‚Interessant zu sehen, wer sich angesprochen fühlt’, dachte ich und schmunzelte. Ich hatte bewusst keine Namen bei der Beschreibung der weiblichen Senatoren genannt. Zu lustig, vieles regelte sich von selbst.
„Ah, Livia.“ Ich musste lachen. Eine Frau als Senator konnte ich einfach nicht ernst nehmen. Gleichwohl zollte ich Adria wegen ihrer unglaublich selbstlosen Einstellung hohen Respekt. Eine Frau, die längst meine und anderer Achtung erworben hatte.
„Nun, jene weisen und erfahrene Männer, von denen du sprichst, haben mitnichten in den letzten ein oder zwei Jahrhunderten - die letzten beiden Jahre mal ausgenommen - einer Frau gestattet, politische Ämter zu bekleiden. Es gibt also niemanden, dessen Magen sich umdrehen müsste. So viel zu dem.
Du hast es einzig unserem Kaiser zu verdanken, dass du in den Senat eingetreten bist, denn der Princeps ist großmütig und entgegenkommend. Doch ich frage mich immer öfter, ob es klug von mir und meinen Mitstreitern ist, Aussagen und Ausarbeitungen weiblicher Politiker zu ignorieren, so wie wir diese Person als nicht existent betrachten, oder ob es nicht klüger wäre, ähnlich den kaiserlichen Beratern, unser Ansichten vor dem Kaiser offen zu legen. Bisher wurde das versäumt.
Nun zu unserer Sprache: Ich muss da wohl eine Wissenslücke eingestehen, wenn tatsächlich von Sprachgelehrten neue Begrifflichkeiten geschaffen wurden. Würdest du mir netterweise Unterlagen zukommen lassen, in denen ich die Schreibweise jener neuen Wörter nachschlagen kann, und wann und von wem sie kreiert wurden? Oder ist es nicht vielmehr so, dass du als Frau aktuell einen männlichen Amtstitel trägst?“
Es war nicht unbedingt leicht, diese Unterhaltung mit ernsthaftem Gesichtsausdruck zu führen, aber immerhin gab ich mir jede Mühe.
„Und schlussendlich: Meinen Respekt deiner Gens gegenüber, und um den ging es in meinem ersten Redebeitrag, kann dir kein Gericht des Reiches verschaffen. Ich denke, das leuchtet ein.“