Beiträge von Publius Matinius Sabaco

    "Was auch immer es braucht, um auf dich aufzupassen - wenn ich es nicht habe, besorge ich es." Ein sicheres Haus, Leibwächter, völlig egal. Bei den Göttern, er hatte ganz vergessen, wie teuer eine Frau im Unterhalt war! Es wurde Zeit, dass er seiner Karriere einen Schubs gab. Er brauchte ein paar mehr Prämien, Auszeichnungen, Empfehlungen ...


    Als sie sich so fest an ihn schmiegte, verflogen seine berechnenden Gedanken. Sie schien so facettenreich und launisch zu sein, wie man es den Iuniern nachsagte. Er blieb er stehen, löste den Arm, an den sie sich klammerte, um ihn um ihre kalte Schultern zu legen. Warum sie seine Nähe suchte, vermochte er nicht zu deuten, ob es Angst war, die Suche nach Wärme oder ob sie ihm nahe sein wollte. Nun spürte sie nicht nur seinen Arm, sondern seine ganze Flanke. Damit sie bequem gehen konnte, zog er ihren Arm um seine Taille. Das war nicht sonderlich höflich von ihm, aber es fühlte sich verdammt gut an.


    "Mir gefällt es in Mogontiacum, auch wenn ich oft an Tarraco denke. Die Sommer sind länger in Hispania und so heiß, dass man Mittags eine Pause einlegen muss. Auch die Sklaven haben Ruhe, sie sollen ja nicht umkippen. Das wahre Leben im Sommer beginnt in Tarraco nach Sonnenuntergang." Er blinzelte. "Alte Gewohnheiten wird man nicht so schnell los. Ich bin ein Nachtmensch geblieben. Aber die wichtigsten Dinge im Leben stehen nicht fest an einem Ort, sie laufen herum und reisen manchmal um die halbe Welt. Sie sind nicht in Sesterzen oder Sonnentagen aufzuwiegen. Hier habe ich alles, worauf es ankommt."


    Er drückte mit den Fingern kurz ihre Schulter, dann gingen sie die Straße entlang in Richtung der nächtlichen Stadt.


    Theater >

    (Gute Besserung! Im Gegensatz zu Matidia bin ich sehr geduldig ;) )

    :D :dafuer:


    Ich kann zeitweise wieder am Rechner sitzen. Tempo und Beitragsqualität werden noch keine Glanzleistungen sein, da ich immer noch unter Tonnen von Schmerzmitteln stehe, aber ich fühle mich wieder mehr den Lebenden als den Zombies zugehörig.


    Bitte achickt den Titus mit allen Figuren ins Elysium. Komme beruflich nicht mehr dazu zu posten. Vielen Dank für die schöne Zeit.

    Das Vergnügen war ganz meinerseits, deshalb finde ich die Entscheidung unerfreulich. Ich hoffe, du siehst mir nach, dass ich einen deiner Kadaver für den weiteren Handlungsverlauf wiederverwerte, damit die Todeswelle nicht ganz so trostlos abläuft. Ich hab da schon einen Plan. 8)


    Vielleicht lesen wir uns trotz allem mal wieder, würde mich freuen. Leb wohl und alles Gute.

    Die Eleganz auf Beinen schritt huldvoll in der Morgensonne über den Drillplatz. Sabaco kniff die Augen zusammen, weil Panzer und Helm ihn blendeten. Doch die herausgeputzte Person war nicht Tribun Seius Ravilla von der Legio, sondern Decurio Equitius Calenus, der zu seiner Ablösung gekommen war. Dessen Erscheinungsbild durfte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um einen fähigen Offizier handelte.


    Nach der Begrüßung und Übergabe verzog Sabaco sich in seine Unterkunft und kroch auf direktem Wege ins Bett, wo er schlotternd und krampfend auf den Medicus wartete. Er hatte sich nicht einmal Zeit für Ocella genommen, der das Treiben auf dem Campus beobachtete, sondern den Bruder nur kurz im Vorbeigehen gegrüßt, was wohl für sich sprach.


    Während Sabacos Fieber stieg, ahnte er nicht, dass er nicht der Einzige war, der erkrankt war, dass mancher seiner Männer den Tod in der Brust trug und sich die Reihen seiner Tirones gelichtet haben würden, sobald er wiederkehrte.

    An diesem Morgen war Sabaco in grauenvollem Zustand. Allerdings war das keiner durchzechten Nacht geschuldet. Er hatte sich anscheinend mit dem verdammten Sumpffieber infiziert, das ihre Reihen diesen Winter so sehr gelichtet hatte. Seine Bitte um Vertretung war rausgegangen, aber ob man dem stattgeben konnte, hing am verfügbaren Personal.


    Kreideweiß und mit trotz der Kälte schweißnasser Haut hoffte er, man würde ihm jemanden schicken, während er eine reichlich schlappe und uninspirierte Ansprache hielt, bei der er zwei oder drei Mal den Faden verlor.

    Kameraden, ich melde vorerst Status 6 aufgrund einer fetten Covid-Infektion. Ich habe ziemliche Schmerzen und momentan ist an das Schreiben längerer Texte nicht zu denken.


    Wenn ihr es stemmen könnt, wäre ich dankbar, jemand könnte die Ausbildung von Iunius Rupa vertretungsweise übernehmen.


    Ich würde mich weiterhin freuen, wenn mein Liebchen in spe Iunia Matidia die notwendige Geduld aufbringen würde, damit wir den nächtlichen Ausflug fortsetzen können, sobald ich wieder kriechen kann. Vielleicht hast du inzwischen erraten, wohin es gehen soll.


    So long

    Sabo

    Als sie ihre Finger in seinen Arm krallte, kam sie nicht sehr tief. Wenn Sabaco seine Muskeln anspannte, schien der Arm zu versteinern, ehe er sich wieder lockerte. Man wollte ja nicht spazieren wie eine Statue. "Wir gehen nach Mogontiacum. Es wird nicht allein in der Villa Duccia gefeiert, sondern in der gesamten Stadt. Ich führe dich aus. Ich hoffe, du hast noch nicht so viel gegessen." Bei Festen, wenn die Straßen wimmelten, war auch staatlicher Seite für die Sicherheit gesorgt. Eine bessere Gelegenheit, gefahrlos vom Nachtleben zu kosten, gab es kaum.


    So hatte auch Sabaco angefangen, damals in Tarraco, als er als Kind mit dem damals noch winzigen Ocella an der Hand versuchte, Süßigkeiten zu ergaunern, die sich die Familie eigentlich problemlos leisten konnte. Daraus war eine handfeste kriminelle Karriere geworden, die die Eltern zur Verzweiflung gebracht hatte, da ständig irgendwer bestochen werden musste, um Opfer zu beruhigen und den Ruf der Familie zu wahren. Für einige Freunde ohne römische Staatsbürgerschaft war es übel ausgegangen. Bis heute konnte Sabaco nicht mit Bestimmtheit sagen, was ihn gelockt hatte, als er trotz aller Annehmlichkeiten immer wieder auf die Straße zurückgekehrt war.


    Aber das war Vergangenheit. Er war nun ein redlicher Bürger, seit anderthalb Jahren, und trug riesengroße Pläne im Gepäck. Er versuchte, nicht zu grinsen, als er mit Iunia Matidia durch das Tor trat. Die Nacht rief und er war nicht allein.

    Sabaco hielt inne. Ihm war entgangen, dass Ocella die Taberna verlassen hatte. Lautlos und ungesehen musste er sich herausgestohlen haben, die Menschen und die Lichtverhältnisse ausnutzend, oder einen Hintereingang. Wenn Sabaco sich bewusst machte, dass der Kleine das von ihm gelernt hatte ... oder zumindest mit ihm, damals, auf den Straßen von Tarraco ... Die gleiche Sorgfalt, die Ocella in seine Worte legte, versuchte Sabaco fürs Zuhören aufzubringen, unterbrach ihn nicht und schaufte und schnaubte auch nicht, spielte nicht mit seinen Fingern oder dem Gürtel. Er wollte Ocella gern verstehen, er wollte es wirklich.


    "Ich glaube, Ocella", begann er, diesmal vorsichtiger und leiser als im Schankraum, "darin liegt unser Problem: dass jeder seinen eigenen Weg geht. Es gibt kein Miteinander mehr. Jeder macht sein Ding, selbst wenn wir am selben Tisch sitzen. Sicher, wir sind erwachsen, da geht man anders miteinander um als früher. Aber müsste nicht trotz unserer Unterschiede noch mehr zwischen uns sein, als das hier?" Er machte eine Geste. Er wollte Ocella nicht wieder zulabern, nicht jammern. Aber wie sollten sie einander verstehen, wenn nur Fetzen hin und her flogen?


    "Halb Mogontiacum habe ich bestochen, um mit der Turma Secunda reiten zu können - um Germania umzukrempeln, bis du sicher wieder daheim bist. Keinen Tropfen Alkohol habe ich getrunken und gelebt wie ein Mönch. Niemandem ein Haar gekrümmt, der es nicht verdiente, und nicht gezündelt, um meiner neuen Position gerecht zu werden und dich am Ende heimzuholen. Es scheint, als habe ich trotzdem wieder alles falsch gemacht. An den falschen Stellrädchen gedreht? Zu wenig? Sag du es mir. Ich will meinen kleinen Bruder nicht verlieren wegen ..." Er zuckte unglücklich mit den Schultern. "Ich weiß nicht, weshalb."

    Als ihre Augen sich weiten, lächelte er aufmunternd. "Die Hausherrin läuft nicht davon. Für ernsthafte Gespräche ist ein kleinerer Anlass besser, in ein paar Tagen vielleicht." Der Vorschlag troff vor Egoismus. Sabaco war nicht gewillt, Iunia Matidia jetzt für eine Plauderrunde wieder hergeben zu müssen, wo sie gerade angefangen hatten, sich zu verstehen.


    Sabaco betrachtete den Mann abschätzend, der für ihre Sicherheit zuständig war. Sicher wehrhaft, aber er wirkte nicht wie ein tumber Schläger. Mit dem würde sich reden lassen. "Sich davonzustehlen fällt nicht schwer, Matidia. Aber dann schlägt dein Begleiter Alarm, weil er glaubt, dir wäre was geschehen. Da er dich zuletzt hier sah, würde das auf die Duccier zurückfallen, die unsere Gastgeber sind. Wir machen das anders."


    Mit Iunia Matidia am Arm flanierte Sabaco über das Festgelände, ein Angeber vor den Göttern. Er fühlte sich ziemlich gut dabei, sie an seiner Seite zu wissen, geerdet. Vor dem Aufpasser bleib er stehen und gab diesem Zeit, seine Rangabzeichen zu betrachten. Er war ein anständiger Mann ... wenn ihm das entgegenkam. Man konnte mit ihm reden und seine Vereinbarungen pflegte er einzuhalten.


    "Salve. Decurio Publius Matinius Sabaco, Ala I Aquiliae Singularium." Die Auflistung kam wie von der Balliste geschossen. Ohne Übergang reichte er dem Burschen eine großzügige handvoll Münzen. Er ließ sie rieseln und der Haufen in der Handfläche wurde schnell immer größer und schwerer, während er sprach. "Der Wein da hinten ist gut. Trink was, gönn dir ein Mädchen. Du hast für den Rest des Abends frei, ich passe auf Iunia Matidia auf. Am Ende der Nacht bringe ich sie persönlich nach Hause zur Domus Iunia, wohlbehalten und unversehrt."

    "Ich bin all die Jahre immer der Gleiche gewesen, Ocella. Aber dein Geist ist so", er deutete mit den Händen Scheuklappen neben seinen Augen an, "und meiner so." Er breitete die Arme weit aus, ehe er sie wieder auf die Tischplatte fallen ließ. "Du folgst deinen Prinzipien und ich meinem Ziel. Mag sein, dass ich ein Opportunist bin. Warum auch nicht? Du stemmst dich störrisch gegen den Sturm, ich reite ihn und nehme mit, was er mir anbietet. Wir werden sehen, wer von uns am Ende Erfolg haben wird. Ein Spiegel macht mir keine Angst - ich muss keine Reue fürchten, kein Gewissen. Diese Gabe teilst du mit mir, nicht wahr? Alles hat seine Richtigkeit. Und keine Sorge: Ich reite auch ein zweites Mal um die Welt, um dich an den Haaren aus der Scheiße zu ziehen."


    Selbstgefällig polierte er seine Nägel, indem er die Faust an seiner Brust rieb. Genau genommen hatte er Ocella nicht gerettet und die Turma Prima nicht gefunden, aber er hätte es, war kurz davor gewesen. Er grinste, so dass Ocella die Zahnlücken auf seiner linken Seite sah, wo in harter Fausthieb Sabacos Gesicht getroffen hatte. Diese Zähne hatte er für ihn gelassen ...


    Als Ocella aufstand, erhob sich auch Sabaco. Hier sitzen gelassen zu werden kam nicht in die Tüte. Er sah dem Kleinen nach, wie er davontorkelte. Übers Knie sollte man ihn legen. Oder ein paar Maulschellen rechts und links verpassen, bis er wieder normal war. Der verletzte Stolz brannte tief und irgendwo spürte Sabaco die tiefe Sehnsucht, dass zwischen ihnen alles sein möge wie früher, dass der Kleine wieder zu ihm aufsah. Doch der sah nur noch den fischäuigen Germanicus. Sabacos Blick wirkte einen Moment abwesend, als er sich vorstellte, wie Varros Genick in seinen Händen brach.


    "Die Klamotten sind nicht für mich, Bruder" , murmelte er, obwohl Ocella ihn nicht mehr hören konnte. Er legte die Münzen auf den Tisch, ohne viel gegessen oder getrunken zu haben. Vollkommen nüchtern kehrte er zurück in die Nacht.

    Ocella leierte eine Litanei herunter, wie man sie einem Offizier geben würde, der sich nach der Motivation seines Soldaten erkundigte. Nur gab er sie seinem Bruder, was diesen ärgerte. Phrasen statt Antworten. Sabaco ließ Ocella das durch einen Blick wissen. "Du missverstehst mich mit Absicht. Ich zweifle nicht daran, dass in deiner Brust das Herz eines Soldaten schlägt. Aber wenn ich dich reden höre, frage ich mich bisweilen, ob es auch das Herz eines Römers ist." Sabaco wusste genau, dass Ocella absichtlich unterhalb seines Potenzials blieb. Dienst nach Vorschrift, um ja nicht befördert zu werden - um keinesfalls aus dem Schatten des Germanicers heraustreten zu müssen.


    "Krämerseele trifft es schon eher. Deine Ziele sind deines Namens unwürdig." In einem Atemzug zu erwähnen, gleichzeitig eine Familie und ein Lupanar gründen zu wollen, das war schon ein starkes Stück. Damit würde Ocella nicht nur den Namen der Gens Matinia beflecken, die ihrerzeit Senatoren und Consulare hervorgebracht hatte, sondern auch den seiner künftigen Angetrauten. Wie Kinder in so einem Umfeld großwerden sollten, war auch noch mal die Frage. Sabaco hoffte, dass Ocella bloß provozieren wollte, weil er seinem großen Bruder aus irgendeinem Grund gern ans Pein pinkelte.


    "Ich brauche keine Tunika, ich brauche einen Schneider. Keinen Stoffzusammennhäher, die haben wir auch bei der Ala, sondern einen Meister seines Fachs!" Den immer bestens gekleideten Decurio Equitus Calenus hatte er schon gefragt, aber dessen Schneider hockte beim Wohnsitz seiner Familie am Arsch der Welt. "Notfalls tut es auch ein Händler, der hervorragende Fertigware verkauft."

    Was für eine Frau. Als sie den Kopf des Unholds verlangte, wusste Sabaco, dass er den richtigen Riecher gehabt hatte. Auf den Gedanken, dass sie das nur im Scherz gesagt haben könnte, kam er nicht. Er spürte ihre Worte als ein sanftes Ziehen in seinen Lenden und es wurde Zeit zu gehen, bevor sie es bemerkte. Er wollte sich verabschieden, da legte sich ein zartes Fingerchen auf seine muskulöse Brust und blieb dort keck. Sabaco folgte mit seinem Blick dem Arm zu ihrer wohlgeformten Schulter in einer Intensität, als würde er gedanklich mit seiner Hand entlangstreichen. Der nackte Arm erinnerte ihn daran, wie ausgehungert er innerlich war, doch dann sah er wieder nach oben.


    "Die Stadt zeigen? Jetzt? Du bist also nicht von der ängstlichen Sorte. Na, dann komm. Warst du nachts schon mal draußen?" Er bot ihr seinen linken Arm, wobei sich einladend der Bizeps spannte. Dass es dieser Arm war, hatte taktische Gründe, denn mit dem rechten wollte er den Dolch ziehen können. Er ging nicht davon aus, dass das notwendig werden würde, aber er würde nicht von dieser Gewohnheit lassen.

    Sabaco hob seine Posca. "Ehre und Stärke." Er trank einen kräftigen Schluck des mit Honig gesüßten Essiggemischs. Freilich hatte er seine eigene Definition von beidem. Er knallte den halbleeren Krug auf den Tisch. "Man hat den Barbaren zu lange mit Samthandschuhen die Eier getätschelt. Was es gebracht hat, sehen wir. In seinem Größwenwahn dreht das Pack vollends durch. Aber es gibt ja noch uns."


    Er hielt einen Moment inne. "Ich rede die ganze Zeit und du schweigst. Keine neuen Pläne, nachdem ich dir mit meinen Karriereambitionen einen persischen Teppich ausgerollt habe? Ich werde schon dafür sorgen, dass mein Lieblingsbruder nicht am Rockzipfel dieses Germanicers verschimmelt. Willst du immer noch bis zum Ende deiner Dienstzeit nichts anderes als überleben und danach irgendein schnödes Gewerbe eröffnen, als wären die Matinii eine Gens von Krämern?"


    Der Wirt hielt sich fern, aber das war egal, Sabaco suchte Informationen. Da konnte er zunächst auch Ocella fragen. "Gibt es hier ein Schneiderei, die du empfehlen kannst? Oder wo hast du die dicken Tunikas her?"

    Eine ruchlose Vergangenheit bot durchaus ihre Vorteile. Den Schlüssel hatte Sabaco nicht gefunden, doch das Werkzeug, um das Schloss zu knacken. Lange war es her, dass er sich das letzte Mal damit befasst hatte. Nach all der Zeit genoss er das Gefühl der Herausforderung wieder. Es existierte eine ganze Palette zerstörungsfreier Öffnungsmethoden, die er ausprobieren konnte. Er legte seine Ledertasche mit dem Material auf einem Stein ab und betrachtete das Schloss.


    Der Schlosskasten wirkte solide. Dazu hatte dereinst ein Drehschlüssel gehört. Um dieses Schloss zu öffnen, mussten die Dornlänge und die Schlüssellochbohrungstiefe passen. Mit einem einfachen Haken kam man nicht in den Entriegelungsbereich. Daher war das Drehschlüsselschloss sicherer als das einfache Schieberiegelschloss. Das war wohl neben der fehlenden Aussicht auf lohnenswerte Beute der Hauptgrund, warum das leerstehende Häuslein bisher nicht von Einbrechern heimgesucht worden war. Der Aufbau war komplex und wurde von eigens darauf spezialisierten Handwerkern umgesetzt. Die rechteckge Aussparung im Schieberiegel besaß Zähne, die genau in die Zähne des Schlüsselbartes griffen.


    Sabaco tastete das Innere mit einem Draht ab. Er korrigierte die Form mit einer Zange und tastete erneut. Knifflig, doch mit der nötigen Erfahrung, dem geeigneten Werkzeug und einer guten Portion Geduld kein Ding der Unmöglichkeit.


    Besonders, wenn man zufällig einen ganzen Bund Sperrhaken besaß, mit dem Sabaco den ersten Versuch startete.

    Langhaarige Germanen gab es wie Schnee im Winter, aber auffallend blonde Exemplare waren nicht häufig. Sabaco hatte Zeit und Ort, das erlaubte eine gewisse Eingrenzung. "Er wird leiden", versprach Sabaco in pervers zärtlichem Ton. Das Blut des germanischen Schlächters würde er nicht für Rom vergießen, nicht für die Götter und nicht für die Ala, sondern für Iunia Matidia. Dieser Feind würde ihr keine Angst mehr machen.


    Als Sabaco sah, wie Matidias Körper auf seine Nähe antwortete, musste er doch sehr an sich halten, nichts Unverschämtes zu tun. Alles an ihr lud ihn dazu ein, sie zu berühren. Doch eine verbale Zudringlichkeit konnte er sich nicht verkneifen. Wollte er auch nicht. Er wollte ganz andere Dinge, wünschte sich mehr von ihr als dieses Gespräch. Seine Gedanken zogen rasch breite Bahnen.


    So fiel er nicht nur mit der Tür ins Haus, sondern trat sie gleich beherzt ein: "Ich würde dich gern wiedersehen, Iunia Matidia. Ein bisschen privat plaudern, wenn du willst." Man lebte nur einmal. Selbst eine schroffe Abfuhr wäre besser, als es unversucht zu lassen, denn diese Frau gefiel ihm nicht nur äußerlich ausgesprochen gut. "Bei wem muss ich mich dafür vorstellen?"

    "Stadthalter? Nah. Die Politik ist nicht mein Ding und die Finanzen überlasse ich meinem Vexillarius. Mich interessiert das Militär, aber nicht aus der Warte eines Klappstuhlfurzers. Ich habe bei der Legio gedient, bei der Classis, bei der Ala ... beste Voraussetzungen für die Ritterkarriere. Alles, was mir noch fehlt, sind Grund und Boden sowie der notwendige Glitzerkram, sprich, Auszeichnungen. Dieser Dankwart richtet viel Schaden an, doch wenn wir ehrlich sind, könnte er mir keinen größeren Gefallen erweisen. Jetzt ist die Gelegenheit, zu glänzen. Auf jeder Zinne des Castellums wird ein Germanenschädel liegen, wenn ich mit ihm fertig bin!"


    Ihm tat es gut, in seinen Plänen zu schwelgen und an deren Umsetzung zu tüfteln. Es lenkte ihn ab von den Dingen, denen er machtlos gegenüberstand. Hier konnte er den Lauf der Welt zu seinen Gunsten ändern. Als Bonifacius vorbeigeisterte, dachte Sabaco kurz nach. Dann winkte er den Wirt heran. Doch er wollte nichts zu Trinken, sondern dachte an etwas anderes.

    "Schickimicki-Lupanar oder nicht, dieses Gewerbe wird sein Miasma schon verströmen. Gedenke des Namens, den du trägst ... und des schmalen Purpursaums, den du tragen könntest." Sabaco spielte mit seinem Glas, doch er hielt Ocellas Blick. "Mein Ziel ist nichts geringeres als der verdammte Ordo Equester, der mir zusteht! Zahllose Länderreien sind im Besitz unserer Gens, aber kein Grundstück in meinem. Das wird am frühen Tod von Vater liegen, der beim Parther-Feldzug fiel. Irgendwelche Aasgeier müssen das Erbe eingestrichen haben, so dass wir den Zensus nicht mehr entrichten können."


    Das war nicht mehr der Sabaco von früher, nicht mehr Phoca von Tarraco, der die Straßen mit seiner Bande von Tunichtguten unsicher machte. Viel war geschehen in den letzten Monaten. War er ein besserer Mann geworden oder nur ein gefährlicherer?


    "Die Operation Sommergewitter ist auf meinem verdammten Mist gewachsen, ich bin der Kopf, auch wenn die Lorbeeren auf einem anderen Haupt enden werden. Tribun Galeo Seius Ravilla von der Legio konnte ich dafür gewinnen, er wird uns beim Vorstoß unterstützen. In diesen Tagen verhandelt er mit dem Legatus Augusti pro Praetore. Der Tribun wird seine Pläne verwirklichen und ich meine. Er wird als gemachter Mann in den Senat einziehen und ich in die Reihen des Ordo Equester."


    Er lehnte sich nach vorn. "Dann werde ich ganz andere Möglichkeiten haben. Und du auch. Willst du immer noch ein Gewerbe eröffnen?"

    Ein Lächeln im Gesicht von Ocella, furchtbar schief. Ein kurzer Sonnenstrahl zwischen regenschweren Wolken, der alles und nichts bedeutete, das Ende des schlechten Wetters oder eine Regenflut. Auch Sabaco zog die Mundwinkel kurz auseinander. Er war unendlich froh, seinen Bruder wieder vor sich zu sehen, egal in welchem Zustand. Doch zeigen durfte er das nicht. Es fiel ihm schwer, eine angemessene Art des Umgangs mit dem neuen Ocella zu finden, den er vor zwei Jahren hier in Germania wiedergefunden hatte, den erwachsenen Ocella, der nicht mehr "der Kleine" sein wollte, und erst recht nicht "Sabacos Kleiner".


    Er blickte auf seine Posca, fragte sich, wozu er das Zeug trank anstelle eines heißen Mets, und bestellte sich trotzdem nichts nach. "Du brauchst Ruhe und ein Ziel", sagte er schließlich, sich alle Mühe gebend, die Worte nicht fürsorglich klingen zu lassen. "Hast du eins? Vielleicht auch einen Heiler, einen Priester oder so was. Ich habe übrigens dein Lararium gepflegt und für dich geopfert, aber nun solltest du das wieder tun." Er war nicht sicher, ob Ocella es mit den Opfern so genau nahm.

    Die Tirones übten, bis die Sonne unterging. Kein Abendrot an diesem grauen Tag, doch die Gesichter und Herzen glühten. Sabaco war zufrieden. Das sagte er ihnen beim Appell.


    „Ihr habt euch gut geschlagen. Feierabend für heute. Den Abend und die Nacht verbringt ihr hier im Lager, damit ihr den Unterschied zwischen Stand- und Marschlager merkt, bevor es Ernst wird.


    Ihr habt keine Betten, sondern nutzt einen Übungsschild mit Fell als Unterlage, wie das auch im Einsatz unterwegs der Fall wäre. Statt Latrinen steht euch ein Donnerbalken zur Verfügung. Keiner benutzt die Wildnis, sonst wird das bei über tausend Mann bald eklig und Krankheiten breiten sich aus. Es gibt keine Therme, keine beheizten Räume und wir haben Winter, aber ihr werdet euch trotzdem gründlich waschen. Alle Abläufe werden beibehalten. Nur das Kochen übernimmt diesmal die Legio für uns, das hat euch das Schleppen des Proviants erspart. Essen gibt es im Horreum. Wir sehen uns morgen früh. Abite.“

    „Salve, Kleiner. Lass es dir schmecken.“ Doch es sollte anders kommen.


    Ocella war nie allein, wenn sein Bruder in der Nähe war. Als der Kleine nach draußen eilte, stand Sabaco in einiger Entfernung lautlos an der Hauswand, in den kalten Abend hinausstarrend, wartend und wachend. Als Ocella sich gequält wieder aufrichtete, kehrte Sabaco lautlos zum Tisch zurück, wo er wartete, als hätte er ihn nie verlassen. Eine Falte zwischen den Brauen offenbarte die Sorge. Fleisch war eine denkbar schlechte Idee gewesen, doch war es nur das?


    Als Ocella seinen Satz begann, legte Sabaco Brot und Käse ab, verschränkte die Hände auf der Tischplatte und sah ihm ruhig in die Augen. „Du bist was, Ocella? Weißt du es denn selbst?“

    "Danke." Sabaco sah dem davongehenden Wirt nachdenklich nach, als ihm einfiel, dass diese Eila ja hier gearbeitet hatte. War ihr Tod etwa der Grund für den Zustand des Wirts? Na, hoffentlich nicht. Bonifacius war ein erfahrener Mann. Eila war nur eine Schankmaid. Von denen gab es zehntausende. Eine war so gut oder schlecht wie die andere. Egal wie fähig oder hübsch, sie alle waren preiswert und ohne Probleme zu ersetzen, wie es auch ständig geschah, denn Sabaco hatte noch nirgends eine alte oder mit Makeln behaftete Schankmaid gesehen. Kaum kam die erste Falte oder verloren sie einen Zahn, krümmte sich ein Finger in früher Gicht, flogen sie raus auf die Straße und eine jüngere, gesündere nahm den Platz ein. Nein, den Wirt musste etwas anderes umtreiben, oder er war krank. Das wäre kein Wunder um diese Jahreszeit.


    Sabaco nickte dem Jungen zu, der die Getränke brachte. Mit einem Löffel rührte der Decurio seine Posca um, um den Honig zu verteilen. Als sie wieder unter sich waren, sah er zu Ocella herüber. Der hatte ihn noch immer nicht begrüßt. Also zerbrach Sabaco Brot und Käse in handliche Stücke und begann schweigend zu essen.