aber er meint es auf seine ruppige Art gut.


    Genauso wie Ihr ihm gegenüber Respekt haben sollt, muss er Euch ebenso akzeptieren und respektieren. Wir sind eine Familie hier in diesem Haus. Hier wird niemand von irgendwem zum Außenseiter abgestempelt. Niemand", erklärte Lurco freundlich aber bestimmt.



    Sim-Off:

    Sati bekam von mir eine Tunika geschenkt, er trägt sie nur nicht. Oder hat sie verbummelt :D

    Lurco kämpfte sich zurück ins Bewusstsein, als ihn jemand ansprach. Müde schlug er ein Auge auf und erspähte Ramnus! Endlich war der Kamerad zu ihnen in die Baracke zurückgekehrt.


    "Ich habe das gemalt, willkommen zurück Rammy", antwortete Lurco gähnend.


    "Nimm Dir was zu Essen, steht noch was auf dem Herd", bot er an.

    Lurco hörte den Tischgesprächen aufmerksam zu und aß dabei einige Datteln. Das was Sati zu erzählen hatte, war die traurige Geschichte eines Straßenjungen wie sie so oft vorkam, dass die Menschen um sie herum solch ein Schicksal schon als selbstverständlich hinnahmen. Rom war der Nabel der Welt, die Stadt in der alle Entscheidungen getroffen wurden.


    Verglich man Rom mit einem Baum, lebten die einen auf den obersten blühenden Ästen, während andere sich im Unrat zu dessen Wurzeln herumschlagen mussten. Und die Urbaner waren die Gärtner, die versuchten den Baum so gut es ging gesund zu halten und den Unrat von ihm zu beseitigen, so dass jeder den Stamm erklimmen und sich einen kleinen Ast in dem ganzen Gewirr suchen konnte. Aber bis jeder Freie seinen Ast gefunden hatte oder ihn auch nur erklimmen konnte, war es noch ein sehr weiter Weg.


    "Danke für Deine offenen Worte Sati. Tiberios hat Recht. Natürlich gibt es immer schrecklicheres Leid, dennoch ist Dein Schicksal deshalb kein leichtes oder das von Kyriakos. Und jetzt wurde er noch seiner gesamten Existenz beraubt. Ich hoffe die Sache klärt sich im Guten für ihn. Das Du ihm beigestanden hast, ehrt Dich Sati. Und nebenbei schulde ich Dir noch Geld, dass Du mir geliehen hattest. Du bekommst nachher Deine 10 Sesterzen", antwortete Lurco aufmunternd.

    Lurco betrat müde ihre Baracke, zog sich aus und wollte sich gerade ins Bett legen, als er die Wachstafel bemerkte. Darunter lag noch etwas, vielleicht ein Brief? Aber das war unlogisch, denn dafür hätte man die Wachstafel nutzen können. Es sei denn jemand war der Meinung, dass Doppelt besser hielt.


    Lurco schlug die Wachstafel auf, aber darin war nichts außer ein Keks.


    Vorsichtig entrollte er das Papyrus und musste zwangsläufig lächeln, denn Scato und er selbst lächelten ihm auf einer wundervollen Zeichnung entgegen. Er musste den Drang wiederstehen, die Zeichnung an sein Herz zu drücken.


    Scato hatte ihm eine gewaltige Freude damit gemacht, wie sehr wusste er vermutlich nichte einmal. Fast so, als konnte er Lurcos trübe Gedanken lesen und wollte ihm damit verdeutlichen, was er aufgeben würde. Mehr als nur eine Uniform, all dass was ihm etwas bedeutete.


    Genauso vorsichtig wie Lurco die Zeichnung aufgerollt hatte, rollte er sie auch wieder zusammen und verstaute den kleinen Schatz bei seinen Privatsachen.


    Gar nicht mehr trübsinnig legte er sich ins Bett und schlief mit einem breiten Schmunzeln ein.

    Lurco blieb stehen und schaute seinen Optio offen an.


    "Was es gibt? Post. Ich habe Dir Deine Post auf den Tisch gelegt", antwortete Lurco und begab sich zurück ins Officium.


    Lurco wartete ab, bis Cerretanus ebenfalls eingetreten war und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Er tippte kurz auf die Wachstafel, die er als Posteingang für Cerretanus mitgebracht hatte.


    "Gut reden wir offen. Wo stehen wir? Nicht allein wir beide, sondern Du, ich und die Urabaner? Ich weiß nicht wo wir stehen und das macht mir Sorge. Wem gilt Deine Loyalität, den Urbanern oder dem Ding dass im Carcer verrottet?


    Wir hatten keinen guten Start und vermutlich wird unser Ende ganz genauso aussehen.


    Aber damals wollte ich Dir auf dem Markt nichts Böses, im Gegenteil ich wollte Dich vor einem gravierenden Fehlkauf bewahren. Möglicherweise tat ich das nicht auf die beste oder klügste Weise, aber ich habe es gut gemeint. Gut wie ein alter Kumpel immer sagte, das Gegenteil von gut ist gut gemeint.


    Jeder scheint von der Unschuld des Subjekts überzeugt zu sein. Seltsam, wie kommt das? Kann sich dieses Ding alles herausnehmen? Hat man als Sklave Sonderstatus? Dann wundern mich die damaligen Aufstände nicht, wenn man Freibriefe verteilt und kein Herr mehr bereit ist entsprechend zu strafen.
    Das ist allerdings eine Sache zwischen Dir und dem Ding, nicht zwischen uns beiden.


    Zwischen uns geht es darum, ob wir einander vertrauen, auch wenn wir uns nicht alles sagen. Ob Du daran glaubst, dass ich oder jeder Urbaner es gut mit Dir meint, auch dann wenn es nicht sofort offen ersichtlich ist. Falls ja, wunderbar. Falls nicht, wüsste ich gerne warum. Allen voran wenn das mich betrifft.


    Ich weiß nicht wie ich das alles zu werten habe, aber ich dachte das herauszufinden ist einfach. Ich werde unserem Centurio von meiner Verfehlung berichten. Ohne irgendwelche Ausschmückungen, sprich ich werde ihm eine Befehlsverweigerung melden und zwar meine.


    Der Befehl lautete, löschen.
    Ich habe nicht gelöscht.


    Wird es einfach bestraft oder wird es hinterfragt? Daran werde ich ja sehen, ob nicht nur Sklaven hinterfragt werden und die Chance bekommen sich zu rechtfertigen.


    Erfolgt keine Rückfrage, nehme ich die Strafe hin.


    Gut ich muss zwei Verfehlungen melden, ich habe Deine Privatpost gelesen. Tiberios teilt Deine Ansichten bezüglich des Subjekts, er hält sie für das eigentliche Opfer, harmlos und völlig missverstanden. Ich hielt ihn für einen klugen Kopf, da wurde sich wohl zweimal geirrt.


    Sowas geistert mir durch den Kopf herum, aber sonst ist alles in Ordnung", sagte Lurco.

    Lurco packte Terpander an den Schultern und schob ihn tiefer in den Raum hinein.


    "Setz Dich hin, oder mach es Dir anderweitig gemütlich. Was immer Dich umtreibt, sieh zu dass Du es aus Deinen Gedanken bekommst. Ich gehe nach unten und schaue nach was los ist. Warte", bat Lurco und tat genau das.


    Er ließ Terpander in dem noch unmöblierten Schlafzimmer zurück und ging kurz nach unten. Er grüßte den Neuankömmling Viridomarus mit einem freundlichen Nicken, doch bevor dieser zu einer Erwiderung ansetzen konnte, war Lurco schon wieder nach oben zu Terpander verschwunden.


    "Wir haben einen speziellen Hausgast, falls Du diesen Burschen gemeint hast, nach dem Motto rund und gesund, dann war das kein Hausierer. Dass kannst Du mir glauben. Schnapp Dir einen der Teppiche oder was Du gebrauchen kannst und hau Dich einen Moment aufs Ohr. Vielleicht magst Du mir nachher erzählen was los war. Falls nicht, auch gut. Ich rufe Dich wenn der Griechen-Schreck Viri wieder weg ist.


    Pass auf Dich auf Terpander und bleib hier", sagte Lurco freundlich und ließ Terpander oben allein. Was immer vor der Tür mit Viri und dem Griechen geschehen war, würde er nachher oder nie erfahren.


    Er gesellte sich unten wieder zu den anderen und grinste Viridomarus zum Gruß an.


    "Salve Viri, willkommen in unserem Haus", sagte Lurco freundlich.

    Da Lurco eh gerade Dienst hatte, schaute er auch bei der Post vorbei um zu überprüfen ob für seine Kollegen oder ihn etwas dabei war. Eine Wachstafel für Optio Cerretanus war dabei. Lurco nahm die mit einer Schnur verbundenen Tafeln an sich und machte sich auf den Weg ins Officium von Optio Cerretanus.


    Unterwegs machte er kurz zwischen den Baracken halt, löste die Schnur und las den Inhalt der Tafeln.



    `Salve, Dominus Optio Appius Cerretanus
    betrifft: Eireann serva



    ich werde ganz aufrichtig sein, obwohl das Dinge sind, die niemand gerne öffentlich macht:
    Eireann und ich haben an den NON APR DCCCLXX A.U.C. etwa um die hora duodecima miteinander geschlafen, und ich schwöre beim Genius meines dominus Gnaeus Furius Philus, dass das Mädchen noch unberührt war.


    Das Eireann nur kurz darauf die Dienste eines Lupanars oder eines Lupos in Anspruch genommen haben soll, ist in meinen Augen zumindest sehr unwahrscheinlich.
    Ich gehe eher davon aus, dass jener Kyriakos sie vermutlich als entflohene Sklavin erkannt und zum Dienst in sein Lupanar zwingen wollte.


    Ich bitte diesen Punkt zu berücksichtigen, ich sage das hiermit aus.
    Ich bitte dich um deine Gnade und dein Wohlwollen


    Tiberius
    Servus
    Casa Furia´



    Lurco band die Tafeln wieder so zusammen, wie er sie vorgefunden hatte. So viel also zum Thema, dass Tiberios verstanden hatte und sich nun von Eireann fernhielt.


    Damit war es wohl doch kein Versehen gewesen, dass er versucht hatte, scharfe und möglicherweise zu Waffen umfunktionierbare Gegenstände in den Carcer zu schleusen. Auf den Rat seiner Herrin, wie auch seiner "Freunde" schien er auch nichts zu geben. Auf diesen noch weniger, da ihm deren Leben nichts wert zu sein schien.


    Lurco begab sich zum Officium seines Optios, klopfte aber da niemand anwesend war, legte er die Tafel auf dessen Tisch ab und begab sich zurück zum Dienst.

    "Wer spricht von Klagen Kyriakos? Dafür haben die wenigsten Geld und den dazugehörigen Atem. Halte es doch einfach und schlicht. Wenn sich keiner Deiner Sache annimmt, dann schreibe an unseren Gottgleichen Kaiser. Wenn nicht der Kaiser selbst, wer sollte Dir bei dieser Ungerechtigkeit noch beistehen können?Schreibe ihm was geschehen ist, lege Dein Problem dar und bitte ihn untertänigst als treuer Bewohner Roms um Hilfe, wie immer diese auch aussehen mag. Es kostet Dich nichts, außer Pergament und etwas Zeit. Falls Dir erstes fehlt, werde ich Dir aushelfen, zweites liegt an Dir. Unser geliebter Kaiser ist unser aller oberster Gott, ein Gott der menschliche Gestalt hat und sollte er da nicht auch die Sorgen und Nöte seiner Menschen verstehen? Natürlich hört er tagtäglich eine Anzahl an Bitten, die wir nicht ermessen können. Aber dennoch ist es doch einen Versuch wert nicht wahr?


    Du kannst für diesen Fall gerne eine Kopie meines Berichtes beifügen und die eingeschrittenen Urbaner als Zeugen vor unserem Kaiser benennen. Ich denke unseren Kaiser wird es sicher auch interessieren, wer so gotteslästerlich über ihn spricht. Nur Mut Kyriakos", antwortete Lurco.

    Lurco schaute Terpander mit schräg gelegtem Kopf an und schüttelte ihn dann langsam.


    "Das war kein Befehl, das war ein Angebot. Du kannst es annehmen, Du musst aber nicht. Gut verstanden, da steht also jemand vor der Tür, der Dir Angst macht und wir sollen die Tür zulassen. Ich könnte sie auch öffnen und dem Kerl die Meinung sagen. Vor einem Urbanerhaus wird nicht herumgelungert. Aber sei es drum. Was immer Dir an ihm Angst gemacht hat, bitte sag nicht die Behaarung. War nur ein Scherz", sagte Lurco und knuffte Terpander aufmunternd.

    Lurco stellte sich ganz dicht vor Terpander und hob dessen Kopf mit zwei Finger an.


    "Terpander, deshalb warst Du garantiert nicht geschockt. Du warst deshalb wütend und hast Deiner Wut durch bissige Kommentare freien Lauf gelassen. Ich verstehe Deine Weltsicht, für Dich haben nur die Harten eine Daseinsberechtigung. Aber lass Dir eines gesagt sein, selbst Du bist nicht ununterbrochen hart. Zudem liegt keine Ehre darin, einen Mann zu zertreten, der schon am Boden liegt. Was hättest Du Dir damit bewiesen? Das Du einen Wehrlosen besiegen kannst? Glaub mir, dass haben schon ganz andere vor Dir mit Sati getan. Zu zerstören ist immer leicht, etwas wieder aufbauen, dass ist eine Kunst.


    Du möchtest dass Sati ein harter Kerl wird, oder jedenfalls nicht mehr vor der ganzen Welt zusammenzuckt? Das erreichst Du sicher nicht damit, dass er lernt Dich zu fürchten. Das muss er nicht lernen. Er fürchtet alles und jeden. Sei ihm ein Vorbild, zu dem er aufschauen kann. Wo er sich selbst sagt, ich möchte so wie Terpander werden. Hast Du das geschafft, dann kannst Du ihn durch die Knochenmühle jagen. Vorher nicht, vorher gehst Du nur den gleichen schändlichen Weg, den bereits alle auf seine Knochen gegangen sind.


    Wie man mit den Geringsten seiner Leute umgeht Terpander, zeigt wessen Geistes Kind man ist. Sati gehört zu uns, genauso wie Du. Und wenn Du einen Tag schwächelst, so wie heute, wird Dir das auch nicht vorgehalten. Sondern wir beide stehen hier oben und reden.


    Dass Du enttäuscht und frustriert bist, wo hier fast jeder seine Freude hatte ist verständlich. Dass musst Du aber nicht sein. Nichts spricht dagegen, dass Du ebenfalls Freude genießt. Allerdings wäre diese Freude nicht mit Sati, sondern mit mir... falls Du möchtest. Voraussetzung Scatos Einverständnis.


    Zu Deinem Schock, was stand da vor der Tür? Seit dem Du an der Tür warst, bist Du blasser als unsere Wände", flüsterte Lurco.

    Lurco hatte Terpander noch nie mit einem solchen Gesichtsausdruck gesehen. Oben wartete er auf den Mann und bezog in einem der noch unfertigen Schlafzimmern Stellung. Dort konnten sie ungestört reden. Was immer mit Terpander los war, heute war überhaupt nicht sein Tag.


    "Komm her, hier bin ich", sagte Lurco als er Terpander hörte und deutete ihm an, hereinzukommen und die Tür zu schließen.


    "Was ist los Terp?", fragte Lurco leise.

    "Richtig, durch Anleitung und Vorführen lernt man ebenfalls. Man muss sich nicht erst die Finger am Herdfeuer verbrannt haben, um zu wissen das es heiß ist. Was ist los mit Dir Terp? Du wirkst total verkrampft und das liegt doch wohl nicht an Satis Haaren. Spuck es aus mein Bester, oder sag es mir unter vier Augen, wenn es Dir lieber ist. Wer stand da gerade vor der Tür? ", hakte Lurco nach und aß seine Bratwurst auf.


    Scato war für seine Verhältnisse erstaunlich ruhig und Tiberios bemühte sich redlich um Sati. Nur Terpander war knurrig bis in die Haarspitzen. Möglicherweise war er eifersüchtig. Lurcos Blick wanderte von Scato zu Tiberios, dann zu Sati und Terpander. Ein Grinsen schlich sich in Lurcos Gesicht.


    "Komm mal mit", forderte Lurco Terpander auf und gab den Weg in die obere Etage vor.

    Lurco zuckte zusammen, als er von Scato angepfiffen wurde. Er schaute zu seinem Kameraden auf und schüttelte den Kopf. Die Fässer waren oben, sie konnten die Tretmühle verlassen.


    "Keine Ahnung Scato, dass muss der Optio entscheiden. Vielleicht war das nicht die einzige Aufgabe für uns. Komm von Dach runter, na los. Sobald wir Feierabend haben, gehen wir einen trinken und zur Not ausnüchtern", lachte Lurco und verließ die Tretmühle.


    Er gesellte sich wieder zu seinen Kameraden und wartete auf Scato.

    "Das Leben einer Person zu beziffern geht nicht, ein Sklave kann am Einkaufswert und die Investitionen in ihn gemessen werden. Ich würde dennoch wie folgt vorgehen. Von Tage des Todes bis zum Tage des Wiederaufbaus des Ganymed hätte die Person wieviel Geld eingenommen? Dieser Verdienst fehlt Dir als Minimum. Plus der gesamte Verdienstausfall des Ganymeds, samt Wiederaufbau. Das sind die mindesten Schadensummen über die wir hier reden, damit Du plus minus Null aus dem Brandanschlag hervor gehst. Fehlt selbstverständlich Dein und das der anderen vernichtete private Eigentum, zuzüglich der Überbrückung bis Du wieder Geld erwirtschaften kannst.


    Der Herr der Sklavin hatte dem Subjekt keinen Ausgang gewährt. Und ganz sicher wollte keiner mit dieser geisteskranken Irren züchten. Händchen halten wollte sie sicher nicht im Lupanar. Und grundlos hat sie den Medicus nicht gebissen. Der Medicus hätte sofort erkannt, daß die Amphore der Alten frisch oder schon seit Urzeiten entkorkt war.


    Vermutlich war das Subjekt auch deshalb die ganze Zeit daueraggressiv, mir kam sie stets wie eine frustrierte, läufige Hündin vor. Bei Dir verschaffte sich das brennende Loch Erleichterung. Leider brannte es dann Deinen Laden nieder.


    Man sollte den ehemaligen Herrn auf Schadenersatz belangen. Er betrog unseren Optio. Niemand kann mir erzählen, dass keinem aufgefallen ist wie bekloppt und aggressiv diese Sklavin ist. Wohlwissend um die Gefahr die von diesem Subjekt für andere ausgeht, würde sie verkauft.


    Wer die Unwissenheit eines anderen zu dessen Schaden ausnutzt, begeht einen Betrug. Für mich liegt das eindeutig hier vor. Du bist genau so ein Opfer dieses verrückten dussligen, unreife Görs dass meint die Weisheit mit keltischen Löffeln gefressen zu haben wie unser Optio.


    Ich hoffe sie würde ausreichend gefoltert, denn eine Sklavenaussage ist nach unserem Recht nur unter Folter glaubhaft.


    Sei bester Dinge, anderes kann ich Dir nicht raten", antwortete Lurco.

    Vor dem Officium seines Centurios blieb Lurco stehen und klopfte an.


    "Jetzt heißt es warten. Hast Du die Schadensumme bereits überschlagen oder nachgehalten, die Dir entstanden ist? Zu Deiner Beruhigung, das tatverdächtige Subjekt sitzt hier ein. Vorläufig kann Dir das Subjekt also nicht schaden und seine Drohung Dir gegenüber, welches es vor dem abgebrannten Ganymed aussprach, wahrmachen.


    Sobald Dich mein Centurio befragt, beantworte ihm alles und beschönigen oder verharmlose nichts aus Angst vor dem Subjekt. Dir kann nur geholfen werden, wenn Du eine vollständige Aussage machst. Nun sonst wärst Du wohl nicht hier.


    Vorab irgendwelche Fragen als Opfer oder Zeuge?", hakte Lurco nach.

    Das Kindergeschrei hörte man schon von weitem, allerdings trat keine stumpfsinnig vor sich hinblickende Sklavin in ihren Sichtbereich, sondern der von den Göttern gesandte Zeuge des Brandes im Ganymed. Lurco hob die Flöte auf, die vor seinen Füßen gelandet war und reichte sie mit ernster Miene Kyriakos.


    "Salve, korrekt Deine Aussage wird hier benötigt. Den entsprechenden Bericht habe ich bereits meinen Vorgesetzen abgegeben. Folge mir zu meinem Centurio, der Knips bleibt hier, schließlich will der Mann Deine Worte und seine eigenen Gedanken verstehen. Mir nach", sagte Lurco und gab einem Kollegen ein Handzeichen, so dass dieser seinen Posten für die Zeit seiner Abwesenheit übernahm.


    Lurco führte Kyriakos auf direktem Weg zum Officium seines Centurios.

    Lurco nahm den Geldbeutel mit dem abgezählten Geld wieder an sich, und zog aus seinem persönlichen Geldbeutel einen Aureus um ihn auf den Tisch zu legen.


    "Danke für die Glückwünsche Magus. Das habe ich vor einiger Zeit selbst erst wieder erleben müssen, Gottlosigkeit ist zur Zeit besonders verbreitet. Ich werde Dich an passender Stelle weiterempfehlen, aber nicht an jene die mit Deinen Diensten nichts anzufangen wissen. Sei unbesorgt Anis von Alexandria", antwortete Lurco, der es kaum abwarten konnte mit dem Anhänger nach Hause zu kommen.


    Er würde Viridomarus von Anis von Alexandria berichten, Viri wie Venox nun hieß, hatte sicher Interesse an den Diensten des Magus so wie er seinen alten Gefährten kannte.

    Lurco betrat die Geschäftsräume des Magus und nickte erfreut, als dieser ihn so freundlich grüßte und verkündete dass der Glücksbringer zur Abholung bereit lag. Natürlich wusste Lurco dies bereits aus dem Brief, dem ihn Anis von Alexandria hatte bringen lassen, dennoch konnte so einiges dazwischen kommen. Nun war er hier und der Anhänger war dies ebenfalls.


    "Salve Magus Anis von Alexandria, sei so gut und lege bitte einige Stücke getrocknetes Labdanum zu dem Anhänger dazu. Da mein Kamerad ein treuer Anhänger des Faunus ist, wird ihn diese Beigabe erfreuen", antwortete Lurco und legte einen Geldbeutel auf den Tisch.


    "Wie vereinbart achzig Sesterzen", sagte Lurco und zückte dann seinen persönlichen Geldbeutel.


    "Zehn weitere dazu, wenn Du mir das Kästchen samt einiger Stücke getrocknetem Labdanum überlässt", bot Lurco an und legte sie dazu. "Abgemacht?"

    Lurco härte Tiberios aufmerksam zu und schmunzelte ihn an.


    "Warum Du so gehandelt hast, war mir schon klar Tiberios. Warum ich so handeln musste, wie ich gehandelt habe war Dir leider nicht klar. Deshalb habe ich es erläutert, der Rest stand im Brief und es freut mich, dass Du ihn Dir so zu Herzen genommen hast. Weder Scato noch ich wollten Dir etwas Böses Tiberios, deshalb habe ich versucht Dir alles so darzulegen, damit Du es auch durch den Schleier der Gefühle erkennst. Wie Du schon richtig sagst, wie die Erläuterungen eines großen Bruders.


    Vergeben und vergessen, nur lass es Dir eine Lehre sein und halte Dich an Deine Herrin. Sie meint es gut mit Dir und wir meinten es auch gut mit Dir. Ich hatte nicht vor Dich anzuzeigen, ich hätte Dich höchstens privat zur Rede gestellt, was Du Dir dabei gedacht hast.


    Es freut mich, dass Du Dich noch einmal persönlich entschuldigst, lassen wir die Sache nun ruhen.


    Falls Du mir einen Gefallen erweisen möchtest, unterrichte Sati für mich. Das heißt, sobald Du etwas Zeit und Lust hast. Sati wird sich um unsere Taberna kümmern, da könntest Du ihm vielleicht etwas Lesen und Schreiben beibringen. Das wäre schön und für Sati wäre es auch von Vorteil. Dann kann er etwas, womit sich nicht jeder rühmen kann.


    Was mich besonders freut ist, dass Du Dich mit Scato ausgesöhnt hast Tiberios. Das wurde auch Zeit. Ihr beiden seid um den heißen Puls herumgeschlichen, dass es nicht mehr schön war. Aber was länge wärt, wird endlich gut. So auch bei Euch. Setz Dich, wie ich rieche hat Terpander uns Bratwurst besorgt", sagte Lurco glücklich, lehnte sich zurück und knuffte Sati.


    "Du schuldest mir noch eine Antwort Satibarzanes, es sei denn Du möchtest das Gespräch lieber mit mir allein unter vier Augen führen. Dann beuge ich mich Deiner Wahl und wir reden nachher allein in Ruhe weiter. Ich hoffe Du bist mit meinem Vorschlag einverstanden, Lesen und Schreiben zu lernen", warf Lurco ein, nahm sich einige der Datteln aus dem Säckchen und probierte sie.


    "Die schmecken lecker", grinste er gut gelaunt.


    "TERPANDER! HIER RIECHT ES NACH BRATWURST!", rief Lurco ins Haus und kicherte dann leise.