Beiträge von Publius Matinius Sabaco

    Ein weiterer Patrouillenritt stand an. Das Hufgeklapper hörte man schon von weitem. Die Turma Secunda bewegte sich in gemächlichem Tempo über die Straße. Es bestand kein Anlass zur Eile, es ging einzig darum, die Präsenz in den kontrollierten Gebieten nicht enden zu lassen. Dem einsamen Reiter schenkten sie keine weitere Beachtung, dafür dessen herrlichem Pferd, das Sabaco irgendwie bekannt vorkam ...

    Als Ocella seine Ehrung erhielt, applaudierte Sabaco mit steinernem Gesicht. Noch immer fiel es ihm schwer, innerlich zu begreifen, dass aus dem Jungen ein

    Mann geworden war. Die Jahre der Trennung, nach denen ihm plötzlich ein Mann gegenübergestanden hatte, hatten Sabaco zutiefst verstört. Noch mehr, dass er jetzt einen anderen Mentor hatte als ihn, der ihn verdarb. Der Heilkunst von Scato war es zu verdanken, dass Ocella nun wieder sein Unwesen treiben und Sabaco zur Weißglut treiben konnte, nicht Varros Fähigkeiten als Kommandeur. Die Ehrungen änderten nichts an Sabacos ungnädigem Urteil.


    Die Turma Prima, vollbepackt mit ihren neuen Ehrungen, zog mit dumpfem Hufschlag an der Turma Secunda vorbei. Sabaco nickte Varro zu. Dann hob er die Hand auf Schulterhöhe und zog sie nach vorn. Die Turma Secunda setzte sich in Bewegung. Fango, der für die Ehrung bei der Turma Prima mitgeritten war, weil er damals unter deren Banner gekämpft hatte, verließ sie nun und kehrte in seine Stammeinheit zurück, so dass er ein zweites Mal mit nach vorn ritt. Das war Sabaco wichtig gewesen, der Kleine sollte wissen, wohin er gehörte.


    Die Turma Secunda nahm schweigend Aufstellung. Decurio Publius Matinius Sabaco mit seinem schwarzen Helmbusch und der blauen Tunica, die er unter dem polierten Panzer trug, war sicher eine Erscheinung, der man bestenfalls auf der richtigen Seite des Schlachtfeldes begegnen wollte. Er lenkte seinen Grauschimmel zum äußersten Ende der Aufstellung.


    Stellvertretend für seine Turma brüllte er: "Ave, Caesar Auqilius Bala!" Zeitgleich mit seinen Soldaten schlug er die Faust auf sein Herz.

    Es mochten einige Stunden vergangen sein, als die Turma Secunda ein umherirrendes Pferd in Germania Magna traf. Über dem Rücken hing eine reglose, stark blutverschmierte Gestalt. Über die römischen Truppen mochten die Germanen reden wie sie wollten, aber sie versuchten, dem Niedergestochenen nach Kräften zu helfen. Doch die Wunden waren zu tief, um sich jemals wieder zu schließen und zu viel Blut hatte den Körper bereits verlassen.


    Nach kurzer Beratung beschloss Sabaco, den Leichnam den Angehörigen zu übergeben, ob sie nun Feinde waren oder nicht, damit sie ihn selbst bestatten konnten. Was mochte wohl Ballomar von dem Tod seines Verwandten halten? Sabaco dachte kurz an seinen kleinen Bruder, den undankbaren Trotzkopf, sah Hunulfs blondes, blutverkrustetes Haar, seufzte und schüttelte den Kopf.


    Die Dunkelheit nahte. Die Turma II musste heimkehren, das weiße Pferd mit dem Toten führten sie mit sich.

    In diesem Moment kam Alwin, einer von Sabacos Kundschaftern, zurück. Sabaco ließ ihn zu Wort kommen und erfuhr, dass in drei Meilen Entfernung eine handvoll junger Burschen sich näherte. Die gehörten vielleicht zu dem streitlustigen Hunulf.


    "Ein Trupp Bewaffneter?", hakte Sabaco nach.


    "Sie sind zu Pferd, aber es sind Zivilisten, Decurio."


    "Dann sollen sie uns nicht weiter kümmern. Wenn sie sich unauffällig verhalten, lasst sie ihres Weges ziehen. Wegtreten, Eques." Sabaco drehte sich im Sattel um. "Und du, Hunulf, hast deinen Lohn bereits erhalten. Du hast, was du willst, wenn auch nicht das, was du verdienst."


    Er hob die Hand auf Schulterhöhe und ließ sie nach vorn fallen, woraufhin sich die gesamte Turma erneut in Bewegung setzte. Langsam trotteten die Pferde an Hunulf vorbei, quollen um ihn herum wie Wasser um einen Stein, als sich die Turma Secunda weiter auf ihrer geplanten Route durch das germanische Grenzland bewegte.

    Sabaco saß in der letzten Ecke des Schankraums, weit weg vom Feuer und den Rücken zur Wand. Der Drang, sich zu besaufen, war extrem. Er schwitzte und hatte einen trockenen Mund, außerdem war er wütend, mit wechselnden Zielen. Der Geruch des Biers, der Klang der Tonkrüge und der Anblick der Zecher waren kaum zu ertragen, ohne schwach zu werden. Er betete, dass ihm niemand etwas anbot oder ihn gar einlud. Wenn er jetzt anfing, würde er nicht mehr aufhören. Er sollte eigentlich gar nicht hier sein.


    Das Betreten der Taberna war eine Niederlage, doch der Versuchung nachzugeben, wäre eine Kapitulation.


    Sein Grund, durchzuhalten, war seine Karriere, vor allem die Operation Sommergewitter, für die er alles gab. Er konnte sich nicht leisten, betrunken aus dem Rinnstein gekratzt zu werden. Das würde nicht nur am Pranger enden, sondern vor allem das Vertrauen seiner Soldaten in ihn zerstören. Der Gedanke half ihm, stur zu bleiben. Doch es war schwierig. Sehnsüchtig sah er die Tonkrüge mit den feuchten Rändern auf dem gegenüberliegenden Tisch stehen.


    Er riss sich von dem Anblick los, holte seine zerknitterte und ausgefranste Papyrussammlung aus der Gürteltasche, dazu ein Stückchen Kohle, und begann das, was in ihm vorging, in ein spontanes Gedicht zu gießen:


    Allein zwischen Algen

    Es war einst einmal und es ist auch noch heute

    eine - Menschen ganz ähnliche - Seehundmeute.

    Sie tragen nach außen hin Menschengestalt,

    doch in ihren Herzen ist's dunkel und kalt.


    Und auch Phoca Schwarzpelz ist solch ein Seehund,

    liegt allein zwischen Algen am Meeresgrund.

    Dort denkt er zu viel und vor allem ans Trinken,

    um endlich für immer im Meer zu versinken.


    In jedem Glas jagt er nur nach dem Glück,

    doch das kehrt nicht heute noch morgen zurück.

    Er träumt halb ertrunken vom Perlenstrand,

    eine weitere Flasche in seiner Hand.


    Nun hör die Moral dieser trüben Geschicht' -

    der Lauf aller Dinge, er ändert sich nicht.

    Das Glück sollte nie für die Seehunde sein,

    denn am Meeresgrund sucht es jeder allein.



    Na ja ... der Rhythmus holperte. Das Ende war auch nicht intensiv genug. Doch es war ihm gelungen, die Gier vorübergehend aus seinem Kopf zu verbannen, indem er sich auf die Verse konzentrierte und an ihnen feilte. Noch immer liebte er es, zu dichten, auch wenn er seine Werke keinem Leser oder gar Zuhörer zumuten wollte.


    Jemand trat an seinen Tisch. "Was darf's denn sein?", fragte die Bedienung.


    "Nur eine Posca." Er war standhaft geblieben, auch wenn seine Gedanken voller Algen waren. Er hatte die Prüfung bestanden.


    Er faltete das Blatt zusammen und stopfte es zu seinen anderen Gedichten, von denen einige todünglücklich waren, andere unmenschlich aggressiv. Doch aus allen troff die Dunkelhkeit, die ihn zu Phoca aus Tarraco machte.

    Sabaco ließ sein Pferd halten. Sein Rücken war Hunulf zugewandt und er drehte sich nicht um. Es dauerte einen Moment, ehe man seine Stimme hörte: "Du wirst der Anweisung Folge leisten." Noch immer hatte er sich nicht umgedreht, denn seine Männer sahen für ihn, und Hunulf war ein einzelner Zivilist, umzingelt von der Turma Secunda. Dass der Germane gerade seine Einkommensquelle verloren hatte, bedurfte keiner Erwähnung. Doch wenn er so weitermachte, würde er noch einiges mehr verlieren.

    Sabaco verzog das Gesicht. "Ich bin Decurio, kein Legatus Augusti", knurrte er. Weder war es seine Aufgabe, geopolitische Strategien zu entwerfen, noch über das Schicksal ganzer Castelle zu entscheiden. Erst recht nicht in Zusammenarbeit mit einem potenziellen ... germanischen Spion. Er musterte Hunulf mit unverholener Abneigung. Dessen Vorschlag stank schlimmer als ein vergessenes Fischgericht im Sommer.


    "Für dieses Mal werde ich deinen verräterischen Vorschlag, unsere Männer zu opfern und die freche Idee, dich dafür auch noch mit Gold entlohnen zu lassen, überhören. In aller Deutlichkeit: Deine Aufgabe ist es nicht, Rom Empfehlungen zu geben, sondern Informationen. Konzentriere dich darauf, die Häuptlinge auszuhorchen und sie mit deinen eigenen Mitteln gegeneinander auszuspielen."


    Wenn das Imperium die Stämme rechts des Rhenus militärisch überrennen und sie ausrotten wollte, könnte es das. Es ging hier darum, mithilfe von Männern wie Hunulf diesen logistischen und teuren Kraftakt zu vermeiden. Diese albernen Häuptlinge zu bezahlen, damit sie die Füße stillhielten, ging völlig an der Realität vorbei und zeugte von einer fatalen Unkenntnis von Roms Möglichkeiten.


    "Sieh zu, dass du verschwindest", grollte Sabaco und lenkte seinen Grauschimmel an Hunulf vorbei, um die Patrouille fortzusetzen. Er hoffte, dass der windige Germane das nächste Mal sinnvollere Ergebnisse lieferte als nur die Prahlerei, dass er jetzt die Frau des Häuptlings bumste.

    Vielleicht hatte Sabaco einen schlechten Tag, vielleicht lag es am schwülen Wetter, das vom Nahen der ersten Herbststürme kündete, oder auch an Übersetzungsschwierigkeiten - Sabaco verstand immer noch nicht. "Du meinst also", versuchte er die Worte Hunulfs zu decodieren, "man sollte einige weniger bedeutende Bürger und deren unwichtige Lager dem Grifo und dem Balder zum Fraß vorwerfen? Damit sie jene Römern von Rang und Namen und deren Befestigungen in Frieden lassen?"

    "Bei der Ala dienen - Germanen. Und die überfallenen Händler sind in aller Regel - Germanen. Ich frage mich also, was tatsächlich das Problem dieser Stammeshäuptlinge ist. 'Die Römer' in dem Sinne können es kaum sein, denn 'die Römer', gegen die sie hier vorgehen wollen, sind praktisch ausnahmslos romanisierte Germanen." Wenn man von den hohen Tieren der Provinzverwaltung und dem Stab des Militärs absah. "Das Einzige, was Grifo und Balder sich bei diesem Versuch holen werden, sind blutige Nasen."


    Sabaco dachte kurz über Hunulfs Worte nach, was das sogenannte römische Geld betraf, kam aber zu keiner Schlussfolgerung, die ihn zufrieden stellte. Es stank für ihn nach einer versuchten Schutzgelderpressung von Seiten der Germanen. Das hatte Rom ganz sicher nicht nötig. Doch vielleicht wollte Hunulf ja auf etwas anderes hinaus. "Nein, ich verstehe nicht, aber du wirst dem sicher gleich Abhilfe schaffen", sagte Sabaco.

    Sabacos vernarbter rechter Mundwinkel deutete ein einseitiges Grinsen an, täuschte sein Gegenüber hinweg über das, was in seinem Inneren aufblitzte: Erinnerungen an bleiche Haut, die sich um einen sehnigen Körper spannte, dessen Brusthaar schon ergraute.


    "Jugend ist vergänglich, Hunulf. Und das, was du Schönheit nennst, vollkommen wertlos." Die wulstigen Narben spannten sich, als das schiefe Grinsen noch ein Stück breiter wurde, um die Trauer wegzugrinsen.


    "In den römischen Tugenden kommt Schönheit mit keinem Wort vor. Dafür Stärke, Fleiß und Pflichtgefühl. Ein guter Spion tut alles, um seinen Auftrag zu erfüllen. Du wirst für Ergebnisse bezahlt, nicht für dein Vergnügen. So lange du lieferst, ist es mir gleichgültig, wie du das anstellst. Doch sollten die Ergebnisse schlechter werden, weil du dir zu fein bist, wird sich das in deiner Entlohnung wiederspiegeln."


    Die Warnung war ausgesprochen. Was Hunulf daraus machte, würde sich zeigen. Sabacos eisblauer Blick bohrte sich in die Augen des eitlen Germanen. Dann warf er ihm das Geldsäckchen zu, in dem sich die übliche Summe befand.


    "Wie kommen deine Bemühungen, die Feinde gegeneinander auszuspielen, voran?"

    Von der Ehrung eines Mitgliedes seiner Turma II war Sabaco nicht unterrichtet gewesen. Der Mini-Eques, der sich da in der Anerkennung des Caesars sonnte, besaß anscheinend mehr Mumm, als Sabaco ihm zugetraut hatte, wenn es darauf ankam. Doch im Dienstalltag verbarg er sie zwischen einer Mischung aus kindischer Anhänglichkeit und Besserwisserei. Während er applaudierte, überlegte Sabaco, wie er Fango künftig dazu bringen konnte, mehr aus seinen Fähigkeiten zu machen, die zweifelsohne vorhanden waren. Nur schade, dass er seine Glanzleistung nicht unter dem Banner der Secunda vollbracht hatte, sondern im Schlepptau von Germanicus Varro ...

    "Roma Victrix", knurrte auch Sabaco. Für ihn war die Straße Mittel zum Zweck, um seine Vision von der Operation Sommergewitter umzusetzen. Der Tribun, auch wenn er ihn ganz gut leiden mochte, hatte aus seiner Sicht nur die Drecksarbeit für ihn erledigt. Sabacos Fantasien waren größer, allumfassender und er glaubte zu wissen, was Iulius Caesar einst gespürt hatte.


    Der Decurio zog seinen Grauschimmel herum und ritt an den plaudernden Equites vorbei, die sich nach und nach hinter ihm einreihten. Sein schwarzer Helmkamm wippte bei jedem Schritt seines Hengstes. Die Turma II bewegte sich als Kolonne zurück ins heimatliche Castellum, flankiert von den Kundschaftern, die nur eine Ahnung hinter der Baumgrenze waren. Im Licht der untergehenden Sonne schoben die Reiter lange, grotestk verzerrte Schatten vor sich hier, Vorboten dessen, was über diese Straße auf das freie Germanien zurollen sollte.

    Der dumpfe Hufschlag der beiden Turmae vermischte sich mit dem Klang der Hörner und dem Jubel von den Seiten. Sabacos schwarzer Helmbusch verschluckte das Licht dieses sonnigen Tages. Unter dem Helm lagen seine eisblauen Augen im Schatten. Er sah nicht nach rechts und nicht nach links. Er hielt seinen stechenden Blick nach vorn gerichtet, das Kinn erhoben. Das Fell seines schweren Grauschimmels glänzte niemals, ganz gleich, wie sehr die Stallburschen ihn striegelten, es blieb matt wie Nebel.


    Mit einiger Mühe verkniff der Decurio sich, die Formation seiner Männer hinter sich zu kontrollieren. In seiner Brust schlug das Herz eines Schleifers. Obgleich er kampferfahrene Veteranen hinter sich wusste, fiel es ihm manchmal schwer, ihnen zuzutrauen, selbstständig etwas korrekt auszuführen, abseits seiner Kontrolle. Die Zügel locker zu lassen entsprach nicht seinem Wesen, besonders, wenn es um Formaldienst ging. Dass seine Männer die Turma II zu diesem wichtigen Anlass blamieren könnten, bereitete ihm stärkere Kopfschmerzen als die Gegenwart des launischen Caesars selbst.


    Die Turma I vor ihnen ritt ein und hielt in beneidenswert makelloser Formation. Sabaco sah den Helmbusch des Germanicus Varro. In dessen Nähe wippte auch der Helmbusch von Ocella, der in seiner Hand das Feldzeichen der Prima trug. Als sie hielten, hob auch Sabaco die Faust über die Schulter und die gesamte Turma II kam zum Stehen. Sie wartete mit angemessenem Abstand, ohne den Männern unter dem Kommando von Germanicus Varro die Aufmerksamkeit zu stehlen und ohne ihnen den Rückweg zu versperren. Die Choreografie war im Voraus besprochen worden. Jeder wusste Bescheid.


    Beide Einheiten würde ihren eigenen Moment des Ruhmes und des Glanzes erhalten ...

    "Zu alt?" Sabaco glaubte, sich verhört zu haben. "Zu alt gibt es nicht. Hier geht es um Taktik und nicht darum, die Frau deiner Träume zu finden. Je unansehnlicher sie ist, umso leichter sollte dir das fallen." Hunulf war schließlich ein schmucker Bursche. Wenn er sich geschickt anstellte, sollte er die alte Vettel leicht um den Finger wickeln. "Also gut, bleiben wir bei dem, was wir schon haben. Segestes plappert und sein Weib Hertrud ist dir zu Willen. Darauf kann man aufbauen. Welchem Stamm gehört er an und was plappert er?"

    "Du überschätzt meine Möglichkeiten, Hunulf." Da Hunulf nur auf das Wissen der Barbaren zugreifen konnte, erklärte Sabaco ihm die Situation. "Das Imperium Romanum ist in Provinzen untergliedert. Das macht die Verwaltung leichter. Wir befinden uns in der Provinz Germania superior. Die Treverer hocken in der Provinz Belgica. Für das Gebiet bin ich nicht zuständig. Das ist eine andere Kanne Bier. Wir müssen uns auf unsere eigene Provinz beschränken und auf das dazugehörige germanische Grenzgebiet."


    Er ging davon aus, dass Hunulf das verstand. "Mir wäre es also recht, du würdest dich auf die Hermanduren konzentrieren. Sie gegeneinander auszuspielen ist der Plan. Du sagtest, du konntest das Weib eines germanischen Fürsten gewinnen. Das Weib von Dankwart oder Ballomar, hoffe ich?" Alles andere würde Sabaco kaum einen Nutzen bringen, da es diese beiden Fürsten waren, mit denen er sich momentan befassen musste. Die anderen siedelten zu weit abseits vom Einflussbereich des Decurios.

    "Ah, Hunulf. Schön, dich in einem Stück zu sehen." Sabacos Lächeln glich dem eines Haifischs. Einen zuverlässigen Spion gab man ungern wieder her. "Eins nach dem anderen. Was meinst du damit, dass die Treverer aufgetaucht wären? Ihr Stammesgebiet ist seit Caesar Teil des Imperiums. Sie leben vor allem in Belgica. Der Hauptort der gesamten Civitas, Augusta Treverorum, ist nach ihnen benannt. Das liegt auch gar nicht weit von hier, vielleicht vier Tagesritte im Westen von Mogontiacum. Der Stamm ist seit Caesar vollständig unter römischer Administration und seit Vespasian zahnlos und friedlich. Was sollte es also bringen, wenn du ihr Anführer werden würdest?"


    Sabaco wartete auf die Antwort, bevor er weitersprach. Seine Frage war kritisch gestellt, jedoch war er offen für neue Ideen, was ihn von den meisten - oft ziemlich verbohrten - römischen Offizieren unterschied, so dass er Hunulf aufmerksam zuhörte.

    Die Sache klärte sich schneller als erwartet. "Salve", erwiderte Sabaco den Gruß und ließ sein Pferd dicht neben dem von Hunulf halten. Ernst musterte er ihn. "Phoca ist hier. Gibt es Probleme?" Sein Duplicarius organisierte in der Zwischenzeit die Absicherung der wartenden Turma, so dass Sabaco sich auf das Gespräch konzentrieren konnte.

    Ein einzelner Reiter bot keinen Anlass zur Beunruhigung. Die Turma Secunda ritt weiter, wie sie eben gerade ritt, und erwartete, dass er auswich. Beim Näherkommen meinte Sabaco, den Burschen anhand seines Pferdes zu erkennen, der dich eingepackt in ein Bärenfell auf sie zu kam ... bei den Göttern, schwitzte er sich nicht zu Tode? Man würde sehen, ob er sich zu identifizieren gedachte.