Den dankbaren Blick der Sklavin beantwortete er mit einem wortlosen Blinzeln. Später würde er ihre eine Einweisung geben, doch vorerst musste sie nur den Weg zur Unterkunft der Sklavinnen finden, wo Waschschüsseln, Tücher, Seifen und Öle zur Körperpflege bereit standen.
Da Terpander merkte, dass Seia Fusca seinen Arm zu betasten wünschte, gab er ihr geduldig die notwendige Zeit. Dergleichen hatte ihn nie gestört und seiner früheren Aufgabe als Gespiele der Seia Sanga war er verantwortungsbewusst nachgekommen. Genau so gut hätte Seia Fusca die Festigkeit eines Baumstamms prüfen können. Ihre Finger fanden einen austrainierten Bizeps.
"Dich als 'Dummchen' zu bezeichnen, wird niemand wagen, er würde sich lächerlich machen." Langsam begann er sie ins sonnendurchflutete Innere der Domus Iunia zu geleiten. "Hier wohnen neben deinem Bruder Sisenna Seius Stilo auch der Advokat Aulus Iunius Tacitus und sein junger Vetter Sextus Iunius Stilo. Beides gebildete Männer, mit denen man lange Unterhaltungen führen kann. Deine Neffen Sisenna Iunius Scato und Iullus Seius Iunianus Fango weilen momentan in Germanien. Dein Bruder Galeo Seius Ravilla aber hat bis zu seiner Abreise lieber in der Villa Flavia Felix im Palatin residiert. Die Domus Iunia war ihm nicht standesgemäß genug."
All dies erklärte er ihr, während er sie in ihrem Tempo ins Triclinium führte, und wenn sie wollte, konnte sie die Hand auf seinem Arm liegen lassen.
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Dem Blick des Gasts präsentierte die Domus Iunia sich als ein ordentliches römisches Stadthaus, deren Außenfassade in freundlichen Farben gestrichen war. Sie wies die Form eines Atriumhauses mit einem grünen Herzen auf. Das Gebäude trug keinen Reichtum, aber Wohlstand zur Schau. Besonders das sichtbare Grün wirkte sehr gepflegt, aber nicht in unnatürliche Formen gestutzt. Nur wenige wussten, das Sisenna Iunius Scato persönlich viele dieser Pflanzen gesetzt hatte, da er das Gärtnern liebte, und verbot, dass man sie brutal zurechtstutzte. Stattdessen waren die Arten so gewählt, dass ihre natürliche Größe eine dem Auge gefällige Pracht ergab. Nackte Erde sah man nirgends, aber viele Bienen, Singvögel und Schmetterlinge.
Während der Gast alles betrachtete, stellte er irgendwann fest, dass sich zu irgendeinem Zeitpunkt lautlos die Klappe geöffnet hatte und Terpanders finsteres Gesicht ihn musterte. Nach Kenntnisnahme der hochwertigen Kleidung verschloss sich die Klappe wieder und die Tür wurde geöffnet. Terpanders muskulöse Gestalt erschien.
Mit für seine Verhältnisse überbordender Höflichkeit fragte er: "Wie kann ich helfen?"