Ich bin zurück vom Reenactment. Das Wetter war subtropisch, aber Spaß gemacht hat es dennoch.
Beiträge von Aulus Iunius Tacitus
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					Das war mal eine gute Frage. Ich beschloss, diese so zu beantworten, wie es meine Sachkenntnis und mein Rechtsverständnis zuließen. Dabei sprach, nein dozierte, ich völlig emotionslos. "Nun, so weit ich die Gesetze kenne, kannst du einen Iudex ernennen. Das ist in völliger Analogie zum Recht der Praetoren, Iudices zu benennen, geregelt. Das ist sowohl in Artikel VIII der Lex Aquilia de Imperio, als auch in den Paragraphen 4 Absatz 1 in Verbindung mit 19 Absatz 3 Codex Iuridicialis geregelt, wobei beide Regelungen streng genommen nur für Strafsachen gelten. Allerdings sprechen gute Gründe dafür, in Zivilprozessen ebenfalls die Regelungslücke durch völlige Analogie zu schließen. Also, ja, so du dich nicht selbst damit befassen möchtest, kannst du einen Iudex ernennen. In Analogie zum Praetor, die ich mangels expliziter gesetzlicher Regelung herstelle, ist der Fall aber zunächst an dich heranzutragen, sofern nicht deinerseits eine permanente Delegation erfolgt. Sollte diese bereits erfolgt sein, so ist mir diese leider entgangen. In dem Fall bitte ich um Verzeihung, deine Zeit unnötigerweise in Anspruch genommen zu haben." War ich damit zu weit gegangen? Doch hatte mich der Kaiser gefragt, und ich hatte geantwortet. 
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					Ich nahm auf dem freien Stuhl Platz, wobei ich die Zeit nutzte, um meine Gedanken zu sortieren. "Nun, was mich zu dir führt ist ein Fall, den ich übernommen habe. Ich werde die Sachlage kurz erläutern. Mein Mandant, Marcus Caecilius Metellus, besitzt ein Stück Land an der Via Flaminia, etwa zehn Meilen vor Rom. Die Via Flaminia wurde vor einigen Monaten ausgebessert, wobei die Legionäre die Gelegenheit genutzt haben, den Verlauf der Via Flaminia etwas zu begradigen. Hierbei wurde ein Stück des Landes meines Mandanten zur Straße. Einen Befehl zur Enteignung gab es nicht. Auch eine vorherige Anfrage an meinen Mandanten gab es nicht. Mein Mandant hat sich an mich gewendet, um die Rechtslage zu erörtern." Das waren die Fakten. Ich gab dem Kaiser einen Moment, die Sachlage zu erfassen, bevor ich fortfuhr. "Nach meiner Rechtsauffassung war die Enteignung nicht rechtmäßig, da es hierzu eines entsprechenden Verwaltungsaktes bedurft hätte, nämlich eines Enteignungsbefehls. Da es sich aber um eine unrechtmäßige Enteignung handelt, steht meinem Mandanten auf jeden Fall Schadensersatz zu. Ob das auch bei einer rechtmäßigen Enteignung von Land so wäre, ist für diesen Fall irrelevant, weshalb ich das nicht näher erörtern möchte. Außer, du möchtest meine Meinung dazu hören." Wieder machte ich eine kurze Pause, damit mein Gegenüber das Gesagt verarbeiten konnte. "Zu dir bin ich damit deshalb gekommen, weil die rechtliche Zuständigkeit eine gewisse Komplexität erreicht, die aber letztlich bei dir als Entscheidungsinstanz landet. Grundsätzlich wäre für eine Entschädigung bei einer ungenehmigten Veränderung des Landbesitzes der Praetor Urbanus zuständig. Andererseits wurde die Straße von Legionären gebaut, so dass der Legat der Legion zuständig wäre. Diese Annahme wäre aber irrig, da wir uns auf italischem Boden befinden. Daher wäre nun diejenige Person zuständig, die sowohl das Imperium über die Legion in Italia, als auch über Italia insgesamt innehat. Diese Person bist du, so dass folglich die Zuständigkeit unmittelbar bei dir zu suchen ist. Ganz nebenbei hat das noch den Vorteil, dass damit zugleich eine abschließende Klärung des Falls zu Stande kommt. Stimmst du mir bezüglich der Zuständigkeit zu?" 
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					Das hört sich nach viel Spaß an, dann wünsche ich viel Spaß und gutes Wetter!  Gutes Wetter ist für mich bewölkt, eher kühl, aber trocken. Und windig. Leichter Regen ist auch okay, nur nicht zu viel, sonst zündet das Pulver nicht.  
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					Hört sich nach gut genutzter Zeit an! Viel Spaß!  An dem Wochenende steht hier bei uns der Kanonendonner über dem Elbtal an. Da bist du aber nicht zufällig dabei zum Rumdonnern? Nein, da bin ich nicht dabei. Ich bin auf einer geschlossenen Veranstaltung zum US-Bürgerkrieg. Das ist deutlich taktischer, wenn man kein Publikum dabei hat. 
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					Ich bemerkte, dass jemand den Raum betrat. Zügig, aber nicht hektisch, drehte ich mich um und sah noch, wie der Scriba zu seinem Platz huschte. Nun stand ich also hier und erblickte den Mann, der die Geschicke Roms im Moment lenkte. Erfreut lächelte ich, während ich kurz nachdachte, welche Anrede ich wählen sollte. Da ich ein Urteil erwirken wollte, blieb nur eine Anrede übrig. "Imperator, danke, dass du Zeit für mich erübrigst. Und entschuldige, dass ich mich von meiner Neugier beherrschen ließ und die Kunstwerke betrachtet habe, statt achtsam deinen Eintritt zu erwarten." 
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					Ich werde vom 24.-27.08. wenig bzw. gar nicht online sein. Eine gewisse Menge Schwarzpulver schreit danach, verbrannt zu werden. Will sagen: Reenactment.  
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					Während das Licht der Sonne verblasste und das Forum nun zunehmend von den Fackeln an den Tempeln und öffentlichen Gebäuden erleuchtet wurde, merkte ich, dass ich langsam wieder Hunger bekam. "Wollen wir den Tag in den Trajansmärkten bei einem guten Abendessen ausklingen lassen?" 
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					"Ich danke dir für das Lob." Da von meiner Seite nichts mehr zu besprechen war und auch von der Seite meines Patrons keine Wünsche zu kommen schienen, beschloss ich, ihn die restliche, lange Schlange von Klienten 'abarbeiten' zu lassen. "Jetzt habe ich doch deutlich mehr von deiner Zeit in Beschlag genommen, als ich ursprünglich geplant hatte. Wenn du wirklich nichts hast, was ich für dich erledigen könnte, sollte ich deinen anderen Klienten auch eine Chance geben, bei dir vorzusprechen." 
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					Der Weg zum Officium hatte mich teils beeindruckt, teils auch wieder beruhigt, weil Architektur eben doch nur Architektur war. Der Komplex auf dem Palatin war doch größer, als ich vermutet hatte. Und dabei war ich nur im Domus Flaviana unterwegs und hatte selbst hiervon nur einen Teil gesehen. Der Raum, in den ich geführt wurde, erschien mir weder unnötig pompös, noch unverhältnismäßig einfach. Vermutlich hätte sich in den Villen der Patrizier sicher der eine oder andere ähnliche Raum finden lassen. Es erstaunte mich, dass hier ein Tisch mit zwei Stühlen stand, da ich eine Exedra erwartet hatte. Andererseits war der Kaiser letztlich auch nur ein Bürger. Nicht irgendein Bürger, sondern der Princeps Civitatis, aber eben doch 'nur' ein Bürger. Der Gedankengang war gar nicht mal schlecht... den würde ich mir für mein geplantes Buch merken. Ich konnte meiner Neugier nicht widerstehen und betrachtete die Statuen und die Gemälde etwas näher. Auf jeden Fall stilvoll, wenngleich ich zu wenig von Kunst verstand, um sie näher einzuordnen. Die Zeit verging mir hierbei relativ schnell. 
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					Anscheinend war die Reisesonnenuhr ein unpassender Gegenstand. Allerdings erschloss sich mir nicht, warum. Nachfragen wollte ich aber auch nicht, weil das sonst so wirken könnte, als würde ich die Kompetenz des Prätorianers in Frage stellen - was ich nicht tat. Wichtiger war für mich die Frage, ob ich sie lieber dem iunischen Sklaven oder den Prätorianern anvertrauen wollte. Begoas war eben noch recht jung und wenn er dieses Glanzstück alexandrinischer Handwerkskunst verlieren würde, war ich mir bezüglich meiner Selbstbeherrschung unsicher. "Verstehe" sagte ich, auch wenn ich es nicht tat. "Nach der Audienz kann ich sie genau hier wieder abholen?" Währenddessen ließ ich mir die Toga von Begoas richten, was schneller ging, als erwartet. Der Prätorianer hatte bei der Durchsuchung sehr viel weniger Unordnung verursacht, als ich jemals vermutet hätte. "Ihr wisst wirklich, was ihr macht. Die Toga ist ja so gut wie gar nicht verrutscht." Das war respektvoll gemeint und die Art, wie ich es sagte, zeigte das auch. Ich ließ Begoas noch alle Falten wieder richtig zurecht legen, was dennoch ein paar Minuten dauerte. Dann folgte ich dem anderen Prätorianer in den für die Audienz vorgesehenen Raum. 
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					Die Antwort war so, wie ich sie erwartet hatte. Selbst bei einer anderen Antwort hätte ich Begoas nach dem richten der Toga nach Hause geschickt. So nickte ich und breitete meine Arme aus. "Selbstverständlich." Ich fragte mich, ob die Reisesonnenuhr, die ich mit einer Lederschnur an meinem Gürtel befestigt hatte, ein unpassender Gegenstand wäre. Aber das würde mir der Prätorianer sicher sagen. 
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					"Natürlich habe ich das." Ich übergab dem Prätorianer die Einladung. "Und es ist mir bewusst, dass ich zu früh bin. Meinen Sklaven habe ich dabei, um meine Toga zu richten. Ich hoffe, dass das in Ordnung ist? Schließlich will ich ordentlich aussehen, wenn ich dem Augustus begegne." 
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					Wie im Schreiben der Administration vermerkt, fand ich mich bei der Palastwache ein. Allerdings war ich nicht um die vierte Stunde, sondern bereits um die dritte Stunde vor Ort. Da ich davon ausging, dass man mich zur Sicherheit auf Waffen durchsuchen würde, wenngleich das Waffentragen innerhalb des Pomeriums ohnehin verboten war, und ich auch die Prozeduren beim Betreten des Palatins nicht kannte, schien mir ein zeitlicher Puffer nicht verkehrt. Gekleidet in eine schlichte weiße Tunika, allerdings aus feinem Leinen, meine Toga und ungefärbte Calcei aus Kalbsleder, traf ich mit dem iunischen Sklaven Begoas an der Palastwache ein. Sollte ich wirklich durchsucht werden, würde Begoas mir anschließend die Toga wieder ordentlich richten. Ich griff an meinen Gürtel und holte meine bronzene Reisesonnenuhr hervor und richtete aus, um die Zeit noch einmal zu kontrollieren. Natürlich war noch mehr als genügend Zeit, was ich mir so bestätigen konnte. Der Wind hier oben auf dem Palatin machte die heutige Hitze fast schon erträglich. Schließlich ging ich auf die Wache zu, bis mir der Prätorianer signalisierte, stehen zu bleiben. "Salve. Mein Name ist Aulus Iunius Tacitus. Mir wurde eine Audienz beim Imperator Caesar Augustus gewährt." Zu meiner eigenen Verwunderung war ich nervös. Das würde sich durch den Zeitpuffer hoffentlich legen. 
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					Ich nahm nur ungerne etwas an, ohne dafür eine Gegenleistung zu erbringen. Andererseits konnte ich meinem Patron auch nichts aufdrängen. Manchmal muss man eben Geschenke annehmen und sich darüber freuen. "Danke sehr. Und auch danke sehr, dass du mein Patron bist. Es war eine der besten Entscheidungen, dich um dein Patronat zu bitten." Das musste ich einfach mal loswerden. 
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					"Danke. Der Fall ist für mich eher aus wissenschaftlicher Sicht wichtig, weniger aus finanzieller." Und es würde sicher nicht schaden, wenn der Kaiser meine juristische Finesse kennenlernen würde. Selbst, wenn er gegen meinen Mandanten entscheiden würde, könnte ich damit leben, so lange ich eine saubere, klare und gute Argumentation präsentieren könnte. "Kann ich mich in irgend einer Form erkenntlich zeigen?" 
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					Einen Patron mit Humor zu haben, war eindeutig etwas Gutes. Auf jeden Fall freute ich mich, dass ich so gut mit meinem Patron zurechtkam. "Tja, das war es für heute eigentlich schon fast von meiner Seite. Eine Frage bliebe mir noch: Kamst du schon dazu, den Augustus zu fragen, ob er mich bezüglich des Falls mit der entschädigungslos begradigten Straße empfängt? Wobei ich verstehen würde, wenn er Besseres zu tun hätte." 
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					"Wir haben der Welt Ordnung gebracht. Straßen sind Ordnung. Verwaltung ist Ordnung. Gesetze sind Ordnung. Aus der Ordnung entsteht Frieden. Aus Frieden entsteht Wohlstand. Und aus Wohlstand entsteht Zivilisation. Die Zivilisation ist es aber, die das Leben für alle verbessert. Die Barbaren wissen es oft nicht zu schätzen, bis sie bemerken, wie die Straßen ihr Leben vereinfachen und die Thermen ihre Gesundheit verbessern. Die Bibliotheken geben ihnen Wissen, die Theater Kultur und Unterhaltung. Die Straßen sind der Anfang, doch am Ende steht eine Verbesserung des Lebens." Das war meine Sicht auf die Errungenschaften des Imperiums. Für mich waren wir Römer auf einer Mission des Logos, um das Leben aller Menschen zu verbessern. 
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					Ich schmunzelte. "Einem jungen Mann stehen ein paar Abenteuer zu, meinst du nicht? Noch bin ich unterhalb des Alters, in dem ich zur Heirat verpflichtet wäre. Das sollte ich nutzen. Und wer weiß, vielleicht finde ich ja eine gute Partie in Germanien? Die Germaninnen sollen ja recht hübsch sein, und die Töchter aus den Ehen von Römern und Germaninnen sind hoffentlich nicht nur hübsch, sondern auch gebildet und wohlerzogen." Dass ich es hier nicht ganz ernst meinte, ließ sich deutlich heraushören. 
 
		 
		
		
	


