Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    „Schulpferd heißt es deswegen, weil es geeignet ist, die oft noch ungeschickten Versucher diverser Möchtegernreiter auszuhalten“, erwiderte ich Sabellius scherzend und musste aus vollem Hals loslachen, als ich sein Aufreitmanöver beobachtete.


    „Lieber Optio! Habt Erbarmen mit dem Pferd das nächste Mal und schwingt Euer Bein aus dem seitlichen Stand über den Pferderücken.“Genug der förmlichen Anrede, jetzt ging es ernsthaft weiter.


    „Das A und O beim Reiten ist das Gleichgewicht. Finde also deine Mitte genau über der des Pferdes. So kippst du weder nach vorn, noch fällst du zurück. Presse nun deine Oberschenkel, die hoffentlich gut bemuskelt sind, an und halte gleichzeitig die Unterschenkel für Hilfen beweglich. Mit ersteren garantierst du dir einen festen Sitz, mit letzteren dirigierst du dein Pferd.“ Ich schmunzelte.


    „So, jetzt verschiebe ganz leicht dein Gewicht nach vorn, indem zu dich leicht vorlehnst. Du bringst damit dein Pferd aus dem Gleichgewicht und es muss automatisch einen Schritt nach vorn setzen, wenn es sein eigenes Gleichgewicht wiederfinden will.“ Auffordernd nickte ich Sabellius zu.


    „Verstehst du was ich meine? Auf diese Art bringst du es in den Schritt, ohne weitere Hilfen gegeben zu haben.“

    Können wir nicht improvisieren?


    Mich hat man ja auch niemand gefragt, ob ich ins kalte Wasser geworfen werden möchte. Ich wusste Anfang Dezember noch nicht mal was eine Biga, geschweige denn eine Ludi ist. Nun richte ich die Rennen aus.


    Also Freiwillige vor. Ohne Wetten ist das Ganze nur halb so spannend. ;)

    "Einverstanden! Bist du nicht zufrieden, dann bekommst du die zuviel gezahlten 10 Sesterzen zurück. Bist du zufrieden, dann behalte ich die kompletten 15.“


    ‚Sabellius – immer für Überraschungen gut’, dachte ich schmunzelnd. Nie wusste man, was er sich als nächstes ausdachte. Genau das machte die Treffen auch immer so spannend.


    „Gehen wir in die Reithalle. Mal sehen, ob ich dich dort zufrieden stellen kann.“

    „Ein aufbauendes Training - das freut mich."
    Zu dumm, ich konnte einfach nicht todernst und rein geschäftlich dreinblicken. Ein leichtes Schmunzeln lag beständig auf meinem Gesicht.


    "Nun, da du bereits die zweite Stunde anstrebst – falls dich dein Mut nicht doch noch verlässt – senke ich den Stundenpreis auf 5 Sesterzen. Nimm es als Entgegenkommen meinerseits, welches ich nur für wiederholte Aufträge anbiete. Ist dir das recht?“ Froh gelaunt zwinkerte ich Sabellius zu.

    "Cadior, du wirst hier und heute nichts mehr erreichen. Wir fahren nach Ostia und ich werde mich morgen an geeigneter Stelle erkundigen, welche Möglichkeiten es für dich gibt."


    Cadior wusste, dass er jederzeit mit meiner Unterstützung rechnen konnte. Ich schätzte seine Qualitäten. Er besaß Fähigkeiten mit Pferden umzugehen, wie kein zweiter und er war, obwohl Sklave, von urspünglich hohem Geblüt. Seine germanische Familie wurde ermordet und er in jungen Jahren als Sklave verkauft. Daher sein allgemein wenig unterwürfiger Wille, welcher mich jedoch nicht störte. Ergeben und loyal war er allein mir gegenüber und so folgte er mir auch widerspruchslos.

    "Iustus, das ist wirklich ganz lieb von dir!"


    Überrascht und überwältigt von dieser schöne Aufmerksamkeit fiel ich meinem Bruder um den Hals.


    „Lass uns doch in die Villa gehen. Der Sklave braucht sicherlich etwas Zeit, um den Censor meine Nachricht zu überbringen. In der Villa können wir in Ruhe sprechen und du kannst mir gleich von dem Treffen im Rathaus am heutigen Nachmittag erzählen“, schlug ich vor und hakte mich bei Iustus ein.

    Ich hörte, dass der Optio Sabellius wieder im Gestüt weilte und ich hatte Zeit. Was lag also näher, als ihn sofort aufzusuchen. Ich stelle meine geplanten Vorhaben zurück und begab mich zur Sattelkammer.

    „Sehr erfreut dich wieder zu sehen. Also ist die erste Reitstunde mit all ihren Blessuren und Stürzen nicht in allzu schlechter Erinnerung geblieben“, begrüßte ich lächelnd den jungen Optio und schlenderte langsam heran.


    Neben all den schwierigen Begegnungen, die ich in der letzten Zeit hatte, blieb das Treffen mit ihm in guter Erinnerung zurück.


    „Kamst du, um eine erneute Reitstunde zu erhalten, oder kann ich anderweitig behilflich sein?“
    Meine Hand streifte ganz zufällig den Sattelbock an dem ich vorbeischlenderte. Mit ihm verband ich diese amüsante Begebenheit. Abwartend lächelte ich Sabellius an.

    Ich hörte also auf den Rat Antoninus' und blieb auf dem Anwesen. Zu regeln gab es hier genug, aber meine Gedanken schweiften immer wieder ab. Was sollte diese ganze Aufregung, warum liefen alle fort und um was ging es eigentlich?


    Gespannt wartete ich auf die Rückkehr der Männer.

    „Iustus!“, rief ich gespielt entrüstet. „Natürlich bleibt der Hengst hier!“


    Ich musste lachen. Mein Bruder war heute zu Scherzen aufgelegt.


    Gleichzeitig beobachtete ich Cadior, der mit seiner Ruhe und seinem Pferdeverstand, den Hengst beruhigte. Dieser folgte ihm nun sogar ohne jegliche Anwendung von Hilfsmitteln. Über die Fähigkeiten des jungen Germanen war ich immer wieder erstaunt. Er hatte goldene Hände, wenn es um Pferde ging.


    „Wir sollten den Heimweg antreten“, schlug ich vor. „Wir fahren mit dem Wagen und Cadior nimmt den Hengst.“

    Cadior meldete mir die Ankunft des Censors. Ich begab mich umgehend in das Gestüt und sah den wartenden Sklaven.


    „In ganz Rom und Umgebung findet man keine besseren Tiere für den Aufbau einer Privatzucht als die meinen. Ich besitze seit kurzem einen Deckhengst von erlesener Qualität. Es ist mir eine Ehre den Censor zu empfangen. Richte ihm dieses aus.“

    Aurelia Deandra, seit kurzem verantwortlich für das Ressort Circensis bei der PRAESINA, lädt ein zu den Ludi Apollinaris Extraordinem. Der Count Down läuft. Wagenlenker und Setzdaten stehen fest. Die letzten Vorbereitungen im Circus Maximus laufen an, die Spannung steigt und ebenso die Aufregung der Verantwortlichen der teilnehmenden Rennställe. Die Co-Moderatorin Aquilia Flavia Agrippina bereitet sich ebenfalls schon auf die Kommentierung der sicherlich spannenden Rennen vor.


    Dem glücklichen Sieger winkt eine Gedenkmedaille. Diese soll in Zukunft ein Kennzeichen der von Aurelia Deandra ausgerichteten Spiele sein.


    Eilt also herbei Bürger Roms! Lasst euch dieses Spektakel nicht entgehen!

    Als längere Zeit kein rechtes Gespräch in Gang kam, stürzte ich mich auf die dargebotenen Köstlichkeiten. Doch auch dieser Zeitvertreib war bald vorbei und die Leckereien aufgebraucht.
    Ich wartete artig noch mehrere Stunden (um nicht zu sagen Tage ;) ), sah mich dann aber doch gezwungen, die Villa zu verlassen. Schließlich wollte ich hier nicht Hungers sterben. Ich verabschiedete mich von Messalina und Catus in der Hoffnung, dass sie mein Gehen wenigstens bemerkten. :D