Nichts war langweiliger als ein Bankett, bei dem sich lauter gesetzte Leute die Köpfe über Finanzen, Politik, Haushaltführung oder Erinnerungen an ihre Jugend zerbrachen. Es kostete mich erhebliche Beherrschung, nicht in Abständen die Augen zu rollen. Irgendwann staute sich aber so viel Unmut über die sinnlos verbrachte Zeit an, dass ich – möglichst unauffällig – das Weite in Form des Säulenganges suchte. Dort angekommen hätte ich mir am liebsten mit einem Schrei Luft gemacht. Wie konnten andere Menschen dieses dumpfe Rumhängen nur aushalten? Das war mir unbegreiflich.
Nachdenklich verknoteten sich meine Finger, als ich – den Blick auf den Boden geheftet – langsam den Gang entlang schritt. Das Leben floss zäh dahin, bot keinerlei Anlass zu besonderer oder gar euphorischer Freude, weswegen auch ein Tag dem anderen glich. Nicht einmal der Nachtspaziergang in Rom hatte diese Kette an Belanglosigkeiten spürbar unterbrochen. Ich seufzte und gab mir jede Mühe, dieses Resümee sofort wieder zu verdrängen. Vielmehr lauschte ich während des Gehens mit leicht geneigtem Kopf der Musik, deren Klang mich zu einem Tagtraum inspirierte. Tanzen schickte sich ja für eine Römerin guten Geblütes nicht, aber hier im Schutz der Dunkelheit machte ich heimlich ein paar dieser gleitenden Bewegungen, die ich vorhin bei diesem einfachen Mädchen beobachtet hatte, das sich sein Geld mit solcherlei Darbietungen verdiente. Wie wohl das Leben eines solchen Mädchens ansonsten verlief? Ob sie wohl glücklicher als ich war? Besitzstand und ein guter Name vermochten dieses Empfinden jedenfalls derzeit bei mir nicht auszulösen.
Edit: Rechtschreibung