Aulus Iunius Tacitus ertrug seine blonde Last wie ein Mann mit stoischer Würde. Trotzdem wusste Terpander, dass der Herr gestresst war, denn das erste Mal überhaupt hatte er einem Sklaven gedroht. Nicht mit der Knute, nicht mit Nahrungsentzung, sondern gleich mit den Schwefelminen. Damit war Iunius Tacitus in Terpanders Achtung gestiegen, was nicht vielen gelang, und vielleicht sogar in seiner Zuneigung.
Er dachte nach, während er das Bett bezog, eigenhändig diesmal, mit frisch gewaschenen und in der Sonne getrockneten Laken und Decken. Das Bettzeug nicht nur mit reiner Seifenlauge zu waschen, sondern duftende Essenzen beizugeben, war auf Terpanders Anweisungen zurückzuführen. Er, dessen Nase so fein wie die eines Jagdhundes war, vertrat die Ansicht, Gerüche könnten den Geist beeinflussen. Der Geruch von Eisen, Blut und Urin brachte das Blut in Wallung, der von Sand, salziger Haut und Öl entfachte die Lebensfreude neu, während warme Milch mit Honig an die Zeit an der Mutterbrust erinnerte und eine beruhigende Wirkung entfaltete. So sehr er Dekadenz verabscheute: Zielgerichtet eingesetzte Düfte dienten einem Zweck. In dem Fall dieses Bettzeugs war es eine Mischung aus beruhigenden Kräutern und, ja, Milch mit Honig war auch dabei. Sie hatte die Stoffe weich und seidig gemacht und sollte gemeinsam mit den Kräutern für einen tiefen und erholsamen Schlaf sorgen.
Terpander strich eine Falte auf dem Kissen glatt, vorerst zufrieden. Er würde den Herrn nicht fragen, wie es ihm gefallen hatte, sondern ihn, wie es seine Art war, beobachten, ob der Duft die beabsichtigte Wirkung entfaltete oder nicht. Trotzdem blieb da ein Schamgefühl, weil er anscheinend unnötig freundlich gewesen war, so dass er das Zimmer verließ und eine Weile nicht mehr in dessen Nähe kam. Seine Rolle hatte sich zu tief in sein Herz gefressen, er sollte gegenwirken. Oder weshalb wollte er, dass der Herr nach diesem turbulenten Tag gut schlief?
Terpanders Meinung zu Artemisia hingegen war inzwischen dergestalt, dass man ihn besser nicht mehr danach fragte, denn dann müsste er lügen, weil seine Vorstellungen allzu dunkel waren für die Verhältnisse Roms, und besser niemand erfuhr, dass es im Laufe von Terpanders Lebens nicht immer bei solchen Gedanken geblieben war, damals, als er noch Lysander hieß und diesem Namen alle Ehre gemacht hatte. Nun trug er den Namen eines Kitharöden und machte einem Römer das Bett. Genau so gut hätte er jemanden damit beauftragen und sich in die Sonne setzen können. Die Welt war verrückt.
Im Garten blieb er stehen, schüttelte den Kopf über sich selbst, schickte Malachi nach einem Becher Wasser und setzte sich in die Sonne.