Beiträge von Lucius Aelius Quarto

    In Begleitung einer Schar Klienten, seiner Liktoren und eines neuen Sklaven erreichte der Consul Aelius Quarto nach einem Besuch des Sklavenmarktes – wo er diesen Sklaven erworben hatte – das Tor zum Palatium Augusti. Dort entließ er seine Liktoren, denn ihnen war der Zutritt zum Palast verwehrt. Auch von den meisten seiner Klienten verabschiedete er sich.


    Dann wandte er sich an die Prätorianer, die das Tor bewachten.
    “Ich habe einen neuen Sklaven. Er wird bei mir in der Domus Aeliana wohnen und mir dienen.“
    Quarto drehte sich um.
    “Methodius, komm' her und zeige den Milites dein Gesicht, damit sie dich künftig erkennen.“

    “Ja, ich amtiere zurzeit als Consul. Mein leiblicher Bruder ist Gaius Ulpius Aelianus Valerianus, der Imperator Caesar Augustus. Darum steht mein Haus wie das seine auf dem Palatin und dort wirst du in Zukunft auch leben.
    Du beherrscht die Kurzschrift des Tiro? Das ist bestimmt sehr praktisch, wenn ich dir etwas zu diktieren habe. Denn ich will, dass du mir als Sekretär dienst. Für gewöhnlich erledige ich die Post in meinem Cubiculum. Deine Aufgabe wird es sein, mir die Schreiben zu bringen, die für mich abgegeben wurden und dich um meine Antworten zu kümmern. Außerdem sollst du Besucher an der Porta in Empfang nehmen, die zu mir oder einen anderen Bewohner meines Haushalts wollen. Ich beschäftige keinen speziellen Ianitor. Das ist nicht nötig, denn der Palatin wird von den Prätorianern sehr gut bewacht.
    Glaubst du, dass wirst du können?“

    “Das wird ihn sehr freuen. Ich werde ihm schreiben und die gute Neuigkeit übermitteln. Er hat übrigens die Absicht zu heiraten. Die Auserwählte heißt Decima Seiana. Sie ist eine Enkelin von Quintus Decimus Mercator und eine Nichte von Marcus Decimus Livianus. Eine gute Partie, will ich meinen.“

    “Ob er Verwandte bei der II. Legion hat, dass kann ich nicht sagen. Ich kenne den Mann praktisch auch nicht. Aber ich möchte das ändern.“


    Aelius Quarto überlegte kurz.


    “Ich weiß, es ist eine kleine Zumutung, denn du bist selbstverständlich kein Bote. Aber was würdest du dazu sagen, wenn du zu ihm gingest. Frage ihn, ob er dir für den Transport des Geldes eine Eskorte abstellen kann und überbringe ihm meine Einladung zu einer cena, einem Abendessen. Wenn er dir die Eskorte gleich gewährt, dann haben wir keine Zeit verloren. Wenn er aber zunächst ablehnt, dann kann ich noch versuchen, ihn umzustimmen. Was meinst du?“

    “Ja, dass mag sein. Trotzdem würde ich ihn nur ungern übergehen und zumindest einmal bei ihm vorfühlen. Ich kenne ihn praktisch auch nicht, hatte aber ohnehin vor ihn einmal zum Essen einzuladen. Wenn du mir die Ehre geben würdest, ebenfalls mein Gast zu sein, dann könntest du das Thema ihm gegenüber ganz unverbindlich ansprechen und ich könnte die Rolle eines Moderators einnehmen. Was meinst du?“

    Wieder machte der Consul: “Mmmmh...“


    Seine Suppenschüssel war leer. Er schob sie von sich weg und ergriff einen Becher mit verdünntem Wein.


    “Ja, dass wäre natürlich auch eine Möglichkeit. Kennst du den neuen Praefectus Praetorio Artorius Avitus?“

    Aelius Quarto lächelte geschmeichelt und erfreut.


    “Eine Frage noch; hast du schon mit dem neuen Praefectus Praetorio darüber gesprochen? Vielleicht ist der gar nicht so erpicht darauf, neben seinen sonstigen Aufgaben auch noch für den Cursus Publicus mitverantwortlich zu sein.“

    Aelius Quarto lächelte.
    “Ein Thraker mit Manieren, schau an. Nun, deine Reise ist noch nicht ganz zu ende. Wir müssen noch zu meinem Heim. Komm' an meine Seite, wir gehen ein Stück.“


    Er schlug eine Richtung ein, die in ungefähr zum Palatin führte. Die Liktoren setzten sich in Bewegung und machten ihm eine Gasse zwischen den Passanten die den Markt bevölkerten frei. Die Klienten schlossen auf und folgten ihm.


    “Dein Name ist also Methodius, ja? Meiner ist Lucius Aelius Quarto und du wirst mich in Zukunft 'Herr' nennen. Du kannst schreiben uns lesen, in latein und griechisch?“

    Aelius Quarto nickte zufrieden. Er hatte wohl befürchtet, tiefer in die Tasche greifen zu müssen. Obwohl 3000 Sesterzen für sich genommen natürlich auch schon sehr viel Geld war.


    Er winkte einen seiner Begleiter zu sich, legte ihm vertrauensvoll die Hand auf den Unterarm, sagte ein paar Worte zu ihm, händigte ihm einen Beutel aus, und schickte ihn dann los, die Rechnung zu begleichen.
    Einer seiner Liktoren sollte derweil den Sklaven in Empfang nehmen...




    Sim-Off:

    Die 3000 Sz. sind überwiesen.

    “Mmmh...“, machte Aelius Quarto und legte die Stirn in Falten.


    “Man könnte sich natürlich an die Cohortes Urbanae wenden. Die Stadtwache sollte in der Lage sein, einen solchen Geldtransport sicher zu geleiten. Doch leider stehe ich mit dem neuen Praefectus Urbi auf nicht besonders gutem Fuße. Er könnte uns bei diesem Vorhaben Knüppel zwischen die Beine werfen. Ich vertraue diesem Vescularius Salinator nicht. Er hat keine Achtung vor dem Senat. Warum sollte er mehr Achtung vor dem Geld des Senats haben?“

    “Also triffst du im Endeffekt alle Personalentscheidung, bist aber bei den Sachmitteln auf das Wohlwollen des Praefectus Praetorio angewiesen, dass verstehe ich doch richtig, ja?“


    Aelius Quarto strich sich nachdenklich über den Bart.


    “Wir sind unter uns. Wir können offen reden, Germanicus Avarus. Widersprich mir, wenn ich etwas falsches sage. Doch es geht dir nicht nur darum, oder? Du bist ein einflussreicher Senator, hast als Aedil und als Praetor amtiert und ein findiger Geschäftsmann bist du obendrein. Ich denke, es schmeckt dir auch nicht besonders, einem anderen Mann außer dem Imperator Caesar Augustus unterstellt zu sein, zumal einem Eques, selbst wenn es ein Reichspräfekt ist. Das könnte ich verstehen. Und der Zeitpunkt erscheint günstig, dass zu ändern, denn Gaius Caecilius Crassus ist gerade aus dem Amt geschieden und der neue, dieser Artorius Avitus, verfügt noch nicht über ausgesprochen viel Einfluss.“


    Er schaute Avarus an, machte ein, nicht sehr überzeugend argloses Gesicht und lächelte.


    “Warum kommst du damit zu mir? Was könnte ich in dieser Sache für dich tun?“

    “Zur Stunde nicht, aber der Tag mag kommen, da ich dich auch einmal um eine kleine Gefälligkeit bitten muss. Wenn es soweit ist, dann werde ich es dir sagen.
    Ich setze große Hoffnungen in dich und bestimmt wäre dein Vater sehr stolz, wenn er wüsste, wie gut du dich bei diesem Wahlkampf geschlagen hast. Du scheinst bei den Senatoren den richtigen Ton gefunden zu haben. Sehr gut.“

    “Danke.“, sagte Quarto und lächelte.


    “Der nächste, über den ich sprechen möchte, ist ein Verwandter. Es ist Caius Aelius Archias. Er ist der Sohn Decimus Aelius Calvaster und Enkel von Sextus Aelius Tubero Nerva, also unser Vetter zweiten Grades, deiner wie meiner. Er dient als Praefectus Vehiculorum beim Cursus Publicus in Aegyptus und er ist selbst auch ein reger Briefeschreiber.
    In einem davon ließ er mir gegenüber seinen Wunsch anklingen, vielleicht einmal in den Ordo Equester erhoben zu werden. Neben seiner Tätigkeit als Praefectus Vehiculorum hat er wohl noch ein paar gut gehende Geschäfte und das nötige Geld hat er wohl auch. Aber es hapert am Landbesitz. Vielleicht könntest du ihm etwas von deinen ausgedehnten Besitztümern in Aegyptus veräußern? Es muss ja kein Grund von besonders großem Wert sein.
    Auch würde er dir und dem Reich gerne in einem anderen Amt dienen. In Aegyptus, wenn es dein Wunsch ist, aber auch hier in Rom. Für ein aegyptisches Ritteramt ist es wohl noch etwas zu früh und ebenso für sein unumwundenes Interesse am Palatin. Aber er könnte sich als Procurator Viarum für höhere Aufgaben bewähren. Was meinst du? Ich habe mich erkundigt, da wäre ein Posten frei.“


    Oh ja, der Consul redete wirklich sehr viel, wenn man ihn ließ. :)

    “Dein Wunsch kommt mir sehr gelegen, denn genau das wäre meine Bitte an dich gewesen. Bring Statilius Taurus sein Geld. Aber sorge auch dafür, dass er als Gegenleistung zügig weiter bauen lässt.“


    Quarto nahm sich ein Brot, riss ein Stück ab, und tunkte es in die noch heiße Suppe.


    “Die Statuen... ja, darüber müssen wir auch noch reden...
    Aber zuerst: Hast du wehrhafte Männer, die den Transport des Geldes bewachen können? 20.000 Sesterzen sind ein beträchtliches Vermögen!“

    “Ja richtig, darum geht es.
    Natürlich, dass Consilium Principis könntest du beizeiten wieder einmal zusammenrufen, dass wäre gewiss nicht falsch. Aber wenn es nach mir geht, so eilt es auch nicht.
    Heute habe ich nur drei Namen. Über die können wir doch bestimmt auch sofort sprechen.“


    Aelius Quarto schaute kurz zu seinem Bruder auf, um sich zu vergewissern, ob dieser Einwände hatte.
    Scheinbar glaubte er Zustimmung zu erkennen, denn unverdrossen fuhr er fort:


    “Der erste gehört einem Peregrinus: Marcus Dardanus.
    Vielleicht wunderst du dich, dass ich mit dem Vorschlag einer einzelnen Bürgerrechtsverleihung direkt an dich heran trete. Aber diese hat ein namenhafter Senator vorgeschlagen. Es war Medicus Germanicus Avarus, der Legatus Augusti cursu publico. Er ist zwar nicht der Patron des Marcus Dardanus, aber er ist sein Vorgesetzter, denn Dardanus dient als Tabellarius Dispositus beim Cursus Publicus. Senator Germanicus Avarus sagt, dass er sich im Dienst besonders ausgezeichnet hat. Er hält große Stücke auf den Mann und glaubt ihn der Ehre würdig, römischer Bürger zu werden.
    Ich denke, diese Gefälligkeit kann man dem Senator leichten Herzens erweisen, zumal ich in sein Urteil vertraue.“

    “Ah ja, ich sehe, du beherrscht unsere Sprache und weißt dich darin auszudrücken.“, entgegnete Aelius Quarto und nickte zufrieden.


    Ein Zwischenrufer lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich. Der Consul sah sich um und entdeckte den Mann, der sich mit forschen Worten an Titus Tranquillus gewandt hatte. Scheinbar war er ein häufiger Besucher der Sklavenmärkte.

    “Du möchtest also nicht länger dem Praefectus Praetorio unterstehen, sondern dich stattdessen in Zukunft direkt vor dem Imperator Caesar Augustus verantworten?
    Wie weit reichen bisher deine Entscheidungsbefugnisse und was musst du vom Praefectus Praetorio absegnen oder genehmigen lassen?“

    Während die Sklaven den ersten Gang auftrugen – eine heiße Gemüsesuppe und helles, frisches, noch warm dampfendes Brot – legte sich der Consul zu Tisch und bot seinem Gast den Platz links des seinen an.


    “Oh ja, ich hatte auch mit weniger Widerspruch gerechnet. Verstanden habe ich es nicht, doch letztlich hat mein Antrag dann ja doch eine breite Mehrheit gefunden. Es hat zwar ein paar Enthaltungen gegeben, aber dagegen hat keiner gestimmt. Damit muss ich wohl zufrieden sein und bin es auch.“

    Aelius Quarto erwiderte die Freundlichkeit seines Klienten. Er umarmte ihn zwar nicht, aber er ergriff mit der Rechten seine Hand und fasste ihn mit der Linken an die Schulter.


    “Ich danke dir sehr, mein lieber Marcus Decimus. Und ich muss die Komplimente zurückgeben. Du bist ein Wagnis eingegangen und du hast gewonnen. Deine Wahl mag knapp gewesen sein, aber angesichts der Umstände und eingedenk der Tatsache, dass du nicht viel Zeit gehabt hast, dich bekannt zu machen, muss man deinen Wahlsieg noch viel höher einschätzen als den meinen.“