Das war Liebe. Gerührt griff Sabaco nach dem Humpen, den sein Bruder ihm herübergeschoben hatte. Er trank einen großzügigen Schluck, aber schob die verbliebene Hälfte dann wieder zu Ocella hinüber. Der Met war wirklich gut. Sabacos schwarze Monobraue hob sich in der Mitte besorgt, als er das traurige Lächeln seines Bruders bemerkte. Wenn jemand wie Ocella sentimental wurde, dann war die Kacke wirklich am dampfen. Bevor Sabaco nachhaken konnte, kam das Essen. Für den Augenblick war die Sorge vergessen. Die Fleischplatte war so groß und schwer, dass zwei Männer sie schleppen mussten. Sabaco fielen vor Gier fast die Augen aus dem Kopf.
"Wir werden danach fett wie zwei Mastschweine und genau so glücklich sein."
Man konnte von den Leuten hier halten, was man wollte und über ihr Aussehen lästern (was Sabaco gern tat), aber auf die Zubereitung von Fleisch verstanden sie sich. Dankenswerter Weise hatte Ocella das Gemüse abbestellt, so dass kein Platz im Magen vergeudet wurde. Sabaco hielt nach Messern Ausschau, um das Fleisch aufspießen zu können. Da er auf den ersten Blick keines fand und sehr hungrig war, griff er mit den Fingern nach einem fett aussehenden Bratenstück. Das schob er sich genussvoll zwischen seine ramponierte Kauleiste und ließ die Reste seiner Zähne ihr Werk vollbringen.
"Köstlich", lobte Sabaco. Doch dann wurde er ernst. Er verspürte großbrüderliche Gefühslregungen, die sich darin äußerten, auf seinen kleinen Bruder aufpassen zu wollen und denjenigen zu zerquetschen, der ihm Ärger machte. Als Kind hatte er dem Quälgeist von Nachbarsjungen den Arm gebrochen, mit dem er Ocella geschlagen hatte. Heute würde er ihm seinen Arm ausreißen und in den Rachen stopfen.
"Man müsste die Germanen mit Stumpf und Stiel ausrotten", schlussfolgerte Sabaco. "Sicher, sie kochen gutes Essen. Aber wenn ich damit auch nur ein Römerleben retten kann, verzichte ich für den Rest meines Lebens auf Fleisch wie dieses. Die Zeiten, in denen man Fremdvölker aufnehmen sollte, sind vorbei. Wir sollten die Grenzen dicht machen und alles, was kein römischer Bürger ist, mit verschärften Gesetzen belegen. Mucken die auch nur ein einziges Mal auf" - Sabaco hob den Finger, dann zog er ihn sich über die Kehle - "muss man sie samt ihren Weibern und ihrer Brut auslöschen. Nur so kommt man dieser Pest aus den Wäldern bei."