Beiträge von Publius Matinius Sabaco

    Das hört sich nach einem brauchbaren Plan an.


    Wenn Hunulf nur ein kurz mal auftretender NSC sein soll, könntest du ihn gleich mit als Ballomar schreiben, wie deinen Egilmar. Das wäre die pragmatische Variante. Dann könntest du ihn gleich im Thread aufkreuzen lassen, sobald deine Zeit es erlaubt. Wenn du den Kollaborateur Hunulf etwas mehr vertiefen und über einen längeren Zeitraum spielen willst, könntest du auch eine entsprechende ID bei der SL beantragen (Ticketsystem). Hängt halt davon ab, was deine Laune und deine Kapazitäten dazu sagen. :D


    So oder so freue ich mich drauf.

    - Germanischer Kollaborateur gesucht -


    Informationen sind die vielleicht wichtigste Währung des Krieges. So verfügten die Römer über ein riesiges Netzwerk an Informanten, das weit ins Ausland reichte. Hat jemand Lust, mit einem kleinen Gastauftritt als NSC einen solchen germanischen Kollaborateur zu spielen? Oder vielleicht besitzt jemand sogar eine entsprechende ID in der Hinterhand, die er kurzfristig für ein kleines Intermezzo reaktivieren möchte?


    Ich bräuchte den Kollaborateur hier: Patrouille der Turma II


    Ist letztlich nur was Kleines, das in zwei oder drei Postings erledigt sein wird (es sei denn, es besteht Interesse daran, die Zusammenarbeit langfristig zu vertiefen, dann können wir das gern umsetzen). Es soll nicht der Schaden deiner ID sein, Rom zahlt gut ...


    Es geht im Endeffekt nur darum, Sabaco einen groben Überblick zu verschaffen, was aktuell in Germania Magna so abläuft, was die Germanen vom Bau der Straße halten, den sie sicher langsam mitbekommen haben, wer mal wieder wen nicht leiden kann und so weiter. Vielleicht gibt es sogar konkrete Pläne eines geplanten Überfalls, das wäre sehr wertvolles Wissen. Mein ursprünglicher Informant ist leider aus Zeitgründen nicht mehr im Spiel, aber ich würde diesen Aspekt der Operation Sommergewitter trotzdem gern aktiv ausspielen, anstatt nur zu behaupten, dass Decurio Matinius Sabaco irgendwann mal irgendwelche Informationen erhalten hat.


    Vielleicht hat ja einer Bock.

    Gegen Mittag kam eine auffällig große Weide in Sicht, die einst von einem Blitz mitten entzwei gespalten worden war. Obgleich ihr Inneres schwarz und verkohlt war - Wunden, die sich nie wieder schließen würden - lebte der Baum. Sabaco gefiel dieses Sinnbild. An dem malerischen Sandstrand, der sich vor ihnen erstreckte, hob Sabaco den angewinkelten Arm mit der rechten Faust. Gleichzeitig zügelte er sein Pferd. Sofort hielt die gesamte Turma. Er wandte sich im Sattel sitzend nach hinten um, was nach der überstandenen Krankheit ein wenig im Kreuz zwickte.


    "Zisimos und Fango, ihr übernehmt zu zweit die Wache. Die anderen können sich die Beine vertreten und etwas trinken oder essen. Und macht nicht zu viel Lärm. ABSITZEN."


    Sabaco schwang sein Bein über das Hinterteil des Pferdes und sprang in den Sand. Schwert und Dolch legten sie im Dienst niemals ab, auch nicht während der Rast, aber die Speere und Lanzen wurden abgelegt und griffbereit gelagert. Die Pferde blieben ebenfalls in der unmittelbaren Nähe ihrer Reiter. Aufmerksam schweifte sein Blick über das Schilf, dann an den kleineren Weiden vobei, welche die Uferböschung hielten und einen guten Sichtschutz bildeten. Dorthin würden wohl gleich seine beiden Wachen im Gehölz verschwinden. Die beiden Kundschafter hingegen, die der Turma vorausgeschwärmt waren, um sie vor eventuellen Hinterhalten zu warnen, würden jeden Moment wieder zu ihnen stoßen. Sie wussten, dass hier eine Rast anberaumt war.


    Sabaco aber wollte sich an der knorrigen Weide mit einem seiner Informanten treffen. Noch war dieser nirgends zu sehen. So nahm er erst einmal, wie die übrigen Männer, etwas Proviant aus der Satteltasche. Er schlug das Leinentuch auseinander. Es gab mal wieder ein Stück von Fangos selbstgebackenem ultrasüßen und ziemlich klebrigen Kuchen.

    Patrouille der Turma II

    Sim-Off:

    Jeder Zivilist hat die Pflicht, den Soldaten platz zu machen, wenn er sie kommen sieht.


    Die Sonne brannte schon früh am Morgen unbarmherzig. Die Soldaten schwitzten unter ihrer Ausrüstung. Der Weg entlang des Flussufers versprach kühlere Luft und sehr viele Mücken. Sabaco, der auf seinem kräftigen Grauschimmel Skymir ritt, hielt die Augen offen, als er ein rhythmisches Rauschen vernahm. Er kannte dieses Geräusch. Hinter der nächsten Biegung sahen sie den Quell der aquatischen Musik: Eine Navis lusoria zog mit kraftvollen Ruderschlägen über die dunklen Wellen des Rhenus. Die Soldaten wiegten sich bei jedem Schlag vor und zurück. Die Turma II grüßte militärisch, als sie der «Keto» entgegen ritt, und das Kriegsschiff erwiderte den Gruß. Bald war der Moment vorbei und die Reiter wieder allein, genau so wie die Soldaten zur See. Der Decurio wirkte eine Weile in sich gekehrt, als sie dem leicht schlammigen Pfad folgten, doch das schadete seiner Aufmerksamkeit nicht.

    Er wollte ihren Schmollmund küssen, den sie kurz zeigte, er wollte sie überall küssen, und er würde das Imperium aus den Angeln reißen, um das eines Tages zu können! Bald. Man merkte wohl, dass sein Blut nicht mehr vorwiegend im Hirn kreiste, als Sabaco völlig vergaß, wo Iunia Matidia eigentlich wohnte. Als sie dann die Augen niederschlug und mit einem Lächeln wieder zu ihm aufblickte, rüttelte das an seiner Selbstbeherrschung. Bei den Göttern, er wollte diese Frau! Sie gehörte ihm schon jetzt, und wer etwas anderes behauptete, dem würde er alle Knochen im Leib entzwei brechen. Es musste nur noch amtlich gemacht werden.


    Er zog Matidia an ihrer Hand auf die Füße und hätte sie nur einen Schritt näher an sich herangezogen, hätte sie irgendwo in Bauchhöhe deutlich gespürt, wie sehr er mit sich ringen musste, seit sie mit ihren Fingern in seine Seite gekniffen hatte. Doch er gewann diesen Kampf, weil er ihn gewinnen wollte, er presste sie nicht fest an sich, auch wenn alles in ihm danach schrie. Er hielt nur ihre Hand, um sie nach einem tiefen Blick durch das nunmehr fast leere Theater erneut hinaus in die Nacht zu führen, sich die Worte noch aufsparend, die er sich zurechtgelegt hatte.


    Die Verabredung mit Paullus vergaß er darüber völlig, und hätte er sich daran erinnert, hätte er sie wohl absichtlich sausen lassen. Zumindest für heute ... denn er hatte sie ja nicht ohne Grund organisiert. Die Dinge ließen sich nachholen.

    "Nein, ich bin hier bei dir genau richtig." Er wartete, bis Scato fertig war mit der Untersuchung, dann starrte er ihn an, unbekleidet, wie er war, jede einzelne der unzähligen Schnittnarben auf seinem Rumpf sichtbar. "Wenn sie ... das hier ... sehen, erklären sie mich für verrückt. Ein Verrückter kann nicht Offizier sein. Ein Verrückter kann auch keine Operation Sommergewitter leiten. Es war dumm und schwach, das hier anzurichten, es hat nichts besser gemacht, aber damals hatte ich noch keinen Scato als Arzt, ich hatte überhaupt keinen Arzt und wusste keinen anderen Weg. Die Götter wissen, ich bin nicht verrückt, sondern die Welt ist es. Weil die Menschen Teil dieser Welt sind, erkennen sie das nicht. Du bist der Einzige, der das versteht. Der Einzige, der mir geholfen hat."


    Die Muskulatur in seinem Gesicht und an seinem Hals spannte sich, als er sich davon abhielt, weiter zu sprechen und den zweiten Grund auszusprechen, der ihm genau so effektiv das Genick brechen konnte, wenn irgendeiner im Lazarett davon Wind bekam. Er wusste, dass Scato es wusste. Er war Arzt, dem konnte er nichts vormachen. Doch Scato würde schweigen.


    "Schreib mich gesund", verlangte Sabaco. "Die Ala braucht mich. Rom braucht mich. Und meine Männer brauchen mich auch. Wenn dir dabei unwohl ist, sag mir, was es kostet, dich umzustimmen."

    "Netter Versuch. Aber es geht mir gut." Er merkte, wie schroff er sich verhielt. Seine Laune war am Boden, aber er wollte nicht den vielleicht einzigen Menschen verlieren, der es noch aufrichtig gut mit ihm meinte. Mit leerem Blick starrte er an die Wand, dann sah er Scato wieder an. "Tut mir leid. Du bist nicht derjenige, den mein Zorn treffen sollte. Hau mir eine rein. Fest." Er grinste mit seinem lückenhaften Gebiss. Dann wuschelte er dem Medicus vertraulich durchs Haar. Mal sehen, wie er darauf reagierte, ob er die professionellen Maske nicht mal für einen Moment absetzen wollte, die er jeden Tag trug. Dahinter war mehr.


    "Ich benötige jetzt die Abschlussuntersuchung. Ich weiß, wann ich dienstfähig bin und wann nicht. Sei also so freundlich. Die Kekse hat übrigens dein kleiner Bruder gebacken. Fango. Der bäckt andauernd und weiß anschließend nicht wohin mit diesen Mengen - zumindest behauptet er das - weshalb er das Zeug ständig verschenkt." In Wahrheit buk er absichtlich raue Mengen, um viel zum Verschenken zu haben. "Es gibt noch nette kleine Brüder."


    Eine Faust ballte sich, wurde hart wie ein Stein, bereit, Nasen und Kieferknochen zu zertrümmern, dann atmete er ruhig aus und seine Rechte entspannte sich wieder. "Es ist wegen Ocella", gab er schließlich zu. "Aber ich will die Familienangelegenheiten nicht breittreten. Er ist ein hoffnungsloser Fall, das muss reichen. Mich interessiert das alles nicht mehr. Soll er machen, seinen Weg in den Orcus weitergehen am Tunikazipfel dieses Germanicus ... er ist nicht länger mein Problem. Mein Augenmerk gilt der Turma Secunda und der Operation Sommergewitter, das ist mein Auftrag, und der Rest kann mich mal kreuzweise. Also, walte deines Amtes."


    Er zog die Tunika aus, knüllte sie zusammen und warf sie in eine Ecke.

    Ein wenig Weichheit fanden Matinias Hände dann doch in Form von Speck, nicht viel, aber doch mehr, als ein Soldat einer berittenen Einheit, haben sollte. Sabaco aß gern und reichlich, so dass tägliche körperliche Ertüchtigung und Dienst nicht genügten, alles zu verwerten, was er da in sich hineinfutterte. So wog der Mann, der neben ihr saß, bei seiner Körpergröße an die zwei Zentner, vieles davon Muskeln, aber nicht alles, und wenn er saß, konnte man dort hineinkneifen, was ihm gefiel, wie sein breites Lächeln zeigte. Als sie ihn streichelte, verbreiterte es sich und er hielt ganz still, wollte nicht, dass die Berührung endete. Äußerlich wirkte er entspannt, doch sein Herz war wie eine Kriegstrommel, die ihn antrieb, die Initiative zu ergreifen und ihr zu beweisen, wie sehr er sie wollte, sich gemeinsam dem Feuer hinzugeben, das in ihnen brannte.


    Als sie wieder sprach, richteten seine Augen sich auf ihre Lippen. Er würde sich beherrschen und seine Leidenschaft aufsparen. Wenn ihm das nicht gelang für die Frau, die er heiraten wollte, wenn er tatsächlich erwogen hätte, sie vor der Zeit zu entehren, hätte er sie nicht verdient. Allerdings war sein Blick wohl sehr intensiv und es entstand eine Lücke in der Zeit, in der er sie gern fest an sich herangezogen hätte. So stand er auf, um diesen bittersüßen Zustand zu beenden, nicht ohne ihr die Hand anzubieten, um sie auf die Füße zu ziehen.


    "Du hast recht - was für ein Erlebnis. Unserer würdig, nichts weniger haben wir verdient. Und wenn du willst, wird es nicht der letzte Abend sein, an dem wir beide uns sehen. Aber es ist spät und ich werde dich nun nach Hause bringen, bevor man beginnt, sich um deine Sicherheit zu sorgen."


    Wenn Scato sehen würde, dass er sich um seine Verwandte kümmerte und sie sicher nach Hause geleitete, konnte das auch nicht schaden, sofern der Prätorianer überhaupt zu Hause war.

    Die Frühlingssonne warf tanzende Schleier auf den Waldboden. Die Hufe der Turma klangen dumpf auf Laub, Erde und Tannenadeln. Der Decurio der Turma II aber blickte drein, als würde die Sonne ihn nicht erreichen. Nachdem er das Sumpffieber überlebt hatte, war das Dunkel in Sabacos Herzen so stark wie lange nicht mehr. Mit seinem jüngeren Bruder sprach er kein außerdienstliches Wort mehr und mied ihn, wo immer es möglich war. Ocella hatte ihn einmal zu viel vor den Kopf gestoßen. Jetzt war Sabaco beleidigt und er konnte in solchen Dingen verdammt nachtragend sein.


    Sein schwerer Grauschimmelhengst Skymir trat sicher im unwegsamen Gelände auf. Mit seinen kräftigen Beinen und breiten Hufen fand er gut Halt.


    Während er den Schutz der Baumaßnahmen koordinierte, war Sabaco hochkonzentriert, doch in den Pausen drifteten seine Gedanken zu der Frau, die er neulich ausgeführt hatte, um mit ihr gemeinsam dem Gladiatorenspiel des berühmten Paullus beizuwohnen. Iunia Matidia, der Frau, die er zu heiraten gedachte. In diesen wenigen Momenten wirkte Sabaco verträumt und leicht schläfrig, nickte in der Tat häufig ein, wenn er an sie dachte. Wie gern würde er sie an seiner Seite haben und die geschlossenen Augen halfen dabei, ihre Finger erneut auf seiner Haut zu spüren, die ganz zaghaft und unschuldig seinen Körper kennenlernten und ihn in die Flanke zwickten. Seine eigene Zeit der Unschuld war schon anderthalb Dekaden vorbei, er war die Skrupellosigkeit auf Beinen, er war kein guter Mensch, war es noch nie gewesen, doch er würde ein guter Ehemann sein, denn sie teilten das gleiche Feuer.


    Mit beiläufigem Schenkeldruck lenkte er Skymir durch die Bäume. Alle Sinne waren wach. Noch war alles ruhig, doch Sabaco ahnte, dass diese Straße mit Blut geweiht werden würde.

    Die Großübung verlief reibungslos. Die neuen Rekruten erfuhren in sicherem Rahmen, welche Strapazen es bedeutete, in einem Marschlager zu hausen. Sabaco war wichtig, sie so nah wie möglich am Ernstfall auszubilden und nicht allein in grauer Theorie oder nachgestellten Idealsituationen. Sie litten, sie bluteten, sie schwitzten, und manch einer geriet erstmalig an die Grenzen seiner Selbstbeherrschung, als Sabaco sie einen Tag um den anderen endlos marschieren ließ. Lange Märsche verschlissen nicht nur den Körper, sie zehrten in ihrer endlosen Monotonie auch am Verstand.


    Am Ende jedoch hatten sie alle Pflichtmärsche absolviert und jede einzelne Waffengattungen mindestens einmal in der Hand gehabt. Mit diesem neuen Wissen im Gepäck und reich an Erfahrungen kehrte die Ausbildungsturma nach mehreren Tagen heim in die Castra, um den regulären Ausbildungsbetrieb fortzusetzen.

    "Ich weiß nicht, ob das ein Grund zum Feiern ist." Er drehte sich ganz zu Scato um. "Für manche ist es eher ein Grund zum Fürchten! Aber das soll nicht deine Sorge sein. Also, was steht heute an? Die Abschlussuntersuchung? Mir geht es gut." Er kramte eine Schüssel voll irgendwelchen Keksen mit Honig und Nusssplittern hervor, die er Scato unter die Nase hielt - seine Art zu zeigen, dass der Zorn nichts mit ihm zu tun hatte. "Iss", befahl er, weil er den Gedanken nicht ertragen konnte, dass Scato die Kekse ablehnte.

    An der Art des Klopfens hörte Sabaco, wer da Einlass begehrte. "Komm rein!" Inzwischen hatte er sich kalt abgewaschen und frische Kleidung angezogen - nicht die braune, dicke Tunika, die Ocella ihm geschenkt hatte. Er trug die Blaue auf dem Leib, die er seinerzeit bei der Classis getragen hatte, ein starker, rauer Stoff, viel unbequemer als die Tunika seines Bruders, doch er wollte es jetzt so. Er blähte die Nüstern wie ein Stier, als er daran dachte und wäre der Gast nicht im Anmarsch gewesen, würde hier irgendwas zu Bruch gegangen sein.

    "Deine Ornatrix? Du hast Humor." Er war im Laufe seines Lebens schon als einiges bezeichnet worden, aber weibliche Attribute hatten bislang nicht dazugehört. Noch männlicher konnte jemand kaum sein. Aber er gäbe jetzt einiges dafür, Iunia Matidia so nahe sein zu können wie ihre Leibsklavin es jeden Tag war. Dass ihre männliche Verwandtschaft sonstwo weilte, kam ihm entgegen. Und Scato würde ihm nicht in die Quere kommen, da war er sicher. "Aber vielleicht beneide ich sie bisweilen. Dieser Augenblick gehört uns."


    Denn Griff in ihr Haar hatte sie nicht abgewehrt. Vielleicht hätte er zärtlich ihre Locken um seine Finger winden sollen ... Süßholzraspeln ... nur konnte er das nicht. Zuneigung zeigte er anders, und in dem Augenblick wusste er, auf welche Weise er um die Hand dieser Frau anhalten würde. Seiner Frau. Zusätzlich zu dem versprochenen Haupt des Übeltäters, das er ihr servieren würde. Aber ja. Sabaco lächelte. Noch einmal spürte er bewusst, wie kräftig sich das gesunde Haarin seinen Fingern anfühlte, als sie ihn in die Seite kniff. Ihre Finger an seiner Flanke, ein angenehmes Gefühl. Ginge es nach seinen Fantasien, konnte sie ihn packen, ihn fest massieren und er war sicher, sie hatte die Kraft, auch wenn sie zart wirkte. Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen, dann drückte er ihr die rauen Lippen auf die Stirn. Er fixierte sie nicht und würde sie freigeben, sollte sie weichen. Doch warum sollte sie das tun? In seinen Gedanken kam diese Option nicht vor. Dazu war dieser Moment zu perfekt.


    Die schützenden Geister und Götter der Nacht war mit ihnen beiden und Sabaco war im Bunde mit jener Finsternis. Die Feuer brannte, über ihnen schien der Mond. Die Menschen applaudierten und feierten noch immer, als gelte es ihnen beiden. Die Nacht war jene Zeit, in der sich alle Momente, die er LEBEN nannte, abspielten. Das hier war es: das LEBEN.

    Sabaco hatte es nicht leicht mit seinen Brüdern. Wahrscheinlich hatte Ocella insgeheim gehofft, er würde den Löffel abgeben. Sabaco schnaufte durch die Nase, um seinen Zorn zu unterdrücken, doch es gelang ihm nicht. Die Wand musste einen Fausthieb erleiden, der einem Menschen Kiefer und Wangenknochen gebrochen hätte. Er wäre Ocella am liebsten gefolgt, hätte ihn gegen eine Wand geknallt und ihn zur Rechenschaft gezogen für sein Benehmen. Allein die Aussicht, dass Scato hergerufen wurde, brachte ihn dazu, vor sich hinkochend auf dem Bett sitzen zu bleiben. Er wollte dem Medicus nicht zumuten, die Brüder Matinius streitend zu erleben.

    "Klar an mich." Sabaco ging auf das kleine Spiel ein. Als sie es tat, fühlte er sich extrem gut. Er schnupperte an ihrem Haar, das nach irgendwas duftete, entweder nach einem betörenden Haaröl, Parfum oder vielleicht war es auch ihr natürlicher Geruch. Zu bestimmten Tagen im Monat dufteten Frauen besonders gut, wobei Sabaco noch nicht hinter das Schema gestiegen war oder wusste, warum das so war. Er genoss den Abend gleich doppelt, wobei Iunia Matidia hier die Hauptrolle spielte, aber auch Paullus war auf seine Weise eine Augenweide.


    Kurzzeitig sah es so aus, als würde der Bär mit seinen Pranken den Gladiator erwischen, doch der erfahrene Gladiator kam unbeschadet aus der brenzligen Situation heraus. Sabaco konnte sich durchaus an Gemetzel in der Arena erfreuen, aber diesem Kämpfer gönnte er seine heile Haut. Auf das Lob von Iunia Matidia her musste er grinsen. Er war vom Bart bis hinab zum kleinen Zeh kahl gezupft, wie es unter Römern üblich war, zumindest unter dem kultivierten Teil. Aber würde er diese Prozedur nicht auf sich nehmen, hätte er mit seinem dichten schwarzen Körperhaar durchaus Ähnlichkeit mit diesem Tier. Davon sah man allerdings zum Glück für ihn heute nichts.


    Er wurde abgelenkt, als das nächste Tier die Arena betrat. Ein Ruf ging durch die Menge. Einen Löwen sah man in diesen Gefilden nicht alle Tage! "Was für ein prächtiges Tier!" Der gefiel ihm noch besser als der Bär, doch das nützte der Raubkatze nichts - sie endete wie alle anderen. Sabaco hielt die Luft an, als es so aussah, als wäre Paullus nun doch hinüber oder schwer verletzt, und stieß sie mit einem bewundernden Pfiff wieder aus, als der Recke sich abermals erhob. Der Applaus war wohlverdient. "Bravo", brummte Sabaco, doch er brüllte nicht, um Iunia Matidias Gehör zu schonen. Klatschen kam ohnehin nicht infrage - eine Hand lag locker auf seinem Bein, die andere spielte mit Iunia Matidias betörend duftendem Haarschopf. Seine Finger griffen fester zu, um die gesunde Kraft ihres Haars zu spüren. Bei den Göttern, was für eine Frau. Sollte sie doch noch irgendeinen Verlobten oder Geliebten offenbaren, würde er den erschlagen.


    Als die Vorführung endgültig zu Ende war verspürte er nicht das Bedürfnis, aufzustehen.


    "Meine beiden Brüder leben hier", erklärte Sabaco. "Der Rest der Verwandtschaft hauptsächlich in Tarraco und Rom." Damit machte er auch klar, dass er ohne Anhang lebte. Er schlang die Decke um sie beide. Er hatte nicht vergessen, dass Iunia Matidia fror. Zudem bot die Decke einen gewissen Sichtschutz. Als sie näher rückte, legte er wieder den Arm um sie. Eine Wolke ihres Duftes stieg in seine Nase, die er zu gern in ihrem Haar vergraben würde, das weich an seinem Arm kitzelte. Er merkte sich, dass sie gern ins Theater ging, besonders zu Gladiatorenkämpfen und Wagenrennen - nur für den Fall, dass sie ihm ein zweites Mal die Möglichkeit bot, sie auszuführen. "Wenn du Gladiatoren magst, wird es dir hier gefallen."


    Zufrieden lächelte er vor sich hin, wie sie da so saßen, als Paullus seine erste Tierhatz durchzog, ein prächtiger Stier, das Wappentier der Gens Matinia, was Sabaco als gutes Zeichen nahm. Ungeachtet seines Alters war der Gladiator was fürs Auge und ein guter Kämpfer.


    Es kam eine kurze Pause. Dann folgte ein Überraschungsprogramm, auf das Sabaco nicht vorbereitet gewesen war. Er schloss kurz die Augen und schickte einen Fluch hinauf zu den Unsterblichen. Kaum ruhte Paullus sich aus, um sich für seinen nächsten Einsatz vorbereiten zu lassen, nutzte irgendein drittklassiger Veranstalter die Pause aus, um sein eigenes Programm dazwischen zu schieben. Sabaco kochte. Er hatte Iunia Matidia den berühmten Paullus präsentieren wollen. Er nutzte die Zeit, um jemanden heranzuwinken und ihnen etwas zu Essen und zu Trinken zu kaufen.


    "Zwei in Honig gebratene Fleischspieße und zwei Becher heißen Wein."


    Jetzt konnten sie sich die Wartezeit auf Paullus mit Essen und Trinken vertreiben. Doch Sabaco wäre nicht Sabaco, würde nicht in seinem Hinterkopf eine Idee Gestalt annehmen, wie er Iunia Matidia im Anschluss für das Zwischenprogramm trösten könnte, das ihre Äuglein beleidigte. Er würde dafür wieder in die Tasche greifen und ein bisschen was organisieren müssen, aber das war es ihm wert. "Wenn du magst, kannst du dich anlehnen", bot er großmütig an. Die vollkommen unergonomischen Sitzmöglichkeiten im Theater, die aufgrund der fehlenden Lehne rasch für Rückenschmerzen sorgten, boten durchaus ihre Vorteile.

    Sabaco brummte, als er gegen das Kissen gelehnt wurde. Eigentlich freute er sich über die Geste, besonders, weil er nicht damit gerechnet hatte. Aber über Ocellas teilnahmslosen Gesichtsausdruck freute er sich weniger. Dabei hatte Ocella ein sehr schönes Lächeln. Sabaco lehnte sich tiefer ins Kissen, versank ein Stück darin. "Was ist denn los", brummte er. "Irgendwelche neuen Horrormeldungen? Und ja, ich habe Hunger."

    Warum Fieberträume immer Alpträume waren, wussten allein die Götter. Vielleicht war es eine Folge der Schmerzen. Seltsamer Weise waren es nicht die Gräuel des Krieges, die ihn heimsuchten, sondern die Grundausbildung mit ihren endlosen Gewaltmärschen und irgendwelchen dienstälteren Kameraden, die einen bei Fragen wie einen Trottel behandelten, weil sie in jedem Neuen einen künftigen Rivalen sahen. Aber da war irgendwann auch Nero, der mit einem Schiff und einer Laterne auf ihn am Ufer des Rhenus wartete. Sabaco zögerte, das Schiff zu betreten, weil er sein Gepäck vergessen hatte. Und wieso wartete Nero überhaupt auf ihn, wohin wollten sie? Sabaco sagte, er müsse das mit seinem Vorgesetzten klären und ging wieder.


    Als Sabaco das erste Mal seit langer Zeit die Augen wieder aufschlug, schien die Frühlingssonne zum Fenster herein. Verwirrt blinzelte er. Draußen zwitscherten die Vögel. War nicht Winter gewesen? Irritiert versuchte er, sich aufzusetzen. Dabei entdeckte er dichten, schwarzen Haarwuchs an seinen Beinen. Ein Griff ins Gesicht offenbarte einen Bart, der ihm wohl kaum über Nacht gewachsen war. Die Unterarme sahen auch nicht besser aus, was für ein barbarischer Pelz, den könnte man abziehen und vor den Kamin legen. Aber neben dem Bett saß Ocella.


    Da saß tatsächlich Ocella. Sabaco wollte grinsen, merkte aber, dass ihm diese kleine Bewegung im Gesicht schwer viel, als hätte er sie verlernt. "Hast du gewartet, bis du mich endlich los bist", krächzte Sabaco seinen ersten schlechten Witz seit vielen Tagen. Ein zweites Mal versuchte er, sich aufzusetzen. Diesmal gelang es.

    < Fest


    "Gehst du gern ins Theater?" Warum er unterwegs noch Decken und was zu Futtern und zu Trinken gekauft hatte, ließ sich nun erahnen. Sie waren bestens ausgerüstet für ein paar angenehme Stunden. Noch hatte Sabaco nicht verraten, welche Art von Schauspiel sie heute beiwohnen würden. Es sollte eine Überraschung werden. Er geleitete Iunia Matidia sicher durch das Gedränge. Plätze zu ergattern, erwies sich nicht als leicht, da eine Berühmtheit nach Mogontiacum angereist war und heute einen seltenen und entsprechend begehrten Auftritt haben würde. Aber ein guter Name und ein paar Münzen extra waren wie so oft von Vorteil. Er ging als Wellenbrecher voran, wobei er Iunia Matidia hinter sich an der Hand hielt, damit sie nicht verlorenging. Seine Körpergröße und sein Erscheinungsbild erwiesen sich hier als Vorteil. Feuerschein erhellte das Theater. Über ihnen funkelten die Sterne.


    Mogontiacum rühmte sich, das größte Bühnentheater nördlich der Alpen zu besitzen. Allein die Bühne war bereits 43 Meter breit. Ganze 116 Meter maß der Zuschauerraum. 10.000 begeisterte Zuschauer fanden darin platz. Geschickt nutzten die römischen Baumeister die natürliche Form des Geländes aus, um Baumaterial zu sparen: Die Sitztreppen des halbrunden Zuschauerraums wurden in einer Einbuchtung am Hang errichtet. Man sagte, die Gewölbe unterhalb des Theaters seien massiv gemauert, um dem feuchten Klima standhalten zu können, doch Sabaco war noch nie da unten gewesen.


    Natürlich führte Sabaco Iunia Matidia nicht einfach zu einer Theatervorführung auf ... oder gar zu einer romantischen Komödie. In der ersten Reihe nahmen sie Platz. Der Abend sollte etwas Besonderes sein. Sabaco breitete eine Decke als Sitzunterlage aus. Die zweite legte er um sie beide.