Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    Heute sollte mein Hengst aus dem fernen Ägypten hier in Ostia eintreffen. Viel zu zeitig zog es mich zum Hafen. Cadior, mein Sklave, begleitete mich.
    Voller Ungeduld und Vorfreude blickte ich auf das Meer. Einige Schiffe lagen bereits im Hafenbecken, andere kreuzten noch im flacheren Küstengewässer. Ich stellte mich an den Kai und vergas die Welt um mich herum.

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    Aurelia – Gestüt und Hengststation


    Ein neuer Zuchtbetrieb mit neuen Visionen



    Geboren unter der heißen Sonne Ägyptens, hier wo die Sonnenscheibe fast senkrecht zum Horizont absteigt, wuchs er auf – Imperial – Zuchthoffnung des Gestüts Aurelia. Ein Ross voll sehniger Kraft, voll Schönheit und außerordentlicher Schnelligkeit.



    Für jemand, der ein Pferd besitzen möchte oder muss, gibt es auf der ganzen Welt nichts, was dem ägyptischen Vollblutaraber gleich käme. Er wird dich lieben wie ein Hund. Nie ist er plump, nie dumm. Wenn er etwas nicht versteht, betrachtet er es lange und mit klugen, dunklen Augen. Er hört auf deine Stimme und er scheut nicht bei jedem Geräusch. Wenn er krank ist, freut er sich über den Trost deiner Gegenwart und mit leisem Wiehern aus weiten Nüstern begrüßt er freudig deinen Schritt. Er kommt, wenn du pfeifst und weich wie Frauenlippen streicht sein Maul kosend über deine Wange. Romantik und Schönheit, Kraft, Intelligenz und Ausdauer sind in ihm vereint.


    edit: eigenes Webspace,

    Längere Zeit noch nachdem Domitianus gegangen war, stand ich in meinem Zimmer – unfähig etwas zu tun und selbst unfähig zu denken. Was ich gerade erlebte, war einer jener Augenblicke im Leben, die man nie ganz verstand und die dennoch nachhaltigen Eindruck hinterließen. Als mein Kopf langsam wieder zu arbeiten anfing, kamen mir die letzten Worte des jungen Plebejer in den Sinn. Er sagte, er wolle nach Mantua.

    Mantua – mir fiel sofort mein Pater in diesem Zusammenhang ein. Er weilte ebenfalls dort und er meldete sich seit Tagen nicht bei mir. Dabei wartete ich sehnsüchtig auf einen Antwortbrief von ihm.
    Mantua – war es Zufall oder hatte es etwas zu bedeuten, dass Domitianus ausgerechnet dorthin wollte?


    ‚Schon merkwürdig’, sagte ich zu mir selbst. ‚Was wäre, wenn er wirklich Sophus sprechen wollte? Er wird doch wohl nicht….’ Komplett durcheinander suchte ich mir eine Ablenkung und die fand ich immer bei meinen Pferden. Also ging ich zu den Stallungen und schob meine Gedanken beiseite.

    "Ich überbringe ein Geschenk für Catus und Messalina. Melde dies dem Herrn des Hauses und sofern die mit dem von mir übermittelten Geschenk Bedachten zugegen sein sollten, richte diesen meine Bitte aus, doch selbst zuerst vor diese Türe zu treten, ehe ich die Schwelle dieser Villa überschreite ", erwiderte ich auf die Einladung der Sklavin.

    "Hallo Sabellius! Wo bist du denn mit deinen Gedanken?", rief ich den jungen Optio, der augenscheinlich am Träumen war. Kopfschüttelnd lachte ich Sabellius an. Er war doch tatsächlich in einem Tagtraum gefangen gewesen. Wer weiß von was er träumte. Ich konnte es mir denken.


    Nun ging es ans Aufsteigen. Ich bat Cadior, die Stute an ihrem Reithalter so lange zu halten, bis der Optio im Sattel sitzen würde. Dann fasste ich beide Zügel und legte sie in die Linke des jungen Optio.


    „Mit deiner Linken, die die Zügel hält, musst du den Sattelknauf festhalten. Deine Rechte fasst das andere Sattelende, während du deinen linken Fuß in den Steigbügel stellst. Mit ausreichend Schwung, den ich bei dir voraussetze, stemmst du dich mit diesem Fuß nach oben und schwingst dein rechtes Bein über die Kruppe des Pferdes. Vorsicht mit der rechten Hand, die musst du natürlich wegnehmen“, lachte ich kurz. „Ich hoffe Kraft und Gelenkigkeit reichen aus, um dein Bein über die Kruppe hinweg zu schwingen ohne anzustoßen. Suche den Steigbügel auf der anderen Seite der Stute und finde alsbald dein Gleichgewicht.“
    Aufmunternd zwinkerte ich Sabellius zu.

    „Nun ja, ich überlege welche meiner Stuten ich dir geben könnte. Du sagst, du seiest bisher bestenfalls Leitern hoch geklettert“, erwiderte ich und konnte ein amüsiertes Lachen nicht ganz unterdrücken. Es reizte mich etwas, den jungen Optio herauszufordern.


    „Ich habe ein Schulpferd, dieses kann ich wohl für dich empfehlen“, sagte ich dann wieder ernst. „Ich lasse es bringen und wir üben hier in den geräumigen Gängen erst einmal das Aufsteigen.“

    „Sabellius, du verwechselst da etwas. Es ging um dein Hüfttraining und nicht um meines“, erklärte ich schmunzelnd und gleichzeitig bestimmt. Geschickt entwand ich mich den Händen des Optio. Zwar empfand ich seine Berührung durchaus erregend, doch würde ich dies niemals zugeben. Schließlich hatte ich einen Ruf als seriöse Pferdezüchterin zu verlieren.

    Die Reise von Ostia nach Rom war auch in einer Sänfte nicht eben besonders angenehm zu verbringen, denn sie zog sich etwas in die Länge. Froh war ich deshalb, als ich endlich von weitem das Anwesen der Flavier erblickte. Noch nie zuvor betrat mein Fuß die Schwelle dieser Villa. Ich war sehr gespannt auf die Bewohner und ihre Lebensart.


    Soeben angekommen, setzte ich meinen Fuß ohne zu zögern auf den Boden und blickte mich suchend nach Cadior um.

    „Wie willst du einen Tagesritt bei deiner Einheit jemals durchstehen, wenn du hier bereits nach wenigen Minuten über ein heißes Gesäß klagst?“, fragte ich lachend Sabellius und richtete mich wieder auf.
    ‚Undenkbar, das ein Optio nicht reiten konnte. Es war wohl alles nur ein Vorwand’, dachte ich insgeheim.


    Der junge Optio gefiel mir, aber er war ein Heißsporn und ich musste ihm klarmachen, dass er soo schnell bei mir nicht ans Ziel kommen würde.


    „Ich denke, nun wirst du bei einem realen Ritt alles sehr viel besser als je zuvor machen können“, sagte ich deswegen ganz sachlich und in Pferdeherrinnenmanier. Mit dem bezauberndsten Lächeln, zu welchem ich fähig war, blickte ich Sabellius an.

    Ich hörte mir die Worte des jungen Domitianus an und musste mir eingestehen, ich war zum ersten Mal beeindruckt. Ich liebte an sich die Herausforderungen und das Spiel. Doch hier stand jemand vor mir, der mir scheinbar mit Sanftmut all meine Waffen aus der Hand zu nehmen schien. Geschickt mit Worten und edel in seiner Gesinnung machte er mich einfach sprachlos.


    Unschlüssig blickte ich Domitianus an. Was sollte ich tun? Machte ich ihm Hoffnungen, zog ich mir den Ärger meiner Familie und meines Paters zu. Wies ich ihn ab, verletzte ich ihn womöglich, was er nicht verdient hatte.


    „Ich bin mir nicht sicher, was meine eigenen Wünsche betrifft“, sagte ich schließlich zögerlich. „Meine Pläne waren gänzlich andere. Besäße ich bereits eine Meinung, wäre der Unmut anderer nicht wichtig für mich.“

    Ich stellte mich hinter Sabellius und legte meine Hände auf seine Lenden.
    „Wenn du beim ersten praktischen Training auf eine meiner Stuten steigst, einen Hengst hab ich noch nicht, dann muss diese Art der Bewegung bestens sitzen“, raunte ich ihm ins Ohr. „Stell dir am besten jetzt eine Stute unter dir vor. Dann fällt er’s dir leichter, in den Rhythmus zu kommen“, war mein Ratschlag.

    Ich bemerkte das leichte Unwohlsein des Optio und musste schmunzeln. ‚Wer jedoch so frech hier hereinspaziert, der musste mit allem rechnen. Bei mir sowieso’, dachte ich amüsiert. Meine Hochachtung jedoch auch für seinen Mut, nur lockerer musste er noch werden.


    Nun denn, auf geht’s zur ersten Reitstunde…


    „Der Reiter darf für einen guten Ritt, weder die Stute in ihrem Rhythmus stören, noch in ihrer Atmung behindern. Daher ist es von großer Wichtigkeit, eine gewisse Beweglichkeit in den Hüften zu entwickeln. Vor allem beim Galopp ist es ausschließlich das Becken des Reiters, welches die Stute vorantreibt“, erklärte ich dem Optio.
    „Glaubst du, du weist eben jene Beweglichkeit auf, oder möchtest du diese hier trainieren?“, fragte ich Sabellius.

    „Ja, Sabellius?“, lächelte ich verschmitzt zurück. Nochmals streiften meine Blicke seine Gestalt. Irgendetwas schwang in der Luft und ließ diese vibrieren. Dann erinnerte ich mich aus welchem Grund der Optio mich aufgesucht hatte und kühlte meine Gedanken.


    „Vor den praktischen Erfahrungen sollten in jedem Fall erst Trockenübungen stattfinden. Hierfür steht ein Sattel auf diesem Sattelbock bereit. Setz dich bitte hin, schließe die Augen und stelle dir in deiner Fantasie ein richtiges Pferd vor. Fühle diesen Körper und dessen Wärme. Stelle dich ganz auf deine Stute ein und sage mir, wenn dies geschehen ist."

    Übermütig blitzten meine Augen. Die Gewissheit für etwas Geld, zusätzlich noch etwas Spaß zu haben, begeisterte mich. Bezahlt hatte er umgehend.


    „Folge mir in die Sattelkammer",hauchte ich ihm ins Ohr, noch bevor er dazu kam, mir zu antworten. Abschätzend wanderte mein Blick langsam von seinen Augen über die Brust nach unten und ebenso langsam wieder hinauf. Ein keckes Lächeln umspielte meinen Mund.