Beiträge von Lucius Aelius Quarto

    “Ja, dass ist er.“, bestätigte Aelius Quarto, ohne auf den Grund – den angegriffenen Gesundheitszustand des Kaisers – näher einzugehen.
    “Der praefectus urbi ist sein Stellvertreter hier in Rom, während seiner Abwesenheit. Das ist natürlich eine enorme Aufgabe und verlangt einen loyalen Mann, der kraftvoll entscheiden kann, ohne dabei seine eigenen Befugnisse und Grenzen aus dem Auge zu verlieren.“


    Mehr sagte er nicht, aber man hätte den Eindruck gewinnen können, dass er Vescularius Salinator diese Fähigkeiten absprechen wollte.

    “Und was hat er gesagt?“, fragte Aelius Quarto sofort, ohne den Besuch des praetors zu bestätigen. Der Gesundheitszustand seines leiblichen Bruders war für ihn nicht nur eine persönliche Angelegenheit – was alleine schon genügt hätte – es war auch eine staatspolitische Frage.

    “Das ist kein Problem. Wenn du der factio Veneta beitreten möchtest, dann ist deine Aufnahme eine reine Formalität. Ich bin zufällig der princeps der Blauen. Wenn du mir also sagst, du möchtest Mitglied werden, dann bist du es von jetzt an.


    Was deine Zukunft angeht: um für ein Amt des cursus honorum kandieren zu können, musst du zunächst dem ordo senatorius angehören. In den wird jedoch nicht jeder berufen. Man muss sich schon einen guten Namen gemacht haben. Der curator aquarum Purgitius Macer ist doch hoffentlich zufrieden mit dir, ja?“

    Als Crassus den praefectus urbi ins Spiel brachte, wurde Aelius Quarto sichtlich aufmerksam.


    “Der praefectus urbi, tatsächlich? Bist du Potitus Vescularius Salinator, dem praefectus urbi, schon einmal begegnet? Hat dein Verwandter, Senator Decimus Livianus, hat er denn ein gutes Verhältnis zu ihm?“

    “Das sind Träume, mein lieber Titus Decimus. Aber jedes Ding und jedes Lebewesen hat seinen festen Platz in der Welt. Hätten die Götter gewollt, dass wir Menschen fliegen können, hätten sie uns dann nicht auch Flügel gegeben?“

    “Oh... ich dachte nur...“, antwortete Quarto ganz unbestimmt und scheinbar einen Sperling beobachtend, der sich einige Schritte von ihnen entfernt auf dem Boden niedergelassen hatte.


    “Ob er wohl weiß, dass du mein client bist?“


    Der Sperling hüpfte in ihre Richtung. Vielleicht hoffte der Vogel auf Brotkrumen.

    “Zwei verschiedene Anliegen.“, sagte Aelius Quarto versonnen, während er ein Stück gebratene Blutwurst begutachtete.
    Das steckte er sich in den Mund und sah seinen Gast plötzlich mit aller Aufmerksamkeit an.
    “Zwei verschiedene Anliegen!“
    Er wischte sich mit einem Tüchlein das Fett von Mund und Bart.


    “Wahrhaftig, der ehrwürdige Name Iulia klingt in den Ohren eines echten Römers noch immer gut. Aber auch da hast du recht: er wird nicht mehr oft vernommen, zumindest nicht in der curia Iulia, wo der Senat von Rom tagt.
    Senator willst du werden? Mmh, ein ehrgeiziger und dennoch ehrenwerter Vorsatz. Denn Ehrgeiz verdient Lob, wenn er nicht nur dem eigenen Wohl dient, sondern allen nützt. Der cursus honorum ist ein Weg, beides zu verbinden. Aber dieser Weg ist lang und alleine schwer zu bewältigen.
    Du möchtest also mein client werden und ich soll dein Patron sein?“

    “Salve Tiberius Prudentius! Aber ja, natürlich, dass ist doch keine Frage.
    Bitte, nimm Platz.“


    Es war eine fast schon knappe Begrüßung, aber nicht aus Mangel an Wertschätzung, sondern wegen des Umstandes, dass die beiden Männer sich ziemlich oft und regelmäßig trafen.

    “Ah, ja, dass ist ausgezeichnet. Mantua, ja, dass kenne ich, aber es ist schon viele Jahre her, dass ich dort gewesen bin. Damals war der jetzige Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus Legat der I. Legion und ich habe ihn besucht, im Stammlager der Legion in, ja, genau, in Mantua.“


    Er strich sich über den Bart.


    “Ich finde es vorbildlich, dass du dir als magistratus und sogar als duumvir einer italischen Stadt erste Meriten erworben hast, bevor du nun den Schritt in den cursus honorum wagst. Das ist wirklich der allerbeste Einstieg in eine politische Karriere und ganz bestimmt wird dir das auch bei den anderen Senatoren viel Zustimmung einbringen.“

    “Wo wir von Rationalitäten sprechen: hattest du nun bereits persönlich mit dem praefectus urbi zu tun? Mit Salinator aus dem, ähm..., aus dem, sagen wir, aus dem aufstrebenden Geschlecht der Vescularii?“


    Er lächelte sardonisch.

    “Oh! Wie schön!“, antwortete Quarto und lächelte erfreut, denn Balbus war ein langjähriger Client, der Sohn eines guten, wenn auch inzwischen toten Freundes, und der Ehemann seiner Lieblingsnichte Vespa.


    “Lass ihn gleich herein zu mir! Spute dich!“


    ADEDIS


    Wie das tablinum ist auch das adedis ein Wohngemach. Aber es
    ist etwas kleiner und weniger repräsentativ ausstaffiert, dafür
    jedoch umso gemütlicher. Hierher können sich die Bewohner der
    domus Aeliana zurückziehen, um die Ferse der großen Dichter
    Horatius Flaccus oder Vergilius Maro zu lesen. Man kann hier aber
    auch gute Freunde oder nahe Verwandte empfangen.

    “Ich danke dir. Ein guter Wein ist eine Freude, der man sich nicht enthalten sollte.“, antwortete Aelius Quarto und trank ebenfalls.


    “Verzeih mir meine Neugierde. Aber ich kann mich nicht entsinnen, dass wir uns zuvor schon einmal begegnet wären. Da frage ich mich doch, was dich zu mir geführt hat.“

    “Oh, nein, nein. Selbstverständlich nicht. Ich verstehe deine Beweggründe und Senator Purgitius ist ein hochgeschätzter Mann, dessen Stimme im Senat großes Gewicht hat, obwohl er im cursus honorum nie über das Amt eines aedilis hinaus gekommen ist.
    Du möchtest also meine Unterstützung, wenn du dich um das Amt eines vigintivirs bewirbst? Die sollst du bekommen!
    Ich werde auf deiner Seite sein und dir meine Stimme geben.“

    “Das ist ein Sicilianer aus der Gegend um Catina.“, bemerkte Aelius Quarto und meinte damit den Wein in ihren Bechern.
    Den seinen erhob er und prostete seinem Gast zu.
    “Auf dein Wohl! Ich hoffe, er mundet dir.“ *




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