Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    „Ja, sicher.“ Meine Gedanken wanderten zu Soph. Glück, das hatte ich auch einmal zu ihm gesagt, basierte nicht in erster Linie auf einer Heirat - es brauchte andere Voraussetzungen, um glücklich zu sein. Das Entscheidende war ein starkes Verbundenheitsgefühl, dennoch gab eine Ehe der Beziehung nicht nur die Legitimation nach außen hin, sondern demonstrierte auch die Wertschätzung gegenüber dem anderen, denn eheähnliche Gemeinschaften wurden zumeist kritisch gesehen, eine Mutter ohne angetrauten Mann für ihr Kind sogar verächtlich beäugt.


    Ich fuhr zusammen, der sachliche Ton meines Onkels hatte mich in die Wirklichkeit zurückgebracht.


    „Ich würde eine Verbindung mit der Claudia oder dem römischen Familienteil der Flavia für eine gute Wahl halten. Alles andere, Onkel, ist zweite oder schlechtere Wahl.“


    Allerdings fiel mir auch in diesen Familien keine passende Frau ein. Die einzige Claudierin, die ich gut fand, war verlobt. Die andere war mir zu einfältig. Die Flavier, der römische Familienzweig besaß gar keine, hatten nur Frauen, die bedenkenlos in die Politik gingen und dies auch noch lauthals befürworteten. Die Tiberia hatten zwei Frauen, von denen eine versprochen war, wie ich einmal gehört hatte, und die andere war verlobt und außerdem Senatorin. :rolleyes: Sowas kam nicht in die Aurelia rein, das fehlte noch. Tja und dann gab es noch diese Aurelia Antonia, die eine Commodussympathisantin war , was allein schon deswegen jede Beziehung verbot. Es sah nicht gut aus für meinen Onkel.

    „Es ist die Bestimmung einer jeden Frau und eines jeden Mannes, Rom Kinder zu schenken. Natürlich ist es damit auch ihr ganz persönliches Glück, was man ihnen sicherlich ansieht. Ich stelle es mir so vor, wissen kann ich es nicht, Onkel. Trägst du diese Sehnsucht in dir?“, fragte ich leise.

    Wieder folgten meine Augen meinem Onkel, den augenscheinlich vieles zu beschäftigen schien. Was er sagte, gab zum Teil Aufschluss darüber. Mit einem Lächeln danke ich seiner Erklärung, dass er sich für meine Ideale und die der Familie einsetzen wolle.


    „Mögen die Götter dir vollen Schutz bei deinen Vorhaben zukommen lassen. Ich wünsche es von ganzem Herzen und ich bin guter Hoffnung, dass dem so sein wird. Die Götter sind in letzter Zeit oft mit uns. Sie lassen wunderbare Dinge geschehen. Denk nur, Teile der abgespaltenen Familie haben zu uns zurückgefunden.“


    Ein glückliches Lächeln erschien und wollte nicht mehr weichen.
    Schließlich machte mein Onkel wieder diese Andeutungen.


    „Ja, sicher sollst du. Onkel, du machst mich neugierig!“


    Gespannt beugte ich mich nach vorn. Was konnte er nur haben? Gebannt sah ich zu ihm hin und ließ ihn fortan nicht mehr aus den Augen. Vielleicht verriet ja eine Geste oder sein Mienenspiel, worum es ging.

    „Soph ist Praefectus Castrorum in der LEGIO I. Das Lager befindet sich außerhalb Mantuas. Weit ist es nicht. Meine Unterstützung bei der Stärkung der konservativen Fraktion hast du in jedem Fall. Sophus wir ebenfalls darüber erfreut sein, allerdings hat er für sich einen anderen Weg gefunden, mit der Missachtung der Sitten und Bräche umzugehen.“


    Ich angelte mir ein Stück Brot und brach mir kleine Bröckchen ab. Das Frühstück gestaltete sich aufregend, sodass ich nicht wirklich zum ruhigen Essen kam.


    „Sophus hat sich in sein Lager zurückgezogen und hofft, dass ihn die Bewehrung vor den Auswüchsen der neumodischen Strömungen schützt. Er hat das Kämpfen längst aufgegeben. Wenn er allerdings den Mund aufmacht, übt er herbe Kritik an den Zuständen und verschont mit seiner „Anklage“ selbst höchste Stellen im Reich nicht. Das muss aber unter uns bleiben, Onkel.“


    Nach einem Schluck Quellwasser horchte ich dann auf. Was wollte mein Onkel wohl loswerden?


    „Ja, du …?“

    Zitat

    Original von König von Tylus
    Ich war ziemlich in Eile und deshalb erstaunt, gerufen zu werden.


    Ach ihr seid es Deandra! Ich komme aus Rom mit einem neuen Sklaven und wollte berichten, dass der Consul auf der Rostra die Götter gelästert hat!


    Ich nickte heftig.


    "TiAnO, ich war dabei und ich war entsetzt. Dieser Auftritt des Consuls hat mich dazu veranlasst, erneut Zuflucht in unserem beschaulichen Mantua zu suchen, aber lass mich dich zunächst meinen Onkel vorstellen. Er wird genau der von dir gesuchte Ansprechpartner sein."


    Ich wandte mich Titus zu.


    "Onkel, das ist der König von Tylus. Er ist der Bruder des Annaeus Florus, den ich wegen seiner vorbildlichen Ansichten und Lebensweise sehr schätze."

    Es war keine Stärke meinerseits, früh auf den Beinen zu sein. Na ja, so früh war es ja nun auch nicht mehr.


    „Ja, sicher habe ich Zeit für dich“, sagte ich noch etwas verschlafen während ich mir im Vorbeigehen ein paar Trauben aus einer Schale nahm und sie genüsslich verspeiste.


    „Ein Familienrat wäre eine gute Sache. Zwar ist es unsicher, ob Sophus dabei sein kann, aber ich würde befürworten, wenn er zumindest eine Nachricht diesbezüglich erhält. Dann kann er selbst entscheiden, ob er Zeit hat oder nicht.“


    Nachdenklich verfolgte ich die Wanderung meines Onkels, bevor ich antwortete.


    „Es ist so: Ich habe Mantua bereits im Frühherbst mehr oder weniger verlassen. Es gab ein neues Projekt, das hieß Misenum, in das ich meine Kraft gesteckt hatte. Zwischenzeitlich war ich in Germania, ebenfalls wegen Misenum. Schließlich kam noch Achaia dazwischen und die Wege danach waren alle in Rom zu erledigen. Kurzfristig habe ich Ende letzten Jahres in Mantua geweilt, bevor mich erneut Angelegenheiten nach Rom gerufen haben.


    Du musst wissen, neben meinem Einsatz für die Traditionen und die Religion verfolge ich vor allem ein Ziel: Ich möchte die Gens wieder unter Sophus’ Führung vereinigen und dafür habe ich alle Kraft und alle Zeit aufgewendet, die mir zur Verfügung stand. Deswegen weiß ich in Mantua nicht mehr so recht Bescheid, aber gemeinsam mit dir verschaffen wir uns schon einen Überblick. Mantua ist mein erstes und mein Hauptprojekt, ich werde mich immer für diese Stadt verantwortlich fühlen.“

    Einen Scriba einzustellen, hatte meine volle Zustimmung. Ich nickte sofort.


    „Wir werden annoncieren müssen. Obwohl, warte mal, mir fällt da gerade was ein. Onkel Eugenius hat seinen Sklaven freigelassen. Sprich doch einfach einmal Hagen an. Sicher könntest du ihn auch in Mantua sehr gut gebrauchen, wobei ich bei der Einstellung unseres Verwalters mich dafür ausgesprochen habe, dass er der Gens und nicht der Factio zugeordnet ist. Auch bei dem Scriba - gleich wer er ist - würde ich dafür plädieren, ihn der Gens und nicht der Curia anzuschließen. Die Aurelia - das ist mein Wunsch - soll zu einer der bedeutendsten Familien im Reich werden und Angestellte gehören da nun mal dazu.“


    Als sich mein Onkel verabschiedete, lächelte ich glücklich. Ja, alles würde gut werden, ich glaubte fest daran.



    Sim-Off:

    Lass uns bitte die Fahrt nach Mantua sparen, denn eigentlich bin ich ja bereits dort. Hier wohnen wir - unter anderem.

    „Natürlich gibt es in Mantua gewichtige Persönlichkeiten, wenngleich ich fast alle Bürger als konservativ oder zumindest verlässlich einschätzen möchte. Sollte ich eine Reihenfolge festlegen müssen, dann wäre als Gens die Annaea, die neben der Aurelia die einflussreichste ist, ebenso zu nennen, wie der wichtige Kontakt zur Legion und zum Caesar, der seit Macers Weggang die Prima kommandiert.“


    Ich seufzte kurz.


    „Macer – ich bedaure es noch heute, dass dieser für mich, für die Konservativen und allgemein den Standort Mantua wichtige Mann nach Germania versetzt wurde. Ein herber Verlust.“


    Mein Gesicht nahm einen bekümmerten Ausdruck an. Es gab Dinge, an die würde ich mich nie gewöhnen können oder sagen wir besser, eine Akzeptanz zu finden war schwer, wenn nicht sogar unmöglich.


    „Eine Zeitlang war Annaea Minervina Priesterin in Mantua. Wie der augenblickliche Stand ist …, da muss ich passen. Wir sollten das aber lieber vor Ort besprechen, Onkel. Ein Personal-Scriba fehlt der Gens zur Zeit. Nach dem aus Altersgründen ausgeschiedenen Rufus hat sich niemand um eine solche Einstellung gekümmert.“

    "In Rom stehen dir deine bisherigen Räume weiterhin zur Verfügung. Sie habe sie nie an andere gegeben. In Mantua müssten wir uns neu einrichten, aber darin sehe ich keine Schwierigkeit. Beide Landvillen sind geräumig, du wirst überrascht sein."


    Mit einem Wink gab ich den Haussklaven zu verstehen, sie mögen abräumen. Die Getränke blieben sicherheitshalber noch stehen.


    "Ich bin zuversichtlich, dass du in Mantua gewählt wirst. Ich habe gute Kontakte in der Stadt und der Name "Aurelius" hat einiges Gewicht."

    Ich schmunzelte. Mein Onkel würde meine Hilfe benötigen?


    "Ich habe bisher jedem Familienmitglied mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Das ist für mich selbstverständlich und bedarf keiner Gegenleistung. Außerdem bezweifle ich, dass du mir helfen kannst. Ich werde sehen, was die Zukunft bringt.
    Keinesfalls soll der Eindruck entstehen, ich würde mich bei dir beklagen wollen. Es ist wie es ist und es geht ja auch vorerst nur mich und ..."
    Ich lächelte verschmitzt. "... etwas an."

    Ernst und freudig zugleich trat ich vor die Menschen inmitten Mantuas.


    "Liebe Bürger, werter Wahlleiter, ich habe eine wichtige Mitteilung zu machen, doch zunächst ein paar Worte."


    Ich sah in die Runde, mein Blick streifte nicht nur über die Einwohner und die hier stationierten Soldaten, sondern auch über den Landstrich, den ich inzwischen lieb gewonnen hatte, der nach Rom eine zweite Heimat für mich geworden war.


    "Nicht ganz ein Jahr ist es her, als ich den Entschluss gefasst hatte, für mich und meine konservativen Freunde einen Flecken inmitten des Reiches zu schaffen, auf dem wir uns wohl fühlen, wo wir unsere Sehnsucht nach dem Vergangen stillen und uns geschützt von allem Abartigen, jawohl ich sage Abartigen, wissen konnten. Mantua – unverfälscht, rein, nicht erreicht von den verderblichen Strömungen, die Rom bereits überschwemmt und die Gemüter vieler Römer vergiftet haben. Ich ging zu dem damals amtierenden Legatus Augusti pro Praetore Senator Flavius Felix, bat um diese Stadt und um seinen Schutz für ein konservatives Mantua.


    Nun ist der Senator nicht mehr in der Lage uns zu schützen, wir müssen es selber tun. Sabbatia Kyria hat sich als Kandidatin für die Wahlen gestellt, doch sie war so einsichtig und hat ihre Kandidatur zurückgezogen. Hier habe ich ihre Erklärung.“


    Ich hielt den Brief gut sichtbar in die Höhe.


    Salve Omines
    Ich ziehe mein Kandidatur zur Duumvir Wahl zurrück.
    Dies aus Privaten gründen.
    Ich wünsche die anderen Kandidaten ein fairen und memorabelen Wahlkampf/gang.
    Sabbatia Kyria


    "Bürger Mantuas, so wahr ich hier stehe und ich schwöre bei allen Göttern, unsere Stadt wird eine traditionelle Vorzeigestadt bleiben. Wir nehmen keinen Bruch der Traditionen hin, hier leben wir nach den überlieferten Strukturen. Keine Frau wird Eingang in die Stadtverwaltung finden, weil es schlicht keine weiblichen Bürgermeister oder sonstige Angestellten gibt. Selbst die Begrifflichkeiten fehlen in unserem Sprachgebrach. Ich danke für euer Gehör."

    Nur zögerlich begann ich.


    „Du wärst der Erste in der Familie, der offiziell davon erfährt, denn obwohl die Entscheidung bereits vor mehr als einem Jahr gefallen ist, hat sie derjenige, um den es geht, weder innerhalb der Familie bekannt gegeben noch sich öffentlich um eine Legitimierung bemüht. Ich weiß nicht einmal, ob eine Ehe überhaupt möglich ist. Andererseits denke ich, wo ein Wille ist, da gibt es auch einen Weg. Andere haben auch eine Lösung gefunden, aber ich vermute, es gefällt ihm so wie es ist.“


    Ich kam ins Stocken, weil ich nicht einschätzen konnte, welche Einstellung mein Onkel diesbezüglich vertrat. Würde er Verständnis zeigen oder würde er mich mit Einwänden bestürmen?


    Plötzlich betrat jemand das Esszimmer, den ich nicht kannte und dessen Äußeres einerseits faszinierend andererseits furchterregend, weil fremdländisch war. Ratlos blickte ich den Fremden an und wartete auf eine Erklärung.

    Völlig in Gedanken versunken, woher ich nun am besten in Mantua einen Barbier nehmen sollte, da der letzte doch nur Assindius selbst bekannt war, schreckte ich auf.


    "Wie? Ach so. Ach, Assindius, als mein Leibsklave bist du doch auch für mein leibliches Wohl zuständig. Mach doch deiner Herrin einen schönen Eisbecher zurecht. Etwas Ausgefallenes soll neben dem Eis dabei sein. Lass dir mal was einfallen."


    Höchst gespannt auf die Kreationen eines germanischen Sklaven harrte ich der kommenden Ereignisse.

    Im Gegensatz zu Sophus konnten weder mein Onkel Titus noch mein Vater so richtig streng sein. Daher fühlte ich mich auch nicht eingeschüchtert. Ich tat wie ein gescholtenes Kind, aber nur, um ihn nicht zu verärgern. Die Bauchschmerzen, die Sophus verursachen konnte, blieben aus.
    Natürlich wusste ich, dass meine Frage unziemlich war.


    „Verzeih! Es war nicht richtig, das zu fragen.“


    Andächtig betrachtete ich nochmals die Statue und den Weihestein.


    „Ich habe mich noch gar nicht bei dir für diese wundervollen Geschenke bedankt. Es ist sehr lieb, dass du derart an mich gedacht hast.“


    Ein Küsschen landete auf der Wange meines Onkels. Vorsichtig legte ich den Weihestein zurück, behielt aber die Statue in der Hand. Mit dem Zeigefinger folgte ich den Konturen, sie war meisterhaft gearbeitet. Ohne aufzublicken, antwortete ich auf die Frage meines Onkels:


    „Die Wahl habe ich eigenständig und in Abwesenheit meines Vaters getroffen. Er weilte dazumal in Syria. Auch habe ich noch nie mit ihm darüber gesprochen …“ Ich blickte auf. „Sie ist mit Komplikationen behaftet …“