Beiträge von Terpander

    "Der Hausherr heißt Aulus Iunius Tacitus. Und mir geht es gut, danke." Sein entsetzliches Heimweh verschwieg er.


    Ravillas Pläne kamen denen von Terpander durchaus entgegen. Aber alles der Reihe nach. Erst wurde der Gast versorgt, dann dessen Sklaven sortiert und anschließend musste Terpander wieder ein Auge auf die Cena haben. Erst ganz zum Schluss war er selbst dran.


    "Das lässt sich einrichten. Wenn du mir bitte folgen willst ..."

    Grimmig schaute Terpander durch den Türspalt. Der Anblick von Anaxis entschädigte ihn für die späte Stunde. Der junge Perser gehörte zu den wenigen Personen, die Terpander je lächeln sahen, aber natürlich geschah auch das nicht ohne Hintergedanken. Sie wechselten einige Worte auf Koiné. Im Anschluss rief Terpander die Haussklaven herbei, damit sie beim Tragen halfen.


    Nun ging Terpander zum Reisewagen und begrüßte Galeo Seius Ravilla, der von der Reise erschöpft wirkte. So ohne die übliche Schminke, den bunten Tand und den ganzen Glitzerkram, den er sonst trug, hätte Terpander den Herrn auf der Straße vermutlich nicht sofort erkannt.


    "Chaire, Herr Ravilla", grüßte Terpander für seine Verhältnisse freundlich. Auch mit Ravilla sprach er auf Koiné, da das die Muttersprache des Herrn war. "Du kommst pünktlich zum Essen. Darf ich dich ins Triclinium geleiten oder wünschst du zunächst ein Bad? Wenn ich eine Empfehlung aussprechen darf: Im Triclinium wartet eine Überraschung. Ich würde dir raten, hinterher zu baden. Wie darf Anaxis untergebracht werden? Einzelzimmer, Sklaventrakt oder nächtigt er bei dir?" Er versuchte, die Frage möglichst neutral zu stellen, während er insgeheim hoffte, Anaxis heute zu sich selbst einladen zu können.


    Hinter ihnen begannen die übrigen Sklaven, das Gepäck durch den Regen ins Haus zu tragen. Ganz gleich, wie lange Ravilla zu bleiben gedachte, heute Nacht würde er in der Domus Iunia standesgemäß unterkommen und es würde ihm an nichts mangeln.

    Dass der Einkauf ihn gestresst hatte, sah man Terpander wohl an, als er in die Bibliothek trat, einen übervollen Korb in seiner Hand, schützend ausgekleidet und abgedeckt mit weißem Tuch. Mit zerknittertem Gesicht schaute er sich um. Suchte man Aulus Iunius Tacitus, fand man ihn zumeist hier.

    Ein Durcheinander von Eindrücken attackierte seine Sinne wie ein Sperrfeuer aus parthischen Pfeilen. Niemand benötigte so viele verschiedene Kleidungsstücke oder Geschirr zur Auswahl, eine unüberschaubare Anzahl an Weinen oder ganze Festbehänge von Schmuckstücken. Das konnte nicht gut sein für eine Gesellschaft, es lenkte sie ab vom Wesentlichen. Die Menschen verloren ihren Fokus. Die Enge und der ständige Körperkontakt mit Fremden widerten ihn an, besonders, wenn ein untrainierter Oberarm ihn berührte. Nichts vermochte seine Libido so zuverlässig zu ersticken wie körperliche und geistige Weichheit. Und Rom erschien ihm in vielerlei Hinsicht weich. Eigentlich hätten die Römer damals gar nicht siegen können. Wahrscheinlich lag es mehr noch an der Verweichlichung von Athen und Korinth, und vor allen Dingen an Theben, das zu allen Zeiten eine diplomatische Katastrophe gewesen war. Ja, es musste an Theben gelegen haben. Thebens vermeintlicher Sieg war in Wahrheit die Niederlage der hellenischen Welt.


    Durch Terpaners Gedanken rollten die Streitwägen einer Schlacht, die er nie erlebt hatte und in der Kleombrotos in die Erde von Leuktra getrampelt worden war bis ihn seine eigenen Angehörigen nicht mehr erkannten, doch erlebt hatte es der alte Aspis mit dem Lamda, der seither nicht mehr zu reparieren gewesen war und an der Wand von Terpanders Haus seinen Frieden gefunden hatte. Terpander glaubte wieder das lastende Gewicht seines eigenen Aspis auf dem linken Arm zu spüren während der endlosen Übungsmärsche von Spartas heute nur noch der Tradition dienenden Streitmacht. Er schmeckte den Sand der Heimat auf den Lippen und roch den Duft des Olivenhains, spürte den glatten Schaft des Dory in seinen Fingern und die enorme Hebelwirkung der langen Stange auf sein Handgelenk, er spürte wieder Zisimos an seiner Seite und die verlorene Jugend in seinen Knochen. Vielleicht wäre es besser gewesen, sein Vorfahre, der im Gefolge des Kleombrotos gekämpft hatte, hätte darauf verzichtet, einen Sohn in die Welt zu setzen, dann wäre auch Terpander vieles erspart geblieben und allen, die er gequält hatte.


    Die Ankunft am Schreibwarenladen riss Terpander aus seinem Tagtraum. Mit düsterem Blick trat er ein.


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    Wenn jemand gerade etwas Luft und Lust hat, kann er oder sie gern "zufällig" mit Terpander in den Trajansmärkten aufeinandertreffen und ihm das Leid des Einkaufens durch seine oder ihre Gegenwart etwas abmildern:


    Tacitus hatte ihn um Schreibmaterialien gebeten und die besten gab es in den Trajansmärkten.


    Als Terpander sich durch die Menschenmassen auf dem Vorplatz drängte, fühlte er sich paradoxer Weise allein. Ein unüberbrückbarer innerer Unwillen gegen die Händler wie die Kunden trennte ihn von übrigen Besuchern, als er auf das Halbrund zu schritt, das sich über sechs prall mit Waren und Menschen gefüllte Etagen erhob. Gab es irgendwo eine Karte oder Hinweisschilder? Unglaublich, bei einem Einkauf an so etwas denken zu müssen! Bei den Trajansmärkten handelte es sich nicht um ein einzelnes Bauwerk, sondern um einen zusammenhängenden Komplex aus 170 Einzelgebäuden, der in der gesamten Welt seinesgleichen suchte. Für den Bau war es notwendig gewesen, Teile des Quirinal abzutragen und eine Vielzahl kleiner Ladengeschäfte, die vorher auf der Hügelkuppe gestanden hatten, waren dafür dem Erdboden gleich gemacht worden.


    Mit einem unguten Gefühl und einem Korb in der Hand betrat Terpander den Tartaros des Konsums, in dessen labyrinthischen Eingeweiden sich irgendwo ein kleiner Schreibwarenladen befinden musste ...

    "So, zieh dich an. Du wirst auf eine Reise gehen." Terpander ließ Artemisia keinen Raum für Diskussionen. Eventuelle Rückfragen unterband er unwirsch. "Der Studienfreund deines Herrn benötigt deine Dienste in Panormus. Präg dir seinen Namen ein, er heißt Stefanos Sophokles. Dieser Name ist künftig das Erste, woran du denkst, wenn du aufwachst und das Letzte, bevor du einschläfst. Dieser Name ist deine Lebensessenz und dein Gebet, bis Iunius Tacitus dich zurück in seine Dienste ruft."


    Wovon Terpander nicht ausging. Er wartete, bis sie ihr weniges Hab und Gut zusammengepackt hatte, wobei er keine Zweifel daran ließ, wie eilig er es hatte, sie los zu werden. Nachdem sie alles erledigt hatte, stand unvermittelt auch der ehemalige Gladiator Malachi im Raum. Er hatte eine große Kiste mit Luftlöchern herbeigeschleppt, deren Wände mit Stoff und Stroh gepolstert waren. Wenige Handgriffe später war Artemisia von den beiden Männern zu einem handlichen Paket verschnürt worden und wurde in die Kiste gesteckt. Terpander korrigierte die Polsterung und prüfte, ob Artemisia atmen konnte. Da alles zu seiner Zufriedenheit war, nagelte Malachi den - ebenfalls gepolsterten - Deckel zu. Tollpatschigkeit hin oder her, diese Sklavin würde unverletzt ihren Bestimmungsort erreichen.


    Die mit Absender und Empfänger beschriftete Kiste fuhr wenig später mit einem Karren zum Cursus Publicus, wo sie gegen eine saftige Bestechungsgebühr bequem per Postexpress verschickt werden würde ...

    "So wird es geschehen." Terpander machte auf dem Absatz kehrt und entschwand, um die Abreise der Sklavin vorzubereiten. Die Schreibutensilien würde er auf dem Rückweg von den Trajansmärkten mitbringen. Er hatte da schon einen bestimmten Händler im Blick.

    "Ich werde dir für dein Buch alles organisieren, was du wünschst. Wie hochwertig darf es denn sein? Für Notizen kannst du dich bis dahin an den Materialien in der Bibliothek bedienen. Dort findet sich neben der Literatur auch immer Schreibzeug, falls jemand sich etwas notieren möchte."

    Als der Mundschenk in Richtung Küche marschierte, weil die Häppchen zur Neige gingen, erhielt er außerhalb der Sichtweite der Herrschaften einen saftigen Hieb auf den Hinterkopf. Dazu einen strengen Blick von Terpander. Eine Erklärung erhielt er nicht.


    Die übrigen Sklaven begannen derweil, den Hauptgang aufzutischen. In Anbetracht des schwülen Wetters gab es heute Fisch statt Fleisch: Fangfrischen Kabeljau vom Markt, in mundgerechte Häppchen geschnitten und in Weißwein gebraten. Garniert wurde das Ganze mit frischen Kräutern, schwarzem Pfeffer und Rosinen. Wem das nicht zusagte, der konnte Brot und Obst essen oder sich vertrauensvoll an Terpander wenden, der äußerst liebenswürdig in die Runde schaute, während er die Mimik der Herrschaften beobachtete, um herauszufinden, wie gut (oder auch nicht) ihnen das heutige Essen schmeckte.


    Auch der gerügte Mundschenk war wieder dabei, um für die passenden Getränke zu sorgen.


    Und endlich perlten auch die Klänge einer wunderbaren Melodie durchs Triclinium ...

    Terpander interpretierte die Erklärung so, dass die Sklavin die Geduld von Aulus Iunius Tacitus überstrapaziert hatte und dieser sie loswerden wollte. Dem stimmte Terpander zu. Er setzte seinen weisen Blick auf und nickte, als würde er die edle Überzeugung dahinter teilen. Seine eigenen zahllosen Fehler hatten ihm die Sklaverei beschwert. Seine eigenen Fehler zu korrigieren hieße, sich ihnen zu stellen.


    "Ich werde mich nach der nächsten Reisemöglichkeit erkundigen. Wünschst du sonst noch etwas von mir?"

    "An Dir ist ein Meister für die Bäder verloren gegangen, Terpander, so scheint es mir"

    "Er ging nicht verloren. Das Baden kann ich und noch vieles andere", hatte Terpander in seiner mangelnden Bescheidenheit geäußert, bevor er Seia Fusca ins Triclinium geführt hatte. Die gegenseitige Hilfe bei der Körperpflege gehörte zu einem wichtigen Teil seiner Vergangenheit. Insbesondere Haar- und Bartpflege übernahm er trotz gelegentlicher Phasen von Faulheit auch heute noch immer gern, ließ sich dabei Zeit.


    Als er wartend im Hintergrund stand, mit der Körperhaltung und dem Blick eines Türstehers, spürte er noch ihre Finger auf seinem Arm. Er freute sich, bewusst als Mann wahrgenommen worden zu sein, doch beging nicht den Fehler, daraus etwas abzuleiten. Interessanter war die Frage, wie die jungen Römer auf die Gegenwart der erblühten jungen Frau reagieren würden, und er beobachtete durch seine halb geschlossenen Lider jede Regung. Als aus einem entfernten Raum die Misstöne eines Instrumentes erklangen, das jemand zu stimmen versuchte, zuckte sein Ohr.

    "Zwei: Wie lautet die exakte Adresse und wann muss Artemisia eingetroffen sein?"


    Was den Transport betraf, so wusste Terpander, wie das Dilemma zu lösen sei. Er würde sie fesseln, knebeln und polstern, so dass sie sich nicht selbst verletzen konnte. Was dann im Anschluss bei diesem masochistischen Stefanos Sophokles mit Artemisia geschah, ob sie sich dort wieder einen Fuß brach oder das Genick, lag nicht in seiner Verantwortung.

    Terpander bemerkte man erst, wenn er plötzlich vor einem stand oder wenn er, so wie jetzt, beim Eintreten klopfte. Seine Füße traten vollkommen lautlos auf, ohne dass er dabei schleichende Bewegungen vollführen musste. Seine Gangart wirkte ganz normal und zügig. Die Muskulatur seiner Fußsohlen und Zehen war für die Lautlosigkeit verantwortlich, sie dämpfte jedes Geräusch, so lange man dem Hellenen seinen Willen ließ, die Füße in weiches Leder zu kleiden, und ihn nicht zwang, Schuhwerk mit harten Sohlen zu tragen. Gelegentlich ging er barfuß, um die Hornhaut, die feinen Muskeln und den Tastsinn nicht zu verlieren.


    Heute, da er nicht wusste, was Aulus Iunius Tacitus von ihm wünschte, trug er weiche Schuhe. "Herr", sagte er schneidend, fast fordernd.


    Es klang wie der Gruß eines Soldaten an seinen Offizier. Dann wartete er schweigend, mit einer aufrechten Körperhaltung und einem festen Blick in die Augen des Römers, der jedem Sklaven eines anderen Haushalts den sicheren Zorn seines Herrn eingebacht hätte. Aus Sicht Terpanders jedoch war dieser Auftritt ein Lob. Wen er verachtete, dem sah er nicht ins Gesicht, sondern an ihm vorbei, als wäre er nur ein stinkender Hauch, der zufällig eine Stimme besaß.

    Terpander brachte einen Brief, der an der Porta abgegeben worden war, ins Zimmer des Aulus Iunius Tacitus:


    Ad

    Aulus Iunius Tacitus


    Salve, werter Iunius.

    Du wirst dich fragen wer dir diese Nachricht schicken ließ und hier auch schon sie Aufklärung.

    Ich, Paulkus Germanicus Aculeo, wäre erfreut meine Einladung anzunehmen und dich, zu einer beliebigen Zeit deiner Wahl, im Officium des Procurstor a cognitionibus einzubinden.


    Nebenbei wurde ich auf dich aufmerksam als ich der Anhörung zur Causa Kyriakos beiwohnte.


    Vale


    Paullus Germanicus Aculeo

    admimp-procuratoracogni.png

    Dimitrios Suflaki. Der Name klang wie etwas zu Essen. Vielleicht trübte auch sein Hunger den Verstand. Terpander betrachtete den Brief von außen, dann traf sein Blick erneut den Boten. "Danke. Noch etwas?"

    Terpander geleitete Seia Fusciana in ihrem Tempo durch die Domus Iunia. Bevor sie in Sichtweite des Tricliniums kamen, wusch er ihr die Hände und die Füße an einer Schüssel mit angenehm kühlem und leicht parfumierten Wasser. Dabei ging er sanft und langsam vor. Er bot ihr auch an, Gesicht und Hals mit einem feuchten Tuch abzutupfen, und strich ihr das Haar ungefragt mit den Fingern zurecht. Lange war die Zeit her, da er selbst eine tiefschwarze Mähne getragen hatte. Aber vorbei war vorbei.


    Nach dem Abtrocknen hoffte er, dass Seia Fusca sich die Blütengirlande um den Hals legen und einen Blütenkranz aufs Haar setzen ließe, was ihm wichtig war, bevor er sie die letzten Schritte zum Eingang geleitete und sanft entließ. Er wartete noch eine Gesprächspause ab, dann verkündete für alle: "Seia Fusca, Schwester des verehrten Sisenna Seius Stilo und Tante meines Herrn Sisenna Iunius Scato, ist zu ihrer Familie zurückgekehrt."


    Dann zog er sich einige Schritte zurück, denn ihm sollte die Aufmerksamkeit nicht gelten. An dieser Stelle wartete er, beobachtend, ob weitere Aufgaben anfielen.

    Cubiculum

    Seia Fusca


    Das Zimmer der Seia Fusca war in sanften Pfirsichfarben, Weiß und frischem Grün gehalten. Auf den Ästen der gemalte Pfirsichbäume an den Wänden saßen bunte Singvögel. Die zierlichen, geschwungenen schwarzen Möbel griffen die Farbe und Form der Äste auf, unter anderem das einladend saubere und frisch gemachte Bett, das mit leicht parfumierter Seife gewaschen worden war. Die strahlend weißen Polster, Kissen und Decken verliehen dem Zimmer optische Frische. Vor dem Fenster stand ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Eine Truhe und ein Regal boten ausreichend Stauraum. Terpander hatte eine Vase mit frischen Gartenblumen auf den Tisch gestellt. Eine Obstschale mit reifen Pfirsichen lud zum Naschen ein. Dabei stand auch eine gläserne Karaffe mit kühlem Brunnenwasser, in dem für den Geschmack ein Stängel Zitronnenmelisse schwamm, dazu zwei Gläser.


    Kurzum: Das Zimmer bot alles, was eine junge Frau benötigte. Sollte etwas fehlen, konnte es jederzeit bei Terpander oder einem anderen Sklaven bestellt werden.


    Den dankbaren Blick der Sklavin beantwortete er mit einem wortlosen Blinzeln. Später würde er ihre eine Einweisung geben, doch vorerst musste sie nur den Weg zur Unterkunft der Sklavinnen finden, wo Waschschüsseln, Tücher, Seifen und Öle zur Körperpflege bereit standen.


    Da Terpander merkte, dass Seia Fusca seinen Arm zu betasten wünschte, gab er ihr geduldig die notwendige Zeit. Dergleichen hatte ihn nie gestört und seiner früheren Aufgabe als Gespiele der Seia Sanga war er verantwortungsbewusst nachgekommen. Genau so gut hätte Seia Fusca die Festigkeit eines Baumstamms prüfen können. Ihre Finger fanden einen austrainierten Bizeps.


    "Dich als 'Dummchen' zu bezeichnen, wird niemand wagen, er würde sich lächerlich machen." Langsam begann er sie ins sonnendurchflutete Innere der Domus Iunia zu geleiten. "Hier wohnen neben deinem Bruder Sisenna Seius Stilo auch der Advokat Aulus Iunius Tacitus und sein junger Vetter Sextus Iunius Stilo. Beides gebildete Männer, mit denen man lange Unterhaltungen führen kann. Deine Neffen Sisenna Iunius Scato und Iullus Seius Iunianus Fango weilen momentan in Germanien. Dein Bruder Galeo Seius Ravilla aber hat bis zu seiner Abreise lieber in der Villa Flavia Felix im Palatin residiert. Die Domus Iunia war ihm nicht standesgemäß genug."


    All dies erklärte er ihr, während er sie in ihrem Tempo ins Triclinium führte, und wenn sie wollte, konnte sie die Hand auf seinem Arm liegen lassen.


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    Dem Blick des Gasts präsentierte die Domus Iunia sich als ein ordentliches römisches Stadthaus, deren Außenfassade in freundlichen Farben gestrichen war. Sie wies die Form eines Atriumhauses mit einem grünen Herzen auf. Das Gebäude trug keinen Reichtum, aber Wohlstand zur Schau. Besonders das sichtbare Grün wirkte sehr gepflegt, aber nicht in unnatürliche Formen gestutzt. Nur wenige wussten, das Sisenna Iunius Scato persönlich viele dieser Pflanzen gesetzt hatte, da er das Gärtnern liebte, und verbot, dass man sie brutal zurechtstutzte. Stattdessen waren die Arten so gewählt, dass ihre natürliche Größe eine dem Auge gefällige Pracht ergab. Nackte Erde sah man nirgends, aber viele Bienen, Singvögel und Schmetterlinge.


    Während der Gast alles betrachtete, stellte er irgendwann fest, dass sich zu irgendeinem Zeitpunkt lautlos die Klappe geöffnet hatte und Terpanders finsteres Gesicht ihn musterte. Nach Kenntnisnahme der hochwertigen Kleidung verschloss sich die Klappe wieder und die Tür wurde geöffnet. Terpanders muskulöse Gestalt erschien.


    Mit für seine Verhältnisse überbordender Höflichkeit fragte er: "Wie kann ich helfen?"

    Ich bitte die in Roma wohnhaften Mitglieder der ehrwürdigen Gentes Seia und Iunia zu Tisch und ersuche um zahlreiches Erscheinen. Ich verspreche, ich habe nicht selbst gekocht.