Aelius Quarto atmete hörbar aus.
Er hielt den Brief noch immer in Händen, als er zu antworten begann:
“Wie du vielleicht weißt, ist Quintus Germanicus Sedulus mein Schwager und mein Klient. Gleichzeitig betrachte ich den Verfasser dieses Schreibens ebenfalls als politischen Weggefährten. Es ist eine höchst unangenehme Situation, wenn sich Freunde in den Haaren liegen.“
Er gab den besagten Brief an Prudentius Balbus zurück.
“Tiberius Durus und die beiden Germanicii-Senatoren, also neben Germanicus Sedulus auch sein Onkel Germanicus Avarus, haben sich in letzter Zeit häufiger Wortgefechte im Senat geliefert, teilweise auch recht heftige. Daran erinnere ich mich sehr gut. Aber 'verschwenderischen Faulenzer' oder 'Erbsenzähler'... nein, ob diese Worte gefallen sind, dass vermag ich jetzt nicht zu sagen. Möglich ist es, aber ich erinnere mich nicht mehr.
Doch selbst wenn es so war, ist es ein sehr weitgehender Schritt, dass sich Tiberius an den Imperator Caesar Augustus direkt wendet. Er weiß natürlich ganz genau, dass eine Beleidigungsklage vor einem Praetor keine Aussicht auf Erfolg hat, denn was innerhalb des Senats in der Curia Iulia gesagt wird, entzieht sich traditionell den einschlägigen Delikten über Beleidigung und übler Nachrede.“
Quarto fuhr sich nachdenklich über den Bart.
“Der Praefectus Urbi ist nur selten im Senat anzutreffen. Er weiß wenig über die dortigen Gepflogenheiten und macht auch stets den Eindruck, dem Senat gegenüber wenig Wertschätzung entgegen zu bringen.“, bemerkte er, scheinbar aus einer spontanen Eingebung heraus.