Beiträge von Zmertorix

    "Mein Leben ist nicht allzu lang und doch ist es die Geschichte einer langen Reise, liebe Madara", antwortete Zmertorix. "Wenn es dein und Stilos Wunsch ist, so begleite ich dich nach Rom. Dir wird auf der Reise nichts geschehen. Doch wenn ich einen Vorschlag anbringen darf, so lass uns die Erzählung über mein Leben für die Zeit auf dem Schiff aufsparen, um ums von der Seekrankheit, der Langeweile und den schlechten Umgangsformen der Besatzung abzulenken. Wir werden dennoch genügend Gesprächsthemen finden, bis es so weit ist, dessen sei versichert. Sei doch bitte so gut und berichte mir von dem Überfall auf das Gestüt Umbrena."


    Er bestellte das gefüllte Käsebrot, welches Madara empfohlen hatte, gleich zwei Mal, damit ein jeder von ihnen etwas zu speisen hatte. Dazu orderte er Posca.

    Er drehte sich um, als er die Hand auf seiner Schulter spürte. In der Berührung lag nichts Unangenehmes oder Bedrohliches, so dass er ganz entspannt blieb.


    "Sehr erfreut, Madara. Du kannst deine Abstammung von der Gens Umbrena nicht leugnen. Dass du auf mich wartest, überrascht mich. Wohin soll ich dich denn begleiten? Nimm doch bitte Platz. Was möchtest du trinken? Auch eine kleine Speise gefällig?"

    Auf der Reise trug Zmertorix Herrenkleidung, da er keine Lust auf unangenehme Begegnungen hatte. In gleicher Manier tauchte er im Goldenen Gockel auf, staubig und bester Dinge. Doch das änderte sich schon in den ersten Minuten seiner Anwesenheit. Als Zmertorix vom Wirt erfuhr, dass Cimber sich auf und davon gemacht hatte, ohne ihm eine Nachricht zu hinterlassen, reagierte er etwas schmallippig. Nicht nur Cimber war fort, sondern für seinen sogenannten Freund Stilo galt das Gleiche. Hinfort waren sie, auf Nimmerwiedersehen, ohne ein Wort oder eine Nachricht des Abschieds.


    Zmertorix war nach all den Jahren Seelsorge auf einmal allein.


    Er setzte sich an einen der Tische, noch erschöpft von der Reise, mit zerschlagenen Hoffnungen vor den Augen und niemand war hier, um ihm Gesellschaft zu leisten. Er besann sich an seine Jugend als Eremit in den Bergen, als der Weg der Göttin sich ihm offenbart hatte, doch so richtig half das heute nicht. Erschöpft trank er einen Becher verdünnten Wein, aß einen Hirsebrei mit Früchten und stellte fest, dass seine Hände nach der Reise rissig, alt und vertrocknet aussahen.

    In reisefertiger Kleidung bezahlte Zmertorix den Geschäftsinhaber für seine hervorragenden Dienste. Danach umfasste Zmertorix beide Hände von Viridomarus und lächelte, während er ihm in die Augen sah. Nicht unbedingt das Verhalten einer Dame, einem Mann so nahezutreten und ihn so anzusehen, doch Viridomarus war ihm mit seinen behutsamen Worten näher gewesen, als die meisten Menschen je zuvor. Viridomarus hatte nicht nur seinen Körper, sondern seine Seele in den Händen gehalten und sanft gepflegt.


    "Ich danke dir, Viridomarus, für die vorzügliche Beratung und kosmetische Behandlung. Danke dir auch für alles andere, was nur von Dichtern in Worte gebracht werden kann. Doch wir sind keine Dichter, wir sind nur Menschen. Gern empfehle ich dein Geschäft weiter. Es wird nicht das letzte Mal sein, dass wir einander sehen. Möge die große Mutter über dich wachen."


    So trennten sie sich und Zmertorix machte sich auf den langen Weg nach Satala zurück. Er fragte sich, was Cimber wohl zu seinem neuen Aussehen sagen würde und seine Wangen röteten sich bei dem Gedanken.

    "Das wäre sehr freundlich."


    Zmertorix, der nicht geizig war, kaufte also eine Tunika aus gutem Stoff in einem gefälligen Grün, das seiner Augenfarbe schmeichelte. Da er momentan nicht in weiblicher Manier zurechtgemacht war, passte das. Er flanierte ein wenig durch Caesarea, besuchte auch die Casa Seia, wo die Sklaven ihn kannten und ihm für seine Zeit des Aufenthalts in der Stadt ein Quartier zurechtgemacht hatten.


    Als die Zeit reif war, kehrte er zurück in das Geschäft des Viridomarus, um das neue Gewand anzuprobieren, ehe er es einpacken und nach einer letzten Übernachtung zurück nach Satala aufbrechen würde.

    "Danke, das ist erfreulich. Ich werde mir bis dahin in Caesarea die Zeit vertreiben. Was meine Haartracht betrifft, so bin ich momentan recht zufrieden und würde die Beratung diesbezüglich zu einer anderen Gelegenheit vertagen."


    Zmertorix schaute, wo die Kleider lagen, mit denen er hier eingetroffen war. Leider waren sie in keinem guten hygienischen Zustand, doch das ließ sich bei langen Reisen nicht vermeiden. Dennoch tat es ihm leid, nun seinen frisch gepflegten Körper in diese Stoffbahnen zu hüllen.

    Zmertorix legte vornehm die Fingerspitzen aneinander, was in Anbetracht seiner momentanen Nacktheit zu Vermessungszwecken für die Schneider nicht so würdevoll anmutete, wie er das erhoffte.


    "Augenscheinlich liegt ein Missverständnis vor, geschuldet meiner zu knapp formulierten Bitte. Dies ist freilich mein eigenes Verschulden und ich bitte um Verzeihung. Was ich tatsächlich ausdrücken wollte: Da meine Zeit etwas drückt, bitte ich nicht etwa um Abbruch der vorzüglichen Beratung und des Kaufes, sondern lediglich um eine Berücksichtigung der mir zur Verfügung stehenden zeitlichen Kapazitäten, die sich zu meinem Bedauern nicht ins Endlose erstrecken."

    Verwirrt drehte Zmertorix sich zu dem feisten Mann um. "Soll ich das als Aufforderung verstehen, zu gehen." Der plötzliche Sinneswandel war für ihn nicht recht nachvollziehbar.


    Sim-Off:

    Ich bat mit dem Post lediglich um Beschleunigung, da Zmertorix in Satala gebraucht worden wäre ...

    "Verstecken möchte ich mein Haar keinesfalls, guter Mann. Der Schleier ist nur Schutz gegen Verschmutzungen, aber auch gegen unliebsame Blicke, denn manchmal ist mir nach Ruhe zumute und ich möchte nicht, das jemand mich länger als nötig betrachtet. Dann ist der Schleier mein Schutz."


    Er betrachtete sich zufrieden im Spiegel. Viridomarus war einer der wenigen, der Zmertorix´ lange, rituell verfilzte Haare als schön betrachtete.


    "Eine Spange wird nicht passen, ich trage mein Haar zudem gern offen. Meist allerdings unter einem Tuch, um es vor Staub zu schützen. Gern darfst du es mir aber dennoch zurechlegen. Welchen Haarschmuck kannst du mir für diesen Typus Haar empfehlen?"

    "Was Leonnora umtreibt, weiß ich nicht. Wenn sie jammert, was sie gern tut, dann aus banalen Gründen. Die tatsächlichen weiß sie selbst nicht oder möchte sie für sich behalten."


    Zmertorix hielt still, während man ihn vermaß, doch schaute einen Moment perplex, dann musste er ob der unfeinen Formulierung lächeln.


    "Die sackartige Variante, bitte. Ich möchte meine natürlichen Körperformen kaschieren und nicht zur Schau tragen. Eine halboffene Variante kommt nicht infrage. Über dem Chiton würde ich gern noch ein Himation tragen, um die Arme und das Haar zu verdecken."


    Es hatte etwas gedauert, bis er sich von der Rührung wieder gefangen hatte, doch schlussendlich nickte er.


    "Dein Konzept gefällt mir. Bitte lass es uns nun in die Praxis umsetzen, ich komme sonst um vor Neugier. Was Konventionen betrifft, so gelten für mich jene der Galloi, auch wenn ich noch keiner von ihnen bin, ich bereite mich auf diese Rolle vor. Es ist ein großer Schritt, ein großer Schnitt, und ich denke, es ist besser, vor dem Eingriff ausprobiert zu haben, ob man wirklich fortan dauerhaft so leben möchte, denn es mag durchaus sein, dass ich mich überschätze. Bei meiner Freundin Leonnora bin ich nicht sicher, ob es ihr tatsächlich so gutgetan hat, wie sie behauptet. Sie ist launisch geworden, was sicher seine Gründe hat."


    Um nicht zu sagen: hysterisch.

    Zmertorix stiegen die Tränen in die Augen. Hilflos ob dieser Worte blickte er Viridomarus in das freundliche Gesicht. "Noch nie hat ein Mensch etwas so Schönes zu mir gesagt. Du musst ein wahrer Herzensbrecher sein, in dessen Händen die Herzen der Menschen zu Wachs werden. In meinem Fall formst du etwas Gutes daraus. Ich bin gerade sehr glücklich, Viridomarus."


    Er schluckte und sammelte sich. Trotz seiner feuchten Augen rollte nicht eine Träne über sein Angesicht. Nach einigen Schlucken des kalten Getränks ging es ihm besser. Einige konzentrierte Atemzüge später hatte Zmertorix sich wieder gefangen.


    "Ich wünsche mir für die Gewandung, dass meine Gestalt femininer erscheint. Meine Schultern sollen schmaler wirken, die Taille deutlicher sein und um die Brust herum darf der Stoff gern die fehlenden Formen kaschieren."

    "Nun, ich wähle Wildseide, weil die Raupen nicht getötet wurden, weil die Schmetterlinge schlüpfen durften und das ist doch ein wunderbarer Gedanke. Die Pflegehinweise werde ich beachten. Immer wieder überrascht mich deine Kompetenz in jedem Ding, das du verkaufst, sei es Ware oder Dienstleistung."


    Er verdrehte sich mal in die eine, dann in die andere Richtung, fühlte den leichten, kühlen Stoff auf seiner noch von der Behandlung empfindlichen Haut und betrachtete, wie die Wildseide bei jeder Bewegung um seine Beine und Arme floss.


    "Ja, meine Wahl ist getroffen. Doch bitte keine Tunika, lieber Viridomarus, wann sieht man mich je in Tunika?"


    Doch schenkte er Viridomarus ein seltenes Lächeln, als er dies sagte, denn es war keine Rüge, sondern ein als Frage verpackter Hinweis, dass er griechischer Mode gegenüber der römischen den Vorzug gab.


    "Ich trage im Alltag einen knöchellangen Chiton und dazu in aller Regel ein Himation, da ich mich wohlfühle mit reichlich Stoff, der die Haut obendrein vor der Sonne schützt. Kurze Gewänder trage ich nur zum Reiten, wofür die Wildseide viel zu schade wäre. Sofern du diese Kleidungsstücke nicht im Angebot hast, möchte ich dich bitten, mir welche schneidern zu lassen. Wir benötigen dazu viele Meter Wildseide, ich wünsche eine großzügige Faltenlegung, um Makel meiner Statur zu kaschieren. Bernstein würde mir als Schmuck dazu gefallen, doch bitte ohne eingeschlossene Insekten, das finde ich ganz abscheulich."

    Zmertorix ließ die Wildseide durch seine Finger gleiten. Wie gewebte Bernsteinfasern muteten die goldenen, gelblichen und bräunlichen Töne an, einige wirkten hell, sandfarben, fast wie ungebleichter Leinenstoff. Die Wolle und die Pflanzenfasern würdigte er nur eines kurzen Blickes. Davon hatte er bereits genügend.


    "Ich habe mich für die Wildseide entschieden, mir gefallen die dunklen Bernsteintöne und das Goldgelb am besten. Vielleicht kannst du mir aus diesen beiden Farbvarianten etwas schneidern lassen oder ein bereits vorhandenes Gewand empfehlen? Ich benötige zwei unterschiedliche Gewänder, damit ich sie wechseln kann, optimal wären gegenläufige Farben der beiden Kollektionen, so dass ich bei Bedarf auch ganz in Goldgelb oder ganz in Bernsteinbraun gehen oder sie eben beliebig kombinieren kann. Wie muss die Wildseide gereinigt werden, damit sie ihre Brillianz erhält?"

    Zmertorix ließ den Mitternachtsblauen Stoff durch seine Finger gleiten. Er fühlte sich fast flüssig an und das goldene Garn war eine Augenweide. Der grausame Vorgang jedoch, mit dem die Seide gewonnen wurde, gefiel Zmertorix nicht. Weil seinesgleichen ihre Verwandlung oft mit der eines Schmetterlings verglichen, führte der Gedanke an die im Kokon schlafenden Raupe, die nie ihre Flügel entfalten durfte, zu einem inneren Schmerz.


    "Ich bitte dich, mir zu zeigen, welche Wildseide von lebenden Schmetterlingen du im Angebot hast, Viridomarus. Bräunliche und goldene Töne würden mir zusagen, es muss kein gefärbter Stoff sein. Die Seide in deinem Angebot ist wundervoll und sicher nicht künstlich beschwert, doch der Gedanke daran, dass ich mich in den aufgetrennten Kokon einer Raupe hülle, die ihre Verwandlung nicht überlebte, während ich meine eigene noch vor mir habe, weckt ein gewisses Unbehagen. Ich würde mich sonst auch mit Pflanzenfasern oder Wolle begnügen."

    Den Arm nahm Zmertorix gern an. Schwäche war er nicht gewohnt zu zeigen und tat es auch jetzt nicht, doch gefiel ihm die behütende, männliche Geste.


    "Über die Auffüllung meines Haars muss ich zum Glück noch nicht so viele Gedanken kreisen lassen, doch wenn es eines Tages akut werden sollte, dann kommt für mich nur eine Auffüllung mit Eigenhaar infrage. Auch Kopftücher sind ein praktikabler Weg, ich trage sie gern, um mein Haar vor Staub zu schützen."


    Zmertorix nahm den feinen Stoff zwischen die Finger. Er liebte Seide, auch wenn sie unpraktisch war, aufgrund ihrer Weichheit und des fließenden Gefühls, mit dem sie um den Körper glitten.


    "Die Farbenpracht ist bemerkenswert. So sattes Rot sieht man selten. Meine liebste Farbkombination ist Gelb und Blau, hast du etwas Entsprechendes im Angebot?"

    Zu verhindern, dass Zmertorix verloren ging, war üblicherweise kein anspruchsvolles Unterfangen. Doch heut war er ein Paradiesvogel unter vielen, gewandet in Rosa und Grün. Cimber und er hatten sich um frühzeitiges Erscheinen bemüht, denn Zmertorix wollte so weit wie möglich vorn stehen. Belohnt wurden sie mit einem Platz in der ersten Reihe. Das Menschengedränge in Rom war abartig, allein der Anlass generierte Verständnis: Die Magna Mater zu ehren am großen Trauertag, ihr beizustehen und sie nicht allein zu lassen in ihrem Schmerz, das war Grund genug selbst für jemanden, der einst als Einsiedler gelebt hatte, um sich der Mutter nahezufühlen.


    Die nackten Korybanten, die den Zug anführten, waren weniger nach Zmertorix´ Geschmack: Zu jung, zu schmal, zu knabenhaft. Er bevorzugte Männer, welche diese Bezeichnung verdienten. So schenkte er ihnen nur aus musikalischem Interesse heraus Beachtung, was ihm indes hervorragend gefiel, denn Waffen und Schilde als Instrument benutzt, die sonst im Kampf um Leben und Tod benutzt wurden, wohnte eine besondere Intensität inne. Als das Gedränge dichter wurde, weil der Zug nahte, schob Zmertorix seine Hand durch Cimbers Arm, damit sie nicht auseinandergerissen wurden. Dabei nutzte er die Gelegenheit, unauffällig dessen Bizeps zu befühlen.


    Der Veranstalter der diesjährigen Ludi Megalensis präsentierte sich nach den folgenden Aurigae eindrucksvoll auf seinem Wagen. Die wenigsten Ädile fühlten, was sie darboten, doch die Galloi sahen das pragmatisch: So lange er die Prozession der Mutter organisierte und finanziell unterstützte, mochte er seinen Anteil am Ruhme bekommen, ob Anhänger der Kybele, Diener anderer Götter oder vollkommen gottloser Natur. Und wie es aussah, hatte er ganze Arbeit geleistet, der Zug wirkte professionell und pompös, man hatte mit nichts gegeizt.


    Als das steinerne Abbild Kybeles sie passierte, krallten die Finger von Zmertorix sich fest in Cimbers Arm und Tränen perlten sein Gesicht hinab. Er war nicht der Einzige: Die Galloi, die das Abbild tanzend, musizierend und kreischend umringten, waren außer sich vor Schmerz, zerrissen schreiend ihre bunten Kleider, geißelten sich mit Atragalpeitschen blutig oder schlitzten ihre Arme und Körper mit scharfen Steinklingen, bis ihre Körper ganz in Rot getaucht waren.* Manch Teilnehmer der Prozession erlebte heut seinen letzten Tag als Mann, andere hatten den Schnitt bereits hinter sich gebracht. Wieder andere kränkten die Mutter, indem sie sich unter voller Manneskraft stehend der Priesterschaft anschlossen. Zmertorix fand das Gesetz abstoßend, welches diesen Umstand förderte und für Römer gar verlangte, ein Gesetz, welches den Kult nicht im Mindesten verstand. Niemand wurde gegen seinen Wunsch entmannt, worin lag die Sorge?


    Ein kleiner, dicklicher Eunuch im blauen Kleid stürzte plötzlich mit aufgerissenen Augen auf ihn zu, das hüftlange Haar nass vom eigenen Blut. Er hatte sich inbrünstig gegeißelt, vom Kopf bis hinab zu den Füßen und sein Kleid im ekstatischen Rausch oder durch das Geißeln selbst in Fetzen zerrissen.


    "Schwester", quiekte der Eunuch und streckte die aufgeschlitzten Arme aus. In einer Hand hielt er seine Geißel, an deren scharfen Knöcheln Hautstückchen hingen.


    "Leonnorios? Wie lange ist es her! Dich erkennt man überhaupt nicht wieder, meine Güte!"


    "Leonnora bin ich", korrigierte der Eunuch, drückte Zmertorix zwei blutige Küsse auf die Wangen, hinterließ rote Handabdrücke auf seinen Schultern und ließ sich wieder von der tosenden Menge mitreißen. "Wir sehen uns später", konnte Leonnora noch rufen, ehe sie übergangslos wieder zu heulen begann, die Astragalpeitsche um ihren Rücken herum sausen ließ und ihre Stimme im Lärm der Musik unterging. Nicht ohne Wehmut blickte Zmertorix ihr nach.


    Zmertorix richtete sich ein wenig mehr auf, als seine Anspannung wuchs. "Der Schnitt würde den Haarausfall aufhalten?" Wenn er nachdachte, fiel ihm tatsächlich kein Eunuch im Bekanntenkreis ein, der unter einer Halbglatze litt.


    "Dann trifft es sich ja, dass ich diese operative Maßnahme nicht länger als nötig hinauszuzögern gedenke. Es gibt Dinge im Leben, die man nicht benötigt, und dazu gehören herumhängende und störende Auswüchse an unmöglichen Körperstellen. Bis es so weit ist, werde ich den Zwiebelsaft nach deiner Rezeptur anwenden. Fremdhaar wünsche ich nicht auf meinem Kopf. Es mag gut aussehen und doch ist es etwas Fremdes. Ich möchte ganz ich sein, Viridomarus."


    Zmertorix lächelte nun und fasste die Hand des Mannes. "Kräftiges Rot und Blau würden mir von deiner Auswahl am besten gefallen, aber ich liebe auch Gelb, weil es eine so freundliche und wärmende Farbe ist. Bitte bring mich in den Nebenraum."

    "Ich bedarf keiner Erholung, Viridomarus. Es gibt nichts, wovon ich mich erholen müsste."


    Er genoss die Massage, ohne den Blick von seinem Spiegelbild abzuwenden. Der Vorteil an beleibten Menschen waren ihre weichen Hände, die eine Berührung angenehm machte. Er kämpfte die Gedanken an Cimber herunter. Er war es gewohnt, zu ertragen und so würde auch dieses sehnsuchtsschwere Leid ihn nicht daran hindern, seinen Weg zu gehen.


    "Ich würde mich gern neu einkleiden lassen mit deiner Beratung. Farbenfroh bitte, wie ich bereits sagte, denn diese Kleidung ist Anlass zur Freude. Wenn man mich noch nicht schminken darf, kann jedoch meine Haartracht bereits gestaltet werden nach dem Umkleiden. Ich trage sie lang, meinem Wunsch für die Zukunft entsprechend, mit bunten Bändern mag ich sie verziert haben und lang sollen sie bleiben, jedoch scheint mir, dass sie etwas dünn werden. Das Blond könnte zudem etwas aufgehellt werden, falls das möglich ist."


    Dass er noch nicht geschminkt werden durfte, dämpfte seine Freude nur wenig. Selbst ungeschminkt sah er nun deutlich femininer aus.