Beiträge von Sertorius

    Die Turma der Römer zog es vor den Rückzug anzutreten. Ich hatte auch nichts anderes erwartet, denn wir waren 4 zu 1 überlegen und hätten sie, überhöht von der Hügelkuppe kommend in wenigen Momenten bezwungen gehabt. Dennoch fand ich, dass der Angriff auf meine Männer eine enorme psychologische Wirkung haben würde, wenn sie sehen würden, wie die Römer zurückwichen.


    Während ich an der Spitze der Hauptmasse ritt, schwenkte unser linker Flügel stark ein um den Römern den Rückzug abzuschneiden, was jedoch nicht ganz gelang.


    Meine Aufmerksamkeit fiel dabei auf einen einzelnen Reiter, der mit seinem Bogen aus vollem Galopp schoß, in gewohnt parthischer Manier den Pfeil immer dann vom Bogen schnellen ließ, wenn sich das Pferd schwebend über dem Boden befand. Er stellte sich recht geschickt an und traf sogar drei unserer Reiter, die aus dem Sattel fielen, jedoch konnte er nicht verhindern, dass wir unsererseits, eben die zwei Kundschafter, welche die Römer auf den Hügel gesendet hatten, abfingen und töteten.


    Ich gab umgehend Befehl die Verfolgung einzustellen und die Römer davonreiten zu lassen. Die Verfolgung lag nicht in meinem Interesse, denn sie hätte uns nur in Richtung der anderen römischen Truppen gebracht. Statt dessen hatte ich alles erreicht was ich wollte: Die Römer wussten, dass Gefahr auf sie wartete, sie würden von nun an vorsichtiger und damit langsamer vormarschieren müssen, sie würden ihr Aufmerksamkeit auf die Sicherung ihres Trosses richten müssen und die Tatsache, dass sie sich nicht mehr ungestört bewegen konnten wie sie wollten war für mich ebenso zum Vorteil geworden wie die psychologische Wirkung der zwei erbeuteten römischen Soldatenköpfe für meine Männer. Der Verlust eines Reiters und der Ausfall zweier weiterer war dagegen für uns durchaus verschmerzbar.


    Nachdem die Römer hinter der Kuppe verschwanden, gab ich Befehl umgehend selbst den Rückzug anzutreten. In gestrecktem Galopp verschwanden meine keltischen Reiter wie sie aufgetaucht waren im Nichts.

    Die einzelne Turma der Römer war gerade um die Wegbiegung herumgekommen, als sie einen Teil unserer Reiter entdeckten. Sie schickten zwei Männer nach oben um nachzusehen, wieviele wir sein würden. Doch schon nach wenigen Metern kehrten diese um, während ich das Zeichen gab, die Attacke auf das kleine Häuflein zu starten.


    Mit ohrenbetäubendem Gebrüll stürzten sich meine einhundert Mann in breiter Linie in vollem Galopp von dem Hügel herunter auf die kleine Vorhut. Der eine Flügel schwenkte dabei rechtzeitig nach links, ihnen den Rückzug in Richtung Legio abzuschneiden...

    Ich hatte mich selbst mit einhundert Reitern auf einen nahen Hügel begeben um die Vorhut der Legio IX in Empfang zu nehmen. Ich war gespannt und aufgeregt wie ein kleines Kind. Jetzt also sollte es los gehen. Jetzt würde es kein Zurück mehr geben.


    Zum einen erfüllte es mich mit Ehrfurcht, zum anderen aber auch mit unglaublicher Energie. Die Zeit war reif. Und ich dankte den Göttern, dass ich dabei sein durfte.


    http://www.kriegsreisende.de/antike/antik-img/kelte-5.jpg

    Die Meldung von dem Nahen der Legio IX löste im ersten Moment bei einigen der Verschwörern leichtes Entsetzen aus. Die meisten hatten nicht damit gerechnet, dass die römischen Truppen nach dem Einsturz der Brücke über den Ebrus so schnell hier in der Gegend erscheinen würden, und nachdem die Legion schon in Allobo gesichtet worden waren, war es nur noch eine Frage der Zeit bis sie in Numantia eintreffen würde.


    Ich machte mir jedoch weniger Sorgen, als die meisten. Ich wusste um die Kampfkraft der Legion Bescheid, hatte ich doch Jahre lang in Pannonien bei den Hilfstruppen gedient und als Geisel Roms gar eine Offiziersausbildung genossen, die mich in die Lage versetzte, meinen Gegner zu kennen.


    Ich hatte meine Vorbereitungen getroffen und ich hatte alle Trümpfe auf meiner Seite. Ort, Zeit und Überraschung sprachen für mich, ich war vorbereitet, ich wusste mit wem ich es zu tun hatte, ganz im Gegensatz zu den Römern, die immer noch davon ausgehen mussten, dass es sich um einen kleinen lokalen Aufstand in Asturien handelte...

    Die Herzlichkeit legte sich jedoch bald, als man nach der floskelhaften Begrüssung zum Wesen des Treffens kam. Wie bereits einige der Mitverschwörer mitbekommen hatten, war die Legion in Alarmbereitschaft versetzt worden und im Anmarsch. Unruhig und lautstark brachte sie daher ihre Standpunkte vor, wie nun vorzugehen sei.


    Einige meinten, man könne noch zurück rudern und die beiden Bergstädte opfern, andere man müsse so schnell wie möglich auch andere Städte von dem Aufstand überzeugen und auf unsere Seite ziehen. Ich hielt mich weitgehend zurück und hörte ihnen nur zu.


    Dann erhob ich mich und sprach. Ich sprach nicht viel, nur wenige Worte, doch sie zeigten Wirkung. Und als ich geendet hatte, waren ihre Zweifel zwar nicht beseitigt, doch minimiert, standen wir doch nicht alleine.


    "Wir müssen nur diesen Winter überleben, meine Freunde, im Frühjahr haben wir bereits eine Armee ausgehoben, finanziert mit den Erträgen der Minen, und bevor in Rom realisiert wird, was passiert, haben wir das ganze Geld, mit denen Rom seine Truppen bezahlt in unseren Kassen.


    Die Legio IX wird bis dahin aufgehalten, und nachdem es in Tarraco zum Staatsstreich kam und die höchsten Posten durch uns loyale Römer ausgetauscht wurden, wird auch diese Truppe die Fronten wechseln.


    Wer ist ein Lucidus? Wer ist ein Meridius? Sind sie nicht ebenfalls menschlich, sterblich? Heute sind ihre Namen groß, morgen denkt kein Sterblicher mehr an sie, und die Götter werden ihre Namen vergessen.


    Hispania wird unser sein. Gallien wird sich anschließen. Und die Pather werden im Osten die Truppen binden. Rom wird ins Wanken geraten und der neue Imperator, wird auf unserer Seite stehen..."


    Sö ähnlich sprach ich, und die Wirkung meiner Worte konnte ich in ihren Gesichtern ablesen.

    Es war mitten in der Nacht, als ich an einem kleinen Bauernhaus - zwei Meilen vor Numantia - ankam. Die Kontaktpersonen erwarteten mich bereits.


    Ich übergab mein Pferd einem Burschen und gab meinen Begleitern das Zeichen draussen auf mich zu warten.


    Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass weit und breit kein Römer in der Nähe war - man hatte weiträumig Wachen aufgestellt - trat ich durch die kleine Türe in das Haus.


    Drinnen war es warm und man begrüsste mich bereits mit einem Lachen.


    Die anwesenden Herren, allesamt aus höheren Kreisen schienen bester Laune zu sein, auch wenn die Anspannung, die uns alle beschäftigte, spürbar war, und die Ungewissheit über den Ausgang unseres Unternehmens im Raum stand...

    Nachdem Bruccius aus dem Weg geräumt war, konnten wir vorerst aufatmen. Uttarae und Bergidum schlossen sich der Bewegung sofort an. Es hatte nicht viel Überredung gebraucht und auch nicht viele Sesterzen gekostet, denn in den Astures war die Staatsmacht aus Rom nur spärlich vertreten und die Legion lag in Tarraco weitgenug weg, um die Notabeln der Stadt und große Teile der kelto-iberischen Bevölkerung auf unsere Seite zu ziehen. Mit dem bisherigen Ablauf der Ereignisse konnte ich also durchaus zufrieden sein.


    Dass die Unruhen um den Steuerzahler wegen angeblich schlechter Ernten nur ein Vorwand war, konnte in der Provinzverwaltung mit Sicherheit niemand ahnen, und so kalkulierte ich damit, dass die Legion höchstens einen Teil ihrer Truppen mobilisieren würde. Roms Legaten waren diesbezüglich zu berrechenbar. Die Strategie erfolgte immer nach dem Schema X und nur wenige der Feldherren waren in der Lage vorrausschauend die Züge ihrer Gegner zu berechnen.


    Diesen Meridius selbst, hielt ich für keinen schlechten Kommandeur, auch wenn ich ihn bisher nie kennengelernt hatte, aber es hieß, er sei einer der am besten ausgebildeten Kommandeure der Academie, und die Tatsache, dass er ein Römer iberischen Ursprungs war, machte die Sache für uns nicht leichter. Ein römischer Kommandeur, der sich hier in Hispania auskannte, war das letzte was wir gebrauchen konnten. Ich beschloss daher, die Maßnahmen zu beschleunigen und die weiteren Schritte der Erhebung in die Wege zu leiten.


    Zum Glück spielte uns das Wetter in die Karten und die Überschwemmung bei Celsa würde die Römer lange aufhalten. Wenn wir Glück hatten, würden sie vor Wintereinbruch die Gegend der Erhebung nicht erreichen und wir gewännen Zeit, Zeit um weitere Städte im Norden auf unsere Seite zu ziehen, Zeit um mit Hilfe der Silber und Goldminen in den Bergen eine eigene Armee auszuheben und über die Wintermonate zu trainieren.


    Und Zeit - um den Umsturz in Rom voranzubringen.


    Ich wusste nicht, wei weit die Vorbereitungen in Rom getroffen waren, doch wusste ich, dass die Hintermänner aus dem Adel und der Senatorenschicht mehr als gerissen waren. Wie hieß noch einmal dieser Typ, der für sie den Mittelsmann spielte? Mirror, oder so ähnlich...


    Wie auch immer, ich sattelte mein Pferd und begab mich auf schnellstem Wege Richtung Numantia.


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    Nachdem Bruccius aus dem Weg geräumt war, konnten wir vorerst aufatmen. Uttarae und Bergidum schlossen sich der Bewegung sofort an. Es hatte nicht viel Überredung gebraucht und auch nicht viele Sesterzen gekostet, denn in den Astures war die Staatsmacht aus Rom nur spärlich vertreten und die Legion lag in Tarraco weitgenug weg, um die Notabeln der Stadt und große Teile der kelto-iberischen Bevölkerung auf unsere Seite zu ziehen. Mit dem bisherigen Ablauf der Ereignisse konnte ich also durchaus zufrieden sein.


    Dass die Unruhen um den Steuerzahler wegen angeblich schlechter Ernten nur ein Vorwand war, konnte in der Provinzverwaltung mit Sicherheit niemand ahnen, und so kalkulierte ich damit, dass die Legion höchstens einen Teil ihrer Truppen mobilisieren würde. Roms Legaten waren diesbezüglich zu berrechenbar. Die Strategie erfolgte immer nach dem Schema X und nur wenige der Feldherren waren in der Lage vorrausschauend die Züge ihrer Gegner zu berechnen.


    Diesen Meridius selbst, hielt ich für keinen schlechten Kommandeur, auch wenn ich ihn bisher nie kennengelernt hatte, aber es hieß, er sei einer der am besten ausgebildeten Kommandeure der Academie, und die Tatsache, dass er ein Römer iberischen Ursprungs war, machte die Sache für uns nicht leichter. Ein römischer Kommandeur, der sich hier in Hispania auskannte, war das letzte was wir gebrauchen konnten. Ich beschloss daher, die Maßnahmen zu beschleunigen und die weiteren Schritte der Erhebung in die Wege zu leiten.


    Zum Glück spielte uns das Wetter in die Karten und die Überschwemmung bei Celsa würde die Römer lange aufhalten. Wenn wir Glück hatten, würden sie vor Wintereinbruch die Gegend der Erhebung nicht erreichen und wir gewännen Zeit, Zeit um weitere Städte im Norden auf unsere Seite zu ziehen, Zeit um mit Hilfe der Silber und Goldminen in den Bergen eine eigene Armee auszuheben und über die Wintermonate zu trainieren.


    Und Zeit - um den Umsturz in Rom voranzubringen.


    Ich wusste nicht, wie weit die Vorbereitungen in Rom getroffen waren, doch wusste ich, dass die Hintermänner aus dem Adel und der Senatorenschicht mehr als gerissen waren. Wie hieß noch einmal dieser Typ, der für sie den Mittelsmann spielte? Mirror, oder so ähnlich...


    Wie auch immer, ich sattelte mein Pferd und begab mich auf schnellstem Wege Richtung Numantia.

    Bruccius war ein Narr. Hatte er tatsächlich geglaubt, er hätte noch etwas ändern können? Hatte er geglaubt er könnte in seiner Toga - mit dem Ring des Imperators am Finger - in die Curie marschieren und die Macht des Imperiums in Hispania retten? Er hätte es besser wissen müssen. Doch der alte Narr war so berechenbar. Und folglich warteten die Schergen vor seinem Haus und mussten ihm nur folgen.


    Als er an dem Balken hing und seine Füsse in der Luft baumelten konnte ich eine gewisse Wehmut nicht leugnen. Doch er hatte es so gewollt. Und er hatte die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Die Ernte war bereit eingeholt zu werden. Das Imperium hatte sich überdehnt. Die Herrschaft der der römischen Besatzer, der reichen Geldsäcke aus Rom neigte sich dem Ende zu. Jetzt war die Zeit gekommen zu zuschlagen.