„Nicht deine Worte sind es, die mich zweifeln lassen, sondern deine Handlungen. Ein wenig auch der Mangel an Respekt, denn anders kann ich mir deine Aufsässigkeit nicht erklären.“
Ein Seufzer rutschte ungewollt über meine Lippen. Im Grunde mochte ich die direkte Art meines Sklaven. Auch hatte mir seine Grundeinstellung nie Anlass zur Kritik gegeben. Er war aufrichtig und ehrlich, doch auch immer häufiger aufsässig. Lag das an Germanien? Haderte er hier mehr mit seinem Schicksal als in Italia?
Warum machte ich mir eigentlich so viele Gedanken um ihn? Andere würden sich eines solchen Problems schnell entledigen und die Wurzel allen Ärgers einfach verkaufen. Auch gab es einen stadtbekannten Mann in Rom, der schwierige Sklaven zu zähmen wusste.
Als ich mich erhob, rutschte noch so ein dummer Seufzer heraus. Langsam wanderte ich durch den Raum. Mir war bewusst, dass ich Männer mit Rückgrad bewunderte und solche ohne dieses abgrundtief verachtete.
Auch hatte ich nie vollständig gelernt, einen Sklaven als Sache zu sehen, er war eben nebenbei ein Mann und die Spezies Mann empfand ich durchaus als interessant. Viel verstand ich nicht von ihrer Denk- und Handlungsweise, aber für Überraschungen waren sie immer gut. Nachdenklich blieb ich ihm Raum stehen.
„Ich habe deine sklavenuntypische Art stets toleriert. Manches lasse ich dir durchgehen, wofür du bei anderen mit dem Tod bestraft werden würdest. Auch belasse ich dir einen Teil deines Stolzes, indem ich nur Äußerlichkeiten an dir ändere. Innerlich darfst du in Teilen du selber sein. Wenn dir nicht klar ist, welche Gunst ich dir damit erweise, mir ist es sehr bewusst. Es kann gesellschaftlich derbe Konsequenzen für mich haben. Darum muss ich heute eine Entscheidung treffen.“
Einmal atmete ich tief durch.
„Ich kann und will weder in der Öffentlichkeit noch im persönlichen Miteinander weitere Aufsässigkeiten dulden. Du entfernst dich dann, wenn ich es dir gestatte. Du verrichtest sämtliche Dienste, für die du den Auftrag erhältst. Eigenmächtigkeiten lasse ich dir bestenfalls bei der Umsetzung meiner Wünsche durchgehen, jedoch nicht in ihrer Auslegung. Akzeptiere es bei weiterhin ehrlicher und offener Grundeinstellung, ansonsten trenne ich mich von dir.“