Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    Nachdenklich kräuselte sich meine Stirn.


    „Ich halte es für ungünstig, wenn die Versammlung in Germania stattfinden würde. Nicht nur, weil die meisten Mitglieder und Sympathisanten in Hispania und Italia ansässig sind, sonder weil zum Beispiel Sophus bestimmt gar nicht erst nach Germania kommen könnte, selbst bei mir wäre es ungewiss. Hach, ist das alles schwierig, dabei habe ich so auf eine schnelle Klärung gehofft, denn im Grunde ist - zumindest in meinem Umfeld - ja gar nichts so recht geregelt.“


    Über diese wenig erfreuliche Nachricht überhörte ich fast die Einladung.


    „Danke für die Einladung zur Hochzeit“, fügte ich deswegen schnell noch an. Ob sich das umsetzen ließe, musste abgewartet werden. Viel hing vom Termin der Feierlichkeit ab.

    „Nun ja, ihr kennt euch zumindest länger als ich dich kenne. Die Aurelia war bereits in der Factio Gilvus und ich habe das eine oder andere Mal zu Zeiten der Praesinazugehörigkeit Vergleiche zu hören bekommen.“


    ‚Sehr aufschlussreich das Gespräch’, dachte ich und musste schmunzeln. Das soeben Gehörte passte andererseits perfekt in mein Bild.


    „Vorschnelle Beurteilungen sind sicher nicht angebracht, da gebe ich dir Recht. Du siehst, meine Einschätzung dich betreffend, kommt immerhin auch erst knapp elf Monate nach meinem Factiowechsel. Es entspricht meiner Art, mir wichtige Dinge direkt zu äußern und aus meiner Sicht war das Gesagte wichtig genug. Betrachte dich als geschätzten Factiokollegen meiner Familie und im Besonderen von mir, mehr wollte ich nicht zu verstehen geben und du wirst mir sicher zustimmen, dass diese Unterhaltung keine Thematik für ein öffentliches Treffen war.“


    Seiner Zustimmung gewiss lächelte ich.


    „Wir können jetzt gern aktuelle Dinge die Factio betreffend besprechen. Steht denn bereits ein Stellvertreter für dich fest?“

    „So weit du es beurteilen kannst?“ Jetzt blickte ich überrascht. „Heißt das, du kannst Sophus nur in Ansätzen beurteilen?“ Andererseits wäre das typisch für meinen Pater - er redete wenig und schon gar nicht über alles. Auf Meridius’ Antwort war ich mehr als gespannt.

    Mit einem Nicken bedankte ich mich für den Saft und kostete zunächst, bevor ich der Aufforderung nachkam. Während ich das Gefäß absetzte, sann ich darüber nach, wie ich am besten die Gedanken in Worte fassen konnte.


    „Nenne mich sentimental, vermutlich bin ich das auch“, begann ich schließlich. „Mich haben viele Dinge in der Vergangenheit belastet. Aus diesem Grund habe ich mir feste Säulen gesucht, die Stabilität vermitteln. Freunde spielen in diesem Zusammenhang eine große Rolle, aber auch meine Familie, mein Pater. Du weißt, dass er dich sehr schätzt?“


    Fragend blickte ich Meridius an, fuhr dann aber weiter fort.


    „Immer, wenn mich jene Sentimentalität ergriff, habe ich mich in unsere Bibliothek zurückgezogen und alte Aufzeichnungen gewälzt. Dabei stieß ich immer wieder auf deinen Namen, ob nun im Zusammenhang mit Sophus, mit Crassus, ja selbst mit Senator Curio. Gerade mit Letzterem hat mich eine lange und zugleich tiefe Freundschaft verbunden, von der die Wenigstens wussten. Vor allem auch Crassus hat dich als Freund bezeichnet und wie ich es einschätze zu Recht. Darauf begründet sich wohl der Sonderstatus, den du für mich und die Aurelia allgemein innehast.“

    Ich nickte.


    „Mattiacus und Matinus habe ich nicht näher kennen gelernt. Maior und Livianus hingegen schätze ich inzwischen, sicher sind sie Ansprechpartner und doch …“ Eine kleine Verlegenheitspause entstand. „Du musst wissen, ich vergebe meine Sympathien und mein Vertrauen nur äußerst sparsam. Diejenigen, die beides besitzen, können sich meiner Beständigkeit sicher sein. Sagen wir so: Es gibt einen weiteren Grund, weswegen ich die anderen Decima nicht auf genau dieselbe Stufe mit dir stellen würde – ein Punkt, zu dem ich gleich kommen werde. Zunächst aber … genau die räumliche Trennung ist es ja, die einen engen Familienkontakt unmöglich macht. Germanien, das ist, tja, das ist einfach zu weit.“


    Wenig erfreut über diese Auskunft hielt ich erneut inne.

    Ich setzte mich und sann kurzzeitig nach. Es gab einiges, was ich gern angerissen hätte, war mir aber unschlüssig darin, wie sehr ich ins Detail gehen sollte. ‚Nun, es würde sich ergeben’, dachte ich und begann.


    „Zunächst, Meridius, wollte ich auf die Factio zu sprechen kommen und zwar nicht auf die derzeitige Lage, sondern meinen Beitritt. Ich habe lange, sehr lange gebraucht, bis ich in die Aurata hineingewachsen bin. Durch meine Familie bin ich konservativ geprägt und daher bis auf den heutigen Tag den damaligen politischen Idealen der Factio Albata sehr zugetan. Du weißt das sicher.“


    Ich lächelte - teils aus Verlegenheit, teils aus Sympathie.


    „Außerdem war ich aus der Praesina nicht die Tonart und Wortwahl eines Feldherrn gewohnt.“


    Mein Lächeln verstärkte sich.


    „Mit deiner Art, die Factio zu führen habe ich mich dann schnell angefreundet, mehr noch - du stellst einen bedeutenden Faktor bei meinem Arrangement mit der Partei dar, weiß ich doch inzwischen, dass du deine Familie nach denselben Grundsätzen wie Sophus führst. Diese Gemeinsamkeit unser beider Familien hat für mich einen hohen Stellenwert. Ich habe das nie geäußert und möchte es hiermit nachholen. Gleichzeitig bedaure ich sehr, dass unsere Familien keinen engen Kontakt halten können. Es wäre sicher auch in Sophus’ Sinne, wenn dem so wäre.“


    Ich hielt inne, um Meridius Gelegenheit für eine Entgegnung zu geben.

    Ich nickte, die Heimat bedeutete für mich ebenfalls sehr viel.


    „Was für dich Tarraco ist, ist für mich Mantua geworden, wobei ich mich in der Villa zu Rom ebenfalls sehr gern aufhalte. Sie birgt viele Erinnerungen – positive zudem. Erinnerungen, Meridius, ist genau DAS Stichwort. Ich möchte die Gelegenheit nutzen und hier, da wir alleine sind, zunächst Dinge ansprechen, die nie gesagt worden sind, weil sich keine Gelegenheit dafür ergeben hatte und sie auch keine Unterhaltungsthemen für Zusammenkünfte oder gar Gesellschaften sind.“


    Ich hielt inne und wartete, bis wir Platz genommen hatten. Nicht, dass meine Themen einen sicheren Sitzplatz benötigten, aber mir waren sie wichtig genug, um nicht im Stehen abgehandelt zu werden.

    Ich nickte, denn es gab in der Tat sehr viele Punkte, die es wert wären, angesprochen zu werden.


    „Hm, was ein Getränkt betrifft, habe ich da so meine Eigenart.“ Ich lächelte. Im Gunde hatte ich in allem gewisse Eigenarten. „Ich trinke kaum Wein, auch wenn das unüblich ist. Sehr gern nehme ich den Saft der Zitronatszitronen oder einfaches Quellwasser.“


    Ohne mich großartig umzusehen, folgte ich Meridius, vielmehr hing ich meinen Gedanken nach. Schon einmal hatte ich die Casa besucht. Es musste ein knappes Jahr her sein, als der Legat einen Empfang gegeben hatte. Damals befanden sich unzählige Gäste hier. Insgesamt eine ereignisreiche Zeit – letztes Frühjahr, ich dachte mit gemischten Gefühlen daran.

    „Salve, Meridius. Ich freue mich sehr, dich zu treffen.“


    Von ihm sogleich im Eingangsbereich begrüßte zu werden, wusste ich zu schätzen. Sehr sogar, denn es war in den Familien, die ich kannte, nicht üblich, die Decimer kannte ich auf privater Ebene noch nicht.


    „Dein Schreiben war in Mantua bestens aufgehoben, denn die meiste Zeit weile ich auch dort. Allerdings habe ich nach den Equiria noch allerlei Formalitäten den Rennbetrieb betreffend, zu erledigen und somit trifft es sich gut, dass auch du gerade in Rom weilst. Ich begrüße übrigens die Möglichkeit, dich zunächst allein zu sprechen.“

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Cicero
    Laut schallend musste ich lachen. Meine Nichte muss man einfach lieb haben.
    "Ha, mein Bruder und ich? Na, wir sind grundverschieden. Du willst doch wohl nicht andeuten, dass Du in mir, wie in einem offenen Buch lesen kannst."


    „Und was passiert, wenn ich jetzt „ja“ sage?“


    Ich amüsierte mich köstlich. Zudem hatte er Schluckauf, als wäre er sturzbetrunken.


    „Nein, ein religiöses Thema würde ich nicht wählen, dann lieber ein historisches, die Geschichte des Reiches betreffend oder Feldherren, Schlachten. Oft haben solche Dispute ohnehin ihr Eigenleben und entwickeln sich. Eugenius … ja, warum nicht, wobei ich ihn nur unzureichend einschätzen kann. Männer von Sophs Kaliber findet man nicht so oft … hm, lass mich überlegen. Der König, ganz klar, Meridius wäre gut, aber der hält sich fast nie in Italia auf. Macer, das wäre gut! Er ist sogar – wie ich gehört habe – die nächsten Wochen in Rom. Ich zweifle nicht daran, dass er gewählt wird, zu welchem Amt auch immer er kandidieren wird – viele Möglichkeiten gibt es ja nicht. Als frühesten Termin für Sophus wäre allerdings Anfang bis Mitte Mai einzuplanen.
    Es gibt noch einen weiteren Römer, der recht umstritten ist. Ihn zu laden wäre sicher interessant, wenn auch nicht unproblematisch - ein Aelier, Hadrianus heißt er. Bestimmt gibt es weitere, wir könnten uns umhören, aber viele tun nur so, als wüssten sie etwas, das ist das Problem. Ah, Furianus fällt mir hierzu noch ein. Ich denke, bei ihm steckt wirklich Wissen dahinter.“


    Warum überstürzen? Es war genügend Zeit, sich weitere zu überlegen. Gedanklich abwesend griff ich nach Titus’ Angebot. Von den drei Hühnern nahm ich mir natürlich nur eins. Ich war doch kein Vielfraß. Den Wein streifte ich nur flüchtig.


    Sim-Off:

    Danke! Wie gesagt, ein Huhn. :)


    „Ach, Onkel Titus, sicher weißt du das noch nicht. Ich trinke überhaupt keinen Alkohol oder sagen wir, ich muss einen Grund haben, wenn ich mir dieses Zeugs einverleibe. Es schmeckt mir einfach nicht und das ist auch kein Wunder, überlegt man sich, dass der Wein schlecht gewordener Traubensaft ist.“
    Diese Erklärung gab ich immer wieder mit großer Freude ab. Mir war schleierhaft, was Menschen an gegorenem Saft toll fanden.


    Neugierig blickte ich schließlich zur Tür. Wen wollte denn mein Onkel zu unserem Gespräch hinzuziehen?

    "Deine Worte beruhigen mich auf gewisse Weise, denn du gibst mir eine Lösung in die Hand, indem du vorschlägst, gerade in nächster Zeit besonders auf die Riten zu achten. Ich werde also reichlicher als sonst am heimischen Altar opfern und natürlich keinen Tag vergessen, aber auch die Göttertrias soll bedacht werden. Hast du einen Vorschlag zur Hand?"


    Meine Gedanken stürzten durcheinander, denn nichts war in meinen Augen schlimmer als ein drohender Rückzug der Götter.


    "Wir könnten in Kürze noch ein blutiges Opfer darbringen. Was meinst du?"

    „Ja, einen säumigen Pater gibt es bei uns“, sagte ich lachend. „Aber das ist nichts Ungewöhnliches. Mir scheint sogar, dass viele Offiziere der Legio I vergesslich sind. Macer, der ehemalige Kommandant, musste auch beständig an seine Zusagen erinnert werden.“
    Erneut lachte ich, kein Grund, sich darüber zu ärgern.


    „Was aber meinst du mit „Verhandlungen“? Zurechweisungen von säumigen Angestellten?“
    Auf die Frage nach der Erfrischung nickte ich, während ich noch immer mit meinen Gedanken bei Aristos und seinen Aufträgen verweilte.


    „Einen Vortrag? Warum nicht? Das mache ich sogar gern. Weißt du, wen ich mir noch sehr gut bei Vorträgen oder Debatten vorstellen kann? Sophus. Einmal habe ich mich zu einer Debatte mit ihm überreden lassen und ich kann dir sagen, er fährt ziemliche Geschütze auf. Ich bin ja nun gewiss nicht auf den Mund gefallen, habe teils revolutionäre Ansichten und vertrete diese mit Leidenschaft, aber Sophus … also, da kannst du als Normalsterblicher nicht mithalten. Frage ihn doch einmal. Krame einfach ein Thema aus der Geschichte unseres Reiches heraus, lade gescheite Leute dazu ein, wie zum Beispiel den König und du wirst sehen, das wird ein Abend, wie ihn Rom und Mantua noch nie gesehen haben. Ich weiß sogar weitere Römer, die sich für solche annähernd wissenschaftliche Dispute eignen würden. Es sollten aber konservative Kräfte des Landes sein, sonst würde es unschön enden.“


    Ich wäre begeistert, wenn Titus es zuwege brachte, diese besonderen Leute an einen Tisch zu holen. Es wäre einen Paukenschlag.
    Schmunzelnd folgte ich seinem Themenwechsel, zustimmend nickte ich.


    „Ja, es ist auch in meinen Augen etwas ganz Besonderes, dass er mir Kontovollmacht gegeben hat, und es kommt in der Tat einer Auszeichnung gleich. Er hätte mir genauso gut einen größeren Betrag mit der Bitte überweisen können, ihn in Raten wöchentlich an Aulus zu überweisen. Soph regelt ansonsten alles, was die Gens betrifft, alleine. Er hat mir bisher nie irgendwelche Tätigkeiten die Gens und schon gar nicht sich betreffend gestattet. Meinem Vater schon eher, einfach deswegen, weil Toni ein Mann ist.“


    Ich zwinkerte meinem Onkel zu. So war das eben in traditionellen Familien und ich hatte keinen Grund, mich zu beklagen.


    „Von meinem Vater habe ich übrigens seit langem Kontovollmacht erhalten, aber seine Erlaubnis hatte mich damals weder überrascht noch in besonderem Maße geehrt. Die beiden Männer sind grundverschieden, das macht den Unterschied. Mein Vater hält sich überhaupt nicht bedeckt, an ihn komme ich ohne weiteres ran. Er ist wie du - kein Wunder, ihr seid Brüder.“

    Plautius, ich habe es auch nicht verstanden. ;) Wichtig ist doch aber nur, wie man das Ganze umgeht. Ich (und nicht nur ich) kämpfe auch seit Tagen mit stundenlangen Blockaden. Gerade eben, die info-Adresse ging seit zwei Stunden nicht, habe ich es mit der net-Adresse probiert. Tjo, erst einmal bin ich drin. Ob es immer hilft ..., na, ich weiß nicht, auf jeden Fall nervt es. Zwei Aurelier sehen deswegen schon kaum noch ins IR.

    "Oh, das ist gut!" Ich lachte begeistert. "Wird sofort notiert."


    Fragend blickte ich die anwesenden Handwerker an. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass wir für ein solches Vorhaben einen Holzspezialisten benötigen würden.


    "Weißt du was, Mutter? Wir werden dieses Anliegen einfach den Männern vortragen. Dann sollen die sich um die jeweiligen Handwerker kümmern. Wir sammeln hier nur die Ideen. Hast du noch weitere solcher hervorragenden Einfälle?"

    Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte ich Verina und wandte mich ihr sogleich freudig lächelnd zu.


    "Du hast es also wahr gemacht, ebenfalls noch zu erscheinen."
    Kurz drückte ich ihre Hand. Wir hatten uns ja eben in der Villa noch gesehen.


    "Können dich denn Wagenrennen begeistern?"
    In dieser Sache konnte ich Verina nicht einschätzen.