Beiträge von Manius Purgitius Lurco

    "Es geht nicht darum ob ich Recht habe, es geht hier im Dich. Wie gesagt, Du musst mir nicht alles erzählen. Doch wenn Du etwas sagst, sollte es schon die Wahrheit sein. Zu Deinem Wunsch, daran ist nichts verwerflich, Du hättest ihn aussprechen können. Nur eine Frage ja, ich verstehe das richtig - der Dreier oder Vierer hätte mit MIR oder MIR und Tiberios stattfinden sollen?


    Zuschauen und lernen ist gar keine schlechte Idee Scato, so lernt man schließlich die meisten Dinge und Sex auch. Nur irgendwann muss Du vom Zuschauen auch zur Tat übergehen. Gleich jetzt wem Du zuschaust und mit wem Du Deinen ersten Sex haben möchtest.


    Zu dem Thema peinlich. Was ist daran peinlich, dass Du keinen Sex hattest? Und wer bestimmt was peinlich ist? Dir ist es peinlich? Gut dann rede nicht darüber. Das heißt aber auch, schneide nicht auf, denn jeder der auf einem bestimmten Thema positiv wie negativ herumreitet, macht auf sich aufmerksam. Und ist es nicht das, was Du vermeiden wolltest?


    Zudem muss Dir da überhaupt nichts peinlich sein. Schau Scato, es gibt so viele Dinge im Leben die Dich genau von Deinem ersten Mal abhalten können. Vom Lernen, bis zur Ausbildung und hin zum Beruf. Manche jagen so durchs Leben, lernen und schuften und dann schauen sie sich um und stellen fest, sie sind 20 Jahre alt und haben was bis jetzt erreicht? Beruflich vielleicht einiges, aber privat? Dafür hatten sie keine Zeit.


    Sind diese Leute in Deinen Augen alles peinliche Personen? Abnorme die nicht mehr normal im Kopf sind? Wohl kaum. Das Leben hat ihnen einfach noch nicht die Gelegenheit gegeben. Sicher wird sie das selbst traurig machen, manchen ist es peinlich, andere fühlen sich einsam. Aber wer sind wir, über das Privatleben anderer derart zu richten?


    Was hat andere Leute Dein Sexleben zu scheren? Nichts!Es schert erst jemanden, wenn er Interesse an Dir hat, dann wird er vielleicht nachhorchen. Aber sonst? Wer sich sonst zu sehr mit dem Leben, der Lust und der Liebe anderer beschäftigt mein lieber Scato, der hat selbst kein Leben. Drum versucht er dass, der anderen mitzuleben.


    Deine Sorge ist Honig, aber solange Du den Mund hältst unberechtigt.Eine Frage, weshalb sollte ich rausfliegen, nur weil ich im Lupanar was anderes bestelle, als der übliche Besucher? Fliegen auch Kerle aus der Cohortes, die auf wabblige, weiche Weiberärsche stehen? Komisch das die meisten Statuen männlich sind, warum das wohl so ist? Weil der männliche Körper einfach in seiner ganzen Ausprägung pure Schönheit ist. Kraft, Stärke, Eleganz.


    Gut ein anderer mag das Gleiche bei einer Frau sehen, ich sehe es nicht. Und dafür werde ich mich weder schämen, noch rechtfertigen. Nur weil mir Männer gefallen, gefällt mir nicht zwangsläufig jeder Mann Scato.


    Und sollte sich darüber jemand lustig machen, garantiere ich Dir, ist der Bursche ehr eine Marke nasse Tunika, als ein Kerl den man jemals in Stein meißeln würde. Die meisten Schandmäuler zeigen nur mit dem Finger auf andere um heimlich still und leise von sich selbst abzulenken. Ich wüsste nicht wofür ich mich verstecken sollte. Weder bin ich eine nasse Tunika, noch völlig unfähig oder?


    Das Original tat, was die meisten Männer irgendwann tun Scato, sie heiraten, zeugen Kinder und vergessen sich selbst. Für mich war da kein Platz mehr", antwortete Lurco ehrlich und nahm noch einen Schluck Wein.

    Lurco musterte Scato ernst.


    "Ich wüsste nicht, was es da zu lachen gibt. Jeder hat eine andere Vorstellung von seinem ersten Mal Scato. Der eine wünscht sich Nähe und Geborgenheit, der andere wünscht sich ein einmaliges, ausgefallenes Erlebnis dass sich förmlich als unvergleichlich ins Gedächtnis einbrennt. Andere hoffen einfach, dass sie sich dabei nicht bis auf die Knochen blamieren. Und dazwischen gibt es soviel Raum wie zwischen Himmel und Mond.


    Ob der Lupanarbesuch ein Reinfall für Dich war, kannst nur Du entscheiden. Was hast Du Dir gewünscht, wonach hast Du gesucht? Und was von alledem hast Du dort gefunden? Das ist die Frage der Fragen.


    Es freut mich, dass Du den Mut gefunden hast offen mit mir zu reden Sacto, immerhin sind wir Freunde. Du musst mich in Deine intimsten Dinge nicht einweihen. Ob Du das möchtest, liegt an Dir. Nur falls nicht, lüge einfach nicht. Schweig, sag offen ich möchte nicht darüber reden, aber mach Dich nicht zum Vollobst, weil Du Unfug erzählst.


    Du hattest dort im Lupanar mehr Angst, als mancher Mann auf dem Schlachtfeld, jedenfalls hast Du so ausgesehen. Und darüber werde ich ganz bestimmt nicht lachen. Dein Geständnis wird Dir genauso Angst gemacht haben. Also ich lache nicht, ich nehme es zur Kenntnis und schweige. Damit ist doch alles durch. Nur hör auf bei den anderen so über das Lupanar zu reden, als bekommst Du dort Mengenrabatt bei den Weibern", antwortete Lurco leise und nahm noch einen Schluck Wein.

    Lurco hörte Asper aufmerksam zu.

    "Das Spiel klingt total kompliziert, aber auch spannend. Vermutlich reine Geschicklichkeit, wie man wirft. Also lass uns mal die Variante ausprobieren mit dem Wurf und dem Handrückenauffang. Was sagst Du Asper? Bring es mir bei", grinste Lurco.


    "Was ist mit Dir Scato, bist Du auch dabei? Wir spielen um den Topf", warf Lurco ein und wartete darauf, dass Asper die Knochen auf den Tisch packte.

    Lurco folgte seinem Kumpel Scato in die Gärten. Sie waren wirklich etwas besonderes, ein Stück gehegte und gepflegte Natur im hektischen Alltag. Wind und Wetter waren lau, es war ein schöner Tag für einen solchen Ausflug. Die Vögel sangen und Scato untermalte die Geräuschkullisse mit einer seichten Unterhaltung.


    Die Gärten strotzten vor Grün und es gab so manche einladende Flecken unter weit ausladenden Bäumen. Scato suchte ihnen eine große, gemütliche Bank auf der sie sich niederließen. Sogar an Verpflegung hatte sein bester Kumpel gedacht. Sie machten es sich gemütlich und genossen rundum den Tag.


    Kaum das sie saßen und ihren Proviant genossen, lenkte Scato das Thema auf das Lupanar. Lurco fragte sich, ob Scato wirklich nach allem was geschehen war, dorthin zurück wollte. Er nahm einen Schluck von dem verdünnten Wein und dachte lange nach. Er wollte seinen Freund nicht bloßstellen, auch wenn dieser das gut allein im Lupanar geschafft hatte. Aber Schwamm drüber, sie waren Freunde und wer hatte noch nicht einen zuviel über den Durst getrunken? Und Scato hatte scheinbar sein Problem ertränken wollen. Besser im Wein als im Tiber.


    "Mir hat der Abend im Lupanar gefallen, aber wie steht es mit Dir? Du hast Dich im Magnum Momentum fehl am Platz gefühlt. Deshalb habe ich Dich rausgeschliffen und Dir gesagt, dass Du dort nichts tun musst. Aber Du hast es getan und Dir davor und danach gut einen hinter die Binde gekippt. Also bei mir war alles in Ordnung, bei Dir nicht. Worüber möchtest Du reden?", fragte Lurco freundlich und nahm noch einen Schluck.

    Lurco spürte wie er aufgrund des Lobes rot wurde, mit allem hätte er gerechnet, damit nicht. Es freute ihn sehr und er war stolz darauf. Nach dem Befehl sich fünf Pila zu holen, tat Lurco genau das. Anstatt sich fünf einzelne Pila zu holen, nahm er sich seine fünf und legte sie neben sich ordentlich zur Seite, damit weder er noch seine Kameraden versehentlich darüber spolpern konnten.


    Fünfzehn Schritt vor dem Ziel stellte er sich auf, so wie es Maro ihnen aufgetragen hatte. Lurco nahm ein Pilum zur Hand und wog es. Die Waffe war schwer und er balancierte sie einen Moment aus, als er warf. Der erste Wurf ging daneben, die nächsten beiden auch. Die letzten beiden Pila fanden ihr Ziel und bohrten sich in das Stroh.


    Nicht gut und auch nicht schlecht überlegte Lurco. Für den Wurf mit einem Speer musste man erstmal ein richtiges Gefühl und die passende Technik bekommen. Aber er war guter Dinge. Er schenkte Scato ein Lächeln, dieser hatte ebenfalls ein Pilum versenkt. Lurco grinste kurz, verkniff sich aber jeglichen weiteren gedanklichen Kommentar zum Versenken von Waffen.

    "Du schüttelst sie in der Hand und wirfst sie dann locker auf den Tisch. Also leicht aus dem Handgelenk heraus. Wir könnten Tausend spielen. Sprich jeder würfelt mit einem Würfel der Reihe nach und man schreibt die Ergebnisse untereinander. Wer der Tausend am nächsten kommt hat gewonnen. Macht nicht nur Spaß, sondern man hat auch schön was zu rechnen.


    Das der Verlierer den Topf organisieren muss, ist eine gute Idee Asper. Astralagoi sagt mir wieder als Spiel nicht. Worum geht es dabei? Erzähl", bat Lurco und musterte Scato der eine seltsame Art hatte seinen Puls zu essen.


    Lurco blickte kurz auf, als die anderen Kameraden zurückkamen. Das Leben in Baracke VII war angenehm, er fühlte sich rundum wohl.


    "Scato trink was nach", sagte er freundlich und deutete auf dessen Getränk.

    "Ganz genau! Nach einer alten Legende gab es in der Stadt Aquae Granni ein derart hartes Gebäck, dass die Bewohner besonders starke und dicke Zähne ausgebildet haben. Ein anderer germanischer Stamm hörte davon.


    Statt dicker Zähne, hatte er Köpfchen. Und anstatt das steinharte Gebäck mit Kaukraft zu zerbröseln fingen sie das Ditschen an. Und siehe da, es wurde weich und gaumenfreundlich. Seit dem verbreitete sich das Ditschen unter den Feinschmeckern. Es löst nicht nur die feinsten Aromen aus dem noch so tristen Gebäck, nein das Gebäck nimmt auch vorzüglich die Würze der Speisen oder Getränke auf in welches es man tunkt. So lautet die ungeschriebene Legende", erzählte Lurco mampfend und deutete dann mit seinem Löffel auf Asper.


    "Hervorragende Idee Asper, so machen wir das. Was wir spielen entscheidest Du mein Freund", sagte Lurco gut gelaunt und drückte ihm die Würfel in die Hand.

    Lurco hielt mitten in der Bewegung inne und schenkte Scato ein breites Lächeln.


    "Das mein Bester, ist die höchste Form des Essens, eine Kunst des Genießens. Nur wer wirklich mit Leib und Seele sein Mahl zu genießen weiß, der tunkt sein Brot in den Puls. Man nennt es ditschen. Das funktioniert auch hervorrangend mit Leckereien in Getränken. Es wurde erfunden, damit man sich nicht die Zähne ausbeißt. Zudem nimmt das Brot so den leckeren Geschmack auf und verdoppelt diesen, dass ist mein Empfinden", erklärte Lurco mit einem Zwinkern.


    Asper gesellte sich zu ihnen an den Tisch und lobte die Würfel.


    "Danke Asper, lasst uns eine Runde zur Einstimmung würfeln. Stimmt, wir sollten für einen großen Topf zusammenlegen, was sagt Ihr dazu? Wie gesagt ich beginne gerne mit dem Kochen und ich erkläre mich auch bereit den Topf zu besorgen. Am besten etwas Haltbares aus Bronze, wir wollen ihn ja für eine kleine Ewigkeit nutzen", antwortete Lurco.

    Lurco wusste, dass er dieses Lied nie wieder vergessen würde. Es brannte sich förmlich in seine Ohren, während des Heimwegs. Mit einem großen Schwall Kotze untermalt ging es vom Lupanar zurück Richtung Heimat und Scato, den ansonsten scheinbar jede Kraft verlassen hatte, legte den Rest in seine Stimme.


    Er sang nicht nur pausenlos, sondern auch schräg und derart grauenvoll, dass sich einem die Zehnägel aufrollten.


    "Scato hör auf mit der Singerei, wir sind gleich Zuhause. Was sollen sich die Kameraden denken?", flüsterte Lurco fauchend.


    Dafür das der Kerl gerade seine Unschuld verloren hatte, wog er mittlerweile ziemlich viel auf seinen Schultern.

    Lurco hörte seiner Gesprächspartnerin zu. Die Unterhaltung mit ihr machte Spaß, nach einer guten Nummer war er immer aufgekratzt, andere wurden müde. Was sie erlebt hatte und sie in das Lupanar verschlagen hatte, tat ihm leid. Sie war eine Frau mit Köpfchen, andernfalls würde das Geschäft nicht so gut laufen und sie hätte die Kunden nicht so schnell um den Finger gewickelt, einschließlich ihn.


    Als sie ging bedauerte er es, vor allem als er den nächsten Kunden sah. Der Kerl war zum abgewöhnen, aber Kunden konnte man sich in keiner Branche aussuchen. Und nach den Ringen an seinen Fettfingern zu urteilen, war der Kerl reich.


    Er nickte ihr knapp aber freundlich zum Abschied zu und rüttelte Scato wach.


    "Aufwachen mein Bester, wir müssen nach Hause", sagte Lurco und zerrte Scato auf die Beine. Scato stand auf seinen Stelzen wie ein Storch im Salat. Es nützte alles nichts. Lurco warf sich seinen Kameraden quer über die Schulter und schleppte ihn auf die Straße Richtung Heimat.

    Gerade hatte sich Lurco noch darauf vorbereitet, Scato eins mit der flachen Seite des Schwertes auf den Kopf zu geben, da mussten sie aufhören. Schade drum, aber vielleicht auch besser so. Zeit zu entspannen hatte er nicht, denn schon hatte Maro eine Frage an ihn. Nun war er es, der eine Waffe erläutern sollte und zwar das Pilum.


    "Das Pilum ist eine Art Speer und die Fernwaffe des Legionärs. Die Anwendung erfolgt folgendermaßen. Aus einer Entfernung von rund 10 bis 20 Schritt werfen die in Reih und Glied stehenden Legionäre gleichzeitig ihre Pila. Dadurch werden einige Gegner bereits vor dem Gefecht verwundet oder getötet wenn man Glück hat. Da das abgeschleuderte Pilum seine Energie auf eine kleine Spitze konzentriert und somit in der Lage ist, auch die Schilde zu durchschlagen.


    In vielen Fällen wird der Feind kaum oder überhaupt nicht verwundet. Dafür wird er jedoch stark behindert, denn viele Pila verbiegen sich beim Eindringen in den Schild. Grund hierfür ist dass der Eisenschaft im Gegensatz zur eigentlichen Spitze nicht gehärtet ist.


    Unmittelbar vor einem Angriff lassen sich diese verbogenen Eisen nicht mehr schnell genug entfernen, so dass der betroffene Feind gezwungen ist, seinen Schild fallen zu lassen und ohne diesen wichtigen Schutz den Kampf aufzunehmen.


    Kurz zusammengefasst die Vorteile des Pilum.
    Massives Eigengewicht.
    Verhakt sich in feindlichen Schilden und Rüstungen.
    Knickt um und zieht den Schild oder den Feind selbst nach unten.
    Hängt am Schild fest und nervt herum, sprich stört und behindert den Feind.
    Wegen dem Knick, der Sollknickstelle kann er vom Feind nicht wiederverwendet werden.


    Fast vergessen, neben der Verwendung als Wurfwaffe kann das Pilum auch als Stich- und Nahkampfwaffe eingesetzt werden. Besonders gegen Kavallerie ist das Pilum eine gute Waffe", erklärte Lurco.

    "Du hast es so gewollt!", blaffte Lurco und stach mit seinem Schwert so fest zu wie er konnte, so dass Scato einige Ausfallschritte nach hinten machen musste.


    Das gab es doch nicht, eben noch waren Scatos Arme Wabbel und jetzt bedrängte er ihn. Das konnte Lurco nicht auf sich sitzen lassen. Durfte man eigentlich auch mit der flachen Seite des Schwertes schlagen? Lurco verzog sich schutzsuchend hinter seinen Schild und lauerte mit breitem Grinsen.

    Lurco freute es, wie sorgsam sie mit dem besoffenen Scato umgingen. Den Rausch würde sein Kumpel besonders morgen früh bereuen, aber jetzt konnte er ihn wohlbehütet genießen.


    "Danke für das Kompliment, ob wir besonders engagiert sind, keine Ahnung. Wir versuchen es, denn wir beide haben uns nicht grundlos bei der Cohortes eingeschrieben. Ein gutes Leben benötigt Struktur und wo findet man diese besser als bei den Cohortes? Meine Vorstellung meines Lebens dort, war eine andere. Nicht besser oder schlechter, sondern einfach eine unwissende Vorstellung.


    Du kannst Dir das Leben bei uns wie in einer kleinen Stadt innerhalb einer Stadt vorstellen. Ein Dorf, indem Du unter Deinesgleichen lebst. Deine Baracke ist Dein Zuhause und Deine Kameraden auf der Stube sind Deine Familie. In diesem Dorf gibt es alles was Du benötigst, von Furz bis Feuerstein, wie man so schön sagt.


    Alles ist ordentlich und sauber, das Dorf schläft nie. Also hast Du stets das Gefühl, dass alles sicher ist. Natürlich ist absolute Sicherheit eine Illusion, aber es fühlt sich dort einfach gut, vertraut, heimelig und geordnet an. Von den Baracken angefangen bis zum Tagesablauf.


    Meine Vorstellung wurde von der Wirklichkeit überholt und ich bereue keinen Augenblick mich bei der Cohortes eingeschrieben zu haben.


    Mein Gedanke war Rom selbst zu dienen und von dem was ich erhalten habe, etwas zurückzugeben. Das klingt vielleicht hochtrabend, aber ich meine es wirklich so. Wer all die Vorzüge Roms genießen darf, sollte auch bereit sein, selbst dafür etwas zu tun. Das war meine Antwort darauf.


    Und wie in einem Kreislauf, ist es so, dass man dort ebenso etwas zurückbekommt, ein ständiges Geben und Nehmen. Und sie behandeln ihre Leute sehr gut.


    Wie das später aussieht und wie weit ich dort kommen werde, wissen die Götter. Man bleibt nicht ewig jung und so haben wir uns das zweite Standbein mit der Taberna überlegt. So hätten wir für später ein Einkommen und sogar ein Dach über dem Kopf.


    Nun das wir hier sind, ist reiner Zufall muss ich Dir gestehen. Wir wollten ins Lupanar, aber wir hätten wohl ein anderes gewählt, statt diese Luxusklasse. Der Wirt im blinden Esel hat uns Dein Haus wärmstens empfohlen, samt Rabatt und so sind wir hier. Eigentlich wären wir sogar zu dritt gewesen. Aber das hat dem Spaß keinen Abbruch getan, vielleicht ein anderes mal als Trio.


    Unser Ausbilder heißt Maro. Als Mensch habe ich ihn bis jetzt dienstbeflissen, in sich ruhend und mit scharfer Zunge kennengelernt. Ich mag den Burschen, er macht nicht viel Brühe um die Ausbildung. Er geht geradlinig seinen Weg, er geizt nicht mit bissigen Kommentaren und genau das ist seine Art uns zu zeigen, dass er sich kümmert. Was würde uns so eine Weichflöte nutzen? Ein Ausbilder muss einen über die eigenen Fähigkeiten hinaustreiben, sonst erlangen wir keine neuen. Wir würden auf dem Ist-Stand hängen bleiben. Privat als Mensch habe ich Maro noch nicht kennengelernt, als Ausbilder schätze ich ihn. Ich kann mir keinen besseren wünschen. Er ist ehrlich, fair und direkt. Passt.


    Was er von uns hält, kann ich Dir nicht sagen, aber der Gute wird so manchmal gedanklich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben. Vor allem bei Scatos Liegestützen, aber dass bleibt unter uns", schmunzelte Lurco und trank einen Schluck von dem Wein.


    Er fühlte sich rundum wohl, befriedigt und so klang der Tag wunderbar aus.


    "Nun ich habe genug von unserem Leben erzählt, was ist mit Dir? Was verschlug Dich in dieses Haus? Was ich mich frage ist, warum man mit Dir so unverfänglich reden kann und mit den meisten anderen Frauen nicht. Ich vermute, weil Ihr hier schon so manchen speziellen Gast hattet und Eure Erfahrungen mit Menschen sammeln musstet. Falls Du darüber berichten möchtest. Ich weiß, dass eine charmante Plauderei ebenso zu Eurem guten Ton gehört, aber Du scheinst echtes Interesse zu haben, denn wir beide waren ja schon aufs Beste bedient", sagte Lurco anerkennend und klopfte Scato auf die Schulter auf seinen Kommentar hin.


    "Ihm gefällt mein Plan ebenso, die Taberna mit geschlossener Gesellschaft", grinste Lurco.

    Lurco nahm neben der Dame des Hauses Platz, als diese neben sich auf die große Sitzgelegenheit klopfte. Scato sah nicht nur so aus, als würde er einen Moment Verschnaufpause benötigen, sondern eine ganze Nacht.


    "So wie es aussieht benötigt Scato wirklich noch einen Moment. Mach glatte 20 Sesterzen daraus und wir beide gönnen uns während des Wartens noch einen guten Schluck und ein angenehmes Gespräch. Was Scato und ich so manchen? Wir beide absolvieren die Ausbildung zu den Cohortes Urbanae. Ein Fingerzeig der Götter wollte, dass wir die Ausbildung gemeinsam antreten. Wir haben uns vor der Einschreibung kennengelernt und uns auf Anhieb gut verstanden.


    Mittlerweile teilen wir nicht nur die Ausbildung miteinander, sondern auch den Glauben. Vor kurzem sind wir den Luperci beigetreten. Wir bekamen sogar extra Ausgang für den Lauf, an dem wir teilgenommen haben. Es war schon etwas besonders, den Segen von Faunus schlagend verteilen zu dürfen. Wir haben den gesamten Lauf durchgehalten und mehr oder minder erfolgreich gesegnet.


    Ansonsten verbringen wir unsere Tage damit zu üben, was uns unser Ausbilder vorgibt und wir geben unser Bestes. Solange er bissige Kommentare zum Besten gibt, wissen wir, er ist glücklich und mit uns zufrieden. Ein Schleifer der alten Schule, besser hätten wir res nicht treffen können. Damit ist die Ausbildung zwar hart, aber gibt es eine bessere Lebensversicherung als eine solide Ausbildung? Nein.


    Falls wir also nicht gerade auf dem Exerzierplatz zu finden sind, oder Peitsche schwingend durch die Straßen Roms rennen um Passanten zu segnen, halten wir uns meist in unserer Baracke auf, kochen, reden, spielen Würfel oder genießen die Lagertherme. Das ist das Leben von Scato und mir, vielleicht in Deinen Ohren nichts besonderes, aber wir sind glücklich. Also meistens jedenfalls", antwortete Lurco freundlich und machte es sich gemütlich.


    "Wir wollten unseren Sold in eine eigene Taberna investieren. keine Sorge, keine Konkurrenz für Dich. Mein Traum wäre eine Taberna, wo der abgespannte Ehemann abends in Ruhe einen trinken gehen kann. Das was er bestellt, wird auch geliefert, das was gesagt wird hat auch Hand und Fuß.


    Damit ein gemütliches Gefühl entsteht, habe ich mir gedacht, ganz auf Frauen zu verzichten. Wenige Frauen sind Argumenten und einem tatsächlichen Gespräch so zugetan wie Du. Meist kannst Du ihnen mit allem kommen, nur nicht mit Argumenten.


    Deshalb war meine Vorstellung, dass wir hinter dem Tresen einen schlauen Kopf von einem Sklaven haben. Die Bedienung sollte ebenfalls männlich sein. Und die Gäste, Du kannst es Dir schon denken, auch.


    Kurzum, kein Zutritt für Frauen. Der Mann der bei uns zu Gast ist, soll sich völlig frei entfalten und entspannen können. Kein Gezeter, kein Stress, einfach ein gutes Getränk, was Leckeres zu Essen und Gespräche die einem nicht den letzten Nerv rauben. Wer kann schon den ganzen Tag eine solche Frau um sich herum ertragen? Die meisten haben leider nichts zu sagen, reden dafür aber umso mehr. Und wenn Du als Mann Pech hast, ändert sich die Meinung und das Geäußerte auch noch schneller als die Windrichtung.


    Zuhause haben die meisten davon schon genug, aber wem erzähle ich das. Ihr liefert auch, was sich so manche Matrone im Bett nicht wagt, aber vielleicht selbst insgeheim wünscht. Nun deren Unfähigkeit ist dann unser Geschäft nicht wahr? So ein kleiner dicker, pausbäckiger Schankjunge, der Gemütlichkeit verbreitet das wäre es doch", grinste Lurco.

    Lurco aß in aller Seelenruhe und ditschte sein Brot in den Puls.


    "Ich ziehe Dich nur ein bisschen auf, um Dich herauszufordern. Ist gut gemeint Scato, ärgere Dich nicht. Sicher mit Frühstück geweckt zu werden, hat was Gemütliches. Und wenn die Welt da draußen manchmal schon so bescheiden ist, dann muss es bei den Cohortes und vor allem in unserer Baracke heimelig sein. Das ist unser Rückzugsort mit allem was dazugehört", gab Lurco zurück und nahm einen großen Schluck Wein.


    "Gesell Dich zu uns Asper, dann lassen wir die Würfel gemeinsam rollen. Frage in die Runde, wollen wir es nicht so halten, dass jeder mal mit Kochen dran ist? Dann haben alle was davon. Ich fange auch freiwillig morgen als Erster an. Also ich koche Frühstück und Abendbrot für alle. Den Tag drauf ist Scato dran. Einfach Reih um pro Doppelbett. Was sagt Ihr?", fragte Lurco und klopfte auf den Stuhl neben sich, damit Asper sich aus dem Bett bequemte.

    Lurco schnitt noch etwas von seinem Brot und Käse auf und legte es in die Mitte des Tisches.


    "Guten Hunger und bediene Dich. Nun wo ich schon einmal wach war, konnte ich auch gleich für uns beide Frühstück machen. Und ich dachte, ist ja angenehm mit Frühstück geweckt zu werden. Heute hast Du immerhin ganze zwei Liegestütze vor Dir Scato. Da musst Du bei Kräften sein", antwortete Lurco und bröselte sich Brot und Käse in seinen Puls.


    "Hast Du gut geschlafen nach all der Anstrengung? Wie wäre es damit, wenn wir ein bisschen die Würfel testen?", fragte Lurco, stand auf und kramte die beiden Würfel hervor.


    Er schob sie zu Scato herüber, falls er Lust hatte sie sich anzusehen oder direkt loszuspielen.


    "Ich habe glatt den Wein vergessen, ein bisschen haben wir noch. Warte", sagte er freundlich und packte dann den Rest vom Wein ebenfalls auf den Tisch.

    Scato hatte knapp eine Stunde zu warten, dann gesellte sich ein erschöpfter aber zufrieden strahlender Lurco zu ihm. Scato sah und roch, dass sein bester Kumpel tiefenentspannt und frisch gebadet war.


    "Da bin ich wieder", sagte Lurco freundlich und knuffte Scato zur Begrüßung.


    So erholt wie er sich fühlte, sah Sacto allerdings nicht aus. Vielmehr hatte Lurco den Eindruck, als hätte Scato seine erste Tabernaschlägerei hinter sich. Verquollen und mit dicken Augen schaute er nicht mehr ganz so gerade seiner Gesprächspartnerin in die Augen.


    "Scato ich glaube Du hattest die eine oder andere Amphore zuviel. Lass uns nach Hause aufbrechen, na komm. Die gute Frau möchte nicht mit langen Reden hingehalten werden. Sie erwartet schon was anders und dafür bist Du eindeutig zu betrunken. Ich bezahle und wir gehen.


    Was kostet uns das Vergnügen? Die Getränke von meinem Freund bitte mit auf meine Rechnung, sonst hat er morgen früh nichts mehr zu beißen", sagte Lurco freundlich zu der Dame die sich so rührend um Scato kümmerte.

    Tiberios würden sie sicher an anderer Stelle erneut wiedersehen. Eireanns Worte würden eines Tages ihren Untergang bedeuten, aber nicht heute. Lurco fand, nicht jede Torheit verdiente eine Reaktion. Also hielt er es wie Scato und wunk ab.


    "Wir sollten uns zudem etwas zur Unterhaltung kaufen, Würfel wären gut. Unsere Kameraden haben sich auch etwas dabei und nach unserem ersten Stresstag sollten wir uns was Gutes tun. Ein bisschen Würfelspaß, danach würde mir der Sinn stehen.


    Keine Bange wir spielen natürlich nicht um Geld, wir müssen unseren Sold gut zusammenhalten für unsere eigene Taberna. Komm mit ich zeige Dir, wo ich letztens an einem Stand Würfel gesehen habe", grinste Lurco und zog Scato mit sich.


    An einem Stand eines Straßenhändlers blieb er stehen und nahm einen Würfel zur Hand.


    "Hübsch und kurzweilig hm?", grinste Lurco und ließ die Augenbrauen hüpfen.



    Würfel
    Link:
    https://upload.wikimedia.org/w…x-Roman_dice_IMG_4367.JPG



    "Wie teuer?", fragte er.
    "Nur ein Sesterz für zwei Würfel", sagte der Verkäufer geschäftstüchtig.


    "Gekauft", freute sich Lurco und bezahlte den Händler und steckte zwei der Würfel ein.
    "Fehlt die Verpflegung, dann kann der Abend kommen", warf Lurco ein und zog mit Scato weiter.

    Lurco verschränkte die Arme demonstrativ vor der Brust und starrte Eireann an.


    "Ganz genau, jetzt hast Du es begriffen! Römische Soldaten dürfen sich nicht alles herausnehmen. Und weshalb glaubst Du ist das so? Rate mal wer damit geschützt werden soll? Rate mal, wem man damit Rechte zugesteht. Rate weiter, wessen Leben man damit schon und wem man sein Leben schenkt. Natürlich bist Du nicht freiwillig hier, das wissen wir.


    Gegenfrage, wärst Du lieber tot? Wärst Du lieber auf dem Schlachtfeld nach dem Siege Roms verrottet?


    Ich habe nicht über Dein Volk geurteilt, Dein Volk und Deine Familie hat Dich zu diesem Leben verurteilt. Das solltest Du bedenken. Hätten sie gesiegt, wärst Du noch Zuhause oder etwa nicht? Von daher kreide einem Sieger nicht seine Milde an, die er seinen Gefangenen zuteil werden lässt. Vor allem dann nicht, wenn Du sie genießt.


    Niemand hat Dich gezwungen, das Leben als Sklavin anzunehmen. Du hättest Dich auch in das Schwert Deines Vaters oder Bruder stürzen können. Dann wärst Du ihnen in den Tod gefolgt. Es war ihre Schande, ihre Niederlage und letztendlich Deine Entscheidung dieses Schicksal zu akzeptieren", sagte Lurco ruhig.


    "Es ist Deine Wahl Tiberios, wenn Du Dich dafür entscheidest nur dass zu hören was Deine Freundin unbedacht von sich gab und dies auch noch zu unterstützen, dann sei dem so. Ich wünsche Euch noch einen schönen Tag", entgegnete Lurco und machte sich auf den Weg nach Hause indem er Scato folgte.


    "Du hast Recht, sie hat den Keil gesetzt, den sie brauchte. Wie sonst sollte sie jemanden halten? Mit was? Lass uns ein bisschen was Einkaufen und Zuhause was Schönes kochen", schmunzelte Lurco und rempelte Scato beim Laufen an.


    "Puls mit Käsestücken und Gemüse? Lust drauf? Neuen Wein muss ich auch besorgen und ein Stück Brot. Und vielleicht irgendeine Leckerei noch dabei", grübelte Lurco hungrig.