Beiträge von Lucius Aelius Quarto

    “Oh ja, natürlich sagst du das. Du bist mein Klient – jeder soll es wissen und auch, dass ich dich unterstütze und protegiere.


    Deine Standeserhebung muss ich in die Wege leiten. Du selbst kannst da nur wenig erreichen. Ich schreibe dem Imperator Caesar Augustus und werde mich für dich verwenden.“

    Lucius Aelius Quarto erbat vom vorsitzenden Consul das Wort, erhob sich dann und fing in gewohnter Art und Weise an zu sprechen:


    “Senatoren Roms, bitte hört mich an. Ich will heute die Gelegenheit ergreifen und wieder einmal über das Ulpianum sprechen.


    Denn seit wir zuletzt darüber sprachen hat es große Fortschritte gegeben.
    Von hier aus ist es nur ein kurzes Stück Weg. Aus der Curia Iulia hinaus, nach links sich wendend, über das Forum Romanum und die Via Sacra schreitend und beim Tempel der Venus und der Roma nach links blickend, würdet ihr es sehen und viele von euch haben es bestimmt auch schon gesehen.
    Endlich, nach so vielen Jahren voller Widerstände und Schwierigkeiten steht dort seit einigen Monaten der fertige Rohbau und die Zentralhalle wird von der herrlichen Kuppel gekrönt, die wir uns vorher nur in Gedanken ausmalen konnten.


    Noch ist viel zu tun und jetzt im Winter muss die Arbeit ruhen. Aber wir können nunmehr hoffen, dass die Vollendung vielleicht bereits im Laufe diesen Jahres gelingt, wenn uns die Götter gewogen sind und uns beistehen und dank der fleißigen Arbeiter, die dort, auf der Baustelle zu Werke gehen.
    Ja, ich hoffe es und freue mich bereits darauf, durch die Hallen des Ulpianums zu wandeln und die Herrlichkeit dieses Bauwerks mit eigenen Augen zu sehen.
    Doch gerade jetzt, wo wir dem Ziel endlich nahe sind, müssen wir die noch anstehenden Arbeiten aktiv und mit Tatkraft begleiten und vorangetrieben muss werden, was noch getan werden muss.
    Von uns, sage ich, denn der Senat von Rom steht hier in der Verantwortung.


    Darum schlage ich vor, die Inquisitio Senatus Causa Ulpianum neu zu beleben und diesen Ausschuss damit zu beauftragen, dass große Werk zu vollenden.“

    “Übermorgen?“


    Quarto hätte jetzt seinen Sklaven Filofaxis rufen können, der für ihn alle anstehenden Termin notierte und im Auge behielt, damit der Senator keinen wichtigen verpasste. Aber zu dieser Stunde hätte es vermutlich etwas gedauert, den Burschen aufzuscheuchen.


    Also machte Quarto ein nachdenkliches Gesicht und meinte dann aber doch leichthin: “Ja. Ja, sicher, Übermorgen. Das wird sicherlich gehen.“

    “Was ein religiöses Amt betrifft, da könntest du vielleicht einmal ein Mitglied des Collegium Pontificium aufsuchen und dich bei ihm nach deinen Aussichten erkundigen. Der Pontifex pro magistro Manius Tiberius Durus wäre da wohl die erste Adresse, oder der Pontifex Marcus Aurelius Corvinus. Damit hätte ich dir auch schon die Namen zweier einflussreicher Senatoren genannt.
    Allerdings werden sie dir vermutlich erklären, dass deine Aussichten auf ein höheres geistliches Amt schlecht stehen, so lange du nicht wenigstens im Ordo Senatorius bist. Das müssen wir also auch angehen.
    Nicht anders ist es, wenn du beim Collegium Septemvirorum nachfragst oder bei den Quindecimviri Sacris Faciundis.
    Aber zumindest Fragen könntest du schon einmal.


    Andere wichtige Senatoren sind Medicus Germanicus Avarus, sein Neffe Quintus Germanicus Sedulus, Kaeso Annaeus Modestus, Marcus Vinicius Lucianus, Marcus Decimus Livianus und natürlich Spurius Purgitius Macer.
    Ob du es aber schaffst, sie alle aufzusuchen? Nun, vielleicht musst du dann doch noch eine Auswahl treffen.“

    “Ich finde das sehr gut.“, bekundete Aelius Quarto seine Zustimmung.
    Aber eine Kleinigkeit hatte dann doch noch: “Noch besser würde es mir allerdings gefallen, wenn anstelle von Amtsträger des Cursus Honorum im Gesetz stehen würde: durch den Senat gewählten oder eingesetzten Magistrat oder Promagistrat.
    Dadurch würde sich die Senatsgerichtsbarkeit auch auf die Promagistrate in den senatorischen Provinzen erstrecken. Für die tragen wir schließlich auch die Verantwortung.“

    “Natürlich, und für manche von ihnen wäre ein schneller Tod die leichtere Strafe gewesen.
    Aber das liegt dann in den Händen der Götter.“
    – und natürlich auch in denen der Aufseher, aber das war nun wieder eine ganz andere Sache.


    “Also gut. Wenn ein Gericht in Zukunft grundsätzlich die Möglichkeit hat, ein Todesurteil umzuwandeln, dann kann in den Delikt-Vorschriften auf eine Flexibilität verzichtet werden. Das sehe ich ein.“

    Zitat

    Original von GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANUS
    Valerianus verstand nicht ganz, worauf sein Burder hinaus wollte, oder er wollte es nicht verstehen. Zumindest erweckte er nicht den Anschein, als wenn er das Thema hier und heute vertiefen wollte, sondern starrte beim Sprechen auf seinen inzwischen leeren Teller.


    "Was hat der Senat oder ein breucernischer Bauer mit der Besetzung der Kommandos der Legio I zu schaffen? Nichts! Nur weil mich meine Gesundheit hier in Misenum festhält heißt das noch nicht, dass ich verlernt habe, wo ich meine Offiziere herbekomme."


    Die Verärgerung tat ihm sichtlich nicht gut und obwohl er kaum lauter gesprochen hatte als zuvor, standen einzelne Schweißperlen auf der Stirn und seine Hand schien leicht zu zittern.


    Quarto übersah nicht, dass er seinen Bruder verärgert hatte und auch der Anfall von Erschöpfung entging ihm nicht.
    Valerianus hatte so reagiert, wie er befürchtet hatte. Ihn weiter zu bedrängen wagte er für den Augenblick nicht.


    So schwieg er länger als üblich und als er endlich sprach, da sagte er: “Ich werde den Praefectus Urbi um eine Stellungnahme für dich bitten. Er soll dir mitteilen, was er von Aurelius Ursus als neuen Legatus Legionis hält, oder ob er einen anderen Mann bevorzugen würde. Alles so wie du gesagt hast.“

    “Ja, dass ist durchaus eine gute Möglichkeit sich bekannt zu machen. Auch kleine Geschenke können nicht schaden, wobei sie natürlich geschmackvoll und nicht zu kostbar sein dürfen, damit sie nicht nach einem Bestechungsversuch aussehen.
    Hier in Rom wird nicht jeder von deinen langjährigen Diensten als Magistratus und Duumvir von Misenum wissen. Das solltest du also betonen.
    Bis zu den nächsten Wahlen ist noch viel Zeit. Trotzdem würde ich an deiner Stelle bis dahin kein öffentliches Amt annehmen, dass gewöhnlich als Hauptbeschäftigung angesehen wird. Man würde dir dies als mangelnde Stetigkeit ankreiden.
    Etwas anderes ist es mit Ämtern, die auch zusätzlich neben einem Wahlamt im Cursus Honorum ausgeübt werden können, die also nicht enden müssen, solltest du in am Ende dieser jetzt kommenden Amtszeit, für die dann folgende gewählt werden. Ein religiöses Amt, zum Beispiel.
    Oder eine Mitgliedschaft in einem Verein, auch das könnte sich als vorteilhaft erweisen.“

    Natürlich wusste Quarto nicht wie Aelia Tullia, Archias' Großmutter, zu nächtigen pflegte. Aber er sah auch nicht so aus, als wäre er im Augenblick zu großen Geistesleistungen fähig.


    “Ähm... äh...“, er rieb sich die Augen: “Fast.“, murmelte er dann.

    “Deine Einwände gegen eine Geldstrafe, und sei sie auch hoch, haben wir gehört und deine Argumente, Consul, kann ich durchaus nachvollziehen.
    Ich bin auch nicht dafür, bei Räubern und Mördern übermäßige Milde walten zu lassen. Aber ich bin, dass habe ich hoffentlich deutlich gemacht, für die Möglichkeit, bei mildernden Umständen diese auch berücksichtigen zu können.
    Trotzdem, natürlich muss auch eine mildere Strafe als der Tod in diesen Fällen noch immer drakonisch sein. Wenn unsere Gesetze eine solche Strafe nicht vorsehen, dann müssen wir vielleicht doch darüber nachdenken, ob es neben dem Tod, dem Exil, der Geldstrafe und dem Opus Publicum nicht noch eine weitere geben sollte, die genau diese Lücke füllt.
    Eine Verurteilung zu Arbeit in den Minen wäre eine solche Möglichkeit, die auch bereits genannt wurde.“

    “Mit § 53 (6) wird also jegliche Freiheitsstrafe abgeschafft und in Opus Publicum umgewandelt, auch wenn andere Gesetze noch eine Freiheitsstrafe vorsehen – das ist damit beabsichtigt, ja?“

    Sicheren Schrittes kam Lucius Aelius Quarto zum Officium des Procurators a libellis. Er kannte sich in der Kaiserlichen Kanzlei aus.
    Er war alleine unterwegs und so klopfte er auch eigenhändig an die Tür.

    Das war vermutlich auch der Grund, weshalb selbst der Consular Aelius Quarto die Hand hob und raunte: “Du solltest nicht so laut über diese Dinge reden und nicht hier.“


    Er sah sich um. Obwohl sie das schlimmste Gedränge vor der Curia hinter sich gelassen hatten war es ihm noch immer deutlich zu belebt.