Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    Wir hatten Winter und doch kam es mir vor wie im Sommer. Es war nicht seine Körperwärme, die ich fast schon spürte, es war die meine, die sprunghaft anstieg bei jedem Wort.


    Wäre ich zum Denken fähig gewesen, hätte ich mich gefragt, wie ein Mann nur solche Wirkung auf mich haben konnte. So aber konnte ich nur fühlen und ich spürte fremden Atem, fremde Duft und fast schon fremde Haut.


    Nur eine Winzigkeit trennte sein Gesicht von dem meinen, dann fasste ich mir ein Herz und hob zögerlich meine Hand. Meine Augen folgen der Bewegung und ich strich kaum merklich über seine Schläfen, Wangen, Hals und Brust. An seiner Seite verweilte meine Hand und ich blickte wieder auf.

    Bei der Berührung rieselte mir ein Schauer über den Rücken und ich war hellwach, wo ich doch bislang ganz versonnen an seinen Lippen hing und der Göttersage lauschte.


    „Für mich klingt das Ende der Sage dennoch nicht schön“, versuchte ich mich wieder zu sammeln. „Sagtest du nicht ‚Aber weil du nicht meine Frau sein kannst, wirst du sicherlich mein Baum werden!’?“


    ‚So war es doch?’, fragten meine Augen. Dann spann ich den Faden weiter…


    „Unendliche Liebe aus solch großem Abstand heraus? Dann bin ich froh, dass ich nicht Daphne bin, denn ich ziehe endliche Nähe der unendlichen Ferne vor.“

    "Du verstehst was ich damit sagen wollte? Wenn der Mensch auf deinen Schultern sich vorbeugt, musst auch du automatisch einen Schritt machen, damit du dein Gleichgewicht hältst, denn sonst stürzt ihr beide um. Genauso verhält es sich, wenn sich der Mensch auf deinen Schultern seitlich oder nach hinten beugt. Folgst du, der du unten stehst, nicht in gleicher Weise dieser Bewegung, dann stürzt ihr. So handelt auch dein Pferd. Es versucht beständig sein aus den Fugen geratenes Gleichgewicht wieder herzustellen. Lerne einfach dein Pferd durch diese einfache Methode zu lenken."


    Ich lächelte Commodus an.


    "Versuch dich noch in ein paar solcher Richtungs- und Bewegungswechsel."

    „Deine Worte sie wühlen mich auf, dabei ist es nur eine Göttersage, die du erzählst“, stellte ich erstaunt fest. „Du bist ein wahrlich guter Erzähler!“


    Ich sann eine Weile nach, dann fügte ich an: „…und dennoch endet die Sage keineswegs glücklich.“


    Ich schaute ihn erwartungsvoll an, so als könne er für mich das Ende dieser Göttersage drehen.

    „Das war schon sehr gut“, lobte ich. „Nur eines kannst du noch besser machen. Zum Anhalten lehne erst dein Körpergewicht zurück. Es ist besser das Pferd durch solche Hilfen zum Verlangsamen oder Anhalten zu bewegen als durch Zug am Zügel.“


    Ich holte tief Luft und versuchte alles möglichst anschaulich zu erklären. Auch hoffte ich, Commodus spielte mit.


    „Stell dir vor du musst selbst einen Menschen auf deinen Schultern tragen. Was glaubst du passiert mit dir, wenn sich dieser Mensch nach vorn beugt? Versuch dich mal da rein zu fühlen.“


    Abwartend blickte ich Commodus an.

    „Du vergleichst uns mit einem Mythos und du denkst dabei an den goldenen Pfeil?“


    Fasziniert und zugleich erstaunt hatte ich seinen Worten gelauscht. Auch ich sprach leise, um den Moment nicht zu zerstören. Dabei kämpfte noch immer mein Verstand gegen mein Gefühl. Der Verstand warnte mich vor Vibullius, die Gefühle flogen ihm entgegen – unkontrollierbar und unaufhaltsam.


    „Du bringst es fertig und überraschst mich in allem was du sagst und tust. Vermuteten wir nicht vorhin schon im Garten die Nähe von Cupido?“ Ich musste lächeln.


    „Wie endet deine Geschichte? Ist es klug sich von Amor treffen zu lassen?“, fragte ich immer noch zweifelnd.

    Zitat

    Original von Aquinas Matinius Crassus
    Also ich finde das ganze immer weniger lustig. Es wäre mir lieber, wenn ich wüßte, daß ich mit einer 1:1 Person spreche, und nicht mit einer Tochter-ID. Es sei denn die Spielleitung hat tatsächlich göttliche Kräfte und kann alles überblicken...bis dahin...fände ich höchstens Sklaven als angemessene Tochter-IDs für annehmbar!


    Bis vor kurzem hätte ich dem noch uneingeschränkt zugestimmt. Diese Sicht hatte ich, als es mich nur 1: 1 gab. Ich hatte mich unwohl bei dem Gedanken gefühlt, auf eine Tochter-ID eines anderen zu stoßen.
    Jetzt habe ich eine Zweit-ID und schätze durchaus die Möglichkeit, dort einen ganz anderen Charakter spielen zu können. Das ist aber nur so lange angenehm, wie keine übertriebenen Intrigen im Spiel sind.


    Dann kann eine Zweit-ID nämlich zur Waffe werden und dann ist es nicht mehr witzig. Ich denke hier liegt das Problem.

    Wo soll man hinsehen bei solchen Augen? Das war jetzt die Frage und ich wusste keine Antwort darauf. Etwas unsicher auf den Beinen, Herzschlag und Atem viel zu schnell und völlig unfähig noch für einen klaren Gedanken. So hilflos hatte ich mich bisher noch nie gefühlt.


    Einerseits ausweichen wollen und dann unfähig sich zu rühren. Was tun, wenn man sich so gefangen fühlt?

    ‚Welch merkwürdiger Abbruch’, dachte ich bei mir. Es war wie ein Erwachen. Ich würde diesen Mann wohl nie verstehen. Er offenbarte gewichtige Worte und handelte völlig entgegengesetzt. Gut möglich, dass alles nur dahin gesagt war. Es sollte mich nicht wundern.


    Dann reichte ich zögerlich meine Hand. Anfassen – das war jetzt auch so eine Hürde. Gern wäre ich dem aus dem Weg gegangen, doch er ließ mir ja gar keine Wahl.


    Also die Aufregung beiseite geschoben und die Unerschütterliche gespielt.

    „Und dennoch solltest du warten und zwar auf deine Aphrodite, denn mit weniger als solch einer Liebe sollte man sich nicht begnügen. Ich zumindest lebe für diesen Traum.“


    Ich musste lächeln. Wie albern meine Worte klangen und trotzdem sprach ich weiter.


    „Bist du tugendhafter als Orion bis zu jenem Moment der Wende in deinem Leben, wird dich wohl auch kein Skorpion mehr bedrohen. Du allein weißt ob dem so ist.“


    Fast klang es wie eine Abweisung, aber was sollte ich machen? Ich konnte nicht in sein Herz sehen und der Worte kamen viele über seine Lippen zu gar mancher Frau.
    Trotzdem klopfte mein Herz ziemlich laut und fast tat es auch etwas weh.

    „Die Zügel sind nur dazu da, Hilfen zu geben. Klammere dich nicht zu sehr daran fest. Du störst sonst auch das Pferd im Maul und es wird am Ende abgestumpft gegen deine Hilfen. Versuche locker zu bleiben. Deinen Halt müssen dir deine Beine und da vor allem deine Oberschenkel geben.“


    Aufmerksam verfolgte ich die erste Gerade.


    „Und nun versuche dein Pferd aus der Bahn zu lenken, indem du dein Gewicht nach innen - in Richtung zu mir verlagerst. Dazu die Zügel anlegen, so wie ich es vorhin beschrieben habe…. Versuche es“, forderte ich Commodus auf.

    Ich musste schlucken. Er brachte mich jetzt vollends durcheinander. Hilflos sah ich mich um und dann blickte ich doch wieder in diese Augen.


    Was war eigentlich passiert? Wo war meine Sicherheit hin? Ich wünschte mich einerseits weit weg und dann doch wieder genau hier her.


    Wieder ein kurzer fragender Blick, dann schnell weggeschaut. Mein schneller Puls verhinderte ein klares Denken.


    „Zu viele Romanzen werden dir nachgesagt, als dass ich dir jetzt ohne weiteres glauben schenken kann“, erwiderte ich endlich leise.


    Ich ärgerte mich, warum ich nicht abweisender mit ihm umgehen konnte. Viel zu viel offenbarte ich so von meinen eigenen Empfindungen. Wer weiß, wann einer seiner nächsten Angriffe kam…

    „Ja sicher, jetzt geht es los“, scherzte ich, dabei war das durchaus ernst gemeint, sollte nur locker und unverkrampft klingen. Commodus machte so gar kein glückliches Gesicht auf dem Pferd.


    „Zuerst einmal nur im Schritt damit du ein Gefühl für die ungewohnte Bewegung bekommst. Versuche erst einmal nur dein Gleichgewicht zu halten. Alles andere macht mein Schulpferd von allein. Also leicht nach vorn gelehnt und wenn es zu wackelig wird, halte dich zur Not an der Mähne fest.“

    Zufrieden nickte ich.


    „In der Bewegung sieh nie nach unten. Richte deinen Blick stets nach vorn und wenn es dir möglich ist, versuche deinen Körper den Bewegungen des Pferdes anzupassenden. Arbeitest du dagegen, bringst du dein Pferd aus dem Takt. Es wird sich dann entweder nicht von der Stelle rühren, weil es nicht versteht was du willst, oder dich abwerfen im schlimmsten Fall.“


    Ich musste lachen, als ich in Commodus’ Gesicht sah.


    „Lehnst du dich leicht nach vorn, so setzt sich dein Pferd in Bewegung. Lehnst du dich wieder leicht zurück, bleibt es stehn. Willst du einen Bogen reiten, dann zieh nicht etwa dein Pferd am Zügel, sondern lege den gerade entgegen gesetzten Zügel an. Pferde sind sehr feinfühlige Tiere. Sie haben das Bestreben, dem angelegten Zügel auszuweichen. Deswegen gehen sie problemlos in die Richtung und gänzlich ohne Zug und Zwang.“


    „Hast du das in etwa verstanden? Wenn nicht, dann frag ruhig noch einmal“, munterte ich Commodus auf.

    Commodus lief, ich schrie … und hatte doch keine Chance, mein armes Pferd vor diesem Angriff zu bewahren.


    „Bei den Göttern, Commodus! Wär’ meine Stute ein Raubtier, steckten ihre Zähne jetzt in deinem Leib.“


    Ich schüttelte mit dem Kopf. „Nie wieder mit Anlauf, sondern nur aus dem Stand, mit Kraft und Eleganz und nicht mit Gewalt. Sie bot sich doch bereits an für ein bequemes Aufsitzen“, sagte ich mit leichtem Vorwurf in der Stimme.


    „Dein Pferd ist dir nur so lange ein guter Kamerad, wie du es pfleglich behandelst und selbst das letzte Wasser mit ihm teilst. Vergiss das nie bei allem was du tust! So und nun nimm erst einmal Fühlung auf. Die Oberschenkel angelegt, die Unterschenkel frei, den Rücken gerade und nie am Zügel reißen. Wie fühlt es sich an?“

    Mir war klar, ich bot gerade einen Anblick für die Götter – Tränenspuren im Gesicht, die Augen vor Ungläubigkeit geweitet und den Mund leicht aufgesperrt.


    Verhört haben konnte ich mich nicht – Vibullius sah erstmalig alles andere als souverän aus.


    Tausend Gedanken stürzten in meinem Kopf durcheinander und als mein Herz jetzt auch noch schneller zu schlagen anfing, kam erst recht keine Ordnung in meinen Kopf.


    Was sollte ich denn jetzt bloß machen? Er gefiel mir ja, er sah verdammt gut aus, aber sein Ruf war einfach nur miserabel.
    Eine von vielen? Nur ein Abenteuer? Nein, darauf hatte ich keine Lust!


    „Was ist die Liebe in deinen Augen? Eine Romanze? Ein Abenteuer? Ist sie eine Herausforderung nach der du greifst wie nach allem, nur um dich daran zu messen?“

    „Von unten betrachtet wirkt ein Pferd in jedem Fall noch wesentlich kleiner als von seinem Rücken aus“, versicherte ich Commodus mit einem wissenden Lächeln.
    Dann lenkte ich das Gespräch mit Absicht auf das 'Problem' des Aufsteigens. Je weniger ein Reiter über seine Befürchtungen nachdachte, desto besser.


    „Vielen meiner Pferde trainierte ich bereits an, durch Einknicken mit einem Vorderlauf sich für das bequemere Aufsteigen anzubieten. Ansonsten gehört es zum kleinen Reitereinmaleins, sich auch auf ein stehendes Pferd hinaufzuschwingen.“


    Aufmunternd zwinkerte ich Commodus zu.


    „Zum Aufsitzen braucht man vor allem Kraft und gut trainierte Muskeln. Man hält sich an der Mähne kurz vor dem Widerrist fest und schwingt sein rechtes Bein nach oben.“


    Ich zeigte den Widerrist und tätschelte das Schulpferd über der Schulter, grad dort, wo das Ende seiner Mähne war.


    „Zu einer solchen Aufsteigübung rate ich dir aber erst später“, sagte ich zu Commodus und wies Majesta an, sich vorn abzusenken. Als das Schulpferd mit einem Vorderlauf kniete, winkte ich Commodus heran.

    Langsam drehte ich meinen Kopf zu der gereichten Blume und anschließend blickte ich nach oben. Ich war mir nicht sicher, ob ich dem Friedensangebot Glauben schenken konnte. Allein das Zwinkern von Vibullius ließ mich an der Ernsthaftigkeit seiner Worte zweifeln.


    Dennoch nahm ich die Blume an, ein Lächeln war mir dabei aber einfach nicht möglich.


    „Dein Blut wird dich eines Tages noch Kopf und Kragen kosten, wenn du es nicht beherrschen lernst“, sagte ich nachdenklich und drehte das Blümchen zwischen zwei Fingern.


    "Es wäre schade um dich", fügte ich leise an, kaum das ich mein eigenes Wort dabei verstand. Nachdenklich atmete ich den Duft der Blüte.