Nachdem Faustus diese wichtigen Informationen mitgehört hatte war sein Aufenthalt in der Siedlung nicht mehr notwendig und so schlenderte er gemächlich zu seinem Pferd. Es hatten sich einige neugierige Gestalten darum versammelt doch als sie ihn kommen sahen zogen sie sich zurück. Bei seinem Pferd machte er noch einmal einen grimmigen Rundumblick, der die Anwesenden dazu zwang ihren Blick von ihm abzuwenden. Es war ja so einfach diese dummen Bauertölpel einzuschüchtern. Als er auf sein Pferd aufstieg stand ihm niemand im Wege und so verließ er dieses Nest Richtung Ausgang. Die beiden Wachen schauten zwar überrascht auf, dass er so schnell wieder die Siedlung verließ, doch sie behelligten ihn nicht weiter und so zog er seiner Wege.
Faustus dachte konzentriert nach was er alles so vernommen hatte und vor allem welche Rolle Hilda in der bisherigen Situation spielte. Und was war eigentlich in diesem verdammten Germanien los? Wie oft hatten sich die Germanen gegen Rom erhoben und jedes mal eine auf die Schnauze bekommen. Nur weil sie einmal eine erfolgreiche Operation durchgeführt hatten vor langer Zeit 3 Legionen vernichtet hatten glaubten sie tatsächlich immer noch daran über Rom zu siegen. Lächerlich, Faustus war zu sehr Realist um sich mit diesem dummen Gedanken zu beschäftigen. Rom ließ sich nicht mit großen Schlachten besiegen, dazu war alles zu gut organisiert und das Militär absolut überlegen. Aber das sollte man einmal einem germanischen Führer erklären der im Wahn lebte. Und eine weitere Tatsache war auch die, dass die Germanen immer irgendeinen Führer benötigten um große Aktionen zu starten. Nun ja wie auch immer Faustus würde erst mal ein dringendes Gespräch mit dieser Hilda führen. Er hätte seinem Instinkt folgen und sie nach dieser Nacht einfach töten sollen. Mit diesem Weib würde es auch zukünftig nur Ärger geben, doch war dahingehend vielleicht zu weich, das lag wohl an seiner römischen Seele.
Endlich war er am Ziel und sah Hilda wie sie ihn anstarrte während er langsam vom Pferd abstieg. Faustus packte alles Sachen die er in der Siedlung besorgt hatte aus und verteilte sie auf die Pferde um sie ordentlich zu verstauen. "Thor und was hast du herausgefunden?" fragte Hilda mit einem seltsamen Gesichtsausdruck. Doch er ließ sich nichts anmerken und zuckte nur mit den Schultern. Als er dann in ihrer Nähe war und sie sich zu beruhigen schien explodierte er und schlug ihr hart ins Gesicht so dass sie ihr Gleichgewicht verlor und auf den Boden stürzte. Nun stand er über ihr und sah sie mit seinem grimmigen Blick an, der für sie nichts gutes erkennen ließ. Innerlich musste er grinsen über dieses Schauspiel und er fragte sich tatsächlich ob er nicht auf der Bühne als Schauspieler eine gute Figur machen würde. Hildas Gesichtsausdruck hatte sich verändert und in ihr war eine gewisse Angst zu erkennen was wohl jetzt mit ihr passieren würde. "Ich möchte jetzt eine wahre Geschichte von dir hören und zwar so, dass ich verstehe um was es sich hier überhaupt handelt. Und komme mir nicht mit der Bruder Schwester Geschichte und dem ganzen Mist den du mir erzählt hast. Jetzt will ich die Wahrheit wissen."
Daraufhin begann Hilda langsam ihre Geschichte zu erzählen: "Ich heiße wirklich Hilda bin aber mit niemandem in diesem Dorf verwandt. Der Jüngling der mir geholfen hatte war einer der Söhne des Anführers. Ich vermute mal die Kerle die mich vergewaltigten sollten mich hinterher umbringen. Ich bin dir sehr zu Dank verpflichtet das du mich gerettet hast und mir meinen Lebenswillen gelassen hast. Vermutlich hast du schon erfahren das ich mit einer Gruppe von Kriegern unterwegs war und sie mich beschützen sollten." Faustus nickte zustimmend und sprach: "Das weiß ich bereits aber ich will wissen was du hier zu suchen hast und ich hatte bereits bemerkt das du keine einfache Germanin bist, also was ist los und wer bist du wirklich?" Immer dieser Ärger mit den Frauen und die vor im liegende war ein Paradebeispiel für Ärger. "Thor bitte glaube mir das ich dich nicht absichtlich hinters Licht führen wollte, aber ich habe einen Auftrag zu erfüllen und der muss um jeden Preis erledigt werden. Selbst wenn mir hundert Männer Gewalt antuen würden der Auftrag ist zu wichtig." Nun das glaubte ihr Faustus ausnahmsweise wirklich, diese Frau war härter als sie aussah. Und dieser Auftrag interessierte ihn noch mehr, denn er hatte das Gefühl das er kurz davorstand seinen Auftrag zu erfüllen. "Was ist das für ein Auftrag um was handelt es sich dabei, du hast doch ehe schon mitbekommen das ich dich nicht kalt machen will?" Hilda erhob sich und schaute ihn mit großen Augen an und ihr Gesicht erhellte sich als sie ihn direkt anblickte und ihn küsste. Was war das denn bitte sehr, wollte sie ihn jetzt mit ihren Reizen betören? Dieses Weib macht nur Ärger. "Thor wie stehst du zu Rom?" kam eine überraschende Frage. "Wie ich zu Rom stehe, hmm, ich mag die Römer nicht und bin froh ihnen aus dem Weg zu gehen. Wo sind sind gibt es nur Ärger, Tod und Zerstörung." Hilda nickte bei dem gesagten. "Dachte ich es mir du hegst also auch einen Groll gegen die Bastarde. Sie sind das Schrecklichste was Germanien je erleben musste und unterdrücken alle freien Germanen. Ich hasse diese Dreckskerle so sehr und würde am liebsten jeden Römer auf der Stelle töten. Sie verdienen es alle, egal ob Frau, Kind oder Mann. Alle müssen getötet werden. Sie sind wie die Pest." Faustus war nun doch etwas überrascht hinsichtlich dieser Hasstirade. Doch er würde still dastehen und sich anhören was diese Verrückte ihm sagen würde. Währenddessen kam Hilda ganz nah an ihn heran und kuschelte sich an Faustus und verbarg ihr Gesicht an seiner Brust. "Du bist mein Retter und für mich etwas besonderes, denn du schmierst einem nicht Honig ums Maul sondern bis grade heraus und sagst was du denkst. Wie du bemerkt hast hasse ich die Römer aus tiefstem Herzen, denn sie haben mir soviel angetan und mir meine Liebsten auf schreckliche Weise genommen. Ich würde am liebsten alle Römer von dieser Erde tilgen, sie sind wie Ratten und zerstören alles. Ich bin Beraterin bei meinem Fürsten Gandalf und er sandte mich aus um viele Germanen auf unsere Seite zu ziehen und einen großen Krieg gegen dieses Dreckspack zu entzünden. Die Zeit ist reif ihnen zu zeigen, dass sie uns nicht mehr unterdrücken können. Noch sind wir wenige, aber es werden von Tag zu Tag mehr und bald werden wir eine große Kriegerhorde zusammen ziehen können um damit die Römer und ihren Limes von germanischem Boden zu vertreiben." Hilda hatte an seine Brust geschrien und Faustus bemerkte ihre ganze Leidenschaft und Hass gegen Rom. Nun vielleicht würde es seinem Auftrag gut tun, wenn er sie sich warm hielt und den tumben Germanen Thor weiterspielte. Jetzt würde sein Einsatz bei seinem Auftrag um 100 Prozent mehr steigen, denn es würde um sein Leben gehen wenn er in die Höhle des Löwen eindringen sollte. "Für mich ist es einerlei ob ich einen Römer töten muss oder nicht solange es um die Freiheit geht." Freiheit selbstverständlich, aber ihm ging es um seine persönliche Freiheit und vor allem hatte er schon vor langer Zeit entschieden seinen römischen Wurzeln zu folgen. Er würde definitiv römischer Soldat werden. Hilda hauchte deshalb auch "Ich verstehe dich ja so gut und weiss das du ein toller Krieger bist und dich vor nichts fürchtet. Willst du mich auf meiner Reise begleiten und zu den Kriegern dazustoßen dich mich unterstützen. Wenn die Zeit reif ist stelle ich dich auch meinem Fürsten Gandalf vor und den Häuptlingen die ihn unterstützen." Nu besser konnte es nicht laufen für den Germanen Thor alias Faustus der Römer. Der Decurio dürfte sehr zufrieden mit ihm sein und ihn vermutlich bei seinem Wunsch Soldat in römischen Diensten zu werden unterstützen. Faustus war bereit für eine neue Heimat und ein vernünftiges Leben alles zu tun.