Dass bei der Analyse der Schriftrollen ein plötzlicher Windhauch die Glöckchen hatte gellen lassen, hatte Terpander noch als Zufall abgetan. Doch als ein Vorhang sich wallte, hinter dem ganz bestimmt niemand stehen konnte, sträubte sich sein Nackenhaar. Beim Stöhnen und Rufen des Magiers, dem eine finstere Prophezeiung aus dem Munde drang, sprang Terpander vor Entsetzen so heftig auf, dass der Stuhl hinter ihm umstürzte - vollkommen sinnlos, denn weder Götter noch Geister ließen sich mit physischen Waffen bekämpfen. Der Kopf des Anis von Alexandria knallte auf die Tischplatte, ehe er sich verwirrt wieder aufrappelte. Terpanders Herz schlug bis zum Hals. Er hatte soeben einer göttlichen Weissagung beigewohnt. Mühsam beherrscht stellte er den Stuhl wieder hin und setzte sich. Händeknetend, um die Fäuste wieder zu lockern, sammelte er seine Gedanken. Ruhe und Klarheit waren das oberste Gebot.
"Du hast verkündet, ich hätte einen Feind, sehr viel näher, als ich denke. Kyriakos, Spartas Sohn. Ist er jener Feind? Ich weiß es nicht. Seit sieben Jahren zwischen Leben und Tod ..."
Bei diesen Worten wurde ihm so Elend ums Herz, dass er ganz blass wurde.
"Bei den Göttern, was habe ich getan ... Zeus war Zeuge. Es ist nur Recht, dass ich dafür bezahle und drüben erwartet man mich schon sehnsüchtig. Aber mein Herr darf nicht darunter leiden! Meine Pflicht ihm gegenüber ist, was mich hier noch hält."
Terpander schob weitere zehn Sesterzen über den Tisch. Nun wieder gefasster, fragte er:
"Was kann ich tun, um die Bedrohung abzuwenden? Mein junger Herr benötigt meinen Rat und meine Unterstützung noch ein paar Jahre, bis er flügge ist. Ich muss das verdiente Unglück noch aufschieben, wenn der Feind wirklich so nahe ist. Sagen wir, um weitere sieben Jahre. Kannst du da etwas machen?"
Dann wäre Scato siebenundzwanzig und hoffentlich entweder endlich eigenständig genug, nicht ständig irgendwelchen Unfug zu machen (wie seinen Sklaven mit gebratenen Lukanerwürsten zu verwöhnen), oder dauerhaft in guten Händen, die ihn sanft, aber bestimmt, in eine weniger fatale Richtung lenkten und ihm liebevoll zeigten, was gut für ihn war.