Beiträge von Manius Purgitius Lurco

    Lurco folgte Scato durch die Straßen und Gassen, als sie auf ein sehr eindeutiges Symbol stießen ließ er kurz die Augenbrauen hüpfen. Sie liefen weiter, dabei schloss Lurco so zu Scato auf, dass klar war, dass sie beide zusammen gehörten. Scato war Meister darin sich in Schwierigkeiten zu bringen und ihn gleich mit hinein zu ziehen. Er erinnerte sich noch gut daran, wie ihn sein Freund die Luft genommen hatte.


    Nun vielleicht würde das heute erneut der Fall sein, aber diesmal bei einer wesentlich angenehmeren Aktion, die nicht vor der Tür des Medicus endete.


    Scato führte ihn zu einem kleinen Lupanar, dessen Hauseingang von Griechen oder solchen die es werden wollten regelrecht belagert wurde. Ohne zu zögern gingen sie hinein. Im Lupanar selbst überließ ihm Scato den Vortritt. Warum auch nicht?


    Er hatte sich schließlich gerne bereit erklärt, mit ihm erneut ein Haus der Lust aufzusuchen. Ein Mann mit Wuschelkopf und Stirnreif begrüßte sie persönlich. Fast erweckte es den Anschein, als wäre man in einem privaten Haus zu Gast.


    "Salve, mein Freund und ich wünschen uns ein Spiel zu dritt. Unsere gebuchte Begleitung sollte gebend und nehmen veranlagt sein. Von großer Statur, ruhig etwas kräftiger um den Bauch, von der gemütlichen Sorte. Und falls möglich kein Knabe, Mann. Was oder wen kannst Du uns empfehlen?", fragte Lurco.

    Lurco musterte den Mann eingehend, der ihn angesprochen hatte. Der Ansprache nach war er ein Sklave und welcher Sklave sollte Scato suchen? Das Alter war passend, wie der ehemalige Lehrer von Scato ausgesehen hatte, das wusste Lurco allerdings nicht. Zur Sicherheit wollte er aber genauer nachfragen, nicht dass er nachher einen getarnten Schuldeneintreiber oder so etwas unangenehmes in Person zum arglosen Scato führte.


    "Salve. Wer genau ist Deine Herrin, aber noch wichtiger im Moment wer bist Du? Was möchtest Du vonSisenna Iunius Scato? Dir ist sicher bekannt, dass hier nicht jeder Zutritt hat. Und über Kameraden plaudert man nichts aus. Jedenfalls nicht ohne trifftigen Grund. Es geht hierbei um ihren persönlichen Schutz. Deshalb auch genau die Schutzmaßnahmen die Du hinter uns siehst. Drum wer bist Du? Dann sehen wir, ob ich Dir weiterhelfen kann", antwortete Lurco freundlich.

    Lurco und Ramnus folgten Pullus in die Latrinen.


    "Heute wurde alles gereinigt, die Latrinen glänzen wie polliert. Hab ich Euch zuviel versprochen? Sogar die Kackschwämme sind poliert worden. Aber nicht nur dass, sie sind superweich! Die müsst Ihr testen. Hier schaut", sagte Pullus.


    Er zückte einen der Schwämme und hielt ihn demonstrativ in die Höhe.


    "Erstklassig polliert, aber die Weichheit testen wir lieber am Hintern", lachte Ramnus.
    "Das sehe ich auch so. Immerhin wurde der Kackschwamm dafür geschaffen", grinste Lurco.


    "So ist es Freunde, der Kackschwamm wurde geschaffen um den Hintern zu schmeicheln", sagte Pullus gewichtig und ließ sich mit einem wohligen Seufzen auf dem Sitz nieder. Den Kackschwamm hielt er dabei in der Hand wie ein König sein Zepter.


    Ramnus verpasste Lurco einen Knuff, schnappte sich ebenfalls einen Schwamm und pflanzte sich neben Pullus. Auch er machte es sich gemütlich und grinste glücklich.


    Lurco machte es sich wie seine beiden Kumpel gemütlich, nachdem er sich einen der Schwämme geschnappt hatte. Zu dritt betrachteten sie die beschriftete Wand, als ein wohliges Stöhnen durch die Latrine tönte. Ramnus und Lurco musterten baff Pullus, der sich mit dem Schwamm reinigte.


    "DAS müsst Ihr selbst fühlen! Die Schwämme sind derart weich, fast flauschig!", freute er sich.


    Ramnus guckte etwas zweifelnd testete aber einige Augenblicke später ebenfalls die besonders gepflegten Schwämme und trug die gleiche Glücksseligkeit im Gesicht.
    "Wolkenweich!", grinste er zufrieden.


    Lurco konnte sich ebenfalls sein Grinsen nicht verkneifen, als der den Kackschwamm benutzte.
    "Da hat es wer mit uns oder unseren Hintern besonders gut gemeint", freute er sich.


    "Das sollten wir verewigen!", entschied Ramnus und ritzte in die Wand..."Danke für die wolkenweichen Kackschwämme!"


    Nach erledigtem Geschäft gingen die drei zurück in die Baracke VII.

    Lurco trank seinen restlichen Wein auf Ex aus und stellte den Becher ebenfalls zurück auf den Tresen.


    "Danke für den Wein. Ohne Dich? Nun Scato, als ich zuletzt in der besagten Taberna zum war, kannte ich Dich noch gar nicht. Zum flinken Fussel heißt die Taberna, sie ist ziemlich klein und bietet das was man braucht. Du verstehst schon. Große Auswahl an Getränken und Gesellschaft gibt es dort nicht, aber es ist sauber und günstig. Mehr kann man nicht verlangen. Fussel ist der Besitzer, der Name bezieht sich auf seine restliche Haarpracht. Ganz umgänglicher Kerl.


    Na dann gilt Dir und Tarpa mein besonderer Dank für die Hochglanzkackschwämme. Sie fühlten sich irgendwie besonders weich und anschmiegsam an", lachte Lurco und folgte seinem Kameraden durch das Straßengewirr.


    Bei dem Dreck der auf der Straße lag, war er froh darum, dass es doch noch einmal Frost gegeben hatte. So waren ihre Sandalen vor dem Dreck geschützt.

    "Ist das Betrug einen Griechen als Germanen auszugeben? Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Jedenfalls hatte ich keinen Grund mich zu beschweren. Tja den Tag haben wir doch trotzdem genossen. Du vielleicht weniger, aber Du warst trotzdem eine Erfahrung reicher Scato. Diesmal wird es anders. Bleib ruhig und entspanne Dich, dafür gehen wir ja ins Lupanar.


    Verstehe, dann freut mich die Einladung doppelt und das in mich gesetzte Vertrauen ebenso. Ganymed. Klingt vielversprechend, ich war noch nicht dort. Falls mich mal die Lust gepackt hat, war ich ehr in einer Taberna mit weitreichendem Angebot.


    Wie bist Du auf das Lupanar gekommen? Keine Ahnung wieso ich jetzt drauf komme, aber irgendwer hat die Kackschwämme poliert", grinste Lurco und knuffte Scato gut gelaunt.

    Lurco schlürfte den Wein und schaute Scato von der Seite an.


    "Ich erinnere mich sehr gut an unsere Gespräche in dem Garten. Die Einladung nehme ich an, aber dazu möchte ich von Dir wissen, wozu genau ich eingeladen werde. Gehen wir gemeinsam ins Lupanar und jeder hat Spaß. Oder gehen wir gemeinsam hinein und haben gemeinsam plus einer Buchung zu dritt Spaß? Also was beinhaltet Deine Einladung Scato?


    Und wir sollten in ein Lupanar gehen, dass wir uns zur Zeit leisten können, die Luxusvariante wie letztens ist im Moment nicht mehr drin. Dafür haben wir zuviele andere Dinge anschaffen müssen. Aber die normale Version tut es schließlich auch. Auch auf einem Esel kann man heimreiten, muss kein Vollblut sein", grinste Lurco prustend.

    Lurco nahm mit dankbarem Nicken einen Schluck des heißen Gewürzsweins, während sie die vereisten Straßen entlang schlenderten. Das Wetter hatte dem Kalender getrotzt, Frühling und dennoch Frost und Schnee. Aber was wollte man machen?


    Scato hatte ihn zu den Ausflug überredet, ehe ihm noch völlig die Decke auf den Kopf fiel. Lurco nahm noch einen Schluck und fragte sich, wann er das letzte mal durch die Straßen gezogen war. Der Lauf der Luperci schien ihm so weit entfernt, wie eine andere Dinge an die er sich sehr gerne erinnerte. Der Lauf hatte Spaß gemacht und wer war nicht gerne im Namen eines Gottes unterwegs?


    Der Spaziergang an der frischen Luft tat gut, er klärte Lurcos trübe Gedanken. Die Baracke VII war Ihr Zuhause, aber nur Zuhause konnte man auch nicht sitzen. Irgendwann war jeder Würfel gerollt, jede Geschichte erzählt und ausgeschlafen war man irgendwann auch dermaßen, dass man mit seiner Energie kaum wusste wohin und sich nur noch müde schlief. Und ständig in die Therme zu gehen oder auf die Latrine brachte auch keine Lösung.


    Umso mehr hatte ihn die Einladung von Scato gefreut.


    "Welche Schandtat hast Du denn vor?", hakte Lurco schmunzelnd nach und nahm noch einen Schluck Gewürzwein.

    Lurco kämpfte sich auf die Beine und zog Ramnus mit sich hoch. Beschissener hatte er sich im Leben nie gefühlt und ausgesehen fand er. Lautlos betete er zu Mars, dass das Bad zwischen den unheiligen Toten keinen Einfluss auf sie nehmen möge und dass er seine schützende Hand über sie halten solle.


    Sie standen am Ende ihrer Ausbildung und Maro würde verkünden, wer es von ihnen geschafft hatte und tatsächlich zur Cohortes gehören würde und wer versagt hatte. Lurco hoffte, dass es Scato und er gepackt hatten. Vermutlich war nicht nur die reine Leistung ausschlaggebend, sondern auch das Verhalten.


    Sie hatten ihr Bestes gegeben, der Rest lag in der Hand der Götter und in der von Maro.

    Scato, Ramnus und Lurco halfen sich gegenseitig aus den Rüstungen. Ausgezogen bis auf die Tunika machten sie sich auf zum Wasser.


    Welch ein Paradoxon, dass ihre Feuerprobe im Wasser stattfinden sollte und zwar nicht in irgendeinem Wasser, sondern den brauen, widerwärtigen Fluten des Tiber. Einem Fluss in dem mehr Tod wohnte als Leben.


    Langsam watete Lurco in die Brühe, während Scato etwas von Vorhautschleifchen zum Besten gab. Lurco musste den Drang unterdrücken die Tunika zu heben um rückversichernd seinen eigenen Schwanz zu inspizieren. Normalerweise war ein Schwanz dafür da, etwas auszuspucken und kein Wasser zu schlucken. Scatos Erklärung machte die ganze Sache weder besser noch einfacher, aber er gab alles um sie aufzumuntern, mit seiner griechischen Horrorgeschichte.


    Lurco hätte seinem Freund Scato gerne geantwortet, aber er hatte die Zähne so fest aufeinander gebissen, dass sein Kiefer schmerzte. Das Scato trotz allem dem Glücksbringer trug, den er ihm geschenkt hatte, freute Lurco.


    Bis zur Brust watete auch er hinein, stieß sich ab und versuchte zu schwimmen. Das Wasser umfing ihn mit eisiger Kälte. Klamme Finger griffen nach ihm, zerrten ihn erbarmungslos in die Tiefe, so dass ihm die letzte Luft aus den Lungen gedrückt wurde. Mühsam und unerbittlich kämpfte sich Lurco zurück die Wasseroberfläche. Dort verharrten er eine Weile und starrte sich für einen Moment ungläubig um.


    Die Strömung war träge und zäh, dennoch verlangte sie nach einer Kraftanstrengung um zur anderen Seite zu kommen. Gemeinsam schwammen sie drei zum Festland auf der anderen Seite. Zweimal hin und zurück, das war der klare Befehle gewesen. Kaum dass sie an der anderen Flußseite standen und einen Moment verschnauft hatten, ging es zurück in die Fluten. Lurco versuchte dabei während seines Kampfes gegen das Wasser trotzdem Scato und Ramnus im Auge zu behalten.


    Zweimal hin und zurück durchquerten sie den Fluss des Todes, den Tiber. Gefühlt wurden Lurcos Arme, Beine und seine Tunika immer schwerer. Als sie es endlich geschafft hatten, ließ er sich tropfnass und erschöpft auf die Knie sinken.


    Lurco wrang seine Tunika aus und schenkte Sacto und Ramnus ein Lächeln.
    "Wir haben es geschafft", freute er sich.

    Auch Lurco schloss sich dem allgemeinen "Jawohl Centurio" an, während er wie alle anderen gebannt auf die Fluten des Tiber schaute. Dort sollten sie ihre Schwimmübungen machen. Lurco hoffte inständig, dass er sich in dem Fluss mit samt der Ausrüstung über Wasser halten konnte.


    `Bloß nichts davon in Mund, Nase oder Augen bekommen und bei den Göttern, bloß nichts davon verschlucken´, dachte er sich besorgt.


    Wer wusste welche gesundheitlichen Auswirkungen das hatte? Vermutlich konnte der Medicus jeden von ihnen behandeln, der davon einen unfreiwilligen Schluck genommen hatte. Lurco wappnete sich innerlich und biss die Zähne so fest aufeinander, wie er konnte. Er war bereit in die grausigen Fluten zu steigen.

    Maro gab den Befehl, dass sie runter zum Tiber marschierten. Lurco folgte wie alle anderen dem Befehl umgehend, auch wenn ihn bei dem Gedanken an die Brühe schon etwas mulmig wurde. Befehl war Befehl. Vielleicht war aber auch genau dass, was Maro testete neben den Schwimmkünsten. Lurco folgte seinem Kumpel Scato und versuchte dabei so gleichmütig wie möglich auszusehen.

    Lurco fragte sich was als Schwimmen zählte? Durch das Wasser zu pflügen wie ein Fisch oder sich treiben lassen wie in den Thermen? Dort konnte sicher jeder einige Züge machen und sich so über Wasser halten. Er jedenfalls konnte sich über Wasser halten und in den Thermen kam er auch blendend zu Recht.


    Nur fragte er sich, weshalb sie im wahrsten Sinne des Wortes mit Ausrüstung baden gehen sollten. Bei den ratlosen Gesichtern war er nicht der Einzige mit der Frage. Maro würde schon wissen, was er tat. Vielleicht erfolgte der Befehl des Abrüstens ja noch.


    Lurco wartete gespannt, was als nächstes geschah.

    Lurco hatte sich gemeinsam mit Scato vor dem Officium ihres Centurio Maro eingefunden. Sie wollten sich bezüglich ihrer Karrieremöglichkeiten nach ihrer Ausbildung beraten lassen. Was konnte man zusätzlich lernen, was nützte der Cohortes und ihnen selbst? Jeder hatte so seine eigenen Wünsche, Vorstellungen und Vorlieben.


    Soweit ihnen bekannt war, waren besondere, zusätzliche Fähigkeiten von Vorteil, wenn man sich für höhere Aufgaben qualifizieren wollte. Hierzu zählte ein bestimmtes Handwerk oder auch Buchhaltung. Bei einem Handwerk interessierte sich Lurco für das des Schmiedes.


    Bekannte Spezialistenfunktionen waren Schreiber, Sanitäter und Trompeter. Hier stellte sich Lurco die Frage, ob man ab dato dauerhaft zum Schreiber "befördert" wurde und somit nie wieder den Dienst auf der Straße schob und für Recht und Ordnung sorgte, sondern hinter dem Schreibtisch versauern durfte, oder ob es eine Zusatzaufgabe zu der täglichen Arbeit war. Ersteres wäre nicht sein Fall, zweites würde er übernehmen.


    Ferner hatte er gehört, dass es bei entsprechender Befähigung auch die Möglichkeit bestehen sollte, als Eques in die Legionsreiterei zu wechseln. Zur Reiterei zu wechseln, dass wäre ein Traum. Aber ob das überhaupt möglich war? All das wollte er Maro fragen.


    Scato wollte zu seiner Karriere auch einiges wissen, also klopfte Lurco an die Tür und wartete auf das Zeichen, dass sie eintreten durften.

    Lurco nickte knapp auf die freundliche Begrüßung hin. Der nächste Übungspunkt war die Schleuder, der Cohortes zu eigen, wegen der Sklavenaufstände! Na da waren sie schon wieder. Er wurde sie einfach nicht los. Wobei, doch! Maro hatte ihnen gerade das Allheilmittel gegen aufmüpfige Sklaven und anderes Gesindel geliefert - die Schleuder!


    Mit grimmig-glücklicher Miene stapfte Lurco zu den Schleudern und nahm sich eine.
    Funda nannte man sie auch und er hatte gehört, dass man sie mit Glandes verwendete. Dies waren dattelförmige Bleigeschosse. Ihre Wirkung war hervorragend und verheerend. Sie konnten Schilde und ungeschützte Schädel zerschlagen, einem Helmträger den Kopf durchschütteln. Sie konnten sogar in den Körper eindringen, schleuderte man die Geschosse hart genug.


    Aber die Schleuder war nicht leicht zu beherrschen, Geschick und Kraft gingen hier Hand in Hand. Um so länger die Schleuder, um so mehr Kraft konnte man in das Schleudern legen. je kürzer die Schleuder war, um so schneller kann man sie benutzen und sie wurde zielgenauer.


    Sie war eine gute Waffe für Häuserkampf und auf kurze Distanz, wobei einige Schleuderer auch gute Reichweiten erlangten.


    Die Schleuder wurde eigentich ursprünglich von Hirten benutzt, so hieß es. Diese vertrieben damit Raubtiere, die sich der Herde näherten. Ansonsten hatten die Hirten den ganzen Tag nichts zu tun, als sich die Langeweile mit Üben zu vertreiben.


    Auch hier hieß es Übung machte den Meister.


    Lurco nahm sich das erste Übungsgeschoss und hielt die Schleuder beim Schwung zuerst auf Hüfthöhe, sicher war sicher. Sein erster Versuch war kläglich, aber es galt erstmal ein Gefühl für diese ungewöhnliche Waffe zu bekommen.


    Aber sie war es wert, leicht und jederzeit konnte man sie mit sich führen. Sicherheitshalber schaute er wo Scato stand, nicht dass er sich dessen ersten Versuch durch den Kopf gehen lassen musste.

    Lurco ging etwas langsamer so dass Scato zu ihm aufschließen konnte. Er stellte sich zurück zu den anderen und schenkte Scato ein aufmunterndes Lächeln.


    "Haken wir das Thema einfach ab. Wir haben uns genug darüber geärgert. Quatschen wir nachher lieber über was Schönes. Über den Löwen zum Beispiel", schmunzelte Lurco und wartete ab, was sie als nächstes zu tun bekamen.


    Er war sich sicher, in der Latrine würde er noch oft genug an den Kackschwamm denken, den musste er schließlich auch reinigen.

    Lurco kippte sich den Rest des Wassers ins Gesicht und wischte es langsam mit der Hand ab. Es ging ihm schon besser, nur das Gesprächsthema war nicht gerade erbaulich gewesen. Wie kam Scato ausgerechnet jetzt auf die Weiber mit Sprung in der Schüssel? Es war gleich, er selbst wollte nichts mehr davon hören, dann sollte er auch nicht mehr an diese Schauergestalten denken.


    Lurco stand auf und blieb einen Moment stehen. Es ging wieder, er hatte sich von dem Würgegriff und dem Aufschlag erholt. Er hatte schon anderes weggesteckt, aber der Angriff von Scato war hinterrücks gewesen und irgendwie waren sie beide schuld. Er könnte seinem Kumpel nicht mehr böse sein, vor allem da sie sich versöhnt und er ihn in den Arsch getreten hatte.


    Er knuffte Scato vor die Schulter und machte sich auf zurück zum Exerzierplatz, ehe der Medicus tatsächlich noch die Tür öffnete und es ihm nach der Untersuchung schlechter ging als vorher. So schlecht ging es ihm nicht mehr, er wollte dem Medicus und sich die Behandlung ersparen.


    "Komm wir gehen zurück", sagte er, während er schon ein gutes Stück losgelaufen war.

    "Das stimmt Scato, da hast Du Recht. Aber ein Hausaltar für alle anderen kann wirklich nicht schaden. Wo wir einen Seher herbekommen, müssen wir herausfinden. Lass uns heute Abend in den Tempel des Mars gehen. Vielleicht kann uns dort jemand weiterhelfen. Und die Wände können wir auch dekorieren, uns fällt schon was ein.


    Wie wäre es, wenn wir Faunus selbst an die Wand zeichnen? Damit wäre er doch geehrt und es würde ihm sicher gefallen. Also das machen wir, wenn alle einverstanden sind. Sie müssen sich ja auch wohl fühlen", grinste Lurco.


    "Nach dem Tempelbesuch sollten wir uns auf den Weg machen, damit Du unseren Topf besorgen kannst. Das ist wichtig", flötete Lurco.

    Lurco wartete bis Scato mit dem Wasser zurückgekehrt war und nahm den Becher mit dankbarem Nicken entgegen.


    "Setz Dich wieder zu mir. Was Du gesagt hast, klingt sehr schön und ich hoffe es wird eines Tages in Erfüllung gehen. Bevor wir unseren Altersruhesitz genießen und unsere Taberna eröffnen, haben wir hier noch unsere Ausbildung abzuleisten. Und zwei Jahrzehnte Dienst haben wir auch noch vor der Brust, dafür machen wir das alles. Die möchte ich nicht verpassen. Möglicherweise rede ich später einmal anders, oder ich bin noch fester davon überzeugt die richtige Wahl getroffen zu haben. Aber um das herauszufinden ist durchhalten angesagt.


    Falls wir vorher schon an Geld kommen, können wir nebenbei eine Taberna eröffnen. Geld investieren um zusätzlich Geld einzunehmen. Damit müssen wir ja nicht bis ins hohe Alter waren. Wir wollten ja einen guten Sklaven hinter den Tresen stellen.


    Das Sklavenweib? Man wie kommst Du denn jetzt auf diese dusslige Gans? Wobei diese? Es gibt einige davon. Leben hier wie die Maden im Speck, bekommen Kleidung, ein Dach über dem Kopf, Schutz und was weiß ich noch alles und dann ist Rom der letzte Mist? Meine Güte, was machen die denn alle noch hier? Ich meine ganz in der Nähe ist der Tiber und rein mit Euch!
    Möchtest Du eines von den nutzloses Stücken durchfüttern? Die kennen alles, nur keine Dankbarkeit. Feige sind sie zudem, verstecken sich hinter ihrem Sklavenstand wie hinter einem Wall. Denen fehlt eine ordentliche Tracht Prügel, ansonsten wird der Sklavenstand sehr bald wieder zum Sklavenaufstand, wenn man solchen Subjekten nicht ihren Stand verdeutlichen darf.


    Wer darf sie nur bestrafen, Ihr Herr? Und wenn er es versäumt? Müssen sich gute, ehrliche Bürger Roms von Sklaven die sich wie Narren aufführen auf der Nase herumtanzen lassen? Haben diese Narrenfreiheit, ich bin ein Ding, niemand darf mich beschädigen?


    Damit hätten diese Sklavenluder ja durch ihre Sklaverei mehr Freiheit als jeder freie Bürger Roms!Das darf es nicht geben Scato.


    Soweit mir bekannt ist, sind Sklaven keine Tiere, sondern Gegenstände. Stell Dir vor Dein Wasserkrug würde Dich dafür anranzen, dass er für Dich Wasser transportieren soll. Und dann, weil Du ihn nicht "bestrafen" kannst, er ist ja ach so schön bemalt - fängt er auch noch an die Nachbarschaft zu terrorisieren.


    Klingt witzig oder?


    Ist aber nichts anderes als was diese beiden Vogelscheuchen sich da geleistet haben. Ein Unglück kommt bekanntlich selten allein und wenn es noch auf Weiberfüßen daher trampelt mit schwingenden Wabbelärschen, ist der Tag eh gelaufen.


    Es fehlt Rom in diesen Tagen Eindeutig an Zucht und Ordnung, der Arm des Gesetzes muss härter durchgreifen und die Herren dazu anhalten, Sklaven wie Sklaven zu behandeln und nicht wie werte und geliebte Haustiere. Sie sind es nicht!


    Und jetzt Schluss mit dem Thema, ich will nichts mehr von den blöden Weibern hören Scato, sonst bekomme ich zu den Kopfschmerzen noch Dünnschiss!


    Reden wir lieber über unsere Taberna und was wir dort so verkaufen. Also eine normale Taberna mit Wein, lecker Essen und guten Gesprächen oder eine Taberna medica? Oder eine Kombination aus beiden? Dazu unsere Zimmer wo wir wohnen. Das stelle ich mir gemütlich vor. Ich dachte wir schaffen uns einen ausgedienten Löwen als Haustier an, so als Markenzeichen", erzählte Lurco und knuffte Scato freundschaftlich.

    "Na wunderbar, dass auch noch. Du musst Dich bei Maro wieder einkratzen! Übernimm eine Arbeit freiwillig, die ihn stolz machen wird. Ich werde Dir beim Scheiße Schaufeln helfen. Nicht dass ich dazu Lust hätte, aber das hat wohl niemand. Zudem sind wir Freunde und ich lass Dich nicht hängen. Und wir haben ja alle was von einer sauberen Latrine. Aber dafür habe ich was bei Dir gut.


    Überleg Dir eine gute Entschuldigung für unseren Centurio. Vielleicht kaufst Du ihm etwas Leckeres als Wiedergutmachung sagst, dass es Dir leid tut. Aber ich warne Dich, frag nicht nach Straferlass etc. und gibt ihm die Wiedergutmachung erst, wenn Du die erste Strafe bereits erledigt hast. Du willst schließlich bei den Cohortes und bei mir bleiben. Nichts wäre schlimmer als das Du rausfliegst!


    Denk an unsere Pläne, an unsere Taberna, an unseren Altersruhesitz. Mach das nicht kaputt Scato. Wenn Du Scheiße schaufelst und schleppst, denk daran und auch wenn Du Dich entschuldigst. Hast Du mal was zu trinken?", fragte Lurco.