Römer neigten oft dazu, die Schönheit an merkwürdigen Kriterien festzumachen, wie der Haarfarbe, Schminke oder gar der Kleiderwahl, welche der Natur ihres Trägers am Ende nie ganz gerecht werden konnten. In seinen Augen aber war der vor Vitalität strotzende Anblick nackter, sandbedeckter Körper bei den Wettkämpfen unter der unerbittlichen lakonischen Sonne wahre Schönheit. Ob Frau, ob Mann, sie mussten Gesundheit und Leistungskraft ausstrahlen, um ihm zu gefallen. Davon hatte Serenus viel und jede Bewegung schien frei von Mühen zu erfolgen. Genüsslich ließ Kyriakos seine Hände über die harten Flanken gleiten, bis auch Serenus endlich sein Gesicht offenbarte. Harmonisch, wie seine Bewegungen es waren, alles passte zusammen. Das Haar war dunkel und die Augen blau, wie Fächer waren die langen Wimpern, doch seine gleichmäßigen Züge waren es, die Kyriakos begeisterten. Einst musste dieser Satyr ein hübscher Knabe gewesen sein - nun war er ein schöner Mann.
»Was für ein edles Antlitz«, sprach Kyriakos. »Kein Wunder, dass du es versteckst. Vor lauter Umwerbung könntest du dich sonst nicht retten. Aber keine Sorge, ich bin hier und gebe auf dich Acht. Kein anderer soll sich dir nähern, so lange ich an deiner Seite weile.«
Er wünschte keine Ablenkung von diesem vollkommenen Augenblick. Und dann ... geschah das Unglaubliche, als die heißen Lippen seines Gespielen Kyriakos´ Mund berührten. Er hatte das Gesicht des Serenus sehen wollen, um sich daran zu erfreuen und um es zu liebkosen. Doch niemals küsste Kyriakos auf den Mund. Einige wenige Tabus hatte er sich bewahrt, nicht alles sollte zu einem Geschäft verkommen. Dieses hier war sein Wertvollstes, denn seine Küsse hatte er sich aufgespart für die Frau, der er sein Herz zu Füßen gelegt hatte. Velia, die ihm unmissverständlich klar gemacht hatte, dass er sie auf keine Weise je besitzen würde - nicht einmal für Geld. Kyriakos schloss nicht die Augen, sondern während ihre Lippen aneinander saugten, ihre Zähne sanft daran zogen und ihre Bartstoppeln sacht kratzten, betrachtete er den Mann, der nichts davon ahnte, welches Geschenk Kyriakos ihm heute machte.
Serenus wurde so leidenschaftlich, dass Kyriakos sich ein wenig schwindelig fühlte vor Überwältigung. Eine Hand fest in seinen Locken, die andere an seinem Gesäß, ließ Serenus nun durchklingen, dass er mehr wollte. Auch Kyriakos wollte mehr ... Von seiner Chlamys, die ständig im Weg hing, hatte er genug, er riss sie sich mit einer Hand vom Hals und warf sie fort. Dann nahm er die andere Hand zur Hilfe, um auch den Gespielen aus seiner Kleidung zu befreien.
»Serenus«, keuchte er leise zwischen zwei Küssen, während er einen guten Griff suchte, um dessen Kleider vom Leib zu ziehen. Wenn sie dabei Schaden nahmen - sei es drum. Er würde sie ihm ersetzen und die gleiche Summe drauf legen. Kein materieller Wert hatte in diesem Moment eine Bedeutung. »Ich will dich ganz«, raunte Kyriakos, griff nach der Hand auf seinem Gesäß und schob sie tief unter seinen Steiß.