Beiträge von Titus Tuccius Tychicus

    Tychicus nickte. Als Verwalter des Legionslagers musste man anders arbeiten denn als militärischer Kommandeur, dennoch war auch der Praefectus Castrorum als erfahrener ehemaliger Centurio geschätzter Teil des Kommandostabs und begleitete die Legion bei ihren Feldzügen, um auch im Feld für reibungslose Abläufe zu sorgen. Tychicus wusste, was eine die Legio XXII Primigenia an einem fähigen Praefectus castrorum hatte. Er war mit der Antwort zufrieden und mittlerweile recht zuversichtlich, dass Iulius Antoninus das Potenzial besaß, die klaffende Lücke zu schließen, die seit dem Tod seines Vorgängers nicht nur Trauer unter dessen Kameraden, sondern auch Überarbeitung verursacht hatte. Tychicus für seinen Teil war bereit, Lucius Iulius Antoninus bei der Einarbeitung zu helfen, sollte dieser auf ihn zukommen, was sicher früher oder später der Fall sein würde.

    "Wenn die Frage zu diesem frühen Zeitpunkt schon gestattet ist, was sind deine Pläne für die ersten hundert Tage, Präfekt?"


    Den gewählten Zeitraum hielt Tychicus für angemessen, um über eine erste Planung sprechen zu können. Er war nicht zu kurz, so dass dem neuen Praefectus Castrorum ausreichend Zeit zur Einarbeitung blieb, aber lang genug, als dass dieser bereits erste eigene Schritte unternehmen konnte, abseits des Pfades seines Vorgängers, dessen Spuren im Laufe der kommenden Monate immer weiter verblassen würden.

    Wie alle Anwesenden musterte Tychicus den Neuen mit Interesse. Dass der Mann die Vierzig schon deutlich überschritten hatte, rechnete er ihm positiv an. Das feurige Temperament der Jugend wurde in Germania nur allzu schnell ausgelöscht und das Setzen auf ruhgie, aber hartnäckige Kontinuität war in seinen Augen hier der einzige erfolgversprechende Weg. Bis er diese Ankündigung jedoch auch glaubte, würde einiges Wasser den Rhenus hinabfließen. Alter und Erfahrung hatten ihn gelehrt, nicht vorschnell zu urteilen. Er hatte schon viele Vorgesetzte kommen und gehen gesehen, gute und mittelmäßige, bis hin zu zweibeinigen Katastrophen. Durch Worte war er längst nicht mehr zu beeindrucken. Allerdings hatte ihn die Zeit auch Zurückhaltung in Sachen Vorurteilen gelehrt. Am Ende entschieden nur Taten über Erfolg oder Misserfolg. Und manchmal auch die Vorgesetzten, die einem unnötige Steine in den Weg legten oder unlösbare Aufgaben aufbürdeten, nur um einen genüsslich scheitern zu sehen. Er betete für sie alle, dass der neue Praefectus Castrorum nicht zur letzten Sorte gehören würde.


    Tychicus gab ein Handzeichen, um sich für eine Frage zu melden.

    Officium IV / a

    Tribunus Angusticlavius

    Titus Tuccius Tychicus


    Pro Legion gab es fünf Tribuni angusticlavii („Militärtribunen mit schmalem Purpursaum“). Sie waren Aristokraten aus dem Ritterstand (Ordo equester). „In Friedenszeiten führten sie den Befehl während des Exerzierens, überprüften die Sicherheit an den Lagertoren, überwachten die Vorratshaltung, kümmerten sich um die Zustände im Krankenlager und sprachen Recht.“[11]


    Sie führen als Gerichtsoffiziere bei Kapitalverbrechen die Untersuchungen als Ratsgremium. Den Tribuni kommt eingeschränkte Strafgewalt zu, wie Körper- oder Geldstrafen für leichtere Vergehen, die über die Mannschaftsdienstgrade verhängt werden können, sowie über Zenturionen. [Militärrechtswesen] Einem Tribun war zudem die Polizeistation (statio) des Legionslagers unterstellt, wo sich Arrestgefängnisse für die Soldaten befanden und disziplinarische Strafen vollstreckt wurden.[12]


    Vornehmlich beschäftigten sie sich mit Verwaltungsaufgaben. Die Angustiklavtribunen nahmen außerdem beratend an den Versammlungen des Legionsstabes teil.


    Im Kampf führten sie zwei Kohorten (1000 Mann).

    Das Schwarze Brett quoll heute vor Marschbefehlen schier über.


    Der erste bezog sich auf Optio Furius, der aufgrund eines Briefes der Cohortes Urbanae nach Rom abkommandiert wurde:


    MARSCHBEFEHL


    Optio Appius Furius Cerretanus


    hat sich unmittelbar nach Erhalt dieser Nachricht* nach Rom zu begeben und bei den Cohortes Urbanae zu melden.


    Gezeichnet

    Cossus Tuccius Tychicus

    legio-xv-tribunus-angusticlavius.png



    Sim-Off:

    Der Spieler ist momentan leider nicht aktiv, weshalb ich kein konkretes Datum angebe, was dann womöglich nicht eingehalten werden kann.



    Der zweite Marschbefehl galt Optio Sisenna Seius Stilo und einem Haufen namenloser Unteroffiziere und Milites, von denen ihm nur der Signifer Caecilius Felix positiv aufgefallen war. Den Optio mochte er zwar nicht leiden, entließ ihn aber aus Personalmangel trotzdem ungern aus der Legio. Doch was sollte er machen, die Anordnung im Brief aus Roma war eindeutig gewesen:



    MARSCHBEFEHL


    Mit Wirkung zum KAL DEC DCCCLXXI A.U.C.

    (1.12.2021/118 n.Chr.)


    wird


    Optio Sisenna Seius Stilo

    zu den Cohortes Praetoriae versetzt.


    Der Optio hat sich am

    KAL DEC DCCCLXXI A.U.C. (1.12.2021/118 n.Chr.)

    in Roma bei den Cohortes Praetoriae in Roma zu melden.


    Gezeichnet

    Cossus Tuccius Tychicus

    legio-xv-tribunus-angusticlavius.png



    Der dritte galt einem der namenlosen Milites, von denen der Tribun noch nie etwas gehört hatte. Nun ja, für eine teils im Verborgen agierende Einheit war diese Eigenschaft sicher nicht von Nachteil:



    MARSCHBEFEHL


    Mit Wirkung zum KAL DEC DCCCLXXI A.U.C.

    (1.12.2021/118 n.Chr.)


    wird


    Legionarius Gaius Sempronius Sophus

    zu den Cohortes Praetoriae versetzt.


    Der Legionarius hat sich am


    KAL DEC DCCCLXXI A.U.C. (1.12.2021/118 n.Chr.)

    in Roma bei den Cohortes Praetoriae in Roma zu melden.



    Gezeichnet

    Cossus Tuccius Tychicus

    legio-xv-tribunus-angusticlavius.png




    Den Marschbefehl für Duplicarius Appius Umbrenus Cimber modifizierte der Tribun jedoch. Vielleicht war er unkonzentriert, womöglich hatte er auch zu wenig Bestechungsgeld erhalten, um sich korrekt darum zu kümmern oder es war ihm schlichtweg ein Vergnügen, diesen "Fehler" zu begehen ... wer wusste das schon zu sagen.**



    MARSCHBEFEHL


    Mit Wirkung zum KAL DEC DCCCLXXI A.U.C.

    (1.12.2021/118 n.Chr.)


    wird


    Duplicarius Appius Umbrenus Cimber

    zur Ala I Aquilia Singularium versetzt.

    Der Duplicarius hat sich am


    KAL DEC DCCCLXXI A.U.C. (1.12.2021/118 n.Chr.)

    im Castellum der Ala in Mogontiacum zu melden.



    Gezeichnet

    Cossus Tuccius Tychicus

    legio-xv-tribunus-angusticlavius.png




    Sim-Off:

    **Das ist Absprache mit dem Spieler von Duplicarius Appius Umbrenus Cimber geschehen, der nun doch lieber bei der Ala spielen möchte. Mir erschien das als die unkomplizierteste Variante, dem Wunsch nachzukommen. Wenn die SimOn-Verwicklungen, die sich aus dem "Fehler" ergeben, ausgespielt werden sollen - einfach melden.


    Dafür wurde einer seiner bewährten Centurionen abgezogen und DAS machte den Tribun ziemlich wütend:



    MARSCHBEFEHL


    Mit Wirkung zum KAL DEC DCCCLXXI A.U.C.

    (1.12.2021/118 n.Chr.)


    wird


    Centurio Lucius Duccius Ferox

    zur Legio XXII Primigenia versetzt.


    Der Centurio hat sich am


    KAL DEC DCCCLXXI A.U.C. (1.12.2021/118 n.Chr.)

    im Castellum bei Mogontiacum zu melden.



    Gezeichnet

    Cossus Tuccius Tychicus

    legio-xv-tribunus-angusticlavius.png



    Sim-Off:

    Sollte ich jemanden übersehen haben, bitte kurz anhauen. Die jeweiligen NSCs wechseln wie abgesprochen ohne Marschbefehl und werden eine neue Signatur erhalten.

    "Danke."


    Tychicus nahm das Schreiben entgegen und scheuchte den Boten mit einer Handbewegung nach draußen, wo er im Vorzimmer ein paar Münzen zum Dank für seine Dienste erhalten und etwas Wasser angeboten bekommen würde. Kaum war der Bote weg, blickte Tychicus in den Brief. Verstimmt zerknitterten seine Brauen. Caecilius Felix war ein guter Mann, den konnte er unmöglich entbehren! Was dachte man sich in Rom dabei? Wurde ihm überhaupt brauchbares Soldatenmaterial belassen?!


    Seine Augen wanderten die Zeilen nach unten. Den Optio Seius nahm man ihm auch. Auf den könnte er notfalls verzichten, allerdings litt diese Kohorte ohnehin schon unter dem ständigen Wechsel ihrer Offiziere. Er wurde das Gefühl nicht los, dass man die Legio XV bewusst ausschlachtete.


    Noch eine Zeile weiter. Duplicarius Umbrenus? Nun hätte er fast gelacht. Beinahe würde er Mitleid mit den Prätorianern empfinden. Sie würden niemals wieder irgendwo pünktlich eintreffen, so viel war gewiss. Er konnte sich nur vorstellen, dass es sich um eine übermotivierte Kohorte handelte und Umbrenus Cimber als Ruhepol fungieren sollte.


    Sempronius Sophus ... irgendein Dexter ... Gillo irgendwas ... die Namen der meisten Milites sagten ihm nichts. Nur von Pansa hatte er schon gehört, der eine zeitlang am Pranger Dauergast gewesen war.


    Tychicus schob den Befehl ersteinmal beiseite und würde ihn eine Weile verstauben lassen ... die Herbststürme fauchten kalt, die Boten waren langsam in diesen Tagen.

    Wer Tychicus kannte, wusste, dass er nicht zu denen gehörte, die eigenständiges Denken verdammten. Insofern stieß es bei ihm auf Wohlwollen, dass Coriolanus sich selbstständig um diese Dinge sorgte und sie nicht dem Zufall (oder den Unwägbarkeiten der zuständigen Officiums, wie Tychicus in einem Anflug von Ironie feststellte) zu überlassen gedachte.


    "Gut, so bitte ich dich darum, dich um die Übergabe zu kümmern. Wenn du keine Fragen mehr hast, darfst du dich zurückziehen und hast den Rest des Tages frei, um dich von der Reise zu erholen. Den morgigen Tag wirst du für die Organisation aufwenden, damit du übermorgen deinen regulären Dienst antreten kannst."


    Das hieß auch, dass der morgige Tag ruhig ablaufen würde für den Centurio und er ausreichend Zeit fand, sich zu erholen. Seine Ordonanz, oder wen auch immer er zu beauftragen gedachte, würde sich derweil um die mitgenommen aussehende Ausrüstung kümmern können. Neben der Reinigung, die heute noch erfolgen würde, war zu erwarten, dass nach der langen Zeit außerhalb der Castra hier und da Reparaturen oder Ersatz notwendig sein würden. All das brauchte seine Zeit.

    Der Mann sollte sich ruhig bedienen. Die Getränke waren keine bloße Dekoration und wenn sie geleert waren, würde es weitere geben. Tychicus nahm den Bericht entgegen, brach das Siegel und überflog den Inhalt kurz. Dann legte er die Wachstafel beiseite. Er würde sie später noch einmal in Ruhe lesen und auswerten. Der erste Eindruck war zufriedenstellend.


    "Da du dich zurückmeldest, gehe ich davon aus, dass du wieder voll einsatzfähig bist." Er sah den Mann an, die Finger vor sich auf den Schreibtisch verschränkt. "Leider scheint es eine Diskrepanz in den Unterlagen zu geben. Von einem Befehl zu deiner Mission liegen mir nämlich keine Unterlagen vor. Jedenfalls wurde aus diesem Grund in deiner Centuria ein wenig umdisponiert."


    Er ließ eine Pause, seine Lippen kräuselten sich. Coriolanus war zweifelsohne ein brauchbarer Mann, doch Tychicus war auch nur ein Mensch. Ganz konnte er die Schadenfreude darüber nicht verbergen, dem noblen Patrizier nun eine saftige Breitseite servieren zu dürfen.


    "Deine Centuria wurde Cossutius Bellatus anvertraut. Aber du hast Glück. Sein Kamerad Flaminius Falco, der bis vor kurzem die zweite Centuria unter seinem Kommando hatte, plagt sich mit einer Knieverletzung, die wohl noch ihre Zeit brauchen wird. Insofern kommst du genau zum rechten Zeitpunkt."


    Er hatte schon gefürchtet, diesen Optio Seius Stilo zum Centurio befördern zu müssen, doch der war einfach noch nicht so weit. Er hatte seinen Posten als Optio erst vor kurzem angetreten und bedurfte noch engmaschiger Betreuung durch einen erfahreneren Mann. Ihn aus Personalmangel zu befördern, hätte einen sehr schlechten Beigeschmack gehabt und Tychicus wusste als erfahrener Soldat, dass man seinem Bauchgefühl in solchen Dingen trauen sollte.

    Der Benefiziarier mit der markanten Frisur erhob sich und grüßte ebenso korrekt zurück. Er verschwand kurz in der Tür hinter seinem Schreibtisch, die direkt ins Officium des Tribuns führte. Wenig später kam er wieder zum Vorschein und bat Coriolanus hinein. Hinter ihm schloss er leise wieder die Tür.


    Wenn Coriolanus eintrat, würde er nicht nur den Tribun an seinem Arbeitsplatz sehen, sondern auch dessen Sklaven Chwasak, der ihm anbot, ihm die Hände und das Gesicht mit einer Schale kaltem Wasser zu reinigen. Außerdem standen frisches Wasser und Posca bereit - und eine Karaffe guten Wein, um diesen mit Wasser verdünnt zu trinken, sollte dem Centurio danach sein. Tychicus wartete den Gruß ab. Er war ein kleiner älterer Herr, der sich sehr soldatisch bewegte, aber eine durchaus charmante Mimik besaß.


    "Salve, Centurio. Schön, dich wohlbehalten wieder in der Castra zu wissen. Dann lass mal hören, was du zu berichten hast. Die Erfrischungen sind für dich, bedien dich. Wenn du noch etwas brauchst, gib Chwasak Bescheid und er wird sich darum kümmern."


    Der Centurio sah mitgenommener aus, als zu erwarten gewesen wäre, was Tychicus durchaus nicht entging. Er fragte sich, was es wohl zu berichten gäbe, dass der zweifelsohne fähige Mann sich in diesem Zustand befand.

    "Gut für Umbrenus Cimber. Vielleicht revidiere ich eines fernen Tages sogar das Bild, das von dem Mann in meinem Kopf herumschwirrt."


    Bis dahin durfte der Mann als Duplicarius herumdümpeln und Dreck fressen.


    Hinzuzufügen hatte der Tribun nichts. Er war ein Tuccius und Meister der Kunst, lange und unterhaltsame Gespräche zu führen, ohne etwas Wesentliches zu sagen. Man konnte Abend für Abend bei ihm zur Cena liegen und am Ende feststellen, dass man über den Gastgeber selbst praktisch nichts anderes wusste als seinen Namen, seinen Dienstgrad und wie wundervoll seine Frau und seine Kinder waren.


    Auch heute war ihm mehr daran gelegen, zu beobachten, wie Cerretanus, Cimber, Stilo, Bellatus und die anderen sich in der Situation schlugen, als ihnen Anweisungen zu geben. So beließ der Tuccius es gewohnheitsmäßig bei einem Minimum an Anweisungen.


    "Du warst vor Ort, ich nicht. Wer von uns kann die Situation folgerichtig besser einschätzen? Ich vertraue deiner Erfahrung und deinem Urteilsvermögen. Du darfst wegtreten, Optio." Ein süffisantes Lächeln konnte er sich nicht verkneifen. "Wünsche gutes Gelingen."

    "Die habe ich in der Tat."


    Tychicus pustete etwas von dem Staub, den Cerretanus von seiner Brust aufgewirbelt hatte, von seinem Schreiben. Er stellte zufrieden fest, dass nichts in der schon getrockneten Tinte haften geblieben war.


    "Erstens: Ich rechne damit, dass ihr die gefangenen Kameraden zurück nach Hause bringt.


    Zweitens: Duplicarius Umbrenus Cimber hatte die Aufgabe, mit seiner Turma den beiden Centurien zur Hilfe zu kommen. Augenscheinlich ist dies nicht geschehen, aus welchen Gründen auch immer. Die Gründe darfst du in Erfahrung bringen und mir mitteilen - nach eurer Rückkehr.


    Drittens: Tritt dem Umbrenus in den Hintern, notfalls wörtlich. Er hat dem Befehl folge zu leisten!


    Darüber hinaus begrüße ich deinen Ansatz, persönlich zum Ort des Geschehens zurückzureiten, wenn deine Gesundheit es zulässt - deine Männer brauchen dich. Wenn das alles ist, darfst du wegtreten und deine Pflicht erfüllen, Optio."

    Heute hatte der Optio in der Tat besonders Pech. Durch eine verschlossenen, wenngleich sehr hübsch bemalte, Tür konnte natürlich niemand sehen, in welchem Zustand der Optio sich befand und dass es sich um eine dringende Angelegenheit handeln könnte. Erst, als der krankgeschriebene Centurio Flaminius von der Schwesterncenturia mit einer Krücke vorbeigehinkt kam und Cerretanus aushalf, indem er die Tür von außen öffnete und wenig freundlich ins Innere brüllte, kam ein übellauniger Chwasak und führte den Optio zum Tribunus, während Flaminius weiter brüllte, bis man ihm die Tür vor der Nase schloss.


    Titus Tuccius Tychicus gönnte sich währenddessen im Tablinium ein kühles Fußbad unter dem Tisch, während er einige Schreiben durchging und mit kalten Fruchtsäften verwöhnen ließ. Er hob den Blick, als Cerretanus eintrat, zum Zeichen, dass der Optio loslegen durfte.

    Tychicus grüßte eher knapp zurück. "Zwei Centuriae wurden bei einem Übungsmarsch in Richtung Trapezus von Steppenreitern überfallen. Es handelt sich um die Cohors IV, Centuriae prima et secunda." Der Tribun ließ eine Pause, das Gesagte wirken zu lassen, denn er wusste, wer gerade um sein Leben kämpfte. "Mach deine Turma marschfertig und reitet umgehend los! Wir haben keine Zeit zu verlieren. Ausrüstung, Taktik ... deine Obliegenheit. Noch Fragen? Sonst wegtreten."

    Dass der Tribun persönlich den Duplicarius Umbrenus Cimber aufsuchte, war kein gutes Zeichen. Er legte ihm mit einem durchdringenden Blick ein Papyrus auf den Tisch:



    Urlaubsbescheinigung



    Duplicarius Appius Umbrenus Cimber

    der Legio XV Apollinaris


    ist


    für den Zeitraum der Ludi Megalensis

    einschließlich der erforderlichen Reisezeit


    beurlaubt.


    Gezeichnet

    Titus Tuccius Tychicus


    legio-xv-tribunus-angusticlavius.png



    "Ich warte immer noch auf den Bericht zum Zustand der Truppe, Duplicarius. Der beantragte Urlaub wird dieses Mal bewilligt, doch das wird ein Einzelfall bleiben, wenn ich nicht zeitnah Ergebnisse deiner Arbeit sehe." Die Worte waren leise gesprochen, sodass nur Cimber und gegebenenfalls dessen Sohn sie verstehen konnten. "Enttäusche mich nicht."


    Damit verließ der Tribun die Lokalität.


    Innerlich hoffte er, dass der Umbrenus versagen würde, damit zu gegebener Zeit die gerechte Konsequenz erfolgen konnte. Die alte Rivalität ihrer Familien ließ ihn für diesen Mann nur das Schlechteste wünschen und den unverdienten Urlaub hatte er nur bewilligt, um diesen später als Werkzeug gegen den Duplicarius einsetzen zu können. So lange Cimber einen Wert für die Legio hatte, die unter Tychicus´ Obhut ihren Dienst versah, ruhte die weiße Schlange. Doch sie würde das Haupt erheben, sobald der Umbrenus seinen Wert verlor. Ihr Biss würde noch eine Generation später schmerzen.


    Den Happen, den Tychicus heute hinstreute, würde Cimber fressen. Und er sollte sich daran verschlucken.

    Ein immunis. Das würde den Offizieren in dem Fall weniger zusagen, da es ihnen an tatkräftiger Basis mangelte. Aber wenn der Schuh drückte, musste notfalls auch ein immunis anpacken. Er schrieb den Namen ab und legte das Schreiben in eine Holzmappe ohne Wachs, um es zu archivieren. Er klingelte nach seinem Leibsklaven. Chwasak erschien sofort, nahm die Notiz entgegen und verschwand. Wenig später kam er mit einem frisch erstellten Signaculum zurück, das an einem Lederband hing. Darauf waren Name und Legio eingestanz. Ab sofort konnte Sophus, lebend wie im Tode, stets als der erkannt werden, der er war.


    "Du dienst in der zweiten Centuria der vierten Kohorte der Legio XV Apollinaris. Deine direkten Vorgesetzten sind Centurio Numerius Flaminius Falco und Optio Sisenna Seius Stilo. Da dein Centurio momentan im Valetudinarium liegt, untersteht die zweite Centuria dem Kommando von Sextus Cossus Bellatus aus der ersten. Du kannst dich nun zu deiner Unterkunft begeben."


    Draußen hörte man den Marschbefehl.


    "Du solltest dich beeilen, wenn du mitmarschieren willst. Die Einheit ist unterwegs nach Trapezunt. Abi."*


    Sim-Off:

    Wegtreten (Sg.).

    "Das wird sich einrichten lassen, wenn wir hier zügig machen."


    Der Diensteifer gefiel Tychicus. Männer mit Feuer konnte die etwas eingestaubte Legio gut gebrauchen. Besonders in den Zeiten, von denen er meinte, dass sie ihnen bevorstanden. Er wusste schon, in welche Centuria er den Mann stecken würde.


    "Den Versetzungsbefehl, bitte."


    Er hielt die Hand auf. Für jemanden wie den Tribun war die Biografie der gewöhnlichen Milites zweitrangig, sodass er sich nicht weiter mit Plaudereien aufhielt, wenn die Zeit ohnehin drückte. Ihn interessierten, was das betraf, eher die Erfahrungen seiner Offiziere. Jedoch würde der Neue voraussichtlich von genau denen gelöchert werden - besonders, wenn er aus einem Einsatz mit Kampfhandlungen kam.