"Ich kann nicht sagen, ob ich meinen Sohn wirklich liebe. Es liegen viel Zeit und viel Raum zwischen uns. Bis ich ihn das erste Mal sah, hielt ich ihn für einen Bastard. Sein offizieller Vater, der ihn auch aufzog, ist ein Germane namens Catualda aus dem Osten, ein Harier. So einer von denen, die nachts angreifen, sich schwarz kleiden und ihre Gesichter und Oberkörper mit Asche beschmieren. Wie Schatten brechen sie der Dunkelheit über einen herein, sie sind extrem unangenehm und wohl mit den Vandalen verwandt. Keine Ahnung, wie es so einen nach Hispania verschlug, aber so war es. Ich glaube nicht, dass mein Sohn weiß, dass es mich gibt. Falls doch, kann seine Mutter ihm nichts Gutes von mir berichten. Er würde seinen leiblichen Vater für das halten, was er ist, für einen -"
Sabacos Mund schloss sich mit einem Klacken seiner Zähne. Verdammter Wein. Er starrte Nero an, versuchte in dessen Gesicht zu lesen, wie viel er aus seinen bisherigen Informationen zu kombinieren vermochte. Der Gubernator kannte die große Brandnarbe an seiner Flanke. Nein. Die Fakten lagen zu weit auseinander, um eine mögliche Verbindung zwischen ihnen zu vermuten. Sabaco sah weg und schüttelte den Kopf.
"Trotzdem würde ich gern sehen, wie er heute aussieht und erfahren, wie es ihm geht, wie er sich so macht. Ihm anonym etwas Geld zukommen lassen, damit er sich mal einen Wunsch erfüllen kann, den er vielleicht schon lange hegt. Ich wäre ihm gern ein besserer Vater gewesen oder überhaupt ein Vater. Doch dafür ist nicht jeder gemacht. Der größte Gefallen, den ich meinem Sohn und seiner Mutter erweisen konnte, war, mich aus ihrem Leben zu verabschieden und nie mehr zurückzukommen."
Er war froh, dass Nero es sich anders überlegte und nun mit ihm die Stadt unsicher machen wollte. Ablenkung brauchte er dringend. Dass Nero ihn mit dem kleinen Bruder ködern wollte, ließ Sabaco wieder grinsen.
"Ocella hat gerade eine schwere Verletzung überstanden, er benötigt noch Ruhe, bevor ich ihn wieder durch Mogontiacum schleifen kann. Aber vielleicht sehen wir etwas, das ich ihm kaufen werde.
Deine Seeschlange hätte nicht gewollt, dass du den Rest deiner Tage in einem Officium versauerst und immer bleicher, faltiger und kahler wirst. Im Moment erinnerst du an einen Grottenolm. Aber das kriegen wir wieder hin, wir haben ja schon angefangen, dich an die Sonne zu gewöhnen und jetzt stürzen wir uns ins Nachtleben. Worauf hast du Lust, wie hast du dich früher amüsiert? Das holen wir jetzt nach. Auf geht's."