Beiträge von Faustus Iunius Rupa

    Tatsächlich ging der Ritt der Abteilung weit über die Umgebung des Lagers hinaus und der Decurio schien sich nicht mehr nach einer Heimkehr zu sehnen. Allmählich machte sich bei den Rekruten der lange Ritt bemerkbar. Randolf rutschte auf seinem Hosenboden hin und her und man konnte erkennen, dass er mittlerweile Qualen erlitt und versuchte seinen geschundenen Körper zu entlasten. Faustus grinste sich eins und ritt gemächlich weiter. Für ihn war dieser Ausritt eine Entspannung vom Alltag des Lagerlebens. Während seiner Zeit in Germanien hatte er schon ganz andere Touren hinter sich gebracht und vor allem auch unter dem Druck des Verfolgt Werdens. Das war eine andere Hausnummer und war kräftefressend. Er konnte nur hoffen, dass der Decurio heute Mitleid mit ihnen allen hatte und nicht noch das Tempo sowie eine Verfolgungsoperation starten würde. Für Faustus war es gut, dass er sein eigenes Pferd unter sich wusste und diesem Vertrauen konnte. Weiter vorne begannen einige der Männer lauthals zu jammern und man konnte ihnen ansehen, dass sie fertig waren. Doch so wie man den Decurio einschätzen konnte war das Wasser auf sein Mühlenrad und würde ihn zu noch größeren Seltsamkeiten verleiten.

    Faustus hatte aufmerksam zugehört und dem neben ihn stehenden Randolf mit einem Nicken zu verstehen gegeben, dass sie sich beide aufeinander verlkassen konnten. Augenscheinlich war diese Übung eine relativ leichte kaum nennenswerte Operation, doch wie Faustus den Decurio mittlerweile kannte, machte dieser selten etwas sinnloses oder einfaches. Und wenn doch dann wollte er damit etwas bezwecken. Also war Faustus hellwach und beobachte exakt wie sich der Devurio in Richtung Porta mit seinem Pferd bewegte. Dabei gab er das Handzeichen für Schritt und wies Richtung Porta als Aufforderung zum Marsch. Der Decurio ritt im Schritt dem Tor entgegen und als er am ersten vordersten Reiter vorbeigekommen war setzte sich die erste Reitergruppe zu zweit in Bewegung um dem Anführer zu folgen. So setzte sich der Aufmarsch weiter vorwärts und als die Abfolge an Faustus und Randolf dran war machten sie auch wie alle anderen die gleichen Abläufe um dem Decurio in Richtung Ausgang zu folgen. So durchritt die Abteilung die Porta in Ziel ins offene Land. Aus dem Schatten am Tor konnte Faustus Hilda erkennen die geduldig wartete und auf ein Zeichen von Faustus lauerte. Doch dieser hielt sich kerzengerade und vor allem hielt er den Schnabel, denn der Decurio konnte wirklich richtig sauer werden. Und das wollte Rupa nicht noch einmal über sich ergehen lassen. Die wenigen Zuschauer sahen entspannt dem Aufmarsch der Reiter zu, denn sie hatten schon so oft eine Truppe ausreiten gesehen. Zu mindestens schien es für die Zuschauer eine normale Truppe zu sein und keiner schien eine Ahnung davon zu haben, dass es sich um die Ausbildungseinheit handelte.

    Oh ha da hatte Faustus in seiner übereiligen Art aber ganz schön Bockmist gebaut. Und zu recht hatte er vom Decurio einige überzogen bekommen. Und der gewaltige Anschiss war auch gerechtfertigt. Für Faustus waren die Informationen so wichtig gewesen, dass er vor lauter Eile vergessen hatte den Schnabel zu halten über seinen geheimen Auftrag in Germanien. Und vor lauter Dummheit hatte er auch noch allzu laut seine Informationen herausposaunt und dadurch die Kameraden verunsichert. Für Faustus waren mögliche Kämpfe kein großes Problem, denn er hatte derer schon zu viel in Germanien erleben müssen. Er war sich seiner Kampffähigkeiten sicher und würde auch dann eine Möglichkeit finden zu überleben. Aber der Decurio hatte auch Recht, denn die anderen Anfänger waren von den Kampffähigkeiten bei weitem nicht so weit wie Faustus.


    Als der Befehl zum Antreten kam beeilte sich Faustus, dass er diesem Befehl entgegenkam. Vermutlich würde er ehe noch unter vier Augen vom Decurio seinen Anschiss kassieren. Außerdem hatte er auch noch das Problem Hilda an der Backe, wobei sie tatsächlich eine wertvolle Informationsquelle über Dankwart werden könnte. Schließlich war sie seine Beraterin gewesen und kannte sich mit dessen Planungen aus, weiterhin war sie mit dem Gelände vertraut in dem sich Dankwart aufhielt. Man würde sehen was der Decurio tatsächlich plante. Zusätzlich hatte Faustus mitbekommen, dass irgendeine Krankheit bei der Ala kursierte und viele Tirones daran verstorben waren. Das alles führte bei ihm nicht unbedingt zur Sicherheit seines jetzigen Standortes bei. Außerdem war auch eine ganze Abteilung, die Prima, verschwunden. Alles sehr verstörend. Faustus spürte regelrecht, dass es bald mit der Ruhe des Garnisonslebens vorbei sein würde. Was er so mitbekommen hatte in verschiedenen Gesprächen versuchte die Ala so viele Männer wie es nur ging zu rekrutieren. Also hatten sie hier massive Personalsorgen und würden vermutlich jeden einigermaßen geeigneten Kandidaten nehmen. Was das Seltsame an der ganzen Geschichte war, dass diese kursierende Krankheit bisher nicht in Stadt vorgedrungen war.


    Faustus und Randolf tauschten durchdringende Blicke aus und man konnte Randolf regelrecht ansehen was für Fragen er Faustus stellen wollte. Doch jetzt war nicht die Zeit diese Informationen auszutauschen und vor allem hatte Faustus über seinen Auftrag den Mund zu halten. Der Iunier hatte nur begrenzt Vertrauen in die militärische Führung, der einzige Vorgesetzte der wirklich Eier in der Hose hatte, war der Decurio. Auf diesen konnte man sich verlassen bei Einsätzen die auf einen zukommen würden.

    Die Rekruten waren gerade dabei sich zu Pferd zu versammeln als Faustus angeritten kam. Ihm war eine lange Nacht anzusehen und so wollte er so schnell es ging dem Decurio Meldung erstatten. Das was er von Hilda erfahren hatte, war von großer Bedeutung da es sich um seinen Auftrag hinter den feindlichen Linien handelte und für die Ala vermutlich eine schwere Zeit erbringen könnte. So meldete er sich beim Decurio zurück. „Salve Decurio ich melde mich zurück und ich denke ich habe interessante Neuigkeiten erfahren, die für uns gefährlich werden könnten. Also Hilda meine äh … Beraterin hat mir mitgeteilt, dass sich im germanischen Hinterland der Stammesführer Dankwart bereit macht gegen Rom loszuschlagen. Er sammelt Krieger ein, bildet diese gut aus und rüstet sie mit ordentlichem Rüstmaterial aus. Er überfällt alle Dörfer im Umkreis die sich nicht seinem Willen unterordnen. Dabei raubt er Verpflegung, Frauen und Kinder und zwingt die Krieger dazu unter seiner Führung sich zu sammeln. Die Germanen die sich nicht unterwerfen wollen hatten auch schon gegen Dankwart losgeschlagen und es kam zu einer großen Schlacht bei der Dankwart siegreich war. Er hatte 300 Krieger unter seinem Kommando und musste erhebliche Verluste erfahren bei dem Gemetzel. Nachdem die Dörfer geschwächt daliegen überfällt er diese und macht sie dem Erdboden gleich. Frauen, Kinder und die restlichen Krieger werden in seinem Lager gesammelt, während die Alten, Gebrechlichen und Verletzten getötet werden. Die Dörfer werden alle abgefackelt und vom Erdboden getilgt. Hilda sagte auch, dass Dankwart ein großes Projekt starten will und zwar den Bau einer großen Festung in einem idealen Umfeld um dort Platz für 1000 Krieger zu schaffen, sowie den unterstützenden Bauern mit ihren Familien. Das wäre eine einmalige Sache in Germanien und würde in die Richtung des Arminius gehen. Wenn diese Festung steht und die dazugehörenden Krieger vorhanden sind werden viele Römer sterben müssen. Und ich glaube nicht, dass die Ala in der Lage ist diese Flut zu stoppen, wenn sie mal in Bewegung geraten ist. Wir werden dann vermutlich alle unser Leben lassen und der Limes geht in Rauch auf.“ Faustus schaute sehr kritisch drein und man konnte ihm ansehen, dass er sehr besorgt war. „Decurio ich hätte da noch eine Frage verbunden mit einer Bitte und zwar möchte ich fragen ob es die Möglichkeit gibt Hilda irgendwo unterzubringen, da sie erhebliches Wissen über Dankwart hat und sie als Beraterin für diesen tätig war. Sie kennt die Umgebung besonders gut und würde uns jederzeit bei einer Operation behilflich sein. Sie mag zwar die Römer immer noch nicht wirklich, doch mittlerweile hat sie einen Hass auf Dankwart entwickelt da durch ihn so viele unschuldige Germanen umkommen. Können wir da nicht etwas machen?“ Fragend schaute Faustus in das Gesicht des Decurios.

    Faustus schaute sich mit Begeisterung den Parcour an den die Soldaten aufbauten. Der Decurio ritt auf seinem Pferd wie ein Kriegsgott daher, stolz und sich seiner Fähigkeiten im Klaren. Faustus machte sich mit Randolf auf um die Hindernisse genauer zu betrachten. Für Faustus stellten sie kein Problem dar und so zeigte er Randolf wie man mit dem Pferd über die Hindernisse sprang. Überraschenderweise hielt sich Randolf auf seinem Pferd und erledigte einige Sprünge die von mal zu mal besser wurden.

    Faustus wandte sich nun Richtung der brennenden Ballen und treib sein Pferd an um diese Hindernisse zu überwinden. Alles kein großes Problem für den Iunier. Reiten konnte er, dass hatte er in zahlreichen Gefechten in Germanien bewiesen.

    Als er seine Sprünge absolviert hatte ritt er zum Decurio und sah diesen mit intensiven Blick an. "Decurio erinnerst du dich noch an deinen Auftrag in Germanien. Ich glaube ich habe heute jemanden gesehen der in dieser Zeit mit mir unterwegs war. Ich hatte eine Frau kennengelernt, die ich aus einer gefährlichen Situation errettet hatte. Und ich glaube, dass ich sie heute beim Übungsgelände gesehen habe. Besteht die Möglichkeit, dass ich mich ausnahmsweise draußen kurz umsehen kann. Wenn diese Frau tatsächlich hier sein sollte, dann sind bestimmt wichtige Ereignisse eingetreten denen wir ggf. nachgehen sollten."

    Endlich war es soweit sie konnten praktische Dinge üben, heute war vor allem das erste Reittraining angesagt. Faustus hoffte inständig, dass er nicht so eine lahme Mähre als Reittier bekommen würde und so war er freudig erstaunt als sein eigenes Pferd ihm zugeführt wurde. Irgendjemand hatte mit ihm ein Einsehen gehabt und Faustus strahlte glücklich als er sein Pferd am Zügel halten konnte. Das Pferd selber drückte immer wieder mit seinem Kopf gegen Faustus um ihm zu zeigen das es auch selber glücklich war seinen Herrn wiederzuhaben. Als der Befehl zum aufsitzen kam schwang sich der Iunier mit einer gewohnten Leichtigkeit auf den Pferderücken, während das Tier regenungslos dastand. Mit einem leichten Schenkeldruck setzte sich der Pferd in einen leichten Trab. Auf ein Kommando von Faustus galoppierte das Pferd kräftig an und so ritten sie mit einem ordentlichen Tempo über den Übungsplatz. Pferd und Reiter verschmolzen zu einer Einheit und der erfahrene Betrachter erkannte, dass die beiden schon eines an gemeinsamen Erfahrungen erlebt hatten. Faustus ritt verschiedene Figuren ab während sein Pferd sofort auf seine Anweisungen reagierte.


    Randolf hingegen war jetzt nicht gerade der geborene Reiter und machte hier und da einiges durch mit seinem Pferd. Nun gut er konnte sich auf dem Pferderücken halten und fiel auch bei stärkerem Trab nicht vom Pferderücken. Er würde das sicherlich noch besser in den Griff bekommen. Wenn Faustus jetzt noch eine Bewaffnung dabei hätte wäre es für einen Kampf sofort bereit.


    Was Faustus aber bewegte war die Tatsache, dass er heute beim Training außerhalb des Lagers dachte Hilda gesehen zu haben. Doch das war ja normalerweise nicht möglich. Doch der Gedanke ließ ihn einfach nicht los und er zog immer wieder in seine Überlegungen. Leider konnte er jetzt nicht nachprüfen ob seine Vermutung richtig war, denn in der Ausbildung durfte er das Lager nicht verlassen. Wenn jetzt Hilda tatsächlich hier wäre, dann musste etwas wichtiges in Dankwarts Lager vorgefallen sein. Faustus war sich da ziemlich sicher.

    Aha so war das also dachte sich Faustus und nickte zustimmend zu dem Gesagten. Währenddessen sah er sich bei seinen Kameraden im Hörsaal um und betrachtete sie eingehend. Die meisten von ihnen waren einfache Burschen von überall her aus dem Imperium und nicht gerade die größten Geistesgrößen. Doch für den Kampf langte es draufzuhauen und den Gegner schneller zu töten als man selber getötet wurde. Den Römern war es egal wer für sie starb, solange es Barbaren waren die gegen Barbaren umkamen war alles in Ordnung. Für die Offiziere der Einheit war es natürlich nicht so gut, denn die Ausbildung eines Eques kostete eine Menge an Geld und vor allem Arbeit in die Ausbildung. Jedenfalls hatte sich Faustus fest vorgenommen nicht so schnell ins Gras zu beißen und den Sold recht lange zu beziehen. Er fühlte sich hier sehr zufrieden und war glücklich mit dem eingeschränkten Leben das er führen musste.

    Faustus betrachtete etwas verwirrt das Gespräch der beiden Vorgesetzten, zu mindestens bemerkte man die Erleichterung im Gesicht des Eques an, als der Duplicarius das Heft an sich nahm und mit Kommandostimme den Unterricht begann. Der junge Mann überlegte immer noch eine Antwort auf die Frage des Vorgesetzten. Faustus grübelte angestrengt nach, wobei Randolf ihn so komisch von der Seite ansah, frei nach dem Motto was bist bloß für ein Schlaumeier. Das römische Militär hatte ihn schon immer interessiert, vor allem da der Vater ihm so vile darüber berichtet hatte. Doch das war schon lange her und viele Zusammenhänge hatte er vergessen.


    "Äh also die Ala heißt Ala und ist die größte organisatorisch und taktische Einheit der römischen Reiterei. Das kommt vermutlich aufgrund der Schlachtaufstellung an den Flügeln im Gefecht.

    Eine Ala Quingenaria besteht aus 16 Turmae zu je 32 Mann, also 512 Mann. Unter diesen befindet sich ein Vexilifer als Feldzeichenträger der Einheit. Das Kommando führt ein Praefectus Alae aus dem Ordo Equester, ausnahmsweise auch ein Tribunus Laticlavius aus dem Ordo Senatorius. Eine Ala Miliaria besteht aus 24 Turmae, also 768 Reitern. Von diesen schlagkräftigen Eliteeinheiten gibt es nur sehr wenige im römischen Reich. Zu mindestens hatte dies mir mein Vater so ähnlich erzählt."


    Randolf schüttelte nur den Kopf, vermutlich weil er von dem genannten Zeug bisher noch überhaupt nichts erfahren hatte. Auch die anderen Rekruten sahen Faustus teilweise mit großen Augen an.

    Faustus sah sich um und entdeckte eine Menge Gesichter die ausdruckslos in die Luft starten. Anscheinend hatten außer ihm die anderen absolut keinen Plan was jetzt abging. Er überlegte krampfhaft was damals in en Unterrichten und von seinem Vater angesprochen worden war. So erhob er sich von seinem Platz, man wusste ja nicht ob das so gewollt war, und antwortete: "Also die Ala ist eine Hilfstruppe die als Unterstützungsverband an den Grenzen des Imperiums eingesetzt wird. Die Aufgaben unterscheiden sich dabei von der Grenzsicherung, der Vorfelderkundung aber auch Stoßtruppunternehmen und selbstverständlich der Einsatz in der Schlacht. Es gibt reine Reiterverbände aber auch gemischte Verbände mit Fußvolk und Reiterei, ebenso sind die Mannschaftsstärken zwischen 500 und 1000. Gerade bei der Grenzsicherung kommen die speziellen Fähigkeiten der Einheiten zum tragen. Vorrangig trägt die Ala die gesamte Last der Grenzverteidigung, da die Legionen anderweitig eingesetzt werden."

    Das war grob was Faustus noch zusammenbrachte.

    Faustus trat zusammen mit Randolf in den Raum ein und sah sich neigierig um. Hier sollte also die Theorie stattfinden. Für die beiden war hier alles neu und überhaupt nicht einschätzbar. Theorie was war das denn nur für ein Ding, früher hatte Faustus als der Vater noch hier war und sie alle glücklich in einem Haus lebten auch Lehrer gehabt die ihm auch Theorie beibringen wollten. Manchmal mit Erfolg und manchmal mit eher weniger großen Treffern. Und hier stand er vor einer gewissen Hürde, aber die würde er auch überwinden.

    Oha ein gewaltiges Programm wurde da für die angehenden Eques aufgezogen. Doch das war so in Ordnung, denn nur dadurch konnten sie alle sich zu brauchbaren Soldaten entwickeln. Faustus war eigentlich alles klar und er gedachte sein bestes abzuliefern, zum einen um dem Decurio zu beweisen dass er sich auf ihn verlassen konnte und zum anderen würde er alles mitnehmen um als Soldat noch besser zu werden. Daher nickte Faustus zustimmend den Worten des Decurios. Doch eine Sache wollte er doch noch loswerden. "Decurio ich würde wenn es möglich ist mein eigenes Pferd nutzen wollen wir sind aufeinander eingespielt und meine eigene Spatha nutzen, die ich selber geschmiedet habe. Sie ist wesentlich effektiver als die Waffen die wir jetzt bekommen haben, da sie mit einem besonderen Verfahren erstellt worden ist. Wenn du mir den Wunsch erfüllen könntest wäre ich dir sehr dankbar." Nun man konnte fragen, denn wenn es um Ausrüstung ging sollte ein Eques das Beste vom Nesten sein eigen nennen dürfen.

    Nachdem frühmorgendlichen Fitnesstest den er bestanden hatte ging es nun endlich zur Sache. Außerhalb des Lagers war der Campus auf dem vorrangig ihre Ausbildung stattfinden würde. Und so standen sie, Faustus, Randolf und die anderen Neuen, mit ihrer Ausrüstung angetreten am Campus und warteten auf die Dinge die sich ergeben würden. Faustus sah sich gut um und prägte sich seine Umgebung, aber auch die Übungsstationen genauestens ein. Das hatte er so in seinem bisherigen Leben gelernt und war damit immer gut gefahren. Nur wenn er eine Situation richtig einschätzen könnte würde er überleben, davon war er überzeugt. Sinnlos den Tod zu suchen oder durch unfähige Menschen in den Tod getrieben zu werden, das lag Faustus nicht wirklich. Wenn er eine Sache anging dann hatte er immer erfolgreich zu sein. Wenn nicht musste er solange nachbessern bis sich eine Situation einstellte die er beherrschen konnte.


    Jedenfalls war er gespannt darauf wie sein Vorgesetzter der Decurio hier und heute sich zeigen würde bei der Ausbildung. Reiten und kämpfen konnte er sicherlich besser wie jeder der anderen Anfänger dessen war er sich sicher. Schließlich hatte er schon etliche Männer dem Tode übergeben und war vielen gefährlichen Situationen ausgewichen durch seine Erfahrung. Und er war davon überzeugt der beste Soldat der Ala zu werden damit der Decurio stolz auf ihn war. Vielleicht bestand auch einmal die Gelegenheit den Mann näher kennenzulernen, wenn die Ausbildungszeit vorbei war.

    Am frühen Morgen schallten in der Unterkunft auf einmal laute Schreie herum. Schlaftrunken erwachte Faustus sowie Randolf und die anderen in ihrer Unterkunft. Hatte irgendjemand schlecht geschlafen oder war betrunken oder was war los. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein unbekannter Immunes brüllte sie an: "Raus ihr Affen jetzt ist es vorbei mit eurem faulen Leben wir werden alle gemeinsam ein bisschen uns körperlich Ertüchtigen. Das wird für uns alle ein Spaß." Nein Faustus glaubte nicht wirklich daran und sah zu Randolf der verzweifelt seine Augen rollen ließ. Ja, ja so begann also das militärische Dasein für uns Neue. Nichts desto trotz eilten alle hinaus auf den Antreteplatz, weil dort vermutlich jeder getreten wurde, so wie heute. Schnell wurden sie in zwei Gruppen eingeteilt, mussten dann jeweils kehrtmachen und auf Kommando begannen sie ihre Runden in einem großen Kreis zu drehen. Jeweils bei der Hälfte der Bahnen begegneten sich die Gruppen und mussten aneinander vorbei. Anfänglich war das Ganze noch recht durcheinander und so mancher stieß mit der anderen Gruppe zusammen, doch allmählich bildeten sich die Gruppen und eilten im Wechsel einmal in der Innenbahn und einmal in der Außenbahn aneinander vorbei. Der Dampf der keuchenden Männer vermischte sich mit dem Nebel der schwach über der Ala schwebte. Anfänglich gab es auch noch den einen oder anderen vorlauten Kerl, doch nach diversen Anschissen und vor allem um Luft zu pumpen verstummte das Geplapper. Immer weiter ging die Schikane und nach einer halben Stunde standen nur noch die Hälfte der Männer auf der Laufbahn. Faustus lief in einem regelmäßigen Laufrythmus den er in Germanien auf der Jagd gelernt hatte. Dieses Tempo konnte er eine lange Zeit durchhalten ohne schlapp zu machen. Randolf sah ihm den Laufstil ab und versuchte mehr schlecht als recht durchzuhalten. Und lustig ging es immer weiter und bis auf die erschöpften Rufe der Kameraden die aufgeben mussten blieb alles beim alten. Jetzt waren nur noch ein Viertel der Männer übrig und auch Faustus spürte wie es ihm immer mehr die Lungen zusammenzog. Randolf war mittlerweile ausgeschieden, weil er einen Krampf bekommen hatte, doch nahm der Iunier nur noch am Rande wahr. Als Motivation hallte es in Faustus Kopf immer wieder: (Du musst der beste Soldat der Ala werden, du darfst den Decurio nicht enttäuschen, sei ein Mann und halte durch, andere haben es auch geschafft und du schaffst das auch.) Laufen, laufen und nochmals laufen nichts anderes hatte Faustus mehr im Kopf, alle anderen Dinge waren aus seinem Kopf verschwunden und so zog er weiter seine Runden um schließlich auf einen Ruf anzuhalten. Der Immunes hatte ihn angebrüllt mit dem Laufen aufzuhören, aber Faustus war so in seiner Laufwelt das er dies nicht hören konnte. "Du verrückter Esel wer hat dir gesagt wie ein Idiot hier rumzurennen. Du hörst ja nicht einmal mehr die Befehle." Doch die Augen des Immunes sagten etwas ganz anderes, eher betrachteten sie ihn mit Respekt. Für einen Anfänger hatte er gut durchgehalten. Doch in seiner Erschöpfung bekam dies der gute Faustus überhaupt nicht mit. "So ihr Maden jetzt verschwindet auf eure Stuben und wascht euch, ihr stinkt wie die Iltisse. Nachher geht es dann mit eurer Ausbildung weiter. Haut ab ihr Pfeiffen." Einzig ein etwas schwächlicher Soldat lag noch schweratmend vor dem Immunes. Dieser sah angewidert auf das Häufchen elend hinab und meinte mit einer gefährlich leisen Stimme: "Du Drecksack stehe bloß schnell auf sonst trete ich dir in die Eier das dir diese wie Meteore aus dem Hirn schießen." Und er machte wirklich Anstalten den Mann am Boden zu treten, doch dieser schaffte es gerade noch so auf die Beine zu kommen und davondackeln. Faustus hatte die Szene beim Gang zur Unterkunft mit angesehen und dachte für sich selber das der Mann der Einheit noch Schwierigkeiten machen würde. Bei Kämpfen musste man sich auf seine Mitstreiter verlassen und konnte keine Schlappschwänze gebrauchen.

    Die Worte seines Vorgesetzten drangen in sein Bewusstsein und ließen seine Gefühle für den Dienst als Soldat in der Ala aufwallen. Oh ja er war jetzt Soldat der besten Einheit der römischen Armee und würde sich anstrengen der beste Soldat der Ala zu werden. Der Decurio sollte auf ihn stolz sein und wissen, dass er sich auf ihn bedingungslos verlassen konnte. Der Eid war abgelegt und nun war er endlich ein Soldat wie er sich es immer gewünscht hatte. Und er hatte endlich eine Heimat zu der er sich hingezogen fühlte. Als der Befehl zum WEgtreten erfolgte erwachte Faustus aus seinem Traumzustand und bewegte steif seine Glieder. Sein Blick fiel auf seinen Stubenkameraden Randolf der ihn genauso verwirrt ansah und wohl die selben Gefühle empfand wie er selber. Faustus trat zu ihm hin und gemeinsam verließen sie das Fahnenheiligtum um zu ihrer Unterkunft zurückzukehren. Morgen würde sicherlich ein harter Tag werden und wollten sie nochmals die Ausrüstung überprüfen und frühzeitig schlafen gehen.

    Sein Idol der Decurtio betrat das Fahnenheiligtum und füllte mit seiner Präsenz den ganzen Raum aus. Die Feuerschalen hüllten den Raum in ein stickiges Etwas ein und ließ die Männer wie Schatten wirken. Es war unheimlich wie sich die Situation der stehenden Männer verändert hatte. Als der Decurio plötzlich einen Befehl bellte traten alle Anwesenden in Linie an und gingen in Grundstellung. Jetzt wurde es ernst und die Männer blickten geradeaus und hingen ihren Gedanken nach. So rasten auch bei Faustus die Gedanken und ließen seine Vergangenheit blitzschnell Revue passieren. Hier und jetzt würde er ein neues Leben beginnen als Soldat der Ala. Die Vergangenheit war vergessen und ab jetzt zählte nur noch das hier und jetzt. Faustus hörte wie sein Name aufgerufen wurde und trat vor um sich vor dem Decurio aufzustellen. Oh ja Decurio ich werde dir zeigen das ich der beste Soldat deiner Einheit werde. Nun war es an Faustus seinen Eid zu leisten und er würde ihn mit aller Macht halten.

    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."

    Stolz aber auch zutiefst berührt von dem Szenario sprach Faustus seinen Eid. Gerade wie ein Speer stand er da, das Gesicht steinern mit klarem und aufrechtem Blick. Der Decurio sollte stolz auf ihn sein und sehen wie sehr er sich bemühte der beste Soldat der Einheit zu werden.

    Faustus betrat mit energischen Schritten das Fahnenheiligtum der Ala. Außer ihm waren noch andere Männer anwesend die wir er auf das Kommende zu warten schienen. Unter ihnen sah er auch seinen Zimmergenossen Randolf. Dieser war genauso wie er angespannt und nickte ihm kurz zu. Es herrschte eine eigentümliche Stimmung, alle schienen auf etwas besonderes nie erfahrenes zu warten. Und was besonders ins Auge stach war die unglaubliche Stille die im Heiligtum herrschte. Man konnte die Feuer, die in den an den Seiten aufgestellten Schalen loderten, lautstark prasseln hören. Unglaublich wie laut Feuer sein konnte, wenn man nichts sagte. Faustus ließ seine Augen über die Einrichtung des Heiligtums gleiten. Im Eingangsbereich standen zwei gewaltige Kriegerfiguren, vermutlich irgendwelche römische Götter, während an den hinteren Wänden zahlreiche Abzeichen und besondere Waffen hangen. Zur Raummitte hin war ein niedriges Podest aufgestellt mit mehreren Halterungen für die wichtigsten Feldzeichen der Ala. Um das Podest herum waren in gleichem Abstand Schalenständer aufgestellt die mt einer hohen bläulichen Flamme brannten. Vermutlich waren gewisse Brennstoffe beigefügt worden, damit die Flammen ihre gelbrötliche Farbe verloren und nun diese bläuliche Flammenzungen präsentieren. Trotz der zahlreichen Flammenschalen herrschte eine dunkle und düstere Atmosphäre die einen frösteln ließen. Zugleich aber fühlte man einen Druck wie wenn ein Gott erscheinen würde. Für Faustus, aber nicht nur für ihn, stellte sich das alles wie in einem Druidenhain dar. Wenn jetzt noch diese bösen Wesen hier eintreten würden. wäre das der größte Alptraum für den Germanen. Faustus hatte keine gute Erfahrungen mit den Druiden erlebt und hatte sich vorgenommen dieses Geschmeiß vom Erdboden zu tilgen. Waren Anführer mit ihrem Hass auf Rom schon schlimm, so schürten diese Druiden immer noch mehr Öl ins Feuer. Letztendlich mussten dann immer die kleinen Leute dafür büßen.

    Faustus hörte sich alles an was der Decurio äußerte. Das hörte sich schon einmal eher nach Soldat sein an, als die ganzen sinnlosen Untersuchungen. Wie hatte Randolf dazu gesagt: römische Bürokratie. Nun ihm konnte das alles egal sein, er hatte endlich seinen Uniformrock an, sah sauber gekleidet aus und hatte seine Ausrüstung in einem sauberen Zustand. Für ihn allerdings noch nicht sauber genug, aber das würde er definitiv noch nachholen. In seinem bisherigen Leben hatte er immer seiner Ausrüstung einen großen Stellenwert beigemessen, denn ohne diese war man in Germanien relativ schnell tot. Der Decurio brauchte sich über die Ausrüstung Faustus keine Sorgen machen, diese war immer Einsatzbereit. Für Faustus war dies schon fast eine Manie so sehr war er auf eine gute Ausstattung fixiert und seine Waffen würden definitv kampfbereit sein ohne ein Staub von Rost oder Dreck. Allerdings würde er so schnell es ging seine eigenen Waffen wie Spatha, Dolch und Speer, wieder tragen wollen, die waren einfach besser. Vielleicht konnte er mit dem Schmied reden und ihn dazu bringen wenigstens vernünftige Spathas herzustellen und nicht diesen minderwertigen Schrott. Wobei er weder den Soldaten noch der Verwaltung eine große Schuld zuweisen wollte, sie mussten sich eben an die Vorgaben halten.

    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."

    Wie gewaltig hörte sich dieser Schwur an und bewegte ihn tief in seinem innerstes. Oh ja er wurde sich anstrengen um sich hier ein zu Hause aufbauen zu können. Schnell las er den Text durch und ja er konnte ihn sich bereits merken. Das war bei ihm immer schon so gewesen, er brauchte nur was hören oder sehen und schon konnte er es wieder geben.

    "Decurio ich werde mir Mühe geben alle Erwartungen pflichtbewusst zu erfüllen." Jetzt hatte er bereits so komisch wie die Römer es tun gesprochen. Na das konnte ja noch heiter werden.

    Faustus ging mit ausladenden Schritten ins Rekrutierungsgebäude um sich zurück zu melden. Schnurstracks betrat er das Büro und meldete sich zurück. "Miles Faustus Iunius Rupa meldet sich zum Dienst." So hatte ihm Randolf das mitgeteilt und so meldet er sich nach hoffentlich römische Sitte. Faustus war zufrieden und freute sich auf die Ausbildung mit den Pferden und vielleicht lernte er auch was für den Kampf zu Fuß und auf dem Pferd. Er war sehr gespannt was die Römer so drauf hatten und wartete wissbegierig auf alles weitere was kommen sollte.

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    Faustus schleppte seinen Krempel Richtung der Ausbildungsturma und betrat schwer beladen die Unterkunft. Ein weiterer Neuer war ebenfalls anwesend und sah kurz auf als er eintrat. Faustus nickte ihm kurz zu und sah sich um wohin er sein Zeug lagern konnte. Plötzlich erhob sich der Neue und ging ihm entgegen. "Ich heiße Randolf und bin ebenfalls neu hier." Auf jeden Fall war er auch wesentlich jünger als Faustus, vermutlich um die 24 - 26 Jahre alt. Erschien auch aus Germanien zu sein. "Ich heiße Faustus Inuius Rupa und komme von jenseits der Grenze." Randolf nickte kurz um zu unterstreichen dass das genügte. "Ich helfe dir mal dein Zeug einzuräumen mir hat es ein Immunes gezeigt wo was hinkommt." Somit packten sie gemeinsam an und verstauten fachgerecht die Ausrüstung. Danach kleidete Faustus sich genauso wie Randolf in die militärische Bekleidung und sah schon wie ein römischer Soldat aus. Zu mindestens fühlte er sich so. Faustus war endlich angekommen und hatte ein Gefühl, dass er hier hergehören würde. Es war tatsächlich sowas wie Heimat für ihn, den Rumgeschupsten und von niemanden wirklich gewollten. Jeder Mensch brauchte schließlich irgendwie eine Heimat, wo er zurückkehren konnte.

    Faustus betrat das Magazin mit seiner Personaltabelle und sah sich interessiert um. Hm hier gab es jede Menge an Ausrüstung für einen Soldaten. Er war gespannt was man ihm für Waffen und Kettenhemden zuweisen würde. Hoffentlich konnte er seine eigenen Waffen weiter benutzen, die waren was er bisher gesehen hatte wesentlich besser als das Zeug der Ala. Un man würde sehen.

    "Mein Name ist Faustus Iunius Rupa ich bin ein Neuer und soll mich hier melden wegen meiner Ausrüstung. Hier sind ja einige Schätzchen verstaut die ich so noch nicht wirklich gesehen habe." Faustus war sein Interesse wahrlich anzusehen. Für jeden Mann der in Germanien aufgewachsen war zählte die Ausrüstung zum wirklich wichtigen Teil seiner Selbst.