Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    Ich war hin und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, der hohen Fispelstimme meines Bruders wegen, in lautes Lachen auszubrechen, und der Neugier, wozu er Samira wohl treiben würde. Mit auf das Dekollete gepressten Händen versuchte ich tief durchzuatmen, um meine Beherrschung zurückzuerlangen.


    Wieder lugte ich durch den Spalt, aber da war kein Bruder mehr. Hoffentlich schlich er sich nicht hinterrücks an – jemanden erschrecken, fand ich schon immer unfair. Am besten ich verlockte ihn dazu, erneut zu sprechen, denn damit würde er seinen Standort verraten. Ich könnte mich dann meinerseits anschleichen …


    Also presste ich das Kinn an den Hals und stieß annähernd tief klingende Worte aus:


    „Wie soll ich denn das verstehen, Samira? Ist das jetzt ein weiblicher Überfall?“


    Flugs huschte ich hinter das nächste Regal, das gute Sicht und gleichzeitig gute Deckung bot und wartete mit einem lautlosen Lachen auf den Lippen auf seine Reaktion.

    Ein Schreckenslaut entfuhr mir, als der Tisch in meinem Rücken zersplitterte. Mit aufgerissenen Augen fuhr ich herum, wusste ich doch nicht, wer ihn und warum ausgelöst hatte.


    Eugenius stand noch und so lag es nahe, dass er eben aus der Haut gefahren war.


    „Bei den Göttern, Onkel Manius. Habe ich was Falsches gesagt?“

    Ein Auftakt nach Wunsch. Mensch, sind wir Deutschen gut geworden!


    Ich frage mich, ob wir nicht aus der Atmosphäre um die WM lernen könnten. Wo haben wir ein Nationalgefühl? Wo wird ein solches gefördert? Nirgends. Jetzt werden in den Straßenbahnen Fußballergebnisse durchgesagt, die Fahrgäste verbindet die Freude oder die Traurigkeit darüber. Endlich merkt man mal einen Zusammengehörigkeitsgefühl, einen Zusammenhalt. Hoffentlich sorgen die Jungs auf dem Platz dafür, dass es noch lange anhält. :dafuer:

    "Ach, Galerianus ..." Ich atmete einmal tief durch. "Weißt du, wie schwer es heutzutage ist, eine "richtige" Römerin zu finden? In Rom hat sich so viel geändert. Frauen drängen in Ämter, die zur Zeit unserer Vorfahren nur von Männern besetzt waren; es gibt sogar Männer, die solches Handeln unterstützen, sogar patrizische Männer."


    Mein Gesichtsausdruck wurde verächtlich und ich schüttelte den Kopf.


    "Tja, und in unserer Gens lehnen wir solche Handlungsweise eben ab."


    Andererseits hatte Galerianus ja auch noch viel Zeit. Er durfte ja frühestens als Stabsoffizier heiraten, nur eben eine Verlobung wäre eher drin gewesen.


    Überraschend tauchte Onkel Titus auf. Ich erhob mich und ging ihm entgegen.

    "Nun ist ja fast die gesamte Familie beieinander. Erkennst du Galerianus noch? Sophus' Bruder."

    Wirklich schwierig, das Kichern zu unterdrücken, wenn man doch über alle Maßen amüsiert ist. Hoffentlich hatte er es nicht gehört. In gebückter Haltung schlich ich mich noch etwas weiter, lugte dann durch eine Lücke zwischen den Papierstapeln, lächelte und duckte mich sogleich wieder.


    Sodann räusperte ich mich und versuchte, mit tiefer Stimmlage Brutus zu imitieren.
    „Herr, ich putze gerade die hinteren Regale.“


    Meine Hand legte sich umgehend auf meinen Mund, um bloß kein Kichern ertönen zu lassen.

    Flugs duckte ich mich, als jemand die Bibliothek betrat. Immer diese nervigen Sklaven, die irgendwelche Besucher meldeten … Ich wollte nicht auffindbar sein und stattdessen mich lieber mit Hippokrates von Kós vergnügen. So leise es eben ging, schlich ich hinter ein großes Bücherregal und hielt die Luft an, aber derjenige der mich rief, war mein kleiner Bruder – nicht eben körperlich klein, aber an Jahren etwas jünger.


    Ein verschmitztes Lächeln erhellte mein Gesicht, als ich gespannt abwartete, wie er sich weiter verhalten würde. Sollte er sich umdrehen und gehen, nahm ich mir vor, ein Mäuschenpiepen zu imitieren. Erst einmal wartete ich aber ab … :)

    Die Stirn runzelnd, las ich diesen Brief ein zweites Mal. Niemand kannte Sarmaticus so gut wie ich und von einer Adoption konnte keine Rede sein. Noch nie hatte die Aurelia einen Plebejer adoptiert.


    Ich erinnerte mich an die Zeit in Ostia zurück. Kurz nachdem Sophus mein Leben auf den Kopf gestellt hatte, traf Sarmaticus ein. Ich wusste es wie heute, denn ich hatte damals seiner Ankunft mit großer Skepsis gegenübergestanden und später hatten wir noch oft über diese Tatsache gelacht. Da gab es einen Brief, der ihn als verschollenen Aurelier auswies... Flugs ging ich in das Archiv, um ihn zu finden. Nach längerem Suchen in verstaubten Akten zog ich das Schriftstück hervor und richtig - er war keineswegs adoptiert, er war ein gebürtiger Aurelier. Bei Gelegenheit wollte ich das dem Artorier mitteilen.

    Ich sag’s nicht gern, aber in dem Fall ... Annähernd abgeschlossenes Studium der Psychologie. Zwar mit Schwerpunkt „Rechtspsychologie“ und „Pädagogischer Psychologie“, aber erstens beinhaltet letzteres „Beratung“ im allgemeinen und zweitens hast du kein „klinisches“ Problem. Ich habe keine Ahnung von psychischen Krankheiten - das mal vorab, falls hier noch welche auf die Idee kommen sollten, mich diesbezüglich anzusprechen. UND ich kann keine Gedanken lesen, ich habe auch nur zu bestimmten Menschen den absoluten Draht.


    Heute habe ich aber keine Zeit, weil Flavian Geburtstag hat. Frühestens morgen nach der Arbeit, also gegen 20 Uhr. Meine ICQ-Nummer hast du ja.

    Ich habe die ganze Zeit gedacht, diese eine Stimme wird ja wohl den Kohl nicht fett machen, aber Fakt ist, dass sie durchaus ausschlaggebend war.


    Im Nachhinein finde ich es absolut unfair, dass man Flavian, der ja nur, weil die Verhältnisse in der Prima seit Dezember saumäßig waren, die Lust an seine 10-Monate-Legionarius-ID verloren hat, und wegen Urlaubs(!) die Möglichkeit genommen hat, hier zu wählen.


    Der Spieler ist doppelt gestraft: Er wurde trotz erbrachter Leistung nie befördert und nun durfte er nicht mal wählen.



    Ich hoffe mal, dass hier mehrere Leute wenigstens ein schlechtes Gewissen haben. Hier hatte er noch Hoffnung, befördert zu werden, aber nach nochmaliger Einsatzaufforderung hätte ich auch keine Lust mehr gehabt.

    "Ja, interessant wäre es, ohne Zweifel ..."


    Liebend gerne würde ich das umsetzen, denn eine bessere Ablenkung konnte es nicht geben. Ich würde mich uneingeschränkt für meinen Cousin oder Bruder freuen, wenn sie ihr Glück finden würden. Nun allerdings überlegte ich angestrengt, welche Patrizerinnen da überhaupt in Frage kämen. Viele junge Frauen waren bereits verheiratet, meine beste Freundin war Vestalin, hm … Diese Schnepfe Honoria, die noch frei war, konnte ich unmöglich meinem Cousin antun. Sie brach mit allen guten Sitten … Die Claudia Arach… oder wie die auch immer hieß, sollte etwas schwerfällig in der Denkweise sein. Hm, das würde insgesamt schwierig werden.


    „Mal sehen, was ich auf die Beine stellen kann. An meinem Engagement soll es nicht liegen, aber du weißt ja, viele Römerinnen hängen den liberalen Einstellungen an. Es ist schon annähernd ein Kunstgriff, eine vorbildliche und zugleich liebenswerte Frau zu finden. Die Männer sind da viel traditioneller eingestellt.“


    Nachdenklich führte ich die Hand zum Kinn, blickte meinen Cousin an und versuchte von dem schwierigen Unterfangen für mich abzulenken, indem ich ihn einband.


    „Wie müsste sie denn so sein?“

    Zu Flavian: Ich übernehme das mal, weil der Spieler gerade vor zwei Stunden aus dem Urlaub kam und inzwischen im Bett liegt.



    Mir ist bekannt, dass die ID Flavian nicht mehr gespielt werden soll, die Gründe habe ich dir, Luci, per PN geschrieben. Diese Entscheidung kann vom Caesar bestätigt werden. Die von ihm vorgeschlagenen zwei Wochen Aktivität für die längst ausstehende Ernennung hat der Spieler abgelehnt.


    Haupt-ID soll dann die Zweit-ID werden, welche weißt du, Luci, und diese ID war aktiv - vor dem RL-Urlaub. Ich hoffe mal, privater Urlaub ist im IR erlaubt. Nicht jeder kann - wie ich - annähernd rund ums Jahr online sein.


    Der Spieler kann das gerne morgen bestätigen - hoffe ich mal, denn er hat heute schon über die Umstände gemault, weil man nach einem Urlaub verständlicherweise anderes zu tun hat, als solche Formalitäten zu regeln.

    Beide sind schon lange im IR und haben schon öfters gewählt. Es sind Aurelius Antoninus-Sympathisanten ... Das riecht nach Wahl-Sabotage... :D


    Nein, Quatsch, aber von Licinia habe ich das auch schon gehört. Ich dachte, sie hat sich inzwischen bei der SL gemeldet.

    Schulterzuck? Also für mich ist guter Fußball das trickreiche Umspielen von unmittelbaren Zweikampfgegnern und flüssige Kombinationen innerhalb des Teams. Ein verlässlicher Torwart und umgesetzte Torchancen sind das Sahnehäubchen.


    Diese Bolzerei gestern hatte schon nix mehr mit Fußball zu tun, eher mit Kickboxen.

    Leider gelang es mir nicht, in den Augen meines Cousins zu lesen, aber mein Schmunzeln verriet, dass ich - wie ich fand - ein hoch interessantes Thema angeschnitten hatte.


    „Ja, unter unserem Stand wird wohl keiner von uns heiraten und Mantua bietet da wirklich nicht viel“, sinnierte ich, hatte aber sofort eine Idee. „Ich könnte ja ein paar Patrizierinnen nach Mantua einladen ...“


    Meine Augen funkelten vor Vergnügen und meine aufrechte Haltung verriet die Spannung, mit der ich seine Reaktion erwartete.

    Oje, Galerianus sah zu Boden. Schämte er sich jetzt etwa meiner, weil es so aussah, als würde sich niemand für mich interessieren? ( ;) )


    „Es ist ja nicht so, dass ich oder mein Vater keine Angebote bekämen“, sagte ich daher schnell.


    ‚Wenn ich alles so reichlich hätte wie diese Anfragen, könnte ich mich glücklich schätzen’, dachte ich wehmütig. Drei Patrizier und etliche Plebejer hatten ihr Glück versucht. Sie waren nicht alle an meinen Ansprüchen gescheitert, sondern in letzter Instanz an meiner Worttreue. Wenn ich nur gewollt hätte, ich wäre längst verheiratet. Dennoch war ich Vater überaus dankbar dafür, als er mir nach der letzten Werbung des Flaviers versichert hatte, mich nicht aus taktischen Überlegungen in eine Ehe zu zwingen. Die Aurelia war nicht auf ihre Frauen angewiesen, um ihren Einfluss zu mehren.


    „Eine Hochzeit innerhalb der Familie wäre schön“, sagte ich aus meinen Gedanken heraus. „Wenn nicht ich, dann vielleicht ein anderer. Wie sieht es denn mit dir aus?“


    Mit neugierig gerecktem Kopf schaute ich lächelnd zu meinem Cousin.

    Ein dankbares Lächeln huschte bei Eugenius’ Worten über mein Gesicht. Er verstand mich eben. Manchmal bewunderte ich ihn und andere, weil ihr Auftreten scheinbar nie auf eigene Sorgen oder traurige Umstände hinwies, aber niemand konnte in das Herz eines anderen sehen und vielleicht sprach das ja auch eine ganz andere Sprache.


    „Ja, Vater ist emsig in dieser Beziehung“, pflichtete ich meinem Onkel - noch immer mit den vorherigen Gedanken beschäftigt - bei. „Ich hoffe für ihn und für uns alle, dass sein Bemühen von Erfolg gekrönt sein wird.“


    Mein Blick wanderte interessiert zu Galerianus, als er sprach, weil ich dessen Einstellungen nicht mehr kannte. Ich schmunzelte, als er geendet hatte. Seine Äußerungen waren so typisch für meine Familie wie der Löwe als Wappen - für mich eine völlig normale Denkweise.


    „Bestimmt werde ich als alte Jungfer sterben“, warf ich lächelnd ein, obwohl mir eigentlich in dieser Beziehung nicht zum Spaßen zumute war. „Das wäre dann auch ein Traditionsbruch und ja, Onkel Cicero hat mir als Ausgleich ein Hündchen geschenkt, damit ich jemanden zum Kuscheln habe.“


    Es war befreiend, sich selbst zu veralbern und so grinste ich ungeniert.

    Es gab Momente, in denen die Traurigkeit einmal hinaus musste. Zumeist schwamm mit den Tränen auch die Bedrückung fort und so kam am nächsten Tag mein eigentliches Wesen wieder zum Vorschein. Das Leben war ein Geschenk, vieles glich einem Wunder und es gab tausend Kleinigkeiten, die Freude spenden konnten.


    Ich schwang meine Füße aus dem Bett, stand auf und lief zum Fenster. Die gestrige Sonne war verschwunden, stattdessen wehte eine leichte Brise, die mich frösteln ließ. Schützend legte ich die Arme um den Körper, der sich zwar warm von der Nacht, aber zum Zeichen, dass ich fror, mit einer winzigen Gänsehaut überzogen hatte und dementsprechend uneben anfühlte. Mein Blick wanderte zum Himmel, der soeben feinen Nieselregen auf die Erde schickte.


    ‚Das ist gut für die Pflanzen’, dachte ich und streckte eine Hand zum Fenster hinaus. Wie zur Bestätigung nickte ich unmerklich dazu, drehte mich um, lief zur Tür und rief nach den Sklavinnen.