Beiträge von Viridomarus

    Viridomarus schaute sich im Officium der Geschäftsverwaltung neugierig um. Die Begrüßung war freundlich, aber über das Gesicht des Verwalters zogen dunkle Wolken als dieser Hyazinthus erblickte.


    "Salve und Abundantia Segen für Dich. Es ist richtig, dass ich wegen Hyazinthus hier bin. Sein Kopf schwebt tatsächlich in den Wolken und genau aus diesem Grund möchte ich ihn erwerben. Für Euch und Eure Reinigungstruppe als Geschäftsverwaltung dürfte er sagen wir mal eine besondere Herausforderung sein. Ich hingegen würde mich über diese Herausforderung freuen. Also was soll der junge Sklave kosten? Nennt mir einen angemessenen Preis und wir alle drei schließen diesen Geschäftstag heute glücklich ab", erklärte Viri freundlich.

    Charilaus lächelte glücklich, was Tiberios allerdings nicht sehen konnte.


    "Ist der Kunde glücklich, sind wir es auch. Zufriedenheit ist das wichtigste Gut, was wir hier im Angebot haben, pflegt mein Herr zu sagen. Und mit zerrissener Kleidung Heim zu kommen, könnte für Ärger sorgen. Deshalb war ich so frei, Deine Kleidung weiterzureichen. Du bekommst sie gleich zurück. Schön wäre es, wenn man alle Probleme wirklich wegmassieren könnte. Leider ist das nicht so, aber Verspannungen und so manche körperliche Beschwerden sind kein Problem.


    Die Massagetechniken lernte ich bei Crixus, dem alten ehemaligen Masseur von meinem Herrn. Er hat es uns allen hier beigebracht. Ein guter Mann, der sehr viel Erfahrung gehabt hatte. Er hatte vorher glaube ich in den Thermen gearbeitet? Ich meine so etwas in der Art war es gewesen", erzählte Chari fröhlich vor sich hin, während er Tiberios mit einem weichen Laken zudeckte um die Massage wirken und ausklingen zu lassen.


    Über das Trinkgeld freute er sich sehr.


    "Hab Dank für das Trinkgeld Tiberios von den Furiern. Meinen Namen kennst Du bereits und meinen Herrn ebenso. Ich stamme aus Rom Tiberios, also ich wurde in Rom geboren. Meine Mutter war Sklavin, genau wie ihre Mutter davor. Und eines Tages als ich hier eine Besorgung für meine Domina abzuholen hatte, fragte Viridomarus mich nach meinen Herrn. Stets habe ich meinen Dienst zügig und treu geleistet, dass ist ihm aufgefallen und so hat er mich kaufen wollen. Und wie Du siehst, hat er es auch getan.


    Das Schicksal hat es gut mit mir gemeint Tiberios, ich bin den ganzen Tag von freundlichen Gesichtern umgeben. Die meisten Kunden kommen schon gut gelaunt hierher und verlassen uns mit noch besserer Laune und oft sind sie dabei völlig entspannt. Unser Herr weiß gute Arbeit zu würdigen, dass ist etwas was mich freut. Ich glaube den jungen Mann der Dich hergebracht hat, wird hier auch bald einziehen.


    Woher stammst Du und was ist Dein Beruf? Die Furier? Ich glaube das ist eine bekannte Familie, aber sowas weiß mein Herr. Ich muss mir mehr die Wünsche meiner Kunden merken. Viele haben Sonderwünsche, falls Du einen hast, nur herausdamit. Ich dachte mir, dass Du eine Hand-Finger-Massage benötigst, Deine Hände wirken so", gab Charislaus freundlich zurück.

    Viridomarus schenkte Maximilla ein aufmunterndes Lächeln.


    "Vielen Dank für das Kompliment. Nun die Hitze fordert von uns allen heute ihren unbarmherzigen Tribut nicht wahr?


    Meine Liebe, warum interessiert Dich überhaupt das dumme Geschwätz von Dingen mit denen Du nichts zu tun hast? Du bist eine Bürgerin Roms, bitte bedenke Deinen Stand und veranlasse entsprechendes, damit so etwas nicht wieder geschieht. Weißt Du, lässt Du einmal solch ein Fehlverhalten durchgehen, dann fühlen sich manche Sklaven in ihrem Fehlverhalten bestätigt.


    Du musst immer den Anfängen wehren meine Liebe. Hast Du etwas einmal erlaubt, so hast Du es immer erlaubt. Ob Du es nun bewusst gestattest, oder dadurch hinnimmst, indem Du diese unerlaubte Handlung nicht bestrafst. Gehört Dir dieses Ding nicht, musst Du dieses Fehlverhalten melden. Jeder gute Herr wird froh sein, von solch einer Schande zu erfahren, um weiteren vorbeugen zu können.


    Den bedenke bitte meine Liebe, welch eine Schande über das Haus des Besitzers gebracht wird. Du bist weder klein noch eine Barbarin. Du bist eine zierliche, junge Römerin aus gutem Hause. Sei Dir dessen stets bewusst.


    Wie und was Du tust, geht keinen Sklaven etwas an, noch hat Dich ein Sklave dafür zu kritisieren. Generell hat Dich kein Sklave zu kritisieren. Sklaven soll man nur sehen, niemals hören. Ein guter Sklave erhält seinen Befehl und führt ihn aus. Hat er keinen Befehl erhalten, schaut er sich nach Arbeit im Haushalt um und erledigt sie.


    Auch hat ein guter Sklave nicht ohne Erlaubnis und trifftigen Grund das Haus seines Herren zu verlassen. Stell Dir vor, all Deine Dinge würden so handeln. Eine lustige Vorstellung oder? Wo ist nur mein Kamm? Einfach davon gelaufen, weil es so ein schöner sonniger Tag war. Darüber würden wir lachen, würde dies geschehen und es für eine Lagerfeuergeschichte halten. Aber was bitte ist ein Sklave denn anderes, der den Tag herum spaziert? Und das wohlwissend, dass im Hause seines Herrn Arbeit auf ihn wartet?


    Drückt sich dieser Sklave faul vor der Arbeit? Oder plant er sogar zu fliehen? Wie kann er es sich erdreisten, eine Römerin überhaupt von sich aus anzusprechen und sie mit Kritik zu behelligen? Nein hier liegt etwas im Argen meine Liebe und dies musst Du jenem Manne melden, der für den betreffenden Sklaven die Verantwortung trägt. Glaube mir, dann wird Dir auch leichter ums Herz. Denn dann wird diese Schande auch gesühnt.


    Ich halte es so, dass die guten Sklaven allesamt beschnitten sind, kurzum ihnen wurde die Zunge entfernt. So sprechen in meinem Hause auch nur jene, die etwas zu sagen haben. Ausnahmen bilden meine Verkäufer, denn diese müssen den Kunden antworten können. Aber ein Haussklave oder ein Begleiter benötigen keine Worte. Sie überzeugen durch Taten oder gar nicht.


    Das Katerchen habe ich noch nicht besucht, da mir der Verkäufer eine Botschaft zukommen lässt, sobald ich den kleinen Kerl abholen lassen kann. Es wird nicht mehr lange dauern und schon kannst Du das kleine Fellwesen in Händen halten.


    Vielleicht sollten wir es uns auf einer Bank bequem machen und ein wenig plaudern. Wo uns schon die Götter heute an diesem Tage zusammengeführt haben. Genieße das kalte Getränk und ja, ich kann nur bestätigen, dass ich mit Nubius sehr zufrieden bin. Ein Sklave ganz besonderer Güte", antwortete Viri freundlich und gab den Weg zu einem schattigen Plätzchen vor.

    "Man kann sich selbst adoptieren lassen? Auch in meinem Alter? Das ist eine interessante Möglichkeit, die ich überdenken muss. Was weißt Du genaues darüber? Nicht alle Sitten Roms sind mir geläufig, obwohl ich schon länger hier lebe. Manches bleibt einem dann doch verschlossen.


    Warum sollte ich Dich belügen? Für eine Lüge oder ein Betrug muss ein guter Grund vorliegen. Und selbst bei dem besten Geschäft ist Betrug niemals angesagt Sati. Bedenke eines, betrügen kannst Du einen Kunden einmal. Aber ein zufriedener Kunde kehrt stets wieder. Also was hättest Du von einem Betrug?


    Das heißt natürlich nicht, dass Du als Geschäftsmann weich wie Puls sein solltest. Gewisse Härte und Biss gehört zum Leben dazu. Wer seine Wünsche nicht durchsetzt, bekommt sie nicht erfüllt. Und in der Welt ist es nun einmal so, wer am lautesten schreit, findet zuerst Gehör. Manche Dinge hingegen, darf niemand hören, aber sie müssen geschehen.


    Ebenso muss ich Dich nicht bei der Reise belügen. Ich bin keiner dieser christlichen Wohltäter der grundlos alles verschenkt. Aber ich bin auch kein Geizkragen, der sich an jede Münze klammert. Geld muss man haben, dass ist korrekt. Aber was hat man von seinem Geld, wenn man keines ausgibt? Man muss sich selbst auch etwas gönnen, denn sonst kann man sich das mit dem Geldverdienen auch sparen. Das Leben muss lebenswert sein, es muss vergnüglich sein und Freude schenken. Und damit es so ist, benötigst Du Geld.


    Eine einfache Formel, die doch in der Realität sehr schwer umzusetzen ist. Du musste Dich von Deiner Konkurrenz abheben, eine Sonderstellung einnehmen und Du wie auch Deine Waren müssen für Dich sprechen.


    Die Reise wäre zur Unterhaltung und zum Genuss. Und was ist schlimmer als eine Reise, wo man seine Erlebnisse nicht mit jemanden teilen kann? Abends bei einem guten Glas Wein und einer köstlichen Mahlzeit die Erlebnisse des Tages nochmal an dem geistigen Auge vorbeiziehen lassen und darüber zu sprechen. Das ist ein Vorteil für uns beide, ich habe eine Begleitung samt Unterhaltung, Du bekommst die Reise.


    Da gibt es nichts zu lügen, denn würde ich Dir die Reise ganz uneigennützig schenken, würdest Du alleine reisen und wo bliebe da ich?", fragte Viri lachend.


    "Eine Landkarte? Nein eine Karte von Parthien oder Persien besitze ich leider nicht. Aber wir könnten uns eine in einer Handlung anschauen. Ob wir sie lesen können? Nun der Verkäufer wird uns schon behilflich sein. Falls wir ganz wonanders ankommen, war es der Wille der Götter oder die Unfähigkeit des Kartenzeichners", grübelte Viridomarus.


    Als Satibarzanes von dem Lupanar Ganymed und dessen Besitzer sprach, hörte Viridomarus ihm aufmerksam zu.


    "Du verkennst die Situation Sati. Du hast all die Jahre dieses Lupanar durch den Verkauf Deines Körpers am Leben erhalten. Lust zu befriedigen ohne selbst welche dabei zu empfinden, ist ein knallhartes Geschäft. Du hast Dich selbst verkauft Satibarzanes und vermutlich dabei mehr verloren, als nur bestimmte Säfte die Deinen Körper verließen. So manch einer bleibt dabei auf der Strecke, aber Du hast es hierher geschafft.


    Sollte dieser Kyriakos nur einen Funken Anstand im Leib haben, wird er Dich ziehen lassen. Du bist ein freier Mann und Du entscheidest selbst wo und als was Du arbeitest. Deine Entscheidung war, dass die Zeit im Lupanar vorbei ist. Nun wie ich hörte ist es doch auch abgebrannt. Was erwartet der Mann dann von Dir? Dass Du an einer Familie festhältst, die es nie gegeben hat?


    Wie Ihr zueinander gestanden habt, musst Du mir nicht erklären. Allein dass Du die Rache dieses Mannes fürchtest, sagt mir dass die Familie eine Lüge war. Er hat Dich verkauft und damit seinen Lebensunterhalt verdient. Das ist weder von ihm noch von Dir etwas Verwerfliches, solange beide mit offenen Karten spielen und jeder weiß woran er ist.


    Sollte er Dir krumm nehmen, dass Du gegangen bist Sati, dann wirst Du ihm krumm nehmen, dass er Dich verfolgt.


    Jener Mann sollte sich überlegen, ob er sich mit Dir anlegt. Ich weiß wie man einen Mann tötet Satibarzanes. Dazu muss er nicht einmal sterben. Ich werde seinen Ruf und sein Ansehen derart ruinieren, toter kann dieser Mann dann nicht mehr sein. Er wird sich wünschen abtreten zu dürfen, aber dieses Vergnügen wird ihn nicht ereilen. Er wird in Schande existieren, da er nicht in Vernunft leben wollte.


    Allerdings gehen wir mal nicht gleich von dem Schlimmsten aus. Trifft es dennoch ein, werden wir uns auch dem Schlimmsten bedienen. Nun Kopf wieder hoch mein Guter, Deine Mähne ist fast fertig. Gleich geht es an die Perlen. Oh und halte die Ohren offen, wir müssen gleich los. Wir haben eine Verabredung mit Terpander und seinem Ritual. Ich glaube das wird heute noch ziemlich spannend", lächelte Viridomarus versonnen und nähte fleißig weiter.

    Charislaus wartete bis sich Tiberios ausgezogen und auf der Liege Platz genommen hatte. Er nahm die Kleidung seines Gastes an sich und brachte sie zu Corinna, damit sie den Kragen nähte. Chari kehrte zu Tiberios zurück und nahm das Citrosöl zur Hand. Chari strich über Tiberios Rücken um ihn aufzuwärmen, dann goss er das Öl sanft auf dessen Rücken.


    "Citros, gerne. Natürlich darfst Du das haben, ich habe Dich doch extra gefragt. Deine Bestellung geht klar und Deinen Kragen habe ich zu Corinna gebracht, damit sie ihn näht. Also den Rest der Kleidung auch. Du weißt hoffentlich was ich meine. Und jetzt kommt der beste Teil, die pure Entspannung", versprach Charislaus und begann mit der Massage.


    Tiberios bekam eine wohltuende Ganzkörpermassage, Schultern, Nacken und der Kopf wurden ebenso einbezogen. Da keine bestimmte Zeit vereinbart war, dehnte Charislaus die Massage auch auf die Ober- und Unterarme und sogar die Hände aus.

    Hyazinthus war scheinbar ganz baff, das Viri ihn kaufen wollte. Der junge Bursche hatte ein ansprechendes Aussehen, war flink und schnell mit dem Mund und dem Verstand. Zudem hatte er scheinbar eine blühende Fantasie, passend zu seinem Blumennamen. Was gab es besseres für einen Verkäufer?


    In einigen Jahren würde Hyazinthus Fantasie verblüht sein und zurück blieben graue, eintönige Gedanken die sich farblich kaum von seiner Tunika unterscheiden würden. Wollte Viri ihn bei sich beschäftigen, dann musste er jetzt handeln und das würde er.


    "Führe mich hin, dann mache ich die Sache direkt klar. Ich denke Du würdest Dich gut hier im Geschäft machen. Aber eines nach dem anderen", sagte Viri und deutete Hyazinthus an vorzugehen.

    "Diese Bündnisse, die Ehebündnisse sind mehr als einfache Verträge Sati. Sie beziehen das Leben der Nachfahren mit ein. Ob das gut oder schlecht für den Einzelnen ist, interessiert einen Römer nicht. Es zählt die Familie, deren Stand und deren Macht. Es ist ein festes Gefüge, wo sich jeder auf den anderen verlassen können sollte. Ob man dazu Zuneigung braucht oder einfach nur ein gemeinsames Ziel? Vielleicht wäre beides nicht schlecht.


    Bei Kindern ist eine Adoption gar nicht schlecht, man sieht was man bekommt. Bei einem selbst gezeugten Kind, ist das immer ein bisschen Glücksspiel. Welche Eigenschaften wird es erben? Man selbst vererbt ja nicht nur gute Eigenschaften", antwortete Viri und dachte gut über die Frage der Liebe nach.


    "Geliebt? Wenn sich diese Liebe nicht auf reine Zuneigung bezieht, sondern begehrende Liebe gemeint ist, dann lautet meine Antwort nein. Entweder habe ich jemanden geliebt oder begehrt. Also eine Partnerschaftliche Liebe habe ich noch nie empfunden. Das hat aber nicht die Freude geschmälert, die ich mit der Person genossen habe.


    Es ist nicht freundlich, dass ich Dich nach Thrakien mitnehmen würde Sati, sondern Eigennutz ist auch dahinter. Ich hätte einen unterhaltsamen Begleiter, der meine Meinung teilt. Die Geschäfte, der Hafen, die Strände, all das würde Dir ganz gewiss gefallen. Alles andere blenden wir aus, oder besuchen es erst gar nicht.


    Persien oder Parthen? Persien ist die Heimat von wunderschönen Pferden sagt man. Mich würden dort die Pflanzen, Öle und anderen Duftzutaten interessieren. Es wäre eine Reise wert.


    Nein man hat mir nicht gesagt, dass Du ein Lupo gewesen bist. Das spielt für mich auch keine Rolle. Was gewesen ist, ist vorbei. Und macht Dich dieser Beruf zu einem schlechteren oder besseren Menschen? Du bist Du Satibarzanes, lass Dir nichts anderes einreden. Was Du in Deinem ehemaligen Beruf vermutlich durchgemacht hast, hätte keiner der edlen Herren auch nur einen Tag ertragen, die es wagen über Dich die Nase zu rümpfen.


    Was der Mensch alles tut und erträgt um zu überleben Sati, dass ist kaum vorstellbar. Das Leben bettet nicht jeden auf Rosenblüten, für die meisten gibt es nur die Stacheln.


    Wundere Dich nicht, Rosen haben Stacheln, Du kannst sie abknipsen. Tatsächliche Dornen stammen direkt aus dem Holz der Pflanze. Eine kleine Wissensanekdote für Dich nebenbei.


    Überlege ich es so, dann hast Du vermutlich mehr Menschenkenntnis als ein anderer. Du siehst hinter die Masken, die hässlichen Fratzen die sich hinter dem hochmütigen Gebaren verstecken. Und für die Zeit, wo Du diese Personen bedienen musst, sind sie nett, zugetan. Kaum haben sie erhalten was sie wollten, setzen sie die Maske wieder auf und würden Dich auf der Straße nicht erkennen. Diese Blöße würden sie sich niemals geben. Aber ist das nicht die wirkliche Blöße?


    Das aus meinem Mund nicht wahr? Du könntest sagen, ein Argument von dem Mann der Masken verkauft? Aber nein, ich maskiere niemanden, ich nutzte das, was schon da ist und versuche die Person selbst strahlen zu lassen.


    Du bist also aus dem Ganymed weggelaufen und Kyriakos findet das nicht gut. Wer mein Lieber ist Kyriakos? Du bist ein freier Mann, vergiss das bitte nicht. Schuldest Du ihm etwas? Hat er Dich mit Schulden an der Hand? Berichte und ich überlege mir, wie ich Dir helfen kann. Manchmal hilft schon ein Sechs-Augen-Gespräch", lächelte Viri.

    "Sati Du bist der Erste der mich versteht, ohne dass ich ihm das Problem erläutern muss. Ich habe beruflich zwei Hauptgottheiten, aber der Gott meines Herzens ist Bacchus. Und glaube mir, nicht alle Thraker benötigen sittliche Reinheit. Dies ist ehr was für alte Frauen, die keine Verhütung kennen oder niemals Freude am Akt empfinden konnten. Oder Männer die sich auf ihrer Sittlichkeit ausruhen, da sie keine Frauen abbekommen haben und weshalb auch immer nicht ins Lupanar gehen. Wobei mein Lieber, gerade jene die ihre Moral so hoch halten, treiben es hinter verschlossenen Türen wilder und hemmungsloser als die Tiere.


    Niemand sollte sich selbst die Freuden versagen, die die Götter uns schenken. Sei unbesorgt, meine Heimat hat mehr zu bieten. Aber leider auch nicht derart viel, dass sie mich halten könnte. Sollte ich dorthin reisen, werde ich Dir meine Famie vorstellen und Dir ein Stück Thrakiens zeigen. Auch die Thraker wissen zu feiern.


    Was die Ehe anbelangt kann ich nur sagen, die wenigsten suchen Erfüllung in der Ehe. Meist geht es um den Verbund zweier Familien zu ihren Vorteil. Es geht dabei um Geld, Macht, Namen, Ansehen und Stand. Zuneigung und Liebe findet man selten in Ehen. Respekt wohl ehr. Das was beiden fehlt, suchen sie sich ausser Haus. Wobei der Mann es da leichter hat und die Frau oft das Nachsehen. So ist es Sitte in Rom, aber das heißt nicht, dass es keine Ehe samt Zuneigung und vielleicht sogar Liebe gibt. Meine jetzige Ehe wurde auch als Zweckehe geschlossen. Aber wie gesagt, ich plane gerade um. Dazu später mehr, wenn ich selbst mehr weiß Sati.


    Wer bitte sollte Dich verfolgen? Was ist geschehen? Wo oder wem bist Du weggelaufen?", fragte Viridomarus besorgt.

    Charilaus klopfte erneut auf die Liege, damit Tiberios Platz nahm.


    "Leg erstmal Deine Kleidung ab und Dich selbst bäuchlings auf die Liege", bat Chari erneut und lächelte Tiberios aufmunternd an. Er stellte Massageöl bereit und einige andere Utensilien, falls Tiberios vielleicht noch eine Grundreinigung oder Enthaarung wünschte.


    "Zimt, Citros, Blumig oder Neutral? Welchen Duft hättest Du gerne für Dein Massageöl?", fragte Charilaus.


    "Duftöl aus Wachholderbeere, Nussgraswurzel, Koniferenharz und Schminkwurz für die Bibliothek. Erfrischend und belebend, zudem das Parfüm auf Ölbasis basierend auf Zimt, Bittermandel und Kalmus. Ich gebe das umgehend an meinen Herrrn weiter. Warte einen Moment bitte", erklärte Chari und verließ Tiberios noch einmal für einen Moment um die beiden Bestellungen direkt an Viri weiterzugeben.


    Der Thraker war darüber erfreut, so war der gute Tiberios doch noch als Kunde geworben worden. Wenn auch auf sehr ungewöhnliche Art und Weise.


    Charilaus kehrte zurück und wärmte sich die Hände auf.
    "Und hast Du Dich schon für ein Massageöl entschieden?", hakte er nach.

    Charilaus schaute kurz aus den hinteren Räumen, aber die Zwillinge verließen rückwärts den Laden und schon waren sie weg. Dabei hatten sie Viri ein sehr freundliches Angebot unterbreitet, aber ehe er zusagen konnte waren sie schon weg. Nun vielleicht sah man sich noch einmal, was Chari hoffte.


    Dann brachte Nubius schon den nächsten Kunden, den Charilaus freundlich empfing und weiter nach hinten führte. Er fühte Tiberios zu einer abgetrennten Liege und deutete darauf.


    "Wie ich gehört habe, sollst Du eine Massage bekommen. Lege Deine Kleidung ab und mach es Dir bäuchlings bitte auf der Liege gemütlich", bat der junge Mann und klopfte auf die Liege.


    Nubius schob Tiberios ein Stück näher zu Charilaus, eine stumme Aufforderung ruhig das Angebot anzunehmen. Nubius verschwand wieder nach vorne in den Laden, um dort seine Aufgabe wahrzunehmen - für Ordnung und Ruhe zu sorgen.


    Viri beobachtete wie die Zwillinge von dannen zogen, ohne dass er sie aufhalten konnte. Die beiden Schlitzohren waren nicht dumm. Sie hatten seinen Schlichtungsversuch durchschaut und waren ihm aus dem Weg gegangen. Nun Nubius musste Tiberios dann nach Hause begleiten, denn so wusste Viri nicht wo sich die Zwillinge befanden. Bei einer Massage hatte er es sehr wohl gewusst.


    Trotz allem Ärger hoffte er die beiden werbewirksamen Zwillinge kamen wieder. Es musste doch möglich sein sie auf Spur zu bringen. Ihnen deutlich zu machen, was wichtig und richtig war.


    Viridomarus nickte zustimmend, als Nubius wieder seinen Posten bezog.


    "Ich werde mit der Marktverwaltung der Märkte sprechen und ein Angebot unterbreiten. Hast Du Kontakt zu Deinen Herren? Könntest Du ihnen ausrichten, dass ich Dich erwerben möchte? Dann komme dem nach und Du hast fortan hier eine gute Arbeit", sagte Viri zu dem jungen Mann.

    "Mesembria ist eine uralte Stadt die am Meer Pontus Euxinus liegt. Mesembria liegt zudem an der Küstenstraße Via Pontica und nicht weit entfernt vom Haemus Gebirge, auf thrakisch Haimos. Man sagt Mesembria wurde von den Griechen gegründet, angefangen hat alles auf einer kleinen Halbinsel. Aber so stimmt die Geschichte nicht. Ursprünglich war Mesembria eine thrakische Siedlung die einst von den Griechen und später von den Römern eingenommen wurde.


    Der Ortskern Mesembrias befindet sich auf einer kleinen Halbinsel. Die bewegte, uralte Geschichte hat tiefe Spuren im Stadtbild hinterlassen. Die alte Festungsmauer, die kopfsteingepflasterten schmalen Gassen und die altertümlichen Häuser sind Zeitzeugen unserer Vergangenheit.


    Mesembria hat viel zu bieten und zählt zu einer der schönsten Orte Thrakiens. Mesembria ist ebenso die Stadt der zwei Häfen, denn sie verfügt über zwei Häfen. Der Nördliche ist der größere der beiden, von dort aus hast Du einen wunderschönen Blick auf die Stadt.


    Der zweite Hafen ist wesentlich kleiner und von hier aus wird weniger angelandet als gefischt. Am Hafen findest Du auch einige Tabernas, dort kannst Du bei fangfrischem Fisch die Aussicht auf den kleinen Hafen genießen.


    Mesembria hat zwei Strände, genau wie es zwei Häfen hat. Sie setzten sich aus Steinen und angespülten Muscheln zusammen. Von der Insel entfernt, also am Festland gelegen findest Du einen wunderschönen langen Sandstrand.


    Die bergige Region rund um Mesembria ist geradezu prädestiniert für den Bau von Festungen und Schutzwällen, welche die Küstenstraße Via Pontica und die Region vor Eindringlingen aus dem Norden schützen sollen. Neben der Stadtbefestigung findest Du unzählige Festungen, Wach- und Schutztürme sowie Erdwälle.


    In Mesembria lebt man vom Fischfang, der Schafzucht und vom Handel Sati.


    Schutzgott Mesembrias ist Apollon, der Gott des Lichts, der Heilung, des Frühlings, der sittlichen Reinheit und Mäßigung sowie der Weissagung und der Künste, insbesondere der Musik, der Dichtkunst und des Gesangs. Außerdem ist er Gott der Heilkunst und der Bogenschützen.


    Mesembria war einst Teil Thrakiens nun gehört es zu Rom. Die Thraker sind ein sehr großes Volk, wir unterteilen uns in verschiedene Stämme. Wusstest Du, dass man munkelt, die Griechen würden von uns Thrakern abstammen? Ihre hohe Kultur ist gar nicht rein griechisch, sondern im Grunde thrakisch. Denn die Griechen sind unsere Nachfahren, wie gesagt so heißt es.


    Wusstest Du, dass die Griechen Dionysos, der Gott des Weines, als thrakisch bezeichnen? Singen, Tanzen, Instrumentalmusik und Lyrik gelten als Fähigkeiten der Thraker. Den Römern ist Dionysos als Bacchus bekannt. Das man uns Thraker für ein Volk hält, das zu feiern weiß und alles Schöne liebt, halte ich nicht für einen Makel. Im Gegenteil. Ich selbst bin dem Schöngeistigen sehr zugetan. Alles was das Leben lebenswert macht, sollte man anstreben.


    Thrakien ist zudem die Heimat schneller Rösser, Mutter der Schafe, Lanzenträger und Streitwagenkämpfer und der Rosen. So heißt es und ich kann es Dir bestätigen. Auch wird uns eine Vorliebe für Schmuck nachgesagt, was eindeutig der Wahrheit entspricht, wenn ich mich selbst als Beispiel heranziehen darf.


    Meine Familie, sprich mein Vater Archedemus und meine Brüder Xenagoras und Hermeias sind ebenfalls Händler so wie ich. Meine Mutter Mariamne kümmert sich um das Wohl von uns allen. Meine Brüder sind selbst schon verheiratet und haben Kinder. Ich trödele etwas nach, jedenfalls was die Kinder angeht. Und die Frau naja, ich glaube die behalte ich auch nicht ewig.


    Vielleicht wenn ich eines Tages meine alte Heimat besuche, nehme ich Dich mit. Das heißt, wenn Du mich begleiten möchtest. Du hast noch nicht viel von der Welt gesehen oder? So hättest Du die Chance ein bisschen was kennenzulernen. Aber bis dahin fließt noch viel Wasser den Tiber herab mein Bester. Ein bisschen was muss ich noch schaffen, bevor ich wieder losziehe um neue Waren zu ordern", erzählte Viri gemütlich vor sich hin, während er Strähne um Strähne einnähte und das mit erstaunlich flinken Fingern.

    Viridomarus war ein kleines Stück vorgegangen, als schon sein Sklave um die Ecke bog und eine Amphore siegessicher in die Höhe hielt. An Becher hatte der Gute auch gedacht. Viri gab Maxi ein Zeichen, sich zu ihm zu gesellen und ein Getränk zu genießen.


    "Komm meine Liebe, frische Posca wartet auf Dich. Ich glaube mein Geschäftspartner hat mich versetzt oder wartet woanders. Wie das Leben so spielt", lachte Viri, während Nubius zwei Becher aus der Amphore eingoss und einen extra für Maximilla hochhielt.


    "Sollte er im Garten verloren gegangen sein, wird ihn Nubius schon finden. Was treibt Dich zu dieser Stunde in die Gärten? Deine Aufmachung ist vorzüglich, ein großes Lob an Dich", sagte Viri erfreut. Er nahm noch keinen Schluck von dem Getränk das Nubius ihm reichte, da er damit auf Maximilla warten wollte.

    Der Tag war schön, für Viridomarus Empfinden bereits zu schön. Schön in der Sänfte hatte er die unerträgliche Hitze kaum ausgehalten. Umso dankbarer war er, als die Gärten endlich in Sicht kamen. Seine Sänftenträger hielten am Eingang und einer der drei Begleiter stellte einen Schemel bereit, so dass er bequem aussteigen konnte. Nubius wachte wie üblich in allen Belangen über seinen Herrn.


    Viridomarus stieg in einer huldvollen Bedächtigkeit aus, damit auch jeder Passant Gelegenheit hatte ihn samt seiner Mode zu bewundern. Kaum das er vor den Gärten stand, zückte er einen Fächer richtete seine Frisur und ging hinein. Viri schickte einen der Begleiter los, erfrischenden Posca zu kaufen.


    Er hoffte das sein Geschäftspartner einen guten Grund für diesen Treffpunkt gewählt hatte. Vielleicht liebte er auch einfach nur Gärten. Viri war es gleich, er beschloss sich für die Wartezeit ein schattiges Plätzchen zu suchen. Mit Nubius im Schlepptau, der seine Tasche trug machte er sich auf den Weg, als er eine wohlvertraute Stimme vernahm. Der Thraker folgte ihr und tatsächlich da saß die entzückende Maximilla!


    Viri ging Freude strahlend auf die junge Frau zu und blieb im höflichen Abstand stehen. Er deutete eine leichte Verbeugung an und schenkte ihr ein Lächeln.


    Maximilla welche Freude Dich hier zu treffen. Eigentlich bin ich mit einem Geschäftspartner verabredet, aber von dem Mann war am Eingang der Gärten noch nichts zu sehen. Meine Liebe Du solltest mich in die Schatten begleiten. Die Sonne ist heute zu heiß, denke bitte an Deine Gesundheit. Darf ich Dich auf eine Erfrischung einladen während wir warten? Soeben habe ich einen meiner flinken Sklaven losgeschickt, um Posca zu erwerben", bot Viri der jungen Dame an.

    Viridomarus kämmte vorsichtig weiter und unterteilte alle Haare von Satibarzanes. Sati wollte seinerseits etwas über ihn wissen. Viri freute sich über das Interesse und darüber, dass sich Sati langsam etwas entspannte.


    "Wie gesagt bin ich Thraker mein lieber Sati. Meine Heimat ist Mesembria, ein wundervoller Ort direkt am Meer Pontus Euxinus gelegen. Es ist ein wundervoller Ort, mit herrlicher Landschaft und guten Leuten.


    Wer mich dort vermisst Sati, dass sind meine Eltern und meine beiden Brüder. Meine Liebe galt schon immer den schönen Dingen, gleich ob es sich dabei um Speisen, Getränke, Düfte, Kunst oder um andere Annehmlichkeiten handelt. Schöngeistige Dinge, so werden sie genannt. Es ist gleich ob Du mit dem Gaumen, den Augen oder den Lenden genießt.


    Warum ich Mesembria verließ ist einfach erklärt. Ich wollte etwas von der Welt sehen und ich wollte mein Geschäft vergrößern. Wo kann man besser die Welt sehen und zwar auf einem einzigen Flecken als in Rom? Rom ist der Schmelztiegel der Welt Sati.


    Und wer Geschäfte machen möchte, wer erfolgreich sein will, wer sich einen Namen manchen möchte, für den ist Rom Pflicht. Und so zog ich als junger Mann aus, um mich auf den Weg nach Rom zu machen. Es dauerte einige Zeit und es erforderte auch den einen oder anderen Umweg aber dann war ich am Ziel meiner Wünsche - Rom.


    Die ersten Eindrücke der Stadt waren erschlagend. Sie ist riesig, bunt, exquisit und dreckig zugleich. Wie will man Rom beschreiben Sati? Sie ist eine Dame und eine Lupa zugleich. Sie ist Helferin und Mörderin, sie zieht Dich aus dem Dreck oder stößt Dich in den Unrat hinein.


    Die menschlichen Abgründe und Gelüste zu verstehen, heißt Rom zu verstehen. Für einen Außenstehenden ist das die erste Lektion, lerne Rom lesen. Lerne zu verstehen wie diese Stadt tickt. Denn das was Du hier erlebst, hat in anderen Orten keine Gültigkeit. Rom steht für sich, hier gibt es Freiheiten wie nirgendwo sonst auf der Welt. Aber hier gibt es auch Ketten, die Du sonst nirgends findest.


    Was viele nicht sehen ist, dass Du in Rom nur dann erfolgreich bist, wenn Du Bekanntschaften hast. Du kannst fleißig sein, Du kannst sogar der Beste Deines Faches sein, dennoch wirst Du es nie zu etwas bringen ohne Seilschaften.


    Erfolg in Rom baut auf Beziehungen auf, Fähigkeiten sind zweitrangig. Allerdings ist es immer besser, wenn Du welche vorzuweisen hast. Bestenfalls geht beides Hand in Hand.


    Und genauso musst Du investieren, um Geld zu verdienen. Gib ein Bankett, lade Leute zu Dir nach Hause ein. Nicht für einen gemütlichen Abend, das ist Beiwerk. Lade Leute ein, die Dir nützen können. Sie müssen Dir wohlgesonnen sein oder es werden. Geize nicht an falscher Stelle, denn dann geizt auch das Leben.


    Meine Vorstellungen als ich Rom erreichte, waren vielleicht etwas naiv, aber ich habe gelernt und bin heute wo ich bin. Möglicherweise gerade weil ich ein Träumer war, der sich an den Traum der Schöngeistigkeit und des Genusses klammerte. Aber Genuss mein lieber Sati kostet.


    Und so führte eines zum anderen und mich nach Rom", erzählte Viri gut gelaunt, während er anfing Satibarzanes die ersten bereitgelegten Strähnen in sein Haar zu nähen.

    "Natürlich erinnere ich mich an Dich Tiberios. Sie boten Dir ganz sicher meine Parfümproben an, denn eigentlich sollten die beiden Hübschen Kundschaft werben. Es war ihre Aufgabe gut betuchten Passanten die neusten Düfte zu präsentieren, damit diese in mein Geschäft aufsuchen um entweder genau jene Düfte zu kaufen oder etwas mehr. Nun kurzum sie sollten damit das Interesse am duften Viri wecken.


    Ich habe Deine Schilderung zur Kenntnis genommen Tiberios und die meiner beiden Angestellten Castor und Pollux. Beide sind noch neu in ihrem Beruf, geradezu blutjunge Anfänger. Das wird Dich von Deinem Schrecken nicht kurrieren, aber es wird Dir vielleicht eine Erklärung sein.


    Das die beiden Jünglinge nicht vom Himmel gesandt wurden, habe ich gerade auch feststellen müssen. Allerdings gehört es sich auch nicht, wie ein Hund andere Leute zu beißen Tiberios.


    Es steht immer noch im Raum, wer zuerst handgreiflich wurde. Natürlich gibt jeder dem anderen die Schuld. Aber so wie Du nicht ausgeraubt werden darfst bis auf die nackte Haut, so darfst Du auch keinen der Zwillinge beißen oder die Zähne ausschlagen.


    Hier kann nur eine Schlichtung helfen, denn die Urbaner zu rufen würde uns alle in großes Unglück stürzen. Du bekommst Deine Sachen zurück, beziehungsweise Du hast sie schon zurückerhalten. Hinzu kommt, dass dies hier wohl Dein Geldsäckchen ist, dies bekommst Du ebenfalls zurück.


    Die Schäden die Euch allen entstanden sind, tragt Ihr selbst meine Lieben!Die Wunden wie auch die zerrissene Kleidung! Hättet Ihr Euch alle etwas gemäßigt verhalten, wäre weder ein Kleidungsstück zerrissen worden, noch eine Lippe aufgeplatzt.


    Trink noch einen Schluck gesüßtes Rosenwasser auf den Schrecken Tiberios. Euch reicht Nubius neue Tücher, die Lippe sieht schon besser aus.


    Und Ihr beiden werbt bitte freundlich und höflich ohne die Kunden zu bedrohen. Wir wollen Kunden in den Laden bekommen und keine Urbaner. Ich habe einen Ruf zu verlieren und hat man erst den Ruf verloren hat man alles verloren. Und Ihr verliert gleich mit, denn wo es kein Geld gibt, gibt es auch nichts zu verdienen", erinnerte Viri streng.


    Etwas zögerlich händigte Viri Tiberios den Geldbeutel aus, Viridomarus war kein Mann der sich leichtfertig von Geld trennte. Aber hier musste es sein, dieses Geld stand ihm nicht zu. Das Geld musste freiwillig in seinen Laden getragen werden. Nubius reichte derweil den beiden Zwillingen neue Tücher, damit die Lippe verarztet werden konnte.


    "Nubius, Du begleitest Tiberios gleich zur Sicherheit nach Hause. Der Schreck sitzt ihm sicher noch in den Knien. Vorab bekommt er eine Massage von Charilaus, die Zwillinge bekommen ihre Massage nachdem sie aufgehört haben zu bluten. Ich hoffe das beruhigt die Gemüter und Geister", erklärte Viri. Nubius nickte knapp, dass er den Befehl verstanden hatte.


    "Und was machen wir mit Dir mein junger Freund Hyazinthus? Wer ist Dein Besitzer?", fragte Viri neugierig.

    Der junge Sklave führte Nubius zu Tiberios, dem Griechen mit dem Nubius Herr in der Casa Leonis so ausführlich gesprochen hatte. Der Nubier sah dem jungen Mann an, welche Ängste er ausgestanden hatte und immer noch unter ihnen litt. Tiberios griff nach seiner Hand und erklärte ihm, wie sehr er sich freute Nubius zu sehen. Der mächtige Mann nickte nur als Antwort, denn anders konnte er ihm nicht antworten. Er tätschelte kurz mit seiner Pranke die zarte Hand des Griechen, als Zeichen dass er ihn sicher zu seinem Herrn bringen würde.


    Tiberios hatte kaum noch etwas am Leib, bis er die Kleidung in den Armen des anderen Jünglings an sich nahm. Vermutlich war dies sein Eigentum, oder er bediente sich frei, denn halbnackt konnte er hier kaum durch die Märkte laufen.


    Vor dem Geschäft angekommen schob Nubius die beiden jungen Männer in den Laden. Sein Herr wollte beide sehen, also brachte er auch beide mit. Nubius war klug genug sich zwischen die Zwillinge und die beiden anderen Jünglinge zu stellen. Tiberios war verschreckt und Hyazinthus sollte ebenso nichts zu befürchten haben.


    Viridomarus schritt der Gruppe entgegen und nahm Hyazinthus die beiden Probeflakons ab.


    "Dies mein Guter gehört mir und wurde von meinen beiden Werbefachleuten wohl vergessen. Das Auffinden der Flakons werde ich entlohnen. Jedoch musst Du Dich einen Moment gedulden", sagte Viri und schritt auf Tiberios zu.


    "Was ist mit Dir geschehen Tiberios? Ich möchte diese Worte in meinem Laden kaum in den Mund nehmen, aber mir bleibt keine andere Wahl! Du siehst... furchtbar aus! Ich vermute Du bist besagter Leonis, nicht dass noch jemand auf seine Rettung wartet. Die Werbefläschen, Deine abgerissene Erscheinung, die verletzten Zwillinge - ich bin kein Urabaner, aber da sieht sogar ein friedliebender Mann wie ich einen gewalttätigen Zusammenhang. Berichte was geschehen ist, bevor die Flakons in die Hand unseres Blumennamigen Retteres gerieten.


    Ich fürchte die Zwillinge müssen an ihren Werbemethoden noch feilen, sie waren etwas eifrig bei der Sache. Vielleicht etwas zu eifrig. Aber ich greife nicht vorneweg. Was geschah Tiberios?", fragte Viridomarus.


    Schwer wog das schöne Geldsäckchen das die Zwillinge mitgebracht haben an seinem Gürtel. Es wäre eine Schande es herausrücken zu müssen. Aber der Ruf war mehr wert, als ein kleiner Geldsack. Dennoch musste er zuerst die Geschichte hören, bevor er hier eine Entscheidung traf. Tiberios sah verschreckt aus, so reichte er ihm erstmal ein Glas Rosenwasser zur Beruhigung.


    "Trink und danach rede", sagte Viri beruhigend.

    "Gib dem tüchtigen Sklaven, der vor dir steht, erstmal zur Belohnung ein paar Asse!Mir aber schickst du den Nubius, um mich vor irgendwelchen Bösewichten, deren Namen ich schon wieder vergessen habe, zu bewahren und sicher in deine Taberna zu geleiten...


    Nun falls Du mich damit rafiniert anbetteln möchtest, würde ich sagen, dass ist wirklich mal ein paar Asse wert, als das Übliche hast Du mal ein paar Asse? Aber woher solltest Du Nubius kennen?", antwortete Viri und zückte seinen Geldbeutel.


    Er drückte dem jungen Mann eine Sesterze in die Hand und winkte Nubius zu sich heran.


    "Für Deine Mühen, Nubius wird Dich begleiten. Leider sagt mir Leonis nichts. Nubius begleite diesen jungen Mann, er führt Dich zu einem Leonis. Dieser möchte vor irgendwelchen Bössewichten gerettet. Ich befürchte schon, wer die Übeltäter sind. Bringe ihn sicher hierher, aus dem Stehgreif was ich nicht wer Leonis ist, aber das wird sich gleich aufklären. Ein Stammkunde dürfte es nicht sein, diese kenne ich alle, geh Nubius", befahl Viri.


    "Und Du junger Mann, lasse Dich nachher hier noch einmal sehen, Du scheinst zuverlässig zu sein. Begleite Leonis und Nubius mit zurück", sagte Viri freundlich.

    Viridomarus nahm Nubius die Tasche ab, führte Sati zurück zum Tisch und stellte die Tasche vor sich hin. Sati setzte er auf einen der Stühle.


    "Nicht viel? Damit weißt Du immer noch mehr über die Eravisci als ich Sati. Ein keltischer Stamm, da wäre doch interessant zu erfahren, welchen Schmuck sie trugen. Vielleicht finden wir es gemeinsam heraus Sati", antwortete Viridomarus und kramte aus seiner Tasche eine kleine, dunkle Flasche.


    Viri schloss Satibarzanes sanft die Augen, öffnete die Flasche und schüttete sich etwas von Inhalt in die Hände.


    "Die Augen schön zulassen", sagte er freundlich und rieb Sati die Schläfen und die Stirn mit der Essenz ein.


    "Das ist eine Essenz aus besonderen Ölen, die entspannend und krampflösend wirken. Deine Kopfschmerzen sind gleich verflogen. Vor allem für die Erfrischung ist diese Essenz von mir gemischt worden. Ich benutzte sie für mich selbst. Manchmal ist man nach einem anstrengenden Arbeitstag sehr abgespannt, da hilft mir diese Essenz sehr gut.


    Und mein lieber Sati, Du kannst jederzeit aufhören zu erzählen. Das hier ist eine Unterhaltung unter Freunden und kein Verhör. So warte noch einen Moment, bevor Du die Augen öffnest, sonst tränen sie. Ich sage Dir bescheid", erklärte Viri und baute schon mal die Utensilien auf, die er für die Haarverlängerung benötigte.


    Satibarzanes fühlte, wie Viridomarus seine Haare behutsam mit den Fingern durchkämmte. Der Thraker zog sich einen Stuhl heran und fing an Satis Haare mit einem groben Kamm vorsichtig durchzukämmen und in Abschnitte einzuteilen.


    "Du kannst die Augen öffnen, die Kräuteressenz ist eingezogen Sati. Jetzt machen wir uns an Deine Mähne mein Freund. Lass uns über etwas sprechen, woran Du Freude hast. Etwas das Dir liegt und wenn es das Wetter ist. Oder soll ich Dir etwas erzählen?


    Zuerst werde ich Deine Haare ordnen und einteilen, dann geht es auch schon los. Du musst etwas Geduld mitbringen, aber das Ergebnis wird Dir gefallen. Versprochen. Du hast sehr schöne Naturhaare Sati, es wäre eine Schande wenn wir Deine Mähne nicht wieder herrichten. Ich bin wirklich gespannt, wie Du mit voller, geschmückter Mähne aussiehst", sagte Viri und klopfte Sati freundschaftlich auf den Rücken, ehe er weiterkämmte.

    "Langsam, eine Probe muss man nicht bezahlen. Eine Probe entstammt dem Wort probieren. Gefällt einem dass, was man probiert hat und möchte es kaufen, dann erst wird der Preis beim Kauf der Ware fällig. Vorab nicht, auf kostenpflichtige Proben muss man die Kundschaft hinweisen.


    Wie habt Ihr denn dafür gesorgt, das der Grieche bezahlen muss? Kam es so zu den Beleidigungen? Und wenn Ihr schon so ausseht, wie bei Bacchus Stab sieht dann der Kunde aus?", fragte Viri mit Verzweiflung in der Stimme.


    Er schaute aus dem Laden und dort stand ein junger Bursche der mit treuem Hundeblick in den Laden schaute. Vermutlich war diese arme Gestalt, genau jener Grieche!


    Viri warf noch einen letzten, rückversichernden Blick auf die beiden Zwillinge, ehe er vor den Laden trat. Der junge Mann war augenscheinlich ein Sklave, nach seiner Kleidung zu urteilen. Oder er hatte schlichtweg extrem wenig Geld.


    "Salve Du schaust die ganze Zeit in meinen Laden, was ist los oder was möchtest Du?", fragte Viri freundlich. Er hoffte inständig, dass die Zwillinge diesem Burschen nicht die letzten Münzen aus dem Kreuz geleiert hatten.


    Falls doch, hatte er sich bei dem Streitgespräch gut geschlagen, denn er hatte keine Blessuren davon getragen.

    Als die Zwillinge den Laden betraten, wurden sie von Viridomarus von Kopf bis Fuß begutachtet. Sorge sprach aus seinem Blick, bis der das Geld im Geldbeutel klimpern hörte. Er lief raschen Schrittes auf die beiden zu und musterte die Verletzung von Castor.


    Nubius trat heran und reichte seinem Herrn stumm einige weiche Tücher, mit denen der das Blut von der aufgeplatzten Lippe des Zwillings tupfen konnte. Viridomarus tat genau das, holt eine Tinktur aus einem kleinen Schränkchen und tauchte das nächste Tuch darin ein. Erneut tupfte er Castors Lippe ab, die schlagartig in Flammen zu stehen schien. Nach dem ersten Moment des Schreckens, spürte der Zwilling wie die Blutung langsam aber sicher nachließ. Viri drückte ihm das Tuch in die Hand und deutete auf seine Lippe.


    "Schön draufdrücken, damit Deine Lippe ordentlich verheilt", wies er Castor an und wandte sich an Pollux.


    "Die Proben sind eigentlich zum testen, damit die Kundschaft meinen Laden aufsuchen um hier noch etwas mehr als nur ein Parfüm zu erstehen. Aber sei es drum, ein Geschäft ist ein Geschäft und es war Euer erster Tag. Nur bei den Verletzungen frage ich mich gerade, wie sehen Eure Kunden aus?", hakte Viridomarus nach und nahm Castor den Geldbeutel aus der Hand.


    "Nun raus mit der Sprache, was ist geschehen? Wir wollen keinen Ärger mit den Urbanern, weil Ihr jemanden gewaltsam parfümiert habt", sagte der Thraker streng, musste dann aber selbst über die Vorstellung lachen, ehe er wieder ein ernstes Gesicht zog. Selbst die Mundwinkel von Nubius zuckten verdächtig.