Beiträge von Annaea Crispina

    Ich dachte mir schon, dass der Furier nur den Verkauf zu unseren Gunsten beeinflussen wollte, aber ich lächelte trotzdem gutmütig bei der Erwähnung des Trinkgelds für den Sklaven.


    "Vielleicht würde ein junges Sklavenmädchen in der Tat reichen, aber so eine Ausbildung kann dauern." erwiderte ich gut gelaunt.


    Endlich wurde auch der Verkauf abgewickelt. Das Wetter war so wechselhaft und grausig, dass ich trotz netter Gesellschaft schnell nach Hause wollte.

    Anscheinend war Saturninus ein Charmeur, denn er brachte mich direkt zum Erröten. Ich wusste selbst, dass ich nicht die schönste Frau weit und breit war, aber so ein Kompliment tat wirklich gut. Die haarsträubende Keltengeschichte ignorierte ich, da ihr Gesprächspartner wohl ein Geschichtenerzähler mit flinker Zunge war.


    "Nunja nicht direkt...ich war eigentlich auf der Suche nach einer neuen Ornatrix für unseren Haushalt. Die aktuelle Sklavin ist schon alt und es wird Zeit, dass sie ihr Wissen weitergibt."


    Ich stellte zufrieden fest, dass der hoch bietende Sklave anscheinend aus dem Rennen ausschied. Ob er letztlich nur uns hoch bieten wollte um es uns zu zeigen? Nunja, jetzt war der Handel ja nur noch eine Formalität.

    Zufrieden lauschte ich dem Gebot und hoffte, dass der Preis für den Kelten nicht großartig weiter steigen würde. Ich wollte Florus nicht mit einem völlig überteuerten Sklaven überraschen, nachdem dieser Ausflug ja meine Idee gewesen war und ich dann doch ohne die gewünschte Ornatrix heimkehren würde.


    ich setzte mein Gespräch mit Saturninus fort, nachdem ich mir sicher war, dass Vindex das schon in der Hand hatte.


    "Bist du auch heute hier auf der Suche nach einem neuen Sklaven?" fragte ich unverbindlich, um nicht direkt über das Wetter reden zu müssen. Ich hatte den Furier schon mehrfach bei uns im Haus gesehen, aber in welcher Beziehung er genau zu meinem Vetter stand oder welchem Beruf der Mann nachging, war mir unklar.

    Ich erhob mich ebenfalls um mich von Stella zu verabschieden. Wir waren in der Tat geschäftig gewesen und mit einer Lanze konnte ich leider auch nicht dienen. So etwas hatte ich nicht in meinem Cubiculum herumliegen.


    "Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück und Erfolg beim Organisieren der Hochzeit. Ich bin mir sicher, dass du alles finden wirst. Und falls nicht - du weißt ja, wo du mich findest und wir gehen gemeinsam auf die Suche!"


    Ich schenkte Stella noch ein warmes Lächeln und ging dann mit ihr zurück ins Haus. Die Sklaven würden sich schon um das Aufräumen hier kümmern.

    An Stellas Stelle wäre ich wahrscheinlich halb verrückt vor Nervosität und den ganzen Dingen, die vorbereitet, gekauft, gekocht, geschmückt und so weiter mussten. Auch hier in diesem Haus musste noch einiges erledigt werden. Ich nickte der Iulia zu.


    "Florus ist sehr beschäftigt als Senator. Ich habe ihn gefühlt seit seiner Ernennung zum Senator kaum zwei Mal gesprochen. Zwischen Salutatio, Senatssitzungen und den ganzen Opfern und Feiertagen und dem Rennstall. Wie das ältere Senatoren schaffen, weiß ich auch nicht. Ich werde mein Bestes geben, um mich um die Vorbereitungen hier zu kümmern.


    Ich glaube, wir haben auch keine weiteren Punkte mehr für diese erste Sitzung. Nächstes Monat nach all dem Trubel können wir ja erneut überlegen, wie wir die besprochenen Punkte angehen können. Ich will dich auch gar nicht weiter aufhalten."


    So gerne ich mit Stella auch plauderte und den Besuch einer Frau genoß, die ich mittlerweile als liebe Freundin ansah. So sehr wusste ich auch, wie wahnsinnig beschäftigt die Frau sein musste und der Tag wahrscheinlich nicht genug Stunden haben konnte momentan.

    Bei den Göttern...das waren ja gerade einmal ein bisschen mehr als zwei Wochen. Trotzdem klatschte ich freudig in die Hände. Es würde bestimmt ein tolles Fest werden.


    "Wenn du irgendwelche Hilfe bei der Organisation brauchst, so kannst du ruhig auf mich zählen. Schließlich sind wir ja schon fast verwandt."


    Ich freute mich so sehr für die beiden.

    Freundlich lächelte ich den Furier zu, dessen Namen ich nur aus dem Munde von Vindex kannte. "Salve, Furius Saturninus."


    Wir waren gerade in eine Begrüßung vertieft, als ein anderer Sklave plötzlich ein Gebot für den jungen Kelten abgab - und dann auch noch ein gutes Stück über dem Mindestgebot.


    Bevor ich noch mehr mit Saturninus plauschen konnte, stupste ich Vindex federleicht an und nickte mit dem Kopf in Richtung des Kelten. Ich hoffte, dass er den Wink verstehen würde und auch bieten würde.

    Ein wenig leid tat mir der frierende Sklave schon, aber man konnte ja nicht für jeden Sklaven Tränen vergießen. Da müsste ich ja den ganzen Tag nur weinen! Gesund sah er ja auf den ersten Blick aus, auch wenn er größenmäßig nicht mit den laufenden germanischen Schränken mithalten konnte, von denen sie eine unbestimmte Anzahl in der Domus Annaea hatten. Die sahen irgendwie alle gleich aus und hatten unaussprechliche Namen, weswegen ich mir nicht merken konnte, wer da wer war. Es mussten aber mindestens zwei sein, nachdem ich zwei davon schon auf einem Fleck gesehen hatte.


    "Vielleicht könnte er den alten Gärtner zur Hand gehen. Der ist ja auch nicht mehr der Jüngste. Oder was ist mit der Factio? Jung ist er ja noch - vielleicht kann man ihm was beibringen?" sprach ich leise zu Vindex, damit der Sklavenhändler nicht lauschen würde. Es musste ja nicht jeder gleich alles wissen und Potential schien da zu sein.

    Ich runzelte ein wenig die Stirn. Vindex schien Saturninus schon zu kennen. Ich hatte ihn nur einige Male flüchtig in der Domus Annaea gesehen - auf dem Weg zum Officium oder bei der Salutatio. Die Männer würden sich schon unterhalten und - über was auch immer Männer so schwatzten - plaudern. Ich besah mir den Kelten noch einmal genauer. Ob er wohl Ahnung von Pferden, Gärtnerei hatte oder ein gebildeter Leibdiener war? Nur schwere Sachen heben konnte ja nun nicht alles sein. Dafür gab es ja auch Ochsen und Maultiere.

    Nach einigem Überlegen hatte ich mich dazu entschlossen heute den Sklavenmarkt zu besuchen. Nach dem letzten Herumgetue mit meinen Haaren für das Theater, wollte ich eine neue Ornatrix finden. Die ältere Sklavin, die wir in der Domus Annaea zu diesem Zweck hatten, war schon ein wenig in die Jahre gekommen und nicht mehr auf dem Laufenden, was moderne Frisuren anging. Ich hoffte daher, dass sich vielleicht eine jüngere Sklavin finden würde zu diesem Zweck. Vindex hatte sich angeboten, mich zu begleiten, da Florus ja mit Senatorendingen beschäftigt war.


    Wir schlenderten daher über den Markt auf der Suche nach besagter Ornatrix, aber anscheinend waren wir schon ein wenig spät. Es gab weit und breit nur noch männliche Sklaven. Gerade eben begann die Versteigerung für einen eher klein gewachsenen Kelten, der mit Ach und Krach diese riesige Amphore hoch gewuchtet hatte. Sehr glücklich sah der Sklave nicht aus, aber das wäre ich wohl auch kaum in der Situation. Ein wenig fröstelnd zog ich meinen Mantel ein wenig enger. Was war das nur wieder für ein Wetter heute! Als ich mir gerade überlegte, das Wort zu ergreifen, sah ich auch Saturninus in der Menge, der den Sklavenhändler anrief, dass dies kein Beweis der Stärke war.

    Ich fand es ein wenig schade, dass weder Vindex noch ich bei Florus sitzen konnten, aber wir waren nun einmal nicht berechtigt, auf den Ehrenplätzen zu sitzen. Aber auch heute war ich gut herausgeputzt und hielt mich in Vindex' Windschatten, der mich bereits früh gedrängt hatte, aufzubrechen. Nachdem für uns kein Ehrenplatz reserviert war, konnten wir nur möglichst früh da sein, um einen halbwegs guten Platz zu ergattern. Auch ich war schon gespannt, wie sich die Aurigae der Factio Albata tun würden und wie Wagenrennen in so einem großen Maßstab wohl ablaufen würden. So nahm ich neben Vindex Platz und richtete mein Gewand, ehe ich mir einen guten Blick gönnte. Er hatte wirklich einen sagenhaften Platz ergattert!

    Der Gesang war wunderbar und es dauerte nicht lange, bis ich buchstäblich mitfieberte. Natürlich musste Spannung und Dramatik aufgebaut werden, weil Geschichten dieser Art immer so funktionieren, aber an liebsten hätte ich dem Prinzen eine Warnung zugerufen. Zumindest war ich nicht die einzige Dame, die anscheinend recht emotional bei dem Stück mitfühlte.


    Als auch noch der König von seinem eigenen Bruder verraten wurde und in den "Fluten" versank, war ein durchaus hörbares nach Luft schnappen und Geräusche der Trauer unter den Damen hörbar. Ich selbst musste mir einen Laut verkneifen, da es schon sehr dramatisch dargestellt wurde von den Schauspielern und das Spiel der Flöten sehr mitreißend war. Ein kleines Tränchen musste ich aber schon wegtupfen, wie auch die eine oder andere Matrone im Publikum.


    Was würde nun bloß mit dem Prinzen passieren und würde der böse Onkel noch die gerechte Strafe bekommen?

    Ich seufzte ein wenig, da wir wohl auf kurze Sicht wenig bewegen konnten. Wir mussten uns wohl ein wenig in Geduld üben. Die Zeit würde bestimmt für uns arbeiten.


    "Bis wir finanzielle Unterstützung erringen können, müssen wir halt tun was wir können mit begrenzten Mitteln. Nach der Hochzeit und deinem Einzug hier, können wir weitersehen.


    Habt ihr eigentlich schon einen Termin?"

    "Vor der Hochzeit brauchen wir Florus wirklich nicht damit belangen. Meine Idee war eigentlich eher langfristig. Trotz unserem Engagement ist Venus für unser beider Familien eine wichtige Göttin und ich finde, dass es nicht schaden kann, in der gens Annaea und Iulia die Fühler nach Unterstützung auszustrecken.


    Ja, Opfer können wir selbst keines ausrichten - aber beim nächsten größeren Festtag mehr Blumenschmuck und vielleicht wieder Zettel verteilen. Wenn wir ein wenig finanzielle Unterstützung erringen können in den kommenden Monaten nach deiner Hochzeit, dann könnten wir vielleicht die Societas oppulent in Szene setzen."

    Ich nickte zustimmend und antwortet:


    "Waren das alle Punkte, die du ändern wolltest? Falls ja, dann können wir uns ja Gedanken über Projekte haben. Vielleicht finden wir ja in deinem Verlobten einen großzügigen Gönner für unseren kleinen Verein. Wir könnten vielleicht ein größeres Opfer oder spektakuläreren Blumenschmuck stiften, um auf die Societas aufmerksam zu machen?"


    Ideen gab es ja viele.

    Das Geschnatter der Damen um mich herum verebbte, als der Prolog begann. Es schien mit Gesang los zu gehen, wo über einen König und dessen Erben gesungen wurde. Ich war ganz gebannt und versuchte aufmerksam der Handlung zu folgen. Was wohl als nächstes passierte? Würden kostümierte Schauspieler kommen? Was es wohl mit dem Bruder des Königs auf sich hatte? In meinem Kopf regten sich viele Fragen die Handlung betreffend.

    Ich lehnte mich ein wenig zurück und naschte noch ein Nüsschen, das ich mit Quellwasser hinunter spülte. Flexible Termine ließen sich so schwer in schöne Worte fassen. Eine wirkliche Alternative fiel mir auch nicht ein, wie man das eleganter lösen konnte.


    "Auf Einladung der Magistra können wir ja so einstweilen lassen. Wenn die Societas wächst und wieder Ruhe in dein Leben einkehrt, fällt uns vielleicht etwas Besseres ein? Aktuell sind wir ja noch klein und können das alles sehr einfach lösen und bei Bedarf können wir die Satzung ja neu definieren, wenn wir mehr Mitglieder haben."


    Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut...

    So viele wichtige Dinge standen an...nicht zuletzt die Hochzeit von Florus und Stella. Stella und ich würden beide beschäftigt sein damit und danach musste sie ja umziehen hierher.


    "Was schwebt dir denn da vor? Ein flexibler Termin oder ein unterschiedlicher Rhythmus? Wir könnten uns ja auch fixe Termine vor großen Feiertagen überlegen für Planung und Organisation statt ein Treffen jeden Monat."

    Ich war hinter Florus auch ins Theater geschlüpft, um mir das heutige Stück anzusehen. Bisher kannte ich Theater nur aus Erzählungen, da mein Vater extrem altmodisch gewesen war und meine Mutter und mich niemals gehen ließ. Doch nun war dies ja anders und in der großen Stadt war das ja auch ein ganz anderes Kaliber. Ich hatte mich extra in Schale geworfen mit der Hilfe einer Ornatrix, die irgendetwas mit meinen Haaren gemacht hat, das sie wunderbar seidig machte und sie dann kompliziert geflochten hatte. Sie hatte mein Gesicht dezent, aber schön geschminkt und ich trug Schmuck aus Silber und mit Perlen. Richtig wohl fühlte ich mich nicht so recht, aber das gehörte nun einmal dazu (versicherte mir die Ornatrix eifrig).


    Trotz all der Bemühungen der Frau war ich nicht die schönste Blume im Raum. Da gab es durchaus die eine oder andere Dame, die prächtiger gekleidet und hübscher war. Ich trennte mich von Florus, der sich auf den Weg zu den Ehrenplätzen machte und begab mich zu einem Pulk von Damen, dem ich mich anschloss. Dort wurde ein wenig geplaudert und geklatscht, während man auf den Anfang des Stückes wartete. Ich lächelte hier und da höflich, erwiderte einen Gruß und stellte mich vor. Einer älteren Matrone ließ ich den Vorrang bei der Platzauswahl, da sich schön langsam alle einen Platz suchten.


    Kurz danach kam auch schon der Flavier, den ich bereits beim Umzug gesehen hatte - Flavius Gracchus Minor, wie mir Florus erklärt hatte - und die Leute applaudierten ihm als Ausrichter der Spiele. Ich stimmte in den Applaus natürlich mit ein.