„Ja, einen säumigen Pater gibt es bei uns“, sagte ich lachend. „Aber das ist nichts Ungewöhnliches. Mir scheint sogar, dass viele Offiziere der Legio I vergesslich sind. Macer, der ehemalige Kommandant, musste auch beständig an seine Zusagen erinnert werden.“
Erneut lachte ich, kein Grund, sich darüber zu ärgern.
„Was aber meinst du mit „Verhandlungen“? Zurechweisungen von säumigen Angestellten?“
Auf die Frage nach der Erfrischung nickte ich, während ich noch immer mit meinen Gedanken bei Aristos und seinen Aufträgen verweilte.
„Einen Vortrag? Warum nicht? Das mache ich sogar gern. Weißt du, wen ich mir noch sehr gut bei Vorträgen oder Debatten vorstellen kann? Sophus. Einmal habe ich mich zu einer Debatte mit ihm überreden lassen und ich kann dir sagen, er fährt ziemliche Geschütze auf. Ich bin ja nun gewiss nicht auf den Mund gefallen, habe teils revolutionäre Ansichten und vertrete diese mit Leidenschaft, aber Sophus … also, da kannst du als Normalsterblicher nicht mithalten. Frage ihn doch einmal. Krame einfach ein Thema aus der Geschichte unseres Reiches heraus, lade gescheite Leute dazu ein, wie zum Beispiel den König und du wirst sehen, das wird ein Abend, wie ihn Rom und Mantua noch nie gesehen haben. Ich weiß sogar weitere Römer, die sich für solche annähernd wissenschaftliche Dispute eignen würden. Es sollten aber konservative Kräfte des Landes sein, sonst würde es unschön enden.“
Ich wäre begeistert, wenn Titus es zuwege brachte, diese besonderen Leute an einen Tisch zu holen. Es wäre einen Paukenschlag.
Schmunzelnd folgte ich seinem Themenwechsel, zustimmend nickte ich.
„Ja, es ist auch in meinen Augen etwas ganz Besonderes, dass er mir Kontovollmacht gegeben hat, und es kommt in der Tat einer Auszeichnung gleich. Er hätte mir genauso gut einen größeren Betrag mit der Bitte überweisen können, ihn in Raten wöchentlich an Aulus zu überweisen. Soph regelt ansonsten alles, was die Gens betrifft, alleine. Er hat mir bisher nie irgendwelche Tätigkeiten die Gens und schon gar nicht sich betreffend gestattet. Meinem Vater schon eher, einfach deswegen, weil Toni ein Mann ist.“
Ich zwinkerte meinem Onkel zu. So war das eben in traditionellen Familien und ich hatte keinen Grund, mich zu beklagen.
„Von meinem Vater habe ich übrigens seit langem Kontovollmacht erhalten, aber seine Erlaubnis hatte mich damals weder überrascht noch in besonderem Maße geehrt. Die beiden Männer sind grundverschieden, das macht den Unterschied. Mein Vater hält sich überhaupt nicht bedeckt, an ihn komme ich ohne weiteres ran. Er ist wie du - kein Wunder, ihr seid Brüder.“