Beiträge von Quintus Germanicus Pilius

    Tatsächlich, es war wirklich Fango. Sabaco hatte seinen Namen gesagt. Verrückt, dass dieser kleine unscheinbare, einer der besten Bogenschützen war, den er je gesehen hatte.


    Eine Stimme riss ihn aus den Gedanken. Sabaco stand grimmig vor ihm und starrte ihn an. Er hatte noch irgendwas von separaten Bogenschützen mitbekommen. Er dachte angestrengt nach.


    Warum sind die separat?


    Ihm wollte spontan keine sinnvolle Erklärung einfallen. Vielleicht sollten diese mehr Zeit zum üben mit dem Bogen haben!? Oder gab es vielleicht auch gewisse Vertiefungsrichtungen in denen man je nach Waffengattung sich spezialisieren konnte!?


    Mit aufrechter Haltung und geradem Blick sagte er etwas zögerlich: „Ich bin mir nicht ganz sicher, oh Decurio Matinius Sabaco. Ich vermute um sich mehr auf den Kampf mit dem Bogen zu konzentrieren. Hier müssen bestimmt andere Taktiken und Szenarien geübt werden als mit der Hasta und Spatha!“

    "Klingt plausibel!" fügte er auf Fango´s Erklärung an. Pilius hoffte, dass Fango nicht nur zur Beruhigung meinte, dass dies nicht alles bei der Prüfung drankommen würde, sondern wirklich nur ein kleiner Teil relevant war. Erst jetzt bemerkte er, wie ihm nach den heutigen 40 Meilen der Magen knurrte. Mit einem Mal überkam ihn der Hunger und er freute sich auf eine kräftige Portion Essen mit einem kühlen Bier. "Ich habe einen richtigen Kohldampf. Und ein kühles Bier wäre jetzt genau das richtige.", er grinste Fango an. "Ich komm bisher gut zurecht, die Ausbildung ist sehr aufregend und ich versuche jeden Tag mein bestes zu geben. Richtig gespannt bin ich aber schon auf einen Einsatz oder eine Patrouille. Wie läuft es denn bei dir, kann man das überhaupt fragen oder sieht hier der Alltag immer anders aus?", hackte er neugierig nach.

    Pilius blinzelte ans Ende der Reihe. Wer war das, fragte er sich. Von der Statur war er etwas kleiner und drahtig. Würde zu Fango passen, dachte er, aber solch ein Ansturm und solch eine Präzision und tödliche Trefferquote. Konnte da wirklich der kleine Fango sein? Er grübelte. Durch den Helm und die volle Rüstung war der Reiter nur unschwer zu erkennen und beim besten Willen, konnte ja Pilius noch nicht die gesamte Ala nach der kurzen Zeit kennen. Sicherlich einer aus einer kleinen Spezialeinheit der Ala, aber diese kleine Figur….. der Gedanke an Fango lies ihn nicht los. Er blickte wieder zurück zu Sabaco. Vielleicht würde er etwas zum Reiter sagen. Der Blick kurz darauf wieder zum unbekannten Reiter. Oder der Reiter würde seinen Helm abnehmen. Etwas gespannt auf die Szenerie wartete Pilius ab.

    Pilius blickte interessiert auf die Tafel vor Fango. „Was für Zahlen? Wir sind im Moment noch beim Umgang der verschiedenen Waffen und Schilde. Ich wusste garnicht, dass ebenso Theorie zur Ausbildung gehört!“, er schaute Fango fragend an. Das er allein saß, weil er in seinen Schriften blätterte wunderte Pilius nicht, auch er konnte mit Zuviel Schreibkram nicht viel anfangen. Es wollte einfach nie einfach in seinen Kopf und er musste gefühlt eine Ewigkeit über etwas brüten, bevor er es sich merken konnte. Da liebte er schon zehnmal mehr die Praxis. Ihn störte es aber nicht, dass Fango höchstwahrscheinlich auch wegen seinem im ersten Moment streberhaftem Auftreten, allein war und nicht viele Freunde hatte. Er hatte gelernt Menschen nicht sofort in eine Schublade zu kategorisieren und meistens die unscheinbarsten gerade in Extremsituationen zu großem Fähig waren. Ein bisschen verunsichert schoss Pilius noch hinterher: „Ist es denn viel Stoff, der auf einen zukommt?“

    Das war beeindruckend, Pilius schaute dem Reiter hinterher. Wie dieser in vollem Tempo solch eine Präzision an den Tag legen konnte, einfach verrückt. Er mochte sich gar nicht ausmalen, wie viel hartes Training und Geduld hinter dieser Leistung steckten. Auf der anderen Seite empfand er auch ein gewissen Stolz, dass solch ein guter Schütze unter ihnen war. Auf ihn konnte man sich sicherlich gut verlassen im Gefecht, an dessen Seite zu reiten. Er war gespannt wie es weiterging.

    Pilius kniff die Augen zusammen, war das Fango, der ihn da vom Tisch herbeiwinkte. Er machte ein paar Schritte auf ihn zu. Tatsächlich, zwischen einem Stapel Schriftstücken lugte Fango hervor. „Was machst du denn hier?“ fragte er Fango freundlich

    Als Pilius endlich als letzter der Tirones das Lokal betrat, waren die anderen bereits in angeregte Gespräche vertieft. Er sah zu ihrem Tisch herüber und blieb kurz nach der Tür stehen. Wie er so etwas hasste, jeder würde seine Lebensgeschichte erzählen, jeder wollte von dem anderen wissen, was er vor dem Militär gemacht hatte und was ihn bewegte, jetzt sich gemeldet zu haben. Anschließend würde über Politik und Frauen diskutiert und jeder würde mit Geschichten prahlen, was für ein toller und harter Kerl er wär.

    Er würde alles dafür geben, jetzt lieber in voller Montur im Sattel zu sitzen. Hoffentlich ging das heut nicht so lang, er hatte keine große Lust sich mit den anderen aus Spaß zu besaufen und belanglose Gespräche über das ihre oder seine Leben zu führen. Er atmetet noch einmal tief durch.

    Am frühen Abend war Pilius endlich fertig mit dem reinigen und pflegen seiner Ausrüstung. Er hatte sich frische bequeme Kleidung angezogen und machte sich auf den Weg zu seinen bereits vorausgegangenen Kameraden. Von weitem nickte er den Wachhabenden zu und meldete als er am Tor ankam: „Salve Eques lunianus Fango“ er lächelte nachdem er sah, wer Dienst hatte. „Wie geht es dir? Wir (Gruppe der Tirones in der Ausbildung) haben für heute Abend Ausgang bekommen, ich fürchte ich bin der letzte von ihnen, der sich auf den Weg zur Taberna macht!“

    Die Tirones klopften sich gegenseitig auf die Schultern. Alle waren erleichtert die Märsche bewältigt zu haben und nach den lobenden Worten und sogar dem Ausgang für heute Abend stieg die Stimmung euphorisch an. Zu euphorisch nach Pilius Meinung, die wollte aber mit Sicherheit gerade keiner wissen und er hielt sich damit zurück. Es begann sofort wildes Gerede wo und wann man sich am besten treffen würde, Pilius war das zu Bund und so sagte er : „Lasst uns erstmal unsere Ausrüstung reinigen, dafür benötigen wir noch mindestens 1 Stunde und anschließend können wir meinetwegen noch in die Taberna pulchra unten gehen“. Glücklicherweise sahen das die meisten ein, nickten ihm zu und machten sich auf den Weg in ihre Unterkunft. Er hatte eigentlich keine große Lust da dazu war müde und abgekämpft von den täglichen Trainingseinheiten und den vier Märschen, egal ein Bier und er würde wenigstens schlafen wie ein Stein. Aber wie immer, bleibt es meistens nie bei einem Bier dachte er und du hast immer einen in der Gruppe der kein Ende kennt und der sich nicht im Griff hat. Grimmig blickte er zu den Unterkünften und machte sich ebenfalls auf den Weg.

    Pilius rückte gehorsam in Linie. Er blickte immer noch etwas wütig, nachdem die Helfer die Strohpuppe mit germanischer Kleidung, die vermutlich von einem der letzten Übergriffe stammte, aufstellte. Was sollte das jetzt, wollte Sabaco ihnen damit Furcht einflößen, wollte er zeigen, das dies bei der Ala am Limes kein Sommerurlaub wie in Italien wär, natürlich nicht. Die Gegend war für raues Klima, harte, felsige und bewaldete Landschaft bekannt mit Germanen die versuchten die Römer in Hinterhalte oder Fallen zu locken oder den Limes zu durchbrechen. Pilius ballte die Faust, er war bereit auf die Strohpuppe loszugehen. Vielleicht war es dem ein oder anderen noch nicht ganz klar, dass sie früher oder später Blut an ihren Händen hatten, er wusste worauf er sich eingelassen hatte als ne war heiß darauf mal auf eine Patrouille mitzudürfen.

    Ob er da nicht ein wenig übereifrig reagiert hatte, überlegte Pilius einen kurzen Moment lang. Klar war es etwas unüberlegt, hatte die Ausbildung ja gerade erst angefangen. Aber das Sabaco gleich den knallharten Decurio raushängen musste. Er biss die Zähne zusammen, egal, in der Ausbildung trennt sich die Spreu vom Weizen und wenn er unter schmerzen weitertrainierte er wollte es dem Decurio zeigen. Wäre nicht das erste mal, das er an seine Grenzen ging und sie versuchte weiter auszudehnen. Er rieb sich die Handgelenke die bereits gut schmerzten. Als Sabaco bei ihm vorbeikam funkelte er aus trotz ein klein wenig zurück: „Alles bestens, Decurio Matinius Sabaco“

    In den frühen Morgenstunden brach die Sonne über das römische Militärlager auf. Unter dem strengen Blick des Centurio Sabaco standen die Rekruten für ihren letzten Ausbildungsmarsch bereit. Pilius, blickte Entschlossen in die Gesichter seiner Kameraden.

    Mit voller Ausrüstung und einem schweren Rucksack beladen, begann der Marsch. Pilius spürte das Gewicht seines Gepäcks auf seinen Schultern, aber sein Geist war unbeirrbar. Er war entschlossen, sich zu beweisen und die Anerkennung seines Centurios zu verdienen.

    Die ersten Meilen verliefen relativ glatt, aber je weiter sie vorankamen, desto schwieriger wurde es. Die Regen brach über sie herein und ein Sturm tobte, der Weg führte über steinige Pfade und steile Hügel. Pilius kämpfte mit jeder Faser seines Seins.

    Gegenseitig trieben sie sich unerbittlich an, auch Pilius versuchte mit seiner Stimme gegen den Wind zu dröhnen und seiner Kameraden zu ermutigen und durchzuhalten. "Für die Ehre Roms und für eure eigene Stärke!" rief er, und seine Worte gaben hoffentlich den Rekruten die nötige Motivation, um weiterzumachen.

    Stunde um Stunde verging, und Pilius spürte die Erschöpfung in seinen Gliedern. Doch er kämpfte gegen sie an, seinen Willen fest und seinen Blick auf das Ziel gerichtet.

    Endlich, als die Sonne begann, hinter den Hügeln zu sinken, erreichten sie ihr Ziel. Erschöpft aber stolz standen die Rekruten vor Sabaco.

    Pilius fühlte einen Stolz in seinem Herzen, wie er ihn noch nie zuvor gespürt hatte. Er hatte den Marsch gemeistert, und er wusste, dass er alles erreichen konnte, was er sich vornahm, solange er seinen Willen nicht aufgab. Mit neuem Selbstvertrauen und Entschlossenheit kehrte er ins Lager zurück, bereit für die Herausforderungen, die noch vor ihm lagen.



    „Mhmm“ antwortete Pilius und dachte kurz nach. „Ich möchte einfach am besten für den Einsatz vorbereitet sein. Ich muss zugeben die Ausbildung ist sehr anstrengend und meine Hände und Arme brennen schon ziemlich stark, ich denke nur, dass es den Gegner auf dem Schlachtfeld auch nicht interessieren wird wo einem etwas weh tut oder man noch kann. Aber ich habe keine Zweifel das die Ausbildung genau die richtige sein wird, mit dem maximal möglichen Rahmen. Im Moment habe ich kein genauen Nachholbedarf, wenn ich noch Defizite in manchen Tätigkeiten habe, kann ich mich gern nochmals bei Ihnen melden Decurio Matinius Sabaco!“

    Pilius war zufrieden mit der Antwort, zeigte sie ihm, dass er bisher den richtigen Weg nahm. Aber es war ihm trotzdem noch nicht gut genug, später auf dem Schlachtfeld würde es auch keinen interessieren ob man bei den Übungen gut gewesen war, also musste er besser werden. Vor allem wollte er sich Sabaco und dessen Kampfkunst als Vorbild nehmen. So schwor er sich noch etwas mehr als die anderen zu arbeiten, er wollte sich auf einen kräftigeren Stand bringen. Jeden Morgen, nach dem aufstehen und jeden Abend, vor dem ins Bett gehen 50 Liegestützen, so nahm er sich das Ziel an diesem Tag vor, um seinen Körper noch etwas mehr an Kraft zu bekommen. „Verzeihen Sie, Decurio Matinius Sabaco, ist es möglich nach „Dienstschluss“ mit einer kleinen Pause dazwischen noch ein klein wenig weiter zu üben?“ Er wollte um jeden Preis nicht nur gut sondern besser ausgebildet sein. Ihm schmerzten zwar schon die Arme recht stark, so dachte Pilius sich aber mit einer kleinen Pause noch etwas aus sich „herauskitzeln“ zu können.

    Nach dem Vormittagstraining sollte der Marsch mit Gepäck für 20 Meilen anstehen. Nach dem stärkenden Mittagmahl fanden sich die Rekruten vor dem Tor in vollem Marschgepäck ein. Der Tag versprach ein guter zu werden, da das Wetter bereits am Morgen ungewöhnlich mild für Februar war. So marschierte die kleine Gruppe gut gelaunt los. Es ging in Richtung Süden, über Felder und durch Wälder. Der Limes immer in ihrem Rücken. Nach ungefähr 1/3 des Weges sollten sie sich westlich halten um dann anschließend in einem Dreieck den Weg in Richtung Nordosten wieder zum Kastell zurück einschlagen. Trotz der zusätzlichen Belastung durch das Gepäck ging der Marsch gut voran. Wahrscheinlich auch durch das gute Wetter, so hatten sie nicht mit matschigem oder schwierigem Untergrund zu kämpfen und konnten teilweise sogar gepflasterte Straßen nutzen. Es begann schon langsam dunkel zu werden, als der Trupp müde aber zufrieden wieder im Kastell eintraf. Pilius reinigte noch kurz seine Ausrüstung, da sie vom Staub der Straße und der Trampelpfade im Wald leicht staubig geworden war. Dann lies er sich fertig in sein Schlafplatz fallen.

    Als Sabaco mit der Hasta einen Stoß in den Holzpfahl demonstrierte krachte es ordentlich als die Spitze den Pfahl traf. Holzsplitter flogen durch die Luft und man konnte anhand des Geräuschs durch den Aufprall deutlich heraushören, was für eine immense Wucht vom Stoß des Decurio ausging. Pilius sah den Decurio hochachtungsvoll an. Wie konnte man so eine Kraft aus seinem Stoß bekommen?


    Er nahm wiederum die Hasta in die Hand und widmete sich wieder seinem Pfosten. Sabaco marschierte entlang der Rekruten und sah sich die einzelnen Stöße an. Als er bei Pilius stehen blieb und etwas über die Aufgaben und Taktiken der Ala erzählte spornten die Worte Germanicus förmlich an. Das wäre es, hart arbeiten für eine Offiziersstelle, dies wäre ein sehr interessantes Ziel. Als Sabaco seinen Satz beendete gab er seinen Interesse nach: „Wie bekommen Sie so einen Stoß mit solch einer Wucht allein schon ohne Pferd aus Ihrem Arm Decurio? Ist dies mehr die Technik der Arm und oder Handgelenk Kombination oder mehr die Kraft aus dem Oberarm?“

    Endlich erklang von Sabaco der Befehl die Schwerter wieder zurück zu legen. Pilius rieb sich mit der linken Hand das Handgelenk und den Unterarmmuskel des rechten Arms. Er spürte das Training bereits ordentlich.

    Schon kam der nächste Befehl zum ausrüsten mit der Hasta. Pilius nahm sich eine der vielen Speere. Er betrachtete ihn genau, das Holz war zwar schon etwas älter, er war aber sehr gerade. Darauf hatte er geachtet, wobei er, soweit er wusste eher selten bis nie zum Wurf verwendet wurde.

    Als die Frage des Decurio von den Mauern des Kastells widerhallte und sein Blick auf ihm zu stehen schien lächelte er kaum merkbar. Er fand es gut, dass er bei der Ausbildung integriert wurde.

    „Ähnlich den Schwertern ist die Hasta sehr viel länger als das Pilum. Ich denke wir benutzen die Hasta um den Gegner auf die Distanz, also weg von uns und vor allem von unserem Pferd zu halten. Er ist eher eine Stoßwaffe und besitzt eine stabile Spitze. Das Pilum wird eher als Wurfspeer der Bodeneinheiten benutzt und verbiegt sich leicht beim eindringen beispielsweise in ein Schild. Was wiederum den Bodeneinheiten nutzt da der Gegner dadurch gezwungen wird sein Schild aufzugeben, da es unbrauchbar ist, Decurio Matinius Sabaco“

    Pilius nahm sich ein Schild und eine Spatha. Seine Kameraden und er stachen auf die Übungspfähle nur so ein, drückten mit den Schilden gegen den Pfahl um so ein zurückdrängen des Gegners zu simulieren, um dann aus der Deckung des Schildes wieder einen stichartigen Angriff zu starten. Man konnte beobachten, dass gegen fortschreitender Zeit die Präzision immer mehr abnahm und die Handgelenke sowie Muskeln immer mehr zu schmerzen begannen. Auch Pilius musste gegen Ende die Zähne zusammenbeißen und quälte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht durch die Übungseinheit.