Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    Zitat

    Original von Gaius Decimus Maior
    Salve! , sagte ich.
    Zu spät fiel mir ein, dass sie mich ja garnicht kannte und ich mich nicht vorgestellt hatte, aber sie hatte wohl schin zur Antwort angesetzt....


    Oft suchten mich Kaufinteressenten auf, daher war mein erster Gedanke, als ich den Besucher sah, es müsse sich um einen solchen handeln. Möglicherweise konnte es sich auch um einen mir unbekannten Factiokollegen handeln. Ich würde es bald wissen.


    „Entschuldige, Onkel.“ Lächelnd wandte ich mich dem Besucher zu.


    „Salve“, grüßte ich freundlich. „Was führt dich zu mir?“

    „Da gibt es aus meiner Sicht nicht viel zu erzählen, denn ich kenne ihn nicht persönlich. Alles, was ich dir sagen könnte, wäre Weitergetragenes und darauf wollen wir uns lieber nicht stützen. Sicher weiß ich, dass er der ehemaligen Familia Flavia Catus vorstand, nachdem Catus, den ich im Übrigen sehr geschätzt habe, über den Styx gegangen ist. Nun aber sind die Familien der Flavia ja alle unter Felix’ Führung versammelt, der sich aber wiederum aus dem Renngeschäft zurückgezogen hat.
    Gern würde ich sonst höchst persönlich zu Felix gehen, denn der Pater gentis der Flavier ist mir mehr und mehr sympathisch geworden, nachdem anfangs nicht immer alles zwischen uns rund lief, als er noch Legatus Augusti war.“


    Etwas schien mir noch wichtig zu erwähnen.


    „Quirinalis wohnt in Hispania und so viel ich weiß, sind die in Rom ansässigen Flavier nicht gut auf die Spanier zu sprechen.“

    „Natürlich, das würde auch nicht meinem Naturell entsprechen“, erwiderte ich lächelnd. Sogleich setzte ich mich an den Entwurf der Schreiben und reichte ihn zur Abschrift dem Scriba. Nach deren Fertigstellung rief ich zwei Boten, die umgehend nach Hispania und Germania aufbrachen. Zufrieden drehte ich mich anschließend wieder meinem Onkel zu.


    „Es ist alles für die finanzielle Regelung in die Wege geleitet. Hilfst du mir, nun an die Vertreter der Praesina heranzutreten? Ich habe zunächst Tiberius Flavius Quirinalis angeschrieben. Die Schwierigkeit ist einfach auch die, dass die Aurelia ja vor Monaten aus der Praesina ausgetreten ist und ich nun nicht weiß, ob die Kontakte zu Catus schwerer wiegen als das Zerwürfnis mit der Factio.“

    Und ein zweiter Brief landete im Postkasten.



    An Gaius Decimus Maior
    Casa Decima, Rom



    Salve, Marcus Decimus Livianus,


    du hattest dich einmal angeboten, die Factio zu unterstützen. Wäre dies eventuell auch mit einer Spende möglich? Ich möchte gern einen Wagenlenker einkaufen, der chancenreicher als sämtliche der unseren ist und bitte dich hiermit, mich in diesem Bestreben zu unterstützen, denn ich selbst habe außer meinen Betrieben kein Einkommen. Trotzdem werde ich mich selbstverständlich ebenfalls großzügig an der Aufbringung des Kaufpreises beteiligen.



    Valete
    Aurelia Deandra
    Rennstallbesitzerin und Mitglied der Aurata

    „Davon bin ich überzeugt, denn ich habe bereits vor Monaten Aussagen hoch dekorierter Auratamitglieder bekommen, die ich nun einfach anschreiben werde.“


    Mit einem Wink zitierte ich den Schreiber heran, der sich dezent im Hintergrund aufgehalten hatte.


    „An folgende Adressen wird umgehend ein Brief zugestellt, den ich im Anschluss an die Unterredung aufsetzen werde und den du vervielfältigen, also mehrfach abschreiben wirst:
    Maximus Decimus Meridius – ein Bote ist umgehend nach Germanien zu schicken,
    Marcus Decimus Livianus – der Brief geht in die Casa Decima zu Rom, Gaius Decimus Maior ist dort ebenfalls zu erreichen,
    Marcus Decimus Mattiacus und Lucius Decimus Martinus müssen in Hispania aufgesucht werden.


    Ach ja, und an meinen Pater schreibe ich natürlich einen separaten Brief. Das wäre ja noch schöner, wenn er von mir Geschäftspost bekommt.“


    In der Hoffnung, dass der Scriba alles notiert hatte, wandte ich mich erneut an meinen Onkel.


    „Die Zeit drängt, da hast du Recht. Ich möchte versuchen, einen Lenker aus der Praesina zu erwerben. Ein Schreiben diesbezüglich habe ich bereits ausgehängt. Nun ist es leider so, dass große Teile dieser Factio verstorben oder ausgewandert sind und ich habe entsprechende Zweifel, ob mir eine rechtzeitige Kontaktaufnahme gelingen wird. Ansonsten müssen wir eben mit dem Einsatz des Lenkers, sofern wir ihn überhaupt erwerben können, bis zu den nächsten Spielen warten. Was aber machen wir, wenn uns kein Zukauf gelingt?“

    Beruhigt atmete ich auf. Mit dieser Antwort ging es mir doch gleich besser.


    "Wir haben also Brot, Wein und Weihrauch. Dann lasst uns doch jetzt zum Tempelbezirk gehen."


    Aufmunternd nickte ich meinen Begleitern zu. Ich wollte ungern noch mehr Zeit verlieren.

    Vermutlich wird es nicht funktionieren, aber ich frage trotzdem: Ist es möglich, dass ich (noch) ein Konto für die Aurata bekomme?


    Oder wenn das nicht der Fall ist, dann den Zugriff auf das bestehende? Wenn die Spendengelder für den neuen Wagenlenker auf meinem Privatkonto eingehen, verlangt das einen ziemlichen Überblick, um nicht durcheinander zu kommen.

    Eine Beschäftigte des Rennstalls Aurelia brachte Post in die Casa Decima, um sich alsdann sogleich auf den Weg zu den anderen Factiomitgliedern und damit in die anderen Provincen zu machen.



    An Marcus Decimus Livianus
    Casa Decima, Rom



    Salve, Marcus Decimus Livianus,


    du hattest dich einmal angeboten, mit Spenden die Factio zu unterstützen. Ich möchte gern einen Wagenlenker einkaufen, der chancenreicher als sämtliche der unseren ist und bitte dich hiermit, mich in diesem Bestreben zu unterstützen, denn ich selbst habe außer meinen Betrieben kein Einkommen. Trotzdem werde ich mich selbstverständlich ebenfalls großzügig an der Aufbringung des Kaufpreises beteiligen.



    Valete
    Aurelia Deandra
    Rennstallbesitzerin und Mitglied der Aurata

    "Also, die besten Lenker im Reich kann ich dir sofort zeigen."


    Ohne zu verweilen, ging ich zu meinem Schreibtisch und suchte zwischen den Akten nach der entsprechenden Information. Unzählige Wachstafeln hob ich an, bevor ich endlich die gewünschte in den Händen hielt. Erfreut hielt ich sie in die Höhe.


    "Hier ist das gute Stück." Lächelnd kam ich um den Tisch herum und zeigte meinem Onkel die Tafel.


    "Hier unten sind die Lenker der Aurata aufgelistet." Mein Finger wies auf besagte Stelle. "Du siehst, sie liegen in ihren Erfolgen deutlich unter denen der Praesina, der Purpurea und der Veneta. So einen Lenker zu erwerben, kostet aber sicher ein Vermögen und erhebliches Verhandlungstalent."


    Voller Bedenken sah ich meinen Onkel an.


    "Zu unserem Verwalter ... Na ja, man muss ihn erst kennen lernen, ehe man ihn schätzt. Er ist zuverlässig und das ist die Hauptsache. Du kannst ihm bedenkenlos die Einladung aushändigen."

    Die Tage, an denen ich darüber nachgrübelte, warum und vor allem wie es die Götter zuwege gebracht hatten, derart unterschiedliche Menschen zu erschaffen, häuften sich. Heute wollte ich dem auf den Grund gehen und begab mich in die Bibliothek. Mir lag aus Kindertagen, in denen ich dem Unterricht meiner Brüder beiwohnen durfte, in Erinnerung, einmal Erklärungsansätze darüber gehört zu haben, wusste aber nicht mehr, von welchem Gelehrten diese stammten. War es Hippokrates von Kós, Aristoteles oder gar Theophrastos von Eresos?


    Der Stapel an Büchern um mich herum wuchs, aber noch war ich nicht auf die passende Stelle gestoßen. Dummerweise las ich mich bei anderen Themen fest, wenn mich diese nach dem Anreißen faszinierten und so kam es, dass ich bereits Stunden in der Bibliothek zubrachte ...

    „Eine Kampfabstimmung?“ Ich lachte los. „Worum geht es und wie muss ich mir das vorstellen?“ In meiner Phantasie malte ich mir die Abgeordneten in Rüstungen aus, wie sie sich - eine Waffe in der Hand haltend – geduckt umschlichen und auf eine ungeschützte Stelle ihres Kontrahenten lauerten. Erneut lächelte ich.


    Hm, welche Waffe würde wohl mein Onkel gewählt haben? Dann aber begann er ein anderes Thema.


    „Flavius Furianus ist ein rechtschaffener Mann. Er vertritt die richtigen Auffassungen, wenngleich er hier und da kompromissfreudig ist, wo ich es nicht mehr sein kann. Dennoch ist dein Spruch „Alle Wege führen nach Rom“ auch in dem Fall passend. Gern würde ich ja eurer Unterhaltung lauschen …


    Ja, was deine Hilfe betrifft, ich wollte dich fragen, ob du mir in der Zukunft – womöglich könnten wir bereits jetzt Überlegungen anstellen – behilflich bist, Strategien auszuarbeiten, mit denen wir gute Lenker von anderen Factiones abwerben können. Auch diese Verhandlungen würde ich dir gern antragen. Ursprünglich hatte ich gehofft, Sophus könnte dies übernehmen, denn er ist nicht nur äußerst geschickt und redegewandt, er ist zudem der Ansprechpartner für alle Factiomitglieder in Italia. Aber du weißt ja, seine Zeit ist leider begrenzt und ich möchte ihn auch nicht mit diesen Dingen belasten.“

    Ein belustigtes Lachen erklang, als ich die Worte meines Onkels hörte. Hatte Cicero vergessen, welche Berge ich in der Lage war zu versetzen? Aber ich war es gewohnt, unterschätzt zu werden. Eine Tatsache, die mir schon oft zum Vorteil gereichte.


    „Aber Onkel, du wirst doch nicht an mir zweifeln wollen? Ich habe schon ganz andere Dinge zuwege gebracht.“


    Bloß gut, dass mein Onkel die nicht kannte. Mit Zielstrebigkeit verfolgte ich meine Vorhaben. Was ich einmal ins Auge gefasst hatte, wurde zum Abschluss gebracht – ohne Ausnahme. Ein Resignieren gab es nicht, ebenso wenig eine Akzeptanz von angeblich unabänderbaren Dingen.


    Ein sanftes Lächeln täuschte ebenso über meine Hartnäckigkeit hinweg, wie der schlanke Körper, der augenscheinlich nur grazile Bewegungsabläufe zuwege brachte, die zudem ein unauffälliges, annähernd geräuschloses Auftreten ermöglichten.
    Man konnte mich möglicherweise übersehen, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit überhören, aber niemals an den Ergebnissen meiner Bestrebungen vorbeikommen. Eben das war die Diskrepanz, mit der ich seit Jahren lebte: Einen unbändigen Willen und eine schier unerschöpfliche Kraft hatten die Götter in einen Körper und eine Seele gesteckt, wie sie unangemessener nicht sein konnten. Meine Familie wusste das.


    „Es wird dein Los sein, wie es meines ist – du wirst beständig zwischen Rom und Mantua pendeln müssen. Wie läuft es in der Curia Italica?“, fragte ich, während die Augen die Bewegungsabläufe des Hengstes immer wieder kontrollierten.


    edit: Rechtschreibung

    Ah, mein Onkel kam, hatte Aulus ihn also erreicht. Ich nickte ihm zur Begrüßung freundlich zu.


    „Ja, in der Regel schon. Mir ist bis jetzt noch kein kompetenter Trainer über den Weg gelaufen seit Cadior nicht mehr Gestütsleiter ist und ich bilde mir ein, sehr viel von Pferden, der Zucht und dem Renntraining zu verstehen. Zumindest mache ich die Vorgaben, der Überwachung des Trainings für die restlichen Pferde des Gespanns kommt weniger Bedeutung zu, aber die beiden Hengste sind mein bestes Zuchtmaterial und außerdem beide auf dem Weg, bekannte Centenarii zu werden.“


    Voller Stolz sprach ich diese Worte. Die Qualität der Hengste warf ein günstiges Licht auf meine Zucht und damit die Verkauferlöse.


    „Dabei fällt mir ein, Aulus wollte doch ein paar Plakate machen. Findest du nicht auch, dass gute Bildwerbung uns einen Vorteil verschaffen könnte?“

    Nebenbei registrierte ich, wie Aulus davonstob. Wenigstens einer, der zügig arbeitete.
    Ich nahm mir eine Wachstafel zur Hand, notierte mir nochmals den Termin des nächsten Rennens und entwarf den Trainingsplan für die beiden Gespanne.


    Anschließend ging ich in die Reithalle, um die beiden Hengste zu begutachten. Wenigstens einer war mit einem Stallknecht bereits vor Ort und ich begrüßte den Rappen zunächst durch ein Tätscheln des kräftigen Halses.


    „Aufwärmen lasse und dann will ich ihn im Trab und im Galopp sehen, an der Longe versteht sich.“


    Damit verließ ich das Reitoval und stellte mich an den Rand der Halle.




    http://home.arcor.de/de_la_cha…Rapphengst%20madallan.jpg

    Gedanklich abwesend schüttelte ich den Kopf, denn ich entwarf bereits den Trainingsaufbau für die kommenden Tage.


    „Die beiden Hengste zur Kontrolle in die Reithalle“, beauftragte ich einen zuvor gerufenen Stallknecht.


    „Welche jetzt?“


    „Boah, was für eine Frage!“ Das Wort „blöde“ konnte ich gerade noch unterdrücken. „Natürlich die Außenpferde der Gespanne – der Rappe Imperial und der Schimmel Kaisoon.“ Ich konnte begriffsstutzige Menschen nicht gut haben und rollte unzufrieden die Augen.
    Schließlich fiel mir der wartende Aulus ein.


    „Ja, ja, Aulus. Ich meine: Nein. Sonst nichts oder doch? Ach so, falls du meinen Onkel Cicero siehst, dann richte ihm doch bitte aus, er möge zum Rennstall kommen.“ :D

    Mit einem freudigen Schulterklopfen empfing ich Aulus.


    "Perfekt! Aulus, so wie du eben, müssen wir uns die nächsten Tage sputen. Wir haben ein Rennen verpasst! Das bedeutet, uns sind Erfahrungspunkte verloren gegangen!" 8o


    Mit aufgerissenen Augen schaute ich Aulus an, so als wäre er ein Gespenst und Ursache für meinen Schreck.


    "Warum lässt sich hier eigentlich keine Menschenseele blicken? Wir haben doch ein paar mehr Factiomitglieder. Arg. Egal, Aulus, wir wippen das nun allein. Ich habe bereits alle erforderlichen Daten für die beiden Gespanne, die wir ins rennen schicken, zusammengetragen und sie dem Rennleiter gemeldet. Deine Aufgabe wird nun sein, die Lenker Patroklos und Helios aufzutreiben. Lass dir was einfallen."


    Nochmals landete meine Hand auf der breiten Schulter meines Verwalters. Weh kann es nicht getan haben, denn die Handfläche war eher klein und Wucht saß eh nicht hinter meiner Statur. Sogleich musste ich auch loslachen, denn stets ging ich Herausforderungen und Stress mit Schwung und guter Laune an.

    Es kam also wieder Arbeit auf mich zu. Ein Rennen hatte die Factio bereits verpasst. Kaum zu glauben, dass es mir entgangen war, aber auch kein anderer aus der Factio hatte die Ankündigung bemerkt. Jetzt hieß es, mit besonderem Elan an das nächste heranzutreten. Die Lenker mussten instruiert werden - wo waren sie überhaupt? - die Pferde mussten ein Finaltraining erhalten, die Organisation des Rennens zumindest was unsere Wagen betraf, wollte in Angriff genommen werden.


    Wo war eigentlich mein Verwalter?


    "Aulus!", rief ich durch das Gebäude. "Hat jemand den Aulus gesehen?"

    Na, da ging doch gleich ein Lächeln auf.


    "Am liebsten würde ich alles auf einmal machen. Freunde besuchen vielleicht weniger, aber in die Natur oder ins Gestüt oder einfach durch Mantua spazieren ..., ja, das wäre wunderbar. Schön wäre ja auch ein Ausritt, aber so recht schickt es nicht, als Patrizierin zu reiten."


    Missmutig verzog ich das Gesicht.


    "Wir könnten aber ein Pferd am Führstrick nehmen und es wie einen Hund spazieren führen. Was meinst du? Ich habe das schon oft gemacht."

    "Ach, ich möchte am liebsten, dass - weil ja die Bevölkerung nicht von allein einsichtig wird - eben Gesetze dafür sorgen, dass sich die Frauen so benehmen, wie es für ein Rom unserer Zeit eben angemessen ist, aber es interessiert ja keinen. Die Frauen fühlen sich beschnitten und die Männer haben Angst, sich gegenüber den Frauen durchzusetzen, die Frauen könnten ja rebellieren oder auswandern. Es ist mitunter alles so lachhaft."


    Ich winkte ab und suchte eifrig nach einem Themenwechsel, der mir allerdings nicht auf die Schnelle einfiel.