[Lupanar] Magnum Momentum

  • Lurco hörte seiner Gesprächspartnerin zu. Die Unterhaltung mit ihr machte Spaß, nach einer guten Nummer war er immer aufgekratzt, andere wurden müde. Was sie erlebt hatte und sie in das Lupanar verschlagen hatte, tat ihm leid. Sie war eine Frau mit Köpfchen, andernfalls würde das Geschäft nicht so gut laufen und sie hätte die Kunden nicht so schnell um den Finger gewickelt, einschließlich ihn.


    Als sie ging bedauerte er es, vor allem als er den nächsten Kunden sah. Der Kerl war zum abgewöhnen, aber Kunden konnte man sich in keiner Branche aussuchen. Und nach den Ringen an seinen Fettfingern zu urteilen, war der Kerl reich.


    Er nickte ihr knapp aber freundlich zum Abschied zu und rüttelte Scato wach.


    "Aufwachen mein Bester, wir müssen nach Hause", sagte Lurco und zerrte Scato auf die Beine. Scato stand auf seinen Stelzen wie ein Storch im Salat. Es nützte alles nichts. Lurco warf sich seinen Kameraden quer über die Schulter und schleppte ihn auf die Straße Richtung Heimat.

  • Lurco war gezwungen, den volltrunkenen Scato zurück zur Castra Praetoria zu schleppen. Zu Lurcos Unglück funktionierten zwar die sonst so zuverlässigen Beine seines Kameraden nicht mehr, dafür sein Mundwerk umso besser, als Scato begann, aus voller Kehle von seiner erhobenen Position aus Lieder der Legio in die Nacht hinaus zu grölen. Die Kakophonie währte den ganzen Weg durch die Subura und am Blinden Esel vorbei. Als er den Alkoholgeruch aus der Taberna wahrnahm, musste Scato seinen Gesang unterbrechen, um zu kotzen, ehe er mit ungebrochenem Enthusiasmus weiter grölte. So ging es unter beträchtlichter Lärmbelästigung an der neuen Station vorbei, bis sie die Porta ihres Militärlagers erreichten.


    Porta Praetoria >>

  • Velia führte die kleine Gruppe von Obdachlosen zum nahe gelegenen Luxuslupanar in dem sie aktuell selbst noch arbeitete. Als die Tür aufging und sie hereinkamen, staunten die im großen offenen Hauptaufenthaltsbereich nicht schlecht. Natürlich kannten sie die Belegschaft des Ganymed, wo sie ja hin und wieder herbestellt wurden, wenn ein Gast derart spezielle Wünsche geäußert hatte. Doch jetzt kamen sie alle auf einmal und das unverlangt und nicht nur das. Schwarz von Ruß waren sie und verletzt auch noch! Die üppige rothaarige Keltin stand unruhig auf. „Was ist passiert?
    Doch Velia fuchtelte mit einer Hand unwirsch, damit sie die Klappe hielt und rauschte an ihnen allen ohne eines Blickes würdigend vorbei in Richtung Stiegenaufgang und weiter, oberes Stockwerk. Dann den kurzen Gang entlang von dem links und rechts „Arbeitszimmer“ abgingen, doch sie alle waren gerade belegt. Velia ging bis ganz nach hinten und verzog dann den Mund. Blöde Sache...


    Gerade stand sie am Ende des Ganges und war sie schon am überlegen was jetzt zu tun wäre, als da die zweite Tür links von ihr aufging und eine zartgliedrige Italikerin mit glühendem Blick heraustrat, gefolgt von einem ganz jungen römischen Edelknaben, der wohl gerade sein erste Mal mit der Lupa bestritten hatte. Zufrieden mit sich und der Welt richtete er sich die Toga und stapfte davon. „Brauchst du das Zimmer noch?
    Nein, du kannst es haben, obwohl... hallooo“ mit interessierten Blicken taxierte sie die Zwillinge und legte einem von ihnen einen Arm auf die Schulter. „Wie wärs ihr zwei, wenn...
    Veratia!“ bellte Velia. Die Angesprochene verdrehte die Augen („Schon gut, dann eben alle für dich...“) und trollte sich dann. Nachdem das geklärt war betrat Velia das Zimmer. Das Bett war noch nicht gemacht, besser sie erledigte das sofort, bevor sich jemand von den Ganymedianern hineinlegte. Sie hielt sie weniger für die Art Mensch die gerne in den Laken anderer schliefen in denen sich diese gerade eben erst auf eine sehr feuchte und erwachsene Art vergnügt hatten. Im Nu war das Bett wieder frisch und sauber und Velia ballte einen Stoffballen zusammen. „Macht es euch gemütlich.“, dann verließ sie den Raum und schloss die Tür hinter sich, um das Laken in die Schmutzwäsche zu geben. Dann führten sie ihre Schritte hinunter ins leere Büro der Geschäftsleitung. Dort wurde die Kasse aufbewahrt. Sie legte für ihren Chef genau den anfallenden Geldbetrag hinein, den die Benutzung des Zimmers die ganze Nacht lang eben ausmachte, so konnte man hinterher nichts mehr darüber sagen, dass die Ganymedleute heute Nacht hier schliefen, bezahlt war immerhin.

  • << Die Ruinen des Ganymed


    Die Lupos grüßten ihre weiblichen Kollegen, als sie den Eingangsbereich durchquerten. Die Zwillinge trugen dabei ein Grinsen zur Schau, als wäre ihre Welt noch immer in bester Ordnung und das Ganymed nicht Raub der Flammen geworden. Ihre unerschütterliche Art war sicher einer der Gründe, warum überhaupt noch jemand daran glaubte, dass irgendeine Art von lebenswerter Zukunft auf sie wartete. Sie verstanden es besser als Kyriakos, Zuversicht zu vermitteln. Die meisten Leute mochten sie spontan, obwohl in der Brust eines jeden von ihnen das Herz eines gierigen Raubtiers schlug. Mit dem Eintreten ins Lupanar hatten sie den angeschlagenen Python an Evenor und Nicon übergeben, die unter der Last, die sich auf sie stützte, kaum laufen konnten.


    Als Veratia den Arm über Castors Schultern legte, drückte dieser ihr spontan einen Kuss auf die Wange, bevor Velia die Dame verjagte. Pollux, der gerade von der anderen Seite dazu kommen wollte, machte ein bedauerndes "Ohhhh" und legte den angehobenen Arm stattdessen um seinen Bruder. So weit reichte die Gastfreundschaft dann wohl doch nicht. Kyriakos hatte für derlei keinen Nerv und widmete seine Aufmerksamkeit allein Velia. Geduldig wartete er, bis sie ihnen ein Bett zurechtgemacht hatte. Die mitgebrachten Decken wurden auf dem Boden verteilt.


    "Wer bekommt das Bett?", fragte Satibarzanes.


    "Alle, die wollen", erwiderte Kyriakos. "Python schläft auf dem Boden, damit niemand an seine Wunden stößt. Haltet Abstand. Du sollstest auch unten schlafen, sonst wird das zu eng und deine Wunde am Arm reißt wieder auf."


    Fünf Mann und ein Kind auf dem Bett genügten nun wirklich. Während Satibarzanes ein Gesicht zog, das verriet, dass er sich ausgegrenzt fühlte, ließ der ehemalige Gladiator sich dankbar auf den ausgebreiteten Decken niedersinken. Python sagte keinen Mucks, er war damit beschäftigt, seine Schmerzen und Übelkeit zu ertragen. Es zeigte sich, dass der kleine Nymphis auch lieber auf dem Boden schlafen wollte, weil Python das machte, der für ihn vielleicht eine Vaterfigur war. Nachdem alle irgendwo einen Platz gefunden hatten, kehrte nicht sofort Ruhe ein. Die Gemüter waren noch zu aufgewühlt und ständig hustete irgendwer.


    "Was machen wir morgen?", fragte Evenor, der irgendwo zwischen den Zwillingen klemmte. Kyriakos hatte keine Ahnung, wer in welcher Position unter seinen Beinen lag, da er auf dem Rücken lag und zur Decke schaute. Er wusste nur, dass der Bauch von Nicon sein Kopfkissen bildete und dass links neben ihm, aber mit den Füßen in die andere Richtung, Pollux lag.


    "Morgen schauen wir, was übrig ist vom Ganymed", meinte Kyriakos.


    Evenor ließ nicht locker. "Und dann?" Sonst war er nicht aufsässig, im Gegenteil, doch nun hatte er Furcht vor der Zukunft.


    "Dann sehen wir weiter."


    "Könnten wir nicht bei Velia anfangen?", schlug Satibarzanes vor, während er sich auf dem Boden eine der Decken als Kissen zurechtmachte.


    Kyriakos hasste es, wenn Leute mit den Augen rollten, aber jetzt tat er es selber. "Wann hast du das letzte Mal in einen Spiegel geschaut? Das können wir sicher nicht! Und falls sie wider Erwarten doch einen von euch Vogelscheuchen behalten will, wird sie das von sich aus sagen. Und jetzt will ich davon nichts weiter hören."


    Castor tuschelte Evenor etwas zu. Die Zukunft schien ihm keine Sorgen zu bereiten in Anbetracht dessen, was er ihm gerade vorschlug und auch Pollux rutschte weiter nach unten zu ihnen. Kyriakos war es egal. Er rückte nur ein wenig weiter nach oben, damit er mehr Ruhe hatte, zog eine Decke über sich.


    "Dafür will ich das große Brot aus dem Korb", murrte Evenor, wobei er ängstlich klang.


    "Nerv weiter und du kriegst gar nichts. Schnauze jetzt."


    Es waren die letzten artikulierten Worte vom Fußende. Niemanden kümmerte es. Kyriakos bemerkte kaum, was die Zwillinge mit Evenor anstellten, weil ihnen heute kein Kunde zur Verfügung stand. Auch, dass Nymphis zusehen konnte, war ihm gleichgültig, denn genau das bekam der Junge ohnehin jeden Tag mit. Kyriakos´ Gedanken wechselten zwischen Velia und dem Brand, zwischen ihrer selbstlosen Hilfe und seiner eigenen Hilflosigkeit, zwischen Verantwortung gegenüber den Lupos und Egoismus.


    Was Python betraf, war es einfach - entweder, er starb in den nächsten Tagen, oder er kam durch. Da hieß es einfach warten. Satibarzanes hingegen hatte es geschafft, dank seines Armes noch unnützer zu werden als je zuvor. Nun war er alt, fett, unansehnlich und auch noch ein Krüppel. Kyriakos sollte ihn loswerden. Satibarzanes war der erste seiner Lupos überhaupt gewesen. Ewig war das her, siebzehn war Sati damals noch gewesen und ein hübscher Bursche. Unglaublich, wie sechs Jahre einen Menschen verändern konnten. Durchfüttern konnte er ihn nicht, dazu fehlten ihm die Mittel und der Wille. Aber was sollte er mit ihm noch anfangen? Mit Evenor und Nicon aber ließ sich noch drei, vielleicht vier Jahre gut arbeiten, ehe sie ebenfalls hinüber sein würden. Bis dahin könnten sie das Standbein bilden. Satibarzanes könnte er stattdessen an einen Sklavenhändler verkaufen, dann brauchte er kein schlechtes Gewissen zu haben und es sprang noch etwas für ihn dabei raus.


    Am meisten Kopfzerbrechen aber bereiteten Kyriakos die Zwillinge. Sie waren der Kitt, der die Truppe beisammenhielt, sie brachten das meiste Geld und schützten sie, aber sie waren auch gefährlich und er traute ihnen nicht über den Weg. Kosten und Nutzen abzuwiegen, war bei ihnen sehr schwierig, nicht zuletzt, weil es ihnen gelang, den Bogen maximal zu spannen, ohne ihn jedoch zu überspannen. Gerade eben kam es unten zu einem Knäuel, weil sie wechselten. Jetzt hatte er Castor neben sich liegen.


    Behalten? Davonjagen? Sich selber verkrümeln? Kyriakos wusste es nicht.


    Irgendwann kehrte endlich Ruhe ein, vom allgegenwärtigen Husten abgesehen. Als alle schliefen, gelang es auch Kyriakos, ein wenig Ruhe zu finden. Seine letzten Gedanken galten Velia und der Tatsache, dass er nicht zu einem Mann taugte, der diese Bezeichnung auch verdiente. Mit dem Ganymed hatte er begonnen, sich aus dem Unrat der Subura hochzuarbeiten, doch das war nun Geschichte. Nein, sie tat Recht daran, ihn auf Abstand zu halten, er konnte ihr keine Zukunft bieten. Der Schlaf, in den er schließlich fiel, war tief und traumlos wie ein kleiner Tod.

  • Am nächsten Morgen herrschte Stille in den Räumen des Magnum Momentum. Der Geschäftsbetrieb ging zwar bis spät in die Nacht, doch nicht durchgehend, weshalb die Stunden bis Mittag gewöhnlich geschlossen war. Machte ja auch kaum Sinn vormittags offen zu haben, wo die reiche und politisch einflussreiche Klientel selber gerade ihre Interessen pflegte bei einer Sitzung des Senats, oder bei der Abwicklung eines besonders lukrativen Geschäftes.


    So schlich also Velia wie ein einsames Gespenst durch den Hauptraum hin zur Treppe. Unter dem Arm hatte sie einen großen Korb in dem sich 3 kleine Amphoren Wein, ein Laib Brot und eine Schüssel Gerstenpuls mit Fleischstückchen darin befanden. Heute morgen warm zubereitet von einer der schon geöffneten Imbissbuden. Sie trat ins Zimmer („Morgen!“) und stellte gleich als erstes den Korb am kleinen Tischchen beim Fenster ab und fuhr sich dann seufzend durch die Haare. „Tut mir leid, dass ich gestern auf den versprochenen Wein vergessen hatte, aber ich musste kurzfristig doch arbeiten, weil ein Kunde es unbedingt mit zweien machen wollte“, ein kurzer Seitenblick auf die Zwillinge, der immer noch im Raum hängende Geruch verriet deutlich, was letzte Nacht hier getrieben wurde und ganz unbekannte waren die Ganymedianer ja auch nicht für sie, „Aber egal, dafür eben jetzt zum Frühstück, greift zu.“ Da sie davon ausging, dass sie jetzt erst mal mit Essen beschäftigt sein und sie danach gleich zum Ganymed gehen würden, wollte Velia auf sie warten. Sie fuhr sich nochmal durch die Haare (auch um sie aus dem Gesicht zu bekommen) und ließ sich dann quer ins Bett fallen. Das Bett war angenehm weich, eine Wohltat nach einer so arbeitsreichen Nacht in der sie eigentlich frei gehabt hätte...

  • "Essen", rief Castor und war sofort auf den Beinen, gefolgt von seinem Bruder. Mit einem Satz waren sie bei Velia. Evenor rieb verschlafen sein Gesicht. Er lag inzwischen auf dem Boden bei Satibarzanes, der sich nun ebenfalls aufsetzte. Nicon streckte sich und gähnte.


    "Halt!" Die Stimme von Kyriakos verhinderte im letzten Moment, dass die Zwillinge sich den Korb unter den Nagel rissen. Er erhob sich vom Bett und nahm das Frühstück vom Tisch. Besser war, wenn er das übernahm. Was sie hier geliefert bekamen, war nicht von schlechten Eltern, so gut hatte keiner von ihnen in den letzten Monaten gespeist. Sogar Fleisch gab es! "Du bist ein Schatz", sagte er mit Blick auf die Köstlichkeiten. "Alle im Kreis hinsetzen." Den Topf mit der Gerstenpuls stellte er in die Mitte auf den Boden. Normalerweise aß man sie mit dem Brot, doch hier musste alles gerecht geteilt werden, was im momentanen Zustand Disziplin erforderlich machte. Er drückte Nymphis den Löffel in die Hand. "Reihum isst jeder einen Löffel, bis der Topf leer ist. Kein Gerede, kein Gestreite."


    Auch er selbst setzte sich dazu. Natürlich versuchte trotzdem jeder, so viel wie möglich in den Mund zu stopfen. Während er wartete, bis er an der Reihe war, teilte Kyriakos das Brot in acht gleich große Stücke. Er hatte gelernt, dass man alle Mitglieder einer Gruppe möglichst gleich behandeln sollte. Als der Topf mit der Puls leer war, benetzte er das Brot mit dem Wein, ehe er es verteilte, bis auf zwei Stücken, die trocken blieben. Der übrige Wein wurden reihum gereicht. Nur Nymphis durfte keinen trinken und auch Kyriakos verzichtete. Er hatte noch nie Alkohol getrunken und gedachte nicht, das zu ändern. Stattdessen setzte er sich neben Velia aufs Bett, wo er langsam sein Brot aß, während die Lupos tranken.


    "Gut, dass es nur kleine Amphoren sind", meinte er zu Velia. "Die würden trinken, bis sie umfallen." Er gab sich keine Mühe, seine Verachtung, die er dafür empfand, zu verbergen. "Trinken die Mädels auch in dieser Manier? Wenn die Amphoren leer sind, können wir losmachen." Gern hätte er ihr gesagt, wie dankbar er war für diese Nacht im Magnum Momentum. Wenn man nahezu alles verloren hatte, waren solche Gesten unsagbar wertvoll. Eine Weile kaute Kyriakos an seinem Brot. Einfach Danke zu sagen, erschien ihm plump, er würde ihr gern mit Taten danken. Aber wie? "Wenn es etwas gibt, was ich für dich tun kann, lass es mich wissen. Das gilt für uns alle hier."


    "Ja, Mann, danke, Velia!", rief Castor, während er den Weinkrug entgegennahm und sein Bruder nickte dazu.

  • Velia hatte die Füße aus der Längsseite des Bettes heraushängen und starrte hoch zur Decke. Sie achtete nicht weiter auf die fröhliche Meute bei ihrer Schlemmerei, aber auch sonst gingen ihr nicht wirklich Gedanken durch den Kopf. Sie starrte einfach stur geradeaus und kaute etwas auf ihrer Zunge herum. Die Arme hatte sie hinterm Kopf verschränkt. Bevor sie dann losgehen würden, müsste sie wohl Veratia um Haarnadeln bitten, damit sie sich die Haare hochstecken konnte, nicht dass Passanten sie später mit offenem roten Haar für eine Barbarin halten würde! Demjenigen, der die Kühnheit besaß ihr das ins Gesicht zu sagen, oder sie auch nur längere Zeit mit diesem Gedanken anstarrte, würde sie die Augen auskratzen, so viel stand fest.


    Selbst an ihr eigenes Lupanar hatte Velia nicht mehr gedacht seit ihrer gestrigen Entdeckung des Ganymedbrandes, es war einfach mit einem mal nicht mehr ganz so wichtig gewesen. Natürlich bedeutete das ebenfalls nicht, dass sie sich deeswegen jetzt automatisch mehr Gedanken um das Schicksal der Obdachlosentruppe vor sich machte, denn sie alle waren ihr allesamt herzlich egal. Trotzdem hoben sich beide Gedankenkomplexe (eigenes Lupanar vs. Ganymedbrand) irgendwie gegenseitig auf und so eben die aktuelle Leere in ihren Gedanken. Sonst gab es nichts anderes, das es wert wäre durchdacht zu werden. Kyriakos setzte sich dann zu ihr und machte ein Kommentar über die Größe der Weinamphoren, gefolgt von Dank. Zum Zeichen, dass sie ihn gehört hatte, verzog sie nur kurz den Mund und hob die Brauen, jedoch weiter ins Leere starrend. Nach einer Weile dann antwortete sie: "Sie sind Lupas, klar saufen sie bei jeder Gelegenheit, so kann man dieses Leben am besten ertragen."

  • Kyriakos blickte zu ihr herüber. Velia wirkte geistesabwesend. Das kannte er von ihr, trotzdem sorgte es für eine Gefühl der Enttäuschung, da sie gestern so erfreut gewesen war, ihn heil zu sehen. Nun war sie wieder im alten Trott. Jeder ging anders mit diesem Schicksal um, das nur selten freiwillig gewählt wurde. Viele wurden gleichgültig, andere aggressiv gegen sich und andere, manche tranken, Satibarzanes fraß sich fett. Nur wenige, wie die Zwillinge, schienen für dieses Dasein geboren und blühten darin auf.


    "Alk hilft nicht", beharrte Kyriakos. "Er macht es nur noch schlimmer, weil man nicht mehr in der Lage ist, sich zu helfen. Man wird auf kurze Sicht wehrlos und auf lange Sicht dumm. Schau dir Nicon an. Der ist sechzehn und säuft wie in Loch seit er zehn ist. Seitdem ist er geistig nicht mehr gealtert, kriegt keinen hoch und mit zwanzig wird er tot sein."


    Er stand auf, ehe er zu sehr begann, darüber nachzudenken. Er verkniff sich die Nachfrage, ob Velia selbst auch zu denen gehörte, die versuchten, sich das Leben schön zu trinken. Wenn es so war, konnte er es nicht ändern.


    "Lasst uns gehen. Nehmt alles mit, was uns gehört."


    Eine Nacht war ihnen geschenkt worden und die war um.

  • << Her von welken Nächten


    Wie immer sah Kyriakos sehr gepflegt aus, als er zum Magnum Momentum kam, um nach Velia zu sehen. Er trug nicht seine Arbeitskleidung, sondern eine hellenische Chlaina. War sie früher, scharlachrot, sein einziges Gewand gewesen und hatte ihm auch als Decke zum Schlafen gedient, so trug er sie nun in Weiß als ein Kleidungsstück von vielen.


    "Chaire", grüßte er die Damen in seiner Muttersprache, wenn er heute schon einmal seinen griechischen Tag hatte. "Ist Velia zu sprechen?"

  • Kyriakos geriet an die etwas stämmigere Keltin mit den langen roten Locken, die sich mit Künstlernamen Boudicca nannte. Als er sie auf griechisch ansprach, verzog sie missmutig ihren Schmollmund und sah ihn an. "Was willst du von mir! Sprich entweder ordentlich, oder lass stecken. Ausländisch versteh ich nicht!" Die Mädchen des Magnum Momentum kannten Kyriakos gut, entsprechend leger fiel die Antwort aus. So sehr dieser Laden hier auch stets auf gehoben und Feinspitz machen wollte, es waren trotzdem gewöhnliche Mädchen von der Straße die hier arbeiteten und bei weitem nicht jede von ihnen verstand Griechisch. Vor zahlenden Kunden hätte es so einen verbalen Ausfall natürlich nie gegeben, jedoch war Kyriakos kein gewöhnlicher Kunde.


    Angelockt von Boudiccas Geschimpfe kam die Nubierin herbei. "Was gibt's denn?"
    "Keine Ahnung, irgendwas wegen Velia..." Die Keltin zuckte mit den Schultern und verzog sich wieder. Das war definitiv nicht ihr Kunde. Die Nubierin indessen sah ihn stirnrunzelnd an. "Wenn du etwas von Velia willst, wieso hälst du dich dann mit Boudicca auf?" Danach drehte sie sich um und brüllte (wenig damenhaft) einmal quer durch den Raum Velias Namen. Nach wenigen Augenblicken kam diese auch schon aus einem der Kundenzimmer angedackelt. Oberkörperfrei wischte sie sich gerade den Mund ab, als sie zu ihrem Besucher im Empfangsbereich stieß. "Kyriakos, was willst du hier? Ich muss arbeiten. Verzieh dich" meinte sie im letzten Satz in Richtung zur Nubierin und nickte mit dem Kopf und so musste sich die Dunkelhäutige wohl oder übel trollen. Zu gern wäre sie noch da geblieben, um mitanzuhören um was es hier ging. Es schien Spannung in der Luft zu liegen.

  • Wenngleich Kyriakos sich für die Maßstäbe der Subura vornehm auszudrücken bevorzugte, war er raue Umgangsformen gewohnt. So lange ihm niemand drohte oder ihn beleidigte, war alles für ihn in Ordnung.


    "Du weißt doch, ich mag es Griechisch, Boudicca", sagte er freundlich. Den Namen der stimmgewaltigen Nubierin hatte er vergessen.


    Bevor er mit ihr ebenfalls ein paar Floskeln austauschen konnte, kam auch schon Velia angerauscht und motzte ebenfalls. Kyriakos legte zum Gruß die Hand auf sein Herz.


    "Ich möchte mit dir allein sprechen, Velia. Wann hast du Zeit?"

  • Velia war immer noch etwas schlecht auf Kyriakos zu sprechen. So war:


    Wie gesagt ich arbeite. Wenn du nicht ein wenig Silber locker machst wirst du bis morgen warten müssen“,


    alles, was er im Moment von ihr als Antwort bekam, ehe sie wieder am Absatz kehrt machte und sich anschickte zurück zur Treppe in den ersten Stock zu gehen.

  • "Nenn mir den Preis, ich buche dich", antwortete Kyriakos.


    Für normale Gespräche fehlte Velia im Moment entweder die Zeit oder die Geduld. So würde es eben auf mehr als auf Reden hinauslaufen, denn wenn Kyriakos sie schon bezahlte, erwartete er auch eine entsprechende Gegenleistung. Für Lust zu bezahlen und dann nur ein Gespräch zu erhalten, käme ihm nicht in den Sinn. Die unerwartete Wendung kam ihm nicht ungelegen und er sehnte sich nach Velias Nähe, die weder Evenor noch ein anderer der für ihn ständig frei verfügbaren Lustknaben ersetzen konnte. Er hoffte dennoch, dass es nur eine von Velias zahllosen Launen war, die sich wieder legte. Würde sie ihm die Freundschaft eines Tages streichen und ihn ausschließlich als Kunden behandeln, müsste er überlegen, wie es weitergehen sollte.


    Sim-Off:

    In Absprache mit Velia inhaltlich ein wenig angepasst.

  • "Du kennst die Preise." Mehr musste nicht gesagt werden. Velia drehte sich um und ging voraus. Natürlich könnte sie nie und nimmer Kyriakos sagen wieso sie aktuell so schlecht auf ihn zu sprechen war, wo es doch etwas mit genau jener Person zu tun hatte, die auch dafür verantwortlich war, warum Kyriakos überhaupt erst alles verloren und Velias erkämpftes Darlehen nötig geworden war. Kyriakos hatte durch die Krähe alles verloren, andererseits bekam er durch die Krähe auch alles wieder in Form von mehreren Tausend Aurei zurück. Die Krähe selbst hatte Geld nur zeitenweise verborgt das sie ebenfalls wieder zurückbekommen würde, die einzige Person die in dieser ganzen Geschichte leer ausging und die etwas wirklich verloren hatte war Velia. Kein Wunder also, dass sie wütend war.


    Im Kundenzimmer angekommen drehte sie sich um und kniete sich hin, um ihrem Kunden die Hose runterzuziehen und ein wenig ihr Handgelenk "aufzuwärmen". Dabei sah sie hoch zu ihm. "Also warum bist du hier?"


    Sim-Off:

    Das musstest du nicht extra erwähnen. ;)

  • Velia musste sich nicht lange mit ihren Händen durch die Stoffschichten kämpfen, denn Kyriakos trug nur ein Kleidungsstück, eine weiße, für seine Verhältnisse dezent parfumierte Chlaina*. Er genoss die Begrüßung der zarten Hand, wobei er Velia unter halb geschlossenen Lidern hervor beobachtete. Es gab keinen Grund, die Augen zu schließen in ihrer Gegenwart. Nach einer Weile ließ er sich auf das Bett nieder, da es ihm Probleme machte, lange still zu stehen. Seine Finger gruben sich in ihr fuchsrotes Haar.


    "Mach weiter. Ich bin hier, um mit dir darüber zu sprechen, wie ich das Geld anlegen könnte", sprach er, ohne in seinen Liebkosungen innezuhalten. Zu fragen, wo sie diese gewaltige Summe her hatte, verbot sich, manche Dinge blieben besser ungesagt. Er wusste nicht einmal, ob das alles war, doch die Möglichkeit bestand, dass nichts für sie zurückgeblieben war. Er wollte nicht, dass Velia womöglich am Ende mit leeren Händen dastand.


    "Zwei Möglichkeiten sehe ich. Nummer eins, wir eröffnen zwei Lupanare. Eines für dich und ein paar schöne Lupas, eines für mich und einige passende Lupos. Wir teilen dafür das Geld gerecht. Nummer zwei ..." Nun schloss er doch einen Moment die Augen, weil ein intensives Ziehen durch seinen Unterleib ging. Seine Kiefermuskeln zuckten. Kyriakos ließ sich zu Velia auf den Boden sinken, weil er sie mit dem ganzen Körper spüren wollte. "Komm her", raunte er.


    Sim-Off:

    * Bild (rechts)

  • Als Kyriakos nach etwas Herumgestehe sich endlich aufs Bett niederließ folgte ihm die Lupa. Doch jetzt wo der Kunde (bzw. Freund) am Rücken darniederlag, gebrauchte sie zusätzlich zu den Händen jetzt auch ihre Lippen und ihre Zunge. Währenddessen redete weiter oben Kyriakos von dem Geld das er von ihr bekommen hatte und wozu er es einzusetzen gedachte. Während ihrer Arbeit hielt Velia Augenkontakt, um Kyriakos' Gesicht studieren zu können. Mit der Hand weitermachend hob sie den Kopf, um sprechen zu können.


    "Das Geld reicht entweder für einen guten Neubau, oder für zwei abgeranzte Löcher und ich denke das ist eher weniger nach deinem Geschmack. Außerdem werde ich in Kürze sowieso ein eigenes Lupanar eröffnen, um mich brauchst du dich also nicht zu sorgen. Das wäre eigentlich die Neuigkeit gewesen wegen der ich zu dir gekommen wäre am Tag des Brandes. Besser also du investierst alles in einen Ganymed-Neubau anstatt an mich zu denken. Aber egal. Verrate mir Nummer Zwei von deinen Plänen." Nachdem sie zu Ende geredet hatte, senkte sich auch wieder Velias Kopf.


    Kyriakos wurde erwartungsgemäß immer erregter und als er sie aufforderte zu ihm zu kommen, entledigte sie sich ihrer letzten Kleidungsstücke und legte sich dann vollkommen nackt bäuchlings auf ihn, während sie begann ihn leidenschaftlich zu küssen.


    Sim-Off:

    Ich geh Mal davon aus, dass sie weiterhin am Bett liegen, weil irgendwas am Boden kann ich mir grad nicht vorstellen, außerdem warum das Bett unbenutzt lassen, wo es ja auch sowieso bezahlt werden muss.

  • Der Kuss wurde leidenschaftlich erwidert. Auch seine Zärtlichkeit wurde nun deutlicher, als seine Lust wuchs, Velia wurde intensiv geknetet, befühlt und festgehalten.


    "Es geht nicht nur um mich", raunte er zwischen zwei Küssen. "Ich habe lange genug auf der Straße gelebt um auch ein ranziges Dach über dem Kopf im Winter zu schätzen. Es geht um uns beide. Variante zwei wäre, dass ich mit der Hälfte des Geldes das Ganymed im bescheidenen Rahmen aufbaue und mit der anderen Hälfte kaufe ich uns eine kleine Wohnung mit allem, was wir benötigen. Ich möchte dich heiraten, Velia. Vergiss den Rest und den Dreck des Magnum Momentum. Ich kümmere mich um dich und versorge dich. Schmeiß den ganzen Unrat hin und werde meine Frau."


    Seine Hände fuhren seitlich ihre Brüste entlang nach unten über die schmale Taille und krallten sich in ihre drallen Gesäßbacken. Er versuchte, sie in die richtige Position zu manövrieren, während er von unten schob.


    Sim-Off:

    Kyriakos hat, wenn er nicht als Lupo arbeitet, Beischlaf nur auf dem Boden oder im Stehen, da er in seiner Heimat keine Betten kannte. Spartiaten schlafen auf dem blanken Grund. So trennt er heute noch Arbeit und Privatleben. Es wäre eine Würdigung von Velia gewesen. ;)

  • So sehr sich Velia vorgenommen hatte miesepetrig und schlecht gelaunt zu sein in Kyriakos' Gegenwart, so konnte sie sich doch nicht der aufheiternden Gemütsstimmung erwehren, die sich ihrer bemächtigen wollte bei den absurden Worten des Mannes unter ihr. Während sie sich -so wie Kyriakos es wohl wollte, angesichts seiner händischen Bemühungen- ganz jetzt auf ihn setzte und zu reiten begann, musste sie kurz auflachen.


    "Ein guter Scherz, ich schätze das habe ich jetzt gebraucht, danke. Also was denkst du, wirst du das Ganymed wieder genauso wie es war aufbauen, oder werden Veränderungen vorgenommen?" Nach dem Lachen und Kyriakos' Witz fühlte sie sich doch gleich wieder etwas freier und war sogar eher bereit ihm sein Fehlen zu vergeben und ihre erbrachten Opfer.

  • Immerhin entschädigte ihn Velias Anblick von der entzogenen Nähe, als sie sich aufsetzte. Mit halbgeschlossenen Lidern beobachtete Kyriakos, wie sie ihren Leib auf ihm wiegte, elegant wie eine Tänzerin, und er kam ihr gleichmäßig und tief entgegen. Velias Lachen konnte so wunderschön sein, so sah er sie selten. Er wünschte nur, sie würde ihm glauben.


    "Mein Antrag war ernst gemeint, Velia", sprach er. Er zog sie zu sich hinab, rollte in einer fließenden Bewegung mit ihr herum und lag nun auf ihr. Küsse bedeckten Velias Gesicht, ihren Hals, ihre wogenden Brüste. Er nahm Velia nun fester, angespornt von der Vorstellung, wie es wäre, wenn sie kein Geld mehr dafür verlangen würde, dass sie miteinander schliefen und wie es wäre, wenn kein Fremder Velias edlen weißen Leib mehr entweihte. Wenn Velia seine Frau wäre.


    "Du weißt, dass ich dich liebe. Das sind keine leeren Worte ... ich arbeite für uns beide. Ich bin dir ein guter Mann. Du brauchst deinen Körper nicht mehr zu verkaufen, du bist frei, wenn du Ja sagst."

  • Velias Frage ignorierend wollte Kyriakos jetzt die Führung übernehmen und als gute Lupa überließ sie ihm die gerne. Außerdem hatte sie so auch mehr davon, wenn sie bloß noch daliegen und gut auszusehen brauchte. Es war auch nicht nur gemütlicher, sondern man spürte es auch fester, wenn man nicht selbst arbeiten musste, sondern bearbeitet wurde. Hinzu kam noch, dass Kyriakos es verstand sie zu nehmen. Andererseits keine Überraschung, wo sie sich ja schon so lange kannten. Mit geschlossenen Augen genoss Velia den Augenblick und die Empfindungen, die der Akt in ihr hervorriefen. In diesem Zustand war sie auch viel eher bereit wieder nett zu Kyriakos zu sein, auch wenn er Nonsens daherredete. Velia ließ sich eine ganze Weile Zeit still nehmen und dementsprechend lange fiel auch die Wartezeit bis zu ihrer Antwort aus, bis sie mit halb geöffneten Augen unter Gestöhne antwortete: "Nein Kyriakos, aber das solltest du sowieso wissen. Ich mag dich sehr gerne, aber ich liebe dich nicht. Ich liebe niemanden und ich werde niemals frei sein. Such dir eine bessere als mich."
    Wenn dies auch ein Korb gewesen sein mochte, so hatte Kyriakos trotzdem gerade eine Art Geschenk bekommen, denn auf der ganzen weiten Welt würde vermutlich wohl nie jemand anderes von der Lupa Velia zu hören bekommen, dass sie denjenigen in irgendeiner Art mochte.


    Mehr bekam sie nicht heraus, wo auch Velia sich immer mehr dem Höhepunkt näherte und dementsprechend mehr und mehr abgelenkt war.

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