Beiträge von Iullus Seius Iunianus Fango

    "Jawohl. Danke, Subpraefectus."


    Fango wartete, bis Gaius Germanicus Varro, der mit seinem Herzblut die Turma Prima zu unvergesslichem Ruhm geführt hatte, gegangen war. Der junge Eques wusste nicht, dass er und Cimber die Letzten waren, die mit ihm vor dem Verschwinden der Turma Prima gesprochen haben würden. Fango machte sich auf, um sein Pferd zu versorgen, dass genau so dreckig und erschöpft war wie er selbst, bevor auch er endlich etwas Ruhe genießen würde und ein neuer Tag im Dienst des Imperiums begann.


    RE: Turma II - Die Ställe >>

    Der Diensthabende zog eine Augenbraue hoch. Da stand der Winzmann wieder, ein wenig weniger versifft und in einer zu großen Rüstung. Naja, er hatte es wenigstens versucht.

    Er winkte ihn vorbei und meinte, Germanicus Varro ist in seinem Officium, dritte Türe rechts.

    Da der Kleine so hartnäckig war musste es etwas dienstliches sein. Die Order lautete Dienstliches kann ohne Anmeldung vor.


    Fango trat ein und salutierte mit allem Schneid, den er noch aufbringen konnte. Er drosch sich die Faust auf die schmale Brust, die in dem zu großen Kettenpanzer von Kaufmannssöhnchen Alwin steckte. "Salve", schrie er fast, weil er inzwischen sehr heiser war und man ihn sonst schlecht verstanden hätte, "Subpraefectus Germanicus! Eques Seius Iunianus Fango! Ich habe in der Legio von dem Überfall berichtet und von den Verlusten. Von den Kameraden der Legio soll ich ihren Dank ausrichten, dass die Kameraden gerächt wurden! Außerdem wurde in die Wege geleitet, dass Centurio Octavius Crassus die Besatzung der VI beerdigen lässt und die Station neu besetzt."

    Fango hatte ein Gefecht hinter sich, sein erstes, einen zusätzlichen Botenritt und fiel vor Müdigkeit fast auseinander. Alles, was er wollte, war in die warme Therme und dann ins Bett. Erst in die Therme und dann jedoch weiterarbeiten, hörte sich grauenvoll an. Er beschloss einen Mittelweg, verschwand, warf seine dreckigen Klamotten und Rüstungsteile in die Baracke, zog sich seine letzte saubere Tunika über den dreckigen Körper, dazu legte er die Schuhe und den Panzer und die Waffen von Alwin an, der seine Ausrüstung nach den Ereignissen schon geputzt hatte, und kehrte dann so zurück, sich einmal mehr verlaufend.


    "Ich muss zum Subpraefekten", wiederholte er.

    Cappadocia, Hispania ... überall schien es schöner zu sein als hier. Vielleicht war es aber auch nur das Heimweh, das aus den Menschen sprach.


    "Meine Mutter war übrigens keine Römerin, sondern Griechin", warf er ungefragt ein, als es um nichtrömische Vorfahren ging. "Ihre Vorväter stammten aus Kilikien. Drum bin ich nur ein Iunianus und kein Iunius."


    Fango hatte inzwischen ordentlich gebechert. Er kniff die Augen zusammen, als Sabaco ihn so komisch anstarrte. Dann streckte er ihm ganz langsam die Zunge raus. Er kannte ihn und wusste, dass er gefährlich war. Der Glatzkopf, den er mitgeschleppt hatte, würde vermutlich genau so drauf sein. Aber als Freund von Stilo würde Sabaco seine schützende Hand über dessen Adoptivsohn halten, und wenn er gerade noch so gruslig stierte. So ließ Fango sich nicht einschüchtern, nur weil er einen Kopf kleiner war und vielleicht zarte zwei Drittel des anderen wog. Er hatte Welpenschutz. Er zog die Zunge genau so langsam wieder ein.


    "Komm, Cimbi. Ich bin müde, die letzte Zeit war furchtbar. Wir gehen uns Topas ansehen und dann will ich ins Bett."

    Unterwegs hatte Fango gut durchgehalten, war konzentriert gewesen trotz der Erschöpfung. Allerdings machten ihm die Schatten am Straßenrand, die ihm vorher gleichgültig gewesen waren, plötzlich Angst. Als er am Tor ankam, war er hellwach und zitterte vor Anspannung. Das beruhigte sich erst, als er abstieg und seinen schlammverkrusteten Schecken zu den Kameraden führte. An der Warteschlange ging er einfach vorbei nach ganz vorn, weil er ja zum Lager gehörte und nach den Erlebnissen endlich nach Hause wollte.

    "Verstanden. Ich werde den Dank ausrichten."


    Der kleine Eques salutierte und flüchtete dann, weil er das Gefühl hatte, dass man ihm ansehen würde, wie er mit den Tränen kämpfte. Er fragte sich, ob es normal war, sich nach einem Gefecht so zu fühlen, oder ob er untauglich war. Er war schon bei der Heimreise von Rom, nachdem sie überfallen worden waren, so erbärmlich traurig gewesen. Leider konnte man bei der Musterung den Probanden nur auf den Körper, aber nicht in die Herzen schauen.

    Fango senkte den Kopf. Ihm wurde bewusst, wie unsensibel er die traurige Information überbracht hatte, weil er selbst noch mit dem Verarbeiten beschäftigt war. Er hatte es korrekt machen wollen und dabei wie ein Arschloch geklungen, dem der Tod der Kameraden gleichgültig war. In Wahrheit stand er kurz vor dem Heulen und nur die Fassade der Korrektheit rettete ihn vor einem Nervenzusammenbruch. Die Fassade krümelte in sich zusammen, als er den Schmerz des Centurios spürte und die entgeisterten Blicke der Milites sah.


    "Es tut mir leid", sagte er leise. "Als wir in der Station ankamen, empfingen uns Männer in der Ausrüstung von Milites. Sie wirkten verlottert und haben sich nicht militärisch korrekt benommen. Das ist nur, was ich später hörte, da ich zu dem Zeitpunkt nicht bei den Offizieren im Raum war. Ich glaube, unsere Offiziere haben gespürt, dass etwas nicht stimmte, jemand erzählte auch was von vergiftetem Wein. Nur Augenblicke später ist alles eskaliert. Es kam zu einem Gefecht und die Betrüger wurden vom Subpraefectus Germanicus und vom Vexillarius Matinius teilweise erschlagen, teilweise in die Flucht getrieben. Dann fanden die Kameraden auch die Leichen der echten Benefiziarier. Ich gehörte zu denen, welche die Flüchtigen verfolgen und einfangen sollten, mit partiellem Erfolg. Die Gefangenen wurden verhört und dann weiß ich nicht."


    Er endete sehr schnell und leise, denn das war der Abschnitt, an den er sich nicht erinnern wollte, die Momente an der Schwelle zwischen Leben und Tod, als Menschen, die gerade eben noch geatmet und geguckt hatten, ausgelöscht wurden. Beim Gefecht zuvor war er nicht dabei gewesen, ebensowenig in dem Augenblick, als man die ermordeten Kameraden gefunden hatte. Doch den Moment des Verhörs hatte er miterlebt. Manch einer nahm ihm vermutlich übel, dass ihn das Schicksal der Feinde betroffener machte als das der eigenen Leute, aber das waren nun einmal die schrecklichen Dinge, die er selbst gesehen hatte, die er zum Teil auch selbst mit Blut gefüllt hatte. Fango presste die Lippen zusammen, so dass seine schwarzen Bartstoppeln sich aufrichteten, und blickte wieder voller Schmerz wieder auf. So viele Tote in nur einer Nacht.


    "Wir haben die Toten anschließend getrennt. Die Körper der Gegner wurden notdürftig vergraben und mit Ästen und Steinen bedeckt, es brennt ja bei dem nassen Wetter nichts. Die gefallenen Kameraden wurden geborgen, würdig niedergebettet. Sie harren nun in einem der Räume ihrer Abholung und Bestattung."


    Es fühlte sich schrecklich an, einen Körper ohne jegliche Körperspannung anzuheben oder zu ziehen. Drum hatte Zisimos die Toten in ihre Mäntel gewickelt und sie hatten sie, wann immer möglich, daran getragen, um nicht die Leblosigkeit der Körper spüren zu müssen, wobei er wohl vor allem auf Fango Rücksicht genommen hatte. Zisimos selbst kümmerte ja nichts. Er guckte kurz seine Armbänder an, die aus Zisimos' Filzsträhnen bestanden, und wünschte, sie würden etwas von dessen Unerschütterlichkeit auf ihn übertragen. Tisander hatte ja keins gewollt ...


    Er blickte wieder auf.

    Der Weg von der Porta war genau so lang, wie das in jedem anderen römischen Miliärlager der Fall war, denn die Straßen mussten breit genug sein, um Truppen darauf zu sammeln und geordnet marschieren zu lassen, so dass an Platz nicht gegeizt wurde. Fango hoffte, bei der Verwaltung würde man ihm sagen, wohin er sich wenden solle. Oder vielleicht nahmen sie die Daten ja auch schon entgegen. Er durchschritt die Türoffnung, die keine Tür besaß, und fand sich direkt vor einem Tresen voller fleißiger Milites.


    "Salve", grüßte er. "Eques Seius Iunianus Fango von der Ala! Ich soll den Verlust der Benefitzarierstation VI melden. Die Situation ist bereinigt und die Station von unseren Leuten besetzt. Man soll stante pede für eine neue Besatzung sorgen und unsere Leute zurück zur Ala schicken. Wem kann ich das melden? Oder leitet ihr die Information weiter?"

    "Jawohl!"


    Er streckte sich etwas im Sattel, als Ocella ihm zunickte, weil er ihn natürlich nicht enttäuschen oder wie ein Lappen aussehen wollte, nur weil er einen Durchhänger hatte. Fangos Stimme klang heiser aufgrund von Erschöpfung und Kälte, doch er hatte noch Reserven. Die mobilisierte er jetzt. Ein bisschen Ablenkung war gar nicht schlecht und mit diesem Auftrag fühlte er sich gleich ein bisschen wichtiger, nachdem er schon die Gefangennahme so stümperhaft verpatzt hatte. Er wusste gar nicht, ob die Gefangenen inzwischen gestorben oder gerichtet waren oder sich immer noch quälten. Er wollte es auch gar nicht wissen.


    Er gab seinem Pferdchen die Fersen, überholte den Tross und beeilte sich, zum Castellum der XXII zu gelangen. Es war ja nicht so weit weg, die Angelegenheit würde schnell erledigt sein.

    Fango bekam ein Pferd geschenkt. Topas mit dem goldgelben Fell und der schwarzen Mähne und den schwarzen Stiefeln. Diesen edlen Hengst hatte er schon kennenlernen und sogar geführt auf ihm reiten dürfen. Topas war Stilos Lieblingspferd, ein ausgebildetes Kriegspferd im besten Alter. Dass er ihn nicht mehr brauchte, konnte nur eine Ausrede sein, um nicht zu sentimental zu klingen, wie es sein Adoptivvater oft handhabte. Er wusste, dass Fango dieser Hengst sehr gefiel und er mit ihm gut harmoniert hatte.


    "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Vielen Dank, dass du Topas für mich mitgebracht und versorgt hast. Mein Schecke von der Ala ist schon ziemlich alt und wohl etwas klein. Auch nicht mehr sehr hübsch, sehr borstig und stumpf, aber lieb. Eigentlich handelt es sich nur noch um ein Ausbildungspferd."


    Aber was zum Henker machte Cimber denn eigentlich hier in Germania? Das würde er ihn später fragen, wenn sie sich das Pferd ansahen. Jetzt ließ er die älteren Männer und die Dame reden und nippte an seinem Wein, während er zuhörte. Irgendwie war er immer noch traurig. Das würde sich bestimmt legen, wenn er etwas mehr Wein getrunken hatte und sein neues Pferd ansehen konnte.


    Auch er spitzte die Ohren um zu hören, was Duccia Valentina vom Gestüt ihrer Familie zu erzählen gedachte.


    Irgendwie hatte er Angst vor dem Glatzkopf. Er konnte nicht sagen, warum.

    Fango kam auf seinem Schecken nach vorn getrappelt. Reiter und Pferd troffen vor Schlamm und wirkten müde, doch Fango gab sein bestes, vor dem Vexillarius eine vorzeigbare Figur zu machen. Er war ein bisschen betrunken von dem Wein.


    "Vexillarius Matinius Ocella, Eques Iunianus Fango. Ich melde mich wie befohlen."


    Auf dem Pferd konnte man nicht vernünftig grüßen, aber er legte die Faust auf sein Herz.

    Fango fragte sich, warum er als einziger mitkommen sollte. Er sah Ocella fragend an, sprach seine Sorgen jedoch nicht aus. Sicher sah man ihm an, dass er ein elender Jammerlappen war. Ein Junge, den man in eine Rüstung gesteckt hatte und kein Mann. Er schämte sich. Für den heißen Wein und die Brote war er sehr dankbar, beides nahm er reichlich zu sich. Als sie in Richtung Mogontiacum ritten, war er froh darüber, bald wieder daheim zu sein. Aber ihn plagte auch das schlechte Gewissen, weil er das Gefühl hatte, Zisimos und die anderen wegen seiner Weichheit im Stich gelassen zu haben. Den Anblick, wie er den Germanen in den Rücken getroffen hatte, würde er wohl nicht mehr loswerden.

    „Ich gehe ihn mal eben begrüßen, er sieht recht verloren aus.“ Mit den Worten begab Dagny sich zu dem Neuankömmling und lächelte. „Herzlich Willkommen und bona Saturnalia. Ich bin Duccia Valentina. Wenn du möchtest, begleite ich dich zu den anderen Gästen.“


    Fango war froh darüber, dass ihn jemand vom Tor pflückte. "Ich bin Iullus Seius Iunianus Fango. Danke für die Gastfreundschaft." Er begleitete die Dame zu den übrigen Gästen.


    Als dann ein weiterer Mann zu ihnen trat, grüßte Hadamar auch diesen freundlich. „Salve und frohes Julfest. Ich bin Lucius Duccius Ferox.“


    "Salve und gleichfalls. Ich bin Iullus Seius Iunianus Fango. Cimber und Sabaco da kennen mich schon. Das sind Freunde von meinem Onkel Stilo."


    Nur den grimmigen Glatzkopf kannte er nicht. Scheinbar ging es auch gerade um besagten Onkel Stilo und dessen Braut. Schön, dass der Onkel endlich mal unter die Haube kam, wenn sonst schon keiner von ihnen heiratete. Die meisten von ihren Familien waren mit dem Militär verheiratet. Irgendwie machte ihn das traurig, weil das bedeutete, dass sie aussterben würden. Ihn machte gerade alles traurig. Doch er lächelte und war dankbar dafür, nicht länger allein herumstehen zu müssen.


    "Und woher kennt ihr euch?", fragte er den Gastgeber. Vermutlich auch vom Militär, so wie er aussah.

    Fango kam nicht mehr dazu, seine Meldung zu machen, weil man es sich anders überlegte. Das war für ihn in Ordnung, da er vermutete, dass seine Stimme belegt klingen würde. Dass der Subpraefectus vor seinen Augen jemanden tötete, trug nicht zur Verbesserung seines Zustands bei. Aber um ihn ging es nicht. Es ging überhaupt nicht mehr um ihn, seit er bei der Ala war, er war unwichtig und ersetzlich.


    Gemeinsam mit Zisimos und den übrigen drei Kameraden räumte er auf, nachdem die Offiziere mit den Übrigen fortgeritten waren. Sie huben eine Grube aus, leider viel zu flach, weil es ewig dauerte, ein großes Loch zu graben. Stunden. Aber so gab es am Ende zumindest genügend Aushub, um die toten Germanen notdürftig mit Erde und Geäst zu bedecken. Die gefallenen Kameraden hingegen wurden gesondert aufgebahrt, dazu eingewickelt in ihre Mäntel, da sie davon ausgingen, dass die Kameraden für eine ordentliche Bestattungszeremonie zurück ins Castellum transportiert werden sollten.


    Irgendwann gab es nichts mehr aufzuräumen. Die verletzten Barbaren lebten immer noch, was Fango überforderte. Er wünschte, sie würden entweder sterben oder davonlaufen, damit sie sich seinem Verantwortungsbereich entzogen, doch sie saßen oder lagen noch an Ort und Stelle, zwei besiegte Häufchen Elend. Fango saß eingerollt in einer Ecke und versuchte, seine Gedanken und Gefühle in geordnete Bahnen zu lenken. Scheinbar war er der Einzige, der mit aller Macht dagegen ankämpfen musste, wie ein kleiner Junge loszuweinen oder sich bei Zisimos etwas Trost abzuholen. Stattdessen tat Fango, als sei er in dieser Haltung eingeschlafen.


    Der Morgen dämmerte, doch er brachte weder Licht noch Wärme. Hässlich, nass und grau präsentierte sich der Morgen.

    Im Eingangsbereich stand wie bestellt und nicht abgeholt ein kleiner Mann. Fango wirkte nach den Erlebnissen auf der Patrouille nicht so sicher wie sonst. Er war noch sehr jung und ihm fehlte die Routine und Abgebrühtheit der älteren Kameraden. Alles nahm ihn noch sehr mit. Zu der Feier hatte er sich selbst eingeladen ... vielleicht würde er hier etwas Ablenkung finden.


    Der Rauch des Feuers wehte zu ihm herüber und zwickte in seinen Augen. Fango ging einen Schritt und blieb dann stehen. Eigentlich gehörte es sich nicht, auf fremden Feiern ohne Einladung zu erscheinen. Er würde wie ein Schmarotzer wirken, der kostenloses Essen und Getränke abstauben wollte. Mit einer Faust rieb er seine Augen, nicht ganz schlüssig, was er tun sollte, den Kopf voller verwirrender Erinnerungen.

    Fango hatte sich im Nu bewaffnet auf sein Pferd geschwungen. Geschwindigkeit war ihnen antrainiert worden. Mit dem kleinen alten Schecken verfolgte er wie befohlen die Fremden durch die Dunkelheit. Sie waren nicht dumm und als sie ihn bemerkten, teilten sie sich auf und schlüpften ins Unterholz, wo das Pferd nicht vorwärtskam. Doch Fango war nicht darauf aus, die Speere zu benutzen, wie sie vielleicht glaubten. Seine größte Stärke war der Reiterbogen. Die Sehne knallte gegen seinen Unterarmschutz, der erste Pfeil schlug in einen Baum ein. Der zweite traf einen Flüchtigen in das Schulterblatt. Die Pfeilspitze durchstieß den Knochen und blieb dahinter aufgrund der Widerhaken unlösbar hängen. Er brach zusammen. Fango erschrak darüber derart, dass es sein einziger Treffer blieb. So hörte er auf, Pfeile zu verschwenden. Die Fremden waren fort, bis auf den Verletzten.


    Fango stieg ab, um ihn zu bergen. Da er das noch nie gemacht hatte, fehlte ihm die Routine, er brauchte eine Ewigkeit, den Mann zu entwaffnen und rannte mehrmals unnötig zwischen dem Verletzten und seinem Pferd hin und her, ehe er ihn schließlich darauf setzte und zu den anderen führte. Fango war kreideweiß, seine Gangart steif.


    Erst jetzt bemerkte er, dass ihm Kameraden zur Verstärkung gekommen waren, doch niemand hatte das Geschehen koordiniert. Alle rannten hierhin und dahin. Der Einzige, der nach einer Weile mit einem mustergültig geknebelten, völlig unverletzten Gefangenen zurückkehrte, war - natürlich - Zisimos. Sein Pferd hatte er warten lassen und den Gefangenen zu Fuß eingeholt und niedergerungen. Nun holte er Fango ein und ritt bald in einer Seelenruhe neben ihm. Zisimos' Gefangener musste an einer Leine hinter dem Pferd hergehen (oder rennen, je nachdem). Die übrigen Kameraden holten sie - zum Teil beritten, zum Teil zu Fuß, aber ohne weitere Gefangene - kurz vor Erreichen des Ziels ein.


    "Sind zwei Gefangene viel?", wisperte Fango, dessen Gefangener vor Schmerzen stöhnte.


    Fango hatte das Gefühl, einen schrecklichen Fehler begangen zu haben. Hätte er doch mit Zisimos zusammen die Fremden gejagt! Sicher hätten sie viel mehr fangen können und ohne sie zu verletzten. Bevor sie Meldung machten, musste Fango sich die Augen wischen. Er hatte nicht verstanden, was vorgefallen war, wer diese Menschen waren und warum sie plötzlich mitten in einer Auseinandersetzung steckten. Es war ihm alles zu schnell gegangen.