Der hünenhafte Ianitor Ursus reagierte auf das Klopfen und öffnete die Pforte. Er warf einen Blick auf den sauberen und ordentlich gekleideten Römer vor ihm und sprach dann:
"Was wünscht der Herr?"
Der hünenhafte Ianitor Ursus reagierte auf das Klopfen und öffnete die Pforte. Er warf einen Blick auf den sauberen und ordentlich gekleideten Römer vor ihm und sprach dann:
"Was wünscht der Herr?"
Ich nickte Vindex und folgte ihm zu den hinteren Treppen am anderen Ende dieser Etage. Von da aus waren es einige Stufen bis hinab ins Erdgeschoss, wo der Schriftrollenhändler war. Ich wagte gar keine langen Diskussionen mehr und kaufte eine sehr hübsche Version von Ciceros Werk, die mir empfohlen wurde. Damit im Gepäck konnten wir wieder heimkehren und waren für die Hochzeit gerüstet.
Endlich blieben wir wieder kurz stehen. Ich hatte nun die Statuette der Iuno für Stella, aber für Florus fehlte mir noch etwas.
"Mir fehlt noch etwas für Florus. Vielleicht die angesprochene Schriftrolle?"
Ich starrte nur total perplex drein, als Vindex den Verkäufer halb ohnmächtig quatschte und wir plötzlich für 200 Denare all diese Statuen raus schleppten. Ich wurde wie von einem Wirbelwind mitgerissen, als Vindex mich einfach mitschleppte in die nächste Etage, wo wir hoffentlich noch etwas für Florus finden würden. Ich hatte ja kaum Zeit, mich von Saturninus zu verabschieden und hauchte nur ein kurzes "Vale bene, Furius Saturninus" bevor es schon weiterging.
Ich hatte bei Weitem keine dreihundert Denare, da ich ja Geschenke für beide Brautleute erwerben wollte. Ich ging auch nicht davon aus, dass Vindex noch soviel Geld haben würde nachdem er kürzlich einen Sklaven gekauft hatte. Daher widerholte ich nur mein Angebot in Höhe von 120 Denaren für die einzelne Statuette der Iuno und für Florus würden wir bestimmt schon etwas anderes finden. Saturninus hatte in der Zwischenzeit auch ein sehr schönes Stück entdeckt, aber ich wollte ihm seine Entdeckung nicht wegschnappen. Sein Geschmack war immerhin lobenswert in dieser Angelegenheit.
Ich war schon früh morgens aufgestanden und konnte es kaum erwarten, bis wir los gingen. Ich freute mich so sehr für die beiden und hatte mein Bestes gegeben auch die Domus Annaea zu schmücken, damit dann alles für später bereit war. Doch zuerst musste noch einiges passieren, bevor Florus seine Braut nach Hause bringen konnte. Ich folgte dem Zug zur Domus Iulia, was ja nun nur einige Schritte waren und recht schnell ging. Unterwegs sah ich Florus' Klienten Saturninus erneut und nickte ihm zum Gruß zu. Später bei der Cena würde sich bestimmt Zeit zum Plaudern ergeben.
Der Verkäufer wurde nahezu unerträglich und ich fühlte mich durch sein Gefasel regelrecht bedrängt. Dass er mir immer näher auf die Pelle rückte und mich mit seinem schlechten Atem angehauchte verbesserte die Situation nicht. Mein Instinkt riet mir mich schnell aus dem Staub zu machen.
"Ich gebe dir 120 Denare dafür, da es ein sehr schönes Stück ist."
Ich hoffte, dass der Schnösel auf mein Angebot eingehen würde und ich dieses Geschäft schleunigst verlassen konnte. Wenn ich nicht mehr als 125 Denare ausgab, sollte ich noch genug für ein weiteres Geschenk haben. Ich warf auch meiner Schar männlicher Begleiter einen Mitleid heischenden Blick zu. Vielleicht würde mich ja jemand dabei unterstützen, diese Transaktion schnell zu bewältigen.
Zerstückelte Ehemänner und aus den Klauen von Monstern gerettete Frauen waren mir doch ein wenig zu exotisch. Ich suchte eher nach etwas Klassischem für eine elegante Frau wie Iulia Stella und mir fiel direkt die Statuette der Iuno auf, die der Verkäufer anpries. Hoffentlich kostete sie nicht zuviel, damit noch etwas im Beutel für ein Präsent für meinen Vetter blieb.
"Was soll denn die zauberhafte Iuno kosten?" fragte ich den Händler direkt. Ich wusste nicht, was Schriftrollen so kosteten, aber hoffentlich blieb genug übrig in meinem Budget.
Der Verkäufer war direkt unsympathisch und hochnäsig, wovon ich mir allerdings die Laune nicht verderben ließ. Ich dachte, dass Vindex und Varenus sich bereits kannten, aber das musste ich wohl falsch in Erinnerung haben. Nunja, dann kannten sie sich eben jetzt.
"Statuetten von Göttern und wohlgeformten Gestalten bekommt man aber bestimmt leichter, als ein in Bronze gearbeitetes Mietshaus. Wirst du auch zur Hochzeit nächste Woche kommen?" sprach ich an Varenus gewandt.
Nebenbei betrachtete ich die Auswahl des Händlers und hoffte auf ein kleines Bildnis der Iuno oder etwas dergleichen. Vielleicht würde sich Stella über so einen Glücksbringer freuen.
ich konnte mir ein herzliches Lachen nicht verkneifen. Der ältere Ritter wollte mich wohl in Verlegenheit bringen, aber ganz so jung und unbedarft war ich ja auch nicht mehr. Ein wenig Röte zauberte es mir trotzdem auf die Wangen die doch sehr detailliert dargestellte männliche Form so zu sehen.
"Es ist in der Tat eine sehr schön verarbeitete Statuette." antwortete ich eher diplomatisch ausweichend, wenn auch schmunzelnd. Dann zeigte ich auf meine beiden Begleiter. "Ich nehme an Furius Saturninus und Annaeus Vindex kennst du ja bereits. Wir sind auf der Suche nach einem passenden Hochzeitsgeschenk für meinen verehrten Vetter, Senator Annaeus Florus Minor."
Die Blicke des Furiers waren mir nicht entgangen, aber ich wusste ja, dass er ein Charmeur war und ich stufte seine Aufmerksamkeit daher eher als freundlich aber leichtfertig ein. Trotz allem tut wohl jeder jungen Frau positive Aufmerksamkeit dieser Art gut.
Wir hatten uns gerade für den Laden mit den Bronzesachen entschieden, als ich auch noch einen Ritter erspähte bei dem es sich um niemand anderes als Decimus Varenus handelte. Ich hatte ihn schon an Veneralia getroffen und dort mit ihm geplaudert.
Als wir den Laden erreichten, der nur einige Schritte entfernt war, begrüßte ich den ein wenig gedankenverloren dreinblickenden Ritter freundlich.
"Salve, Decimus Varenus. Ich sehe auch dich hat es hierher verschlagen. Suchst du auch nach einem Geschenk?"
Ich schmunzelte ein wenig bei der Diskussion der beiden Männer, aber mythologische Liebende endeten meist tragisch. Das Schicksal wünschte ich meinem Vetter und seiner Braut nun doch nicht. Vielleicht würde ich eine kleine Statuette einer Gottheit finden, die den beiden Glück brachte oder etwas in der Art. Ich hielt daher weiter Ausschau nach einem Geschäft, das mir gefiel.
Ich erspähte ein vielversprechendes Geschäft und zeigte darauf. "Wollen wir diesen Laden einmal erkunden? Es sieht elegant aus und scheint Bronzeskulpturen und Statuetten zu verkaufen. Vielleicht inspiriert uns das?"
Ich hatte gerade um eine Erläuterung bezüglich Ciceros de re publica gebeten, als ich dachte meinen Namen zu hören. Ich wandte mich irritiert um, da ich niemanden bekannten erwartet hatte und sah Furius Saturninus mit seinem Diener.
"Salve, Furius Saturninus. Ich sehe, dich hat es auch hierher verschlagen."
Der Furier war schon charmant und war erheiternde Gesellschaft. Ich schenkte ihm ein freundliches Lächeln und sprach dann erneut.
"Annaeus Vindex wollte mir gerade ein Buch vorschlagen, das ich nicht kenne - Ciceros de re publica."
Wir hatten gerade die Treppen zu der nächsten Ebene erklommen, als Vindex eine Abschrift von Ciceros de re publica vorschlug. Ich persönlich hatte nie etwas von Cicero gelesen meines Wissens nach und wusste gar nicht so recht, worum es da ging.
"Ein Buch halte ich schon für eine gute Idee, aber ich kenne dieses Werk ehrlich gesagt nicht. Ist es politischer oder eher philosophischer Natur?"
Ich sollte wirklich mehr lesen anscheinend und das Buch beantwortete auch noch nicht, was wir Stella schenken sollten.
Ich bin zwar schon hinterher, muss mich aber für die nächste Woche abmelden - ziehe am Samstag um und muss bisschen was machen!
Guten Umzug! Möge nichts zu Bruch gehen! 😊
Ich runzelte ein wenig die Stirn und überlegte. Vielleicht war das Glas aus Aegyptus in der Tat eine Idee. Ich hakte mich bei Vindex unter, um ihn in der Menge nicht zu verlieren und unsere Entourage folgte uns in Richtung des Ladens. Die Menge war sehr dicht und es dauerte ein wenig, bis wir uns dahin durchgekämpft hatten. Als wir dort endlich angekommen waren, stand schon eine Gruppe von drei jungen Mädchen am Eingang des kleinen Geschäfts.
Der Verkäufer war ein älterer und bereits gebeugter Mann mit olivfarbener Haut, der farbenfroh seine Glasperlenketten und dergleichen anpries. Ja, die Sachen waren schön bunt und bestimmt ein Hingucker. Aber wirklich überzeugt war ich von den angebotenen Waren nicht. Nichts davon war wirklich elegant und die Sachen wirkten eher wie bunter Tand für junge Mädchen. Ein wenig enttäuscht wandte ich mich wieder von dem Laden ab, ohne überhaupt mit dem Verkäufer gesprochen zu haben.
"Vielleicht doch etwas anderes? Was könnte Florus denn gefallen? So richtig inspiriert bin ich noch nicht. Wollen wir uns auf den oberen Ebenen umsehen?"
Kurz dachte ich über den Teppichhändler nach, aber es wäre eine Schande die schönen Fußbodenmosaike oder Wandbilder mit einem Teppich zu verdecken. Vielleicht Schmuck?
Ich hatte mich in meine beste Tunica und Palla gehüllt, einem Ensemble in sanftem Orange mit einem leichten Leinenschleier, und zur Abwechslung auch ein wenig Schminke und Schmuck aus dem Zauberkästchen geholt. Ich hatte Vindex dazu angestiftet, schon wieder mit mir einkaufen zu gehen, aber dieses Mal heimlich. Ich wollte ein Geschenk für die bevorstehende Hochzeit von Florus und Stella erstehen, auch wenn ich noch nicht so recht wusste, was ich den beiden schenken sollte.
Da vormittags noch die Salutatio lief, nutzte ich diesen Zeitraum um das Haus zu verlassen so lange es auch noch ein wenig bewölkt und das Wetter passabel war. Wir machten uns gefolgt von Dienern auf den Weg zu den Trajansmärkten, die ich bisher noch nicht besucht hatte. Ich hoffte, dort eine Inspiration für eine nette Kleinigkeit zu finden. Was schenkte man auch einem Senator und einer eleganten Frau wie Stella - zwei Menschen, die eigentlich schon alles hatten. Hoffentlich war die Auswahl groß und wir würden die zündende Idee vor Ort haben.
Als wir die Trajansmärkte errreichten, war ich mehr als beeindruckt von der riesigen Halle. Selbst um diese Uhrzeit war es voll und die Menge war recht dicht. Die Gerüche, Geräusche und Farben waren ein Ansturm für meine Sinne im ersten Moment und ich musste mich erst einmal orientieren. Wo sollten wir nur zuerst hingehen? Ein wenig hilfesuchend sah ich zu Vindex und drehte mich zwei, drei Mal im Kreis.
Auf den ersten Blick sah ich ein Geschäft mit kostbaren Teppichen, mehrere Läden mit Alltagsgegenständen wie Geschirr und einfachen Stoffen. Weiter hinten einen Laden mit Holzgegenständen, die ich nicht direkt von hier aus erkennen konnte. Vielleicht Spielzeug oder dergleichen? Daneben war ein Laden mit buntem Glas aus Aegyptus in vielen Farben und Formen. Vielleicht wäre dort etwas Spannendes?
"Was denkst du, Vindex? Wollen wir uns den Teppichhändler oder das wunderbar bunte Glas aus Aegyptus ansehen? Vielleicht finden wir dort ja Inspiration für ein gutes Geschenk?" fragte ich meinen Begleiter. Ich sah ein wenig unschlüssig aus, von der Auswahl ein wenig überrumpelt.
Ich hab nur einen Spaß gemacht 😉
Ich würde ja auch vorbeischauen, aber ich hätte Angst, dass mein weibliches Gehirn überhitzt.
Ich hatte den Göttern sei Dank ohnehin schon meine Palla über den Kopf gezogen, als ein dicker Regentropfen direkt auf des Furiers Gesicht landet und er dieses verzieht. Ich bemühte mich, kein dummes Gesicht zu ziehen, da auch mir nun ein Regentropfen auf der Nase landete. Das Wasser fiel schräg und eiskalt ein und ich konnte mir gerade noch ein undamenhaftes Quieken verkneifen ob der unerwarteten Kälte des Wassers.
Ich beschloß mich hastig von Saturninus zu verabschieden, während Vindex gerade das Finanzielle mit dem Sklavenhändler klärte.
"Es war mir eine Freude dich kennen zu lernen, Furius Saturninus. Ich bin mir sicher, dass wir uns bald wiedersehen werden. Und hoffentlich nicht an einem Tag, wo die Götter uns alle Jahreszeiten und Wetterlagen vorführen möchten." merkte ich noch schmunzelnd an. Charmant war der Furier in der Tat. Sie würde sich an dieses Zusammentreffen erinnern.