Beiträge von Publius Matinius Sabaco

    Sabaco ließ ihn ziehen, ohne ihn aufzuhalten, hob die Hand und zog sie nach vorn. Die Turma Secunda setzte sich erneut in Bewegung. Wie vierhundertfacher Herzschlag erklangen die dumpfen Hufschläge hinter ihm, ein Tross aus Leben, dessen Sicherheit in seiner Verantwortung lag. Adalwolf war ihm nicht geheuer und Sabaco gedachte, seinen Charakter intensiv auszutesten, bis er sich auf eine Abmachung einließ.


    Adalwolf hatte seine Chance, doch so leicht wie einst Hunulf hatte er es nicht ...

    Nach Rom ... alle wollten nach Rom. Sabaco fand die Erzählungen der Größe von Rom eher einschüchternd. Die Reise würde wohl die erste Bewährungsprobe ihrer Ehe werden. "Die Casa Matinia in Rom liegt am Fuße des Palatin, was eine Adresse für sich ist. Soll ein Nobelschuppen sein, mit Marmor, seltenen Edelrosen im Garten und allem Drum und Dran. Mich selbst hat es noch nie dahin verschlagen." Je länger er darüber nachdachte, umso mehr gefiel ihm die Aussicht. Matinia sollte sehen, dass sie eine gute Partie gemacht hatte, dass Sabaco ihr mehr bieten konnte als ein Provinzleben am eiskalten Weltenarsch. "Rom ist eine gute Wahl. Bis dahin zeige ich dir, was Mogontiacum zu bieten hat. Das ist nicht viel, aber mehr als nichts. Ich werde dich abholen."


    Tarraco konnte warten, Tarraco würde warten. Und er selbst auch. Sabaco hatte schon längere Trennungsphasen ertragen müssen. Er spürte, dass sie in der Kälte fror und er sah es ihr an. Ihm selbst war ziemlich warm. Zum Abschied drückte er ihr einen Kuss auf den Mund, nicht lange, aber auch nicht gerade flüchtig. Danach gab er sie frei, ehe die Wärme wieder zu Hitze hochkochen konnte, mit einem leichten Grinsen auf die verdiente Ohrfeige wartend, während er ihren süßen Geschmack noch auskostete. Manche Dinge hatten ihren Preis. "Bis in einer Woche also. Ich warte noch, bis du reingegangen bist, damit ich weiß, dass du sicher zu Hause bist."

    "Nun, Adalwolf, dann schlage ich vor, dass du dich mir näher vorstellst. Aber nicht hier, wir treffen uns morgen nach Sonnenuntergang in der Taberna Pulcha Patria, wo ich uns einen ruhigen Tisch reservieren werde." Seit dem Vorfall mit dem ehrgeizigen Hunulf war Sabaco vorsichtiger geworden und gedachte, dem Germanen auf den fauligen Zahn zu fühlen. Er betrachtete den Mann aus seinen stechend blauen Augen. "Einverstanden?"

    Sapperlot. Damit hatte Sabaco nicht gerechnet. Es war die erste Auszeichnung für seine Turma seit seinem Dienstantritt. Darüber freute er sich weitaus mehr als über die Auszeichnung für sich selbst. Er ließ all sein Herzblut in die Turma Secunda fließen und engagierte sich sehr. Dass das von so hoher Stelle Würdigung fand, damit hatte er nicht gerechnet.


    "Danke, mein Caesar", sagte er heiser, bevor er zurück in die Reihen seiner Turma trat, wo er erneut aufsaß. Mit einem sehr entschlossenen Gruß verabschiedete er sich stellvertretend für all seine Männer, dann zog er sein Pferd herum. Einer nach dem anderen taten es seine Soldaten ihm gleich und die Reihe verließ den Platz. Die Equites in ihren Sätteln schienen allesamt ein Stück gewachsen zu sein.

    Dass Sabaco nicht berührungsscheu war, hatte Matidia inzwischen vermutlich gemerkt. Das Klopfen gefiel ihm. Und nun, da der Spaziergang ihn etwas abgekühlt hatte, zog er sie doch noch an sich. Er hielt sie fest umschlossen, warm trotz der nächtlichen Kälte, die vom Rhenus her hinaufzog. Wie es ihr dabei ging, musste er erahnen, das weibliche Wesen war ein geheimnisvolles Rätsel, von dem er nur so viel wusste, wie Matidia ihm preisgeben würde, doch er selbst war in diesem Moment so glücklich wie schon seit vielen Monaten nicht mehr.


    "Keine Zweifel. Bammel", gab er zu. "Meine Stadt ist Tarraco. Dafür ist es etwas weit. Das wäre was für eine Hochzeitsreise." Er schmunzelte mit seinem vernarbten Mundwinkel, so dass die Narben sich spannten, aber Matinia sollte sich durchaus mit dem Gedanken vertraut machen, dass es ihm ernst war. Gerade weil sie eine Schönheit war, war das nicht selbstverständlich - die perfide Logik einer verkommenen Menschheit. Sabaco sah sie nicht als Trophäe und nicht als Spielzeug, er sah sie als die stolze und intelligente Frau, als die er sie kennengelernt hatte, mit dem gleichen Funken dunklem Feuer, der auch in ihm selbst schwelte.


    "Einstweilen kann ich dir aber Mogontiacum zeigen. Keine sehr schöne Stadt für meinen Geschmack, weil ich es lieber heiß und trocken mag und das Meer dem Fluss vorziehe, aber sie bietet alles, was man zum Leben benötigt. Du musst mir nur sagen, wann es dir recht ist, dann schaue ich in meinen Dienstplan."


    Oder drehe ein bisschen daran herum, wenn es sich einrichten lässt.

    Da der Reiter beschleunigte, nahm Sabaco an, dass er irgendwas von ihnen wollte. Er blieb aufmerksam, ergriff jedoch keine Initiative, während seine Truppe sich wie gewohnt auf der Straße den Raum nahm, der ihr gebührte, doch am Rand blieb ein Streifen, an dem ein weiterer Reiter hätte vorbeiziehen können. Die Römerstraßen waren ja breit genug, so dass kein Anlass bestand, den Mann über den Haufen zu reiten, abgesehen davon, dass Sabaco gerade in gemütlicher Stimmung und nicht darauf aus war, Zivilisten zu gängeln, wie er es durchaus manchmal tat, wenn sein alter Hass auf die Welt wieder hervortrat.

    Eine Phalera. Winzig, fast lächerlich, aber ein Anfang. Wichtiger war, dass sie ihm aus der Hand des Caesars überreicht wurde und dieser ihm nach seiner Ansprache für einen Moment in die Augen sah. Das war schon eher nach seinem Geschmack. Ein öffentliches Lob. Für Sabacos Pläne konnte es nicht schaden, sich dem Sohn des Kaisers ins Gedächtnis zu brennen. So nahm er die Auszeichnungen mit einem Dank entgegen.

    Ein weiterer Patrouillenritt stand an. Das Hufgeklapper hörte man schon von weitem. Die Turma Secunda bewegte sich in gemächlichem Tempo über die Straße. Es bestand kein Anlass zur Eile, es ging einzig darum, die Präsenz in den kontrollierten Gebieten nicht enden zu lassen. Dem einsamen Reiter schenkten sie keine weitere Beachtung, dafür dessen herrlichem Pferd, das Sabaco irgendwie bekannt vorkam ...

    Als Ocella seine Ehrung erhielt, applaudierte Sabaco mit steinernem Gesicht. Noch immer fiel es ihm schwer, innerlich zu begreifen, dass aus dem Jungen ein

    Mann geworden war. Die Jahre der Trennung, nach denen ihm plötzlich ein Mann gegenübergestanden hatte, hatten Sabaco zutiefst verstört. Noch mehr, dass er jetzt einen anderen Mentor hatte als ihn, der ihn verdarb. Der Heilkunst von Scato war es zu verdanken, dass Ocella nun wieder sein Unwesen treiben und Sabaco zur Weißglut treiben konnte, nicht Varros Fähigkeiten als Kommandeur. Die Ehrungen änderten nichts an Sabacos ungnädigem Urteil.


    Die Turma Prima, vollbepackt mit ihren neuen Ehrungen, zog mit dumpfem Hufschlag an der Turma Secunda vorbei. Sabaco nickte Varro zu. Dann hob er die Hand auf Schulterhöhe und zog sie nach vorn. Die Turma Secunda setzte sich in Bewegung. Fango, der für die Ehrung bei der Turma Prima mitgeritten war, weil er damals unter deren Banner gekämpft hatte, verließ sie nun und kehrte in seine Stammeinheit zurück, so dass er ein zweites Mal mit nach vorn ritt. Das war Sabaco wichtig gewesen, der Kleine sollte wissen, wohin er gehörte.


    Die Turma Secunda nahm schweigend Aufstellung. Decurio Publius Matinius Sabaco mit seinem schwarzen Helmbusch und der blauen Tunica, die er unter dem polierten Panzer trug, war sicher eine Erscheinung, der man bestenfalls auf der richtigen Seite des Schlachtfeldes begegnen wollte. Er lenkte seinen Grauschimmel zum äußersten Ende der Aufstellung.


    Stellvertretend für seine Turma brüllte er: "Ave, Caesar Auqilius Bala!" Zeitgleich mit seinen Soldaten schlug er die Faust auf sein Herz.

    Es mochten einige Stunden vergangen sein, als die Turma Secunda ein umherirrendes Pferd in Germania Magna traf. Über dem Rücken hing eine reglose, stark blutverschmierte Gestalt. Über die römischen Truppen mochten die Germanen reden wie sie wollten, aber sie versuchten, dem Niedergestochenen nach Kräften zu helfen. Doch die Wunden waren zu tief, um sich jemals wieder zu schließen und zu viel Blut hatte den Körper bereits verlassen.


    Nach kurzer Beratung beschloss Sabaco, den Leichnam den Angehörigen zu übergeben, ob sie nun Feinde waren oder nicht, damit sie ihn selbst bestatten konnten. Was mochte wohl Ballomar von dem Tod seines Verwandten halten? Sabaco dachte kurz an seinen kleinen Bruder, den undankbaren Trotzkopf, sah Hunulfs blondes, blutverkrustetes Haar, seufzte und schüttelte den Kopf.


    Die Dunkelheit nahte. Die Turma II musste heimkehren, das weiße Pferd mit dem Toten führten sie mit sich.

    In diesem Moment kam Alwin, einer von Sabacos Kundschaftern, zurück. Sabaco ließ ihn zu Wort kommen und erfuhr, dass in drei Meilen Entfernung eine handvoll junger Burschen sich näherte. Die gehörten vielleicht zu dem streitlustigen Hunulf.


    "Ein Trupp Bewaffneter?", hakte Sabaco nach.


    "Sie sind zu Pferd, aber es sind Zivilisten, Decurio."


    "Dann sollen sie uns nicht weiter kümmern. Wenn sie sich unauffällig verhalten, lasst sie ihres Weges ziehen. Wegtreten, Eques." Sabaco drehte sich im Sattel um. "Und du, Hunulf, hast deinen Lohn bereits erhalten. Du hast, was du willst, wenn auch nicht das, was du verdienst."


    Er hob die Hand auf Schulterhöhe und ließ sie nach vorn fallen, woraufhin sich die gesamte Turma erneut in Bewegung setzte. Langsam trotteten die Pferde an Hunulf vorbei, quollen um ihn herum wie Wasser um einen Stein, als sich die Turma Secunda weiter auf ihrer geplanten Route durch das germanische Grenzland bewegte.

    Sabaco saß in der letzten Ecke des Schankraums, weit weg vom Feuer und den Rücken zur Wand. Der Drang, sich zu besaufen, war extrem. Er schwitzte und hatte einen trockenen Mund, außerdem war er wütend, mit wechselnden Zielen. Der Geruch des Biers, der Klang der Tonkrüge und der Anblick der Zecher waren kaum zu ertragen, ohne schwach zu werden. Er betete, dass ihm niemand etwas anbot oder ihn gar einlud. Wenn er jetzt anfing, würde er nicht mehr aufhören. Er sollte eigentlich gar nicht hier sein.


    Das Betreten der Taberna war eine Niederlage, doch der Versuchung nachzugeben, wäre eine Kapitulation.


    Sein Grund, durchzuhalten, war seine Karriere, vor allem die Operation Sommergewitter, für die er alles gab. Er konnte sich nicht leisten, betrunken aus dem Rinnstein gekratzt zu werden. Das würde nicht nur am Pranger enden, sondern vor allem das Vertrauen seiner Soldaten in ihn zerstören. Der Gedanke half ihm, stur zu bleiben. Doch es war schwierig. Sehnsüchtig sah er die Tonkrüge mit den feuchten Rändern auf dem gegenüberliegenden Tisch stehen.


    Er riss sich von dem Anblick los, holte seine zerknitterte und ausgefranste Papyrussammlung aus der Gürteltasche, dazu ein Stückchen Kohle, und begann das, was in ihm vorging, in ein spontanes Gedicht zu gießen:


    Allein zwischen Algen

    Es war einst einmal und es ist auch noch heute

    eine - Menschen ganz ähnliche - Seehundmeute.

    Sie tragen nach außen hin Menschengestalt,

    doch in ihren Herzen ist's dunkel und kalt.


    Und auch Phoca Schwarzpelz ist solch ein Seehund,

    liegt allein zwischen Algen am Meeresgrund.

    Dort denkt er zu viel und vor allem ans Trinken,

    um endlich für immer im Meer zu versinken.


    In jedem Glas jagt er nur nach dem Glück,

    doch das kehrt nicht heute noch morgen zurück.

    Er träumt halb ertrunken vom Perlenstrand,

    eine weitere Flasche in seiner Hand.


    Nun hör die Moral dieser trüben Geschicht' -

    der Lauf aller Dinge, er ändert sich nicht.

    Das Glück sollte nie für die Seehunde sein,

    denn am Meeresgrund sucht es jeder allein.



    Na ja ... der Rhythmus holperte. Das Ende war auch nicht intensiv genug. Doch es war ihm gelungen, die Gier vorübergehend aus seinem Kopf zu verbannen, indem er sich auf die Verse konzentrierte und an ihnen feilte. Noch immer liebte er es, zu dichten, auch wenn er seine Werke keinem Leser oder gar Zuhörer zumuten wollte.


    Jemand trat an seinen Tisch. "Was darf's denn sein?", fragte die Bedienung.


    "Nur eine Posca." Er war standhaft geblieben, auch wenn seine Gedanken voller Algen waren. Er hatte die Prüfung bestanden.


    Er faltete das Blatt zusammen und stopfte es zu seinen anderen Gedichten, von denen einige todünglücklich waren, andere unmenschlich aggressiv. Doch aus allen troff die Dunkelhkeit, die ihn zu Phoca aus Tarraco machte.

    Sabaco ließ sein Pferd halten. Sein Rücken war Hunulf zugewandt und er drehte sich nicht um. Es dauerte einen Moment, ehe man seine Stimme hörte: "Du wirst der Anweisung Folge leisten." Noch immer hatte er sich nicht umgedreht, denn seine Männer sahen für ihn, und Hunulf war ein einzelner Zivilist, umzingelt von der Turma Secunda. Dass der Germane gerade seine Einkommensquelle verloren hatte, bedurfte keiner Erwähnung. Doch wenn er so weitermachte, würde er noch einiges mehr verlieren.

    Sabaco verzog das Gesicht. "Ich bin Decurio, kein Legatus Augusti", knurrte er. Weder war es seine Aufgabe, geopolitische Strategien zu entwerfen, noch über das Schicksal ganzer Castelle zu entscheiden. Erst recht nicht in Zusammenarbeit mit einem potenziellen ... germanischen Spion. Er musterte Hunulf mit unverholener Abneigung. Dessen Vorschlag stank schlimmer als ein vergessenes Fischgericht im Sommer.


    "Für dieses Mal werde ich deinen verräterischen Vorschlag, unsere Männer zu opfern und die freche Idee, dich dafür auch noch mit Gold entlohnen zu lassen, überhören. In aller Deutlichkeit: Deine Aufgabe ist es nicht, Rom Empfehlungen zu geben, sondern Informationen. Konzentriere dich darauf, die Häuptlinge auszuhorchen und sie mit deinen eigenen Mitteln gegeneinander auszuspielen."


    Wenn das Imperium die Stämme rechts des Rhenus militärisch überrennen und sie ausrotten wollte, könnte es das. Es ging hier darum, mithilfe von Männern wie Hunulf diesen logistischen und teuren Kraftakt zu vermeiden. Diese albernen Häuptlinge zu bezahlen, damit sie die Füße stillhielten, ging völlig an der Realität vorbei und zeugte von einer fatalen Unkenntnis von Roms Möglichkeiten.


    "Sieh zu, dass du verschwindest", grollte Sabaco und lenkte seinen Grauschimmel an Hunulf vorbei, um die Patrouille fortzusetzen. Er hoffte, dass der windige Germane das nächste Mal sinnvollere Ergebnisse lieferte als nur die Prahlerei, dass er jetzt die Frau des Häuptlings bumste.

    Vielleicht hatte Sabaco einen schlechten Tag, vielleicht lag es am schwülen Wetter, das vom Nahen der ersten Herbststürme kündete, oder auch an Übersetzungsschwierigkeiten - Sabaco verstand immer noch nicht. "Du meinst also", versuchte er die Worte Hunulfs zu decodieren, "man sollte einige weniger bedeutende Bürger und deren unwichtige Lager dem Grifo und dem Balder zum Fraß vorwerfen? Damit sie jene Römern von Rang und Namen und deren Befestigungen in Frieden lassen?"

    "Bei der Ala dienen - Germanen. Und die überfallenen Händler sind in aller Regel - Germanen. Ich frage mich also, was tatsächlich das Problem dieser Stammeshäuptlinge ist. 'Die Römer' in dem Sinne können es kaum sein, denn 'die Römer', gegen die sie hier vorgehen wollen, sind praktisch ausnahmslos romanisierte Germanen." Wenn man von den hohen Tieren der Provinzverwaltung und dem Stab des Militärs absah. "Das Einzige, was Grifo und Balder sich bei diesem Versuch holen werden, sind blutige Nasen."


    Sabaco dachte kurz über Hunulfs Worte nach, was das sogenannte römische Geld betraf, kam aber zu keiner Schlussfolgerung, die ihn zufrieden stellte. Es stank für ihn nach einer versuchten Schutzgelderpressung von Seiten der Germanen. Das hatte Rom ganz sicher nicht nötig. Doch vielleicht wollte Hunulf ja auf etwas anderes hinaus. "Nein, ich verstehe nicht, aber du wirst dem sicher gleich Abhilfe schaffen", sagte Sabaco.

    Sabacos vernarbter rechter Mundwinkel deutete ein einseitiges Grinsen an, täuschte sein Gegenüber hinweg über das, was in seinem Inneren aufblitzte: Erinnerungen an bleiche Haut, die sich um einen sehnigen Körper spannte, dessen Brusthaar schon ergraute.


    "Jugend ist vergänglich, Hunulf. Und das, was du Schönheit nennst, vollkommen wertlos." Die wulstigen Narben spannten sich, als das schiefe Grinsen noch ein Stück breiter wurde, um die Trauer wegzugrinsen.


    "In den römischen Tugenden kommt Schönheit mit keinem Wort vor. Dafür Stärke, Fleiß und Pflichtgefühl. Ein guter Spion tut alles, um seinen Auftrag zu erfüllen. Du wirst für Ergebnisse bezahlt, nicht für dein Vergnügen. So lange du lieferst, ist es mir gleichgültig, wie du das anstellst. Doch sollten die Ergebnisse schlechter werden, weil du dir zu fein bist, wird sich das in deiner Entlohnung wiederspiegeln."


    Die Warnung war ausgesprochen. Was Hunulf daraus machte, würde sich zeigen. Sabacos eisblauer Blick bohrte sich in die Augen des eitlen Germanen. Dann warf er ihm das Geldsäckchen zu, in dem sich die übliche Summe befand.


    "Wie kommen deine Bemühungen, die Feinde gegeneinander auszuspielen, voran?"