Der neue Schankjunge

  • Lurco schlenderte mit Sati durch das obere Stockwerk des Hauses. Gemütlich war es hier, manche richteten sich sogar ein zweites Bad im Obergeschoss ein. Lurco dachte darüber nach, ob sie sich den Luxus ebenso leisten sollten, entschied sich aber dafür, dass später zu entscheiden. Wichtiger waren ausreichend Wohn- und Schlafmöglichkeiten.


    Lurco machte es sich auf dem Boden gemütlich, lehnte seinen Rücken an die Wand und deutete Sati an, sich neben ihn zu setzen. Unten war erneut die Tür gegangen und sie hatten Besuch. Einen Augenblick später, erschien noch jemand. Wie er an den Stimmen heraushörte, waren es Tiberios und Scato. Endlich, die beiden würden sich hoffentlich versöhnen.


    "Wir haben Besuch von Tiberios und Scato, lass uns einen Moment hier oben bleiben und den beiden etwas Zeit geben. Sie müssen sich wieder zusammenraufen. Setz Dich einen Moment zu mir Sati. Also ich dachte Du bekommst hier oben Dein Zimmer, etwas das nicht nur ein reines Schlafzimmer ist. Sozusagen eine größere Kammer, wo noch etwas mehr steht. Ein Bett, ein Schrank, eine Truhe, ein Tisch. Eben ein Ort an dem Du Dich ganz Zuhause fühlen kannst und wo Du Dich auch mal hin zurückziehen kannst.


    Wie klein der eigene Fleck ist, spielt eigentlich keine Rolle. Mir geht es jedenfalls so. Trotz allem ist die Baracke VII für mich ein Zuhause. Wir wohnen da auf engstem Raum und gerade deshalb ist es schön. Wir sind eine Truppe. Hier halten wir es ebenso Sati. Du gehörst jetzt zu uns, also mach Dir nicht immer zu viele Gedanken um allen möglichen Mist. Was Du nicht kannst, kannst Du lernen. Und gute Laune verbreitet sich fast von allein, wenn die Mahlzeiten warm und die Getränke kalt sind. Zudem dürfen keine Frauen in die Taberna, was schon einen Großteil des Zanks und Streits draußen hält. Zu uns sollten Männer kommen, die in Ruhe was Essen oder Trinken möchten. Sie können dabei mit anderen reden, oder eben nicht. Ich hatte auch überlegt ob etwas Musik gut wäre. Aber davon habe ich leider nicht so viel Ahnung.


    Ich hatte mir vorgestellt, dass es ein tägliches Gericht gibt und eine gute Auswahl an Getränken. Alles zu einem vernünftigen Preis. Dann kommen die Leute auch gerne wieder. Und sauber muss es natürlich sein. Hast Du irgendwelche Ideen? Jetzt zu Deiner Kammer oder zu Taberna?", fragte Lurco.

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    Neugierig schaute Satibarzanes durch eines der Fenster, die in den Innenhof zeigten. Tatsache, dort saß der zweite Hausherr mit dem Gast zu Tisch. Das war freundlich von Scato, denn normalerweise lagen die Herren auf einer Kline, wo sie es sich gutgehen ließen, und die Sklaven standen. Der unangenehme alte Grieche war verschwunden. Warum im Lupanar regelmäßig nach Angehörigen dieses Volkes verlangt wurde, war Satibarzanes schleierhaft, nachdem er sechs Jahre mit einem geplagt worden war, einer war so falsch wie der andere. Nachdem er lange genug geschaut hatte, setzte er sich neben Lurco auf den leeren, aber sauberen Boden.


    "Ich hatte noch nie ein eigenes Zimmer", sagte er leise. "Aber einen eigenen Strohsack, der war auch gemütlich. So lange man ein Dach über dem Kopf hat, ist alles gut. Eine Idee für meine Kammer?" Nervös spielte er mit seinen zarten Wurstfingern. "Vielleicht ein Fell auf den Boden, damit es im Winter nicht so kalt von unten ist." Er lächelte ein wenig, so dass seine Pausbacken hervorquollen. "Und die Taberna, das hört sich gemütlich an. Was ich mich schon immer gefragt habe, ist, warum man dort bei Tisch sitzt und nicht liegt. Klinen um die Tische fänd ich gemütlich, zumindest in einer Ecke. Das wäre mein Vorschlag."

  • Scatos Augen wurden schmal. Misstrauen kroch wie Gift durch seine Gedanken, als Tiberios erst für die unsägliche Gefangene sprach und ihm dann ein eindeutiges Angebot unterbreitete. So, so. 'Du verschlagener kleiner Mistkerl', ging es Scato durch den Kopf. Wie langfristig und subtil Tiberios plante, sich bei ihm einzuschmeicheln, um ihn sich nutzbar zu machen. Ein Urbaner als Werkzeug war natürlich ungeheuer praktisch, wenn man einer Schwerkriminellen verfallen war. Tiberios musste ihn ja für ungeheuer einfältig halten, das nicht zu durchschauen.


    Aber Scato lehnte das Angebot nun nicht wutschnaubend ab. Nein, die Sache gehörte ein für alle Mal geklärt und wenn dies über den gesunden Menschenverstand nicht möglich war, dann eben über die selben primitiven Gelüste, mit denen auch Eireann sich den jungen Griechen gefügig gemacht hatte. Feuer bekämpfte man mit Gegenfeuer, wenn ein Löschen nicht möglich war. Scato war nicht bereit, Tiberios aufzugeben und beschloss, ihm Eireann auszutreiben. Er würde ihre Leiber miteinander vereinigen, bis Tiberios vor Lust Scatos Namen hinauf zu den Göttern schrie. In wenigen Stunden würde Tiberios die bösartige Furie vergessen haben.


    Das Misstrauen wich aus seinem Blick, als ihre Augen sich trafen. Scato hielt den Blick, indem er die Lider leicht senkte und den Kopf kaum merklich schräg legte. "Die Mauern sind sicher", bestätigte er. Er erhob sich und bot Tiberios die Hand an, wie damals in den Thermen, um ihn an einen ungestörten Platz zu führen. Oben aus dem Fenster hatte er nämlich Satibarzanes glotzen gesehen.

  • Lurco legte seine Hand über die von Satibarzanes und verschränkte seine Finger mit denen von Sati. Der Bursche war so schüchtern und vorsichtig, wie ein neugeborenes Kätzchen.


    "Ein trauriger Umstand, dass Du noch nie ein eigenes Zimmer hattest. Aber ab jetzt ist das anders Sati. Du hast nicht nur einen Strohsack, sondern eine Kammer. Also ich würde folgendes in Deine Kammer stellen. Ein Bett, einen Tisch, einen Stuhl, einen Schrank und eine Truhe. Dazu eine Öllampe, damit Du auch im Dunkeln etwas siehst. Eine Waschschüssel mit Krug kann ebenso nicht schaden. Damit es nicht kalt wird, würde ich einen Teppich vorschlagen. Das Lammfell würde ich ins Bett legen. Lammfell hat den Vorteil, dass es bei Wärme kühlt und bei Kälte wärmt. Auch wenn man das kaum glauben mag. Zudem ist es kuschlig und gemütlich. Eine Schale für Obst kann auch nicht schaden, wenn Du nachts nicht bis in die Küche laufen möchtest. Alles weitere ergibt sich von selbst. Möglicherweise siehst Du auf dem Markt etwas, dass Dir für Dein Zimmer gefällt. Ein Bild, ein kleiner Altar. Das ergibt sich von ganz allein, Du wirst schon sehen.


    Woher stammst Du eigentich ursprünglich Sati? Und was hat Dich nach Rom und letztendlich in das Lupanar Ganymed verschlagen? Da fällt mir ein, ich schulde Dir noch die Taler für einen Besuch. Das ich damals mittendrin aufgesprungen und mit Scato abgehauen bin, dass ging nicht gegen Dich. Es wurde mir in dem Moment einfach... zu nah. Nicht dass ich Nähe nicht mögen würde, aber man findet sie nicht in einem Lupanar und man bezahlt auch nicht dafür. Man zahlt für den Akt und nicht für die Zuneigung. Die besten Dinge im Leben sind die wertvollsten und kostenlos. Komisch nicht wahr? Es gibt sie nur als Geschenk, oder gar nicht. Was schulde ich Dir an Talern? Dann packe ich es auf den ersten Lohn mit drauf.


    Wusstest Du, dass ich Sato am Tag meiner Bewerbung vor der Castra der Urbaner kennengelernt habe? Durch Zufall sind wir uns dort über den Weg gelaufen und seit dem hat sich unser Weg nicht mehr getrennt. Wir traten beide bei den Urbanern ein, wir wurden Luperci und wir wurden wesentlich mehr. Viel mehr. Ich habe eine kleine Aufmerksamkeit für ihn in Auftrag gegeben. Ich hoffe sie ist bald fertig. Dann werde ich ihn mit dem Geschenk überraschen und ihm sagen, wie ich fühle. Einmal soll er es wenigstens hören. Man kann seine Zuneigung auf tausende Arten zeigen, aber es auszusprechen ist trotzdem etwas ganz anderes.


    Magst Du mir erzählen, woher Du stammst und wie Du an den Grusel-Griechen mit den grausigen Haaren gekommen bist? Mein Urteil ist da nicht gerecht ich weiß, er war das Opfer der Flammen und er war ein guter, mitarbeitender Zeuge. Der Mann tut mir leid und ebenso sein Kamerad den ich aus den Flammen ziehen musste. Ob er es gepackt hat? Ich habe schon öfter an ihn gedacht und hoffe, dass er wieder richtig auf die Beine kommt. Dass die Götter seine Augen und Ohren beschützen. Verbrannte Haut ist nicht so schlimm, vermute ich jedenfalls. Aber ich wünsche ihm, dass die Rettung auch eine gewesen ist Sati. Kyriakos hat mir gesagt, dass er noch im Haus ist und so bin ich los durch die Kloake. Warst Du schon mal da unten? Ein Rattenweg, ein Labyrinth unter Rom. Im Grunde ein Straßennetz unter uns.


    Falls ich Dir zuviel quatsche, sag es ruhig. Die meiste Zeit behalte ich meine Gedanken für mich und irgendwann wollen alle scheinbar zeitgleich heraussprudeln. Das man nicht alles sagen darf, ist ein Mythos. Denn im Grunde darf man alles sagen - nur wo, das ist der Knackpunkt. Du wirkst verloren Sati und Du hast Angst. Du denkst ich verarsche Dich oder möchte Dir eventuell Böses. Ich versichere Dir, dass dies nicht so ist. Als ich Dich wie ein Häufchen Elend dort vor dem Haus sah, verletzt und fertig, ist mir eingefallen dass ich Dir noch was schulde. Du warst gut zu uns, Du warst lieb. Sieh es als das was es ist Sati, ich mag Dich und wir sind Freunde. So sehe ich uns. Wie gesagt, manchmal muss man Dinge aussprechen. Auch solche.


    Ich wollte schon immer zu den Urbanern, wie es dort wirklich zugeht habe ich nicht gewusst. Zwischen dem was man so denkt und der Realität liegen Welten. Ich muss ehrlich sagen, dass was ich gefunden habe, ist besser als was ich mir erträumte. Vor allem wenn ich an Scato und unsere Baracke VII denke. Ein Zuhause im Zuhause. Ein kleiner Rückzugsort in der eigenen Stadt in der Stadt. Ich hatte unseren Centurio gefragt, ob man ein zusätzliches Berufsfeld erlernen kann. Ein bisschen habe ich mal in das Schmiedehandwerk reingeschnuppert, aus reinem Interesse. Das wäre etwas für mich. Für Pferde habe ich mich auch interessiert, aber die gibt es nur bei der Ala und dazu müsste ich die Urbaner verlassen. Pferd oder Wahl-Familie, die Wahl ist da leicht.


    Die Idee für unsere Taberne setzen wir um. Eine Ecke wo man auch gemütlich liegen und speisen kann. Das gefällt mir", sagte Lurco freundlich und rutschte näher zu Sati auf.

  • Zitat

    Original von Sisenna Iunius Scato
    Scatos Augen wurden schmal. Misstrauen kroch wie Gift durch seine Gedanken, als Tiberios erst für die unsägliche Gefangene sprach und ihm dann ein eindeutiges Angebot unterbreitete. So, so. 'Du verschlagener kleiner Mistkerl', ging es Scato durch den Kopf. Wie langfristig und subtil Tiberios plante, sich bei ihm einzuschmeicheln, um ihn sich nutzbar zu machen. Ein Urbaner als Werkzeug war natürlich ungeheuer praktisch, wenn man einer Schwerkriminellen verfallen war. Tiberios musste ihn ja für ungeheuer einfältig halten, das nicht zu durchschauen.


    Aber Scato lehnte das Angebot nun nicht wutschnaubend ab. Nein, die Sache gehörte ein für alle Mal geklärt und wenn dies über den gesunden Menschenverstand nicht möglich war, dann eben über die selben primitiven Gelüste, mit denen auch Eireann sich den jungen Griechen gefügig gemacht hatte. Feuer bekämpfte man mit Gegenfeuer, wenn ein Löschen nicht möglich war. Scato war nicht bereit, Tiberios aufzugeben und beschloss, ihm Eireann auszutreiben. Er würde ihre Leiber miteinander vereinigen, bis Tiberios vor Lust Scatos Namen hinauf zu den Göttern schrie. In wenigen Stunden würde Tiberios die bösartige Furie vergessen haben.


    Das Misstrauen wich aus seinem Blick, als ihre Augen sich trafen. Scato hielt den Blick, indem er die Lider leicht senkte und den Kopf kaum merklich schräg legte. "Die Mauern sind sicher", bestätigte er. Er erhob sich und bot Tiberios die Hand an, wie damals in den Thermen, um ihn an einen ungestörten Platz zu führen. Oben aus dem Fenster hatte er nämlich Satibarzanes glotzen gesehen.



    Tiberios ahnte nichts von Scatos Gedanken.
    Er nahm Scatos Hand. Diese Bewegung war gemessen wie er es gelernt hatte, um Eleganz und Harmonie zu verbreiten.
    .Er fühlte die Wärme und den Druck, und war froh, dass der Römer ihn festhielt, so sehr schwindelte es ihn.
    Sich all die Zeit zu nehmen als wäre es ein Heiliges Ritual.
    Der Urbaner war stark und schön, und Tiberios begehrte ihn.
    Das war Aphrodites Reich, hier war Begehren kein Unrecht sondern ein Tribut an die Göttin.
    In Tiberios stieg eine Mischung aus Selbstvertrauen und Glück auf, und er wollte wissen, wohin Scato ihn führen würde.

  • Das Schlafzimmer war nicht das Ziel. Dieser Raum warden Hausherren vorbehalten. Stattdessen führte Scato seinen Gast ins Triclinium, wo inzwischen mit Stroh gefüllte Matratzen die gemauerten Liegesofas gemütlich machten. Scato hörte in der Ferne, wie die Tür ging, als Terpander vom Einkaufen heimkehrte und er hörte auch den klagenden Ruf seines Pfaus, doch das war nun unwichtig. Seine Aufmerksamkeit fokussierte sich auf einen viel kleineren Raum, auf das leise Knistern des Strohs, als er sich niederließ und Tiberios mit sich zog und dann einen betörenden Duft, der von der Haut des Griechen aufstieg und den er erst jetzt wahrnahm, wo sie sich so nahe waren. Er betrachtete sein Gesicht, in dem sich die makellose Schönheit eines Jünglings fand, die dem Betrachter Unverdorbenheit und Reinheit vorgaukelte, als wäre Tiberios eine zarte Jungfrau.


    "Als hättest du für Daphnis Modell gestanden", flüsterte Scato. Ohne es bewusst zu merken reflektierte er damit seine eigene Vergangenheit, als sein Kosename Daphnis gewesen war. Nun war er selbst der Bote des Faunus, und das Zeichen des Gehörnten glitzerte um seinen Hals. Nun war er erwachsen. Seine Hand strich über die Flanke von Tiberios in Richtung seines Rückens. "Machst du mir dieses Geschenk?" Tief war der Blick, den Scato seinem Gast nun zuwarf, damit dieser in seinen Augen lesen konnte, welches Geschenk Scato erbat.

  • Dominus Scato führte Tiberios in das Triclinum und dort zu einer der Klinen mit einer strohgefüllten Matratze. Er setzte sich hin und zog den jungen Griechen an sich.


    Tiberios schob beide Hände unter die Tunika des Römers. Seine Fingerspitzen fuhren über gebräunte Haut, ertasteten jede Narbe, jede Vertiefung. Das hatte er schon so lange tun wollen.
    Er spürte auch das Amulett des Faunus – Bringer des Lebens, und er hielt einen Moment inne, um dem Gott für diesen Mann zu danken, der sein Lager mit ihm teilen wollte.


    Dann schmiegte er sich an Scato, schob den Stoff der Tunika beiseite und drückte seine Lippen auf die Stellen, die seine Hände ertasteten. Mit beiden Händen fuhr er Scatos Rücken hinab, und spürte gleichzeitig die Hand des Römers auf seiner Flanke.,


    Tiberios sagte kein Wort, er atmete nur sehr schnell und Röte überfutete sein Gesicht und seinen Hals.
    Auf Scatos Bitte nach dem Geschenk nickte er und streifte seine Tunika ganz selbstverständlich ab.
    Dann drehte er sich halb auf die Seite und stützte sich auf seinen Ellenbogen.
    Er nickte:
    "dominus Sisenna Iunius Scato.“, sagte er beinahe feierlich.

  • Ein guter Sklave zeichnete sich nicht durch Kadavergehorsam aus, sondern dadurch, dass er mitdachte. Manchmal zeigte sich dies in kleinen Gesten. Terpander nahm den leeren Tisch stirnrunzelnd zur Kenntnis. Die Stimmen aus dem Triclinium verrieten ihm, woher der Wind wehte und was Sache war. Er kannte Scato und ahnte, was der schon wieder vergessen hatte. So stellte er die Einkäufe auf den Tisch und verschwand kurz im Schlafzimmer der Herren. Als er wiederkehrte, führte sein Weg ihn direkt zu Scato und Tiberios, die es sich auf der Kline gut gehen ließen. Terpander stellte eine kleine Amphore mit Öl hinter Scato in die Wandnische, wobei er einen weisen Blick aufsetzte, und verschwand wieder, als wäre nichts gewesen.

  • Die Küsse auf seinen Narben sorgten dafür, dass Scato zu Wachs wurde. Der Unterschied zu den rauen Soldatenhänden, die er sonst auf der Haut gewöhnt war, war extrem. Sein vorheriges Misstrauen, seine großspurigen Pläne - sie schmolzen in der Wärme, die Tiberios ihm schenkte. Der Scriba konnte spüren, wie Scatos Muskulatur sich unter seinen Berührungen entspannte, während die Hitze aus seinem Inneren ihm unter die Haut stieg. Als Tiberios schließlich nackt vor ihm lag, schön und jung wie der Liebling des Pan und bereit für die größte Ehre, musste Scato kurz verschnaufen. Er war nicht unbedingt für seine Ausdauer bekannt. Da kam ihm das angewärmte Öl recht, das Terpander brachte.


    Er goss es aus der Amphore in Schlangenlinien über Tiberios´ weißen Rücken. Der Jüngling bekam eine Rückenmassage spendiert, vom Nacken angefangen über sein Kreuz hinab und spürte dabei immer wieder Küsse und Zwicken der Schneidezähne auf seinem Genick. Die Hornhaut an Scatos Fingern war leicht kratzig auf seiner Haut. Scato hatte viel Kraft aber er setzte sie umsichtig ein. Schließlich glitten seine Finger noch tiefer, die Berührungen wurden tastend. Scato war ganz dicht an Tiberios herangerückt, Mund und Nase waren zwischen seinem Hals und seine Schulter gedrückt, als sie eins wurden. Nur ihr Atem und das Rascheln der Strohmatratze unter ihnen waren noch zu hören, das zunehmend lauter wurde. Scato schloss die Augen, als er spürte, wie Faunus ihn rief. Er bat, dass er noch etwas durchhalten möge, denn auch Tiberios sollte in den höchsten Genuss kommen und er versuchte, das Verlangen des Jünglings zu erspüren und sich ihm anzupassen. So lange er konnte, zögerte er den entscheidenden Moment hinaus, ehe er plötzlich die eingesetzte Kraft verdoppelte und seine Welt sich auflöste in Ekstase.

  • Scato lag hinter Tiberios, der junge Grieche bemerkte, dass warmes Öl seinen Rücken benetzte und dann begann ihn der Römer zu massieren. Sein Griff war nicht zaghaft, sondern fest und männlich.
    Die Stärke des Urbaners flößte dem Jüngling Vertrauen und Geborgenheit ein, und er überließ sich seufzend seinen Händen und seinen Küssen. Ab und zu griff er nach Scatos Hand und streichelte sie mit seinen Lippen.
    Als Scato ihn nahm, warf er den Kopf zurück, und als dessen Bewegungen schneller und ehrlicher wurden, entfuhr dem furischen Sklaven tatsächlich Scatos Namen.


    Der Römer umhüllte ihn mit seiner Wärme, und Tiberios dachte einen Moment lang, dass er ihm vielleicht nie wieder so nahe sein würde, Sisenna Iunius Scato gehörte ja Roma und seinen Kameraden.
    Aber dieser Augenblick gehörte allein Aphrodite, und der junge Alexandriner weinte ein wenig, ohne zu wissen, weshalb.


    Dann sagte er leichthin : „Ich merke schon, du hast mir wirklich verziehen, dominus Scato“, lächelte, drehte sich um und griff nach dem Öl, rieb sich mit ein paar Tropfen die Hände ein und legte sie in das Kreuz des Römers, bevor er über dessen Flanken glitt und ihn mit seinen schlanken, weißen Fingern weiter liebkoste.


    Er bedachte Scato mit wie zufällig wirkenden, spielerischen Zärtlichkeiten und freute sich an ihm.

  • Während Scato körperlich und seelisch zur Ruhe kam, genoss er die Zärtlichkeit, die Tiberios ihm schenkte. Hin und wieder erwiderte er sie, im Großen und Ganzen ließ er sich jedoch nun eine Runde verwöhnen, nachdem er geackert hatte. Irgendwann merkte Tiberios, dass Scato nicht mehr reagierte, weil er eingenickt war. Da der Arm des Miles auf ihm lag, konnte er nicht aufstehen, ohne ihn zu wecken, was sicher in der Absicht von Scato lag. Der wachte nach einer Weile von selbst wieder auf, weil ihm im Schlaf einfiel, dass Tiberios wirklich seinen Namen gestöhnt hatte. Er grinste, ehe er die Augen aufschlug. Na also. Er schien im Bett dazu zu lernen. Mit 20 war es nun wirklich an der Zeit dafür, er hatte es aus lauter Grusel lange genug vor sich hergeschoben. Alles, was ihm gefehlt hatte, war das gewesen, was Terpander ihm immer gepredigt hatte - ein Lehrer. Den hatte er in Lurco gefunden und Tiberios profitierte nun auch davon und half ihm seinerseits, sich auf andere einzustimmen.


    "Jetzt bin ich faul", gestand er. "Dabei ist das nur eine Mittagspause!"


    Für Tiberios war das sicher ein Glück, denn Scato machte nicht den Eindruck, als würde er ihn andernfalls zeitnah wieder ziehen lassen.

  • Mit einer Waschschüssel und einem Korb voller Zubehör spazierte er ins Triclinium, sobald Terpander den Eindruck hatte, dass es an der Zeit war. Scato musste sich waschen lassen, damit er beim Dienst nicht nach dem anregenden Duftöl von Tiberios roch, was für Irritation sorgen könnte, oder gleich noch nach Tiberios selbst. Garstiger Weise erfolgte das Waschen mit eiskaltem Wasser, damit Scato wieder munter wurde. Anschließend wurde er mit einem harten und rauen Handtuch abgerubbelt, ehe das übliche Ölen und Striegeln folgte. Auch hierbei war Terpander eher grob, um seinen Kreislauf zu aktivieren und ihn nicht noch weiter zu entspannen. Er für seinen Teil hätte seinem Schüler was gehustet, wenn der sich in einer winzigen Dienstpause mit irgendeinem Jüngling vergnügte, der ihn friedlich und dumm machte, aber ihn fragte ja niemand.


    Danach war Tiberios an der Reihe. Ob er darauf Lust hatte, war Terpander egal, er musste die volle Behandlung über sich ergehen lassen. Nur erhielt er im Gegensatz zu Scato am Ende keine frische Kleidung, sondern seine alte. Und er duftete nun nicht mehr nach Zitronengras, sondern nach Zimt (von dem man annahm, dass es von Zimtvögeln stamme oder auf dem Grund von Seen wüchse), weil Terpander es so wollte.


    "Essen steht bereit auf dem Tisch, wenn ihr noch Zeit habt", informierte er, ehe er den Krempel aufräumte und in Richtung Hortus verschwand.

  • Als Tiberios merkte, dass dominus Scato unter seinen leichten Liebkosungen einschlief und seinen Arm so auf ihn bettete, dass er nicht aufstehen konnte, ohne den Römer zu wecken, lächelte er und schmiegte sich an ihn.
    Er genoss Scatos Geruch an sich selbst; er spürte noch einmal geistig dem Geschehenen nach.
    Vielleicht hätte er ihn mit weiteren Zärtlichkeiten - Tiberios hatte da noch Ideen - auf eine zweite Runde einstimmen können, aber auch der junge Sklave döste etwas ein, denn er wurde erst wieder aufmerksam,, als er dominus Scato sagen hörte:
    „ Jetzt bin ich faul. Dabei ist das nur eine Mittagspause“.


    Da kam auch schon Terpander mit einer Waschschüssel und einem Korb in das triclinum und fing an, seinem jungen Herren aufzuwarten und ihn sozusagen wieder dienstfähig zu machen.


    Tiberios räkelte sich gemütlich auf der Kline und sah mit einem Lächeln zu , als Scato das Gesicht verzog, weil das Wasser wohl kalt und das Handtuch rau war. Aber nach dem Striegeln und Ölen wirkte der Urbaner eindeutig munter und wach.


    Der junge Grieche wollte gerade fragen, ob es in der Casa Leonis ein Sklavenbad gäbe, das er benutzen könnte, da wandte sich Terpander ihm zu.


    Tiberios wollte abwehren. Weder seine Nacktheit noch das Liebesspiel mit dominus Scato waren für ihn Anlass zu Scham aber es war ihm peinlich, dass ihn ein Älterer bedienen wollte.


    Als der furische Sklave dann aber das eiskalte Wasser, das raue Handtuch und die festen Griffe Terpanders zu spüren bekam,hörte er auf, sich deshalb peinlich berührt zu fühlen. Er zuckte einige Male zusammen, während sich seine Haut rötete.
    Doch als Terpander ihn am Ende mit Zimtöl ölte – sehr exotisch und schwer, fand Tiberios, der die leichten Düfte wie Calmus und Zitronengras bevorzugte – merkte er, dass er sich angenehm frisch und ausgeruht fühlte.


    „Ich danke dir vielmals, Terpander“, sagte der junge Grieche.


    Jetzt nach der Entspannung und der anregenden Massage spürte er, dass ihm etwas flau im Magen wurde, er bekam Hunger.


    Da sprach Terpander schon von Essen, und Tiberios war noch jung genug, um sich über die Aussicht auf eine Gratismahlzeit zu freuen.

  • Unten war es still geworden, Scato und Tiberios waren nicht mehr zu hören und auch Terpander gab kein Geräusch von sich. Dass ließ auf einen guten Ausgang für die Versöhnung schließen. Lurco schmunzelte Sati an, stand auf und zog ihn mit sich hoch.


    "Lass uns unten weiter reden Sati, schauen wir mal nach was Scato und Tiberios so getrieben haben oder immer noch treiben. So langsam knurrt mir auch der Magen und Dir geht es sicher nicht anders", sagte Lurco freundlich und begab sich wieder in die untere Etage.


    Unten angekommen wurden sie von einem gellenden Pfauenruf empfangen. Der bunte Vogel spazierte anmutig an ihnen vorbei und Lurco konnte nur feststellen, dass sich der Kauf des schönen Tieres gelohnt hatte. Er ging zum Tisch, machte es sich dort gemütlich und deutete Sati an, es ihm gleich zu tun.

  • Kaum war Tiberios wieder hergerichtet, sprang er von der Kline auf und stürmte voller Elan in den hortus.
    Er hielt Ausschau nach den Datteln, die er mitgebracht hatte und war erleichtet, als er sah, dass das Leinensäckchen noch gut gefüllt war.


    Der Blick des jungen Griechen fiel zunächst auf Satibarzanes. Er hielt den nur ein paar Jahre älteren, etwas pummeligen jungen Mann für dominus Lurcos Sklaven. Erstens hatte das Terpander gesagt, und zweitens sah der Bursche zwar freundlich und umgänglich aus, wirkte jedoch trotz seiner neuen Tunika und seines ordentlichen Aussehens etwas befangen und viel schüchterner als ein dominus.


    „Salve!“, rief Tiberios ihm zu:
    "Könntest du bitte kurz nachschauen, ob das Säckchen mit den Datteln gut verschnürt ist? Es ist nicht so, dass der Pfau keine davon haben darf - aber ich weiß nicht wie viele Pfaue vertragen und nachher bekommt er Durchfall oder wird krank, und das würde ich mir nie verzeihen bei so einem schönen Vogel…“


    Tiberios konnte die etwas ängstliche Miene des neuen Sklaven nachfühlen. Er erinnerte sich noch an seinen ersten Tag in der Casa Furia als er selbst sehr eingeschüchtert war.


    Der junge Grieche zwinkerte dem vermeintlichen Standesgenossen zu , um ihn etwas aufzumuntern:
    „ Ich heiße übrigens Tiberios und bin Sklave der gens Furia.“, stellte er sich vor:
    " Und wie heißt du denn ? Nimm dir ruhig auch Datteln, sie sind ganz frisch!"


    Er wollte Satibarzanes gerade andeuten, dass es trotz aller Großmut der beiden Herren der Casa Leonis vielleicht besser wäre, aufzustehen , da bemerkte er dominus Manius Purgitius Lurco.


    Wie vom Donner gerührt blieb der furische Sklave stehen.


    Ihm schoss das Blut inden Kopf; er nahm Haltung an, verbeugte sich tief und hob dann die Hand zum Zeichen, dass er sprechen wollte.

  • Lurco hatte es sich gerade mit Sati am Tisch gemütlich gemacht, als Tiberios geradezu hereingewirbelt kam. Jedenfalls kam es Lurco so vor. Tiberios war bester Dinge, gut und absolut erholt sah er aus, um nicht zu behaupten tiefenentspannt, was Lurco wissend grinsen ließ.


    Kaum angekommen sprach Tiberios Sati an und bat ihn zu kontrollieren ob die Datteln noch sicher verpackt waren, der Grund war Besorgnis um den Pfau. Das rührte Lurco, zeitgleich fiel ihm ein, dass der schöne Vogel noch einen Namen benötigte.


    Dann plauderte er munter mit Sati drauf los, aber hier lag wohl ein winziges Missverständnis vor. Genau wie Terpander ging auch Tiberios davon aus, dass es sich bei Sati um einen Sklaven handelte. Nun man konnte es ihnen nicht verübeln, Sati war ein gebrochenes Wesen. Man sah ihm an, dass es das Leben nicht gut mit ihm gemeint hatte.


    Scheinbar war Tiberios in die Begrüßung so vertieft gewesen, dass er ihn gar nicht bemerkt hatte. Dem jungen Mann schoss das Blut in die Wangen, als er ihn entdeckte, verneigte sich und hob die Hand um damit um Gehör zu bitten.


    "Salve Tiberios, schön dass Du hergefunden hast. Sicher darfst Du sprechen, aber bevor Du etwas loswerden möchtest, bin ich dran. Ich glaube ich muss hier ein Missverständnis aufklären. Terpander und Du Ihr beide unterliegt einem Irrtum. Satibarzanes ist kein Sklave, er ist ein freier Mann, mein Freund und Angestellter in der Taberna zum lallenden Löwen. Dies vorab, damit er nicht wieder versehentlich enthaart wird, oder Schlimmeres. Jetzt Du Tiberios", grinste Lurco freundlich.

  • Tiberios verwünschte insgeheim ein wenig Terpander, der Satibarzanes ganz eindeutig als Sklaven bezeichnet hatte, aber das ließ er sich nicht anmerken.


    Er schaute Satibarzanes genauer an. Ein freier Mann also, doch zweifellos ein peregrinus und von nicht allzu hohem Rang, niemand, der einen Haussklaven in gehobener Position bei einer wichtigen römischen gens wirklich beeindrucken konnte. Aber dominus Lurco bezeichnete ihn als einen Freund, das wog schwerer.


    Daher sprach er:
    „Verzeih mein Missgeschick, dominus Satibarzanes, dich einfach so angesprochen zu haben. Es war keine böse Absicht sondern beruhte auf dem Vorliegen von falschen Informationen.“


    Dann wandte er sich an Lurco:
    „Salve, dominus Lurco“, sagte er ernst:
    „Ich bin froh, dich zu sehen, so kann ich mich noch einmal persönlich für mein Verhalten vor der Castra entschuldigen.
    Ich danke dir auch, dass du auf eine offizielle Anzeige verzichtet hast, denn das hätte Schande über meine familia gebracht.“


    - über Konsequenzen für ihn selbst sprach der furische Sklave erst gar nicht, die würden Lurco klar sein - doch nun wurde seine Stimme weicher:
    „Ich habe mich so sehr über deinen Brief gefreut und werde ihn immer aufbewahren. Du hast mir nicht nur verziehen, du hast mir geschrieben wie ein ….“
    Tiberios suchte nach Worten:
    „Ein älterer Verwandter an einen jüngeren schreibt? Deine Güte mir gegenüber ist viel mehr als ich verdiene. Ich möchte dich bitten, wenn es etwas auf der Welt gibt, was ich für dich tun kann, so lass es mich jetzt oder in der Zukunft wissen. Ich stehe in deiner Schuld, dominus Manius Purgitius Lurco.“

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    Satibarzanes hatte ein wenig gebraucht, um sich seine Worte gedanklich zurechtzulegen. Lurco war freundlich zu ihm und als sie nebeneinander saßen, suchte der die Nähe des neuen Hausbewohners, indem er ihre Hände miteinander verschränkte. Satibarzanes war es gewohnt, körperlich in Anspruch genommen zu werden, so dass er keine Berührungsängste kannte - keine, die sich auf der Haut abspielten. Anders sah es bei denen aus, wo es um seelische Nähe ging.


    Doch als er gedanklich endlich so weit war, Lurco auf seine Frage zu antworten, woher er den 'Grusel-Griechen mit den grausigen Haaren' kannte, stand Lurco schon wieder auf, weil unten irgendetwas sein Interesse weckte. Satibarzanes schloss seinen Mund wieder, schaute traurig und verstummte. So lief das immer, aber meistens erst dann, wenn er sagte, dass er aus Pannonien stammte und nicht, wie sein Name vermuten ließ, aus dem exotischen Partherreich. Das war der Punkt, an dem seine Gesprächspartner sich in der Regel gelangweilt abwandten. Diesmal war er schon vorher langweilig geworden.


    So folgte Satibarzanes ihm hinab und setzte sich mit Lurco an den Tisch, der in dem schönen Garten stand, wo die Bienen in den blühenden Kräuterbeeten summten. Eine dicke Hummel eierte auch vorbei, die Satibarzanes an sich selbst erinnerte, insbesondere, als sie von dem Pfau aus der Luft gepickt und mit einem Haps verschlungen wurde.


    Als Lurco ihn seinen Freund nannte, blickte Satibarzanes rasch auf die Tischplatte. Und als Tiberios ihn dominus nannte, piepste er kaum hörbar. Mit einem Räuspern stellte er seine Stimmkraft halbwegs wieder her.


    "Macht nichts", krächzte er leise. "Terpander ist Schuld."


    Vermutlich war der Kerl prinzipiell Schuld, wenn es irgendwo Probleme gab. Dem Stand der Ärger auf die Stirn geschrieben wie ein böses Omen. Und er hatte ihn enthaaren wollen! ... was Satibarzanes auf den Gedanken brachte, dass der Kerl vermutlich mit Kyriakos unter einer Decke steckte, der das auch immer - vergebens - von ihm verlangt hatte. Diese Griechen waren alle gleich böse.

  • Lurco härte Tiberios aufmerksam zu und schmunzelte ihn an.


    "Warum Du so gehandelt hast, war mir schon klar Tiberios. Warum ich so handeln musste, wie ich gehandelt habe war Dir leider nicht klar. Deshalb habe ich es erläutert, der Rest stand im Brief und es freut mich, dass Du ihn Dir so zu Herzen genommen hast. Weder Scato noch ich wollten Dir etwas Böses Tiberios, deshalb habe ich versucht Dir alles so darzulegen, damit Du es auch durch den Schleier der Gefühle erkennst. Wie Du schon richtig sagst, wie die Erläuterungen eines großen Bruders.


    Vergeben und vergessen, nur lass es Dir eine Lehre sein und halte Dich an Deine Herrin. Sie meint es gut mit Dir und wir meinten es auch gut mit Dir. Ich hatte nicht vor Dich anzuzeigen, ich hätte Dich höchstens privat zur Rede gestellt, was Du Dir dabei gedacht hast.


    Es freut mich, dass Du Dich noch einmal persönlich entschuldigst, lassen wir die Sache nun ruhen.


    Falls Du mir einen Gefallen erweisen möchtest, unterrichte Sati für mich. Das heißt, sobald Du etwas Zeit und Lust hast. Sati wird sich um unsere Taberna kümmern, da könntest Du ihm vielleicht etwas Lesen und Schreiben beibringen. Das wäre schön und für Sati wäre es auch von Vorteil. Dann kann er etwas, womit sich nicht jeder rühmen kann.


    Was mich besonders freut ist, dass Du Dich mit Scato ausgesöhnt hast Tiberios. Das wurde auch Zeit. Ihr beiden seid um den heißen Puls herumgeschlichen, dass es nicht mehr schön war. Aber was länge wärt, wird endlich gut. So auch bei Euch. Setz Dich, wie ich rieche hat Terpander uns Bratwurst besorgt", sagte Lurco glücklich, lehnte sich zurück und knuffte Sati.


    "Du schuldest mir noch eine Antwort Satibarzanes, es sei denn Du möchtest das Gespräch lieber mit mir allein unter vier Augen führen. Dann beuge ich mich Deiner Wahl und wir reden nachher allein in Ruhe weiter. Ich hoffe Du bist mit meinem Vorschlag einverstanden, Lesen und Schreiben zu lernen", warf Lurco ein, nahm sich einige der Datteln aus dem Säckchen und probierte sie.


    "Die schmecken lecker", grinste er gut gelaunt.


    "TERPANDER! HIER RIECHT ES NACH BRATWURST!", rief Lurco ins Haus und kicherte dann leise.

  • Tiberios lächelte. Er war gerade glücklich; Lurco und Scato hatten ihm verziehen, und Scato hatte die Freuden Aphrodites mit ihm geteilt. Er fühlte sich unter Menschen, die es gut mit ihm meinten.


    Als Lurco ihn bat, den jungen Mann Sati nannte er ihn, zu unterrichten, nickte er und sagte:
    „Das tu ich gerne für dich, dominus Lurco. Immer wenn ich frei habe , will ich in die taberna kommen. Ich bin qualifiziert, ich war der Hauslehrer meines früheren jungen kyrios in Alexandreia, seit ich sechzehn war.“ *


    Er wandte sich nun direkt an Sati mit einer kleinen Verbeugung:
    Es wird mir eine Ehre sein, dominus Sati, dich Lesen und Schreiben zu lehren. Und Griechisch, wenn du möchtest., die ganze paideia, die Bildung der bewohnten Welt“


    Da Sati etwas bedrückt dreinschaute, fügte er an und seine grauen Augen leuchteten:
    Es wird dir Freude machen, dominus, und wenn nicht, kannst du deinen Lehrer ja verprügeln.“


    Tiberios wußte selbst nicht, warum er die ganze Zeit das Gefühl hatte, der junge Mann brauche seine Aufmunterung, obwohl er im Rang über ihm stand.
    Und den nächsten, den ich mir vornehme , ist Terpander, dachte Tiberios ärgerlich. Dieser Sati scheint zu Tode erschrocken zu sein.
    Schon dachte der junge Grieche wie ein Lehrer, der seinen Zögling beschützen wollte.


    Tiberios setzte sich, da dominus Lurco ihn aufforderte. Die Bratwurst roch köstlich, und ihm knurrte der Magen.



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