Beiträge von Iullus Seius Iunianus Fango

    << Officium Dilectuum


    Fango fragte sich durch und fand bald die Baracke. Nervös blickte er von einer Tür zur anderen. Sie waren verschlossen. Sollte er klopfen und nach einem freien Bett fragen? Etwas anderes blieb ihm wohl nicht übrig. Sein Gepäck stellte er ab, den Haufen schob er wieder an die Wand, damit er nicht im Weg lag. Er nahm seinen Mut zusammen und klopfte, ehe er eintrat.


    "Salve! Ist hier ein Bett frei?" Ein Barbar mit schwarzgrauer Mähne, den er gerade beim Umziehen störte, starrten ihm unter dunklen Brauen entgegen. Nach einer Weile sagte er etwas, das als Ja durchgehen konnte. Fango wich zurück. "Danke, ich guck erstmal woanders."


    Das war eine Spur zu ehrlich gewesen, aber Fango musste sich eingestehen, dass er sich vor diesem Mann fürchtete. Der Kerl sah so aus, wie er sich die Germanen vorstellte, gegen welche die Ala ins Feld zog. Rasch plauzte er die Tür zu. In dieser Manier probierte Fango alle vier Türen der Ausbildungsturma und hinterließ überall verstörte Blicke. Immerhin würde er mit diesen Leuten ein Vierteljahrhundert verbringen, da wollte er das bestmögliche Contubernium herauspicken. Fangos Vorgehen folgte einem System und darum hielt er es für richtig. Am Ende aber stand er ratlos vor der langen Baracke mit ihren schier endlos vielen Türen, in jeder Kammer unheimlich aussehende Leute, und wünschte sich einen Freund, der ihm half. Fango bemerkte, wie erbärmlich diese Gedanken waren. Er war jetzt bei der Armee und würde sich selber helfen!


    Entschlossen, seiner Erbärmlichkeit die Stirn zu bieten, schulterte Fango seine Unmengen an Gepäck und trat ausgerechnet in die erste Tür mit dem ergrauenden Barbaren ein. "Bin wieder da", rief er überfreundlich, um seine Angst zu überspielen, und marschierte auf das freie Bett zu, wobei er mit seinem Gepäck hier und da anstieß. "Wie grüßt man auf Germanisch?"


    Der neue Kamerad zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung."


    Dann war es wohl ein Kelte. Fango ließ den gesamten Ausrüstungsberg auf sein Bett rutschen. Er zog sich so an, wie der Offizier gesagt hatte, mit Pugio und Schwert am Gürtel, auch wenn man ihm keine Spatha ausgehändigt hatte, sondern einen Gladius. Noch ein Fehler auf der Tabula! Die ungewohnte Hose lenkte ihn von seinen Sorgen ab. Er hatte das Gefühl, dass sie sich bei jedem Schritt in seinen Hintern zog. Nervös kehrte Fango zurück zum Officium.


    Officium Dilectuum >>

    Fango versuchte, die Speere samt Tragestange irgendwie so in seinen Arm zu klemmen, dass er den anderen freibekam. Er konnte nicht verhindern, dass zwei Speere durchrutschten bis auf den Boden. Er fühlte sich, als trüge er einen riesigen unordentlichen Blumenstrauß. Mit der freien Hand fummelte er die beiden Tabulae hervor und schob sie dem Offizier auf den Schreibtisch. Zuerst die vom Valetudinarium ...



    ALA II NUMIDIA


    MUSTERUNGSAKTE


    nomen: Iullus Iunianus Fango
    pater: Titus Iunius Priscus
    mater: Iuniana Iotape
    natio: Mantua, Italia
    aetas: XVI


    artes: Lesen, Schreiben, griechischer Standard Rechnen
    griechischer Standard



    habitus: Gut
    Empfehlung: Zusätzliche Übungen zum Aufbau des Körpers wie der Ausdauer


    morbi cognitio medicus: keine
    Anmerkung: leichte Entündung des Rachens. Anwendung einer Kräuterspülung-oral


    exceptio: keine


    eventus:
    Probant ist für den Dienst einsatzfähig. Beherrscht Lesen und Schreiben.


    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA.


    ... dann die aus dem Armamentarium:



    Hiermit bestätige ich, folgende Ausrüstung erhalten zu haben und darauf hingewiesen worden zu sein, dass die Pflege und Überprüfung meiner Eigenverantwortung obliegt:


    - I Lorica Hamata - genietet
    - I Mantel
    - II Tunika
    - I Subucula (Wollene Tunika)
    - I Cingullum (Gürtel)
    - II Paar Caligae equester- (mit Sporen)
    - I Lederriemen
    - I Öllampe
    - I Satteltasche
    - I Beutel
    - I Bronzetopf
    - I Patera
    - I Löffel
    - I Messer
    - I Feldflasche
    - I Gurt
    - I Cassis
    - I Spatha
    - I Pugio
    - II Iaculae
    - I Parma
    - I Tragegurt
    - I Hasta
    - II Bracae (Wollene Hose, halblang)
    - II Stratum (Satteldecken)
    - I Hippoperae (Packsattel/Satteltasche)



    Unterschrift des Soldaten:


    IULLUS IUNIANUS FANGO


    Unterschrift des Diensthabenden:




    Datum:


    ... wo er feststellte, dass vom Diensthabenden weder Unterschrift noch Datum eingetragen worden waren. Vermutlich war das durchgerutscht, weil sich alle auf seine Winzigkeit hatten konzentrieren müssen, um die Ausrüstung irgendwie passend zu machen. Vermutlich musste er nun samt Gepäck den ganzen Weg durch gefühlte hundert Türen wieder zurückgehen, um sich die Unterschrift und das Datum abzuholen. Einen Moment überlegte er, darauf zu hoffen, dass der Soldat das übersah, aber dann konnte sein innerer Perfektionist den Gedanken nicht ertragen, dass jemand diese fehlerhafte Tabula mit seinem Namen in Verbindung bringen könnte. So tippte mit dem Zeigefinger auf das untere Ende der zweiten Tabula.


    "Ich fürchte, da fehlt etwas."

    "Ich habe ein bisschen Geld mitgebracht, sollte ich vielleicht einen maßgeschmiedeten Helm in Auftrag geben?", fragte Fango unter dem über die Augenbrauen rutschenden Helm hervor.


    Der Helm saß wirklich nicht gut, für die Grundausbildung würde er wohl dennoch genügen, vermutete er. Und danach wäre ein eigener Helm sicher schon angefertigt. Die Ausrüstung aufzumotzen war nicht unüblich, so viel wusste Fango, und im Gegensatz zu so manchem Peregrinus war er kein armer Schlucker. Fango folgte der Anweisung, sich anzukleiden, und legte alles an Kleidern und Rüstung an, was anzulegen ging, um es nicht in den Händen tragen zu müssen. Das Gesamtgewicht war abartig und trotz der Kälte begann er zu schwitzen. Er wuchtete sich den Schild umständlich auf den Rücken und versuchte, alle Speere und die Tragestange mit den Beuteln so über seine Schultern zu legen, dass ihm nichts aus den Händen rutschte.


    "Klar habe ich den Eid auswendig gelernt. Wurde mir gesagt, also habe ich es gemacht. Danke noch mal für eure Mühe, wir sehen uns!"


    Den beiden schuldete er einen dicken fetten Gefallen. Alienus bekam ein besonders breites Lächeln spendiert. Als Fango gerade gehen wollte, spähte der andere Neuling zur Tür hinein.


    "Du schon wieder", grüßte Fango amüsiert, zog die Tür mit dem Fuß auf, drängelte sich an dem anderen vorbei und verschwand.


    Officium Dilectuum >>

    Das Gewicht des Kettenhemdes war viel höher, als Fango es vermutet hatte. Schwer zog es ihn an den Schultern in Richtung Boden, doch er konnte es im Augenblick trotzdem ohne sichtbare Mühe tragen. Die Probleme würden sich vermutlich dann beim längeren Tragen zeigen. Er war nicht unvorbereitet erschienen, auch wenn man ihm seine sportlichen Bemühungen kaum ansah - ihr griechischer Lehrer besaß breitgefächerte Fähigkeiten und kannte sich, wie er meinte, mit sportlicher Ertüchtigung "ein bisschen" aus. Zumindest hatte Fango das humorlose Training als wirksam empfunden.


    "Scheint zu passen", mutmaßte Fango.


    Abschließend einschätzen konnte er das aufgrund fehlender Erfahrung allerdings nicht. Glücklich strich er über die glatten Kettenglieder auf seiner Brust. Da die Hamata vernietet war - er wusste nicht, dass es sich somit um die Luxusvariante handelte - gab es keine Stelle, die kratzte oder sich mit der Kleidung verhakte.

    Auf die Bemerkung des Soldaten hin schoss das Blut in Fangos Wangen. Der vielleicht halb im Scherz geäußerte Vorwurf der Feigheit traf ihn, da es ihm eigentlich darum gegangen war, auf irgendeine besondere Art von Nützlichkeit zu verweisen. Das war gründlich in die Hose gegangen. An der Weise, wie er seine hilfsbereit gemeinten Gedanken äußerte, musste er noch arbeiten. Fango schachtelte das Geschirr ineinander und stopfte den Kleinkram in den Beutel und die Satteltasche. Was nicht hineinpasste und noch lose herumlag, verschnürte er mithilfe des Mantels zu einem Bündel. Alles, was Bündel, Beutel oder Tasche war, band er dann an größeren Ausrüstungsgegenständen fest, die sich gut tragen ließen.


    Als er fertig war, blickte er verstohlen in Richtung der Tür, wo er Stimmen vernahm, während die Soldaten sich darüber abstimmten, wie Fangos Tunika gekürzt werden musste. Ihm wurde bewusst, wie viel Sonderbehandlung er bereits verursacht hatte und ihm kam der Gedanke, dass er für seine künftigen Kameraden eine Last sein könnte. Das kurze Gefühl des Zweifels schob er mithilfe seines beträchtlichen Ehrgeiz zur Seite, der ihm von seinen Ahnen in die Wiege gelegt worden war (von genau jenen wie Seianus und Brutus, über die er sich im Lazarett echauffiert hatte). Er unterschritt die Mindestgröße nur um einen Fingerbreit. Es gab andere Soldaten, die fast genau so klein waren wie er und die es trotzdem schafften, nützliche Mitglieder ihrer Truppe zu sein, sonst würde die Mindestgröße anders lauten!


    Selbstkritisch beäugte er sein Werk, das vor ihm auf dem Tresen lag, und perfektionierte es, indem er es immer weiter zusammenschrumpfen ließ, um sich die Zeit zu vertreiben, bis die beiden Milites zurückgekehrt sein würden.

    Fango begann zu begreifen, dass die Mindestgröße keine willkürliche Festlegung war, sondern einen Sinn hatte. Es gab Standards für die Ausrüstung und nicht alles davon war für einen Winzling anpassbar oder sollte überhaupt angepasst werden. Den skeptischen Blick von Alienus erwiderte er seinerseits mit Unsicherheit in den Augen. Dankenswerter Weise hatte nun dessen Kamerad noch eine Idee. Fango nahm sich vor, seine geringe Körpergröße durch Fleiß auszugleichen. Wenn er mehr übte als die anderen und mit einer perfekten Technik aufwarten konnte, ließ sich dieser Makel vielleicht negieren? Und wenn nicht, dann würde er ohnehin nicht einmal die Grundausbildung schaffen, anstatt untauglich in die Schlacht geschickt zu werden. Dieser Gedanke beruhigte ihn ein bisschen.


    "Ich kann ein bisschen Bogenschießen", gab er an. "Falls ihr hier Reiterbogenschützen habt?"


    Natürlich war auch für einen Bogenschützen ein großer Auszug von Vorteil, mit umso mehr Wucht trafen die Pfeile ihr Ziel, aber vielleicht war der Nachteil in dem Falle nicht so fatal wie beim Umgang mit der Spatha.

    Im ersten Moment wunderte Fango sich, da es seiner Meinung nach nicht sehr dunkel war, doch als der Miles ihm zuzwinkerte, erkannte er, dass dieser ihm half. Und das war Fangos Glück, denn seine Körpergröße erreichte nicht ganz die erforderlichen Mindestmaße, ein Fingerbreit fehlte. Der Fingerbreit, der ihn auch bei der Legio hatte durchfallen lassen. Ein einziger Fingerbreit, den die Götter ihm nicht gegönnt hatten! Fango schuldete Alienus mehr als nur ein Dankeschön.


    "Fünf Pes und sieben Uncia", verkündete er, während er so tat, als müsste er sich ebenfalls anstrengen, etwas zu erkennen.*


    Sim-Off:

    *Das entspricht einer Körpergröße von 1,65 m.

    Fango hütete sich, freundlich einzuwenden, dass es ihm egal war, ob die Tunika passte, damit die Leute sich keine unnötige Mühe machten. Die Anpassung würde nicht nur die Stoffkleider, sondern auch den Panzer betreffen und Fango konnte sich denken, dass eine schlecht sitzende Rüstung ihre Schutzwirkung nicht voll entfalten konnte und im Gefecht zu einem Hindernis für ihren Träger mutierte. Fango zog die Quittung in Position und kratzte seinen Namen in das Wachs. Währenddessen stapelte der Soldat seine Ausrüstung auf den Tresen. Es schien kein Ende zu nehmen.


    Und dann kamen die Hosen ...


    ... an denen sein Blick sich festfraß. Für einen anständigen Römer waren sie das lächerlichste aller Kleidungsstücke, etwas für Sklaven und Barbaren und man frotzelte, sie trügen es darum, weil sie etwas zu verstecken hatten. Fango zog ein Gesicht, als hätte man ihm versehentlich Damenkleider ausgegeben. Sein einziger Trost blieb, dass jeder hier eine Hose tragen musste.



    Hiermit bestätige ich, folgende Ausrüstung erhalten zu haben und darauf hingewiesen worden zu sein, dass die Pflege und Überprüfung meiner Eigenverantwortung obliegt:


    - I Lorica Hamata - genietet
    - I Mantel
    - II Tunika
    - I Subucula (Wollene Tunika)
    - I Cingullum (Gürtel)
    - II Paar Caligae equester- (mit Sporen)
    - I Lederriemen
    - I Öllampe
    - I Satteltasche
    - I Beutel
    - I Bronzetopf
    - I Patera
    - I Löffel
    - I Messer
    - I Feldflasche
    - I Gurt
    - I Cassis
    - I Spatha
    - I Pugio
    - II Iaculae
    - I Parma
    - I Tragegurt
    - I Hasta
    - II Bracae (Wollene Hose, halblang)
    - II Stratum (Satteldecken)
    - I Hippoperae (Packsattel/Satteltasche)



    Unterschrift des Soldaten:


    IULLUS IUNIANUS FANGO


    Unterschrift des Diensthabenden:




    Datum:

    Fango kam aus der Freude über die ganzen netten Menschen hier gar nicht mehr heraus. Jetzt war er ein junger Herr. Wer hatte eigentlich je behauptet, dass Soldaten Raubeine wären? Entsprechend glücklich trug er dem alten Mann die Tabula hinüber, da er inzwischen gelernt hatte, dass jeder sie sehen wollte. Er legte sie auf den Tresen und schob und drehte sie so zurecht, dass der Soldat sie perfekt lesen konnte.


    "Salve! Ich bin Iullus Iunianus Fango und möchte meine Ausrüstung abholen."



    ALA II NUMIDIA


    MUSTERUNGSAKTE


    nomen: Iullus Iunianus Fango
    pater: Titus Iunius Priscus
    mater: Iuniana Iotape
    natio: Mantua, Italia
    aetas: XVI


    artes: Lesen, Schreiben, griechischer Standard Rechnen
    griechischer Standard



    habitus: Gut
    Empfehlung: Zusätzliche Übungen zum Aufbau des Körpers wie der Ausdauer


    morbi cognitio medicus: keine
    Anmerkung: leichte Entündung des Rachens. Anwendung einer Kräuterspülung-oral


    exceptio: keine


    eventus:
    Probant ist für den Dienst einsatzfähig. Beherrscht Lesen und Schreiben.


    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA.

    << Officium Dilectuum


    Das war also das Armamentarium. Hier im Magazin sollte er seine Ausrüstung empfangen. Aber wie sollte er diese plus sein Gepäck auf einmal fortbekommen? Die naheliegendsten Lösungen war, dass er mehrmals gehen musste oder ihm jemand half. Da er nichts Wertvolles bei sich trug, von ein wenig Geld abgesehen, platzierte er das Gepäck samt Weidenkorb neben der Tür, wobei er es so zusammenschob, dass es nicht in den Gang ragte, damit niemand stürzte. Er würde seine Habseligkeiten einfach hier liegen lassen und der Hahn würde nicht davonlaufen, er war ein ruhiges und freundliches Tier, das es gewohnt war, auf diese Weise transportiert zu werden.


    In eine Hand nahm Fango die Tabula. Mit der anderen klopfte er und während er wartete, las er immer wieder den Eid.

    << Veletudinarium


    Noch immer strahlend mühte sich Fango mit seinem ganzen Gepäck erneut durch die Tür. "Salve, ich nochmal", grüßte er den Offizier, stellte den Korb ab und kramte nach seiner Tabula. Stolz schob er sie dem Mann auf dem Schreibtisch hinüber. Da verfinsterte sich Fangos Blick, als er die Buchstaben noch einmal sah.


    "Das Rechnen hat er nicht mit aufgeschrieben, dabei habe ich ihm bewiesen, dass ich es kann! Darf ich es noch einmal demonstrieren?"


    Aufgrund seiner Mickerlichkeit versuchte er, die paar Vorzüge, mit denen er aufwarten konnte, möglichst hervorzuheben. Dass seine Rechenkünste vergessen worden waren, gefiel ihm überhaupt nicht, weil er fürchtete, dass dies womöglich ausgerechnet das Getreidekorn war, welches das Zünglein an der Waage in die gewünschte Richtung bewegen konnte.



    ALA II NUMIDIA


    MUSTERUNGSAKTE


    nomen: Iullus Iunianus Fango
    pater: Titus Iunius Priscus
    mater: Iuniana Iotape
    natio: Mantua, Italia
    aetas: XVI


    artes: Lesen, Schreiben, griechischer Standard


    habitus: Gut
    Empfehlung: Zusätzliche Übungen zum Aufbau des Körpers wie der Ausdauer


    morbi cognitio medicus: keine
    Anmerkung: leichte Entündung des Rachens. Anwendung einer Kräuterspülung-oral


    exceptio: keine


    eventus:
    Probant ist für den Dienst einsatzfähig. Beherrscht Lesen und Schreiben.


    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA.

    Fango strahlte den Mann an, als dieser ihn bestehen ließ. "Vielen Dank! Mach ich. Darf ich mich vorher noch anziehen?" Er packte die Tabula wieder zum Hahn im Korb, zog seine Kleider über, schnürte seine Sandalen und strahlte noch einmal. Auch der andere Anwärter bekam ein breites Lächeln. "Vale! Bis später!"


    Da die Tür noch offenstand, konnte er diesmal trotz seines Gepäcks viel schneller den Raum verlassen, um sich auf den Weg zum Officium zu machen.


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    In der Tat war die Schwatzhaftigkeit eine Eigenschaft, die vielen Mitgliedern ihres Zweiges zu eigen war. Manchen fiel das auf die Nerven, andere freuten sich über die Hintergrundbeschallung, einige redeten mit. Fango selbst merkte nichts davon, dass er überdurchschnittlich viel sprach, da er aus der Familie nichts anderes kannte.


    Fango riss den Mund auf und zeigte seine Zunge. "AH."


    Die Zunge war leicht belegt, da er sich auf der Reise ins kalte Germania bei der Kleiderwahl verschätzt hatte, so dass auch der Rachen sich gerötet zeigte. Dafür waren die Zähne gut in Schuss, von einigen abgesplitterten Ecken abgesehen, deren Bruchflächen jedoch nur oberflächlich waren.


    Nachdem der Soldat den Mundraum inspiziert hatte, machte Fango die Übungen. Diese fielen ihm recht leicht, da er trainiert hatte, seit sein Entschluss gefallen war, es bei den bewaffneten Streitkräften zu versuchen. Sich seiner Zierlichkeit schmerzlich bewusst, wollte er das Beste daraus machen, was er aus sich herausholen konnte.

    Fango ließ sich anstandslos untersuchen, nur hier und da spannte sich ein Muskel an, wenn der Capsarius ihn mit seinen Berührungen kitzelte. Auf die Aufforderung hin streckte der junge Mann beide Arme nach vorn.


    "Ich habe alle Gliedmaßen, es fehlt kein Finger und kein Zeh. In unserer Familie sind nur Geisteskrankheiten verbreitet, böse Zungen sagen, die Iunier seien bekloppt, nur weil der Caesar-Mörder Brutus ein Iunier war und auch der unglückselige Seianus mütterlicherseits von den Iuniern abstammte. Aber ich bin der Überzeugung, dass der Durchschnitt der Gens von den Eingeheirateten verdorben wird, zum Beispiel von meiner Stiefmutter Seia Sanga - aus eben jener Gens Seia, mit der ich nicht blutsverwandt bin!"


    Im Gegensatz zu Scato, der Fangos Meinung nach einen guten Teil ihrer Beklopptheit geerbt hatte. Dass Fango über den Vater ebenfalls mit der Gens Seia verwandt war, die er als Ursache der Geisteskrankheiten betrachtete, ließ er geflissentlich unter den Tisch fallen.


    "Ich bin jedenfalls gesund!"

    Fango senkte den Blick. Er hatte es gut gemeint, weil er nicht wollte, dass derjenige, der das geschrieben hatte, sich blamierte. Und ja ... ein kleines bisschen hatte er auch angeben wollen mit seinem Wissen, um den Soldaten zu beeindrucken. Offenbar war das schief gegangen. "Es tut mir leid, ich wollte nur helfen", sagte er leise.


    Still legte er seine Kleider ab, die er ordentlich zusammengelegt als Päckchen auf dem Boden platzierte. Die Sandalen stellte er nebeneinander dazu. Er richtete sich auf und stellte sich so hin, dass der Soldat ihn betrachten oder untersuchen konnte.


    Fango war von grazilem Körperbau und einiges an ihm war mickerlich. Doch der dunkle Flaum, der Rumpf und Gliedmaßen überzog und seine körperliche Entwicklung zeigten, dass er trotz der knabenhaften Erscheinung ein Mann war und kein Junge. Von der schmächtigen Statur her abgesehen und den üblichen Narben, die man sich in der Kindheit zuzieht, wozu auch eine Bissnarbe gehörte, die sein Bruder ihm verpasst hatte, wirkte er gesund.