Beiträge von Lucius Aelius Quarto

    “OBERHALB des Legatus Augusti Cursus Publico?“


    Aelius Quarto runzelte kurz die Stirn. Dann nahm er einen Schluck des heißen Würzweines, lächelte und meinte:


    “Das kann interessant werden. Sprich weiter, ich bin ganz Ohr.“

    “Vale, mein Freund.“, verabschiedete der Consul den Legatus Augusti.
    Aber Avarus’ Worte ließen ihn mit einem mulmigen Gefühl zurück. Waren Thraker wirklich so schlimm?
    Wenn Quarto in der Vergangenheit höchst selbst Sklaven erworben hatte, dann stellten sich diese oft als… nun ja… recht ‚eigenwillig’ heraus. Da war zum Beispiel sein Leibsklave Nakhti, der ausgesprochen einfältig war und ein sehr merkwürdiges Latein sprach, oder die ebenfalls ziemlich dumme Germanin, die sehr hübsch gewesen war, aber zu kaum mehr getaugt hatte, als dekorativ in einer Ecke herum zu stehen.
    Zweifelnd blickte er zu dem Sklaven, der von Titus Tranquillus so überschwänglich angepriesen worden war.


    “Sag’ mal etwas.“, rief er ihm zu. “Lass uns deine angebliche Zungenfertigkeit hören.“

    “Misenum in Campania. Wahrlich, dass ist ein von den Göttern gesegnetes Land. Nur mit dem Wasser waren sie nicht im Überfluss großzügig. Ich habe dort auch einen Gutshof mit Olivenhainen und obwohl Olivenbäume bestimmt nicht die durstigsten Pflanzen auf Erden sind, müssen sie im misenischen Umland mit großem Aufwand bewässert werden. Dafür wird man mit reichen Ernten belohnt und mit den fleischigsten und vorzüglichsten Oliven der Welt.


    Ähm…


    Aber ich will dich nicht mit Landbau langweilen.
    Ich bin gekommen, weil ich mich für einige Männer verwenden will. Bei allen wurde ich gebeten, doch tue ich es auch mit der Gewissheit, meine Fürsprache nicht für die Falschen zu verschwenden.“

    Ich kann Deine Ungeduld wirklich gut verstehen und wünsche Dir, dass Du bald eine positive Antwort eines gens-Verwalters bekommst.
    Aber von mir wirklich nicht, tut mir leid.
    Das hat gar nichts mit Dir und Deinem Bewerbungs-Thread hier zu tun. Es ist einfach eine grundsätzliche Entscheidung, dass ich aktuell und auf absehbare Zeit keine Neumitglieder in die gens Aelia aufnehmen möchte.

    “Väter Roms, meine hoch geschätzten Kollegen, heute möchte ich eure Aufmerksamkeit auf einen Paragraphen des Codex Universalis lenken. Es handelt sich dabei um jenen mit der Nummer XXVI. Er trägt den Titel 'Kaisertitulatur'.


    Dort wird in Absatz (1) folgendes gesagt:
    Der Amtstitel des amtierenden Imperator Caesar Augustus lautet: "Imperator Caesar Augustus Lucius Ulpius Iulianus Divi Traiani Filius, Pontifex Maximus, Tribuniciae Potestatis, Censor, Imperator, Pater Patriae"


    Ich muss wohl keinem von euch sagen, weshalb ich diesen Paragraphen zur Diskussion stelle. Uns allen ist der schmerzliche Verlust noch allgegenwärtig, den wir im vergangenen Jahr beim Tod des allseits verehrten Lucius Ulpius Iulianus empfunden haben.
    Doch die Zeit schreitet immer voran, steht nie still.
    Gaius Ulpius Aelianus Valerianus regiert jetzt. Aber dieses Gesetz ist noch der alten Zeit verhaftet.“

    “Ein Thraker also? Na, wenn dass kein wildes und eigensinniges Volk ist, dann möchte ich nicht wissen was du heute noch für Kerle im Angebot hast. Aber zäh und robust sollen sie ja sein, diese Thraker, und wenn da noch eine gute Bildung dazu kommt...
    Na schön, Dreitausend sage ich!“

    Das tat Aelius Quarto, nachdem er sich bei dem Wachposten höflich, wie es gewöhnlich seine Art war, bedankt hatte.


    Trotz der Weitläufigkeit der Zimmerfluchten fand er ohne lange Suche seinen Bruder.


    “Salve Gaius, ich wünsche dir einen guten Tag.“, sagte er zur Begrüßung.
    “Hoffentlich störe ich dich nicht.“

    Aelius Quarto ließ ein wenig des dampfenden Weines aus seinem Becher auf den Boden rinnen. Dort bildete er eine kleine, dickflüssige Pfütze, als Opfer für die Götter.
    Dann prostete er seinem Gast zu: “Auf dein Wohl und auf die Familie, mein lieber Germanicus Avarus.“

    “Nun gehen doch viele junge Römer noch vor Beginn ihrer politischen Karriere zum Studium nach Athen, Rhodos oder auch nach Alexandria. Ich persönlich finde das auch durchaus begrüßenswert. Es ist gut, nicht nur Rom zu kennen, auch wenn hier zweifellos das Herz der Welt schlägt, und jeder Weg unweigerlich zurück, hierher führen muss.
    Was ist nun, wenn ein junger Mann einen Kurs am Museion besucht hat, wäre es nicht denkbar, dass er sich einen solchen Kurs später anerkennen lässt, als Cursus Continuus?“

    Aelius Quarto verschlug es nicht sehr häufig auf die städtischen Märkte. Doch heute war einer dieser seltenen Tage.
    In Begleitung seiner Liktoren und mit einer Schar seiner Klienten im Schlepptau, hatte ihn sein Weg zum Verkaufareal des wohl bekanntesten Sklavenhändlers der Hauptstadt geführt, zu Titus Tranquillus.
    Der pries gerade einen angeblich sehr fähigen Sklaven an. Quarto lauschte seinen werbenden Worten, dann rief er Tranquillus eine Frage zu. Nein, eigentlich waren es drei:
    “Wo kommt er denn her, dieser Wunderknabe? Welchem Volk gehört er an? Aus welchem Stamm ist er entsprungen?“

    Wie so oft ein wenig zerstreut wirkend kam der Consul und Kaiserbruder Aelius Quarto an jene Tür, die zu den Amtsräumen des mächtigsten Mannes der Welt führte.
    Er sah auf, reckte die Schultern nach hinten, und sagte, während er sich eine Falte seiner Toga richtete:
    “Aelius Quarto, ihr kennt mich. Ich möchte zum Imperator Caesar Augustus.“