Beiträge von Velia

    Ihr Ärger wurde größer und Velia verengte ihre Augen zu Schlitzen. Was bildete sich dieser Speichellecker ein sich in ihre Angelegenheiten mit Archias einmischen zu können! Ferox mochte zwar die Rechte Hand der Krähe sein, doch das gab ihm aus ihrer Sicht noch lange nicht das Recht hier mitreden zu können. Es ging einfach nicht anders, ihr Groll musste sich Luft verschaffen.


    "Was ich mit Corvus zu besprechen habe geht dich überhaupt nichts an, du mieser, verlogener..."


    Weiter kam Velia nicht, da in diesem Moment sich eine Klinge von hinten in ihren Hals gebohrt hatte. Blutend brach sie zusammen und war tot. Die von hinten angeschlichene Gestalt hatte sie gar nicht kommen sehen, so sehr war Velia auf Ferox fixiert gewesen.


    - ENDE -

    Velia schürzte die Lippen.


    "Ich hatte eigentlich gehofft Helvetius Archias anzutreffen, es geht ums Geschäft. Ist er anwesend?"


    Ärger machte sich in ihrer Brust darüber breit, dass sie sich hier mit Archias' Lakaien herumschlagen musste.


    Besser wohl sie ging einfach wieder.

    Es war schon einige Zeit vergangen seit Velia das letzte Mal bei der Krähe wegen ihres eigenen Lupanars gewesen war, weshalb Velia beschlossen hatte einmal wieder zum Haus des Helvetius Archias zu gehen und nachzufragen. Sie wollte endlich beginnen mit ihrem Geschäft als eigene Lupanarbetreiberin, doch das ging ja schwer, wenn der eigentliche Besitzer Däumchen drehte und sich Zeit mit der Sache ließ. Schon am Tor bemerkte er, dass weniger als Bettler verkleidete Wachen herumlungerten als gewöhnlich, dafür pfiffen sie umso lauter. "Hee du Puppe! Rutsch unter meine Decke und wärme mich!" erscholl es da, oder: "Eine Nacht mit mir und DU wirst MICH bezahlen wollen!" Die Lupa kannte derartige Sprüche zur genüge und hatte daher nur ein müdes Lächeln für sie übrig. Sie ging ohne weiteres Kommentar an ihnen vorrüber.


    Im Haus selbst grüßte sie die Köchin, ehe sie hinauf in den ersten Stock ging. Vor der Tür war keiner der beiden Bluthunde zu sehen. Seltsam, war Archias etwa gar nicht anwesend? Anstatt dies jedoch anzunehmen und wieder umzudrehen ging sie stracks weiter und klopfte an die Tür. Zumindest versucht wollte sie es haben.

    "Glück ist etwas für Narren. Man braucht kein Glück, um durch das Leben zu kommen, sondern Essen, Schlaf und ein Dach über den Kopf. Gelegentlich auch vielleicht einen Mann, dann schafft man es auch ohne glücklich zu sein." antwortete Velia und spürte dabei einen kleinen winzigen frostigen Stich in ihrem Herzen. War sie denn glücklich? Eher nein. Sie konnte sich auch nicht wirklich vorstellen, dass andere Menschen glücklich sein konnten, also wozu einem unerreichbaren Ideal nachjagen und sich deshalb selbst schlecht machen, weil man es nie erreichen konnte? Velia hatte alles was sie zum Leben brauchte, das musste genügen. Glück war irrelevant. Genauso wie Liebe. Wichtig war nur, dass man Schmerz und Leid möglichst lange von sich weghalten konnte, auch wenn einem das Alter beides sowieso früher oder später bringen würde und das nicht zu knapp. Niemand konnte wirklich lange glücklich sein, jeder litt und starb irgendwann. Ob langsam und natürlich dahinsiechend, oder brutal und plötzlich durch externe Gewalteinwirkung. Es gab kein Glück. Für niemanden. Wer sich das jedoch einbildete, machte nur sich selbst etwas vor. Sie sah es ja anhand ihres eigenen Lebens. In einem Moment hatte sie alles gewonnen in Form eines eigenen Lupanars und schon gleich darauf gleich wieder 3/4 davon verloren. So war das Leben.


    Velia bedachte Kyriakos mit einem nicht deutbaren Blick. "Ich denke ich kenne keinen anderen Spartaner, dem seine Ehre so egal ist wie dir. Du wärst ein schlechter Mann, wenn du zulassen würdest, dass deine Frau fremdgeht. Willst du dich derart für eine Frau selbst aufgeben ist sie es nicht wert, glaube mir. Einen Funken Stolz muss jeder in seinem Herzen bewahren, das hält uns am Leben und unterscheidet uns von den Tieren." Stolz war etwas ganz anderes als Glück. Stolz war eine noble und nützliche Eigenschaft und auch wenn die Lupa sonst nicht gerade der Sonnenschein persönlich sein mochte, stolz war Velia alle Mal. Sie hielt ihr Haupt meist einer Königin gleich erhoben. Und wenn schon, dass sie bloß eine ordinäre Straßendirne aus den suburanen Gedärmen der Ewigen Stadt war spielte keine Rolle, dann war sie eben die Königin des Drecks. Auch egal. Sie nahm Kyriakos' Bezahlung entgegen und sah dann auf in seine braunen Augen. "Es ehrt mich, dass du denkst ich wäre eine Heirat wert, meine Antwort hast du ja schon erhalten. Schau wieder mehr auf dich selbst und versuche deinen Stolz wiederzufinden. Vielleicht ändert das etwas in deinem Leben zum besseren. Schau auf dich selbst, ja?" Und zum Abschied gab sie ihm noch einen Kuss, ohne, dass sie jedoch dabei etwas empfand.

    Velia war nach Kyriakos' Sätzen eine ganze Weile kang nicht ansprechbar. Sie klammerte sich mit Händen und Füßen an ihn und machte mittels akustischer Lautäußerungen deutlich hörbar wie gut oder nicht gut es ihr gerade gefiel was er da mit ihr anstellte. Anscheinend gefiel es ihm, wenn er das Sagen während der Nummer hatte, doch das war ihr nur recht. Schließlich gelangte sie zum Höhepunkt (was eigentlich nur sehr selten vorkam während ihrer Arbeit) und es war wirklich einer, nicht der gespielte, den gut 98-99% aller ihrer Kunden normalerweise zu Gesicht bekamen (wenn sie überhaupt Wert darauf legten, doch viele schon). Die Sache ging so lange weiter wie Kyriakos wollte, doch als es dann vorbei war, musste sie noch kurz eine oder zwei Minuten liegen bleiben und durchschnaufen. Dann nach einem kurzen letzten Blick auf Kyriakos und dem Körper den er von den Göttern geschenkt bekommen hatte, stand sie auf und ging zu ihrem Kleiderhaufen hinüber. Während sie das tat und sich danach anzog, antwortete sie ihm: "Ich weiß du wirst irgendwann wieder fragen, aber genauso wie dann sage ich auch heute Nein. Auch wenn Liebe und Beziehungen nichts für mich sind, so finde ich es trotzdem nicht richtig, was du beschrieben hast vorher eben, da kann man es auch gleich bleiben lassen." Als Velia fertig angezogen war, kam sie wieder zum Bett und setzte sich neben ihn. "Ich habe jetzt die nächste Zeit sowieso nicht viel Freiraum, wo ich mich ja um den Aufbau meines neuen Lupanars kümmern muss. Ich mag das bisschen Selbstbestimmtheit das ich noch habe und ich will nicht, dass sich irgendwas zwischen uns ändert. Ich mag es genauso wie es gerade ist." Schön langsam rückte der Zeitpunkt näher, wo es ums Bezahlen ging, doch bevor das wirklich geschah, erhielt Kyriakos ein weiteres Mal einen ganz kleinen Freundschaftsbonus in Form von noch etwas mehr Zeit die sie ihm widmen würde, bevor Velia sich um den nächsten Kunden kümmern würde müssen. Sie sah in Kyriakos' Antlitz, ganz so als würde sie versuchen irgendetwas über sein Inneres aus seinen Augen herauszulesen. "Weswegen bist du noch heute zu mir gekommen? War es wirklich nur einer Frage wegen, von der du vorher schon die Antwort gekannt hast, oder ist da noch etwas anderes?"


    Velias Groll auf Kyriakos war mittlerweile wieder verflogen. Er hatte seine Sache gut gemacht.

    Velias Frage ignorierend wollte Kyriakos jetzt die Führung übernehmen und als gute Lupa überließ sie ihm die gerne. Außerdem hatte sie so auch mehr davon, wenn sie bloß noch daliegen und gut auszusehen brauchte. Es war auch nicht nur gemütlicher, sondern man spürte es auch fester, wenn man nicht selbst arbeiten musste, sondern bearbeitet wurde. Hinzu kam noch, dass Kyriakos es verstand sie zu nehmen. Andererseits keine Überraschung, wo sie sich ja schon so lange kannten. Mit geschlossenen Augen genoss Velia den Augenblick und die Empfindungen, die der Akt in ihr hervorriefen. In diesem Zustand war sie auch viel eher bereit wieder nett zu Kyriakos zu sein, auch wenn er Nonsens daherredete. Velia ließ sich eine ganze Weile Zeit still nehmen und dementsprechend lange fiel auch die Wartezeit bis zu ihrer Antwort aus, bis sie mit halb geöffneten Augen unter Gestöhne antwortete: "Nein Kyriakos, aber das solltest du sowieso wissen. Ich mag dich sehr gerne, aber ich liebe dich nicht. Ich liebe niemanden und ich werde niemals frei sein. Such dir eine bessere als mich."
    Wenn dies auch ein Korb gewesen sein mochte, so hatte Kyriakos trotzdem gerade eine Art Geschenk bekommen, denn auf der ganzen weiten Welt würde vermutlich wohl nie jemand anderes von der Lupa Velia zu hören bekommen, dass sie denjenigen in irgendeiner Art mochte.


    Mehr bekam sie nicht heraus, wo auch Velia sich immer mehr dem Höhepunkt näherte und dementsprechend mehr und mehr abgelenkt war.

    So sehr sich Velia vorgenommen hatte miesepetrig und schlecht gelaunt zu sein in Kyriakos' Gegenwart, so konnte sie sich doch nicht der aufheiternden Gemütsstimmung erwehren, die sich ihrer bemächtigen wollte bei den absurden Worten des Mannes unter ihr. Während sie sich -so wie Kyriakos es wohl wollte, angesichts seiner händischen Bemühungen- ganz jetzt auf ihn setzte und zu reiten begann, musste sie kurz auflachen.


    "Ein guter Scherz, ich schätze das habe ich jetzt gebraucht, danke. Also was denkst du, wirst du das Ganymed wieder genauso wie es war aufbauen, oder werden Veränderungen vorgenommen?" Nach dem Lachen und Kyriakos' Witz fühlte sie sich doch gleich wieder etwas freier und war sogar eher bereit ihm sein Fehlen zu vergeben und ihre erbrachten Opfer.

    Als Kyriakos nach etwas Herumgestehe sich endlich aufs Bett niederließ folgte ihm die Lupa. Doch jetzt wo der Kunde (bzw. Freund) am Rücken darniederlag, gebrauchte sie zusätzlich zu den Händen jetzt auch ihre Lippen und ihre Zunge. Währenddessen redete weiter oben Kyriakos von dem Geld das er von ihr bekommen hatte und wozu er es einzusetzen gedachte. Während ihrer Arbeit hielt Velia Augenkontakt, um Kyriakos' Gesicht studieren zu können. Mit der Hand weitermachend hob sie den Kopf, um sprechen zu können.


    "Das Geld reicht entweder für einen guten Neubau, oder für zwei abgeranzte Löcher und ich denke das ist eher weniger nach deinem Geschmack. Außerdem werde ich in Kürze sowieso ein eigenes Lupanar eröffnen, um mich brauchst du dich also nicht zu sorgen. Das wäre eigentlich die Neuigkeit gewesen wegen der ich zu dir gekommen wäre am Tag des Brandes. Besser also du investierst alles in einen Ganymed-Neubau anstatt an mich zu denken. Aber egal. Verrate mir Nummer Zwei von deinen Plänen." Nachdem sie zu Ende geredet hatte, senkte sich auch wieder Velias Kopf.


    Kyriakos wurde erwartungsgemäß immer erregter und als er sie aufforderte zu ihm zu kommen, entledigte sie sich ihrer letzten Kleidungsstücke und legte sich dann vollkommen nackt bäuchlings auf ihn, während sie begann ihn leidenschaftlich zu küssen.


    Sim-Off:

    Ich geh Mal davon aus, dass sie weiterhin am Bett liegen, weil irgendwas am Boden kann ich mir grad nicht vorstellen, außerdem warum das Bett unbenutzt lassen, wo es ja auch sowieso bezahlt werden muss.

    "Du kennst die Preise." Mehr musste nicht gesagt werden. Velia drehte sich um und ging voraus. Natürlich könnte sie nie und nimmer Kyriakos sagen wieso sie aktuell so schlecht auf ihn zu sprechen war, wo es doch etwas mit genau jener Person zu tun hatte, die auch dafür verantwortlich war, warum Kyriakos überhaupt erst alles verloren und Velias erkämpftes Darlehen nötig geworden war. Kyriakos hatte durch die Krähe alles verloren, andererseits bekam er durch die Krähe auch alles wieder in Form von mehreren Tausend Aurei zurück. Die Krähe selbst hatte Geld nur zeitenweise verborgt das sie ebenfalls wieder zurückbekommen würde, die einzige Person die in dieser ganzen Geschichte leer ausging und die etwas wirklich verloren hatte war Velia. Kein Wunder also, dass sie wütend war.


    Im Kundenzimmer angekommen drehte sie sich um und kniete sich hin, um ihrem Kunden die Hose runterzuziehen und ein wenig ihr Handgelenk "aufzuwärmen". Dabei sah sie hoch zu ihm. "Also warum bist du hier?"


    Sim-Off:

    Das musstest du nicht extra erwähnen. ;)

    Velia war immer noch etwas schlecht auf Kyriakos zu sprechen. So war:


    Wie gesagt ich arbeite. Wenn du nicht ein wenig Silber locker machst wirst du bis morgen warten müssen“,


    alles, was er im Moment von ihr als Antwort bekam, ehe sie wieder am Absatz kehrt machte und sich anschickte zurück zur Treppe in den ersten Stock zu gehen.

    Kyriakos geriet an die etwas stämmigere Keltin mit den langen roten Locken, die sich mit Künstlernamen Boudicca nannte. Als er sie auf griechisch ansprach, verzog sie missmutig ihren Schmollmund und sah ihn an. "Was willst du von mir! Sprich entweder ordentlich, oder lass stecken. Ausländisch versteh ich nicht!" Die Mädchen des Magnum Momentum kannten Kyriakos gut, entsprechend leger fiel die Antwort aus. So sehr dieser Laden hier auch stets auf gehoben und Feinspitz machen wollte, es waren trotzdem gewöhnliche Mädchen von der Straße die hier arbeiteten und bei weitem nicht jede von ihnen verstand Griechisch. Vor zahlenden Kunden hätte es so einen verbalen Ausfall natürlich nie gegeben, jedoch war Kyriakos kein gewöhnlicher Kunde.


    Angelockt von Boudiccas Geschimpfe kam die Nubierin herbei. "Was gibt's denn?"
    "Keine Ahnung, irgendwas wegen Velia..." Die Keltin zuckte mit den Schultern und verzog sich wieder. Das war definitiv nicht ihr Kunde. Die Nubierin indessen sah ihn stirnrunzelnd an. "Wenn du etwas von Velia willst, wieso hälst du dich dann mit Boudicca auf?" Danach drehte sie sich um und brüllte (wenig damenhaft) einmal quer durch den Raum Velias Namen. Nach wenigen Augenblicken kam diese auch schon aus einem der Kundenzimmer angedackelt. Oberkörperfrei wischte sie sich gerade den Mund ab, als sie zu ihrem Besucher im Empfangsbereich stieß. "Kyriakos, was willst du hier? Ich muss arbeiten. Verzieh dich" meinte sie im letzten Satz in Richtung zur Nubierin und nickte mit dem Kopf und so musste sich die Dunkelhäutige wohl oder übel trollen. Zu gern wäre sie noch da geblieben, um mitanzuhören um was es hier ging. Es schien Spannung in der Luft zu liegen.

    Velia war immer noch völlig hin und her geerissen. Was sollte sie nur tun? Wäre sie aller Dinge ledig, dann wäre sie ja einfach nur gegangen und irgendwann (oder auch gar nicht) wiedergekommen, doch so einfach war es ja nicht mit ihrem Geldsack. Auch wenn niemand etwas davon wusste, so hatte sie trotzdem das Gefühl, dass er wie ein Leuchtturm strahlte und alle Welt darauf aufmerksam machen wollte: "He! Die da hat viiiieeel Geld dabei!" Ob sich so reiche Menschen jeden Tag fühlten, wenn sie durch die Straßen Roms spazierten und dabei durch ihre Kleidung, ihre Sänfte, ihre Sklaven und ihr Gefolge aus Klienten ihren Reichtum zur Schau stellten? Ein mieses Gefühl. Velia zog es tausend Mal lieber vor arm zu sein und in der Gosse zu leben, unerkannt und unbelästigt ohne all diesen Firlefanz. In einem spontanen, nur einen Augenblick lang währenden Gedankenspiel stellte sie sich sogar vor, was wohl wirklich geschehen würde, sollte sie spaßeshalber den Zwillingen das Geld überlassen mit dem Auftrag es Kyriakos zu geben, sobald er wieder da wäre. Lächerlich.


    Plötzlich spürte sie von hinten Lippen an ihrem Hals. Irgend ein Drecksack wagte es sie ungefragt anzufassen! So etwas hasste Velia zutiefst und dementsprechend heftig fiel auch ihre Reaktion aus. Sie fauchte einer Furie gleich auf und fuhr herum, um dem potenziellen Schleimbeutel/Dieb ein paar ordentliche blutige Striemen quer übers Gesicht zu ziehen, doch die zum Prankenschlag erhobene Krallenhand verharrte in der Luft, als sie erkannte wer es gewagt hatte. Keine Sekunde zu früh für die Intaktheit von Kyriakos' Gesicht. Beim Umdrehen war das Klimpern unter ihren Kleidern deutlich zu vernehmen gewesen. Für einen Moment war Velia erstarrt, doch nicht für lange. "Du!"
    Es klang wie eine Anklage.


    Die Opfer die sie für ihn dargebracht hatte, gefolgt von seinem Fehlen, als sie wieder hier eingetroffen war, kombiniert mit seiner jetzigen unerlaubten Berührung bewirkten, dass Velia wütend auf ihn war. Mit einem Finger in Richtung seiner Brust deutend fauchte sie: "Was fällt dir ein dir sowas rauszunehmen! Wo warst du? Ich hab auf dich gewartet! Ach egal..." Velia fuhr sich mit ihrer Zunge über ihre oberen Vorderzähne und wandte sich kurz ab. Dann blickte sie ihn wieder an (es war ein typisch missbilligender Veliablick) und holte dabei den Geldsack hervor. "Ich hatte dir das hier bringen wollen, aber egal jetzt. Mach was du willst." Sie warf den Beutel Kyriakos vor die Füße, drehte sich um und ging.
    Der bisherige Tag war einfach zu viel gewesen im Moment, Velia brauchte jetzt dringend Ruhe, um sich wieder zu beruhigen. So fertig mit den Nerven war sie schon länger nicht mehr gewesen und das alles bloß wegen einer Aneinanderreihung dreier Lappalien, auch wenn die erste davon vermutlich doch etwas ernsteres war.

    Ach Kyriakos...warum musst du dir das Leben immer nur selbst schwer machen? Was sollte Velia jetzt machen? Sollte sie hier bleiben und auf seine Rückkehr warten, oder besser wieder verschwinden? Vermutlich war es das Beste den Geldsack irgendwo zu verstecken und es morgen wieder zu versuchen, oder? Blöde Sache..


    Castor und Pollux schnatterteten währenddessen unentwegt in einem fort. Ihre Bemerkungen über ihren verschwundenen Kameraden ignorierte Velia, das war nicht ihre Sache und es interessierte sie auch in keinster Weise. Als die beiden jedoch dann von einem Goldschatz sprachen warf sie ihnen mitleidige Blicke zu und sagte: "Schlagt euch das aus dem Kopf. Ihr werdet niemals da rankommen wegen all der Trümmer und selbst wenn wird alles bestimmt vom Feuer geschmolzen sein. Außerdem...was wollten zwei Straßenstricher wie ihr schon mit einem kleinen Vermögen anfangen? Ihr hättet ja gar keine Verwendung dafür!"


    Sie brauchte einen Moment, ehe sie wusste von wem sie jetzt schon wieder sprachen (sprunghaft in Gedanken wie zwei Welpen eben...), ehe Velia begriff und zu lachen anfing. "Veratia? Seid ihr etwa schon wieder so sehr untervögelt, dass ihr sogar schon auf Frauen ausweichen müsst? Nein, was für ein Drama!"

    Wie zwei junge Hunde kamen da die Zwillinge auch schon zu Velia heran. Da sie den Geldsack weiterhin unter ihren Gewändern verborgen hielt, hatte Castor mit seinem Trageangebot wohl unmöglich genau diesen meinen können, weshalb die Lupa das Hilfsangebot überging.


    Leider bestätigten sie ihr, dass Kyriakos wirklich nicht da war, was Velia leicht ungehalten werden ließ. Da hielt sie schon einmal ihren Kopf für ihn in die Höhle des Löwen, um für ihn zu streiten und dann besaß dieser #*~#! nicht einmal die Höflichkeit vor Ort anwesend zu sein, wenn sie ihm die Früchte ihres Wagnis bringen wollte! Einen kurzen Moment war Velia wirklich in Versuchung einfach den Geldsack den Zwillingen zum Fraß vorzuwerfen, einfach nur, um es Kyriakos so richtig heimzuzahlen, doch letztendlich entschied sie sich doch dafür das Geld seinem ursprünglichen Zweck zukommen zu lassen. Der Zwillinge wegen hatte sie immerhin nicht einen Großteil ihrer Gunst bei der Krähe verspielt.


    Gelangweilt blickte sie sich um, während Castor und Pollux über irgendwelche nicht existenten Kunden sinnierten, bis sie eine Frage an sie richteten. Sie blickte wieder zu ihnen und meinte dann:
    "Satibarzanes? Was soll mit dem sein? Wann sagte Kyriakos, dass er wieder zurückkommen wollte?"

    Nach harten Verhandlungen, die Velia viel gekostet hatten (natürlich würde sie Kyriakos niemals von ihren Opfern erzählen, das ließ ihr Stolz nicht zu!), schlich sie gegen Mittag zurück in Richtung Ganymed. In ihren weiten Gewändern hielt sie einen großen Sack verborgen, der genau 1300 Aurei enthielt, was einer Summe von 130.000 Sesterzen, bzw. dem Preis eines römischen Stadthauses entsprach. Ferox hatte ihr die Summe extra in Aurei ausgezahlt "damit die Dame nicht so schwer zu schleppen hätte", biestiger alter Narr!
    Auch wenn es vermutlich wirklich klüger war in der Subura nicht offen mit einer Geldtruhe herumzulaufen. So also kam sie durch die verschiedenen Straßen und Gassen, ohne dass man es ihr ansah, dass sie ein kleines Vermögen mit sich führte.


    Beim Ganymed angekommen registrierte sie, dass wohl niemand hier war außer die Zwillinge. Velias Gesicht verdüsterte sich. "He, ihr da! Wo ist Kyriakos!"

    Velia empfand große Erleichterung, als dieses Katz-und-Maus-Spiel endlich ihr Ende hatte und Archias sich dazu bereit erklärt hatte ihr das Geld zu geben. Hatte sie am Ende also doch alles richtig gemacht.


    "Ich danke dir, o Corvus."


    Sie nahm die Zahlungsanweisung entgegen, neigte noch einmal den Kopf und wandte sich dann der Tür zu. Ehe sie ganz dort war, rief ihr Archias noch etwas hinterher. Velia stoppte und drehte sich noch einmal kurz zur Krähe um.


    "Verstanden", dann verließ sie entgültig den Raum. Sie war froh, dass sie das Geld doch noch erstritten hatte, doch irgendwie fühlte sie sich auch elend zumute. Kyriakos würde niemals erfahren auf wieviel Geld und Freiheit sie heute ihm zuliebe verzichtet hatte...

    Velias Gesicht verhärtete sich. "Das Geld ist für mich, sehr richtig, und wofür ich es gebrauche ist meine Sache!" Sie hoffte, dass sie so größere Chancen auf die Summe bekam, wenn sie Kyriakos außen vor ließ und das ganze in eine Sache zwischen ihr und der Krähe ummünzte. Hoffentlich wäre er dann eher dazu geneigt dem zuzustimmen. Dass sie es trotzdem für ihren Freund einsetzen wollte, konnte die Krähe sich ja denken.


    Die nächste Bosheit von Archias war natürlich vorherzusehen gewesen, doch es war Velia egal. Wenn Archias gedacht haben mochte, dass sie in diesem Falle klein beigeben würde, so hatte er sich geschnitten. "Und wenn schon, ich möchte trotzdem diesen Kredit verdammt und wenn ich auch als gewöhnliche Lupa alle meine Einnahmen bis zum Ende meines Lebens dafür an dich weitergeben muss!" Velia stand auf, immer noch mit einer grimmigen Miene. Sie stützte sich jetzt ihrerseits auf den Schreibtisch, sodass sie und Archias sich auf Augenhöhe und ihre Gesichter sehr nahe beieinander waren. "Gib mir den Kredit, ich zahle ihn zurück, egal wie und wenn es mit meinem eigenen Körper sein muss, Corvus." Dann küsste sie ihn kurz und leidenschaftlich, ehe sie wieder etwas zurückwich und ihn abwartend aus einer leicht tieferen ansah.

    Velia hatte sich das in den wenigen Momenten wo ihr das möglich gewesen war gut überlegt. "Ich möchte einen Kredit für mich aushandeln. Einen Kredit über 130.000 Sesterze. Zurückzahlen möchte ich ihn über die Einnahmen meines künftigen Lupanars. Zusätzlich zu deinem festen Anteil von 40% erhälst du weitere 30% und das so lange, bis die Summe voll abbezahlt ist. Zusätzlich erhälst du auch nach Ausgleich des Kredits vier Monate lang weitere 20%, also 60 statt 40%. Außerdem werden meine Mädchen alle als Spione für dich arbeiten. Ist das ein Angebot?"


    Sollte Archias dies ausschlagen, dann wüsste Velia nicht mehr wirklich was sie sonst tun könnte, das war das beste Angebot das ihr auf die Schnelle eingefallen war.